BBQ.311: Ein fünfdimensionales System zur Klassifizierung der Qualität bewegter Bilder
Von Peter C. Slansky
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Über dieses E-Book
Das in diesem Buch vorgestellte System BBQ.311 – spricht »BBQ Drei Eins Eins« – gibt Fachleuten für das bewegte Bild erstmals ein umfassendes Klassifizierungssystem für alle relevanten Qualitätsaspekte an die Hand. Es beruht auf einer strengen, in sich geschlossenen Systematik, die in einer fünfdimensionalen Matrix dargestellt wird. BBQ.311 ist ganz vom gesehenen Bewegtbild her konzipiert, nicht von dessen technischen Grundlagen her. Es arbeitet daher mit semantischen Begriffen, nicht mit technischen oder physikalischen Parametern.
Mit dem System BBQ.311 lässt sich sowohl die gesamte Workflowkette bewegter Bilder beschreiben, von der Aufnahme über die Postproduktion, die Distribution und die Wiedergabe im Kino, im Fernsehen oder Streaming oder einem anderen Display, als auch einzelne Phasen des Workflows. Dabei ist das System unabhängig von konkreten Bildtechnologien, ganz gleich ob elektronisch oder fotochemisch, gerastert oder ungerastert, analog oder digital. Somit bildet das System BBQ.311 auch eine kommunikative Brücke: Es richtet sich gleichermaßen an Forschende, Lehrende und Studierende der Medientechnik, Medienwissenschaft, Mediengestaltung und Wahrnehmungspsychologie.
Peter C. Slansky
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Buchvorschau
BBQ.311 - Peter C. Slansky
Danksagung
Ich bedanke mich sehr bei Prof. Franz Kraus, der den entscheidenden Anstoß für das Projekt BBQ.311 gab. Ich bedanke mich außerdem sehr bei Herrn Prof. Dr. Jan Fröhlich und Dr. Harald Brendel von der Firma ARRI, die das Projekt in stets inspirierender Weise begleiteten.
Einführung
„Das Bild ist schlecht!"
Ein solcher Alltagsausspruch – z.B. durch einen Fernsehzuschauer oder einen Kinobesucher – signalisiert gleichermaßen Eindeutiges wie Uneindeutiges. Eindeutig: Es wird ein Mangel erkannt (oder mehrere), der eine bestimmte Schwelle überschreitet. Uneindeutig: Es wird nicht qualifiziert, worin genau der Mangel bzw. die Mängel bestehen und welcher Art die jeweilige Schwelle ist.
Führt man das Beispiel des Fernsehzuschauers weiter, so lassen sich für die unterschiedlichen Epochen der Fernsehtechnik – analog Schwarzweiß, analog Farbe, digital Farbe, HD, Streaming, UHD – durchaus sehr unterschiedliche möglicherweise gemeinte Bildfehler in Erinnerung rufen. Die Bildgeometrie könnte verzerrt sein, die Helligkeits- oder Farbwiedergabe fehlerhaft, das Bild könnte unscharf sein oder verrauscht, es könnten Bewegungsartefakte auftreten. Wieder Anderes gilt für den Kinozuschauer in der Ära analoger fotochemisch-mechanischer Projektion oder in der heutigen Zeit digitaler Projektion, ja, sogar für den Betrachter eines Bewegtbildes auf einem Smartphone.
„Macht ein gutes Bild!"
Dieses Lob wird technischen Geräten wie Kameras oder Fernsehgeräten mitunter von Laien gespendet. Gemeint sind hierbei zumeist zwei entgegengesetzte Dinge: Erstens, gewissermaßen negativ, die Abwesenheit auffälliger Artefakte (siehe oben), und zweitens, positiv, die Wahrnehmbarkeit bestimmter, die eigenen Erwartungen überschreitender Qualitätsmerkmale. Wie für die Artefakte so gibt es auch für die besonderen Qualitätsmerkmale eine Schwelle deren Überschreitung das Bilderlebnis signifikant vergrößert.
In einem Zeitalter hoher Mediendichte und –präsenz kommt diesem Qualitätssinn für Bewegtbilder eine besondere Bedeutung zu, und zwar auf allen Ebenen der Bildbeurteilung, also bei Laien wie bei Professionellen.
Mit dem System BBQ.311 – spricht: „BBQ Drei Eins Eins" – soll allen Bewegtbildfachleuten ein umfassendes Klassifizierungssystem für alle relevanten Qualitätsaspekte des bewegten Bildes an die Hand gegeben werden.
„Eine Abbildung allein macht noch kein Bild"
Eine Szene wird aufgenommen. Ein Bild wird wiedergegeben. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Qualität der Bildwiedergabe maximal ist, wenn die Abweichungen zwischen der Betrachtung der Szene und der Betrachtung des Bildes minimal sind. Dem stehen fundamentale psycho-physiologische Faktoren entgegen. So ist beispielsweise die Betrachtungshelligkeit eines Bildes einer Tageszene im Kino sehr viel geringer als die Helligkeit die bei der Aufnahme der Tageszene geherrscht hatte. Mithin ist der gesamte Sehsinn des Betrachters im Kino anders gestimmt als außen bei Tag. Diese Unterschiede gilt es in Bezug auf die Qualität zu berücksichtigen. Hier kann man durchaus von Wiedergabequalität sprechen. BBQ.311 berücksichtigt diesen psycho-physiologischen Qualitätsaspekt, insbesondere auch in seinem Zusammenhang mit dem physikalisch-technischen Qualitätsaspekt. Doch diese beiden Qualitätsaspekte – sowie ihr Zusammenwirken – reichen zur vollständigen Beschreibung prinzipiell noch nicht aus.
„Das Bild soll so sein!"
Ein Großaufnahme mit schmeichelnden Unschärfen, aufgesteilte Kontraste in einem Wolkenhimmel, ein durchgängiger Look in Blau-Grün-Tönen bei einer Landschaft oder eine leichte Zeitlupe bei einer Tanzszene: All diese Abweichungen von der „normalen Bildwiedergabe – seien diese nun „fotometrisch exakt
, „farbmetrisch richtig oder „empfindungsgemäß äquivalent
– sind legitime Gestaltungsmittel in der Herstellung von Filmen und Fernsehbeiträgen. Ihr Einsatz obliegt anderen Grundsätzen als denen der physikalischen Technik oder der Psycho-Physiologie. Bilder unterscheiden sich von reinen Abbildern dadurch, dass sie von Persönlichkeiten gestaltet werden. Als Mittel der Gestaltung können grundsätzliche alle Elemente der Qualität des Bewegtbildes eingesetzt werden. Aufgrund dieser Überschneidung können bestimmte Qualitätselemente gestalterisch bewusst vermindert werden. Die Legitimation hierzu erwächst aus der Freiheit der Kunst. Diese Freiheit wird im Fall der Medien Kino und Fernsehen jedoch einem Publikum ausgesetzt, von dem diese Medien wirtschaftlich stark abhängig sind. Und dieses Publikum reagiert zumindest in seinen psycho-physiologischen Betrachtungsbewertungen weitgehend homogen. Aufgrund dieser Komplexität soll BBQ.311 auch einen Brückenschlag zwischen den Welten ermöglichen, der physikalisch-technischen, der psycho-physiologischen und der gestalterisch-künstle-rischen.
Systembeschreibung
BBQ.311 ist ein System zur Klassifizierung der Qualität bewegter Bilder, insbesondere von Filmen in der Projektion im Kino bzw. bei der Wiedergabe auf Displays.
BBQ.311 ist ganz vom gesehenen Bewegtbild her konzipiert, nicht dagegen von dessen technischen Grundlagen her. Das System geht davon aus, dass Bewegtbildqualität nicht unabhängig vom jeweiligen Bewegtbildinhalt beurteilt werden kann. BBQ.311 arbeitet daher mit semantischen Qualitätsbegriffen und nicht mit technischen oder physikalischen Parametern wie Pixelzahl oder der Modulationsübertragungsfunktion. Letztere werden vielmehr qualitativ in das System integriert.
BBQ.311 hat zum Ziel, die Bewegtbildqualität (BBQ) in einer fünfdimensionalen Matrix zu klassifizieren, wobei die ersten drei Dimensionen die eigentliche Bewegtbildqualitäts-klassifikation beinhalten, die durch den Qualitätsaspekt und die betrachtete Workflow-Phase ergänzt werden. Für monoskopische Bewegtbilder erhebt BBQ.311 den Anspruch der Vollständigkeit. Das heißt, es gibt keine Qualitätsmerkmale die mit ihm nicht beschrieben werden können. Gleichwohl hat das System nicht zum Ziel, jeden Bewegtbild-Artefakt eindeutig zu beschreiben bzw. zu klassifizieren. Das heißt, es kann verschiedene Bewegtbildartefakte geben, die vom System in der gleichen Weise klassifiziert werden.
BBQ.311 beschreibt lediglich die Bildqualität, nicht die Tonqualität.
BBQ.311 beschreibt die Qualitätsmerkmale positiv: Jedes einzelne Qualitätselement stellt ein positives Maß für ein spezifisches Merkmal der Bewegtbildqualität dar. Das Qualitätselement repräsentiert gleichzeitig das kleinste Klassifizierungsmerkmal des Systems.
In BBQ.311 können alle Qualitätsmerkmale in drei systematisch verschiedene Qualitätsaspekte differenziert werden: Den physikalisch-technischen Aspekt, den psycho-physiologischen Aspekt und den gestalterisch-künstlerischen Aspekt. Dieser Qualitätsaspekt bildet die vierte Dimension der fünfdimensionalen Matrix.
Mit BBQ.311 lässt sich sowohl die gesamte Workflowkette bewegter Bilder beschreiben, von der Aufnahme über die Postproduktion, die Distribution und die Wiedergabe im Kino, im Fernsehen und einem anderen Display, als auch einzelne Phasen des Workflows. Dabei ist das System