Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Das Edelsteinfundament: Ein homöopathischer Entwicklungsweg durch 13 Edelsteine und Märchen
Das Edelsteinfundament: Ein homöopathischer Entwicklungsweg durch 13 Edelsteine und Märchen
Das Edelsteinfundament: Ein homöopathischer Entwicklungsweg durch 13 Edelsteine und Märchen
eBook984 Seiten12 Stunden

Das Edelsteinfundament: Ein homöopathischer Entwicklungsweg durch 13 Edelsteine und Märchen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Die Homöopathin Edith Helene Dörre erforschte durch viele Jahre hindurch und mit vielen Menschen in größeren und kleineren Gruppen zahlreiche Edelsteine.


Die 12 Fundamentsteine der Johannes-Apokalypse und der Lapislazuli werden in diesem Buch anhand der C4-Homöopathie vorgestellt. Zahlreiche Fallbeispiele werden geschildert. Die homöopathischen Heilwirkungen von diesen 13 Edelsteinen in Beziehung zu Märchen und Mythen werden lebendig und anschaulich beschrieben und es eröffnet sich ein Entwicklungsweg, die Welt aus 13 Perspektiven zu erleben und Gemeinschaft zu üben.


Die Autorin hat ihre homöopathischen Erfahrungen mit den 13 Edelsteinen, die sie über 30 Jahre täglich in der Praxis angewendet hat in diesem Buch beschrieben. Die Erfahrungen wurden mittels Theaterspiel und Märchentherapie weiter vertieft und hier anschaulich und erfahrbar wiedergegeben. Jedem Edelstein sind Märchen zugeordnet, die in dem Buch mit abgedruckt sind.


Das Buch ist mit vielen Abbildungen reich illustriert. Weitere Information auf der Webseite der Autorin https://edelsteinfundament.de

SpracheDeutsch
HerausgeberPublishdrive
Erscheinungsdatum29. Sept. 2022
ISBN9783940783028
Das Edelsteinfundament: Ein homöopathischer Entwicklungsweg durch 13 Edelsteine und Märchen

Ähnlich wie Das Edelsteinfundament

Ähnliche E-Books

Wellness für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Das Edelsteinfundament

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Das Edelsteinfundament - Edith Helene Dörre

    Inhalt

    Danksagung

    Vorwort zur zweiten Auflage

    Vorwort

    Zu diesem Buch

    Einführung

    I Topas

    II Aquamarin

    III Der Chrysolith

    IV Der Karneol

    V Der Sardonyx

    VI Der Smaragd

    VII Der Chalcedon

    VIII Der Saphir

    IX Der Lapislazuli

    X Der Jaspis

    XI Der Amethyst

    XII Der Hyazinth

    XIII Der Chrysopras

    Zur Autorin

    Literaturverzeichnis

    Abbildungsverzeichnis

    Danksagung

    Die Edelsteinfundamentarbeit ist ein echtes Gemeinschaftswerk. Ohne die hingebungsvolle Mitwirkung vieler Beteiligter wäre sie nicht möglich gewesen. So möchte ich von ganzem Herzen allen Kräften danken, die an dieser Forschungsarbeit teilgenommen haben – insbesondere den VerreiberInnen und PrüferInnen, den SeminarteilnehmerInnen, meinen SchülerInnen, meinen PatientInnen und den Freunden und Freundinnen unserer „Montagsgruppe" sowie allen Menschen rund um die Neukirchener Gemeinschaft, die den Mut aufbringen, die erforschten Inhalte im alltäglichen Miteinander umzusetzen. Herzlich danken möchte ich allen, die mir ihre Berichte und Bilder zur Verfügung gestellt und so zur Entstehung dieses Buches beigetragen haben.

    Ich habe den Wirkungen der Edelsteine vor allem während meines alltäglichen Lebens nachgespürt. Den Hauptbeitrag dazu hat meine Familie geleistet. So möchte ich Klaus und meinen Kindern von ganzem Herzen danken. Sie haben meine verschiedenen Stimmungen und Resonanzen auf die Prüfungsmittel mitgetragen und diese Arbeit wesentlich mit inspiriert. In diesem Sinne gilt auch ein tiefer Dank Dieter.

    Mein innigster Dank geht an die drei Männer, die jeweils einen ganzen Zyklus durch die Edelsteinfundamente mitgegangen sind: Wilhelm, als mein Initiator, Michael, der mir immer wieder geholfen hat, diese Arbeit zu erden und ihr eine Form zu geben und als ringender Freund, Berater, und schließlich zusammen mit seiner Frau Eva als Verleger dieses Buch möglich machte, und Michel, der mir geholfen hat, die Inhalte durch alle Höhen und Tiefen zu erleben, zu erringen und zu erlieben. Ich danke ihm auch für das Fotografieren der Bilder und für die Einbandgestaltung.

    Ganz herzlicher Dank geht an Shaya German, die maßgeblich an der Erstellung der Symptomenlisten für den Begleitband beteiligt war.

    Von ganzem Herzen danke ich Inge für ihre hingebungsvolle Unterstützung auf allen Ebenen und für die vielen Stunden der Korrekturarbeit.

    Ein besonderer Dank geht an Margot Unterberg, die aus ihrem wunderbaren Buch Verborgene Welten im Edelstein die Fotografien von Karneol (auch für die Umschlaggestaltung) und Saphir zur Verfügung gestellt hat.

    Vorwort zur zweiten Auflage

    Seit der ersten Auflage bekam ich viel aufbauende Resonanz und ich bedanke mich bei allen von ganzem Herzen dafür.

    Für diese zweite Auflage habe ich alle Kapitel überarbeitet. Erstaunlich war für mich, dass die grundsätzlichen Themen der Edelsteine in ihren resonanten Wirkungen alle schon gut entborgen dastanden. So habe ich mehr an Feinheiten im Text geschliffen und Nuancen herausgearbeitet, um das Gesamtbild noch anschaulicher zu machen. Einiges konnte ich aus den seitdem gemachten Erfahrungen klarer formulieren und mit weniger Worten beschreiben, sodass es genügend Raum gab, Weiteres mit aufzunehmen, ohne den Rahmen des Buches zu ändern. Dadurch sind neue Bilder, Träume, Verreibungserlebnisse, Erfahrungen, PatientInnenberichte und Gedichte hinzugekommen.

    Anstatt der Übungen am Ende jedes Kapitels habe ich eine kleine Symptomenliste für jeden Stein verfasst. Sie ist kurz und allgemein gehalten, trotzdem können Sie jetzt schnell, auch ohne das Symptome- und Themenverzeichnis zur Hand zu haben, einen kurzen Überblick über die behandelten und bewährten Symptome bekommen.

    Das Edelsteinfundament entwickelt sich ständig weiter, wie ein Brunnen, aus dem wir immer weiteres lebendiges Wasser schöpfen können. Der Brunnen wird zunehmend tiefer und breiter, und immer mehr Menschen schöpfen aus ihm und bringen neues und erstaunliches daraus hervor und geben anderen von diesem Lebensquell zum Trinken.

    In der Zwischenzeit gab es vier neue Zyklen des Edelsteinfundamentes und einzelne Seminare, viele weitere tiefe Erlebnisse und Erfahrungen, Wandlungen und Heilungen, vor allem im Praxisalltag.

    Der erste dieser Zyklen war in Zusammenarbeit mit Lukas Scheja, Leiter einer Schauspielschule. Wir haben uns auf den künstlerischen, spielerischen Ausdruck konzentriert und, es war jedes Mal für alle Teilnehmer ein freudiger Höhepunkt der menschlichen Begegnungen und der künstlerischen Kreativität.

    Eine weitere Zusammenarbeit fand mit Michael Gienger statt. Über 30 Jahre widmete er sich der Erforschung der Steinheilkunde und gilt weltweit als anerkannter Experte. Er fand, dass seine Erforschung der Edelsteinheilkunde das Knochengerüst darstelle, das Edelsteinfundament erlebte er als den lebendigen Organismus daran, und vieles von seinen Erkentnissen sind für ihn in meinen Seminaren zum Leben erweckt worden.

    Leider ist Michael Gienger auf der Hälfte des Weges unseres gemeinsamen Zyklus verstorben. Lieber Michael, tiefen Dank für deine Unterstützung und Begleitung, du bist immer in meinem Herzen!

    Durch die Bemerkung einer jungen Frau, dass ja die Frau im Märchen nichts anderes macht, als auf den Märchenprinz zu warten, habe ich mir unter diesem Gesichtspunkt nochmal die Märchen in diesem Buch angeschaut.

    Im Aquamarin gibt es zwei Märchen: Der Eisenhans und Der Eisenofen. In dem einen geht ein Mann Schritt für Schritt den Prozess, im anderen eine Frau. Außer in den Märchen von Chrysolith und Smaragd, in denen das Verhältnis ausgewogen ist, ist es in allen weiteren Märchen der acht Edelsteinfundamente eindeutig das Weibliche, das die meisten Aufgaben löst und Hindernisse überwindet und die Entwicklung aktiv vollzieht. Im letzten Fundament, dem Chrysopras, in dem Märchen Die Kristallkugel, wirken beide zusammen: Das Weibliche hat den Überblick, damit das Männliche den nächsten Schritt vollziehen kann.

    Also nur im ersten Fundament, im Märchen Die Bienenkönigin im Topas, ist das Weibliche noch passiv schlafend, denn davon handelt dieses Märchen: Es geht um die Erweckung des Weiblichen für alle weiteren Ent-wicklungen im Edelsteinfundament. Ein Weibliches, auch im Sinne einer kollektiven Sichtweise, das die Prozesse aus dem Überblick des großen Ganzen wahrnimmt.

    Letztendlich geht es in jedem der Edelsteinfundamente um ein Sowohl-als-auch als Qualität, in dem alles seinen stimmigen Platz findet. Und vor allem um die Liebe, für die es sich lohnt, alle diese Wunder-vollen und unglaublichen Entwicklungen zu durchwandeln, um das Unmögliche möglich zu machen.

    Ich danke von ganzem Herzen allen Menschen und Wesen, die dazu beigetragen haben.

    Viel Freude und Herzensmut!

    Neukirchen im Juni 2021

    Edith Helene Dörre

    Vorwort

    Seit 1991 erforsche ich die homöopathischen Heilwirkungen von Edelsteinen. Durch sie hat sich meine Beziehung zum Leben umfassend verändert. Die Herstellung und Prüfung eines homöopathischen Heilmittels ist ein intensiver Prozess des Lauschens und Hinhörens: Was hat mir der Stein zu sagen, wie empfinde ich durch ihn, was bewegt er oder zu welchen Handlungen motiviert er mich? Jeder dieser Edelsteine führte mich in einen vieldimensionalen Raum, in dem ich die Welt aus der Kraft des jeweiligen Edelsteines neu entdecken durfte. Dreizehn dieser Räume werden in diesem Buch beschrieben. Jeder steht mit seinen Wahrheiten für sich. Trotzdem bilden diese dreizehn Edelsteine ein großes gemeinsames Haus mit dreizehn Räumen, in dem alles noch so Widersprüchliche seinen eigenen stimmigen Platz einnimmt. Es ist ein umfassender Entwicklungsweg, diese dreizehn Räume zu durchschreiten. Alles, was in diesem Buch über die Edelsteine steht, ist ihnen während der Herstellung im homöopathischen Verreibungsvorgang, in den Arzneimittelprüfungen und im Praxisalltag abgelauscht worden.

    Die in diesem Buch beschriebenen Inhalte sind nicht meine persönlichen Anschauungen oder die der anderen Prüfungspersonen, sondern sie sind aus den möglichst unvoreingenommenen Wahrnehmungen der Heilwirkungen dieser Edelsteine heraus aufgeschrieben worden. Diese sind sehr komplex und benötigen einen weiten Atem.

    Worte bergen aber die Gefahr in Begriffen und Dogmen zu erstarren, die Erweiterungen oder einen lebendigen Fluss nicht weiter zulassen. Deswegen möchte ich die wahrgenommenen Wirkungen der Edelsteine an Mythen- und Märchenbildern erlebbar werden lassen. Denn die Weisheiten der Urbilder in Mythen und Märchen sind in der Symbolsprache verfasst. Diese ist unerschöpflich wahr und regt zu immer neuen Inspirationen an, jenseits meines eingeschränkt bleibenden Verständnisses.

    Die in diesem Buch besprochenen homöopathischen Edelsteinheilmittelbilder sind ein Fundament, auf dem eine lebendige Zukunft erbaut werden will. Diese Zukunft wächst in der Hingabe an das fließende, unberechenbare, alles verbindende Leben und in einer innigen Berührung mit dem Tod, aus dem alles wieder neu geschöpft wird. Mit dem Tode fing auch diese Arbeit mit den Edelsteinen an.

    Die Anfänge dieser Arbeit möchte ich etwas ausführlicher beschreiben, denn im Laufe der vorliegenden Forschungsarbeit reifte in mir die Erfahrung, dass sich die grundlegenden Geheimnisse des Lebens in den alltäglichsten Begebenheiten entdecken lassen.

    Der Tod von Natanja-Sophia

    Genau am zweiten Geburtstag ihres Bruders starb unser damals kleinstes Familienmitglied Natanja-Sophia. Sie hinterließ uns die Botschaft, dass Geburt und Tod untrennbar zusammengehören: Wir sollen an diesem Tag nicht nur trauern, sondern genauso den Geburtstag ihres Bruders feiern!

    Doch zunächst fiel ich in einen tiefen Abgrund aus Schmerz und Trauer. Meine Tochter lag in meinen Armen, als sie das letzte Mal ausatmete, und in dem bangen Augenblick, in dem ich hoffte, sie möge wieder einatmen, schien die ganze Welt um mich still zu stehen und in einem endlosen Nichts den Atem anzuhalten. Eine bodenlose Finsternis verschluckte mich.

    Doch während der drei Tage, die ich bei meinem toten Kind wachte, öffnete sich ein bisher verschlossenes Tor, und ein zarter Lichtstrahl fiel in die verwundete Finsternis, die mich umgab. Das zarte Licht berührte meine Tränen, ich sah einen Regenbogen und fühlte, wie sich eine farbige Brücke über den Abgrund wölbte, die meine Welt und die von Natanja-Sophia trennte. Dieser farbige Bogen, geschmiedet in der Begegnung von Licht und Dunkelheit, verband uns, und ich spürte ihre Berührung als Wärmestrom, der sich in meinem Herzen ausbreitete und mich gleichzeitig umhüllte. Über diese verbindende Brücke kam etwas zu mir zurück, was lange dort, als Schicksalsaufgabe, auf mich gewartet hatte.

    Bilder aus ihrem Leben tauchten in der Erinnerung auf: Einmal musste ihr während einer Operation ein Schlauch vom Kopfinneren zum Herzen gelegt werden, damit das gestaute Gehirnwasser ablaufen konnte. Ich fragte mich, ob sie uns sagen wollte: Nur darauf kommt es an, dass die gestaute Kopfweisheit sich in die Herzensliebe verströme.

    Die Zeit der Totenwache war sehr wichtig für mich. Sie half mir, die Trennung von meinem geliebten Kind nach und nach zu vollziehen, und öffnete neue, ungeahnte Räume. Die Gewissheit reifte in mir, dass sie in einer anderen Dimension weiterlebte, die genauso wahr ist und uns immer umgibt. Durch meine Sehnsucht konnte ich ihr ein Stück dahin folgen und fand mich wach in einem Zwischenreich, den ich sonst nur in meinen Träumen betreten konnte.

    Auch ihre beiden älteren Geschwister spürten noch ihre Anwesenheit. Ihr Bruder redete noch lange mit ihr, als wäre sie im Zimmer. Erst nach vier Monaten fragte er erstaunt das erste Mal, wo Natanja sei. Eines Nachts weckte mich meine älteste Tochter und erzählte, sie wäre im Traum über einen Regenbogen gegangen und in seiner Mitte sei ihr Natanja-Sophia begegnet, die ihr zwei Botschaften mitgegeben habe. Eine Botschaft war für mich; meine Tochter überbrachte sie mit den für ein vierjähriges Kind ungewöhnlichen Worten:

    „Du sollst mit den Märchen leben, denn alle Weisheit liegt im Märchen verborgen."

    Ein Schatz am Ende des Regenbogens

    Wie an ihrem Todestag spielten auch bei ihrer Beerdigung Licht und Schatten ein wildes Spiel mit dem Wind, und ungewöhnliche Wolkenformationen huschten über den Himmel, als wäre das Wetter der Atem der Toten. In dem Augenblick, als der kleine Sarg in das Erdloch herabgesenkt wurde, flog eine Taube von einer nahe stehenden Lärche auf und streifte mich fast mit ihrem Flügel.

    Einige Zeit später, während einer Meditation, fühlte ich mich – diesmal innerlich – von einer Taube berührt. Diese Taube war Natanja-Sophia selber. Sie kam über einen Regenbogen auf mich zugeflogen und ermunterte mich, ich solle am Ende des Regenbogens nach einem Schatz suchen. Innerlich ging ich zu der Stelle, an der der Regenbogen die Erde zu berühren schien, und ich fand dort eine Schale, gefüllt mit Edelsteinen.

    Diese innere Begegnung berührte mich zutiefst, obwohl ich den Sinn des Schatzes nicht erkennen konnte. Edelsteine bedeuteten mir nichts, obwohl ich eine Zeit in Brasilien gelebt habe, dessen Erde sehr reich an Edelsteinen ist und denen ich dort oft begegnete. Damals fand ich es aber befremdlich, wenn mich jemand darum bat, Edelsteine aus Brasilien mitzubringen.

    Die einzige Verbindung von Edelsteinen zu Natanja-Sophia war eine Kette aus Chrysoprasen, die sie von lieben Freunden zu ihrer Taufe geschenkt bekommen hatte. Auf der beiliegenden Karte stand ein Spruch über die Bedeutung dieses Steines, entnommen aus dem Buch von Friedrich Benesch: Apokalypse – Die Verwandlung der Erde. Der Chrysopras wird darin als ein Fundament einer zukünftigen Erde und Menschheit geschildert. Erst wollte ich die Chrysopras-Kette mit in den Sarg legen, entschloss mich dann aber, sie als einziges irdisches Andenken an Natanja-Sophia zu behalten.

    Einige Zeit später beteiligte ich mich während der Bad Boller Homöopathietage an einer Gruppenarzneimittelprüfung, um die Wirkungen des homöopathischen Mittels Petroleum zu erforschen, die von den Homöopathen Jürgen Becker und Gerhardus Lang geleitet wurde. Zu dieser Zeit tobte der erste Irakkrieg und das Thema Erdöl bewegte die Welt. Wir wollten uns mittels der homöopathischen Prüfung diesem Thema und seinen Hintergründen nähern. Damals gab es Roherdöl noch nicht als homöopathisches Mittel; deswegen nahmen wir Petroleum als eine Fraktion des Erdöls und als ein schon bewährtes homöopathisches Mittel. Während der Prüfung fiel in der Austauschrunde immer wieder das Wort Apokalypse; es motivierte mich dazu, mich mit der Herkunft und Bedeutung dieses Wortes näher vertraut zu machen.

    So las ich die Apokalypse, d.h. den dritten Teil der Bibel neben dem Alten und dem Neuen Testament, der auch die Offenbarung des Johannes genannt wird. Johannes, der mit dem von Jesus vom Tode erweckten Lazarus in Zusammenhang gebracht wird, schildert darin seine umfangreiche Vision, die er im hohen Alter auf der Insel Patmos erhalten hatte. In einer gewaltigen Bildersprache wird darin der Werdegang der Menschheitsentwicklung und der Erde beschrieben. Als Heilungsbild und Ziel der Menschheits- und Erdenentwicklung sieht Johannes am Ende die Vision einer Stadt, die er das Neue Jerusalem nennt (in anderen Übersetzungen: Stadt des Friedens), die sich als himmlische Braut auf die Erde herniedersenkt, um sich mit dem Lamm zu vermählen.

    Die Grundsteine und Erdfundamente dieser Stadt sind zwölf Edelsteine, die namentlich genannt werden. Als ich darunter auch den Chrysopras fand, bekam ich heftiges Herzklopfen, denn gleichzeitig erinnerte ich mich an den imaginierten Schatz am Ende des Regenbogens: eine Schale mit Edelsteinen. Intuitiv wusste ich, zu dieser „Stadt" wollte mich Natanja-Sophia hinführen!

    Da ich schon seit einigen Jahren homöopathische Arzneimittel prüfte und erforschte, regte sich dabei mein Forscherdrang mit der Frage: Wenn diese Edelsteine das Fundament der Stadt des Friedens und einer zukünftigen geheilten Verbindung von Mensch und Erde sind, dann müssten ihre Heilwirkungen auch eine fundamentale Wirkung auf den Menschen haben. Ich beschloss, ihre homöopathische Heilwirkung an mir zu prüfen. Leider waren nicht alle zwölf Edelsteine als homöopathische Arzneien zu erwerben und deswegen ließ ich von meinem Vorhaben erst einmal wieder ab.

    Meine nächste homöopathische Arzneimittelprüfung war Mercurius und in diesem Zusammenhang bewegte mich sehr das Schicksal Kaspar Hausers. Später las ich sogar, dass dieser mit seinem ersten Ziehvater selber homöopathische Arzneimittelprüfungen vollzog und am stärksten auf Mercurius reagierte. In einer Bücherei fand ich damals ein Büchlein über die Bedeutung und das Leben Kaspar Hausers, das mich sehr berührte. Ich wollte Kontakt zu dem Autor aufnehmen, was mir leider nicht gelang.

    Kurze Zeit später lernte ich durch meine älteste Tochter den Vater ihrer Freundin, Wilhelm Floride, kennen. Er hielt einen Vortrag über Märchen, und auf seinem Büchertisch lag genau dieses Büchlein über Kaspar Hauser. Er hatte es geschrieben!

    Innerlich aufgewühlt rief ich ihn am nächsten Tag an und verabredete mich zu einem Gespräch. Dabei erzählte er mir, dass er Schriftsteller und Künstler sei. Ich fragte ihn, an was er gerade schreibe. Er antwortete mir, er arbeite an einer Neuverdichtung der Apokalypse des Johannes. Daraufhin stellte er mir die Frage, ob ich – als Homöopathin – die homöopathische Heilwirkung der zwölf Edelsteine kenne, die in der Apokalypse als Fundament der Stadt des Friedens benannt seien. Diese Frage traf mich wie ein Blitzschlag und ich bekam wieder heftiges Herzklopfen. Erst kürzlich hatte ich genau dieses Vorhaben aufgegeben und jetzt kam es mit dieser Frage unerwartet wieder auf mich zu.

    Ich nahm es als meine Schicksalsaufgabe an. Wilhelm Floride und ich beschlossen gemeinsam, aus diesen zwölf Edelsteinen homöopathische Heilmittel herzustellen, um dann ihre Heilwirkung zu prüfen. Doch in keiner meiner Homöopathieausbildungen hatte ich bisher die Herstellung von homöopathischen Arzneien erlernt, und auch meine Homöopathielehrer und meine Kollegen in dem Bad Boller Seminarzyklus konnten mir nicht weiterhelfen. Es war 1990 einfach noch nicht üblich, selbst Substanzen zu homöopathischen Mitteln zu verreiben – im Gegensatz zu heute. So studierte ich das Grundlagenbuch von Hahnemann, das Organon, worin er die Herstellung beschreibt. Wir besorgten uns Mörser und Feinwaage und bereiteten alles für eine homöopathische Verreibung vor, beschlossen sogar, vorher zu fasten und uns einige Tage in die Stille zurückzuziehen, um uns körperlich, seelisch und geistig leer zu machen für die Botschaften der Steine.

    Während der Vorbereitungszeit für unsere erste Verreibung hatte ich einen eindrücklichen Traum:

    Ich werde von zwei verwesten Köpfen mit verbeulten Hüten verfolgt. Sie verkörperten die Homöopathie. Jemand will mir helfen, die Köpfe zu vergraben, aber ein Kopf macht dabei die Augen wieder auf. Ich verstecke mich unter dem Bett einer Ärztin. Die Köpfe suchen ein Manuskript von mir, ich sehe sie immer wieder vor mir auftauchen. Dann weiß ich, wenn ich mich weiter verstecke, werde ich die Köpfe nie los.

    Dieser Traum erschütterte mich, ich verstand ihn aber nicht, denn die Homöopathie empfand ich als die beste ganzheitliche Therapieform. Sie ist mir eine Herzensangelegenheit – warum sollte sie im Begriff sein zu verwesen und von mir begraben werden?

    Eines aber schien der Traum bewirkt zu haben: Ich erinnerte mich scheinbar nicht mehr so genau an alle Anweisungen Hahnemanns.

    Für die homöopathische Verreibung wird in einem Porzellanmörser eine winzige Menge der Ausgangssubstanz in rhythmischen Intervallen in Milchzucker verrieben. Der Milchzucker ist die Trägersubstanz, die die bei der Verreibung frei werdende Information aus dem Ausgangsstoff aufnimmt. Zu Beginn unserer ersten Verreibung erklärte ich Wilhelm Floride die Vorgehensweise und sagte, der Ausgangsstoff müsse durch vier Stufen hindurch in Milchzucker verrieben werden, bis zur C4. Diese vier Stufen versinnbildlichen die vier Elemente und die vier „Verkörperungen" und Bewusstseinsebenen des Menschen: seinen physischen Körper, entsprechend den Steinen; seinen Lebensleib oder die vitale Kraft, entsprechend den Pflanzen; seinen emotionalen Körper, entsprechend den Tieren, und das Ichbewusstsein, das dem Menschen entspricht.

    Damit wich ich von der Vorgehensweise Hahnemanns ab, denn er verrieb das homöopathische Mittel nur über drei Stufen also bis zur C3. Es war nicht nur unsere erste Verreibung eines der Fundamentsteine des Neuen Jerusalems, sondern legte auch ein Fundament für die C4-Homöopathie. Wenige Jahre später begann auch Witold Ehrler, unabhängig von mir, homöopathische Mittel bis zur C4 zu verreiben, und begründete später mit meinem früheren Lehrer Jürgen Becker die C4-Homöopathie.

    Das vorliegende Buch fasst die Forschungen und Erfahrungen der dreizehn Fundamentsteine des Neuen Jerusalems zusammen. Der darin beschriebene homöopathische Entwicklungsweg ist ein weiblicher Weg und Fundament der C4-Homöopathie.

    Neukirchen, Johanni 2007

    Edith Helene Dörre

    „Das Neue Jerusalem". Coco Radsack

    Zu diesem Buch

    Alle Inhalte und Aussagen über die Edelsteine wurden in den Gruppenverreibungen, Prüfungen und Patientenbegegnungen wahrgenommen, erlebt, erlitten und erliebt.

    Die imaginativen Bilder, die während der Verreibungen und Prüfungen auftraten, entstammen vor allem unserem westlichen Kulturkreis, in dem wir aufgewachsen sind und der uns gebildet hat. Deswegen werden viele Urbilder aus dem christlichen Kontext beschrieben. Diese Arbeit hat aber keinerlei religiöses Anliegen oder Hintergrund, ihre Motivation ist rein therapeutisch. Würden die Verreibungen in anderen Kulturkreisen stattfinden, wären sie von deren religiösen Urbildern geprägt, die dahinter liegenden Grundaussagen und Prozesse aber sind ähnlich. Dieses hat sich bestätigt, wenn Menschen aus anderen Kulturen an den Edelsteinverreibungen teilgenommen haben. Es gibt auch viele Märchenmotive, die sich in verschiedensten Kulturkreisen in ähnlicher Ausprägung wiederfinden.

    Märchen

    Am Anfang eines jeden Kapitels stehen ein oder zwei Märchen. Um dem weiteren Inhalt folgen, ihn verstehen und verarbeiten zu können, ist es unabdingbar, zuerst das Märchen mindestens einmal zu lesen, denn der weitere Text ist darauf aufgebaut. Es empfiehlt sich, abends das Märchen zu lesen und am nächsten Tag den weiteren Text des jeweiligen Kapitels. So beginnt ein eigener schöpferischer Prozess aus der Quelle heraus, aus der die behandelten Inhalte gespeist sind, unabhängig von den hier beschriebenen Erfahrungen und meinen Interpretationen dazu.

    Schriftbild

    Alle kursiv gedruckten Abschnitte sind Zitate aus Verreibungs- oder Prüfungsprotokollen. Wurden Fremdzitate hinzugenommen, dann deswegen, weil sie Bestandteil der Prüfungen waren und die in den Prüfungen wahrgenommenen Inhalte ausdrücken.

    Bilder

    Die farbigen Abbildungen sind entweder während der Verreibungen und Prüfungen, unmittelbar danach oder in der therapeutischen Begegnung gemalt worden. Einige Bilder sind aus dem Kunstschatz berühmter Maler.

    Patientenberichte

    In den Patientenbegegnungen am Ende eines Kapitels geht es mir nicht darum, die Heilungsverläufe aufzuzeigen, denn das hätte mehr Raum beansprucht und Aufzeichnungen während einer längeren Beobachtungszeit notwendig gemacht, und damit den Rahmen dieses Buches gesprengt. Mein Anliegen ist darin, das urbildhafte Geschehen und die fundamentalen Themen der Edelsteine in der Begegnung mit dem Patienten anschaulich werden zu lassen.

    Ich wollte auch nicht die „besten Fälle aus meiner Kartei herausholen und vorführen, sondern diejenigen Begegnungen beschreiben, die mir während der Arbeit an einem Kapitel gewissermaßen „zugefallen sind.

    Symptome- und Themenlisten

    Für Therapeuten gibt es zu diesem Buch einen Begleitband mit den Arzneimittelbildern, als detaillierte Symptomen- und Themenlisten, der hier behandelten Edelsteine.

    Symptome- und Themenverzeichnis

    von 13 Edelsteinen für die homöopathische Behandlung

    Edith Helene Dörre

    Über lange Zeit habe ich immer wieder gezweifelt, ob das Edelsteinfundament überhaupt geschrieben werden will. Das Aufschreiben kam mir vor wie ein Abtöten seiner Lebendigkeit, wie ein Zementieren der Inhalte und Festschreiben von dem, was im Fluss bleiben will. Doch wurde ich von vielen Seiten darum gebeten, das Erforschte für alle zugänglich zu machen. Jetzt bin ich darüber glücklich und erlebe es als meine unbedingte Aufgabe, durch die Herausgabe dieses Buches, den homöopathischen Schatz dieser Edelsteine der Öffentlichkeit zu übergeben. Leider hat es Jahre gedauert, bis es fertig geschrieben wurde. Da ich die Kapitel nicht, wie sie hier erscheinen, fortlaufend geschrieben habe, sondern zu verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlicher Intensität, mag sich einiges wiederholen. Auch gibt es Begriffe (zum Beispiel Seele und Geist), die von verschiedener Seite mit jeweils anderen Inhalten assoziiert werden. Da ich viel aus den Verreibungs- und Prüfungsprotokollen zitiere, können gleiche Wörter unterschiedliches bedeuten. Allerdings ist das ein alltägliches Phänomen, das in den meisten Gesprächen auftritt. Der wesentliche Inhalt wird jedoch transparent, wenn die Aufmerksamkeit sich nicht auf die Begrifflichkeiten konzentriert und sich daran stört, sondern auf das Anliegen, das zwischen den Wörtern und Zeilen zu finden ist. Ich bitte, von den Inhalten sich berühren zu lassen und seine eigenen Erfahrungen damit zu machen.

    Die hier beschriebenen Prozesse haben sich als die Grundlagen der homöopathischen Mittel zutiefst bestätigt. Mit jedem Patienten oder jeder Verreibung kommen weitere Facetten dazu, die jedoch bisher das herausgearbeitete Grundwissen noch mehr leuchten lassen und bestätigen.

    In diesem Sinne beende ich das Buch in dem Vertrauen und Wissen, dass die zugrunde liegenden Urbilder für die Heilprozesse der Edelsteine wahr sind und eine solide Grundlage für weitere Forschungen bilden, um deren ganzes schöpferisches Potenzial zu erfassen.

    Einführung

    Da dieses Buch nicht nur für Homöopathen geschrieben ist, möchte ich zunächst eine kurze Einführung in die Homöopathie geben, wobei ich mich kurzfassen kann, da es für Interessierte genügend Literatur zu diesem Thema gibt. Daran anschließend soll der entwicklungsgeschichtliche Hintergrund zur C4-Homöopathie kurz beleuchtet werden, ehe ich auf die Bedeutung von Märchen und Symbolen für meine Arbeit und meine Erfahrungen mit den Edelsteinheilmitteln und ihrer Herstellung eingehe.

    1. HAHNEMANN UND DIE HOMÖOPATHIE

    „Die Homöopathie heilt mehr Kranke als jede andere Behandlungsmethode, und sie ist jenseits aller Zweifel sicherer und ökonomischer. Sie ist die umfassendste medizinische Wissenschaft."

    (Mahatma Gandhi)

    Die Homöopathie wurde von Samuel Hahnemann begründet, der von 1755 bis 1843 lebte. Er war Arzt, fühlte sich aber sehr unzufrieden mit den Fähigkeiten, die er während seiner Ausbildung erworben hatte. Die studierte Heilkunst und ihre theoretischen Denkmodelle zeigten sich in der praktischen Ausübung als äußerst spekulativ, und die üblichen Arzneien und Behandlungsmethoden mit ihren oft zum Tode führenden Nebenwirkungen riefen seinen Widerspruch hervor. Enttäuscht musste er erkennen, dass er auf diese Art und Weise keinem Menschen helfen oder ihn heilen konnte, sondern eher schaden würde. Obwohl er eine große Familie ernähren musste, hörte er konsequenterweise mit seiner Tätigkeit als praktizierender Arzt auf und erwarb seinen jetzt kargen Lebensunterhalt durch Übersetzen und Bearbeiten wissenschaftlicher Bücher. Beim Übersetzen einer Arzneimittellehre des berühmten Pharmakologen Cullen rief dessen Behauptung, die Chinarinde heile das Wechselfieber durch ihre den Magen stärkende Wirkung, in Hahnemann Widerstand hervor, denn ihm schien das eine bloße Vermutung zu sein. Er entschloss sich zu einem in der damaligen Zeit ungewöhnlichen Selbstversuch: Er nahm selbst Chinarinde ein, um deren Wirkung auf den menschlichen Körper zu ergründen. Dies war der Initialfunke der Homöopathie. Die grundlegende Motivation der Homöopathie ist, selbst zu erfahren und zu erleben, anstatt sich durch Lesen gelehrtes Wissen anzueignen und es dann im Glauben und Vertrauen darauf anzuwenden.

    Nach Einnahme von Chinarinde traten bei Hahnemann ähnliche Symptome auf wie bei einer Erkrankung an Wechselfieber. So entstand in ihm die Frage: Vermochte deswegen die Chinarinde Wechselfieber zu heilen, weil sie beim Gesunden ähnliche Symptome hervorrief?

    Eine weitere Beobachtung von ihm war, dass die Symptome einer Quecksilbervergiftung ähnlich denen der Syphilis waren, für die das Quecksilber wiederum als Heilmittel eingesetzt wurde.

    Aus diesen und weiteren Erfahrungen heraus folgerte Hahnemann, dass die Symptome, die bei einem Gesunden nach Einnahme einer bestimmten Substanz auftreten, ähnlich jenen Symptomen sind, die bei einem Kranken auftreten, bei dem gerade diese Substanz als Heilmittel angezeigt und wirksam ist.

    Hahnemann und seine SchülerInnen und NachfolgerInnen überprüften diese Vermutung an vielen Hunderten von Substanzen – Mineralien, Metallen, Pflanzen und Tierprodukten – und fanden sie bestätigt. Sie nahmen die Substanzen in Selbstversuchen ein und notierten alle körperlichen, seelischen und geistigen Symptome, die sie wahrnahmen und wodurch sich ihr Befinden verbesserte oder verschlechterte. Sie beobachteten genau ihre alltäglichen Verrichtungen – wie Schlaf, Appetit, Stuhlgang und so weiter. Kam ein Kranker zur Behandlung, so wählten sie aus den selbst geprüften Arzneimitteln dasjenige aus, welches bei ihrer Prüfung ähnliche Symptome und Neigungen hervorgerufen hatte wie die, unter denen der Kranke litt.

    Ein alltägliches Beispiel einer Arzneimittelprüfung ist das Zwiebelschneiden: Die Nase läuft, die Augen brennen und tränen. So kann die Zwiebel als homöopathisches Mittel zum Beispiel bei einer Erkältung angewandt werden, bei der eine entsprechende Symptomatik vorliegt.

    Hahnemann formulierte den Leitsatz der Homöopathie folgendermaßen: Similia similibus curantur – Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt.

    Der Homöopath macht sich zuerst ein Bild von den Krankheitsverläufen und ihren Zusammenhängen. Darauf beschränkt sich die Anamnese jedoch nicht, denn er betrachtet nicht nur die Krankheit als solche, sondern auch den Menschen mit seiner Biographie, seinen Lebensumständen und seinen körperlichen, seelischen und geistigen Befindlichkeiten und Zusammenhängen. Die homöopathischen Arzneimittel regen die Selbstheilungskräfte des Organismus an und lösen energetische Blockaden. Aus ihnen wählt der Homöopath ganz individuell das einem bestimmten Menschen entsprechende Mittel aus. Daher könnten fünf Personen mit derselben Krankheitsdiagnose, zum Beispiel Asthma, zu ihm kommen, und er würde doch jedem ein anderes, der jeweiligen Person entsprechendes, homöopathisches Heilmittel verschreiben.

    Homöopathische Heilmittelherstellung

    Bei den Prüfungen und der therapeutischen Anwendung der Substanzen hatte Hahnemann das Problem, dass die Stoffe zum Teil sehr giftig waren, wie zum Beispiel Arsen oder die Tollkirsche. Verdünnte er sie aber zu stark, verloren sie ihre Wirkung. So entwickelte er einen weiteren genialen Schritt, bei dem die Vergiftungsgefahr durch den Ausgangsstoff verhindert wurde und gleichzeitig die Heilwirkung sich vergrößerte oder sich sogar erst entfaltete: die Verreibung des Ausgangsstoffes in Milchzucker und die anschließende Potenzierung in Wasser oder Alkohol. So entstanden die homöopathischen Arzneimittel.

    „Man hört noch täglich die homöopathischen Arznei-Potenzen bloß Verdünnungen nennen, da sie doch das Gegenteil derselben, d.h. wahre Aufschließungen der Naturstoffe und Zutage-Förderung und Offenbarung der in ihrem inneren Wesen verborgen gelegenen, spezifischen Arzneikräfte sind, durch Reiben und Schütteln bewirkt, wobei ein zu Hilfe genommenes unarzneiliches Verdünnungsmedium bloß als Nebenbedingung hinzutritt." (Hahnemann, Anm.1338 im Organon)

    Hahnemann nennt den Vorgang Dynamisationen und Entwicklung ihres wahren inneren arzneilichen Wesens. Dabei werden 1 Teil des Ausgangsstoffes und 99 Teile Milchzucker in rhythmischen Intervallen in einem Porzellanmörser verrieben. So entstehen C-Potenzen (von römisch centum = hundert); diese drücken nur das Verdünnungsverhältnis aus, nicht – wie manchmal fälschlicherweise angenommen wird – die Potenzhöhe. Eine C-Potenz ist darum keine höhere Potenzierung als eine D-Potenz (von decem = 10); sie basiert nur auf einem größeren Anteil des Trägerstoffes, dem Milchzucker, der der Heilkraft einen größeren Entfaltungsraum ermöglicht, auch im Heilungsprozess.

    Der Vorgang jeder Verreibungsstufe dauert 60 - 90 Minuten. Zunächst wird ein Teil pulverisierter Ursubstanz mit 99 Anteilen Milchzucker als Trägersubstanz verrieben. Als Resultat bekommt man die C1. Von der C1 werden wieder ein Teil und 99 Anteile Milchzucker in rhythmischen Schritten verrieben, das Ergebnis ist die C2. Von dieser wird dann wieder ein Teil mit 99 Teilen Milchzucker verrieben zur C3.

    Den oben beschriebenen Vorgang nennt man eine Verreibung.

    In einem nächsten Schritt nahm Hahnemann einen winzigen Teil, einem Tropfen entsprechend, von der C3 Verreibung in ein Verschüttelungsglas mit 99 Tropfen Wasser oder Alkohol und schüttelte das Glas 10 mal auf einer elastischen Unterlage zur C4 und so weiter, immer von der vorherigen Potenz einen Tropfen auf 99 Tropfen, bis zur erwünschten Potenzierungsstufe.

    Der homöopathische Arzt Jürgen Becker vergleicht die Verreibung mit Mörser und Stößel, einem weiblichen und männlichen Symbol, mit dem Liebesakt zwischen zwei Menschen, einem hingebungsvollen und schöpferisch empfangenden Prozess. Die Verschüttelung dagegen, die pro Potenzstufe nur einige Sekunden dauert, vergleicht er mit dem Herzschlag, als dem ständigen Potenzierungsvorgang des Blutes in der Herzkammer. (Der Karneol lehrte mich die Verschüttelung vor meinem Herzen zu vollziehen, in einer lemniskatischen Bewegung Himmel und Erde vereinend, in deren Mittelpunkt ich vor meinem Herzen auf die flache Hand schlage.)

    Die Potenzierung, das heißt Herstellung des Heilmittels, ist das Mysterium der Homöopathie. Der Ausgangsstoff ist im homöopathischen Heilmittel molekular nicht mehr nachweisbar, seine Heilwirkung übersteigt aber in hohem Maße die Wirkung des unpotenzierten Ausgangsstoffes. Diese Wirkung nennt Hahnemann die „Lebenskraft, die „dynamisch und „geistartig" ist. Heutzutage spricht man in diesem Sinne von feinstofflicher Energie oder der Information. Hahnemann beschreibt die Wirkungen potenzierter Arzneien als das Wirken lebendiger Kräfte höherer Ordnung, ohne die kein Leben, kein Kranksein und keine wahre Heilung möglich sind.

    „Die Erklärung dieses Phänomens (Potenzierung) wird weniger in einem mechanischen oder chemischen Austausch materieller Teilchen als vielmehr in einem Informationsaustausch oder der Übertragung eines ‚Informationsspeichers‘ von spezifischer dynamischer Charakteristik innerhalb eines Feldprozesses zu suchen sein, analog zu den ‚morphischen Resonanzfeldern‘, die Rupert Sheldrake beschreibt.

    Durch seine Entdeckung der Wirksamkeit hochverdünnter, ja tatsächlich dematerialisierter ‚Substanzen‘ stolperte Hahnemann über ein Phänomen, das die moderne Physik gerade erst zu verstehen beginnt, eine Dynamik, die sich vielleicht als Geist, Information oder Sinngehalt in der Materie bezeichnen lässt - und gewann somit Einblick in einen bis dahin unerforschten Grenzbereich, in welchem materielle und nichtmaterielle Dynamik, Psyche und Soma sich zu überlappen oder eins zu sein scheinen… Alle Ausformungen der menschlichen Pathologie entsprechen einer ‚ähnlichen‘ Dynamik im Substanzfeld pflanzlicher, mineralischer oder tierischer Substanz ‚dort draußen‘. Es ist, als würden sich alle menschlichen Funktionsmuster von Gesundheit und Krankheit, alle somatischen und psychischen Funktionen in irgendeinem Element, einer Pflanze, einem Tier oder einem Mineral der ‚äußeren Welt‘ widerspiegeln. Durch ein Verbinden der inneren mit der äußeren Dynamik wird ein Heilungsprozess initiiert…

    Jede pathologische Möglichkeit eines lebendigen Organismus findet sich in irgendeinem Substanzfeld wieder, hat ‚dort draußen‘ eine Entsprechung in einem Substanzfeld, welches die entsprechende psychosomatische Gesamtheit repliziert, diese bei einer Verabreichung an den Organismus zu Prüfungszwecken induziert und das ihr Ähnliche heilt, wenn es in geeigneter verdünnter oder ‚potenzierter‘ Form verabreicht wird."

    (E.C.Whitmont, in: Die Alchemie des Heilens)

    C4-Homöopathie

    Aus dem Einen kommt die Zwei

    Aus der Zwei wird die Drei

    Aus der Drei entspringen Zehntausende

    Lao Tse

    Meine Intention war, aus den Edelsteinen homöopathische Arzneimittel herzustellen, um sie anschließend einzunehmen, zu prüfen und wahrzunehmen, welche Symptome, Gemütsverfassungen, Ideen, Träume und Gedanken durch die Einnahme auftreten würden.

    Doch war es für mich erstaunlich zu erleben, dass während der Herstellung und Verreibung selber der direkteste Zugang und die klarste Wahrnehmung der Heilkräfte erlebbar waren. Die darauf folgende Einnahme des homöopathischen Mittels vertiefte und verfeinerte den Eindruck der Verreibung, aber die grundsätzlichen darin enthaltenen Themen waren schon während des Verreibungsvorgangs „eröffnet und entborgen" worden. Das hatte ich vorher nirgendwo gelesen oder gehört; selbst Hahnemann hatte nichts über seine Verreibungserfahrungen mitgeteilt.

    Mittlerweile sind die Erfahrungen während einer Verreibung, man nennt sie die Verreibungsresonanz, die fundamentale Erfahrungsgrundlage der C4-Homöopathie, ebenso das Erleben der verschiedenen Wahrnehmungsebenen, die sich von C1 bis C4 während des Verreibungsprozesses differenzieren.

    Während der ersten Verreibungsstufe der C1 empfanden wir eine Häufung von körperlichen Symptomen, aber auch von grundsätzlichen Fragen, die dieser Ausgangsstoff als Thematiken in sich trägt.

    Während der zweiten Verreibungsstufe der C2 bewegten uns vor allem Gefühle, Emotionen und polare Zustände, die oft in uns oder zwischen uns im Widerstreit miteinander standen.

    Die dritte Verreibungsstufe die C3 war vor allem geprägt durch eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Ausgangsstoff und den Themen und Heilwirkungen, die dieser offenbarte.

    Auf der vierten Verreibungsstufe C4 verbanden sich die körperlichen, emotionalen und gedanklichen Wahrnehmungen zu einem zusammenhängenden wesentlichen Bild. Teile dieses Bildes zeigten sich oft im Zusammenhang mit Urbildern und Symbolen aus Mythologie, Religion und Kunst. Die Wahrnehmung ist aus dem Wesen der Kraft des Steines selber zu blicken und sich trotzdem frei darin zu bewegen (also nicht vereinnahmt von seinen Gefühlen wie zum Beispiel in der C2, sondern im Zentrum der Kraft zu sein und sie trotzdem erkennend zu durchblicken). Es geht hier darum, die Heilkraft als solche wahrzunehmen und gleichzeitig auch zu erkennen, welche Position ich darin einnehme oder zu welchem Schritt im Leben sie mich bewegen kann, und sich von der Einsicht in diese Wesenskraft zu diesem Schritt motivieren zu lassen, also ihn wahrhaftig und zugleich freilassend zu vollziehen.

    Ein kleines Beispiel aus der Topasverreibung: In der C1-Verreibung plagten uns Hautprobleme, in der C2-Verreibung fühlten wir uns unwohl in unserer Haut, wobei wir unsere Fähigkeiten über- oder unterschätzten. In der C3-Verreibung setzten wir uns gedanklich mit dem Thema, sich falsche Identifikationen zu geben, auseinander. In der C4-Verreibung konnten wir uns und die anderen so annehmen und schätzen, wie wir sind, mit allen unseren Licht- und Schattenseiten.

    „Die Eins wird zu Zwei, die Zwei zu Drei, und aus dem Dritten wird das Eine als Viertes."

    (Alchemistischer Satz der Maria Prophetissa)

    Wie oben erwähnt ist dieser vierte Verreibungsschritt innerhalb der Homöopathie neu, denn Hahnemann hat den Ausgangsstoff nur bis zur C3 verrieben und aufgeschlüsselt. Zu seiner Zeit war es die angebrachte Resonanzstufe, denn im menschlichen Werdegang ging es damals noch um die Entfaltung des mentalen Bewusstseins und die Ausbildung des Denkens. Heute ist es die Aufgabe, die Resonanz aus der vierten Verreibungsstufe zu meistern und aufzuschlüsseln.

    Der Vorgang der Verreibung ist die Basis der homöopathischen Arzneimittelherstellung, in ihr werden die Informationen und Heilwirkungen aufgeschlüsselt. Die anschließende Weiterpotenzierung durch Verschüttelung verfeinert und energetisiert dann das Heilmittel.

    Die Erfahrungen während einer Verreibung sind essenzieller und konzentrierter als während einer Arzneimittelprüfung, in der das homöopathische Mittel über eine Zeit lang eingenommen wird.

    Gott schläft in den Steinen

    Atmet in den Pflanzen

    Träumt in den Tieren

    und erwacht in den Menschen.

    (Vedische Schriften)

    Während meiner ersten C4-Verreibung bildete sich in mir das Bild des siebenarmigen Leuchters als Erklärungshilfe für die verschiedenen C-Stufen der Verreibung. Die folgenden Ausführungen sind Erklärungsmodelle, die helfen, sich den Inhalten zu nähern. Sie sind als Verständnishilfen und Gedankenbrücken gedacht, die nicht dogmatisch verstanden werden sollten und in keiner Weise beabsichtigen, eine Deutung des jüdischen Symbols des siebenarmigen Leuchters zu sein.

    Der siebenarmige Leuchter

    „Die vier der sieben ist das Herz (aus: „Die Antwort der Engel)

    Der siebenarmige Leuchter hat links und rechts je drei Arme, der mittlere vierte verbindet alle anderen und „erdet" sie. Die linken drei Arme stehen für die sinnlich erfahrbare Welt: der erste Arm für das Reich der Steine und Mineralien, der zweite für die Welt der Pflanzen und der dritte für das Tierreich. Die rechten drei Arme stehen für die nicht mit den äußeren Sinnen erfahrbare Welt. Nach der C4-Homöopathie wird der fünfte Arm der Kollektivebene, der sechste der archetypischen Ebene und der siebente den Schöpfermächten zugeordnet.

    Aus: „Die Antwort der Engel"

    Jeder Arm entspricht einer Verreibungsstufe. Der vierte mittlere Arm ist mit allen anderen verbunden und nimmt so Anteil an allen anderen Reichen. Durch den siebenarmigen Leuchter wird ersichtlich, dass es hier nicht um eine hierarchische Ordnung geht, so als wäre die C3-Stufe der C2-Stufe übergeordnet, sondern die vierte Stufe ist die Mitte aller und verbindet alle anderen Stufen in sich. Die vierte Stufe entspricht dem Menschsein, denn der Mensch ist das einzige Wesen, das alles in sich verbindet und an allen Ebenen und Dimensionen Anteil hat: dem Mineralreich, dem Pflanzenreich, dem Tierreich einerseits und an den höheren Dimensionen andererseits. Wenn wir eine Substanz zur C4 verreiben, dann verbinden wir in der vierten Stufe alle vorhergehenden und öffnen auch die Tür zu den nachfolgenden Stufen. Die C1 hat ihre besondere Verbindung mit den Ursprungsmächten der C7, die C2 korrespondiert mit den archetypischen Ebenen der C6 und die C3 mit der Kollektivebene der C5; in der vierten Stufe finden sich alle zusammen.

    Die C4 entspricht dem Menschsein. Nur auf dieser Stufe kann ich die anderen in ihrem Zusammenklang erleben; in jeder anderen bin ich von dem jeweiligen vorherrschenden Bewusstsein eingenommen, wie zum Beispiel in der C2 von den Emotionen oder in der C5 von dem Eingebundensein in eine kollektive Aufgabe. In der C4 habe ich die Freiheit, mich mit allem verbunden zu fühlen und doch frei zu sein, auch wenn sich das nicht immer erlöst anfühlt. Dann ist es sinnvoll, weitere Stufen zu entschlüsseln. Trotzdem kann es sinnvoll, nach der C4 eine gewisse Zeit einzuräumen, um die Wirkung der C4 nachzuspüren, die mich zu einer spezifischen Handlung und Umsetzung motivieren kann. In der C4 habe ich einen freien Handlungs- und Entscheidungsraum, auf der nächsten Stufe, der C5, bin ich dem kollektiven Wirken unterworfen und auf den weiteren Stufen noch umfassenderen Mächten. Ich kann mich auf der C4 entscheiden, ob ich mich der kollektiven Dynamik stellen will, um meine Aufgabe darin zu erfüllen. Ein Höhergehen kann auch überschwellig sein, dann entsteht keine echte Resonanz zu dieser Verreibungsstufe.

    Erst nach einigen Jahren fing ich an, zur C5 weiter zu verreiben. Die Edelsteinmittel, mit denen ich jetzt arbeite, sind meistens bis zur C6 verrieben, bei bestimmten Themen auch mal C7 oder C8. Dabei konnte ich rückblickend wahrnehmen, dass die höheren Ebenen schon vorher in der C4 bei mir mit angeklungen sind.

    Das Schalenmodell aus der C4-Homöopathie (nach Witold Ehrler), in dem auch die zwei Randebenen, die C0 und die C8, dargestellt werden:

    Verreibungsresonanz

    In allen Dingen ruht eine eigene Wahrheit, die Teil eines großen Ganzen ist. Jedes Ding trägt eine Facette zum Ganzen bei. Bei einer homöopathischen Verreibung denken wir uns nichts aus oder kreieren unsere Vorstellungen von der Welt, sondern im Idealfall sind wir nur Lauschende. Je leerer wir uns innerlich machen können, umso reiner können wir wahrnehmen, was die Steine oder andere Stoffe uns zu erzählen haben. Jede Vorstellung könnte die reine Wahrnehmung verstellen. Es ist jedes Mal von neuem ein großes Mysterium, dass der Ausgangsstoff während der Verreibung zu einem „spricht".

    Schläft ein Lied in allen Dingen,

    die da träumen fort und fort

    und die Welt hebt an zu singen

    triffst du nur das Zauberwort.

    Dieses Gedicht von Eichendorff berührte mich schon sehr lange. Durch die Verreibungen habe ich eine Möglichkeit gefunden, das Zauberwort zu treffen.

    In den Verreibungen und Prüfungen geht es darum, alles zuzulassen, auch wenn es meinem bisherigen Verständnis zuwiderläuft. Alles, was in diesem Buch über die Edelsteine steht, ist ihnen während der Verreibungen und Arzneimittelprüfungen abgelauscht worden. Die in diesem Buch beschriebenen Inhalte sind nicht meine persönlichen Anschauungen oder die der anderen Prüfungspersonen. Es ist jedes Mal erstaunlich, während des Austausches nach einer Verreibung zu hören, dass die anderen Verreiber Ähnliches erlebt haben – wobei mir natürlich bewusst ist, dass sich darin auch persönliche Einfärbungen und Betonungen finden.

    Während der Verreibung werden wir dem Stein möglichst ähnlich. Er formt uns, nicht wir ihn. Wir können soviel entbergen, wie wir Resonanz zu den jeweils spezifischen Inhalten haben. Das bestimmt auch das Volumen des Heilpotenzials in dem Arzneimittel. Je mehr verbunden und trotzdem offen ein Verreiber mit der Welt ist, umso größer ist seine Resonanzfähigkeit, die verschiedensten Themen entbergen zu können. Oft haben einzelne Personen zu einer bestimmten Substanz große Resonanz, können vieles entbergen und stärken dadurch die ganze Verreibungsgruppe im Findungsprozess.

    Verreibungen in Gruppen ermöglichen ein viel größeres Spektrum an möglichen Resonanzen, die sich gegenseitig bereichern und zusammenklingen. Während einer Verreibung in einer Gruppe ist eine Gruppendynamik erlebbar, dadurch werden die Themen noch transparenter. Auch drücken sich die Resonanzfähigkeiten bei den verschiedenen Personen unterschiedlich aus: Bei einem Verreiber liegt der Schwerpunkt zum Beispiel mehr im Gedanklichen, beim anderen im Bildhaften, im Hören oder im Fühlen. Manche erkennen die Themen erst nach der Verreibung in den Erfahrungen des Alltags wieder. Jeder kann eine andere Facette zum Arzneimittelbild hinzufügen.

    Schaut ihr nicht mehr auf die Zahlen und Formen,

    so werdet ihr die Kräfte erkennen,

    denn hinter allem wohnt die KRAFT.

    Jede Form ist ein Tor zu unendlichen Kräften.

    Wer Augen hat – dem ist das Tor das Auge.

    Wer Ohren hat – dem ist das Tor das Ohr.

    Jedem ist ein anderes gegeben – aber die Kraft ist eins.

    (Aus: „Die Antwort der Engel")

    Wir betreten während einer Verreibung die inneren Räume und Inhalte, die dieser Stein für die Welt trägt. Wir werden diesen Inhalten ähnlich, verwandeln uns und auch unsere Umwelt dabei und schaffen ein Heilmittel, das der ganzen Welt zugänglich ist.

    „Nach der holistischen Auffassung der Alchemisten sind Transformation und Heilung gleichbedeutend… Wie Jung gezeigt hat, stimmen die Konzepte der Alchemie mit den Erkenntnissen der modernen Tiefenpsychologie überein. Sie werden auch durch die Entdeckungen der Homöopathie bestätigt, welche die alchemistische Vision einer Einheit von Seele, Geist und Materie experimentell und klinisch in die Wirklichkeit umsetzt. Im transformatorischen Kontext der Alchemie und der Homöopathie zielt Heilung auf eine Wiederherstellung der persönlichen Integrität, Resonanz und Einheit mit dem Selbst und mit der Weltgesamtheit ab."

    (E.C.Whitmont, in: Die Alchemie des Heilens)

    2. DIE MENSCHLICHEN ENTWICKLUNGSSTUFEN

    Diesen Abschnitt hatte ich ursprünglich für das Kapitel über den Chrysopras geschrieben, den letzten in diesem Buch behandelten Edelstein. Da die folgenden Ausführungen das Verständnis der vier Verreibungsstufen bereichern und ergänzen und diese auch immer wieder Grundlage bei den Besprechungen der Märchen sind, stehen sie nun in der Einführung.

    Wenn ich in diesem Buch von archaischem, magischem, mythischem, mentalem und integralem Bewusstsein schreibe, beziehe ich mich dabei auf das Werk Ursprung und Gegenwart von Jean Gebser und auch auf die Arbeit des Homöopathen Edward C. Whitmont über die verschiedenen Zeitalter der Menschheitsentwicklung. Diese verschiedenen Entwicklungsstadien durchlaufen wir täglich in den Rhythmen des Tages- und Nachtgeschehens und in der menschlichen Individualentwicklung.

    Archaische Dimension

    Jean Gebser beginnt mit einer „nullten" Phase der Menschheitsentwicklung, der archaischen Phase. Sie entspräche der Verreibung des Ausgangsstoffes zu Pulver, denn der Stein muss erst zu Pulver verarbeitet werden, wir nennen es die C0-Ebene. Die nullte Phase korrespondiert mit einer achten Ebene, in der sich alles in das Gegenteil umstülpt: Was vorher Außen war, stülpt sich in den inneren Kern um und umgekehrt,

    Die archaische Phase ist der verborgene Ursprung aller Dinge. Sie ist nulldimensional, geheimnisvoll unbegreiflich und bleibt für unser logisches Denken genauso paradox wie der Quantensprung aus dem Nichts ins Sein. Sie entspricht dem Sein des Ungeborenen im Mutterleib, eingebettet in die Sphärenklänge des Kosmos.

    Die nächsten Phasen markieren jeweils einen Dimensionssprung. Jean Gebser nennt die Entwicklung von einer Phase in die nächste Mutation.

    Magische Phase - C1 der Verreibung

    Sie ist die eindimensionale, präverbale, ganzheitlich symbiotische Identitätsebene des Lebens.

    In einem punktuellen Hier und Jetzt entfaltet sich eine erste Zentrierung im Menschen, aber wie schlafwandlerisch erscheint die Welt – wie ein schemenhaftes, ungeschiedenes Gegenüber. Es handelt sich um ein triebhaft–vitales Bewusstsein, das den noch Ich-losen in die Geborgenheit eines Gruppen-Ich, in die Blutsverwandtschaft einer Sippe oder eines Clans einbindet.

    Diese Phase entspricht in unserer Individualentwicklung dem Alter bis zu drei Jahren, bis das Kleinkind zum ersten Mal „ICH zu sich sagt und nicht mehr von sich in der dritten Person redet, wie „Anna will essen. Das Kleinkind erlebt sich in einer symbiotischen Einheit mit seiner Umgebung, eingebettet in eine zeitlose Gegenwart. Auf der magischen Ebene gibt es keine Moral und persönliche Verantwortung. Ereignisse tragen sich als vom Schicksal bestimmte Manifestationen gewaltiger und unerkannter Kräfte zu. Es sind unerbittliche Naturkräfte, für die es keine Verantwortung und kein Verstehen gibt. Die Einzelperson erfüllt innerhalb der organischen Gruppe, der Familie oder des Clans ihre Funktion, wie die Zelle eines größeren Organismus. Es entspricht dem Wirken der Natur und unserem Körperbewusstsein. Alle einzelnen Teilchen, wie Zellen, Hormone usw. dienen unbewusst, in Millionen gleichzeitig ablaufender miteinander abgestimmten Prozessen, dem ganzen Organismus. Jede Nacht in unseren Tiefschlafphasen sind wir in der magischen Dimension, die lebensnotwendig ist, ohne dieser würden wir innerhalb von Tagen sterben. Denn der Tiefschlaf wirkt heilend auf unseren Körper, das zum Beispiel im künstlichen Koma genutzt wird. Im Tiefschlaf sind wir auch eingebettet in das kollektive Unterbewusstsein, indem wir auch unbewusste „Zellen" an einem größeren Organismus sind.

    Da hier der Mensch noch unbewusster Teil einer Einheit ist, realisiert sich das magische Handeln in und aus dieser Einheit, jenseits der Gesetze von Raum und Zeit. Das ist die Ebene, in der Magie wurzelt, doch jenseits eines eigennützigen Zweckes, weil der Einzelne nur Glied einer untrennbaren Einheit ist und für diese Einheit funktioniert. Magie darf nur ausgeübt werden, wenn es im Sinne des Ganzen ist. Bis wir so handeln können, ist es sehr weise, das wir nur im Schlaf, jenseits von unserem Wachbewusstsein, in der magischen Dimension verweilen.

    Mythische Dimension - C2 der Verreibung

    Die Einheit trennt sich in eine zweidimensionale Welt, in Innen und Außen, Erde und Himmel, gut und böse, Ich und Du usw.

    Doch in diesem Stadium schließen sich die Pole nicht als Gegensätze aus, sondern befruchten einander im rhythmisch flutenden Leben innerhalb des Spannungsfeldes dieser Polaritäten. Es ist ein Bewusstsein der immer wiederkehrenden zyklischen Rhythmen der natürlichen Zeitenkreisläufe, wie Dauer und Vergänglichkeit, Herbst und Frühling. Die Kräfte der Natur werden noch wesenhaft erlebt und können sich ineinander verwandeln; wie im Märchen webt darin ein bildhaftes, imaginatives Bewusstsein.

    Das Matriarchat ist die Kulturform der mythischen Epoche, das Weibliche und Männliche befruchten sich aus ihren Polen heraus.

    Es kennzeichnet die mythologische Zeit der Göttin mit ihrem männlichen Gefährten, der stirbt und wiedergeboren wird. Aus mythischer Sicht kann nur etwas entstehen, wenn etwas Gleichwertiges vergeht, daher verlangt jede Schöpfung Opfer. Im Gefährten der Göttin zeigt sich wieder die Zweiheit, zum Beispiel in deren griechischen Urformen: Apollo und Dionysos. Apollo steht für Licht, Leben, Unsterblichkeit, harmonisches Gleichgewicht und Dauer. Dionysos verkörpert die Natur, Dunkelheit, Leidenschaft, Ekstase, Zerstörung und Vergänglichkeit.

    In der lndividualentwicklung ist es die Zeit des bildhaften Gefühlserlebens der Kleinkinder bis zu neun Jahren. Märchen sind die entsprechende seelische Nahrung auf dieser Entwicklungsstufe. Im Schlaf sind wir in den Traumphasen in der mythischen Dimension, die auch lebensnotwendig ist. Ohne unsere Träume, die die Zerrissenheit unsere Seelen heilen, würden wir verrückt werden und sterben. Die Träume sind wie die Märchen in Symbolsprache gewebt, die schöpferisch lebendig ist und nicht wertend.

    Gegen Ende des mythischen Zeitalters gewinnt das logische Denken, gegenüber dem einfühlend intuitiven, mythologisch phantasievollen Denken, zunehmend an Einfluss. In der Mythologie zeigt sich diese Veränderung zum Beispiel in den Erzählungen über die Geburt der Göttin Athene: In den prähellenischen Mythen ist sie aus der Gebärmutter des Sees Tritonis (Drei Göttinnen) hervorgekommen. Als Zeus als Mann die Spitze des Olymp erobert, verändert sich die Erzählung und Athene entsprang dem Haupt vom Zeus.

    Mentale Dimension oder patriarchales Zeitalter - C3 der Verreibung

    Ich denke, also bin ich! Das Denken übernimmt nun die Vorherrschaft. Das ich-hafte Wachbewusstsein tritt nun auf; die Ebene erweitert sich zum dreidimensionalen perspektivischen Raum.

    Das Leben wird endlich. Die mythischen Kreisläufe werden zerrissen durch das gerichtete lineare Denken; alles hat seinen Ursprung in einem Punkt A und sein Ende in einem Punkt B. Das Gewicht liegt nicht mehr auf der Erneuerung und Wiederkehr ins Licht, wenn die Dunkelheit durchlaufen ist, sondern auf der Erhaltung von Licht und Leben, indem man sich von der Dunkelheit befreit. Aus der Zweiheit wird Dualismus, die Gegensätze sind keine Polaritäten mehr, sondern sie schließen sich aus. Entweder – Oder wird zur Basis des Weltbegreifens und Entscheidens, der eine Pol wird angenommen, damit der andere verworfen wird. Das Andere wird zum Schlechten, Falschen und Bösen und muss ausgeschlossen werden.

    Nur ein Gott kann an der Spitze der Hierarchie sein und nur eine Wahrheit. Der Mann wird zum eigentlichen „Menschen" und die Frau nur eine Rippe daraus, die das Böse in die Welt bringt und trägt.

    Mythologisch gesehen hat sich Apollo im Namen der Klarheit, Reinheit, Ordnung und Harmonie gegen Dionysos durchgesetzt. Dionysos wird erst zum Sündenbock, dann als Teufel gebrandmarkt. Die Natur wird beherrscht. Der unkontrollierte Ausdruck spontaner, leidenschaftlicher Triebe wird missbilligt und unterdrückt. Aggression und Sexualität gelten als „böse", und es wird durch Gesetze festgelegt, unter welchen Bedingungen sie erlaubt sind. Aggressive Gewalt wird nur den Männern gestattet, die sich für die Gruppe einsetzen und auf Befehl gegen Sündenböcke vorgehen – gegen Andersdenkende, Gesetzesbrecher, Fremde, also Feinde.

    Das Gewicht liegt auf der Erfahrung der Dreidimensionalität der räumlichen Außenwelt und der Dinge, die mit den fünf Sinnen wahrgenommen werden. Das Wort Realität geht auf das lateinische res, Ding, zurück und bedeutet Dinglichkeit. Allem Nichtmateriellen, das räumlich weder wahrgenommen noch veranschaulicht werden kann, wird Realität abgesprochen; es kann folglich keine Existenz haben. Das unendlich Ganze wird in die kleinsten Teile gespaltet, die Zusammenhänge gehen dabei verloren.

    Das Tun schafft ab jetzt Identität, nicht mehr das Sein.

    Historisch ist es die Zeit der Nomadenwanderungen, gekennzeichnet durch die Auflösung der Verbundenheit mit Stamm und Boden. Die Auflehnung gegen Heimat und Familie – das rastlose Suchen nach neuen Horizonten zusammen mit der Ablehnung der alten – ist im persönlichen Lebenszyklus aus dem Stadium der Pubertät vertraut. Eine notwendige Zeit Identität, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu finden.

    „Die persönliche Verantwortung für das eigene Handeln beginnt und ebenso eine Zentrierung auf das Ich als einer Vereinheitlichung der Persönlichkeit und einer Vereinheitlichung der Götterwelt, unter der Herrschaft des Über-Ich, das als Gott, König oder Vater im Himmel gesehen wird."

    (E.C. Whitmont)

    Integrale Dimension - C4 der Verreibung

    Wie alles sich zum Ganzen webt

    eins in dem anderen wirkt und lebt.

    (J.W. Goethe)

    Wir stehen auf der Schwelle zum Integralen Zeitalter. Hier verlaufen alle bisher genannten Zeitzyklen gleichzeitig und sind immer gegenwärtig. Die archaische, magische, mythische und mentale Phase behalten jeweils ihren Sinn und damit ihre Qualität als Wirklichkeit.

    Das integrale Bewusstsein hebt die einseitige Betonung des Mentalen auf, aber nicht, um es beiseite zu schieben und zu verdrängen, sondern um die anderen Ebenen der Wirklichkeit mit zu umschließen und zu integrieren. Das Denken umfasst jetzt Paradoxien. Es geht nicht mehr um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch. Die Quantenphysik hat die Türen zum integralen Bewusstsein geöffnet, indem sie zum Beispiel zeigte, das Licht sowohl Teilchen als auch Welle sein kann. Die integrale Phase können wir uns nicht nur vorstellen, denn sie geht über das mentale Bewusstsein hinaus. Die magische Welt ist erlebbar, die mythische polar fühlbar, die mentale denkbar, die integrale Welt wahrnehmbar. Sie ist gemeinschaftlich gesinnt, aperspektivisch und somit raum- und zeitfrei; sie ist vierdimensional und entspricht der bewegten Kugel. Es findet keine Vermischung der Stadien statt, sondern jede bleibt in ihrer Wirkungsform gültig und wird in der vierten Phase in das Menschsein integriert. Dabei sind alle Erscheinungsphasen gegenwärtig, auch die zukünftigen.

    Zum Beispiel: Ich bin gleichzeitig eins mit Dir, polar zu dir, ich bin einzigartig und ich bin ganz mit dir und der Welt. Ich bin eine bestimmte Zelle im ganzen Organismus, doch anders als im magischen Bewusstsein, bin ich mir jetzt meiner einzigartigen Aufgabe bewusst und entscheide mich in Freiheit, damit dem Organismus zu dienen.

    Während des homöopathischen Verreibungsvorgangs von C1 bis C4 lernen wir, die oben beschriebenen einzelnen Phasen in ihrer Qualität immer mehr zu unterscheiden.

    Im normalen Alltag vermischen sich die Wahrnehmungsebenen, doch es ist sehr hilfreich, sie in der zwischenmenschlichen und therapeutischen Begegnung unterscheiden zu lernen, zum Beispiel, welche im Leben des einzelnen Menschen über- oder unterbetont wirken. Eine Überbetonung der magischen Phase hat eine Tendenz zur „Vermassung" und Vereinheitlichung, zu blindem Mitläufertum und Fanatismus in einer Gruppierung, ähnlich dem magischen Clangefühl, und stärkt gleichzeitig das Machtpotenzial von Führerautoritäten. Eine übersteigerte Emotionalität, Polarisierung und bildhafte Überflutung, wie sie in den Medien geschieht, ist eine Überbetonung der mythischen Phase. Die Überbetonung auf der mentalen Seite wirkt sich aus in einer Vereinzelung und Isolierung, in einseitiger Willensbetonung und Verarmung durch bloße Begrifflichkeiten.

    Vier Entwicklungsstufen in der Apokalypse

    Auch das Buch der Apokalypse, die Offenbarung des Johannes, an deren Ende das Neue Jerusalem mit seinen Edelsteinfundamenten steht, ist in vier Stufen gegliedert:

    •Als Erstes werden die sieben Sendschreiben an sieben Gemeinden behandelt. Sie entsprechen der Wahrnehmung der körperlichen Sinne oder der C1-Stufe der Verreibung.

    •Als Zweites geht es um das Eröffnen der sieben Siegel; es eröffnet das Sehen von inneren Bildern, entsprechend der Imagination oder der C2- Stufe der Verreibung.

    •Als Drittes erklingen die sieben Posaunen; sie schulen das Hören von Zusammenklängen, entsprechend der Inspiration oder der C3-Stufe der Verreibung.

    •Als Viertes ergießen sich die sieben Zornesschalen. Hier geht es um die Kraft, aus dem wesentlichen Sein zu handeln, entsprechend der Intuition oder der C4-Stufe der Verreibung.

    3. MÄRCHEN UND SYMBOL

    Eine sehr große Hilfe, ein Gesamtbild aus den vielen einzelnen Wahrnehmungsmomenten von Verreibung und Prüfung zu finden, sind mir die Märchen, Mythen, Urbilder und Träume; sie helfen mir essenziell zum Verständnis des Heilungsverlaufs.

    Urbilder bleiben verwandelbar, lebendig, es gibt immer wieder Neues daraus zu schöpfen und zu entdecken. Sie sind Schlüssel zum persönlichen und kollektiven Unterbewusstsein, das mehr als 90% unseres Seins ausmacht. Urbilder sind die Urmelodie unserer Seele. Sie umfassen unser ganzes Sein und haben Zugang zu allen Bewusstseinsstadien, sie können niemals ganz rational in Worte ausgedrückt werden. Wird der Baum zum Symbol, dann berührt er alle Ebenen: Er ist Holz, Sauerstofflieferant, Teil des Waldes, kommuniziert, Schutz, Lebenskraft, Vermittler von Himmel und Erde, Verwurzelung, mächtig, Lebensspender, Weltenbaum, Hoffnung, Baumgeist usw.

    Deswegen beschreibe ich die Edelsteinheilbilder auch in symbolischen Bildern, um sie dadurch in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit transparent werden, und sie nicht nur in mentalen Begrifflichkeiten erstarren, zu lassen. Die Märchen und mythischen Bilder sind aus dem archetypischen Urgrund des Menschseins geschöpft. Sie sind Wahrbilder, die Vergangenes, Gegenwärtiges und gleichzeitig Zukünftiges beinhalten. So bleiben die Urbilder wahr, unabhängig von momentanen Erkenntnissen. Je aus welcher Perspektive und mit welcher Einstellung des betrachtenden Bewusstseins darauf gesehen wird, können verschieden Facetten aus ihrer Vieldimensionalität geschöpft werden. Trotzdem ist in jeder der Facetten das Wesentliche enthalten. In ihrer Vielschichtigkeit sind sie ein schöpferischer Strom für immer wieder neue Inspirationen.

    In allen Verreibungen ist erlebbar, wie bestimmte mythologische oder Märchen-Motive, unabhängig voneinander, bei verschiedenen Verreibern auftreten. Bestätigt sich in den anschließenden Arzneimittelprüfungen und letztendlich in den Patientenbegegnungen der grundlegende Bezug dieser Urbilder zu der Edelsteinwirkung, dann erweist es sich als sehr fruchtbar, den Heilungsverlauf des geprüften Edelsteines anhand eines Märchens oder eines Mythos zu betrachten. Dadurch wird das Heilungsbild in seinem Potential und seiner Entwicklung transparenter. Vereinzelt stehende Symptome fügen sich in ein Urbild ein und bekommen oft erst dadurch im Gesamtbild einen Sinn.

    Obwohl ich schon lange mit den Märchen arbeite, finde ich in jeder Patientenbegegnung wieder neue Aspekte und Zugänge zu den Märchenbildern. Im Gegensatz dazu liegt in festgelegten Begriffen und Definitionen die Gefahr der Erstarrung in Dogmen. Die Märchen sind aus einem kollektiven Urgrund geschöpft und gelten für die ganze Menschheit, geben aber genügend Raum, die individuellen Zusammenhänge darin wirken zu sehen. Die Märchen sind magischen und mythischen Ursprungs. Versuchen wir, sie mit unserem Denken und Erkennen zu durchdringen, dann verknüpfen wir die magische, mythische und mentale Phase und üben das integrale Bewusstsein.

    In der Patientenbegegnung arbeite ich dann mit Märchen, wenn ich ein Märchen als entsprechendes Urbild in der Anamnese erkannt habe. Es hilft dem Patienten, seine Lebenssituation in einem Gesamtprozess zu verstehen. Fühle ich mich z.B. wie ein Aschenputtel, dann muss ich durch dienende und demütigende Situationen hindurch, um später von einem „Prinzen und einer höheren Aufgabe gefunden zu werden. Gerade das „Pech" auf dem Wege wird mir dabei helfen, gefunden zu werden, und ist ein notwendiger Schritt im Heilungsprozess. All die Aschenputtelprozesse" finden im Saphirraum statt und weisen auf den Saphir als Heilmittel.

    Oder ein anderes Beispiel: Es plagen einen Patienten große Schuldgefühle und Ängste, auch würde er am liebsten eine bestimmte Person aus Wut an die Wand klatschen". Sprechen dann auch seine anderen Beschwerden für den Amethyst, dann hilft es, mit den Patienten das Märchen Froschkönig zu besprechen, denn darin ist erst durch das An-die Wand-werfen eine tiefgehende Verwandlung und Heilung möglich. Die Wut ist nicht böse oder falsch, sondern ein wichtiges Symptom zur heilenden Entwicklung. Dabei finde ich mit dem Patienten heraus, an welcher Stelle er in der Entwicklung des Märchens steht, um seinen nächsten zu vollziehenden Schritt im Gesamtprozess zu erkennen. Denn die nächsten Schritte fühlen sich nicht immer harmonisch und gut an, denn es braucht Mut „Frösche" an die Wand zu werfen und sie auf keinen Fall zu küssen. Was zunächst erschreckend, falsch oder krank zu sein scheint, ist im Gesamtprozess ein notwendiger Lernschritt. Der Patient erkennt aus dem Gesamtbild die verschiedenen Stadien des Heilungsprozesses und wie sie sich gegenseitig bedingen. Dadurch ist er eher bereit, schwierige Situationen anzunehmen und unangenehme Schritte zu vollziehen, um sich aus Blockierungen zu befreien und weiter zu gehen.

    Dramatische Struktur von Märchen und Träumen

    „Viele Träume sind symbolisch wie auch symptomatisch. Ein Symptom drückt eine Abweichung von einem vermeintlich gesunden, normalen Zustand aus. Ein Symbol weist über sich hinaus auf eine Bedeutung, die mit den üblichen Worten unserer Sprache nicht zu fassen ist. Die Traumsprache der Psyche ist archaisch: ungeachtet unserer bewussten Aufmerksamkeit produziert sie spontan Fragmente aus Mythos, Legende und Märchen in Gestalt persönlicher Dramen. Sie haben mit unserer Beziehung zu unserer tiefsten Wirklichkeit zu tun und können uns mit Ursprüngen und Bedeutungen vertraut machen, die uns helfen, unsere Leben mit unseren persönlichen mythischen Strukturen in Verbindung zu bringen."

    (E.C. Whitmont)

    Träumen mehrere Menschen von einem bestimmten Baum, dann ist einerseits das Symbol des Baumes grundlegend: zum Beispiel eine Esche. Trotzdem ist der individuelle Kontext des Träumers zu berücksichtigen. Es ist immer bedeutend, nach den persönlichen Assoziationen zu fragen. Der eine assoziiert dazu die Weltenesche, der andere eine persönliche Begegnung, die einmal unter einer Esche stattfand, und so weiter. Der Baum öffnet jedem einen anderen Erfahrungsraum, der zu einer unterschiedlichen Botschaft des Traumes führen kann. Traumsymbolbücher, in denen steht: Baum bedeutet dies und Haus bedeutet jenes, führen oft von der Botschaft des Traumes weg. Denn die Bilder sind sowohl aus dem archetypischen Urgrund geschöpft, als auch an eine bestimmte Person gerichtet, und ihr persönliches Symbol. Die eigene Assoziation ist immer ein Schlüssel zum Trauminhalt.

    Märchen und Träume haben eine ähnliche dramatische Struktur. In ihren ersten zwei Sätzen oder Bildern wird das Thema beschrieben, um das es in der nachfolgenden Handlung geht, ähnlich einer Diagnose". Zum Beispiel erfahren wir im Märchen Dornröschen gleich zu Beginn, dass der König und die Königin kein Kind bekommen und darüber sehr traurig sind. Hier geht es um das Thema einer Unfruchtbarkeit, die im Laufe der Handlung geheilt werden soll. Die weitere Handlung entwickelt sich aus dem anfänglichen Thema, beim Märchen wie bei den Träumen. Die weitere Entwicklung zeigt die zu vollziehenden Schritte auf, um zu einer Heilung des anfänglichen Problems am Schluss des Märchens zu gelangen. Zuvor führt die dramatische Struktur in eine Krise, die auch meistens den Wendepunkt im Handlungsverlauf beschreibt. In den letzten Sätzen des Märchens wird dann der geheilte Zustand der Anfangssituation beschrieben. Um dieses Ziel zu erreichen sind alle Vorkommnisse während der Handlung notwendige Schritte dahin.

    1. Problem 2. Weiterentwicklung 3. Krise und Wende 4. Lösung

    Wenn wir uns einem Märchen oder Traum anfänglich nähern, ist es hilfreich zuerst den Anfang und den Schluss anzusehen, Problem und Lösung, und dann die Krise oder den Wendepunkt zu finden.

    Märchenspiel

    „Wir nehmen Drama, Ordnung und Sinn als Grundelemente der Form in ihrer lebendigen Manifestation wahr. Ohne Drama gibt es keinen Sinn, ohne Sinn

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1