Scheinwelt: Klartext zu Reality-tv & Influenzern
Von Oliver Sanne und Andreas Reinhardt
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Buchvorschau
Scheinwelt - Oliver Sanne
Oliver Sanne
Andreas Reinhardt
Scheinwelt
Klartext zu Reality-TV und Influencern
Biografie
Diese Biografie wurde erlebt und erzählt von Oliver Sanne
und literarisch in Szene gesetzt von Andreas Reinhardt.
Impressum
© NIBE Media © Oliver Sanne
Andreas Reinhardt
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und Autors reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Created by NIBE Media
Bildnachweis
Copyright: PEN Fotografie / Peter Newels
(S. 117, S. 120)
Copyright: Lo&Go / Rolf Eisenmenger
(S. 122)
Privatarchiv O. Sanne:
(übrige Fotos)
Gestaltung Frontcover: Lichtbrenner / Mike Schiffer
NIBE Media
Broicher Straße 130
52146 Würselen
Telefon: +49 (0) 2405 4064447
E-Mail: info@nibe-media.de
www.nibe-media.de
Inhaltsverzeichnis:
Danksagung
Widmung
Es war einmal …
Die frühen Jahre – von Warnungen, Übergewicht und Vorbildern
Vom Fitnessstudio zum studierten Fitnessökonomen
Der Weg zum „Mister Germany" 2014
„Der Bachelor" 2015 – Ein Reality-TV-Star wird gemacht
Manager – mehr Fluch als Segen
Als Quittung eine existenzbedrohende Verletzung
Finanzielle Sicherheit als angestellter Manager
Sanne-Galerie
„Bachelor in Paradise" 2018 – Weibliche Retourkutsche
„Kampf der Realitystars" 2020 – Ein Konzept zum Wundern
„Das große SAT.1 Promiboxen" 2020 – Ehrlicher Wettkampf plus Verlobung
Jil – eine Hommage an die Liebe meines Lebens
„Die große Dschungelshow" 2021 – Inszenierung versus Reality
Influencer oder Influenza, das ist hier die Frage
Mein geliebter Bruder Alex, Beschützer und Vorbild
Corona, Corona!
Echte Werte, wahres Glück
Danksagung
Ich möchte die Gunst der Stunde nutzen, um danke zu sagen. Doch wem soll dieser Dank gelten und warum? Klassisch würde man meinen: der Familie, der Partnerin, Freunden und Kollegen – oder? Ergibt Sinn.
Ich möchte mich jedoch bei allen bedanken, ob wir nun positiv oder negativ in Kontakt stehen oder gestanden haben. Im Verlauf der Zeit kann sich das Empfinden ja durchaus auch ändern. Aber warum der Dank an alle? Ganz einfach, weil für mich jede Erfahrung im Leben wertvoll ist, mich alle Erfahrungen geprägt und zu dem Typen gemacht haben, der ich heute bin.
Widmung
Widmen möchte ich dieses Buch den Menschen, die mir besonders nahestehen:
Dazu gehört meine wunderschöne, liebevolle und zudem baldige Ehefrau Jil, die mich tatsächlich (man kann es kaum glauben) so liebt und schätzt, wie ich bin.
Des Weiteren wäre da das Oberhaupt der kleinen, aber feinen Sanne-Familie, meine Mama Ingeborg. Sie ist die gute Seele und natürlich die allerbeste Mutter der Welt!
Mein „Vadda Jürgen gehört dazu, der stets die perfekte Symbiose aus „hart, aber herzlich
vermittelt hat.
Und natürlich ist da noch mein kleiner großer Bruder Alex zu nennen – der Held meiner Jugend und ewige Armdrück-Champion unserer Familie.
Ich liebe und danke euch für alles was war, ist und kommen wird.
Euer Oli
Es war einmal …
… ein hässliches Entlein, das sich zum schönen stolzen Schwan entwickelte. – Wohl jeder kennt dieses Märchen vom hässlichen Entlein des dänischen Dichters und Schriftstellers Hans Christian Andersen. Ein einzelnes Schwanenei gerät unter Enteneier. Das vermeintlich siebte Entlein schlüpft als letztes, ist als einziges grau und mutet seltsam andersartig und unbeholfen an. So wird es zum Gespött seiner Umgebung, bis es davonläuft und sich versteckt. Der Sonderling ist von den wunderschönen Schwänen im Teich fasziniert, würde so gerne einer von ihnen sein. Dann, eines Tages, verlässt das hässliche Entlein seine Deckung und betrachtet überrascht das eigene Spiegelbild im Wasser. Und siehe da, es ist zu einem stattlichen Schwan herangereift, zu dem sich fortan all die anderen Schwäne gesellen.
Weshalb ich meine Biografie ausgerechnet mit diesem Märchen beginne? Sehr einfach, es bringt mein bisheriges Leben in gewisser Weise auf den Punkt. Ja, tatsächlich, ich war selbst einmal wie dieses hässliche Entlein – körperlich wenig attraktiv, von anderen verspottet und trotz liebender Familie irgendwie verloren. Nur wurde ich dann nicht durch die unsichtbar wirkenden Kräfte der Natur erlöst, sondern vor allem durch das mahnende Vorbild meines Vaters, meinen ausgeprägten Ehrgeiz und Wettbewerbsgeist sowie durch einen Mentor zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Sobald ich einen erfolgversprechenden Weg für mich erkannt hatte, gab der Freigeist und Kämpfer in mir Vollgas, bis der Schwan zu voller Pracht erblüht war und ich die Öffentlichkeit mehr und mehr in meinen Bann zog. Vor allem wollte ich mir und meiner Familie ein sorgenfreies Leben ermöglichen und den wenigen handverlesenen Freunden falls nötig unter die Arme greifen können. Dabei wollte ich unbedingt mein eigener Herr bleiben – selbstbestimmt und unbeugsam, gleichzeitig aber auch bodenständig und zugänglich. Barfuß oder Lackschuh, wie man so schön sagt, bloß keine halben Sachen oder zu viele Zugeständnisse an Dritte. Nur leider Gottes liegt es in der Natur der Sache, dass hohe Ambitionen und Ehrgeiz früher oder später mit den eigenen Schwächen kollidieren. Zwangsläufig wird man mit inneren Dämonen konfrontiert, die auch auf der Erfolgsleiter weiter an einem nagen.
Im Jahr 2014 wurde ich zum „Mister Germany gekürt, „Der Bachelor
war ich 2015 in der gleichnamigen TV-Show von RTL, gefolgt von „Bachelor in Paradise 2018. Gegen Yasin Cilingir stand ich meinen Mann im Jahr 2020 in „Das große SAT.1 Promiboxen
, direkt nach der TV-Reality-Show „Kampf der Realitystars – Schiffbruch am Traumstrand von RTL ZWEI, um ein Jahr darauf in „Die große Dschungelshow
von RTL anzutreten. Die unterschwellige Angst vor dem Verlust des erlangten finanziellen Wohlstandes wollte trotzdem nie ganz das Feld räumen. Regelmäßig blickte mich im Spiegel noch dieses hässliche Entlein an, das ich einmal gewesen war. Meine verdammten Dämonen brachten mich noch eine ganze Weile dazu, wie ein Getriebener auf der Überholspur dahin zu rasen, bis Kritik vereinzelt sogar aus dem eigenen Bekannten- und Freundeskreis, selbst aus der Familie laut wurde. War ich wirklich dabei, mich zu meinem Nachteil zu verändern, meine Bodenständigkeit und Zugänglichkeit auf dem Altar des Showbusiness zu opfern? Dort hat man es ja besonders häufig mit missgünstigen Gesellen, Speichelleckern und falschen Freunden zu tun. – Apropos, kennen Sie den?:
Bist du ganz oben, dann wissen deine Freunde, wer du bist. Bist du aber ganz unten, dann weißt du, wer deine Freunde sind.
Also wann ist schlechte Kritik berechtigt, wann sind Lob und Respekt wahrhaftig? Kein Wunder, dass etliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens paranoide Züge entwickeln.
Wie stand es also um mich? Dass ich von jeher schlecht mit nachteiliger Kritik umgehen kann, machte die Selbstreflexion nicht eben leicht. Auch nicht, dass ich in verschiedenen TV-Formaten sowie Print- und Onlinemedien gezielt in die Schublade des großmäuligen, unsensiblen Machos, Draufgängers und Egomanen gestopft worden bin. Bedingt virtuos bespielte man dort real existierende Charakterzüge wie die freche Schnauze, meinen Hang zu provokanter Ironie sowie den allzeit lauernden Rebellen und Kämpfer. Touché!
Zusammenfassend lässt sich sagen: Während der Aufstieg zum neudeutsch „Reality-TV-Star quasi über Nacht über längere Zeit eine große Herausforderung darstellte, lernte ich das „Spiel
gleichwohl immer besser zu spielen, ohne mich darin zu verlieren. Es war wie ein ultimativer Charaktertest auf glattem Parkett, der mir da abverlangt worden ist. Immerhin bewegt man sich in einer Glitzerwelt der Extreme, in der Sein und Schein nahtlos ineinander übergehen, sogenannte Reality-TV-Stars und Influencer allzu häufig nur benutztes Produkt, will sagen gesteuerte, kurzweilige Vorbilder sind. In jener Welt sind Worte und Taten im Grunde ohne bleibende Relevanz oder tiefere Bedeutung – lediglich ausgeschlachtet zugunsten der schnellen Sensation. Im Prinzip funktioniert es wie ein kunterbunter Ballon, faszinierend, schillernd, groß und letztlich doch nur mit heißer Luft gefüllt.
Mit diesem Buch will ich ausdrücklich keine pauschale Attacke gegen Show-Kollegen, Reality-TV-Formate oder alle Influencer reiten, das wäre unfair und liegt ganz sicher nicht in meiner Absicht. Gleichwohl möchte ich das Prinzip „Influencer und „Reality-TV
kritisch und mit sehr deutlichen Worten beleuchten, denn dafür gibt es aus meiner Sicht schwerwiegende Gründe, welche Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft haben, in der wir alle zusammenleben.
Tatsächlich sollte sich jeder Mensch als Original mit immens viel Potenzial begreifen. Die eigene innere Schönheit zu erkennen bedeutet, beklemmende Vergleiche mit anderen in die Wüste zu verabschieden. Denn was bringen solche Vergleiche schon hervor, außer Neid, Missgunst und Verunsicherung?!
Wenn meine Biografie denen Ratgeber, Anker und Motivation sein kann, die sich in der verwirrenden Welt aus Sein und Schein zu verlieren drohen oder die ihre eigene innere Stimme noch nicht gefunden haben – ob nun prominent oder als Privatperson – dann wäre ein wichtiger Zweck erfüllt.
Aber damit genug der Vorworte, ich lade Sie auf eine Reise durch mein bisheriges Leben ein, um mich besser, das heißt authentischer kennenzulernen. Wer oder was hat Oliver Sanne zu dem gemacht, der er heute ist? Mit welchen Hürden und Herausforderungen war er bisher konfrontiert?
Ich wünsche erhellendes, spannendes und amüsantes Vergnügen …
Die frühen Jahre – von Warnungen, Übergewicht und Vorbildern
Ganz unspektakulär wurde ich in eine Handwerkerfamilie mit Malereibetrieb hineingeboren, wobei meine Mutter mehr den geschäftsführenden Part innehatte, mein Vater den des ausführenden Handwerkers. Als ich zur Welt kam, waren meine Eltern nicht mehr die Jüngsten, womit sich wohl auch erklären lässt, dass ich mehr „passiert" bin als geplant war – der letzte Schuss, wenn man so will. Papa war auch Vater zweier weiterer Kinder aus einer früheren Ehe. Für meinen zehn Jahre älteren Bruder Alexander und mich war es ein Leben ohne spürbare Entbehrungen, jedenfalls empfanden wir es nie so. Es gab das angesagteste Spielzeug und keine abgetragenen Klamotten. Tatsache war allerdings auch, dass die Familie zwar von Monat zu Monat halbwegs gut über die Runden kam, ohne jedoch erwähnenswerte Ersparnisse aufbauen zu können. Sicherlich wurde da die eine oder andere D-Mark beziehungsweise der eine oder andere Euro mehr als einmal umgedreht, aber welcher Familie ging es hinter vorgehaltener Hand nicht genauso, zumal mit zwei oder mehr Kindern? Viel entscheidender war, dass in unserem Elternhaus zwar ein strenges väterliches Regiment vorherrschte, jedoch weder geschlagen noch Stubenarrest als Strafmaßnahme eingesetzt wurde. Überhaupt lag die Erziehung vor allem in den Händen der Mama. Sie war die Chefin in den eigenen vier Wänden. Papa beschränkte sich auf die Rolle des regelmäßigen Mahners, der sich mit Gesten, Blicken und Worten Respekt verschaffte. Aufbrausend war er bisweilen auch, schlug schon mal wütend auf den Tisch und erhob die Stimme. Das war dann aber auch das Äußerste. Diesen Charakterzug habe ich zweifelsohne von ihm geerbt.
»Ihr müsst ums Verrecken die Schule vernünftig hinkriegen, damit euch alle Optionen im späteren Berufsleben offenstehen. Ich will, dass Ihr die Schule ernst nehmt. Ihr sollt nicht so arbeiten müssen wie ich, bis es euch körperlich kaputt macht«, pflegte er uns mit allem Nachdruck ins Gewissen zu reden.
Kein Wunder also, dass auf unsere Erziehung und Schulbildung allergrößter Wert gelegt wurde. Mein Bruder Alex erfüllte die Anforderungen mehr oder weniger spielend, ging bei uns in Bonn auf eine angesehene Privatschule, wo er auch sein Abitur machte. Selbstredend sollte ich es ihm gleichtun, was daran scheiterte, dass ich schulisch gesehen zum Totalausfall tendierte. Die katholische Realschule stemmte ich noch gerade so – nach einer „Ehrenrunde" in der 10. Klasse – aber für eine Empfehlung auf besagtes Gymnasium reichte es nicht. Meine Eltern entsandten mich dann zwar auf ein anderes, aber das war dasselbe, als würde man einen altersschwachen Esel einen steilen Bergpfad hinauftreiben. Meine Leistungen ließen immer mehr zu wünschen übrig, ich verkackte Prüfung um Prüfung, vor allem in den entscheidenden Fächern wie Mathematik, Deutsch und Physik.
Was mein Selbstvertrauen darüber hinaus jeden Tag aufs Neue pulverisierte, war mein Übergewicht. Mit 15 Jahren brachte ich schon satte 100 Kilo auf die Waage, ein Jahr darauf stolze 110 Kilo, und als 18-Jähriger kratzte ich sogar die 120-Kilo-Marke – höchst ungünstig verteilter Speck noch dazu. Dabei habe ich immer leidenschaftlich und viel Sport getrieben, von Taekwondo über Basketball bis hin zur Sport-AG der Schule. Das Dilemma bestand darin, dass ich daneben auch ein leidenschaftlicher Esser mit unbändigem Appetit war – nicht aus irgendeinem Frust heraus, sondern wirklich aus Lust am Essen. Ein typischer Wochentag sah für mich so aus, dass ich nach der Schule zu einem Klassenkameraden ging, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen. Dort wurde dann auch warm zu Mittag gegessen. Danach ging es in die Innenstadt, wo nahezu zwanghaft McDonald's angesteuert wurde. Kam ich dann am frühen Abend nachhause, behauptete ich, noch nichts Warmes zu mir genommen zu haben und genoss auf die Art eine weitere deftige Speise. Mein wichtigstes Motto in dem Zusammenhang: Immer große Portionen und immer um Nachschlag bitten. – Meine Eltern hatten ihrerseits keinen Sinn für betont gesunde und vor allem maßvolle Ernährung. Sie entstammten noch einer