Im Auge des Bullen: Das Argument für Bitcoin: Warum sich Bitcoin als neues Geldsystem durchsetzen könnte
Von Vijay Boyapati und Michael J. Saylor
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Über dieses E-Book
In welchen Eigenschaften schlägt Bitcoin andere Geld-Konkurrenten? Welche gängigen Missverständnisse gibt es und wie lassen sich diese entkräften? Was sind die tatsächlichen Gefahren, die auf Bitcoin zukommen? Diese und weitere Fragen beantwortet der Autor und zeigt auf, warum die klügsten Köpfe auf dem Planeten sich gerade intensiv mit dieser Technologie auseinandersetzen.
Ursprünglich entstanden aus einem Blog-Artikel, ist dieses Buch eines der meist empfohlenen Werke, um sich schnell, aber fundiert mit dem Thema Bitcoin auseinanderzusetzen.
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Buchvorschau
Im Auge des Bullen - Vijay Boyapati
EINLEITUNG
PROMETHEUS
Die mysteriösen Ursprünge von Bitcoin scheinen zu unglaublich, um wahr zu sein. Während die vollständigen Details vielleicht nie bekannt werden, wissen wir, dass es sich in etwa so zugetragen hat: Am 3. Januar 2009 drückte eine nicht identifizierte Person an einem unbekannten Ort eine Taste auf einer Computertastatur und startete damit eines der wichtigsten Programme der Geschichte. Der Computer begann mit der Suche nach einem bestimmten Muster, das als Hash bekannt ist, einer digitalen Nadel im Heuhaufen, die den ersten Block in einem Kassenbuch (engl. Ledger – Anm. d. Hrsg.) für Finanztransaktionen sichern würde, das heute als Blockchain bekannt ist. Innerhalb weniger Minuten oder Stunden – niemand weiß genau, wie lange – wurde der erste Hash gefunden, wodurch der so genannte Genesis-Block vervollständigt und die erste wirklich dezentralisierte digitale Währung der Welt ins Leben gerufen wurde. Bemerkenswerterweise ist die Identität der rätselhaften Person, die Bitcoin geschaffen hat, bis heute unbekannt. Alles, was wir wissen, ist ihr Pseudonym: Satoshi Nakamoto.
Knapp zwei Monate zuvor, am 31. Oktober 2008, hatte Nakamoto eine technische Spezifikation für Bitcoin auf der Kryptographie-Mailingliste angekündigt, einer E-Mail-Liste für Personen, die sich für das Studium und das Knacken von Codes interessieren.¹ Viele der Mitglieder der Liste bezeichneten sich selbst als Cypherpunks und waren entschlossen, die Gesellschaft umzugestalten und sie mit Hilfe von Kryptographiewerkzeugen zur Verbesserung der Privatsphäre letztendlich vom Staat zu befreien. Nakamotos E-Mail war sein allererster Beitrag an die Liste, und er stieß auf wenig Gegenliebe und allgemeine Skepsis, nachdem er veröffentlicht wurde. Selbst innerhalb dieser Gruppe, die bestens damit vertraut war, Versuche zur Erfindung einer digitalen Währung zu starten, verstanden nur wenige die Bedeutung von Nakamotos E-Mail-Ankündigung. Eine Ausnahme war Hal Finney, ein begnadeter Kryptograph und Informatiker, der einen Großteil seiner Karriere der Schaffung einer digitalen Währung gewidmet hatte und mit den damit verbundenen Schwierigkeiten vertraut war. Über die Ankündigung von Bitcoin erzählte Finney später:
Als Satoshi Bitcoin in der Kryptographie-Mailingliste ankündigte, wurde er bestenfalls skeptisch zur Kenntnis genommen. Kryptographen haben schon zu viele große Pläne von ahnungslosen Laien gesehen und neigen daher zu einer reflexartigen Reaktion.²
Finney verstarb tragischerweise am 28. August 2014 an den Komplikationen der Lou-Gehrig-Krankheit. Er hatte zahlreiche wichtige Beiträge zur Entwicklung einer digitalen Währung geleistet, insbesondere zu Bitcoin.
DER GORDISCHE KNOTEN
Seit Tim May, ein pensionierter Intel-Wissenschaftler und Gründer der Cypherpunk-Bewegung, 1992 im Silicon Valley einer kleinen Gruppe gleichgesinnter Radikaler das Crypto Anarchist Manifesto vorstellte, hatten die Cypherpunks die entscheidende Bedeutung der Entwicklung einer digitalen, staatenlosen Form des Geldes erkannt. Wie May in seinem Manifest schrieb:
Die Computertechnologie steht kurz davor, Einzelpersonen und Gruppen die Möglichkeit zu geben, auf völlig anonyme Weise miteinander zu kommunizieren und zu interagieren. Zwei Personen können Nachrichten austauschen, Geschäfte abwickeln und elektronische Verträge aushandeln, ohne jemals den wahren Namen oder die rechtliche Identität der anderen Person zu kennen.³
Doch um Geschäfte machen zu können, braucht man Geld. Geld ist das wichtigste Gut in jeder entwickelten Wirtschaft, denn es bildet die Grundlage für den gesamten Handel und das Sparen. Gold, das uralte und ehrwürdige Edelmetall, erfüllte diese Rolle seit Jahrtausenden, aber seine physische Beschaffenheit war eine Achillesferse, die es anfällig für Zentralisierung, Beschlagnahmung und staatliche Angriffe machte. Der Status des Goldes als Weltgeld wurde schließlich im 20. Jahrhundert aufgehoben, als der Staat die Ausgabe und Verwaltung von Geld dominierte. Mit dem Wunsch, anonyme Zahlungen zu erleichtern und die Anfälligkeit von Gold zu überwinden, hofften die Cypherpunks, eine digitale Währung zu entwickeln, die gegen die Zwangsgewalt des Staates immun sein würde.
1983 veröffentlichte der amerikanische Informatiker David Chaum einen Entwurf für eCash, der den ersten Versuch für ein System darstellte, das die finanzielle Privatsphäre seiner Nutzer durch Kryptographie schützt. Im Jahr 1989 gründete Chaum ein Unternehmen namens DigiCash, um seine Erfindung zu vermarkten, aber es wurde nie zu einem finanziellen Erfolg. Da eCash an das Unternehmen gebunden war, das es entwickelt hatte, litt es zudem unter dem Problem der Zentralisierung: Wenn Geld von einer zentralen Stelle ausgegeben wird, stellt diese Ausgabestelle eine wesentliche Schwachstelle dar. Und tatsächlich wurde das eCash-System mit dem Konkurs von DigiCash im Jahr 1998 abgeschaltet. Die Schaffung einer digitalen Form von Geld ohne zentrale Autorität wurde somit zu einer zentralen Herausforderung, mit der sich fortan einige der talentiertesten Kryptographen und Cypherpunks in den 1990er-Jahren beschäftigten.
Während Cypherpunks wie Adam Back, Nick Szabo und Wei Dai in den späten 90er-Jahren bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung digitaler Währungen erzielten, blieb ein entscheidendes Problem ungelöst: Wie kann digitale Knappheit aufrechterhalten werden, wenn es keine zentrale Behörde gibt, die sie durchsetzt? Bereits im 16. Jahrhundert hatte die spanische Schule von Salamanca erkannt, dass sich der Wert des Geldes aus seiner Knappheit ergibt. Im digitalen Bereich, in dem Daten billig kopiert und übertragen werden können, war Knappheit jedoch bisher nur durch den Einsatz staatlicher Macht möglich, wie im Falle des geistigen Eigentums.
Der britische Kryptograph Adam Back hat mit seinem 1997 erfundenen HashCash-System ein Schlüsselkonzept beigesteuert, das für die Entwicklung eines praktikablen Systems der digitalen Knappheit erforderlich war: Proof-of-Work (dt. Arbeitsnachweis – Anm. d. Hrsg.). Back schlug ein System vor, bei dem ein Computer nach einem Hash-Wert sucht, der nur durch eine erschöpfende Suche gefunden werden kann, die Energie erfordert und daher Geld kostet. Ein einmal erzeugter Hash kann dabei schnell und kostengünstig als authentisch verifiziert und als Maß dafür verwendet werden, wie viel Energie aufgewendet wurde und zu welchen Kosten. Ein Hash ist im Wesentlichen ein kryptografischer Beweis für die geleistete Arbeit. Nach Backs Konzept sollten die Absender einer jeden E-Mail einen eindeutigen Hash anhängen, um zu beweisen, dass vernachlässigbare Kosten, beispielsweise ein Hundertstel eines Pennys, angefallen sind. Die Kosten würden sich demnach nicht auf die reguläre Nutzung auswirken, aber das massenhafte Versenden von Spam-E-Mails zu einem Kostenhindernis machen. Leider war auch HashCash kommerziell nicht erfolgreich und es fehlten wesentliche Elemente, die es als Geld funktionieren lassen würden. Das Proof-of-Work-Verfahren sollte sich jedoch als entscheidend erweisen, um die Koordination von nicht vertrauenswürdigen Parteien in einem dezentralen System zu