Notengebung: Handreichung zur Objektivierung

Von Uwe Andreas Michelsen

Lehrende müssen Schülerinnen und Schüler benoten; sie können sich dieser Aufgabe nicht entziehen. Umso größer sollte das Bemühen um eine von subjektiven Einflüssen freie, also möglichst objektive Beurteilung sein.
Für leistungsorientiert eingestellte Pädagogen bedeutet Leistung die Manifestation eines menschlichen Grundbedürfnisses, eine Möglichkeit der individuellen Selbstverwirklichung. Wenn es stimmt, dass schulorganisatorische Maßnahmen im Vergleich zur Verbesserung der Unterrichtsqualität relativ unwirksam sind, und dass möglichst objektiv gestaltete Testergebnisse nicht nur die Leistungsbeurteilung der Schülerinnen und Schüler verbessern, sondern auch eine vom subjektiven Urteil der Lehrenden unabhängige Evaluation des Unterrichts erlauben, können insbesondere normorientierte Tests zur Verbesserung der Unterrichtsqualität beitragen. Hinzu kommt, dass diese den Lehrkräften ermöglichen, die Leistungen ihrer Schüler über den Rahmen der eigenen Klasse hinaus zutreffend einzuschätzen. In einem zumindest eingeschränkten Maße, wenn die Leistungen der Schülerinnen und Schüler durch die Vergabe von dem Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben entsprechenden Punktwerten gemessen werden können, mögen die nachfolgenden Handreichungen zu einer Verbesserung der Notengebung beitragen.

• Sprache: Deutsch
• Herausgeber: tredition
• Erscheinungsdatum: 17. Apr. 2018
• ISBN: 9783746930329

Buchvorschau

1Konzeption

In Testnormen müssen, in normorientierten Prüfungsverfahren sollten die von den Probanden erreichten Punktwerte normalverteilt sein, dem sog. Grading on the curve folgen. Im Schulalltag gilt es, ein Instrument bereitzustellen, mit dessen Hilfe ohne großen Aufwand festgestellt werden kann, ob eine Normalverteilung vorliegt oder nicht. Für die Größe von Schulklassen gibt der Shapiro-Wilk-Test hierüber zuverlässig Auskunft. Obwohl es sehr aufwendig ist, ihn manuell durchzuführen, wird dem an empirisch-statistischen Methoden interessierten Leser das hierbei zu vollziehende Vorgehen beispielhaft gezeigt (vgl. S. 5 ff.). In der Schulpraxis genügt es, sich der Web-Version des Shapiro-Wilk-Testes¹ zu bedienen. In diesem Zusammenhang sei auch auf den Schnelltest nach David verwiesen (vgl. S. 16), der hinreichend genau unterscheidet, ob die von den Probanden erreichten Punktwerte x normalverteilt sind oder nicht. Wenn sie normalverteilt sind, kann – zum Beispiel mit Hilfe eines programmierbaren Taschenrechners – das arithmetrische Mittel und dessen Standardabweichung σ berechnet und für jeden Probanden die Prüfgröße σ gebildet werden. Danach entscheiden die Prüfenden, zu welcher Variante der Notenskalen (vgl. S.19 f.) sie die einzelnen z-Werte zur Notenfindung zuordnen. Diese Entscheidung treffen die Lehrenden; denn hinsichtlich ihres methodischen Vorgehens handeln sie „frei". Dennoch kann es sinnvoll sein, zum Beispiel Variante 2 der Notenskalen (vgl. S. 27) auszuwählen, mit der in standardisierten Schultests gearbeitet wird, um die Leistungen der Schüler über den Rahmen der eigenen Klasse hinaus zutreffend einschätzen zu können. Darüber hinaus eröffnet die Anleitung zum Erstellen eigener normorientierter Tests auf den Seiten 102ff. die Möglichkeit, schulklassen- evtl. auch schulformübergreifende Testformen zu