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Arkham Horror: Litanei der Träume
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eBook428 Seiten5 Stunden

Arkham Horror: Litanei der Träume

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Über dieses E-Book

Ein schauerlicher Mystery-Roman aus der Welt von Arkham Horror. Als ein begabter Student der Miscatonic University auf mysteriöse Weise verschwindet, beginnt sein besorgter Mitbewohner Elliot Raslo auf eigene Faust zu ermitteln. Doch Elliot hat Probleme. Er kämpft gegen die verstörende Anziehungskraft eines ewigen Gesangs, den nur er zu hören vermag. Könnte es eine Verbindung zwischen dem Lockruf in Elliots Träumen und der zerbrochenen Steinstele geben, die mit frühzeitlichen Schriften bedeckt ist und von der sein Freund besessen war? Während er nach Antworten forscht, wird er in einen teuflischen Plan hineingezogen, der das Ziel hat, die Wiedergeburt eines uralten Schrecken einzuleiten …
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum11. Nov. 2021
ISBN9783966586306
Arkham Horror: Litanei der Träume

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    Buchvorschau

    Arkham Horror - Ari Marmell

    KAPITEL

    EINS

    Es war ein sanftes Lied, dessen Töne aus dem Blättern von Papieren bestanden, dem Zuschlagen ledergebundener Einbände, dem Rollen von Leitern und dem Scharren von Stühlen, dem Rascheln von Hosen, von Röcken und dem gedämpften Gemurmel leiser Gespräche, die nie so leise waren, wie die Studenten glaubten.

    Es war ein sanftes Lied, das aus Dutzenden von Räumen und gewölbten Fluren, aus jedem Stockwerk der berühmten Orne-Bibliothek der Miskatonic-Universität drang – und das Daisy Walker an einem normalen Tag mit all seinen subtilen Noten beflügelnd und inspirierend fand.

    Heute war kein normaler Tag. Genau genommen hatte sie in den letzten Monaten überhaupt nicht viele normale Tage gehabt.

    Anfangs war ein Teil ihres Unbehagens vielleicht aus der Angst vor ihrer neuen Verantwortung erwachsen. Dieses neue Semester, im Frühjahr 23, war erst das zweite, seit Dr. Armitage ihr die Verantwortung für die Sondersammlungen übertragen hatte, also für die verbotenen Bände und Schriften, für die die Orne-Bibliothek bekannt war. Allein das am wenigsten wertvolle Buch darin kostete mehr, als Daisy im Jahr verdiente, der Wert der gesamten Sammlung war unermesslich, nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf ihr unersetzliches Wissen.

    Daisy kannte sich jedoch gut genug, um zu wissen, dass sie zwar anfangs nervös gewesen war, sich aber in den letzten Monaten mehr als gut an ihre neuen Aufgaben gewöhnt hatte.

    Ein Teil ihres Unbehagens könnte auch auf den Inhalt der Bücher zurückzuführen sein, die sie studiert hatte, nachdem die Stelle ausgeschrieben worden war und Armitage angedeutet hatte, dass er sie dafür in Betracht ziehen würde. Während der größte Teil der Sondersammlungen einfach nur alt war, waren einige der Inhalte … eigentümlich.

    Sie hatte ein paar der Bücher gelesen, als sie die Gelegenheit dazu erhielt: De Vermis Mysteriis, John Dees Teil des Necronomicon, die Del-Arrio-Übersetzung der Kabala von Saboth. Diese Bücher handelten von uralten Dingen, von längst vergessener Magie und von Namen, die hätten sein sollen. Als Fenster zu alten Kulturen und Glaubensvorstellungen faszinierten sie Daisy, aber was ihren tatsächlichen Inhalt anging? Sie glaubte natürlich kein Wort davon. Das alles war nicht realer als die Fantasien von Gogol oder Stoker. Trotzdem verspürte sie in letzter Zeit das Bedürfnis, in den späteren Stunden ihrer Schicht ein paar zusätzliche Lichter einzuschalten. Sie überprüfte die Schlösser, bevor sie sich zur Nachtruhe begab, und – hin und wieder – wachte sie panisch und schweißgebadet aus Albträumen auf, an die sie sich nie genau zu erinnern vermochte.

    Doch wiederum kannte sich Daisy selbst gut genug, um zu wissen, dass keine muffigen alten Mythen oder Märchen sie derart gründlich oder lang anhaltend beunruhigen würden.

    Nein, es war …

    »Miss Walker?«

    »Oh!« Die junge Bibliothekarin zuckte auf ihrem Stuhl zusammen. Die Hände umklammerten die Kante ihres Schreibtisches. Es war, soweit sie sich erinnern konnte, das erste Mal, dass jemand die Tür zu ihrem Büro geöffnet hatte, ohne dass sie es bemerkt hatte.

    An diesen Gedanken musste sie sich auch erst noch gewöhnen: ihr Büro.

    »Oh!«, echote die noch jüngere Frau, die mit weit aufgerissenen Augen und rundem Gesicht in der Tür stand. »Es tut mir so leid! Ich wollte Sie nicht erschrecken.«

    Daisy strich eine lange blonde Haarlocke zurück. »Schon gut, Abigail. Ich war nur … in Gedanken versunken, schätze ich.« Nicht dass sie die Absicht gehabt hätte, besagte Gedanken preiszugeben, weder was ihre Bücher anging noch … andere Dinge.

    »Ich habe geklopft«, sagte Abigail schüchtern. »Doch Sie haben nicht geantwortet, aber weil ich wusste, dass Sie hier drin sind, wollte ich sichergehen, dass es Ihnen gut geht.« Sie zögerte, dann fügte sie – vielleicht weil sie die Abwesenheit in Daisys Gesichtsausdruck bemerkte – hinzu: »Geht es Ihnen gut?«

    »Ja, danke. Ich schätze, ich war nur tiefer in Gedanken versunken, als mir klar war. Sie, äh, Sie brauchten etwas?«

    Der Blick der großen Augen huschte zur Seite, nach unten, zurück zu Daisy. »Es ist nur … Also, ich dachte, ich sollte fragen, ob Sie irgendetwas in den, ähm, Sondersammlungen zu erledigen haben.«

    »Ich verstehe.« Mit eiserner Selbstbeherrschung verhinderte Daisy, dass sich ihre Lippen zu einem wissenden Grinsen verzogen. »Nein, meine Liebe, im Moment nicht.«

    »Oh.« Wieder der kurze Blick in Richtung der verbotenen Räume. »Sind Sie, ähm, sind Sie sicher?«

    Es fiel ihr immer schwerer, das Grinsen zu unterdrücken – gleichzeitig musste sie den Drang bekämpfen, den Kopf zu schütteln. Abigail Foreman war eine fleißige studentische Mitarbeiterin und Daisy hätte sich glücklich geschätzt, wenn sie nach ihrem Abschluss bleiben würde – sollte ihr Interesse an Bibliothekswesen sie in diese Richtung führen.

    Allerdings erlag sie etwas zu leicht gewissen Ablenkungen in Jungengestalt.

    »Zu deinen Pflichten, Abigail, gehört es, Studenten und Gönnern Hilfe zu leisten, wenn sie darum bitten – und nicht, sie denen aufzudrängen, die keine solche Bitte geäußert haben.«

    Abigail errötete, bis ihre Haut praktisch glühte. »Ja, Miss. Tut mir leid, Miss.«

    Jetzt erlaubte sich Daisy ein Lächeln, in der Hoffnung, der Zurechtweisung dadurch etwas von ihrer Schärfe zu nehmen. »Nun, ich glaube, jemand hat mir gesagt, dass die Südamerikastudien wieder ins Regal gestellt werden müssen.«

    Abigail ergriff die Chance zum Rückzug und flüchtete aus dem Büro. Daisy entließ den Seufzer, der sich in den letzten Augenblicken aufgestaut hatte. Sie mochte das Mädchen, hätte normalerweise viel mehr Nachsicht mit ihrer neuesten Verliebtheit gehabt, hätte sie vielleicht sogar ermutigt.

    Aber Raslo! Warum musste das Interesse des armen Mädchens bei all den feinen jungen Burschen, die der Campus der Miskatonic zu bieten hatte, ausgerechnet Elliot Raslo gelten? Selbst wenn er nicht derzeit von Unsicherheit und Trauer verzehrt würde, selbst wenn alles in seinem Leben, alles an der Miskatonic-Universität gut und schön gewesen wäre, selbst dann …

    Aber es war nicht an ihr, dieses Geheimnis preiszugeben. Der Junge wäre vor Scham vermutlich in Grund und Boden versunken, wenn er gewusst hätte, dass sie es kannte.

    Daisy stand auf – der Stuhl schabte über den Boden –, strich sorgfältig ihre Bluse und ihren Rock glatt und verließ ihr Büro, folgte allerdings nicht Abigail, sondern wandte sich in die entgegengesetzte Richtung.

    Die äußerste Kammer der Sondersammlungen war ein Lesesaal, der nur aus einem Tisch, einer Handvoll bequem gepolsterter Stühle und einer Lampe bestand. Studenten und Besucher durften die Sammlungen nur einzeln oder in kleinen Gruppen nutzen, und das auch nur zu festgelegten Zeiten, je nach Dienstalter, Art ihrer Forschung und im Austausch gegen freiwillige Arbeit. In den letzten Wochen standen die Chancen fünfzig-fünfzig, dass Elliot hier sein würde – sofern niemand anders Zeit reserviert hatte. Daher wäre Daisy nicht überrascht gewesen, ihn zu sehen, selbst wenn sie aufgrund von Abigails unverhohlenem Interesse nicht schon gewusst hätte, dass er anwesend war.

    Der junge Mann hatte die Ellbogen auf dem Tisch und den Kopf in die Hände gestützt, sodass Daisy nicht sicher war, ob er wach war. Seine braune Jacke sah zerknittert aus, sein schwarzes Haar zerzaust. Es war noch gar nicht so lange her, da wäre es ihm unangenehm gewesen, in einem solchen Zustand draußen gesehen zu werden.

    »Elliot?«

    Tatsächlich war er wach. Er sah zu ihr auf. Seine Miene war von Erschöpfung und aufgewühlten Gefühlen gezeichnet. Bartstoppeln, die mehrere Tage alt waren, verunzierten sein Gesicht – das aufgrund eines mediterranen Großelternteils ein bisschen dunkler als ihr eigenes war.

    »Gibt es Neuigkeiten?«

    Das war fast jedes Mal seine erste Frage, wenn sie ihn sah, ungeachtet dessen, dass sie ihm immer wieder versichert hatte, sie würde ihm sofort Bescheid geben, wenn sie etwas hörte.

    »Nein.« Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber. »Nichts.«

    »Verdammt!« Er beruhigte sich wieder, bevor sie ihn dazu ermahnen musste. »Die sind alle nutzlos.«

    Sie wusste, dass er die Ermittler bei der Polizei von Arkham meinte. Auch das war Teil des Rituals, dieses Gespräch, das sie schon so oft geführt hatten. Sie nahm mittlerweile an, dass er einen Trost in dieser Wiederholung fand, so gering er auch sein mochte.

    »Sie haben kaum etwas, worauf sie aufbauen können«, sagte sie zu ihm. In der Tat hatten sie fast nichts. Chester Hennessy, Elliots bester Freund und Zimmergenosse, war spurlos verschwunden – ein Kunststück, das Professor Polaski, Chesters Mentor und Berater bei seiner laufenden Forschung, einige Wochen später wiederholt hatte.

    »Sie ignorieren das wenige, was sie haben«, beharrte Elliot und rieb sich mit einem Fingerknöchel das Auge. »Sie behandeln Chester und den Professor immer noch als getrennte Vorfälle, obwohl jeder Idiot sehen kann, dass sie zusammenhängen. Sie bestehen immer noch darauf, dass Chester abgehauen ist wegen dieser Schlampe …«

    »Mäßigung, Mister Raslo!«

    Er wich zurück, als hätte sie ihn geohrfeigt. »Ich … Natürlich. Es tut mir wirklich leid, Miss Walker.«

    Daisy wusste, dass er es ernst meinte. Elliot war im Allgemeinen eine sanfte, zuvorkommende Seele. Zumindest wenn er nicht erschöpft, frustriert und verängstigt war.

    Sie legte ihre Hand auf seine und schaffte es, nicht zusammenzuzucken, als er sie wie einen Rettungsring umklammerte. Normalerweise hätte sie das Buch, das vor ihm auf dem Tisch lag, zur Seite gezogen, hätte sich geweigert, ihre Hände auf diese Weise auf dem Einband ruhen zu lassen, aus Angst, die Öle ihrer Haut könnten das alte Material beschädigen, aber ein oder zwei kurze Augenblicke würden wohl nicht schaden.

    Es war nicht das erste Mal, dass er um dieses Werk gebeten hatte. Wochenlang hatte er versucht, Chesters Forschung nachzuvollziehen, in der Hoffnung, dass irgendetwas in den letzten Studien des vermissten Studenten – dem Projekt, dem er sich seit Monaten mit Leib und Seele verschrieben hatte – ein wenn auch schwaches Licht auf das Geheimnis seines Verschwindens werfen könnte.

    Bis jetzt hatte er, sofern er nichts vor ihr geheim hielt, genauso viel Erfolg wie die Polizeibeamten gehabt, die er als Idioten und Narren beschimpfte: nämlich gar keinen.

    Sie hatte nichts gegen seine Anwesenheit und schätzte seine Hilfe sehr. Wie Chester vor ihm hatte Elliot, um sich mehr Zeit in den Sondersammlungen zu verdienen, freiwillig geholfen, unwichtige Dokumente für die Orne-Bibliothek und die Universität generell zu sortieren: Briefe und persönliche Papiere, die ihnen von Ehemaligen vermacht worden waren, alte Zeitungsausschnitte, Berichte über historische Artefakte, die aus Museen und anderen Universitäten gestohlen worden waren und nach denen sie Ausschau halten sollten, und so weiter. Er behauptete, es ginge ihm nur darum, seinen vermissten Mitbewohner zu finden, aber Daisy glaubte, es war für ihn zugleich eine Möglichkeit, um sich dem verlorenen Freund näher zu fühlen. Elliot war an den Tagen, an denen er sich konzentrieren konnte, sogar besser in diesen banalen, doch essenziellen Aufgaben, als Chester es gewesen war. Trotzdem beunruhigte sie seine zunehmende Besessenheit, ganz zu schweigen von der Beeinträchtigung seiner schulischen Leistungen. Daisy wusste, dass er Kurse schwänzen musste, um ständig hier sein zu können.

    Hatte ihre Nachsicht im Umgang mit den Sondersammlungen und mit seiner Forschung Chester Hennessy irgendwie in Gefahr gebracht? So unwahrscheinlich es auch schien, es war mehr als alles andere ebendiese Angst, die sie nachts wach hielt und die tagsüber an ihrer Gelassenheit nagte. Das war kein Fehler, den sie mit seinem Freund wiederholen wollte, sosehr er auch das Bedürfnis verspürte, Chester zu folgen.

    »Elliot«, begann sie schließlich, »Sie müssen …«

    Nur weil Daisy die Tür zum Lesesaal nicht geschlossen hatte, erreichte der Aufruhr sie überhaupt, hörte sie die plötzliche Kakophonie, die den Gesang der Bibliothek störte. Noch herrschte kein Geschrei, aber da waren Stimmen, die im Streit lauter wurden und leicht zu Geschrei werden konnten.

    Oder Schlimmerem?

    Sie stand auf, ihr Rücken so steif wie ihre Miene. Selbst an guten Tagen hatte Daisy keine Geduld mit denen, die den Frieden in ihrer Bibliothek stören wollten. Wer auch immer sich törichterweise dazu entschlossen hatte, dies heute zu tun, während sie all diese Sorgen plagten, musste damit rechnen, eine Standpauke von ihr gehalten zu bekommen. »Es tut mir sehr leid. Entschuldigen Sie mich.«

    Mit einem Rascheln ihres Wollrockes war sie fort.

    Elliot sah ihr hinterher, doch sein müder Verstand begriff nicht sofort die Bedeutung dessen, was sie gehört hatten.

    Miss Walker, seine Ausbilder, seine Mitschüler. Sie alle glaubten, dass er aus Kummer und Sorge ständig abgelenkt war, auch wenn sie unmöglich verstehen konnten, wie stark er …

    Nun, sie hatten teilweise recht. Aber nur teilweise.

    Und sie schrieben seine Recherchen, seinen fieberhaften Zwang, Chesters Forschungen nachzuvollziehen, einer obsessiven und höchstwahrscheinlich vergeblichen Hoffnung zu, ihn ausfindig zu machen, obwohl die Polizei und seine eigene Familie es bislang nicht vermocht hatten.

    Sie hatten teilweise recht. Aber nur teilweise.

    Doch da war noch etwas, das er bis jetzt niemandem gegenüber erwähnt hatte.

    Dass Chester ihm an einem gewissen Abend aufgeregt erzählt hatte, dass der Schlüssel, der sein geheimnisvolles Projekt endlich zum Durchbruch bringen würde – dieses Projekt, von dem er behauptete, dass es all seine Ambitionen übertreffen und seinen Namen in den Annalen der Archäologie verewigen würde, noch bevor er seine Ausbildung abgeschlossen hatte –, gefunden sei. Allerdings hatte er sich dann gesträubt, zu erklären, was genau er gefunden hatte oder wie dieses Etwas helfen könnte.

    Dass Chester in den letzten Tagen vor seinem Verschwinden distanziert, lustlos und ständig mit sich selbst beschäftigt gewesen war. Er hatte schlecht geschlafen, kaum gesprochen. Er hatte angefangen, vor sich hin zu murmeln, manchmal auf Französisch oder in Sprachen, die Elliot nicht identifizieren, geschweige denn verstehen konnte.

    Elliots eigene Studien, die sich auf die Psychologie des menschlichen Geistes konzentrierten, ließen ihn glauben, dass sich die Bemühungen seines Freundes in eine gefährliche, vielleicht sogar krankhafte Besessenheit verwandelt hatten. Schließlich hatte er sich entschlossen, Chester damit zu konfrontieren, obwohl sein Herz pochte und sich sein Magen bei dem Gedanken, was eine solche Intervention für ihre Beziehung bedeuten könnte, wie ein sterbender Wurm zusammenzog. Doch bevor er den Mut hatte aufbringen können, tatsächlich etwas zu sagen, war Chester verschwunden.

    Und seither …

    Seither war Elliot selbst in vielen Nächten aus verworrenen Albträumen erwacht, an die er sich nur noch bruchstückhaft erinnern konnte. Und er hatte vor Kälte gezittert, nur dass diese Kälte nichts mit der Temperatur des Raumes zu tun hatte, in dem er schlief. Die Albträume hatten von ewigem Eis gehandelt und von Dingen, die sich im Schatten regten, Dingen, die hinter endlosen Schleiern aus Hagel und Graupel lebten.

    Die Träume allein, damit hätte er fertigwerden können. Es war vielmehr diese ständige Litanei, die ihn in den Wahnsinn zu treiben drohte.

    Nur ein paar Worte, ein Satzfragment, ständig wiederholt. Etwas in dieser unbekannten Sprache, etwas, das Elliot Chester nur einmal hatte murmeln hören. Die Phrase hatte sich in seinem Hinterkopf festgesetzt, ein ständiges Jucken, das er nicht kratzen konnte, was ihn aber nicht aufhielt, es ständig zu versuchen. Sie hallte wieder und wieder nach, schlängelte sich durch jedes Gespräch, brodelte unter jeder Vorlesung, bis er schreien wollte.

    Diese Worte schreien wollte.

    Es war dieser Halbsatz, dieses Fragment, das ihn mehr ablenkte als jede Suche, mehr als jeder Kummer. Und er wusste, ohne genau zu wissen, woher, dass es noch viel schlimmer gewesen wäre, dass es ihm wirklich alle Vernunft und Selbstbeherrschung geraubt hätte, wäre da nicht seine andere Entdeckung gewesen, die er gemacht hatte, als er Chesters Nachforschungen zurückverfolgt hatte. Dieses andere Mantra.

    Es war nur ein Mantra, nicht wahr? Es konnte nicht wirklich …

    Erneut wurden Stimmen draußen in der Bibliothek laut. Sie schrien nicht ganz, aber es war genug Tumult, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen. Elliot hievte sich von seinem Stuhl. Er bezweifelte, dass Miss Walker oder das Bibliothekspersonal Hilfe brauchen würden, um mit dem Problem fertigzuwerden, und falls sie es wider Erwarten doch taten, hatte er keine Ahnung, wie er ihnen hätte helfen können. So war es eher ein verzweifeltes Bedürfnis nach Ablenkung als irgendein Pflichtgefühl, das ihn dazu bewegte, der Bibliothekarin den Flur hinunter nachzugehen.

    Alle normalen Aktivitäten in der Haupthalle der Bibliothek waren zum Stillstand gekommen, während die Studenten über ihre Bücher und Papiere hinweg auf die Konfrontation blickten, die sich vor dem massiven Eingang zusammenbraute. Mehrere der Orne-Mitarbeiter und zwei der uniformierten Sicherheitskräfte der Miskatonic waren in einem Pulk um einen Fremden versammelt, der offenbar versucht hatte, die Bibliothek zu betreten.

    Der Mann sah nicht im Entferntesten wie ein Student, Mitarbeiter oder Ehemaliger aus und obwohl die Orne-Bibliothek für andere Gäste offen war, mussten diese entweder eingeladene Forscher sein oder einen formellen Termin weit im Voraus vereinbart haben. Den erhobenen Stimmen nach zu urteilen, von denen einige offensichtlich müde wurden, sich zu wiederholen, erfüllte der Fremde keine der beiden Qualifikationen.

    Elliot hatte nicht die leiseste Ahnung, was er von dem Mann halten sollte. Er war nicht besonders groß, aber seine breiten Schultern und seine stolze Haltung ließen ihn größer erscheinen. Er trug einen langen, schweren Mantel, der gut in die Straßen von Arkham gepasst hätte, aber die Stiefel, die aus seinen Hosenbeinen herausragten, waren aus weichem Leder und entsprachen weder einem Stil noch einer Mode, die Elliot je gesehen hatte. Ebenso fremdartig wirkten die Gesichtszüge des Mannes, die flacher und dunkler waren als Elliots eigene. Der junge Student kannte sich nicht so gut in der Welt aus, wie er es gern gehabt hätte, daher konnte er das Herkunftsland des Fremden nicht einordnen. Er erinnerte Elliot ein wenig an einen mongolischen Forscher, den er einmal getroffen hatte, und ein wenig an einen amerikanischen Ureinwohner, aber beides traf es nicht ganz.

    »Es sind nur ein paar Fragen!« Die Stimme des Fremden war tief und volltönend, sein Akzent lag, wie alles andere an ihm, so weit jenseits von Elliots Erfahrung, dass er ihn nicht einordnen konnte. »Sicherlich kann mir einer Ihrer Bibliothekare fünf Minuten seiner Zeit schenken!«

    Einer der Sicherheitsbeamten wollte ihn erneut abwehren und trat bedrohlich näher. Vielleicht war es die Gefahr, dass die Konfrontation in eine echte Schlägerei ausarten könnte, die Daisy Walker, die sich am Rande des Tumults aufhielt, schließlich dazu veranlasste, einzugreifen. »Und was sind das für Fragen, Mr. …?«

    »Miss Walker«, protestierte der Wachmann, »ich glaube nicht, dass Sie …«

    »Ist schon in Ordnung, Floyd.«

    Der Fremde drehte sich in ihre Richtung. Sein Mantel öffnete sich und enthüllte eine Reihe von Talismanen und Amuletten, die an einem veritablen Dickicht aus Lederbändern und Tierdärmen von seinem Hals hingen. Elliot hatte keinen besonders guten Blickwinkel, aber er glaubte, alten Bein-, Holz-, Stein- und dicken Lederschmuck auszumachen. Auf allen Amuletten waren kleine Muster eingeschnitzt oder -gestickt, doch auf die Entfernung vermochte er keine Einzelheiten zu erkennen.

    »Shiwak«, antwortete der Mann auf Daisys angedeutete Frage. »Billy Shiwak.«

    »In Ordnung, Mr. Shiwak. Was ist so dringend, dass Sie in meiner Bibliothek so einen Aufstand machen müssen?«

    Nein, nicht Bein, Elfenbein, entschied Elliot und fragte sich unwillkürlich, warum er sich so sehr auf den Zierrat dieses Mannes – Shiwak – konzentrierte.

    Nach den vergangenen Momenten der Anspannung schien Shiwak jetzt, wo er die Gelegenheit hatte, seine Fragen zu stellen, fast verwirrt. Er sah sich einige Sekunden lang um, als suche er nach Worten.

    »Zunächst einmal«, begann er, »hoffe ich, dass Sie mir sagen können, wo ich einen Mann namens Jebediah Pembroke finden kann. Man hat mir gesagt …« Elliot erfuhr nie, was man Shiwak gesagt hatte, denn Daisy Walker erstarrte bei der Erwähnung des Namens regelrecht, obwohl er Elliot selbst nichts sagte. In seinen dreieinhalb Jahren an der Miskatonic hatte Elliot noch nie erlebt, dass sie so auf etwas reagierte.

    »Wie können Sie es wagen?«

    Alle, auch die Sicherheitsleute und der Neuankömmling selbst, traten erschrocken einen Schritt zurück.

    Als Daisy fortfuhr, bebte ihre Stimme geradezu. »Ich weiß nicht, was für Gerüchte und Klatsch Sie gehört haben, aber ich werde mich oder diese Hallen nicht Ihren … Ihren Verleumdungen aussetzen.«

    »Miss Walker, ich wollte Sie ganz gewiss nicht beleidigen. Ich habe nur …«

    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meine Bibliothek jetzt verlassen würden, Mr. Shiwak.«

    »Bitte, ich …«

    »Ich wäre Ihnen dankbar. Wenn Sie jetzt gehen.«

    Die Härte in ihrem Tonfall und ein Blick auf die strengen Mienen der beiden Sicherheitsleute überzeugten den Mann offenbar davon, dass eine weitere Auseinandersetzung niemandem etwas nützen würde. Mit einem steifen Nicken machte er sich auf den Weg zu den Türen. Die Wachen folgten ihm im Gleichschritt.

    Daisy wirbelte herum, ihr Absatz grub eine Kerbe in den dünnen Teppich im Foyer. »Dies ist immer noch eine Bibliothek«, verkündete sie dem Personal und den Studenten mit Nachdruck, »kein Theater.«

    Schnell wandten sich alle Gesichter wieder ihren Büchern oder Notizen oder ihren Aufgaben zu. Hocherhobenen Hauptes fegte die Bibliothekarin durch den Hauptraum und machte sich auf den Weg zurück in ihr Büro.

    Elliot allein starrte weiterhin auf die Türen und dachte über den Kerl nach, der dahinter verschwunden war. Denn erst jetzt, als die verdammte Litanei in seinem Hinterkopf zu ihrer gewohnten Lautstärke zurückkehrte, merkte er, dass sie kurz leiser geworden war, wenn auch nur ein klein wenig.

    Und das nur dank der Anwesenheit dieses Billy Shiwak.

    Leiser in der Gegenwart dieses eigenartigen Billy Shiwak.

    KAPITEL

    ZWEI

    Mit zusammengepresstem Kiefer stürmte William »Billy« Shiwak aus der Orne-Bibliothek. Dabei fluchte er heftig – allerdings nur in Gedanken. Die Reise war schon so schlecht genug verlaufen; zu riskieren, durch einen unglücklich geäußerten Fluch die Aufmerksamkeit eines böswilligen Toornaq auf sich zu ziehen, wäre der Gipfel der Dummheit gewesen.

    Und für einen Tag hast du dich wahrlich genug zum Narren gemacht, oder, Billy?

    Mehr als ein Jahr hatte er unter ihnen gelebt und noch länger damit verbracht, sie zu studieren. Den größten Teil seines Lebens hatte er geübt, um ihre Sprache so gut wie seine eigene zu sprechen – und trotz alledem konnte Billy die Amerikaner nicht einmal im Ansatz verstehen. Zweifellos hatte die Frau einen guten Grund, seine Erwähnung von Pembroke als beleidigend zu finden, aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, welchen. Eine persönliche Geschichte vielleicht? Eine familiäre Fehde? Oder etwas ganz anderes?

    Der Ujaraanni. Ich hätte mit Fragen über den Ujaraanni beginnen sollen.

    Nach all seinen Bemühungen, nachdem er so weit gekommen war, hatte er übereilt gehandelt, obwohl er hätte geduldig sein sollen. Er war direkt vom Bahnhof zum Campus marschiert, ohne zu überlegen, wie er sich den Leuten hier am besten nähern sollte. Was für eine Dummheit!

    Nun, es war nicht mehr zu ändern. Die Miskatonic-Universität war zwar seine beste Spur gewesen, aber nicht die einzige. Er würde den anderen nachgehen und hoffen müssen, dass sie sich entweder als fruchtbar erwiesen oder zumindest so viel Zeit in Anspruch nahmen, dass er unterdessen eine bessere Methode fand, sich der Lehranstalt zu nähern.

    Die beiden Wachen wollten offenbar sicherstellen, dass er das Gelände verließ. Jetzt, da seine Wut auf Daisy Walker und noch mehr auf sich selbst zu verblassen begann, fiel ihm erst auf, dass die Männer ihm immer noch in einigen Schritten Entfernung folgten. Er blieb auf den klar abgegrenzten Wegen zwischen den massiven Steingebäuden – von denen jedes einzelne größer war als alle Häuser in Itilleq zusammengenommen – und an den Rasenflächen entlang, die so ordentlich gepflegt waren, dass sie ihr Grün selbst in einem Winter bewahrten, den die Leute hier in Massachusetts zweifellos als hart empfanden.

    Was wussten die schon über harte Winter?

    Als sie sich dem Rand des weitläufigen Geländes näherten, blieb Billy stehen und drehte sich um. »Kann einer der Herren eine preiswerte Unterkunft empfehlen?«

    Der dünnere und ältere der beiden – hatte die Bibliothekarin ihn Floyd genannt? – schnaubte nur und wandte sich ab, aber der andere nickte. »Gibt ein paar Absteigen oben im Geschäftsviertel. Sind nicht besonders schick und die meisten vielleicht nicht mal besonders sauber, aber wenn Sie nicht wählerisch sind, wo Sie pennen, werden sie Ihnen reichen.«

    Billy versuchte, eine mentale Karte von dem, was er bisher von Arkham gesehen hatte, zu zeichnen. »In der Nähe des Bahnhofs?«

    »Ja, mehr oder weniger.«

    »Ich würde einen anderen Ort vorziehen.« Wenn er sich richtig orientierte, hatte er auf seinem Weg vom Zug kommend mehrere Blocks gesehen, die von der örtlichen Polizei abgesperrt worden waren. »Da gab es irgendeinen Vorfall …?«

    »Oh, richtig. Da draußen breitet sich eine Grippe aus.« Der Wachmann überlegte einen Moment, dann sagte er: »Ma’s.«

    »Wie bitte?«

    »Ma’s Gästehaus. Südstadt. Sie hat in der Regel ein paar Zimmer frei, solange man nicht so dumm ist, ihre Regeln zu brechen.«

    »Ich verstehe. Und wie würde ich …?«

    Doch entweder weil Floyd theatralisch seufzte und mit dem Fuß wippte oder weil seine eigene Geduld am Ende war, hatte der Wachmann keine Lust mehr, Fragen zu beantworten. »Gehen Sie einfach die Garrison hinunter«, sagte er, während er sich bereits abwandte. »Ich bin sicher, dass Sie dort jemanden finden, der Ihnen weiterhelfen kann.«

    Billy machte sich nicht die Mühe, ihm ein Dankeschön nachzurufen. Er bezweifelte, dass es der Mann noch gehört – oder dass es ihn interessiert – hätte.

    »Vater«, murmelte er, »welcher Anersaat oder Toornat dein Unglück auch immer verursacht hat, ich hoffe, dein Leid hat ihn gesättigt. Ich habe schon genug Schwierigkeiten mit menschlichen Hindernissen, vielen Dank.«

    Immer noch grummelnd, suchte er nach einem Straßenschild, um sich zu vergewissern, dass er sich tatsächlich auf der Garrison befand, und bog dann nach Süden ab.

    Nach dem Weg zu fragen erwies sich als schwieriger, als der Sicherheitsmann der Miskatonic angedeutet hatte.

    Nicht etwa weil es an Menschen mangelte, die man hätte fragen können. Selbst im treibenden Nebel und der ungewöhnlich kühlen Vorfrühlingsbrise des Abends gingen die Bürger ihren Geschäften nach. Auf den Straßen fuhren Autos und Pferdekutschen an ihm vorbei und auf den Gehwegen wimmelte es von Fußgängern.

    Nein, das Problem war, jemanden zu finden, der bereit war, mit ihm zu sprechen.

    Abgesehen von seinen Stiefeln aus Robbenfell – er hatte es einfach nie geschafft, sich in amerikanischem Schuhwerk wohlzufühlen – und den Amuletten, die er versuchte, weitgehend unter seinem Mantel zu verbergen, hatte sich Billy weitgehend unauffällig angezogen. Wenn er versucht hätte, in einer Menschenmenge zu verschwinden oder anonym zu bleiben und sich bedeckt zu halten, hätte das wohl gereicht.

    Einem Fremden nahe genug zu kommen, um mit ihm zu sprechen, war jedoch eine andere Sache. Seine Gesichtszüge waren mehr als genug, um ihn als Außenseiter zu kennzeichnen, und obwohl er schon Städte besucht hatte, in denen Ausländer – oder jeder, der eine merklich dunklere Hautfarbe als eine Leiche hatte – weitaus schlechter behandelt worden waren, bedeutete das nicht, dass der durchschnittliche Bewohner von Arkham ihn mit offenen Armen empfing.

    Es war tatsächlich ein junger Schwarzer – die fünfte Person, die er anhielt –, der ihm schließlich (und sogar gut gelaunt) den Weg wies und ihm dreimal einschärfte, bloß nicht Ma Mathisons Sonntagabend-Suppe oder ihren Apfelkuchen zu verpassen.

    »Der is sogar besser als Velmas Kirschkuchen! Und es gibt niemanden, der das leichtfertig behaupten würde!«

    »Ganz … gewiss nicht.«

    Nachdem sich diese Wegbeschreibung als unzureichend für einen Mann herausgestellt hatte, der sich in Arkhams Nebenstraßen nicht auskannte, erhielt er eine zweite von einem freundlichen alten weißen Ehepaar – eine Tatsache, die Billys Meinung von der Stadt im Allgemeinen etwas verbesserte –, das in einem makellos sauberen Ford Model-T herumfuhr.

    Schließlich fand er sich, müde und hungrig, auf den Stufen von Ma’s Gästehaus wieder, einem überraschend großen Gebäude, dessen strenge Spitzen und fast bedrohlich scharfe Linien auf eigentümliche Weise durch die hellen Lichter, sowohl im Inneren als auch draußen, und die fröhlichen Klänge von jenseits der Tür ausgeglichen wurden.

    Als er eintrat, zog er eine Menge Blicke auf sich, aber nur ein paar wirkten misstrauisch oder feindselig, die meisten drückten reine Neugier aus und alle wandten sich schnell wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu. Die Leute saßen in einem großen Gemeinschaftsraum auf einer Vielzahl von Stühlen, die zwar nicht zusammenpassten, aber mit Bedacht so ausgewählt und platziert worden waren, dass sich Farben und Muster gegenseitig ergänzten.

    Das andere Ende des Raumes öffnete sich zu einer kleineren Kammer, in der sich etwas befand, das ein gemeinsamer Esstisch zu sein schien. Obwohl er derzeit verlassen war, wurden dort, wenn man den köstlichen Gerüchen glauben durfte, die in der Luft hingen, regelmäßig gekonnt zubereitete Mahlzeiten serviert.

    Eine große, dunkelhaarige Frau mit Perlen und einem geblümten Kleid eilte ihm entgegen. Mit einem Akzent, den er noch nie gehört hatte und der so schwer war, dass er fast hindurchwaten musste, stellte sie sich als Ma Mathison vor und hieß ihn in ihrem Haus, in Arkham und so weiter willkommen.

    »Nur zwei Dollar die Nacht, oder zwölf für die Woche, und Sie werden in Arkham nichts Besseres finden, auch nicht für das Doppelte! Das Abendessen ist auch dabei, solange Sie um sechs zum Tischgebet da sind. Pünktlich um sechs, verstanden? Sonst sind Sie auf sich allein gestellt, denn ich fülle keine Bäuche, die das Tischgebet verpassen!«

    »Äh, ich verstehe. Ist gut, Ma’am.«

    Ma zählte den Rest ihrer Regeln auf, während sie ihn zu einem Schreibtisch auf der anderen Seite des Raumes führte, wo sie gut gelaunt seinen Namen notierte und sein Geld entgegennahm. Es waren zahlreiche Regeln.

    »Keine Besucher unten nach neun, keine Besucher in den Zimmern nach acht, grundsätzlich keine Besucher des anderen Geschlechts. Ich dulde kein skandalöses Verhalten in meinem Haus! Das Mittagessen kostet sechzig Cent und wird von elf bis zu dem Zeitpunkt serviert, an dem das Essen ausgeht. Sie können einen Gast mitbringen, aber für jeden, der nicht für ein Zimmer bezahlt, kostet es fünfundsechzig Cent. Sie können kommen und gehen, wann Sie wollen, aber ich möchte nicht, dass meine anderen Gäste gestört werden, wenn ich also Beschwerden über Lärm in den frühen Morgenstunden höre, fliegen Sie raus!«

    Sie erhaschte einen Blick auf seine Amulette und fügte noch hinzu: »Und Sie können zu Hause machen, was Sie wollen, aber in diesem Haus wird zu niemandem gebetet außer zu unserem Herrn und seinem Sohn Jesus Christus, verstanden?«

    »Ich verstehe, ja.« Billy blickte kurz auf den Schlüssel in seiner Hand. Er konnte sich nicht erinnern, wann sie ihn während ihres Wortschwalls dort hingesteckt hatte, und fühlte sich vage schwindlig. Vielleicht brauche ich einen Übersetzer.

    Oder Ohrstöpsel.

    »Wenn Sie irgendwelche Fragen haben«, schloss sie

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