Membranverfahren bei künstlichen Organen: Transportmodelle zur Auslegung extrakorporaler Verfahren
Von Manfred Raff
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Über dieses E-Book
Künstliche Organe sind Membranmodule, welche in einem extrakorporalen Kreislauf Blutinhaltsstoffe austauschen bzw. entfernen. Dabei kommen die klassischen Prinzipien der Crossflow- und der Gegenstromverfahren zur Anwendung. Manfred Raff zeigt, wie für die Auslegung derartiger Membranverfahren aus Modellen am differentiellen Membranelement funktionale Zusammenhänge von Zielgrößen und geometrischen, stofflichen und Betriebsparametern für das gesamte Modul abgeleitet werden. Die Ergebnisgleichungen können auch für technische Anwendungen eingesetzt werden.
Der Autor:
Manfred Raff hat sich in seinem Berufsleben mit dem wissenschaftlichen Schwerpunkt Membrantechnologie beschäftigt. Er war zunächst in der Industrie in der Forschung, Entwicklung und Produktion von Membranen und Modulen tätig. Später hat er als Hochschullehrer an der Hochschule Furtwangen Verfahrenstechnik gelehrt und Membranthemen, wie Messung der Porengrößenverteilung in Membranen, Untersuchung des Stofftransports in der künstlichen Leber, Simulation des Stofftransports bei der Highflux-Dialyse, erforscht. Nach der Pensionierung arbeitet er weiterhin als Lehrbeauftragter an der HFU, Campus Schwenningen.
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Buchvorschau
Membranverfahren bei künstlichen Organen - Manfred Raff
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
M. RaffMembranverfahren bei künstlichen Organenessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-28053-6_1
1. Einleitung
Manfred Raff¹
(1)
Bisingen, Deutschland
Manfred Raff
Email: manfred-raff@t-online.de
Die Zahl der postmortalen Organspender in Deutschland ist 2018 erstmals seit 2012 wieder deutlich gestiegen (von 797 Spendern 2017 auf 955 Spender 2018), aber für die 5000 Menschen, die auf ein Spender-Organ (Niere, Leber, Lunge, Herz, …) warten, bei weitem nicht ausreichend (s. Organspende o. J.).
Dass der akute Mangel nicht den Tod vieler Patienten bedeutet, ist dem Umstand zu verdanken, dass Künstliche Organe (KO) zur Verfügung stehen. Durch Nahrungsaufnahme und Atmung werden die Konzentrationen von Blutinhaltstoffen so verändert, dass diese ohne Einregulierung auf einen gesunden Konzentrationsbereich tödliche Folgen hätten. KO müssen also Blut-Inhaltsstoffe austauschen können, um die Homöostase, den Gleichgewichtszustand des offenen dynamischen Systems Blutkreislauf, zu gewährleisten.
Die ingenieurwissenschaftliche Disziplin, welche sich mit Stoffänderungstechniken beschäftigt ist die Verfahrenstechnik (VT). Man unterscheidet dabei Verfahren, bei denen Art, Eigenschaft und Zusammensetzung verändert werden. Die Stoff-Art ändert sich nur durch Reaktion. Stoff-Eigenschaften, wie warm/kalt, klein/groß oder flüssig/gasförmig können durch mechanische oder thermische Einwirkung verändert werden. Die Stoff-Zusammensetzung ändert sich dadurch, dass Komponenten aus Gemischen separiert werden. Erfolgen die Zusammensetzungs-Änderungen bei mehrphasigen, dispersen Gemischen, wie z. B. bei der Trennung der Blutzellen vom Blutplasma, so sind diese Trennverfahren der Mechanischen Verfahrenstechnik (MVT) zugeordnet. Werden hingegen einphasige, homogene Gemische in Ihrer Zusammensetzung verändert, wie z. B. bei der Separation von Proteinen aus Blut-Plasma zur Herstellung von Serum, so fallen diese in den Bereich der Thermischen Verfahrenstechnik (TVT).
Bei den in diesem essential ausgewählten Beispielen „Künstliche Niere, „Künstliche Leber
und „Künstliche Lunge" werden jeweils die Konzentrationen gelöster Blut-Komponenten verändert und sind folglich mit den Methoden der TVT zu beschreiben.
Bei allen extrakorporalen Verfahren werden Monitore (die sog. Hardware) eingesetzt, welche mit Aggregaten, wie Schlauchpumpen, Ventilen, Wärmetauscher, etc., mit Sensoren für Temperatur, Druck, Durchfluss, etc. und mit Elektronik für MSR-Aufgaben ausgestattet sind. Als Software bezeichnet man die Blutschläuche mit Nadeln für den Zugang am Patienten und die Membran-Module, in welchen der gewünschte Stoffaustausch stattfindet. Als Beispiel zeigt Abb. 1.1 Hard- und Software von Baxter zur Behandlung von Patienten mit akuter Niereninsuffizienz durch kontinuierliche veno-venöse Hemofiltration (s. Abschn. 4.1.2).
../images/479863_1_De_1_Chapter/479863_1_De_1_Fig1_HTML.jpgAbb. 1.1
Monitor für Critical Care Patienten (linkes Foto, Quelle: Baxter (o. J. a)) und ein Hemofilter-Set (rechtes Foto, Quelle: Baxter (o. J. b)), mit freundlicher Genehmigung von Baxter International Inc.
In diesem essential werden die Funktionen von Monitoren nur im Zusammenhang mit der Beschreibung der jeweiligen Verfahren erläutert. Der Schwerpunkt liegt auf der Erläuterung der organspezifischen Funktionen und wie diese mit Membran-Modulen realisiert werden.
© Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019
M. RaffMembranverfahren bei künstlichen Organenessentialshttps://doi.org/10.1007/978-3-658-28053-6_2
2. Membranen und Module
Manfred Raff¹
(1)
Bisingen, Deutschland
Manfred Raff
Email: manfred-raff@t-online.de
Membranen, wie sie in Künstlichen Organen eingesetzt werden, haben überwiegend die Form eines Röhrchens, einer Hohlfaser, und werden als Bündel mit vielen tausend Fasern in Gehäuse eingebaut. Abb. 2.1 zeigt das Schema eines Hohlfaser-Moduls, in welchem eine Faser das gesamte Membran- Bündel repräsentiert. Durch Vergießen der Hohlfasern z. B. mit Polyurethan (PUR), gegeneinander und zum Gehäuse hin, werden zwei durch die Membran getrennte Räume im Modulgehäuse gebildet, einerseits die Feed-/Retentat-Seite, andererseits die Filtrat-/Permeat-Seite.
../images/479863_1_De_2_Chapter/479863_1_De_2_Fig1_HTML.pngAbb. 2.1
Komponenten eines Moduls mit Hohlfasermembranen Beispiel Gegenstromverfahren Dialyse.
(Eigene Darstellung)
Als Membranfläche wird i. d. R. die dem Blut zugewandte freie, effektive Membran-Fläche $$ A^{M} $$ gewählt. Dies ist die innere Oberfläche aller Hohlfasern, die sich errechnet aus:
$$ A^{M} = N \cdot \pi \cdot d_{in} \cdot L_{eff} $$(2.1)
$$ N $$ ist die Anzahl der Hohlfasern im Modul, $$ d_{in} $$ der Innerdurchmesser und $$ L_{eff} $$ die Länge einer Hohlfaser, die zwischen den beiden Eingüssen liegt.
Bei der in Abb. 2.1 gezeigten Anwendung strömt eine zu reinigende Flüssigkeit (z. B. Blut vom Patienten) auf der Feedseite in das Modul, verteilt sich im feedseitigen Gehäusedeckelraum auf die Hohlfasern, durchströmt diese bis zum retentatseitigen Gehäusedeckelraum, aus welchem das gereinigte Retentat (z. B. Blut zum Patienten) das Modul verlässt. Wenn, wie bei der Hämodialyse, eine „Waschlösung" den Filtratraum im Gegenstrom zum Blut durchströmt, wird der Permeat-Volumenstrom gemeinsam mit dem Dialysat-Strom
$$ \left( {\dot{V}_{aus}^{{\dot{D}}} = \dot{V}_{ein}^{D} + \dot{V}^{P} } \right) $$ausgetragen. Die Hämodialyse ist folglich ein Gegenstromverfahren, bei dem gelöste, permeable Komponenten mit dem Permeat-Volumenstrom sowohl konvektiv als auch entlang eines Konzentrationsgradienten diffusiv durch die Membran transportiert werden.
Bei der Oxygenation wird Blut i. d. R. außerhalb der Hohlfasern geführt, da dadurch eine mit dem Außendurchmesser einer Hohlfaser $$ d_{a} $$ zu berechnende, größere Austauschfläche zur Verfügung steht. Im Innern der Fasern strömt die Gasphase, in welcher einerseits Sauerstoff durch Absorption in die Flüssigphase übertritt, während Kohlendioxid aus der Flüssigphase desorbiert und mit der Gasphase abtransportiert wird (s. Abschn. 4.3).
Bei der Hämofiltration wird der Permeat-Volumenstrom ( $$ \dot{V}^{P} $$ ) durch die Hohlfasermembranen in den Filtratraum gedrückt und die permeablen gelösten Komponenten konvektiv abtransportiert. Die Hämofiltration ist ein Crossflow-Filtrationsverfahren (s. Abschn. 4.1.2).
Entscheidend für den Stoffaustausch bzw. die Stoffentfernung sind die Membran-Eigenschaften, die verfügbare Membranfläche eines