Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Klinge der Finsternis
Die Klinge der Finsternis
Die Klinge der Finsternis
eBook440 Seiten6 Stunden

Die Klinge der Finsternis

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Klinge der Finsternis ist ein klassischer Fantasyroman, der die uralte Geschichte von Gut gegen Böse aufgreift. Der Held dieser Geschichte, Arius, ist zunächst ein nicht ganz so strahlend weiß gewandeter Held, wie andere Helden.
Ihn umgibt ein Geheimnis von tödlichem Ausmaß. Sein Weg der Rache an seinem Widersacher, dem Hexer Drakis al Harp, führt ihn mit einer Schar Abenteurer auf eine gefährliche Reise. Voller Magie, Dämonen und Götter.
Kann Arius es schaffen, das Böse aufzuhalten und gleichzeitig sein eigenes, finsteres Geheimnis zu ergründen?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Nov. 2023
ISBN9783347583894
Die Klinge der Finsternis
Autor

Mike Zoglowek

Mike Zoglowek studierte Medizinisches Informationsmanagement an der Hochschule Hannover und ist Angestellter in der pharmazeutischen Industrie. Er wurde 1989 in der Nähe von Hannover geboren und lebt bis heute dort. Sein Interesse am Lesen von Romanen, vor allem Fantasy, prägte sich bereits früh aus und führte schließlich zu seinem ersten eigenen Roman.

Ähnlich wie Die Klinge der Finsternis

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die Klinge der Finsternis

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Klinge der Finsternis - Mike Zoglowek

    KAPITEL 1: ZUM GOLDENEN FASAN

    Die Taverne »Zum Goldenen Fasan« hatte ihren Namen nicht wirklich verdient. Weder wirkte das rostige, verwitterte Schild über dem Eingang besonders golden, noch sah der Vogel darauf auch nur im Entferntesten aus wie ein Fasan. Er schien eher eine Mischung aus einem kleinen Schwein mit einem langen Hals und einem plumpen Vogel zu sein. Auch das einfache Haus wirkte lieblos dahingezimmert. Die kleinen Fenster waren dreckig und die Wände waren wohl einst geweißelt, wirkten aber nun eher dunkelgrau.

    Ein paar Meilen entfernt konnte man hinter dem Haus einen kleinen Forst erahnen, durch den sich eine breite Straße schlängelte. Es dämmerte bereits und war, obwohl erst Herbst, schon ungewöhnlich kühl.

    Das Innere der Taverne war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Dies war auch nicht weiter überraschend, war der »Goldene Fasan« eine der letzten Tavernen, bevor man die Hauptstadt der Östlichen Königslande erreichte, Silberfels. Sicherlich gab es noch weitere Möglichkeiten zur Übernachtung und Verpflegung nach einem langen Ritt, aber der »Goldene Fasan« war eine Spelunke, die sich so ziemlich der ärmste Bauer leisten konnte und in der selbst dem bösartigsten Halsabschneider keine Fragen gestellt wurden.

    Genau aus diesem Sammelsurium von Charakteren setzten sich die Gäste zusammen. Vorn an dem langen Kiefernholztresen saßen einige Kaufleute, bei denen dieser Begriff noch geschmeichelt war. Sie gehörten eher zu der Sorte, die einen ehrlichen Mann ohne Skrupel über den Tisch ziehen würden. Unter ihnen wurde nicht viel geredet, hauptsächlich ging es um den möglicherweise bevorstehenden Krieg mit den Südlichen Königslanden und die daraus resultierenden Gewinnmöglichkeiten für sie.

    Ein schmieriger, pomadiger Mann führte das Wort. Er war klein, hatte aber so feiste Augen, sodass er trotz seiner geringen Größe durchaus halsabschneiderisch aussah. Sein Gewand war aus schlichtem Stoff und an seinem Gürtel trug er einen gefährlich gebogenen Dolch. Seine Stiefel waren aus derbem Leder und vom langen Ritt schlammbespritzt.

    »Überlegt doch mal«, raunte er seinen beiden Begleitern zu und lehnte sich vor. »Was könnte uns ein Krieg für einen Gewinn einbringen? Einen mächtigen sage ich euch! Die Leute werden aus Angst vor Nahrungsmittelknappheiten, Krankheiten und plündernden Horden so ziemlich alles hamstern wollen.«

    »Hmm«, machte einer seiner Begleiter, ein dicker, pausbäckiger Mann. »Aber was bringt es uns, wenn alle Kunden tot sind? Ich habe gehört, Drakis al Harp hat die Schwarze Feste erobert, die Schwarze Feste! Soweit ich mich erinnern kann, ist die in tausend Jahren noch nicht gefallen. Aber kein Wunder, er soll bei weitem einer der mächtigsten Hexenmeister sein, die je vom Zaubererrat verbannt wurden. Und als wäre das nicht genug, soll er sich einer Armee aus Dämonen, Hexern, Söldnern und anderen finsteren Gestalten bedienen. Ich weiß nicht, ob wir davon überhaupt profitieren könnten.«

    Immer wieder wurde ihr Gespräch von lautem Gelächter der anderen Gäste unterbrochen.

    »Ach sei nicht so feige! Die Schwarze Feste hat er doch schon vor langer Zeit erobert«, grollte der feiste Halsabscheider. »Sollte er wirklich in die Östlichen Königslande einfallen, dann verkaufen wir eben ihm unsere Waren. Hexenmeister und Dämonen hin oder her, allerlei Waren werden auch die benötigen. Abgesehen davon, hat der Süden schon einmal gegen den Osten verloren, bedenkt das.«

    »Warten wir erst einmal ab, was uns morgen in Silberfels erwartet«, sagte der dritte Händler. »Vielleicht ist ja alles nur halb so schlimm und wir können einfach weiter unseren Geschäften nachgehen.« Während er das sagte, spielte er gedankenverloren an einem der Ringe, der an seinem vor Dreck und Fett strotzenden Finger saß.

    »Ja, vielleicht hast du Recht, aber dennoch sollten wir es zumindest nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Denkt an meine Worte.«

    Und damit wandten sie sich wieder ihrem Wein zu.

    Wieder ertönte dröhnendes Gelächter. Es kam von einem der zwei Runden Tische in der Mitte. An diesem saßen vier Männer, dem Aussehen nach Söldner aus dem Norden. Sie alle waren mit großen und kleinen Äxten bewaffnet und trugen trotz der aufgeheizten Luft im Wirtshaus dicke Lederrüstungen, die mit Fell beschlagen waren. Aus ihrem Grölen und Gelächter war zu entnehmen, dass sie bereits einiges getrunken hatten.

    Die Söldner sahen sich auffallend ähnlich, sie alle hatten rotblondes, zu langen Zöpfen geflochtenes Haar und ebenso lange Bärte. Ihnen war anzusehen, dass sie durchaus kampferprobt waren und ihre breiten, muskulösen Körper waren durch zahlreiche Schlachten gestählt.

    Derjenige, der der Anführer zu sein schien, war jedoch selbst unter ihnen ein wahrer Hüne und besaß Oberarme, so dick wie Baumstämme. Sein Bart war bei weitem der längste, denn unter den Kriegern des Nordens wurde der Bart erst wieder rasiert, wenn dessen Träger im Zweikampf besiegt wurde. Und so lang wie der Bart des Söldnerführers war, wurde er wohl noch nie besiegt. An seinem Stuhl lehnte eine gewaltige Doppelaxt, die mit feinen Runen verziert war. Man konnte sich gut vorstellen, dass die Kombination aus diesem riesigen Mann und der nicht minder riesigen Axt eine äußerst tödliche und verheerende war.

    »Erinnert ihr euch noch an den dicken Tuchhändler aus dem Süden, den wir über den Königspass eskortieren sollten?«, donnerte er.

    »Haha, du meinst den mit der hohen Fistelstimme?«, fragte der kleinste unter ihnen, wobei selbst er immer noch ziemlich groß war.

    »Genau der! Wisst ihr noch, als wir überfallen wurden und er versucht hat sich zwischen seinen Tuchballen zu verstecken? Und wir dachten, er sei verschleppt worden, so gut war er versteckt!« Bei diesen Worten hob er den gewaltigen Humpen Bier an die Lippen und trank, bis es ihm auf den Bart spritzte.

    »Und während wir ihn suchten, hörten wir plötzlich seine dünne Stimme: ›Helft mir, helft mir doch!‹«, lachte der dritte und schlug sich mit der massigen Hand auf die Schenkel.

    »Und als wir ihn fanden, steckte er kopfüber in einem Tuchballen und strampelte mit den Beinen! Bei den Göttern! War das ein Anblick!«, prustete der vierte und alle fielen lauthals in sein Gelächter ein.

    Ihre Unterhaltung bestand im Wesentlichen aus Kriegsgeschichten, vergangenen Kämpfen und Abenteuern. Manches klang nach purer Prahlerei, doch wer die vier massigen Nordmänner und ihre tödlichen Äxte sah, der wusste, dass viele dieser Geschichten wahr sein mussten.

    Der kleine, speckige Wirt hinter dem Tresen quittierte jedes neuerliche Auflachen mit einem Augenrollen. Er hasste solche Gestalten. Gaben mit ihren Kriegsgeschichten an und taten so als gehörte ihnen die Welt. Dabei stellten sie ihr Schwert auch nur in den Dienst desjenigen, der am besten bezahlte. Oder in diesem Fall ihre Axt. Immerhin füllten diese ausfälligen Söldner seine Kasse.

    Er wischte seine, vom Bierzapfen feuchte Hand an seiner dreckigen Schürze ab und wischte dann mit selbiger gedankenverloren ein Glas aus.

    Während er dies tat, schweifte sein Blick über die Gäste seiner Taverne und heftete sich auf eine Gruppe Bauern, die den zweiten runden Tisch in der Mitte besetzten. Obwohl selbst von niederer Geburt, hielt der Wirt sie allesamt für Bauerngesindel. Nach seiner Auffassung trinken sie am Abend nur ein Bier und verschwinden dann wieder.

    Seinen trüben Gedanken nachhängend trocknete er weiter das Glas ab, obwohl es dadurch eher schmutziger als sauberer wurde.

    Die Gruppe Bauern unterhielt sich wesentlich gesitteter, als es die vier Söldner am Nebentisch taten. Sie waren alle in einfache Arbeitskleidung gehüllt und trugen grobe Stiefel, die schon bessere Tage erlebt hatten. Dies traf auch auf die Bauern selbst zu.

    Durch den viel zu kalten und nassen Sommer war die Ernte schlecht ausgefallen. Hinzu kam noch die Abgabe an die Krone, die bereits jetzt Weizen für einen womöglich bevorstehenden Krieg bunkerte.

    Der größte und dünnste unter den Bauern führte das Wort, während ihm die anderen zuhörten und gelegentlich zustimmten oder widersprachen.

    »Tja, wir stehen kurz vor einem Krieg, der zweite, den ich erlebe, und ich sage euch: Das wird alles noch schlimmer. Wir haben bereits jetzt kaum genug Nahrung für unsere Familien und dann auch noch dieser miserable Sommer!«, sprach er eindringlich auf seine Kumpane ein.

    »Wenn ich nur daran denke, dass unser König, Thorgan der Zweite, ein Bursche von nicht einmal zwölf Jahren ist.« Er spie das Wort König förmlich aus, feine Spucketropfen benetzen das Holz des Tisches.

    Der junge Mann neben ihm, der selbst kaum älter als sechzehn Jahre war, ergriff das Wort.

    »Aber Vater, er wird doch immerhin von diesem alten Berater geleitet, wie heißt der noch? Malathas? Der hat doch schon den Großvater unseres Königs beraten, Thorgan den Ersten. Und dann dessen Sohn König Thorwald. Und beide haben den Ersten und Zweiten Königskrieg gewonnen.«

    Sein Vater nippte bedächtig an seinem Bier und blickte auf ihn herab.

    »Ja schon möglich. Aber Großberater Malathas ist alt geworden und der Verlust von König Thorwald lastet mit Sicherheit schwer auf ihm, auch auf dessen Sohn Thorgan dem Zweiten. Ich weiß nicht, ob beide die Führungskraft haben, die nötig ist, um uns gegen die dämonischen Horden dieses Hexers aus dem Süden zu behaupten. Man munkelt er sei fast nicht aufzuhalten.«

    »Ach, niemand ist unbesiegbar. Jeder kann bezwungen werden, auch ein Hexer mit einer Armee aus Dämonen.«

    Sein Sohn blickte dabei jedoch wenig überzeugt drein und zog sich die alte Decke enger um die Schultern, obwohl die Scheite im Kamin hinter ihm knackten.

    »Vielleicht, vielleicht werden aber auch wir besiegt und dann erwartet uns ein finsteres Los. Ich habe gehört, Drakis al Harp macht keine Gefangenen und wenn, dann werden sie versklavt und gefoltert. Beim mächtigen Arazazel! Und nicht einmal ein Gott könnte uns dann noch schützen!

    Außerdem wüsste ich nicht, was unsere Königsarmee gegen Dämonen ausrichten soll. Die sind unbesiegbare, finstere Kreaturen direkt aus dem Unterreich des Gottes des Todes entstiegen.« Dabei zog er eine Fratze und riss die Augen auf.

    Seine Begleiter lachten unsicher. War dies nun ein Scherz oder ernstgemeint? Die Angst kroch wie die Kälte der Nacht in die Herzen der Bevölkerung, das wussten sie alle und spürten es auch selbst.

    Ihr Gespräch erstarb und alle schienen nachdenklich, ob des Schicksals, dass den Göttern ihnen bestimmt hatte und ihnen nun bevorstand. Das Vertrauen, dass die Götter ihnen beistehen würden, war eines der wenigen Dinge, an die sie sich klammern konnten. Doch in ihren Herzen wussten sie, dass Götter sich keineswegs für die Belange der Menschen interessierten.

    Vom Nebentisch ertönte wieder einmal schallendes Gelächter und kurz darauf klirrten Gläser, die zu einem Trinkspruch angestoßen wurden.

    Nun, gänzlich jeder Platz in der Wirtsstube war nicht besetzt. In der hinteren Ecke war ein Tisch für vier Personen, an dem allerdings nur einer saß, mit dem Rücken zur Wand. Entweder wollte sich niemand zu dem Fremden setzen oder aber es brachte niemand den Mut auf, ihn mit seiner Gesellschaft zu belästigen. Vermutlich traf letzteres zu.

    Er war auffallend dunkel gekleidet. Unter seinem schwarzen Umhang, dessen Kapuze er ins Gesicht gezogen hatte, schaute ein rabenschwarzer Lederpanzer hervor. Er trug dunkelbraune Reitstiefel und eine lederne Hose. An seinem Gürtel hingen zwei Krummschwerter, deren Griffe ebenfalls mit schwarzem Leder umwickelt waren. Sah man genau hin, konnte man waagerecht hinter seinem Rücken den Griff eines gebogenen Dolches herausragen sehen, der an seinem Gürtel befestigt war und vom Umhang verdeckt wurde.

    Der Mann war nicht besonders groß, aber dennoch wirkte er furchteinflößend, vielleicht mehr sogar als die Bande Nordmänner. Vor ihm stand ein Krug Bier, den er aber noch nicht angerührt hatte. Zwar konnte man seine Augen unter der Kapuze nur erahnen, doch zweifellos beobachtete er das Geschehen im Wirtshaus ganz genau. Nichts schien seinem Blick zu entgehen, stets wachsam und angespannt wirkte seine Haltung und sie verriet, dass er ein geübter Kämpfer sein musste.

    Einmal mehr ertönte schallendes Gelächter und sofort huschten seine Augen zum Tisch der Nordmänner. Zumindest musste es so sein, denn sehen konnte man seine Augen nicht.

    Was für eine Bande Idioten, dachte der schwarz-gekleidete Krieger, überhaupt scheinen in diesem Teil der Welt nur Idioten und Tölpel unterwegs zu sein. Und viel gesehen habe ich von dieser Welt gewiss, ob in den Östlichen Königslanden oder den Südlichen Königslanden.

    Seit nun mehr als fünf Jahren reiste er durch die Welt, stets verfolgt von einem Ziel: Rache an Drakis al Harp. Es war etwa fünf Jahre her als dieser ihm in einem Kampf schwer verletzte und zum Sterben zurückließ.

    Nun, gestorben war er nicht, er überlebte und verfolgte seitdem nur noch ein Ziel: Drakis al Harp mit seinen Krummschwertern zu durchbohren. Warum er so sehr auf Rache sann, obwohl er im Kampf nur schwer verwundet wurde, wusste er selbst nicht so genau. Aber irgendetwas in seinem Inneren trieb ihn unbarmherzig an.

    Und wie es schien, konnte er dieser Rache auch noch etwas Praktisches abgewinnen. Der junge König hatte eine äußerst hohe Belohnung für denjenigen ausgelobt, der Drakis al Harp Einhalt gebot.

    Tja, wenn er für seine Rache sogar noch entlohnt wurde, warum nicht. Er tat es zwar nicht der Belohnung wegen, dennoch war es nicht schlecht, die eine oder andere Goldmünze zu verdienen. Selbst er dachte so rational. Genau wegen jener Belohnung war er hier.

    Der König hatte eingeladen, dass alle Abenteurer und Krieger sich morgen in Silberfels versammeln sollen, um zu erfahren, wie genau man diese Belohnung einsacken konnte. Und wie hoch sie tatsächlich war. Theoretisch könnte er auch einfach so losziehen und al Harp töten, aber wer weiß. Vielleicht erfuhr er noch etwas Nützliches.

    Ha, du Narr, hauchte die kleine Stimme in seinem Kopf und sofort spürte er einen Anflug von stechenden Kopfschmerzen. Welche nützliche Information kann dieser junge, närrische König schon haben? Aber gut, vielleicht bekommen wir in Silberfels Gelegenheit uns noch ein wenig zu amüsieren! Wir amüsieren uns schon eine ganze Weile, stimmt es nicht? Aber wir sind noch lange nicht fertig damit.

    Das erste Mal vernahm er die Stimme kurz nach seiner Verwundung. Seitdem redete sie auf ihn ein, stets begleitet von Kopfschmerzen. Die Stimme trieb ihn an, forderte, lachte und verlangte. Und meistens konnte er sich ihr nicht entziehen. Oftmals wurde alles schwarz um ihn herum, als hätte jemand alles Licht der Welt aufgesaugt. Sobald er wieder klar sehen konnte, tropfte meistens Blut von seinen Klingen und irgendein armer Wicht lag tot im Dreck.

    Versuchte er sich an die Zeit vor der Verwundung durch Drakis al Harp zu erinnern, sah er nichts als Schwärze. Nun, seinen eigenen Namen kannte er: Er hieß Arius don Haris und er wusste auch, dass er aus den Südlichen Königslanden stammte.

    Doch wer genau er war, das konnte er nicht sagen.

    Aber als er weiter in seinem Gedächtnis stöberte, spürte er bereits, wie die Kopfschmerzen aufbrandeten. Also konzertierte er sich auf das hier und jetzt.

    Die Wirtsstube war gefüllt, aber er wusste, dass ihm hier keine Gefahr drohte. Hier konnte es niemand mit ihm aufnehmen, nicht einmal der riesenhafte Nordmann, der wieder einmal in das grölende Lachen seiner Kameraden einfiel.

    Nein, die können mir nichts, niemand kann mir etwas anhaben denn schließlich bin ich Arius don Haris, Kämpfer in schwarz, Schatten der Nacht, Schattenklinge.

    Oder wie ihn die meisten angsterfüllt hinter vorgehaltener Hand nannten:

    Klinge der Finsternis.

    KAPITEL 2: DIE GEDANKEN DER GÖTTER

    Dieser Mensch langweilte ihn mittlerweile unerträglich. Anfangs hielt er ihn für sehr vielversprechend, für einen netten Zeitvertreib. Und davon konnten Götter wie er reichlich gebrauchen. Die Menschen kümmerten sie gemeinhin recht wenig, sie waren für sie kleine Schachfiguren, die es galt in besonders spannenden und erheiternden Partien zu bewegen. Je unterhaltsamer es war, desto besser. Und am unterhaltsamsten waren nach wie vor Kriege, Mord und Verderben.

    Nun, zumindest galt das für ihn. Schließlich war er Balzazel, der mächtige Gott des Todes. Und für den gab es schließlich nichts Wichtigeres, als den Tod, um so viele Seelen wie möglich in sein Reich, sein Unterreich, zu bannen. Hier dienten sie ihm und hielten ihn am Leben.

    Ironisch, dass der Gott des Todes durch menschliche Seelen am Leben erhalten werden musste. Aber so war der Lauf der Dinge, dies war seine Bürde: Ewiges Leben und nahezu unendliche Macht durch verbannte Seelen. Natürlich konnte er nicht wahllos jede Seele in seine Welt bannen. Mörder, Vergewaltiger, Diebe und andere Verbrecher, die waren leicht zu bekommen. Aber ehrliche Menschen, deren Seelen verlangten nach besonderer Aufmerksamkeit und großer Überredungskunst. Zumindest nannte er es so.

    In Wirklichkeit bestand diese Kunst nur aus Lügen, ja ganzen Lügengebilde, aus denen man ganze Städte hätte erbauen können. Leider gab es schlichtweg nicht genügend finstere Seelen, sodass er gezwungen war auch die ein oder andere reine Seele zu holen. Und die meisten Seelen gab es in Kriegen zu holen, denn dort starben Krieger zuhauf auf dem Schlachtfeld, blutend neben ihren Kameraden dahinsiechend. Der perfekte Ort, um ihnen als Gott des Todes einen Pakt vorzuschlagen:

    Leben gegen Seele.

    Für die Götter war es ein Leichtes, sogar tödliche Verwundungen zu heilen und dem fast toten Körper Leben einzuhauchen. Somit war der bleiche, mit Angst vor dem Tod gepeinigte Mensch diesem entkommen. Für den Gott wiederum hatte dies zwei entscheidende Vorteile: Zum einen, konnte ihm ein fähiger Mensch haufenweise weitere Seelen verschaffen. Ein großer Krieger oder ein geschickter Meuchelmörder standen da weit oben.

    Zum anderen sicherte er sich so die Seele des Mörders im Falle seines Dahinscheidens. Dies konnte er natürlich in gewissem Maße beeinflussen. Je interessanter ein Mensch für ihn war, je mehr Spaß und Aussicht auf weitere Seelen er ihm verschaffte, desto mehr würde er, Balzazel, dafür sorgen, dass der Mensch am Leben blieb. Und dieser eine Mensch, sorgte für eine Menge Spaß und eine noch größere Menge Seelen, deshalb musste er wohl oder übel mit der momentanen Langeweile leben. Aber gemach, es waren ja noch zahlreiche andere Figuren auf dem Brett zu bewegen.

    Und wenn er sie alle geschickt positioniert hatte, konnte er so viele Seelen ernten wie noch nie. Nicht einmal die ersten beiden Königskriege konnten da mithalten.

    Allerdings musste er vorsichtig sein und das aus zweierlei Gründen: Einerseits durfte der Mensch möglichst wenig von seiner Einmischung erfahren. Täuschung, Verblendung und geschicktes Agieren aus dem Verborgenen waren die Trümpfe in diesem Spiel. Und das beherrschte der Gott des Todes wie kein anderer. Nicht einmal seine Geschwister konnten da mithalten.

    Dies führte zum nächsten Grund, Vorsicht walten zu lassen: Die anderen Götter durften nichts davon erfahren.

    Natürlich konnten sie sich das ein oder andere zusammenreimen, schließlich waren sie Götter, aber wirkliche Beweise durfte es nie geben. Es durfte keine Spur zu ihm zurückführen. Allerdings war es durchaus von Vorteil, dass seine drei Geschwister noch weniger Interesse an den Menschen hatten, als es allgemein für Götter üblich war.

    Da war zum einen seine jüngere Schwester Eriza. Sie war die Göttin des Schicksals und hatte so noch am meisten mit den Menschen zu tun. Sie hörte hier und da Wünsche und tat das ein oder andere, um diese zu erfüllen. Meist waren es die einfachsten die sie erfüllte, wie zum Beispiel einer Kuh mehr Milch zu bescheren.

    Angewidert verzog Balzazel das Gesicht. Simpelste Taschenspielertricks, mit den einfachsten Mitteln erreicht. Deshalb stand sie in der Gunst der Menschen auch relativ weit oben. Allerdings schwand auch bei ihr der Zuspruch der Menschen. Sie schienen sich allgemeinhin von den Göttern abzuwenden. Sie merkten vielleicht, dass diese lieber ihre eigenen Spiele spielten.

    Seine ältere Schwester Nuraza war da schon mächtiger. Sie war die Göttin des Sehens und vermochte in die Zukunft zu blicken. Jedoch waren ihre Aussagen meist äußerst nebulös und unpräzise: Irgendwann wird irgendwo ein mächtiger Krieger als Retter erscheinen. In dieser Art ging dies ständig bei ihr zu.

    Sie konnte nie sagen, wo genau oder wann genau ein Krieger erscheinen wird. »Die Zukunft ist so unvorhersehbar wie ein Sturm auf einem Ozean«, pflegte sie dann immer zu sagen.

    Balzazel konnte sich vor ihren seherischen Mächten verbergen, sodass sie sein Tun nicht vorhersehen konnte. Und solange sie bei ihren Ein-mächtiger-Krieger-wird-kommen-Vorhersagen blieb, war sie auch kein Problem für ihn. Er schnaubte, als er daran dachte, dass meist er dahintersteckte, wenn ein mächtiger Krieger irgendwo auf der Bildfläche erschien. Und bisher hatte sie es nicht ein einziges Mal auf ihn zurückführen können.

    Am gefährlichsten war jedoch sein Zwillingsbruder Arazazel. Er war der Gott des Lebens. So wie er, Balzazel, das Leben nehmen konnte und Seelen für sich vereinnahmen konnte, so konnte Arazazel Leben geben und Seelen befreien. Dies hatte er einst getan, als er herausgefunden hatte, dass Balzazel den ersten Königskrieg angezettelt hatte.

    Vor Wut gekocht hatte er und hatte alle Seelen, die Balzazel so mühsam in diesem Krieg gesammelt hatte, auf einen Schlag freigesetzt. Sie alle waren in das Ewige Licht gewandert, das Reich Arazazels.

    Oh, wie schwach war der Gott des Todes daraufhin gewesen. Immerhin hatte Arazazel das nicht ausgenutzt, dazu war er viel zu edelmütig und zudem wusste er, wie wichtig die Balance zwischen ihnen beiden war.

    Mittlerweile konnte Balzazel sich von diesem Verlust erholen und wenn seine Pläne aufgingen, dann würde er so mächtig werden, dass nicht einmal sein Bruder ihn stoppen konnte.

    Er musste sich allerdings gut überlegen, was er dann mit diesem Menschen anstellte. Er war gerissen, zumindest für einen Menschen. Was mit Drakis al Harp geschah, durfte sich nicht wiederholen. Diesen Fehler musste sich der Gott des Todes zähneknirschend eingestehen: Er hatte einen Menschen unterschätzt.

    Noch immer zitterten seine Hände vor Wut, wenn er daran dachte. Mit al Harp war ihm das erste und bisher einzige Mal eine Seele durch die Finger geglitten.

    Eine Seele, die ihm durch einen Pakt versprochen war! Oh, diese hinterhältige Schmach! Und das Brutalste daran: Er hatte nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, wie Drakis al Harp es geschafft hatte, diesen Pakt zu brechen.

    Für gewöhnlich bedeutete der Bruch eines Götterpaktes die schlimmstmögliche Konsequenz: Den sofortigen Tod und die Vernichtung der Seele. Sie und selbstredend ihr Besitzer wurden einfach pulverisiert. In tausende und abertausende Seelensplitter gesprengt.

    Deshalb war es auch für Balzazel nicht ratsam, einen solchen Pakt zu brechen.

    Jetzt könnte man sich fragen, was kümmert einen Gott eine einzelne verlorene Seele? Es ging um pure Glaubwürdigkeit: Wenn er einmal einen Pakt gebrochen hatte, würden es sich die Menschen zweimal überlegen, ob sie einen solchen überhaupt schließen.

    Der Gott des Todes war sich nicht sicher, ob es ratsam war seinen Krieger auf al Harp anzusetzen, aber so konnte er dieses Problem vielleicht doch noch lösen, ohne dass seine Geschwister Wind davon bekamen. Er musste nur geduldig sein. Und wenn jemand geduldig war, dann ein Wesen, was seit Anbeginn der Zeit sein Dasein fristete. Gewiss, er konnte warten. Und wenn alles arrangiert war, alle Figuren in Position gebracht waren, dann konnte er das wahre Spiel beginnen.

    Aber alles zu seiner Zeit.

    KAPITEL 3: DUNKLE TRÄUME UND FINSTERE GESTALTEN

    Mit einem unterdrückten, gequälten Schrei fuhr Arius aus seinem Traum auf. Er blinzelte und es dauerte eine Weile, bis er sich orientiert hatte. Richtig, ich bin im Goldenen Fasan und hier ist niemand außer mir…Und die schnarchenden Nordmänner drei Zimmer weiter , erinnerte er sich.

    Es dämmerte bereits draußen und die ersten Vögel waren zu hören. Die Kopfschmerzen waren wieder da und er brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis die kleinen Sternchen, die er sah, verschwunden waren.

    Seine Laken waren dennoch schweißgetränkt und seine Hand hatte sich um den gebogenen Dolch gekrallt, der wie immer neben ihm lag. Langsam ließ er die Hand sinken und legte den Dolch zurück auf den kleinen hölzernen Nachttisch, der neben dem viel zu harten Bett stand.

    Er sank wieder zurück in die Kissen und versuchte sich zu konzentrieren, warum er wieder einmal schweißgebadet mitten in der Nacht hochgeschreckt war.

    Er brauchte nicht lange, um sich den Alptraum ins Gedächtnis zu rufen, schließlich träumte er ihn schon jahrelang. Er war immer gleich:

    Arius stand mitten in einem dunklen Gang, an dessen Ende eine riesige, vermoderte Eichentür lag. Er hörte Schreie. Schreie von Männern, Frauen und Kindern. Todesschreie. Er versuchte sich zu bewegen, doch seine Glieder wollte ihm nur höchst widerwillig gehorchen. Dann hörte er ein Flüstern, direkt neben ihm. Er drehte den Kopf zur Seite und versuchte sein Schwert zu ziehen. Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis die schwere Klinge in seiner Hand lag und bereit war, einen neben ihm stehenden Feind abzuwehren.

    Doch dort war niemand, das Flüstern war abgeebbt und nur noch ganz leise zu hören, als sei dessen Verursacher weiter geschlichen.

    Er packte die Klinge fester und schritt auf die Eichentür zu. Langsam, Schritt für Schritt, das Schwert zum Schlag bereit erhoben.

    Plötzlich schwang die Eichentür auf und er wurde von gleißendem Licht geblendet. In der Tür stand eine Frau mit schwarzen Haaren, die in ein strahlend weißes Kleid gehüllt war. Ihre Füße schwebten ein paar Zoll über dem Boden und ihre Hand war ausgestreckt und zeigte anklagend auf ihn. Ihr Mund war aufgerissen und dabei stieß sie einen Schrei aus, wie Arius ihn noch nie zuvor gehört hatte. Ein Schrei, der ihm durch Mark und Bein ging und erstarren ließ.

    An diesem Punkt des Traums schreckte er meistens hoch, das Hemd vor Schweiß am Körper klebend und den Dolch stoßbereit in der Hand.

    Allerdings wachte er erst seit ein paar Monaten an diesem Punkt des Traums auf. Seit etwa fünf Jahren hatte er diesen Traum.

    Beim ersten Mal erwachte er kurz nachdem er den dunklen Gang erblickt hatte. Etwas später kam die riesige, vermoderte Eichentür dazu. Dann die Todesschreie. Vor ein paar Jahren schreckte er nach dem Flüstern auf und so ging es immer weiter.

    Als ob in seinem Kopf ein Schauspiel ablief und sein Verstand jedes Mal eine dramatische Pause einlegte, bereit den nächsten Akt zu zeigen. Mittlerweile machte es ihn wahnsinnig.

    Es war zwar nicht so, dass er jede Nacht davon träumte aber doch sehr häufig. Er fürchtete sich vor der Nacht, in der er wieder träumte und die Frau in Weißplötzlich zu sprechen beginnt. Sie war eine geisterhafte Erscheinung, direkt aus dem Unterreich entsprungen, wie ein Dämon.

    Aber dennoch hatte sie etwas Vertrautes an sich, die Art wie sie sich bewegte, wie sich ihre Lippen zu diesem grässlichen Schrei spitzten. All dies kam ihm sonderbar vertraut vor, er wusste nur nicht woher. Auf einmal durchzog seinen Kopf ein feiner Schmerz, als würde jemand seine Augäpfel von innen mit einer glühenden Nadel bearbeiten. Er rieb sich die Augen und versuchte den Schmerz so gut es ging zu unterdrücken. Je weniger er über seine Träume nachdachte, desto besser wurde es. Er lauschte in sich hinein, ob er die Stimme wahrnehmen konnte, ob sie wieder eine Gemeinheit ausspie oder ihn schlicht auslachte. Doch da war nichts, einstweilen ließ sie ihn allein.

    Gut so, denn schließlich wollte er noch etwas Schlaf bekommen, bevor er morgen in Richtung Hauptstadt aufbrach. Er war gespannt auf den jungen König und seinen Hofstaat. Nicht, dass er dafür irgendeine Empfindung gehabt hätte, er war schlicht neugierig und wollte mehr erfahren. Es war gut seine Gegner zu kennen, aber noch besser, sie schon längst zu kennen, bevor sie überhaupt erst zu Gegnern wurden.

    Nicht, dass er etwas befürchtete, denn an ihn würde niemand, der nicht lebensmüde ist, die Hand legen. Er war allerdings auch kein unbeschriebenes Blatt und obwohl er kein Verbrecher im eigentlichen Sinne war, so war er doch äußerst unkonventionell.

    Zumindest redet Arius sich das gerne ein, denn es klang besser als die Wahrheit. Er wusste, dass seine Seele verloren war, bei all den Morden und Attentaten, die er verübt hatte. Das meiste davon hatte er in den Südlichen Königslanden verbrochen, einige auch nahe der Grenze zu den Östlichen Königslanden, doch in diesen selbst noch nicht.

    Bislang.

    Wenn er beim König vorsprach und den Auftrag annehmen wollte, sollte dies auch erst einmal so bleiben. Der König würde ihn nicht anrühren für Verbrechen, die nicht in seinem Königreich verübt wurden und abgesehen davon, war der König noch ein Kind. Die Östlichen Königslande sollten froh sein, dass sich ein so vortrefflicher Kämpfer wie die Klinge der Finsternis in ihre Dienste stellte.

    In ihre Dienste stellen, nein, das nun wirklich nicht, dachte Arius. Aber für den Moment würde er sich hier unauffällig verhalten. Allein schon der Belohnung wegen.

    Und natürlich seiner Rache. Nicht, dass er dafür die Zustimmung des Königs benötigt hätte oder dieses närrische Treffen mit anderen Söldnern und Herumtreibern. Andererseits wusste er, dass Drakis al Harp ziemlich mächtig geworden war und mit Sicherheit kein leichter Gegner sein würde, nicht einmal für ihn. Die ein oder andere Hilfe wäre womöglich praktisch.

    Und sollte ihm bei seiner Rache jemand im Wege stehen, so würde er ihn, ohne mit der Wimper zu zucken, ebenfalls töten. Al Harp gehörte ihm allein.

    An ihn heranzukommen, dabei brauchte er wohl oder übel Hilfe.

    Die Schwarze Feste infiltrierte man nicht im Schlaf. Und da waren ja noch Al Harps Armee und seine getreuen Diener, die ihn schützten. Nein, es war unabdingbar, dass er andere benötigte, um sein Ziel zu erreichen.

    Ein Mittel zum Zweck eben. So ungern er das auch zugab. Er arbeitete nicht gerne mit anderen zusammen, denn meistens starb jeder um ihn herum früher oder später. Nicht selten durch seine eigenen Schwerter.

    @@Am nächsten Morgen packte Arius seine Schwerter und holte sein Pferd aus dem Stall der Taverne.

    Der rabenschwarze Hengst stand weit abseits der anderen Pferde und scharrte nervös mit den Hufen. Arius fand den Gedanken tröstend, dass der Hengst, ähnlich wie er selbst, die Gesellschaft von anderen nicht unbedingt schätzte. Um ehrlich zu sein, war der schwarze Hengst tatsächlich so etwas wie ein Gefährte für ihn geworden. Er war stets an seiner Seite und bisher hatte er ihn nie im Stich gelassen.

    Er streichelte dem Tier die Flanke, sattelte es und schwang sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf dessen Rücken.

    Beim Herausreiten registrierte Arius, dass die stämmigen Pferde der Nordmänner bereits nicht mehr da waren.

    Arius folgte dem Straßenverlauf in den Forst hinein, er wusste, dass die Hauptstadt noch etwa einen halben Tagesritt entfernt war und die meiste Zeit würde er im Schatten dieses Waldes verbringen.

    Er ritt ein lockeres Tempo, denn wirklich eilig hatte er es nicht und der schlammige Weg gab auch nicht mehr her. Arius konzentrierte sich auf seine Umgebung, atmete die frische Luft des Waldes ein, die schon einen starken Herbstgeruch in sich trug. Er lauschte den zwitschernden Vögeln.

    Und nach einer Weile vernahm er ein weiteres Geräusch. Eines, dass ihm nur allzu vertraut war: Der Lärm eines Kampfes.

    Arius ritt über einen kleinen Hügel und erblickte schließlich die Quelle des Lärms.

    Vor ihm, etwa eine halbe Meile entfernt, standen die Pferde der Nordmänner, direkt vor diesen lag ein umgestürzter Baumstamm.

    Dahinter die Nordmänner, einen Kreis bildend Rücken an Rücken. Sie waren von Wegelagerern umstellt, ungewaschenes, raubeiniges und blutgieriges Gesindel, das für ein paar Münzen alles und jeden tötete.

    Doch scheinbar hatten sie sich diesmal die falschen Gegner ausgesucht. Zu Füßen der vier Nordmänner lagen bereits sechs Leichen. Die übrigen sechs waren auf Abstand gegangen, unschlüssig, ob sie angreifen sollten oder nicht.

    Selbst auf diese Entfernung vernahm Arius die Stimme des Nordmannanführers, der einen wilden Schrei ausstieß. Dabei stürmte er vor, zwei weitere Nordmänner an seiner Seite. Sie fuhren wie ein Wirbelsturm unter die Wegelagerer, hier ein paar schnelle Axthiebe, oder ein

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1