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Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane
Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane
Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane
eBook552 Seiten5 Stunden

Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane

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Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane

von Alfred Bekker, Jo Zybell, Mia Zorn

 

Über diesen Band:

 

 

Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

 

 

Die Perle Chardhin (Alfred Bekker)

Der kosmische Hammer (Jo Zybell/Mia Zorn)

Logan und das Schiff der Ktoor (Alfred Bekker)

 

 

Im Zentrum der Milchstraße stößt die RUBIKON auf ein bislang verborgenes Sternenreich, das von den käferartigen Treymor regiert wird. Stecken sie hinter der Entvölkerung der CHARDHIN-Perle jenseits des Ereignishorizonts des Super Black Holes? Eine Kommandomission soll darüber Aufschluss geben. Zeitgleich tauchen in Jeltos hydroponischem Garten Artefakte auf, deren Sinn und Zweck erforscht werden muss – bevor es zu spät ist.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum21. Apr. 2022
ISBN9798201886844
Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Drei SF Abenteuer April 2022 - Alfred Bekker

    Drei SF Abenteuer April 2022: 3 Science Fiction Romane

    von Alfred Bekker, Jo Zybell, Mia Zorn

    Über diesen Band:

    ––––––––

    Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

    ––––––––

    Die Perle Chardhin (Alfred Bekker)

    Der kosmische Hammer (Jo Zybell/Mia Zorn)

    Logan und das Schiff der Ktoor (Alfred Bekker)

    ––––––––

    Im Zentrum der Milchstraße stößt die RUBIKON auf ein bislang verborgenes Sternenreich, das von den käferartigen Treymor regiert wird. Stecken sie hinter der Entvölkerung der CHARDHIN-Perle jenseits des Ereignishorizonts des Super Black Holes? Eine Kommandomission soll darüber Aufschluss geben. Zeitgleich tauchen in Jeltos hydroponischem Garten Artefakte auf, deren Sinn und Zweck erforscht werden muss – bevor es zu spät ist.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author / COVER ALLAN J. STARK

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Raumschiff RUBIKON 3 Die Perle Chardhin

    Alfred Bekker

    Raumschiff RUBIKON 3 Die Perle Chardhin

    Raumschiff RUBIKON 3 Die Perle Chardhin

    Alfred Bekker

    Im Zentrum der Milchstraße stößt die RUBIKON auf ein bislang verborgenes Sternenreich, das von den käferartigen Treymor regiert wird. Stecken sie hinter der Entvölkerung der CHARDHIN-Perle jenseits des Ereignishorizonts des Super Black Holes? Eine Kommandomission soll darüber Aufschluss geben. Zeitgleich tauchen in Jeltos hydroponischem Garten Artefakte auf, deren Sinn und Zweck erforscht werden muss – bevor es zu spät ist.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfredbooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Author

    © Cover: Nach Motiven von Pixabay, Adelind, Steve Mayer

    © dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1. Kapitel

    An Bord der RUBIKON

    Er war eins mit dem Schiff, dessen feine Sensoren zu seinem Auge und Ohr geworden waren, die rochenförmige Konstruktion zur Verlängerung des eigenen Körpers.

    Du hast die Kontrolle über die Steuerung der Rubikon zurück!, signalisierte Sesha.

    Was ist mit Fontarayn?, fragte John Cloud.

    Er hat seinen Sarkophag verlassen, lautete die Antwort der KI.

    Cloud war etwas verwirrt. Wollte er uns nicht zu den Koordinaten des verborgenen Saskanensystems führen?

    Sesha bestätigte dies. Das hat er getan!, erklärte die KI. Die Positionsdaten sind eingegeben. Sie stehen jederzeit zur Verfügung, ganz gleich, wer die Steuerung der RUBIKON übernimmt.

    Cloud fragte sich, weshalb Fontarayn seinen Sarkophag eigentlich verlassen hatte. Kurz zuvor schien es diesem androgyn wirkenden, vollkommen haarlosen Humanoiden, den die RUBIKON-Crew aufgelesen hatte, noch sehr wichtig gewesen zu sein, den Kurs zu bestimmen. Er konnte seine körperliche Gestalt auflösen und in pure Energie verwandeln. In dieser Form war er auch in der Lage, fremde technische Systeme zu infiltrieren und zu übernehmen. Nachdem sein Schiff, mit dem er von Andromeda aus in die Milchstraße gereist war, havarierte, befand sich nun an Bord der einstigen Foronenarche. Inzwischen wussten Cloud und die anderen an Bord, dass er einem Volk angehörte, dass sich als »Gloriden« bezeichnete und ein kosmisches Netz so genannter Chardhin-Perlen verwaltete, mit deren Hilfe die Nullzeit-Reise von Galaxis zu Galaxis möglich war.

    Sesha schien zu erraten, was Cloud durch den Sinn ging.

    Fontarayn gab an, ein Regenerationszeitquantum nehmen zu wollen!, erklärte die KI.

    Was soll das sein?, wollte Cloud wissen.

    Seshas Antwort war ernüchternd: Tut mir Leid. Über den gloridischen Metabolismus, ihre Kultur schlechthin, sind bislang in meinen Datenspeichern so gut wie keine Informationen verfügbar.

    Ich verstehe, übermittelte Cloud.

    Ich nehme an, es handelt sich bei deiner letzten Gedankenübermittlung um eine Botschaft mit verborgenem Hintersinn!, glaubte die KI.

    Wie kommst du denn darauf?, erwiderte John Cloud beinahe amüsiert.

    Weil deine Botschaft inhaltlich nicht den Tatsachen entsprechen kann!, erläuterte die Künstliche Intelligenz der Rubikon. Es ist unmöglich, dass du verstehst, weshalb Fontarayn seinen Sarkophag verließ, um ein so genanntes Regenerationszeitquantum zu nehmen, weil dir sämtliche zur Beurteilung dieses Sachverhalts relevanten Informationen fehlen – genau wie mir.

    Wer wird denn so spitzfindig sein?, erwiderte Cloud.

    Darauf ging Sesha nicht weiter ein. Stattdessen meinte sie: Vielleicht interessiert dich noch, dass Fontarayn um eine Möglichkeit bat, geringe Mengen an Energie abzuzapfen, um seinen energetischen Status stabil zu halten.

    Dagegen hatte Cloud nichts einzuwenden.

    Ein anderer Stein lag ihm auf dem Herzen. Ich hatte gedacht, wir wären uns einig darüber, dass deine Loyalität ausschließlich dem Kommandanten der RUBIKON gilt, stellte er fest.

    Sesha bestätige dies. Das ist richtig.

    Dann verstehe ich nicht, weshalb du einfach seinen Befehlen folgen konntest und mir jegliche Kontrolle entzogen wurde, als er die Rubikon schnurstracks in das zentralgalaktische Black Hole steuerte!

    Diese Frage beschäftigte Cloud schon seit längerem.

    Seshas Antwort war verblüffend einfach.

    Ich hatte nicht die Möglichkeit, mich dagegen zur Wehr zu setzen, gestand die KI beinahe kleinlaut.

    John Cloud lag in einem der sarkophagähnlichen Kommandositze, die ursprünglich für die sieben Hohen der Foronen vorgesehen gewesen waren. Aber die Zeiten, da John Cloud mit den Anführern der Foronen um die Herrschaft über die RUBIKON hatte streiten müssen, waren längst vorbei. Sesha, die allgegenwärtige KI hatte ihn längst als Schiffsführer anerkannt, sodass er die uneingeschränkte Herrschaft über das Schiff inne hatte.

    Die RUBIKON bewegte sich mit Hilfe der überall im Weltall vorkommenden Dunklen Energie vorwärts. Seine Ressourcen waren – gemessen an menschlichen Vorstellungen – schier unermesslich.

    Was für eine seltsame Odyssee liegt hinter dir!, ging es ihm durch den Sinn. Die eigenartigste und phantastischste Reise, die je ein Mensch unternommen hatte, durch Raum und Zeit. Von der Erde des 21.Jahrhunderts war er in jene Epoche gerissen worden, in der man die Menschen Erinjij nannte und sie als eroberungssüchtige Geißel der Galaxis betrachtete. Von dort aus hatte ihn sein Weg – mehr oder minder als Gefangener der Foronen – in die Große Magellansche Wolke geführt, wo sie auf die alten Feinde der Foronen, die Virgh, gestoßen waren.

    Jetzt befand sich das Rochenschiff unweit des galaktischen Zentrums.

    Boreguir, der außerirdische Felide mit der eigenartigen Fähigkeit, sich selbst bei Bedarf vergessen zu machen, hatte seine letzte Ruhe auf seiner legendären Heimatwelt Saskana finden sollen, deren Position er auf einer primitiven Sternenkarte in der RUBIKON hinterlassen hatte.

    John Cloud nahm mit den Sinnen der RUBIKON den umgebenden Raum wahr: Die Sonnen, die in dieser galaktischen Region ausgesprochen dicht beieinander lagen. Gigantische Materieansammlungen, die Fusionsprozesse von unvorstellbarer Intensität in Gang hielten. Die Lichter der einzelnen Gestirne waren oft gar nicht voneinander zu unterscheiden und bildeten riesige Leuchtfeuer.

    Aber da war auch diese gut achtzehn Lichtjahre durchmessende Zone der Leere, in der sich scheinbar nichts befand.

    Genau dort aber lag die Position der saskanischen Heimatwelt, die Boreguir angegeben hatte. Ein Landeteam der RUBIKON-Crew war bereits mit einer der speziellen Bordkapsel dort gewesen, um Boreguir das letzte Geleit zu geben.

    Anschließend hatte sie eine abenteuerliche Odyssee hinter den Ereignishorizont des galaktischen Super Black Hole geführt. Der an Bord genommene Fontarayn hatte plötzlich die Kontrolle über die RUBIKON übernommen und sie in dieses Land der Albträume vorstoßen lassen, aus dem es unter normalen Umständen eigentlich keine Rückkehr gab.

    Nicht einmal das Licht konnte der gewaltigen Gravitation eines Schwarzen Lochs entkommen. Alles, was jenseits des Ereignishorizonts gelangte, war für gewöhnlich rettungslos verloren und wurde unaufhaltsam vom großen dunklen Schlund im Zentrum der Milchstraße angezogen, verschwand auf Nimmerwiedersehen.

    Die Gloriden jedoch schienen Mittel und Wege zu kennen, diese Kräfte zu beherrschen oder zumindest nicht von ihnen vernichtet zu werden.

    Fontarayn hatte die Perle Chardhin angesteuert – jene geheimnisvolle Gloridenstation, die Teil eines universalen Netzwerks war.

    Aber die Perle war entvölkert gewesen, und Fontarayn verfing sich in einer Falle, die offenbar nur für einen einzigen Zweck konstruiert worden war: um Gloriden auszuschalten.

    Nur dem Eingreifen der Rubikon-Besatzung hatte Fontarayn seine Befreiung zu verdanken. Jetzt hatte er das Rochenschiff zurück in die Leerzone geführt, in dem das verborgene Heimatsystem der Saskanen zu finden sein sollte.

    Genau dorthin steuerte die RUBIKON nun.

    Fontarayn schien keine Schwierigkeiten zu haben, die Koordinaten wiederzufinden, obwohl Sonne und Planeten weder sicht- noch ortbar waren. Es war so, als existiere für ihn die Tarnung überhaupt nicht ...

    Unter Beibehaltung der gegenwärtigen Geschwindigkeit werden wir die angegebene Zielposition in etwa drei Stunden erreichen, übermittelte Sesha per Gedankenbotschaft.

    Danke, gab Cloud zurück. Kurs und Geschwindigkeit beibehalten.

    Ein schnelleres Erreichen des Zielpunktes wäre unter geringfügiger Veränderung einiger Parameter durchaus möglich, belehrte ihn die KI. Wird eine Optimierung gewünscht?

    Nein, entgegnete Cloud. Es ist ganz gut, wenn wir uns erst über das weitere Vorgehen einigen können, bevor wir die Zielregion erreichen.

    Ich bin überzeugt davon, dass wir uns sehr schnell über das weitere Vorgehen einigen könnten, Cloud, erklärte Sesha.

    Cloud musste innerlich über diese Äußerung der KI schmunzeln. Wir beide würden uns mit Sicherheit schnell einigen, meinte er, aber ich möchte auch die anderen Besatzungsmitglieder in die Entscheidungsfindung einbeziehen.

    Seshas Reaktion ließ überraschend lange auf sich warten.

    Ich verstehe, gab die KI schließlich ein Signal der Bestätigung. Aber Cloud kannte sie inzwischen gut genug, um zu wissen, dass da noch etwas anderes war. Etwas, das sie nicht verstand.

    Übernimm die Steuerung!, wies er die KI an.

    Steuerung übernommen!, meldete Sesha. Ich hätte eine Frage an dich, John Cloud. In deiner Erwiderung auf meine Feststellung, dass wir beide uns sicher schnell über die weitere Vorgehensweise einigen würden, schwang ein Bedeutungsgehalt mit, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn richtig erfasst habe.

    Ironie?, erwiderte Cloud.

    Genau das schien es zu sein, womit Sesha Schwierigkeiten hatte.

    Was ist Ironie?, fragte die KI.

    Aber Cloud hatte jetzt keine Lust, sich mit Sesha über die Feinheiten menschlicher Kommunikation auszutauschen. Wir unterhalten uns ein anders Mal darüber.

    Seshas Erwiderung überraschte Cloud. Auf deine Verantwortung!, äußerte die KI.

    Wieso auf meine Verantwortung?, fragte Cloud irritiert.

    Nun, falls durch mein mangelndes Wissen über ein Phänomen, das du Ironie nennst, unsere Kommunikationsbasis fehlerhaft sein sollte, liegt die Verantwortung für daraus resultierende Probleme bei dir!, erklärte ihm die KI mit bestechender Logik.

    Diese Verantwortung übernehme ich!, war Clouds trockene Erwiderung, wobei ihm erst im Nachhinein bewusst wurde, dass auch in dieser Gedankenbotschaft etwas von jener für Sesha offensichtlich verwirrende Bedeutungsebene mitschwang.

    Aber im Moment gab es Wichtigeres, als die Optimierung des Verständnisses zwischen der Schiffs-KI und ihrem Kommandanten.

    Cloud öffnete den sarkophagähnlichen Pilotensitz der RUBIKON und erhob sich daraus.

    John Cloud ließ den Blick durch die Zentrale der RUBIKON schweifen. Den Großteil der Reise in diese Region des Alls hatte die Besatzung im Staseschlaf verbracht, während das Energiewesen Fontarayn, das unterwegs an Bord genommen worden war, Sesha den Weg gewiesen hatte.

    Aber Sesha hatte Cloud und seine zusammen gewürfelte Mannschaft an Bord der RUBIKON deutlich vor Erreichen des Zielgebietes geweckt, was auch sinnvoll schien. Schließlich musste zunächst über das weitere Vorgehen nach Erreichen von Saskana, der Heimatwelt der Saskanen, beraten werden.

    Insbesondere ging es auch darum, das Schicksal von Jiim zu klären, dem nargischen Gefährten, der beim ersten Vorstoß auf Saskana zurückgeblieben war.

    Es war völlig unklar, was aus ihm geworden war. Möglicherweise lebte er gar nicht mehr.

    John Cloud machte einen Schritt nach vorn, auf das senkrechte Holorama der RUBIKON zu. In die Pixel erfüllte Säule ließen sich beliebige Ausschnitte – Fenster – einblenden, die das Außenpanorama wiedergaben, Details heranzoomten oder Bordräume zeigten.

    Nur eine einzige Person befand sich außer Cloud im Moment in der Zentrale: Scobee.

    Sie war Teil eines Klonprogramms der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gewesen und hatte Cloud vom Beginn einer erstaunlichen Odyssee an begleitet; mitunter waren seine Gefühle ihr gegenüber durchaus ambivalent gewesen. Aber das gehörte ebenso der Vergangenheit an wie die Regierung der seit mehr als zweihundert Jahren nicht mehr existenten Erdstaaten oder das damalige GenTec-Programm zur genetischen Optimierung der Menschen – es war von einem weitaus perfekteren und ausgeklügelteren Klonverfahren der Jay’nac und deren »Statthalter auf Erden«, der Keelon-Master, abgelöst worden.

    Die Klonfrau mit der sportlichen Figur und den charakteristischen Tätowierungen, die bei ihr die Augenbrauen ersetzten, stand an einer Konsole und war darin vertieft, sich Messdaten aus der unmittelbaren Umgebung der RUBIKON anzeigen zu lassen, sodass sie Cloud im ersten Moment gar nicht zu bemerken schien.

    »Wir müssen entscheiden, was wir tun, sobald wir Saskana erreichen«, stellte Scobee schließlich fest und sah auf.

    Cloud nickte. Sein Blick hing an dem Ausschnitt des Weltalls, den die Holosäule naturgetreu wiedergab. Man hatte das Gefühl, tatsächlich nur ein paar Schritte tun zu müssen, um wie durch eine offene Tür in den freien Raum hinausschreiten zu können.

    »Ich bin für einen erneuten Kapselvorstoß«, bekannte Scobee unverblümt.

    John Cloud hob die Augenbrauen. »Dir ist schon klar, dass die Anzahl der Rettungskapseln an Bord der RUBIKON begrenzt ist und für einen sehr, sehr langen Zeitraum reichen muss?«, fragte er.

    Scobee hob leicht die Schultern und bedachte Cloud mit einem nachdenklichen Blick. »Ich sehe keinen anderen Weg, um herauszufinden, was mit Jiim passiert ist. Und dass wir ihn einfach so zurücklassen, ohne uns darum zu kümmern, was aus ihm geworden sein mag, wirst du ja wohl nicht ernsthaft in Erwägung ziehen!«

    »Natürlich nicht. Aber es macht auch keinen Sinn, erneut ein Landeteam auf die Saskanenwelt zu schicken, dessen Mission dann genauso zum Scheitern verurteilt ist, wie es beim ersten Mal der Fall war.«

    »Ach – und wie lautet die Alternative?«

    John Cloud atmete tief durch. »Schon gut, aber wir müssen diesmal wenigstens sicherstellen, dass unser Einsatzteam mehr Erfolg hat. Vielleicht ist tatsächlich ein Kapselvorstoß die einzige Möglichkeit, herauszufinden, was mit Jiim passierte und gleichzeitig mehr über Saskana selbst in Erfahrung zu bringen.«

    »Unser Wissen über Boreguirs Heimatwelt ist mehr als lückenhaft«, pflichtete sie ihm bei. »Wir wissen weder, was es genau mit diesen Angriffen von Flugmaschinen auf die Dörfer der Saskanen auf sich hat, noch haben wir ein Mittel, dem wir bedenkenlos vertrauen können, was den gefährlichen Schwingstaub betrifft. Wobei ...« Sie stockte kurz. » ... ich glaube, dass Sesha, was das angeht, durchaus erfinderisch genug ist, uns mit etwas auszustatten, das eine erneute Schwächung sowohl unserer Technik als auch parapsychischer Begabungen verhindert. Falls du in Erwägung ziehst, erneut auf Algorian zurückzugreifen.«

    Cloud wiegte unentschlossen den Kopf. Ihr Optimismus, Sesha betreffend, irritierte ihn ein wenig. Die KI war durchaus kein absoluter Garant für die Sicherheit eines zweiten Außeneinsatzes. Auch sie stand einem ungelösten Phänomen gegenüber.

    »Ich weiß, was du denkst«, behauptete Scobee. »Ich kann es dir von der Stirn ablesen.« Sie deutete auf die Anzeigen ihrer Konsole. »Aber ich habe mir von Sesha bereits verschiedene Varianten von Schutzfeldern durchspielen lassen, die den schädlichen Einfluss des Schwingstaubs neutralisieren sollen. Die Resultate sind bislang zwar noch etwas durchwachsen, aber ...«

    »Versuch nichts schönzufärben, was einfach nicht funktioniert – oder nicht in ausreichendem Umfang wirkt«, sagte er.

    »Wobei ich anmerken möchte, dass ich dabei bin, sämtliche Fehlerquellen auszumerzen«, meldete sich eine künstliche Stimme aus dem Off. »Die Verfügbarkeit eines nahezu perfekten Schutzes ist nur eine Frage der Zeit.«

    Cloud musste unwillkürlich schmunzeln. Für einen Moment hatte er den Eindruck gewonnen, Sesha würde beinahe beleidigt klingen – und händeringend nach Argumenten suchen, um ihrem Status als fast allwissendes Bordhirn gerecht zu werden.

    »Wie viel Zeit?«, fragte er.

    »Ich verwende derzeit etwa zwanzig Prozent meiner Rechnerkapazitäten darauf, eine zufrieden stellende Lösung anzubieten«, erwiderte Sesha – was Clouds Frage aber keineswegs beantwortete.

    Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

    Scobee hatte auf ihrer Konsole ein Display aktiviert. Es zeigte den verborgenen Planeten Saskana, dessen Darstellung auf den Scan-Daten beim ersten Besuch der RUBIKON basierte. Saskana befand sich mitten in der Zone scheinbarer Leere, die jedem Betrachter sofort als für das galaktische Zentrum vollkommen untypisch auffallen musste. Achtzehn Lichtjahre pures Nichts inmitten der größten und dichtesten Materiezusammenballung um Umkreis von mehreren hunderttausend Lichtjahren – das widersprach einfach zu sehr allen Gesetzen der Masseverteilung, als dass man es als gegeben hinnehmen konnte.

    Es waren nur die groben Konturen der Oberfläche auf dieser Projektion zu sehen. In Äquatornähe war ein Punkt rot markiert. Die Markierung blinkte rhythmisch auf. Scobee deutete darauf und sagte: »Genau an dieser Position befindet sich die von korallenartiger saskanischer Vegetation überwucherte Foronenstation ...«

    »Womit das Ziel unseres Kapselvorstoßes vorgegeben ist«, sagte Cloud. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Wenn wir einen neuerlichen Ausflug unternehmen, müssen wir das Außenteam klein halten.«

    »Um das Risiko zu minimieren?«

    »Ja.«

    »An wen hast du gedacht?«

    »Wiederum Algorian.«

    »Eine gute Wahl – falls wir den Staub in den Griff bekommen. Und sonst?«

    »Jarvis. Ich bin überzeugt, dass wir seinen Nanokörper am ehesten vollumfänglich gegen den Schwingstaub schützen können. Außerdem ...«

    » ...war er, wie Algorian, schon ersten Mal dabei.«

    Cloud nickte. »Wo ist eigentlich Fontarayn?«

    Scobee lächelte flüchtig. »Unser gloridische Gast hat sich zurückgezogen, kurz nachdem du die Steuerung via Sarkophag übernommen hattest. Und da er momentan auch nicht als Lotse vonnöten ist ....« Sie zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, ob Wesen dieser Art irgendein Ruhebedürfnis haben.«

    Cloud nickte. »Sesha, ich möchte mit Fontarayn sprechen.«

    »Ich lokalisiere ihn«, erwiderte die KI.

    In der Holosäule erschien ein dreidimensionales Abbild der RUBIKON. Der Raum, in dem sich der Gloride befand, war markiert. »Den bioenergetischen Werten nach scheint unser Gast aktiv zu sein«, stellte Sesha fest. »Allerdings fehlen mir in diesem Fall die Vergleichsparameter, sodass die Irrtumswahrscheinlichkeit recht hoch angesetzt werden muss.«

    »Ich werde mich zu ihm begeben«, sagte Cloud und ging auf einen der Türtransmitter in der RUBIKON-Zentrale zu. Augenblicke später war er entmaterialisiert.

    Fontarayn hatte die Gestalt eines androgynen Humanoiden angenommen, als John Cloud sein Quartier betrat. Der Gloride hatte darauf verzichtet, diesen Bereich nach seinen Bedürfnissen modifizieren zu lassen, was ohne weiteres möglich gewesen wäre.

    Cloud erinnerte sich in diesem Augenblick an das erste Zusammentreffen mit dem Energiewesen. Die RUBIKON hatte einen Notruf empfangen und wenig später einen zylindrischen »Gegenstand« an Bord genommen.

    Aber schon in den nächsten Augenblicken hatte Fontarayn seine Gestalt verändert und seinem Körper – wenn das denn der richtige Ausdruck dafür war – eine quasi-humanoide Form gegeben, mit der er sich möglicherweise an seine Umgebung angepasst hatte.

    Das Wesen hatte sich vorgestellt und gleich darauf aufgelöst. Wie sich sehr schnell herausstellte war es in das Schiff selbst hineingesickert und hatte problemlos Sesha übernommen, ohne, dass es irgendwelche spürbaren Hindernisse gegeben hätte.

    Die Fähigkeiten des Gloriden waren beängstigend, aber da er nicht bestrebt schien, erneut die Macht an Bord an sich zu reißen, sondern sich mit der Rolle eines hilfreichen Gastes zufrieden gab, sah Cloud derzeit keinen Anlass zur Besorgnis. Zumal sie auf die Unterstützung des Gloriden durchaus angewiesen waren ...

    »Sei gegrüßt, John Cloud«, sagte Fontarayn. »Ich habe mir erlaubt, mich etwas zurückzuziehen, nachdem meine Anwesenheit auf der Brücke zeitweilig entbehrlich schien.«

    »Wenn wir das Rätsel der Saskanenwelt lösen wollen, werden wir deine Hilfe benötigen.«

    »Ich bin ein Gast – aber ich helfe gerne.«

    Er hätte jederzeit die Macht, mehr zu sein, als nur ein Gast!, ging es Cloud durch den Sinn. Über diesen Punkt gab er sich keinerlei Illusionen hin. Aber er verzichtet darauf. Jedenfalls im Moment ... Offenbar verfolgt er seine eigenen Absichten. Es wäre vielleicht nicht schlecht, mehr darüber zu wissen ...

    »Uns interessiert, was mit unserem Gefährten Jiim auf der Saskanenwelt geschehen ist. Vielleicht ist er tot, und unsere Bemühungen sind vollkommen umsonst. Aber ich habe die Hoffung nicht aufgegeben, dass er lediglich in Gefangenschaft geraten ist.«

    »Das ist nachvollziehbar für mich«, sagte der Gloride.

    »Diese Leere, die wir durchfliegen, ist ebenso ein Rätsel wie Saskana selbst.«

    »Leere in einem Gebiet mit derart hoher Materiedichte ist ein absolut unnatürlicher Zustand«, bestätigte der Gloride, der sich Cloud nun ein Stück weit näherte. »Aber vielleicht kann ich mit eurer Hilfe dazu beitragen, es zu lösen.«

    »Was hättest du selbst davon?«

    »Es ... wäre auch mir wichtig.«

    Er weicht aus!, erkannte Cloud.

    »Wichtig?«, echote Cloud. »Wichtig wofür und weshalb?«

    »Wichtig für mich«, erklärte der Gloride. »Die Möglichkeit eines erneuten Kapselvorstoßes, wie er schon einmal erfolgte, könnte ich nur begrüßen.«

    Er muss zwischenzeitlich Kontakt zu Sesha gehabt haben!, erkannte Cloud. Anders war es nicht erklärlich, dass er von diesem Plan offenbar bereits wusste.

    Jarvis’ Körper war humanoid und schien sich aus Milliarden winzigster Insekten zusammenzusetzen. Und diese Insekten gerieten manchmal allesamt in Bewegung, um sich umzustrukturieren, eine neue Form zu bilden, ganz nach Bedarf des Bewusstseins, das ihnen innewohnte, seit der originale Körper des GenTec gestorben war und er diese »Hightech-Prothese« erhalten hatte.

    Die einmal die Rüstung eines Foronen-Hohen gewesen war. Monts Panzerung aus Nanopartikeln. Inzwischen hatte Jarvis gelernt, seinen Ersatzkörper und dessen erstaunliche Möglichkeiten zu handhaben. Einzig und allein sein Denken war menschlich geblieben.

    Und seine Gefühle, seine Sehnsüchte?

    Je länger er in der Nanohülle steckte, desto mehr fragte er sich, was der Begriff »menschlich« in Bezug auf ihn eigentlich noch bedeutete.

    Letztlich war ihm nichts anders übrig geblieben, als die Tatsachen zu akzeptieren und anzuerkennen, dass seine Existenz als Geschöpf aus Fleisch und Blut ihr Ende gefunden und danach etwas Neues begonnen hatte. Etwas, das vielleicht mit nichts vergleichbar war, was je zuvor einem Menschen widerfuhr.

    Nun war er Jarvis – der einzige seiner Art. Ein Wesen, das mühelos seine Gestalt wandeln oder Wände durchdringen konnte. Selbst im freien Weltraum vermochte er zu überleben.

    In der Decke über ihm bildete sich ein trichterförmiger Fortsatz. Ein Blitz zuckte daraus hervor, und im nächsten Moment umgab Jarvis’ Körper eine Lichtaura, die jedoch in den nächsten Augenblicken so weit wieder verblasste, dass sie kaum noch wahrnehmbar war.

    »Dieses körpernah anliegende Energiefeld müsste dich ausreichend von dem schädlichen Einfluss des Schwingstaubs abschirmen«, erklärte Seshas Kunststimme aus dem Off. »Ich habe das Feld speziell auf die Struktur deiner Nanopartikel kalibriert. Es könnten vielleicht noch ein paar Feinabstimmungen nötig sein, aber davon abgesehen denke ich, dass ...«

    »Wie deaktiviert man dieses ... ›Ding‹!«, brummte Jarvis.

    »Du kannst es selbst tun«, erklärte Sesha. »Der Projektor wurde in deine Körpersubstanz integrier und ist umhüllt von deinem Nanogewebe. Ich gebe zu, die Implantierung geschah etwas zu schnell, aber wenn du deine Cyber-Sinne einen Augenblick lang die immanente Fließstruktur deines Nanokörpers entlangfahren lässt, wirst du es erkennen.«

    »Ja ...«, bestätigte Jarvis.

    Er streckte die Pseudoarme aus, als würde er sich strecken.

    Die Struktur seiner Hülle hatte sich seit der Aktivierung des Feldes durch Sesha merklich verändert.

    Die zuvor chaotisch wirkenden Ströme, die ohne Richtung durcheinander zu fließen schienen, wie sich gegenseitig durchdringende Heerzüge winziger ameisenähnlicher Tiere, von denen jedes einzelne einem unvorstellbar kleinen schwarzen Punkt glich, hatte sich umgeordnet. Die Ströme, die die Winzlinge jetzt bildeten, wurden größer und breiter. Es gab wenige Abweichungen von den großen Hauptlinien. Das Chaos war einem bestimmten Muster gewichen.

    Jarvis fand den Projektor, den Sesha mehr oder minder in ihn hineingeschossen hatte, ohne dass dabei allerdings Schaden an Jarvis’ amorphem Körper entstanden war oder er beeinträchtigt worden wäre.

    Es handelte sich um ein quaderförmiges Modul, das nun gänzlich von den Nanoteilchen eingehüllt und von diesen als neuer Bestandteil von Jarvis’ Körper anerkannt wurde. Auch das gehörte zu seinen gemessen an menschliche Möglichkeiten erstaunlichen Fähigkeiten: Die problemlose Integration von neuen Bauteilen. Zumal es sich in beiden Fällen um Foronentechnologie handelte. Es dauerte nur einen Augenblick und der Projektor war Teil seiner selbst geworden.

    Jarvis deaktivierte das Feld.

    Die Nanoströme auf der Oberfläche seines Körpers fielen in ihre althergebrachte Strukturen zurück.

    »Wir werden tatsächlich noch einiges daran modifizieren müssen«, meinte Jarvis kritisch.

    Er hatte die Veränderung seiner Nanoströme spüren können. Das Energiefeld, dessen Aufgabe es war, ihn von den schädlichen Auswirkungen des Schwingstaubs zu schützen, hatte offenbar den Partikeln seine spezifische Feldstruktur aufgezwungen, was Jarvis im ersten Moment fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte.

    Für ihn war es zuerst fast wie ein k.o.-Schlag gewesen. Nur mit äußerster Mühe hatte er das Bewusstsein und die Kontrolle über seinen Nanokörper aufrechterhalten können.

    »Dieses Feld muss sofort nach der Ankunft auf Saskana aktiviert werden«, erläuterte Sesha.

    Scobee hatte die Szene mit skeptischem Gesicht beobachtet, enthielt sich aber eines Kommentars. Auf einer der Anzeigen ihres Holodisplays wurde mit einer schematischen, dreidimensionalen Darstellung veranschaulicht, wie groß der Abstand zur Position des Systems noch war, in dem Saskana unsichtbar um seine gleichfalls unsichtbare Sonne kreiste. Die RUBIKON hatte den Zielort nahezu erreicht. Es wurde also Zeit, dass für die noch ungelösten Probleme praktikable Lösungen gefunden wurden.

    »Ich werde jetzt die Feinjustierung des Projektors vornehmen«, erklärte Sesha.

    »Bitte nicht mit der Brachialmethode wie eben!«, erwiderte Jarvis, den die Prozedur wohl doch etwas mehr mitgenommen hatte, als er zugeben wollte.

    »Keine Sorge. Die eigentliche Kalibrierung musst du ohnehin selbst vornehmen. Der Projektor ist schon zu sehr Teil deines Nanokörpers geworden«, erklärte Sesha.

    Ein schnurgerader, gebündelter Lichtstrahl fuhr aus derselben trichterförmigen Vorrichtung in der Decke, mit der auch der Projektor in Jarvis’ Körper implantiert worden war.

    Es war ein Datenstrahl, der die noch zu justierenden Feineinstellungen an dem Gerät vornahm. Das Ganze dauerte nur ein paar Sekunden, dann verblasste der Strahl.

    Jarvis Körperform löste sich auf. Er schien in sich zusammenschmelzen, bildete zunächst ein klumpenförmiges Etwas, das wie ein ungeheuer dicht gedrängter Insektenschwarm wirkte, bevor sich die humanoide Körperform, die er bevorzugte, rekonstruierte.

    Jarvis aktivierte den Feldprojektor.

    Im nächsten Moment umflorte ihn erneut die rasch verblassende Lichtaura. Es war deutlich sichtbar, dass sich die Ströme seiner Nanopartikel auch diesmal neu konfigurierten – aber die Differenz zu der vorherigen, chaotisch wirkenden Struktur war nicht so gravierend wie beim ersten Mal.

    »Die Anpassung ist abgeschlossen«, bestätigte Jarvis und deaktivierte das Feld wieder. »Wenn ich dadurch sicher sein kann, dass mich dieser Schwingstaub nicht wieder außer Gefecht setzt, nehme ich die geringfügigen Nebenwirkungen im Hinblick auf die Integrität meines Nanokörpers gerne in Kauf.«

    Wenn jemand, dessen Körper aus feinsten, im Zweifelsfall autonom agierenden Partikeln besteht, von der Integrität seiner Gestalt spricht, kann man das ja wohl nur als pure Ironie auffassen!, ging es Scobee durch den Sinn.

    Ein mattes Lächeln glitt über ihr Gesicht.

    Fast ein Reflex.

    Aber dieses Lächeln erstarb, als sich die Vorderseite von Jarvis’ Kopf, sein »Gesicht«, in ihre Richtung wandte.

    Augenlos.

    Ein wimmelndes amorphes Etwas, das mit einem menschlichen Antlitz nicht mehr das Geringste zu tun hatte. Dementsprechend fehlte für Scobee auch jegliche Möglichkeit, sich anhand mimischer Regungen über die genaue Bedeutung von Jarvis’ Worten rückzuversichern.

    Wir sind einmal gleich gewesen, dachte sie beklommen. Klone des GenTec-Programms. Was ihm zugestoßen ist, hätte auch mir widerfahren können.

    Sesha erlöste sie beide aus der Verlegenheit.

    »Ich habe eine ähnliche Apparatur für Algorian vorgesehen, dessen Psi-Fähigkeiten durch die Auswirkungen es Schwingstaubs ja ebenfalls stark beeinträchtigt wurde«, erklärte die Schiffs-KI. Die Wiedergabe der Holosäule veränderte sich. Eines der eingeblendeten Fenster, das bislang einen Überblick über die fortlaufend durchgeführten Scans der näheren Raumumgebung präsentiert hatte, schmolz in sich zusammen und wich einem kugelförmigen Gebilde, das sich innerhalb von Sekundenbruchteilen in ein Abbild des Aorii Algorian verwandelte. Eine schlanke, humanoide und völlig haarlose Gestalt mit blaugrün schimmernder Haut. Am Gürtel trug sie ein quaderförmiges Modul, das jetzt von Sesha näher herangezoomt wurde.

    Ja, dachte Scobee. So müsste das funktionieren.

    In diesem Moment rekonfigurierte sich abrupt jener Abschnitt der Holosäule, in der die Ortungsscans angezeigt wurden.

    Ein Alarmsignal schrillte.

    »Unbekanntes Objekt nähert sich mit halber Lichtgeschwindigkeit!«, meldete Sesha.

    Algorian ging in dem mit Pflanzen aller Art bewachsenen Raum auf und ab. Er holte zu einer entschiedenen Geste aus. »Ich kann mich nur wiederholen«, sagte er. »Dieser dunkle Schemen, der Jiim quasi vom Himmel pflückte, hat gedacht. Da bin ich mir hundertprozentig sicher – trotz meiner nur schwach ausgebildeten telepathischen Begabung.«

    Algorian atmete tief durch und blickte zu seinen beiden Gesprächspartnern. Da war zum einen das zehnjährige Mädchen Aylea und zum anderen der Florenhüter-Klon Jelto, in dessen Raum sie sich aufhielten. Die besondere Verbindung zu Pflanzen spiegelte sich in der »Einrichtung« überdeutlich wieder. Jelto war in der Lage, mit Pflanzen auf empathischer Ebene zu kommunizieren. Jene Flora, um die er sich seinerzeit auf der Erde kümmern musste, hatte er als »seine Kinder« betrachtet und die Trennung von ihnen war für ihn ausgesprochen schwierig gewesen. Schließlich war er zu nichts anderem ausgebildet worden, als sie zu beschützen, sie zu hegen und zu pflegen. Allein das Abreißen des geistig-emotionalen Bandes zu diesen Pflanzen hatte ihm regelrechte körperliche Beschwerden verursacht. Zeitweilig hatte er sich in einem Zustand befunden, der dem Wahnsinn sehr nahe kam.

    Doch inzwischen hatte sich sein Zustand längst stabilisiert.

    Eine wichtige Rolle spielte dabei der Umstand, dass er an Bord der RUBIKON Pflanzen halten konnte. Ein zweiter stabilisierender Faktor war die Freundschaft zu dem Mädchen Aylea, die ihren Anfang wohl schon während ihrer gemeinsamen Odyssee durch das Getto ¹ genommen hatte, wohin die Ausgestoßenen verbannt worden waren.

    Aber das alles schien ihrem Gefühl nach lange zurückzuliegen. Es war fast wie eine Erinnerung aus einem anderen Leben, die mit ihrer jetzigen Existenz kaum noch etwas gemein hatte. Eins stand jedenfalls fest: Weder Jelto noch Aylea konnten hoffen, die Erde jemals wiederzusehen.

    »Konntest du etwas von diesen ›Gedanken‹ näher spezifizieren?«, fragte Jelto in die entstehende Stille hinein.

    Algorian hob leicht den Kopf. »Nein«, sagte er.

    »Und doch bist du dir sicher, dass du Gedanken wahrgenommen hast?«

    »Ja. Ich weiß, dass das widersprüchlich klingt, aber so ist es nun einmal. Leider besitze ich nicht das überragende Psi-Talent meines Hassbruders Rofasch. Ich bin nur ein Zweitling ...«

    »Es kommt nichts dabei heraus, wenn wir Algorian nach den feinsten Nuancen seiner Wahrnehmung löchern«, meldete sich nun eine Stimme zu Wort, die direkt aus dem dichten Gewirr des künstlich angelegten Dschungels kam. Ein Rascheln folgte, dann eine Bewegung. Auf den ersten Blick war der Sprecher gar nicht als solcher erkennbar gewesen, was sich nun änderte. Der Aurige Cy kam zum Vorschein. Ein intelligentes Pflanzenwesen, das auf den ersten Blick wie ein wuchernder Strauch wirkte, aber nicht durch Wurzeln an die Erde gekettet war, sondern sich bestens fortzubewegen wusste. Dutzende von Sinnesknospen musterten Algorian aufmerksam. »Wenn wir alles bedenken, was wir bislang über Jiims Verschwinden wissen, können wir nur zu der Feststellung gelangen, dass nichts davon sicher ist. Was also war das für Schemen? Wirklich eine denkende Lebensform? Algorian konnte keine verwertbaren Gedanken empfangen. Aber könnte es nicht einfach so sein, dass er die Gedanken dieses Wesens nur nicht ... versteht?«

    In diesem Augenblick ertönte ein Kommunikationssignal, und dann meldete sich Seshas Stimme. »Begebt euch unverzüglich zur Zentrale«, verlangte die KI. »Das ist eine Anweisung des Kommandanten.

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