Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Chaotika: Der erste Miscatonic Hindin Roman
Chaotika: Der erste Miscatonic Hindin Roman
Chaotika: Der erste Miscatonic Hindin Roman
eBook187 Seiten2 Stunden

Chaotika: Der erste Miscatonic Hindin Roman

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Als Mischka in der Provinz von Leone einen Zug beobachtet, gerät er unvermutet in einen Schusswechsel und landet im Krankenhaus der Hauptstadt. Dort verliert er sofort die Kontrolle über sein Leben, als er ins Kreuzfeuer zwischen Agenten und Gangstern gerät.

Sein Glück ist die Krankenschwester Circe, die ihm mit überraschenden Mitteln beisteht und ihm dabei hilft zu versuchen, das Durcheinander zu klären. Aber auch Mischka hat einige Überraschungen parat - vor allem für sich selbst.

Gemeinsam dringen die beiden zu einem Geheimnis vor, das den gesamten Planeten betrifft.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum14. Aug. 2013
ISBN9783847621829
Chaotika: Der erste Miscatonic Hindin Roman

Ähnlich wie Chaotika

Ähnliche E-Books

Science-Fiction für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Chaotika

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Chaotika - John Aysa

    Kapitel 00

    Eine gewaltige Welle aus Dampf rollte, gleich einem abrupt aufziehenden Sandsturm von der Farbe von frischem Durchfall, die Trasse entlang und bewegte sich in Richtung Bahnstation.

    Sie verkündete die unmittelbar bevorstehende Ankunft des nahenden 1700ers.

    Scheinbar auf den zischenden Dampfkissen schwebend, unüberhörbar in allen beweglichen Teilen knirschend, knarrend wie knackend, näherte der Zug sich rasch dem Haltebereich. Ein Koloss aus Stahl, Holz und Glas, ähnlich einer mechanischen Schlange auf zahllosen Rädern die Geleise entlangrollend.

    Ein Gefährt aus der ersten Periode der technischen Revolution, das sich erhaben, mehr noch, kämpferisch dem Untergang entgegenstemmte, wissend, dass die Dämmerung über seine Art hereingebrochen war, die Dämmerung einer Nacht, der kein Morgen folgen würde.

    Mischka wartete.

    Er platzierte sich am vorderen Ende des Bahnsteigs, wo die Kraft des Antriebs die träge Masse des Fahrzeugs zum Stillstand bringen würde.

    Er kam seit vielen Jahren in regelmäßigen Abständen zum Bahnhof. Sein Interesse an Zügen im Allgemeinen hielt sich in Grenzen, er war ein Bewunderer ausschließlich des 1700er.

    Ihm imponierte die veraltete, aus einem durchgehenden Wagen bestehende, auf Gelenken wie auch Dutzenden Achsen ruhende Maschine.

    Sie verkörperte, was in den Kolonien als Werk der Pionierzeit betrachtet, mit milder Toleranz für Vergangenes angesehen wurde.

    Der aufkommende Wind brachte Wärme und Feuchtigkeit mit, Vorboten des Zuges. Mischka sah sich um. Außer ihm befanden sich bloß fünf Reisende auf dem Bahnsteig. Alle schleppten Gepäck für ihre Reise auf die andere Seite der Berge nach Central City mit, Schmelztiegel und Hauptstadt des Kontinents.

    Mehr als einen flüchtigen Blick erübrigte er nicht für die Landflüchtlinge. Er hatte kein Problem damit, wenn jemand den Mühen und der Einsamkeit dieses Landstrichs nicht gewachsen war. Er verstand den Wunsch nach einer Fahrt in ein hoffentlich leichteres Leben.

    Das Glück in der Stadt finden zu wollen war seiner Ansicht nach allerdings illusorisch, eine Reise von einem Extrem ins andere.

    Mischka nahm den Hut ab, wischte Schweiß in den Ärmel der Jacke und setzte den speckigen, alten Schattenspender auf. Kühlung erhielt er keine, aber die Augen waren halbwegs vor dem grellen Licht der gleißenden Sonne geschützt.

    Brillen verursachten ihm Kopfschmerzen, und gegen moderne, vollautomatische Implantate hegte er unfundierte Ressentiments. Von den Umständen und Kosten, die es mit sich brachte, sich die Dinger einsetzen zu lassen, zu schweigen.

    Wie sollte das Land prosperieren, wenn es nicht genügend Leute gab, die diese Breitengrade belebten und sich vermehrten, diese Landstriche dauerhaft besiedelten. Natürlich gab es reizvollere Flecken auf der Welt, aber dieses Areal hatte Charme, wenngleich überaus eigenwilligen. Das war nicht zu leugnen.

    Ging die Landflucht in diesem Tempo weiter, gab es in wenigen Jahren keinen Stopp mehr für den 1700er. Dornenbüsche und Staubhexen wären die dominierenden Spezies. Dabei war der Bahnhof eine in Vergessenheit geratene Berühmtheit.

    Der Halt befand sich genau in der Mitte der Strecke, die der Zug zurücklegte. Dummerweise hatte man verabsäumt, aus dem speziellen Standort der Station Kapital zu schlagen, einen Aufschwung herbeizuführen.

    Keinerlei Lokalitäten, fehlende Angebote, nicht ein Souvenirstand war zu finden. Niemand hatte mit den Betreibern der Bahn verhandelt, um einem längeren Zwischenstopp zu erreichen, damit Leute aussteigen und ihr Geld anbringen konnten.

    Während andere Haltepunkte auf der Strecke nach und nach modernisiert, ausgebaut und kommerzialisiert wurden, versank die Station mit dem größten Potenzial in einen Dämmerschlaf.

    Nicht mal ein zweites Gleis gab es im Ortsbereich. Nichts. Seit Gründung von Sweetwater war es selten zu nennenswerten baulichen Erneuerungen gekommen.

    Schade und kurzsichtig, da es keiner radikalen Veränderungen bedurft hätte. Modernisierung und Ausbau der Bahnstrecke waren unaufhaltsam. Entweder man war von Anfang an dabei oder man wurde vom Fortschritt überholt, versank in totaler Bedeutungslosigkeit.

    Andererseits stellten Touristen eine Plage dar.

    Eine Welle heißer Feuchtigkeit überrollte ihn, überzog Mischka mit einer Schicht winziger Tröpfchen. Die Vorboten der nachfolgenden Maschinerie trafen ein. Gleich einem Apparat aus der Hölle, lärmend, Bremsblöcke auf Rädern kreischend, hielt das Fahrzeug auf seiner Höhe. Der Stillstand ließ den nun fadenscheinigen Dampfteppich endgültig zerfasern und dahinschmelzen.

    Über Kopfhöhe öffnete sich das Fenster des Fahrerstands, der Kapitän der Maschine streckte den Kopf heraus. Wie schon viele Male zuvor nickte er grüßend in Mischkas Richtung. Der Mann hatte noch nie ein Wort an Mischka gerichtet und dieser hegte den Verdacht, dass er nicht sprechen konnte.

    Um den Zug zu steuern, musste man in letzter Konsequenz nicht die Klappe aufreißen können, sondern wissen, welche Hebel, Schalter und Tasten wann bedient werden mussten.

    Mechanik, nicht Grammatik war die Triebfeder des Zuges. Sprechen wurde sowieso überschätzt. Der 1700er war drei Wochen in einer Fahrtrichtung auf Reisen. Am elften Tag zur Mittagszeit stoppte der Zug in Sweetwater. Abgesehen von einigen Worten mit den Zugbegleitern hatte der Fahrer unterwegs kaum Ansprache. Seine Koje befand sich im Führerhaus.

    Wahrscheinlich der einsamste Job auf dieser Welt, und irgendwie fand Mischka das beneidenswert. Er redete selbst nicht viel, war nie ein großer Redner gewesen.

    Er hielt sich auch für keinen sonderlichen Geistesriesen, was ihm leidtat. Er hätte gern mehr Zeit gehabt, um das Denken zu üben, es ordentlich zu erlernen. Er war zu ziellos, unkonzentriert.

    Er grüßte den Kapitän mit einem Nicken und begann mit der nächsten Routine. Er wanderte den Bahnsteig hinab und die Flanke des 1700ers entlang, verschaffte sich einen Eindruck von der Zahl der hinzugekommenen Kratzer und abgesplitterten Stellen im Lack.

    Abschnitte des Zuges verfügten über ein zweites Deck, es gab sogar eine Miniaturterrasse. Mischka ließ den Blick schweifen, besah Staub und Schmutz, begutachtete die glänzenden, von Tausenden Kilometern Wüstenfahrt vernarbten Stahlräder.

    Er bewunderte die simple Schönheit des an die dreihundert Meter langen Gefährts: die gleich Flügeln aufklappenden Türen, die knirschend aus dem Unterboden des Zuges herausgleitenden Stufen.

    Bei diesen Fahrzeugen war von Beginn an auf modische Spielereien verzichtet worden. Man hatte sie simpel und robust gebaut, um die Störanfälligkeit gering zu halten. Sie waren darauf ausgelegt, die Passagiere sicher und bequem an ihr Ziel zu bringen.

    Was bei einer derart gewaltigen Strecke, die über eintausenddreihundert Höhenmeter und mehrere Temperaturzonen bezwang, eine Überlebensnotwendigkeit darstellte. Der 1700er vereinte Langlebigkeit und luxuriöse Funktionalität in sich wie kein Zug, der danach gebaut worden war.

    Seine Freunde hielten ihn für versponnen. Regelmäßig eine zweistündige Fahrt auf sich zu nehmen, um für eine im Vergleich lächerliche Zeitspanne einen altmodischen Zug zu bewundern, das konnte man getrost als eigenwillig bezeichnen.

    Mischka war der Erste, der das zugab.

    »Scheiß drauf«, lautete sein Kommentar. Jeder hatte einen Vogel und er war nicht mal ein Trainspotter. Er schätzte die Tier- und Pflanzenwelt, die aufgrund der harten Bedingungen extreme Auswüchse aufwies. Er mochte das Territorium, in dem er lebte, war generell ein zufriedener Mann.

    Er ging gern spazieren und bewunderte die Dinge, die er sah. Dazu gehörte der Zug. Manchmal fühlte Mischka sich alt, nicht mehr gewillt, den Entwicklungen der Moderne zu folgen.

    Der Zug war eine Art Trostspender, wie er ein Relikt aus einer vergangenen Epoche war.

    Züge stellten auf Leone das wichtigste Verkehrsmittel dar. Fliegen war nur in Ausnahmefällen ein Thema, Troposphäre und Stratosphäre wiesen Besonderheiten auf, die den Einsatz komplexer Technologien zum größten Teil unmöglich machten.

    Der Planet leistete sich mithilfe eines sogenannten Nadelöhr-Systems einen Raumhafen, damit erschöpften sich die Möglichkeiten der Hochtechnologie. Güter, deren Erstellung ein kniffliges und aufwendiges Prozedere voraussetzte, importierte man, sei es von anderen Welten oder diversen Stationen im Orbit, Fabriken, die Leone sein Eigen nannte. Diese produzierten, was auf dem Planeten nicht machbar war. Der tatsächliche Bedarf war auf diese Weise natürlich niemals zu decken, und so wurde improvisiert.

    Man hatte auf uralte Techniken zurückgegriffen, und darum konnte man seit kurzer Zeit Zeppeline durch den Himmel fahren sehen.

    Bis jetzt waren es nur ein paar und sie brachten nicht im Ansatz dieselbe Leistung wie Züge. Langsamer und weniger tragfähig. Doch man stand am Beginn einer vielversprechenden Entwicklung.

    Von einer Seilbahn zu den Sternen war die Rede, von neuen und abenteuerlichen Wegen des Transports und der Fortbewegung.

    Der hochenergetische Biotransfer, der auf einigen Welten testweise in Betrieb genommen worden war, ließ hier noch lang auf sich warten.

    In die einzelnen Atome zerlegt durch die Gegend geschossen zu werden, darauf vertrauend, dass ein Zielcomputer die Einzelteile richtig und vollständig zusammensetzte?

    Was für ein Wahnsinn! Jeder Transfer war ein Tod. Man wurde in seine Komponenten aufgelöst. Es sollte nur einen Tod geben. Sterben, um von A nach B zu gelangen, welch schwachsinnige Idee. Niemand garantierte, dass nicht der Verstand Stück für Stück dabei verloren ging. Wer wusste nachher zu sagen, ob er Erinnerungen vermisste? Eben.

    Im Endeffekt blieb der Zug die wirtschaftlichste und sinnvollste Methode, um auf Leone größere Strecken zu überwinden.

    Solang es noch einen der ohnehin nur mehr fünf 1700er gab, hatte er vor, zum Bahnhof zu pilgern, um sich an einem der Wunderwerke zu erfreuen.

    Jemand verließ den Zug. Das hatte er lange nicht mehr beobachtet. Für gewöhnlich stiegen Leute nur ein, um sich aus dem Staub zu machen.

    Mischka verlangsamte seinen Schritt, während er den Ankömmling einer ferndiagnostischen Musterung unterzog. Der Mann war in einen bodenlangen, senffarbenen Staubmantel gehüllt, trug abgewetzte Stiefel von unbestimmbarer Farbe. Auf seinem Kopf ein Hut mit Krempe, die das Gesicht beschattete, ähnlich Mischkas eigener Kopfbedeckung. Auf der Nase balancierte eine Brille mit runden, getönten Gläsern. Auf den ersten Blick wirkte diese Ausstattung deplatziert. Kein Ansässiger kleidete sich in derartiges Zeug.

    Mischka nickte zustimmend. Besonders der Mantel war clever gewählt. Ein praktischer Staubfänger, hielt die Strahlung von Leones Zentralgestirn von der Haut ab, und wenn die Sonne hinterm Horizont verschwand, spendete er Wärme.

    Nächtens in der Wüste war es eiskalt.

    Was ihn hingegen stutzig werden ließ, war das Fehlen von großem Gepäck. Der Mann transportierte nicht mehr als eine Tasche über der linken Schulter. Ein donnerndes Trompeten erschreckte Mischka. Es knirschte, knallte, die Türen klappten zu, die Treppen verschwanden im Rumpf und der Zug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.

    Dampf quoll unter den Wagen hervor. Für Augenblicke verbarg sich der Bahnhof hinter einer enorm dichten, blütenweißen Nebelwolke, die so rasch abzog, wie sie gekommen war. Dabei nahm sie den Zug mit sich.

    Etwas Neues.

    Er und der Fremde waren nicht mehr allein. Auf der anderen Seite der Trasse, am Behelfssteig mit den Laderampen, standen drei Personen über die Länge des Bahnsteigs verteilt. Sie marschierten jetzt auf einen Punkt gegenüber dem Mann im Staubmantel zu.

    Mischka musterte die Typen und hätte beinahe zufrieden gelächelt. Ja, er lag richtig. Klassische Handlanger. Leute, derer man sich bediente, wenn man eine simple Angelegenheit effektiv und nachhaltig erledigt haben wollte. Ohne sich zu scheuen, die Sache grob geraten zu lassen.

    Schwer zu sagen, woher sie stammten. Professionelle Schläger waren entweder sofort als solche zu erkennen oder sie beherrschten ihren Job wirklich.

    Mischka erstarrte mitten in der Bewegung und überlegte. Wenn er sich jetzt zu schnell bewegte, könnte er das Pech haben, die ungewollte Aufmerksamkeit dieser Typen auf sich zu ziehen und in Schwierigkeiten zu geraten. Blieb er hingegen reglos stehen, bekam er eventuell als unerwünschter Zeuge Ärger.

    Großartig. Er hatte die Wahl zwischen beschissen, beschissener und total beschissen.

    Besser, er sah zu, dass er dezent und gemütlich verschwand, in der Hoffnung, als unwichtig ignoriert zu werden.

    »Habt ihr ein Pferd für mich?«, fragte der Unbekannte.

    Die drei stutzten, dann kicherte einer von ihnen.

    Scheiße.

    »Wie es aussieht, haben wir einen Gaul zu wenig«, lachte er. Seine Kumpane fielen in das blöde Gelächter ein. Plumpe, aufgesetzte Belustigung, erzwungen vom Leitbullen, so echt wie Rosenduft beim Kacken. Obwohl ...

    Der Mann im Staubmantel schien davon nicht beeindruckt.

    »Oh nein«, sagte er. »Ihr habt zwei zu viel.«

    Doppelte Scheiße.

    Das Lachen hörte schlagartig auf.

    Absolute Scheiße.

    Die Sache geriet noch beschissener, als der Fremde

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1