Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die Nacht der Schaufensterpuppen
Die Nacht der Schaufensterpuppen
Die Nacht der Schaufensterpuppen
eBook130 Seiten1 Stunde

Die Nacht der Schaufensterpuppen

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bestsellerautor Stephen Graham Jones erzählt mit Night of the Mannequins eine zeitgenössische Horrorgeschichte, in der ein Teenager-Streich gründlich schief geht und die Hölle losbricht: Gibt es eine übernatürliche Ursache, einen Psychopathen, der frei herumläuft, oder beides?
Ausgezeichnet mit dem Bram Stoker Award 2021.
Wir dachten, wir spielen ihr einen lustigen Streich, und jetzt sind die meisten von uns tot.
Das Ende der Sommerferien. Ein letzter Prank, um eine Freundin zu erschrecken. Eine Schaufensterpuppe in einen Kinosaal zu setzen ist doch nur ein harmloser Spaß, oder?
Bis sie zum Leben erwacht. Bis sie anfängt zu töten.
Zum Glück hat Sawyer einen Plan. Er wird der Held sein. Er wird tun, was auch immer getan werden muß. Er wird alle retten … so gut er es halt kann. Das ist eben so eine Sache mit Helden – manchmal muss er erst zum Monster werden.
The New York Times: »Durchdrungen von Fragen über die Natur von Veränderung und Freundschaft, ist Die Nacht der Schaufensterpuppen ein Märchen über die Vergänglichkeit, das Graham Jones' unverwechselbaren Stil des intelligenten, respektlosen Horrors unterstreicht.«
The Toronto Star: »Eine witzige und erschütternde Parabel über jugendliche Entfremdung, die Jones in Hochform zeigt.«
Christopher Golden: »Die Nacht der Schaufensterpuppen ist düster und verdreht, lustig, ein bisschen verrückt und verdammt beunruhigend.«
John Skipp: »Schlitzohrige, überraschende psychische Taschenspielertricks in einer Geschichte über Teenager-Wahnsinn, in der das nächste Plastikgesicht dein eigenes sein könnte.«
Joe R. Lansdale: »Böse und ironisch, eine großartige Geschichte von einem meiner Lieblingsautoren, Stephen Graham Jones. Spitzenmäßig mit einem Hauch von Grauen.«
Sarah Langan: »Spannend und ergreifend fängt es den alltäglichen Schrecken des Heranwachsens ein, und fügt noch den unverzichtbaren Hauch einer Killerpuppe hinzu.«
Brian Evenson, Autor von Song for the Unraveling of the World: »Stephen Graham Jones' Bandbreite und sein Verständnis von Horror in Fiktion und Film sind atemberaubend. In dieser Novelle jongliert er - manchmal auf sehr schlaue Art und Weise - mit Slasher-Geschichten, Coming-of-Age-Horror, Traditionen des Wahnsinns und der Unzuverlässigkeit und Kaiju, um eine erstaunlich rasante, sprachgetriebene Lektüre zu schaffen, die jede Menge Spaß macht. Jedes neue Buch von ihm zeigt eine andere Facette des Horrors, und alle zusammen ergeben etwas wirklich Weitreichendes und Originelles.«
Library Journal: »Eine schärfere Stimme im Horrorbereich ist heutzutage schwer zu finden, und Graham Jones enttäuscht nicht und liefert ein weiteres Meisterwerk ab. Ein Muss für Fans von Slasher- oder Serienmördergeschichten.«
Publishers Weekly: »Jones bewegt sich in dieser seltsamen und wilden Novelle auf der Grenze zwischen übernatürlichem und psychologischem Horror... Diese Novelle, in der sich Horror und Humor die Waage halten, gibt einer klassischen Monstergeschichte eine clevere, moderne Wendung.«
SpracheDeutsch
HerausgeberBuchheim Verlag
Erscheinungsdatum19. Dez. 2022
ISBN9783946330257
Die Nacht der Schaufensterpuppen

Ähnlich wie Die Nacht der Schaufensterpuppen

Ähnliche E-Books

Horrorfiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Die Nacht der Schaufensterpuppen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die Nacht der Schaufensterpuppen - Stephen Graham Jones

    1

    Wir dachten, wir spielen Shanna einen lustigen Streich, weil sie doch einen neuen Job im Kino bekommen hat, und jetzt sind die meisten von uns tot und langsam fühle ich mich wirklich irgendwie schuldig wegen des Ganzen.

    Ich würde ja gern sagen, es war nicht meine Idee und dass uns das spontan eingefallen ist, wir einfach anfingen, Teile des Streichs laut auszusprechen, die sich in der Luft zusammensetzten, ein Viertel davon mein Plan, ein Viertel der von Danielle, und Tim und JR wetteiferten darum, den Rest zu vervollständigen.

    Aber im Grunde war ich das allein.

    Lass es mich erklären.

    Zunächst mal Shannas Job in dem Kino, dem großen unten am See. Ihre Mom hat sie dazu gezwungen. Nicht zum Arbeiten an sich – Shanna hatte schon seit der Mittelstufe Jobs –, sondern speziell dort zu arbeiten, ihre Schecks wanderten direkt nach Hause, um für das zu bezahlen, was mit dem Rasen neben ihrem Haus passiert war, was eine ganz andere Geschichte und absolut nicht meine Schuld ist, nicht ganz. Der Grund dafür, dass es dieses Kino war und nicht das Dollar-Show oder das noch größere Cineplex weiter unten an der Interstate 30 Richtung Dallas, war erstens, dass dieses das größte in Rockwall war und am nächsten lag, aber zweitens, und das war wahrscheinlich der wahre Grund, dass Shannas Mom auf der Highschool mit dem Chef des Sicherheitsdienstes dieses Kinos ausgegangen war und er ein Auge auf die Tochter seiner früheren Ex-Freundin haben konnte. Glaubte er.

    An ihrem zweiten Wochenende im Dienst nutzte Shanna ihre Macht als Platzanweiserin, um uns durch den Notausgang auf der Rückseite von Saal 14 reinzuschmuggeln, dem letzten auf dieser Seite und dem, der am weitesten von den Büros der Geschäftsleitung entfernt lag, wo der Sicherheitsdienst saß. Weniger weil wir uns einen Film ansehen wollten, als weil wir auf den Nervenkitzel aus waren, für einen Film nicht zu bezahlen. Du weißt schon. Jedenfalls mussten wir vier wegen der nummerierten Sitzplätze bei jedem dritten Schwung Leute, die reinkamen, auf neue Plätze umziehen. Das war ziemlich verräterisch und endete damit, dass der stellvertretende Geschäftsführer reinkam, um die Köpfe zu zählen, und wir behaupteten, wir hätten unsere Eintrittskarten schon weggeworfen, wer hebt denn Eintrittskarten auf? Das Problem war nur, dass wir uns nicht mehr erinnern konnten, wo unsere Plätze gewesen waren.

    Wahrscheinlich hätte es funktioniert oder hätte funktionieren können, aber dann fragte uns der stellvertretende Geschäftsführer, was das überhaupt für ein Film war, das wüssten wir doch sicher, nicht wahr?

    Nicht wirklich.

    Schlimmer noch, es stellte sich raus, dass es so ’ne Art Film für Senioren war – vier alte Knacker flohen aus ihren Altersheimen und vor ihren sie abgöttisch liebenden Kindern und ihrer Gefängnissituation, um eine letzte Partie Golf zu spielen –, was der Punkt war, an dem wir irgendwie achselzuckend aufgaben. Lieber wurden wir rausgeworfen, als zu behaupten, wir hätten das sehen wollen.

    Weil wir wie Shanna in die zehnte Klasse gingen, dauerte es nicht lange, bis sie ihr die Frage stellten, ob sie uns womöglich kannte. Natürlich entfreundeten wir sie alle vorübergehend, während wir vor aller Augen abgeführt wurden wie Kriminelle, aber davon wurden keine Schnappschüsse gelöscht, und davon gab es eine Menge. Selbst unter den Filtern und Markierungen waren wir fünf relativ eindeutig in ihrer Chronik gepostet, angefangen bei der Grundschule bis zu ebenjenem Abend, ein Gruppenselfie von unseren geklauten Sitzplätzen eingeschlossen.

    Uns reinzuschleichen und nicht zu checken, dass man in der allerersten Reihe sitzen blieb, bis der Film anfing, führte also zu dem Ergebnis, dass (A) Shanna ab sofort mit einem vertrauenswürdigeren »Lernbegleiter« zusammenarbeitete und (B) in jedem Film, für den sie zuständig war, stichprobenartig die Köpfe gezählt wurden.

    Eigentlich war’s Schwachsinn, vor allem weil sie mit Danielle in der Autowaschanlage schon mehr Trinkgeld hätte verdienen können – wegen der Dixi-Klos arbeiteten dort nicht so oft Mädchen, deswegen holten sie Zehner und manchmal sogar Zwanziger raus –, aber sie musste bei ihrer Mom noch sechshundert für die Rechnung des Landschaftsgärtners abstottern, also saß sie fest.

    Wie auch immer, nun zu dem Streich:

    JR wohnt so ziemlich mitten in der Pampa, stimmt’s? Weit draußen auf dem Rabbit Ridge, eigentlich schon in Heath? Hinter seinem Zaun gibt es diesen großen Hügel, den wir immer mit Pappkartons runtergekugelt sind. Dummer Kinderkram, der uns so ziemlich im selben Moment in Köder für die Sandflöhe verwandelte, sodass wir aussahen, als hätten wir Pickel, bevor wir überhaupt wirklich welche hatten. Wie dem auch sei, in der sechsten Klasse wollte Tim in seiner Kiste einen neuen Rekord aufstellen und es hat ihn zwischen den Bäumen hindurch in den dunklen, stinkigen Schlamm des Baches geschleudert, der noch nie wirklich Wasser geführt hatte, schon immer bloß Matsch gewesen war.

    Seit Danielle an Gifteiche oder Giftsumach oder keine Ahnung was geraten war, ging von uns keiner mehr da rein, also standen wir da und warteten, als Tim zurückgehumpelt kam, mit blutender Stirn, und einen blassen weißen Arm trug, der irgendwie lustig im Ellbogen abgeknickt war.

    Wir wagten uns in den Wald vor, um uns den Rest davon anzusehen.

    Dort im schwarzen Schleim des Bachs lag eine nackte weiße Schaufensterpuppe, diese riesige Ken-Puppe, die ihren verbliebenen Arm in den Himmel reckte.

    Er war diesen ganzen Sommer lang unser Spielzeug, das darfst du mir aber glauben.

    Wir gaben ihn zwischen unseren Häusern weiter, transportierten ihn stückweise mit Spanngummis an Skateboards und Rädern befestigt oder halb in einen Campingrucksack gestopft. Wir klauten Klamotten von unseren Vätern, um ihn anzuziehen, und ließen ihn hier oder dort zurück. Er hatte so viele Namen, aber am Ende war er einfach »Manny«, du weißt schon, von Mannequin. Wahnsinnig originell, ich weiß.

    Als er uns schließlich langweilig wurde, landete er in meiner Garage, rittlings auf der Kawasaki 750, mit der sich mein Dad auf die Fresse gelegt hatte. Meine Mom hatte verboten, dass er das Motorrad je wieder fuhr, aber das hieß ja nicht, dass Dad es verkaufen musste, was für die beiden eine Riesensache ist, aber ist ja egal.

    Manny war also ein Gag aus der Zeit, als wir noch Kinder gewesen waren, bevor es nur noch um den Ernst des Lebens und Aufnahmetests ging. Als ich die Idee hatte, ihn für diesen perfekten Streich noch mal rauszuholen, dachte ich, das wäre ein Weg, die Kinder zu ehren, die wir gewesen waren. Und für Manny wär’s ein letzter Riesenspaß. Noch besser, Shanna würde den Witz sofort kapieren. Das war sehr wichtig. Irgendwie wollten wir ihr damit sagen, dass uns der Ärger leidtat, den wir ihr in ihrem neuen Job eingebrockt hatten. Na ja, und das mit dem Landschaftsgärtner, den sie ja auch mit diesem Job abbezahlte. ’ne Menge Sachen, okay? Ich meine, sie war immer diejenige von uns, die am härtesten im Nehmen war, die Fieseste, wenn es sein musste, die, die am wenigsten weinte oder sich über Schnittwunden und Kratzer beschwerte, die Beste im Sammeln von Pfadfinderabzeichen, aber das hieß ja nicht, dass sie nicht auch nette Sachen mochte, dachten wir. Wie zum Beispiel am besten Streich aller Zeiten beteiligt zu sein, dem, der eines Tages vielleicht unsere gesamte Highschoolzeit auf den Punkt bringen und uns jetzt auf die gebührendste Weise in die Zukunft katapultieren würde.

    Also plünderten wir wieder die Schränke unserer Väter und wühlten in dem Kostümkoffer in unserer alten Festung, die noch keiner entdeckt hatte, tief zwischen den Bäumen hinter der Dreifaltigkeitskirche. Wir brauchten Klamotten für Manny, aber auch für uns.

    An diesem Freitagabend gingen wir im Schlabberlook der Neunziger.

    Danielle schob einen ganzen Schaufensterpuppenarm in ihr Hosenbein, was uns irgendwie alle dazu brachte … wegzuschauen und doch nicht wegzuschauen? Ich meine, okay, Danielle war immer einfach eine von uns, ein Mädchen, klar, egal, aber sie war nie so was wie eine Kandidatin für ein Date gewesen, stimmt’s? Hauptsächlich weil keiner von uns Dates hatte, wir brauchten keine Freunde oder Freundinnen, weil wir einander hatten. Oder vielleicht trauten wir uns bloß nicht, versteckten uns in der Sicherheit der Freundschaft, ich weiß es nicht. Ist jetzt auch egal. Und überhaupt war Shanna so was wie eine Cousine dritten Grades mütterlicherseits von mir. Aber das mit Danielle, dass sie nie in Betracht gekommen war – das lag wahrscheinlich daran, dass wir uns alle als Rotznasen in der Grundschule kennengelernt hatten, in der Mittelstufe zusammen die Akne-Autobahn entlanggefahren waren und uns jetzt gegenseitig Schauergeschichten über die Fragen nach dem College erzählten, die ununterbrochen aus den Mündern von Großeltern und Freunden der Familie sprudelten. Es war, als ständen wir einander zu nahe für irgendwas Romantisches, falls das irgendeinen Sinn ergibt? Dass einer von uns mit einem von uns anderen ausgeht, war nie eine ernsthafte Erwägung

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1