Ich, Napoleon, Sohn des Glücks
Von Elmar Bürger
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Über dieses E-Book
Ein letztes Aufbäumen scheitert in einer blutigen Schlacht in Waterloo.
Gnade vor seinen Siegern findet er nicht.
Eine packende Erzählung in der Ich-Perspektive Napoleons, gegründet auf einer soliden Quellenlage.
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Buchvorschau
Ich, Napoleon, Sohn des Glücks - Elmar Bürger
Vorwort
Vor jetzt rund zweihundert Jahren stellte er die Fürsten Europas vor die alles entscheidende Frage: „Seid Ihr für mich, Sire, oder seid Ihr gegen mich?"
Mochten sie von ihrem Herrschaftsverständnis her als Fürsten von Gottes Gnaden zwar ein hohes Verantwortungsgefühl tragen gegenüber Gott und gegenüber den deutschen Völkerschaften, die ihnen untertan waren, so konnten sie ihre Macht in den deutschen Klein- und Mittelstaaten nur retten, wenn sie sich Napoleon unterwarfen.
Damit verrieten diese Fürsten ihren Eid, den sie gegenüber dem Kaiser und dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation geschworen hatten – doch dieser aus der Französischen Revolution empor geschwemmte General Napoleon Bonaparte gewährte ihnen weiterhin das Recht, in Amt und Würden zu bleiben und über ihre Untertanen zu herrschen, nun in seinem Namen.
Erst nach der Überdehnung seiner Macht im gescheiterten Russland-Feldzug von 1812 besannen sich die unterworfenen Fürsten wieder auf ihre angestammten Rechte und trugen Sorge dafür, dass ihre Völkerschaften von einem deutschen Geist, von deutscher Ehre und von Stolz auf ihr Deutschtum erfüllt wurden. In den Befreiungskriegen, die 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig ihren Ausgang nahmen, bewiesen die von deutschem Nationalstolz erfüllten preußischen, österreichischen, bayerischen, württembergischen ( und vielen weiteren) Truppen, dass sie in Gemeinschaft so stark waren, den französischen Feldherrn Napoleon aus Deutschland hinaus und nach Paris zurück zu jagen.
Dieser körperlich überhaupt nicht überragende Mann, von seinen Soldaten fast liebevoll „le petit caporal" genannt, hatte mit seiner Grande Armée als alle überragender Feldherr fast alle europäischen Fürsten zittern lassen. Nun musste er seinerseits mit dem Rücken an der Wand um seine Macht kämpfen. So wie er in der Französischen Revolution aufgestiegen war, so begann nun sein Abstieg – rasch, rascher und unaufhaltsam. Seine Macht hatte eine zu schmale Basis gehabt:
Er war eben „ein Sohn des Glücks".
Ich weiß, wer ich bin
Die Historiker wissen immer alles besser. Sie kommen später in der Geschichte und blicken zurück. Aus der Distanz der Zeit können sie ein Urteil darüber fällen, ob wir Zeitgenossen in unseren Entscheidungen und in unseren Bewertungen klug gewesen sind, ob wir uns von Leidenschaften haben leiten lassen oder kühl, sachlich und klug gehandelt haben. Sie wissen manchmal besser als wir, was in einer bestimmten Situation zu tun oder vielleicht besser zu lassen gewesen wäre. Wir, die wir mitten in den Ereignissen stecken, wissen nicht genau, was aus unseren Entscheidungen erwächst, ob sie gut für unser Land, für unsere Zeit oder für die Menschen sind, für die wir Verantwortung übernehmen.
Historiker wissen, dass aus dem Kind, das am 28. August 1749 im Haus am Hirschgraben in der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main zur Welt kommt, einmal Deutschlands großer Dichter Johann Wolfgang von Goethe werden wird. Historiker wissen auch, dass einmal aus mir der „Kaiser der Franzosen werden wird, obwohl ich doch in Korsika geboren bin. Sie wissen zudem, dass ich am Samstag, dem 5. Mai 1821 auf der Insel St.Helena im Südatlantik als Gefangener meiner Feinde, der Engländer, gestorben bin. Sie wissen ferner, dass hierbei die Farbe „Schweinfurter Grün
, mit der die Tapete meines letzten Zimmers gestrichen gewesen ist, eine für mich verhängnisvolle Bedeutung gewonnen hat. Ich weiß dies alles noch nicht.
Herkunft
Am Mittwoch , dem 15. August 1769 wurde ich in Ajaccio geboren. Somit bin ich also von Geburt ein Korse. Erst ein Jahr zuvor war die Insel Korsika im Vertrag von Versailles von Genua an Frankreich abgetreten worden. Mein Vater Carlo Maria Buonaparte hat kein Franzose sein wollen und sich deshalb am Unabhängigkeitskampf gegen Frankreich beteiligt. 1771 hat er sich doch unterworfen und eine französische Adelsanerkennung erreicht. Sechs Jahre später wurde er Abgeordneter des Adels für Korsika. Meine Mutter heißt Maria Lätitia Ramolino. Zusammen haben sie acht Kinder: Joseph, mich, Lucien, Louis, Jérome, Elisa, Pauline und Caroline. Die Natur ist ungerecht. Eigentlich stünde es mir besser zu als Joseph, der Erstgeborene zu sein.
Weil mein Vater den korsisch klingenden Namen Buonaparte in den feiner französisch klingenden umgewandelt hat, heiße ich Napoléon Bonaparte.
Von der Revolution empor getragen
Mit gerade einmal 10 Jahren hat mich mein Vater zur Erziehung nach Frankreich geschickt. Die Militärschule von Brienne, die ich wegen eines Stipendiums besuchen durfte, stellte bald fest, dass ich ein heller Kopf bin. Von meinen Kameraden werde ich oft wegen meines seltsamen Namens und meines fremdländischen Aussehens gehänselt. Meine Haut ist leicht olivfarben. Doch auch wenn ich etwas kleiner als die meisten bin, so weiß ich mich durchzusetzen und mir Respekt zu verschaffen. Wegen guter Leistungen werde ich dann in die Militärschule von Paris, die Ecole militaire du Champs-de-Mars, geschickt und 1785 zum Sekondeleutnant bei einem Artillerieregiment befördert. In diesem Jahr stirbt mein Vater und ich kehre zunächst nach Korsika zurück, um mein Glück dort zu suchen. Dass Joseph, der Erstgeborene, das Oberhaupt unseres Clans wird, muss ich Zähne knirschend hinnehmen. Trotzdem fühle ich mich für die Familie verantwortlich.
Dort bleibe ich einige Jahre. Dass Korsika wieder loskommen will von Frankreich, finde ich durchaus interessant. Ich schließe mich 1789 dem korsischen Volksaufstand gegen Frankreich an. Obwohl ich ein junger französischer Offizier bin, kann