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Der Kurator 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum: 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum
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eBook525 Seiten6 Stunden

Der Kurator 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum: 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum

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Über dieses E-Book

Wohin entwickelt sich eine zivilisatorisch weit fortgeschrittene Hochkultur? Bleibt es nur bei immer neuen technologischen Errungenschaften oder entwickelt sich auch das Bewußtsein - der Geist immer weiter? Was bleibt am Ende des Weges - folgen daraus gar Konsequenzen hinsichtlich der Evolution des Universums?
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. März 2013
ISBN9783844252354
Der Kurator 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum: 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum

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    Buchvorschau

    Der Kurator 7 Neue Wege 8 Kornar V 9 Leerraum - Arno Wulf

    Inhaltsverzeichnis

    7 Neue Wege

    Der Eisplanet

    Der Kurator

    Professor Mansouri

    Vaugh II

    Warten

    Torquor

    Kontakt

    Machtkonsolidierung

    Die Entscheidung

    Feierlichkeiten

    Vermisst

    Nordkorea

    New York

    Terra

    Armageddon

    Nukleares Inferno

    Sternenmeer

    8 Kornar V

    Rebellion

    Offenbarung

    Aufstand

    Planungen

    Flucht

    Aufbruch

    Perspektiven

    Beschlüsse

    Die große Leere

    Grenzüberquerung

    In der Unterwelt

    Aufmarsch

    Marathor III

    Durch die Wüste

    Neuanfang

    Bestandsaufnahme

    Begegnungen

    Spiel im Spiel

    Wiedersehen

    Zu neuen Ufern

    Der Doppelplanet

    9 Leerraum

    Terra II

    Abschlussfeier

    Attentat

    Machtwechsel

    Rede

    Evolution

    Machtzentrum

    Der Obelisk

    Kerguelen

    Das Labyrinth

    Top Secret

    Zusammenbruch

    Das Rätsel von Grand Ross

    Ein unerwarteter Gast

    Das kosmische Netzwerk

    Der Zehnte Kongress zur Kosmischen Futurologie

    Taranor

    Tepui

    Dekontamination

    Die geheime Basis

    Im Föderationsraum

    Rückkehr zum Ozeanplaneten

    Seeausgang

    Diner über den Fällen

    Unendlichkeit

    Der Abgrund

    Die Sphäre

    Epilog

    Glossar

    Namensverzeichnis

    Nominale der Föderation

    7 Neue Wege

    Der Eisplanet

    Der Kurator

    Knud saß mit Astrid, Admiral Worssorgh, Moluh und Mary unter schattigen Bäumen an der Küste eines namenlosen Ozeans - zehnmal größer als der Pazifik auf Terra. Eine langgezogene Dünung traf auf die vorgelagerten Felsenriffs. 20 Meter hohe Wellen brachen sich etwa 500 Meter vor dem Küstensaum und rollten mit einem tiefen Grollen auf sie zu.

    Es war warm - etwa 298 Kelvin. Clark, Mouad, Wahid, Yossi und Mahmoud hatten es sich an sandigen Strandabschnitten, eingebettet zwischen großen Felsen - bequem gemacht. Das, was sie sahen, hatten sie sich niemals auch nur im entferntesten vorstellen können.

    Sie standen an der tiefsten Stelle einer Mulde - zugleich Bestandteil einer gigantischen Kugelschale. In allen Himmelsrichtungen stieg der Horizont in der diesigen Ferne stetig an. Der Detailreichtum reduzierte sich zunächst wegen der atmosphärischen Streuung. Nahm dann ab einem Drittel der Firmamenthöhe wieder zu. Hoch über ihnen stand ein K4 Stern, dessen orangegelbes Licht den Innenraum der scheinbar unermesslichen Kugel mit Strahlung und Wärme versorgte.

    Wahid schüttelte fortwährend den Kopf. „Das ist doch einfach thermodynamisch nicht möglich, die Strahlung kann doch nirgendwohin abfließen, die ganze Struktur müsste doch den Hitzetod sterben..."

    Er musste erst einmal eine Larssen Sphäre mit eigenen Augen gesehen haben, um zu begreifen, was diese Zivilisation in den vergangenen Äonen geleistet hatte. Dieses Bauwerk war zweifellos der Gipfel technologischen Fortschritts: Eine Hohlkugel mit einem Durchmesser von 350 Millionen Kilometer zu konstruieren. Mit einer Fläche von 3,848 ⋅ 10¹⁷ Quadratkilometern - entsprechend 7,5 ⋅ 10⁸ mal der der Erde.

    Dieses gigantische Ökosystem war nur mit knapper Not vor den Verheerungen der Core Explosion gerettet worden. Denn Knud hatte damals auch durchgesetzt, dass nicht nur die technologisch hochstehenden Kulturen zu retten seien, sondern auch alle Zivilisationen, die sich evolutionär auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe befanden.

    Einige der Lebensformen auf dieser Welt hatten es auf ein genau so hohes Intelligenzniveau wie das der Terraner gebracht. Nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass sie in völliger Harmonie mit der Natur lebten. Rücksichtslose Ausbeutung der Umwelt galt hier als absoluter Frevel. Zudem bildeten alle Lebewesen auf dieser Welt - wie es relativ häufig im Universum vorkam - ein neuronales Netzwerk.

    Man merkte es Knud an. Er fühlte sich wohl - er genoss den Aufenthalt an diesem Ort.

    Auf dem Saphir war zur selben Zeit die Hölle los: Die Feierlichkeiten zur Rettung des Duwuthrounu - Imperiums hatten begonnen. Dazu kam die offizielle Aufnahme dieses Staatenbundes in die Föderation. Einziger Wermutstropfen war, dass die in die große Magellansche Wolke evakuierten Sonnensysteme und Planeten nicht mehr in die Triangulum Galaxie zurückgeführt werden konnten. Denn das Risiko eines erneuten Angriffs durch Guruthuwrunuh Verbände war immer noch gegeben - auch wenn seit über sechs Monaten nichts mehr von diesen Aggressoren vernommen worden war.

    Aber die Regierung unter dem fähigen Ministerpräsidenten Mareghor machte ihre Sache gut - wie Knud und seine Begleiter über einen holografischen Projektor mit wenigen Stunden Zeitverzögerung feststellen konnten. Vertreter unzähliger Planeten hatten sich in Morugh Turghar versammelt, um der Regierung ihren Respekt und ihre Dankbarkeit entgegenzubringen.

    Mouad, Wahid, Mahmoud, Yossi und Moluh setzten sich neben Knud.

    „Findest du es nicht schade, fragte Wahid, „dass andere sich jetzt die Lorbeeren einheimsen für Taten, für die du doch verantwortlich warst? Oder nicht vielleicht sogar ein bisschen enttäuscht?

    Knud lachte. Es war ein befreites, herzhaftes Lachen.

    „Nein, mein Freund. Ich mag es nicht zu feiern. Ich bin sogar froh, bei dieser offiziellen Zeremonie nicht weiter beachtet zu werden. Bescheidenheit ist nämlich eine der Haupttugenden des Kurators."

    Das Dröhnen der Brandung erfüllte die Luft. Eine steife Brise war aufgekommen.

    Knud: „Ich genieße es natürlich auch, wenn meine Arbeit und die meiner Freunde zum Erfolg führt. Aber jetzt haben wir uns alle einige Tage der Ruhe in der Abgeschiedenheit dieser biologischen Arche Noah verdient."

    Knud: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben - mit dem, was wir alle erreicht haben. Ich stehe schließlich in der Tradition eines immensen wissenschaftlichen Gremiums, das seit der Gründung dieses Staates den zivilisatorischen Reifeprozess voranbringt. Und das ist mir das wichtigste - ohne Gewalt die Macht und den Einfluss der Föderation zum Nutzen aller zu vermehren. Dass vielleicht zukünftige Generationen irgendwann einmal sagen können: Jaja, Knud, Mouad und Wahid - das waren wirklich zivilisatorisch hochgestellte Persönlichkeiten - in jeder Hinsicht. Und wenn über uns an einem hoffentlich noch fernen Tag dieser Nachruf erklingen sollte, werde ich im Rückblick auf meine Vergangenheit sehr glücklich sein."

    Knud war auch jetzt immer noch von jener zuvorkommenden Bescheidenheit, die Mouad an ihm so mochte.

    „Und unterschätzt Mareghor und seine Minister nicht, ergänzte Knud. „Der Ministerpräsident selbst ist ein exzellenter Stratege, der auch erheblichen Anteil an den politischen Erfolgen in letzter Zeit hatte. Viele seiner Einschätzungen erwiesen sich in der Vergangenheit als absolut zutreffend. Und ohne Wahid und seine mathematischen Fähigkeiten in der Handhabung der Raumzeit wären wir nicht so weit gekommen.

    Mary wandte sich Knud zu. „Worssorgh und ich müssen dir zwei Geheimnisse offenbaren. Ohne die Mithilfe von drei genialen Forschern, die wir in einigen Stunden erwarten, hätten wir in der letzten Zeit nicht so viele Erfolge erzielt."

    „Der eine arbeitet schon seit über 20 Jahren auf dem Gebiet der Physik mit dem Thema ,Kontrolle der Raumzeit’ , erläuterte Worssorgh. „Der andere ist inzwischen maßgeblich bei der Beherrschung komplexer geologischer Prozesse beim Bau von Planeten, Ringwelten und Larssen Sphären beteiligt. Der dritte sucht sehr erfolgreich nach Wegen, Paralleluniversen zu erkunden. Wir finden, dass sie für ihre Arbeiten Anerkennung und Respekt verdienen - aus Eurer Hand.

    „Aber wieso werden mir solche Genies nicht schon viel früher vorgestellt? Ihr wisst doch, wie sehr ich darauf erpicht bin, neue Anregungen zu erhalten, mit neuen Denkweisen konfrontiert zu werden."

    „Das sollen die Persönlichkeiten Euch selbst erklären. Sie hatten womöglich zu viel Respekt vor Euch."

    Knud schüttelte verwundert den Kopf.

    Worssorgh aktivierte seine Gliedersegmente, drehte sich um und schlängelte sich zu der Liftplattform. Seine Freunde folgten ihm. Diese endete im Schatten einer künstlichen Felsnische hinter ihnen. Ein Bollwerk aus wie von Riesenhand zerschmetterten Granitblöcken erhob sich da - kreuz und quer zwischen dem weißen Korallensand verstreut. Knud musste unwillkürlich an die Seychellen auf Terra denken - auch wenn er die Inseln nur von Urlaubsaufnahmen der Reisebüros auf Sol III kannte.

    Er setzte sich in eine Höhle in der Nähe der Küstenlinie, die die Brandung ausgewaschen hatte. Hier war das Rauschen durch Reflexionen eigenartig verstärkt, ja fast schon körperlich - zugleich aber auch sehr beruhigend. Trotzdem verspürte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder eine eigenartige Nervosität.

    Knud folgte mit seinen Blicken den rollenden Brechern, die auf die Küste majestätisch zuliefen. Dann schloss er die Augen und genoss die kühle Seebrise, die wie Samt an seinem Körper entlang strich. Ruhe und Frieden überkamen ihn. Er schlief allmählich ein.

    Knud glaubte plötzlich, in der Ferne Ausrufe der Freude zu hören. Von Menschen, die es nicht mehr zu hoffen gewagt hatten, einander jemals wieder zu sehen.

    Die Stimmen wurden allmählich leiser und erstarben schließlich ganz. Nur noch der warme Wind und das Rauschen der Wellen umspülten ihn. Er dämmerte erneut in einen Halbschlaf

    Plötzlich ein Schluchzen neben ihm - jemand fing scheinbar grundlos an zu weinen.

    „Ahmad, flüsterte die Stimme, tränenerstickt. „Ahmad, bis du es wirklich?

    Knud schrak hoch... Und wurde augenblicklich von Erinnerungen aus dem Irak auf Terra überwältigt.

    Nefud stand neben ihm. Er streckte die Hände nach ihm aus.

    Knud war wie gelähmt. Zitternd erhob er sich und ging wie in Trance auf den weinenden Mann zu.

    „Nefud, stammelte er, „mein geliebter Nefud!

    Unter Tränen fielen sich beide in die Arme.

    „Ja, ich bin es, schluchzte Knud. „Ich habe dich so vermisst.

    Lange standen sie eng umschlungen da. Sich zärtlich streichelnd. Sie konnten ihr Glück kaum fassen. Aber zugleich traurig und verwirrt.

    Knud flüsterte fast unhörbar: „Was soll ich bloß tun - was soll ich bloß tun?"

    Nefud liebkoste ihn. Und küsste ihn zärtlich auf die Stirn.

    „Schschscht, flüsterte er. „Es wird alles wieder gut.

    Schließlich legte Nefud ihm zärtlich einen Arm um die Hüfte.

    „Komm."

    Sie setzten sich eng umschlungen in den Sand und blickten auf die scheinbar unendliche Fläche, die sich vor ihnen ausbreitete.

    Knud konnte immer noch nicht sprechen. Nur mühsam gewann er seine Fassung zurück.

    „Ich bin völlig überwältigt, sagte er schließlich kaum vernehmbar. „Auf der einen Seite bin ich unglaublich froh, dich wieder zu sehen.

    Er blickte Nefud unsicher von der Seite an. „Aber auf der anderen Seite weiß ich nicht, wie ich es dir sagen soll. Denn ich habe inzwischen einen neuen Freund - Mouad heisst er. Ich möchte ihn um nichts auf der Welt enttäuschen - ihn nicht verlieren."

    Nefud drückte ihn an sich.

    „Schchscht, beruhigte Nefud Knud erneut. „Was redest du... Ich will euer Glück auf gar keinen Fall zerstören.

    Eine ganze Zeit lang saßen Knud und Nefud eng umschlungen einfach so da und schwiegen.

    „Was hast du seit unseren letzten zärtlichen Momenten damals in Bagdad bloß gemacht?"

    Nefud rang nach Worten. Knud konnte ihn kaum verstehen.

    „Ich arbeite für die Föderation bereits seit fast 25 Jahren als Wissenschaftler. Dies war die einzige Möglichkeit für mich, über den Verlust von dir - mein Geliebter - hinweg zu kommen.

    Ich wollte nur allein sein. Ich habe mich daher in die Welt der Forschung eingegraben. Wollte nichts mehr von all den Problemen auf Sol III hören und sehen. Es musste mir irgendwie gelingen, über den entsetzlichen Trennungsschmerz von damals hinweg zu kommen. Aber ich habe es trotz der langen Zeit niemals geschafft. Selbst jetzt schrecke ich des Nachts immer wieder aus dem Schlaf auf - unendlich traurig."

    Nefud liefen erneut Tränen die Wangen hinab.

    „Ich habe dich in meinen Träumen gesucht. Hatte gehofft, dich irgendwann noch einmal wieder zu sehen. Hatte in meiner Verzweiflung unter Wissenschaftlerkollegen nach einem Ahmad Johar gefragt - eigentlich ein völlig aussichtsloses Unterfangen. Und jetzt - entdecke ich dich hier."

    „Wie - du hast versucht, mich zu finden? Und du wusstest nichts von meiner Existenz?"

    „Du weisst doch, wie riesig dieser Staat ist. Und Wissenschaftler oder Kommandanten der föderalen Flotte sind recht gut vor der Öffentlichkeit abgeschirmt."

    Knud schluckte. Und begann erneut zu weinen.

    „Dein Verlust war für mich so furchtbar, stammelte er. „Auch ich habe Jahre gebraucht, bis ich wieder halbwegs klar denken konnte.

    Sie umarmten sich wieder und wieder, als wenn sie es immer noch nicht recht fassen konnten, sich erneut lebend zu sehen

    „Aber wie um alles in der Welt hast du überlebt? Ich kann mich noch daran erinnern - als wäre es erst gestern - wie du mich gebeten hast, nicht von mir vergessen zu werden. Du bist ohnmächtig geworden, bist schließlich in meinen Armen gestorben."

    Knuds Stimme versagte. Er schluchzte. „Ich bin dann in deine Wohnung gegangen, um deinen Leichnam aufzubahren, um Zeit zu haben, mich von dir zu verabschieden. Aber als ich nur Minuten später zurückkehrte, war dein lebloser Körper nicht mehr da!"

    Nefud umfasste Knud mit seinen Armen. Nach einer Weile fragte er:

    „Ahmad, hast du vielleicht nicht irgendwann an diesem Tage etwas Wichtiges vermisst?"

    Der Angesprochene überlegte: „Nur den ETE..."

    Nefud fragte nach: „Was genau hast du kurz vor meinem nahenden Ende mit mir gemacht?"

    „Ich habe mich über dich gebeugt, dich intensiv ein letztes Mal umarmt, dich geküsst..."

    Nefud schüttelte den Kopf.

    „Ich war wohl genau an der Grenze zwischen Leben und Tod. Denn zu meiner völligen Verblüffung erwachte ich in einem wunderschönen Garten - voller betörender Düfte. Ich lag auf einer bequemen Liege. Ein Mann und eine Frau sahen mich freundlich an, die sich mir als Ator und Karon vorstellten."

    Knud schlug sich vor den Kopf. „Der ETE - ich muss ihn ausgelöst haben. Es war eine brandneue Erfindung - du wurdest zur nächsten Raumbasis auf Tau Ceti VIII teleportiert!"

    „Genau. Dort betrieben die beiden Wissenschaftler eine kleine Forschungsstation und wunderten sich, wer denn da materialisiert wurde. Auf Grund der Schwere meiner Verletzungen bin ich - immer noch bewusstlos - nach geglückter Stabilisierung meines Kreislaufes so schnell es ging zur besten medizinischen Institution auf Wrkhnon IV gebracht worden. Mein Leben wurde dort gerettet. Und ich habe davon nichts mitbekommen - denn ich war zu diesem Zeitpunkt noch stets ohnmächtig."

    Knud streichelte Nefud zärtlich durch seine Haare - so als wollte er sich erneut vergewissern, dass dies auch wirklich sein einstiger Geliebter war, der ihm gegenüber saß.

    Nefud ergriff Knuds Hand, küsste sie liebevoll und fuhr fort:

    „Ator und Karon mussten entscheiden, was aus mir werden sollte. Sie ahnten auch - so glaube ich zumindest - was geschehen war, auch wenn sie nie ein Wort mit mir darüber verloren. Toron III, der Heimatplanet der beiden, wurde schließlich zu meinem neuen zu Hause. Dort wurde ich nämlich wach. Der Planet ist der Erde ziemlich ähnlich. Aber trotz der wunderbaren Umgebung kam ich über die entsetzlichen Ereignisse einfach nicht hinweg. Ich war während der ersten paar Monate psychisch völlig zerstört - ich habe noch nie so viel getrauert und geweint. Ich war völlig paralysiert.

    Ator und Karon fanden sehr bald heraus, dass ich durch mein Interesse an der Wissenschaft abgelenkt werden konnte. Und da mich das, was ich von ihnen erfuhr, sehr faszinierte, habe ich mich über viele Jahre in die gesellschaftlichen und politischen Grundlagen dieser Zivilisation eingearbeitet. Und dass ich mich jahrzehntelang zudem auf naturwissenschaftliche Forschungen gestürzt habe, rettete ich wahrscheinlich mein Leben: Ich gewann ein gewisses Maß innerer Stabilität zurück.

    Es gelang mir schließlich auch, eigene Forschungsprojekte äußerst erfolgreich abzuschließen.

    Ator und Karon selbst sind labortechnisch in ihrem Haus hervorragend ausgestattet. Sie führen ein typisches Eremitendasein verschrobener Forscher. Trotzdem habe ich mich dort über lange Zeit unglaublich wohl gefühlt. Ich wollte einfach die Erinnerung an den Irak verdrängen. Wollte über den Gram, über den Verlust von meinem Geliebten hinwegkommen."

    Nefud liefen erneut die Tränen hinab. „Ich habe es bis heute nicht geschafft."

    Knud umarmte ihn. „Was hast du alles durchgemacht - wie musst du gelitten haben."

    Nefud, immer noch so durchtrainiert und zauberhaft schön wie damals, als er ihn zum ersten Mal sah, weinte wie ein Kind. Im Irak war er damals so selbstsicher, so beherrscht. Manchmal auch distanziert. Und jetzt?

    Knud drückte ihn erneut an sich: „Komm, es wird alles gut. Du hast mich endlich gefunden."

    Er blickte sich um. Mouad hatte sich in respektvollem Abstand an den Strand gesetzt. Er wirkte zufrieden und glücklich.

    Knud winkte ihm. Mouad erhob sich und kam auf Nefud und seinen Mann zu.

    Er hockte sich zwischen die beiden in den weichen Sand und legte jedem der beiden einen seiner Arme auf die Schulter.

    „Ich bin so froh, dass ihr euch nach so langer Zeit endlich gefunden habt. Ich freue mich aus ganzem Herzen."

    Knud war sichtlich überrascht: „Dann bist du nicht böse auf mich - oder vielleicht sogar enttäuscht?"

    „Knud Larssen. Du solltest deinen Mouad inzwischen besser kennen gelernt haben. Erstens habe ich durch dich erfahren, was Toleranz und Akzeptanz bedeuten. Zweitens leben wir in einem Staat, in dem Lebewesen unglaublich viele Kombinationen von Liebesbeziehungen, Sexualität und Freundschaft eingehen und vorleben. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich jetzt auf dich sauer sein muss, weil du einen geliebten Menschen, den du unter schrecklichen Umständen vor langer Zeit verloren hast, wiedergefunden hast? Ganz abgesehen davon - ich kenne ihn bereits seit längerem."

    „Wie bitte? Woher?"

    Nefud: „Wahid - der ja schon seit geraumer Zeit als brillanter Kopf in dem Wissenschaftlerteam arbeitet, das die Abwehr der Guruthuwrunuh Invasion ermöglicht hat, ist ein von mir sehr geschätzter Gesprächspartner. Irgendwann sind wir neben unserer Forschung auch auf einige private Details gestoßen. Über ihn kenne ich deinen Mouad inzwischen schon einige Monate. Ich weiss deshalb auch, wie viel Mouad für dich empfindet.

    Und noch etwas - niemand redet davon, dir Mouad auszuspannen. Ich möchte einfach nur ein guter Freund für dich oder vielleicht auch euch sein. Und Mouad war es auch, der darauf bestand, dass ich mich dir gegenüber endlich offenbare. Ich selbst hätte mich niemals getraut, diesen Schritt zu tun. Nach all den Jahren in selbst gewählter Isolation war das Zusammentreffen mit Wahid und Mouad ein Schock für mich. Denn erst durch sie habe ich erfahren, was die Föderation ist.

    Ator und Karon trifft übrigens keine Schuld an meiner Unwissenheit. Sie haben immer und immer wieder versucht, mir schonend beizubringen, in welchem Gemeinwesen ich mich befinde. Ich wollte es einfach nicht hören. Ich wollte keine Probleme mehr."

    -

    „Auf jeden Fall hast du Mouad irgendwann einmal erzählt, wie sehr du mich noch immer vermisst. Dass du tatsächlich zweimal im Jahr für mich Kerzen entzündest, um dich an mich zu erinnern."

    „Aber warum hast du denn nicht schon wesentlich früher mit ihm Kontakt aufgenommen?", wollte Mouad von Nefud wissen.

    „Ihr beiden wisst, in welchem körperlichen Zustand ich war, als Ahmad mich in Bagdad zum letzten Mal zärtlich umarmt hatte. Ich hatte Angst, dass meine Gefühle für dich die alten Wunden wieder aufreissen würden. Das wollte ich über lange Zeit unbedingt vermeiden. Erst seit Kurzem bin ich psychisch endlich wieder so stabil wie früher."

    Er sah Knud in die Augen.

    „Wir beide - Mouad und ich - haben uns schon seit geraumer Zeit vor diesem Zusammentreffen gefürchtet - dass du dich für einen von uns entscheiden müsstest."

    Mouad knuffte Knud zärtlich in die Seite.

    „Ich habe noch immer den Eindruck, begann er, Knud zugewandt, „dass du an die Sache viel verkrampfter heran gehst als ich selbst. Ich kann dir nur sagen: Zum einen würde ich sehr glücklich sein, wenn du Nefud einmal wieder treffen solltest - so habe ich es dir einmal gesagt. Zum anderen - und da sind sich Nefud und ich völlig einig - wollen wir dich nicht in irgend welche seelischen Konflikte stürzen. Persönlich verstehen sich mein Vater und ich mit ihm ausgezeichnet. Du hast, Mouad nickte Nefud freundlich zu, „ein ausserordentlich ansprechendes Wesen. Warmherzig, offen. Ich möchte gern weiter mit dir befreundet sein."

    Nefud schmunzelte. „Ich sehe in diesem Zusammentreffen auch kein Problem. Die Ambitionen eines Nebenbuhlers verspüre ich nicht. Ich möchte einfach nur leben. Will in die neue Welt eintauchen, die du uns eröffnet hast."

    Knud lachte. „Ich habe für einen Moment wie in meiner Frühzeit auf Terra gedacht. Dass Menschen immer nur als Paar zusammen leben müssen. In der Föderation gibt es jedoch so viele Möglichkeiten von Sexualität und Fortpflanzungsriten, dass man leicht die Übersicht verlieren kann. Und traute Zweisamkeit, wie es die Religion auf der Erde immer wieder gelehrt hat, ist hier die Ausnahme."

    „Aber darum geht es doch hierbei gar nicht, sagten Mouad und Nefud wie aus einem Munde. „Wir wollen doch nur, dass du glücklich wirst.

    „Eines möchte ich aber doch von euch beiden wissen.Welche Funktion hat denn Ahmad eigentlich in der Föderation? Gut, als Wissenschaftler, Raumschiffkommandant, Missionsleiter auf der Erde... Dann war es für mich ziemlich rätselhaft, dass Knuds Name nirgendwo auftaucht. Und das, wo doch die ganze eingeweihte Welt weiß, dass er ein brillanter Forscher ist."

    Knud drehte sich abrupt zu Mouad um und flüsterte. „Du hast es ihm nicht erzählt?"

    „Du hast es mir verboten", entgegnete Mouad.

    „Das ist korrekt."

    Nefud war sichtlich verwirrt. „Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wieso wirst du immer mit Knud angeredet?"

    Mouad seufzte. „Nefud, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll."

    Knud trat auf Nefud zu. Er ergriff seine Schultern und blickte ihm fest in die Augen. „Was ich dir jetzt sage, wissen nur sehr wenige. Es bleibt unter uns dreien. Und ich möchte, dass wir auch danach Freunde sind und auch bleiben."

    Nefud musste schlucken. Er verbarg sein Gesicht in den Händen.

    „Dein Vorname. Die Geheimnisse um deine Person. Dann musst du der Kurator der Föderation sein", sagte er fast unhörbar.

    „Ich habe auch lange dafür gebraucht, diese Wahrheit zu akzeptieren", sagte Mouad nach einer Weile zu Nefud.

    Nefuds Augen leuchteten plötzlich auf. Er strahlte über das ganze Gesicht.

    „Aber eins möchte ich noch wissen, sagte Knud zu Mouad. „Wer sind denn die zwei anderen Personen, die ich heute noch begrüßen soll?

    Professor Mansouri

    „Erinnerst du dich noch an den geologischen Vortrag, den du bei einem Dozenten an der AUB gehalten hast? Und der dir die Möglichkeit geben wollte zu promovieren?"

    „Ja sicher. Es handelte sich um einen ausserordentlich renommierten Professor. Er hieß Mansouri."

    „Du kannst ihn hier und jetzt begrüßen - er ist zufälligerweise 50 Meter von hier entfernt und hält sich in dieser Larssen Sphäre auf. Wahid, Mary und all die anderen haben ihn gerade sehr herzlich willkommen geheißen. Wenn du willst, kannst du mit ihm reden."

    Knud war völlig überrascht.

    Professor Mansouri sah Knud und Mouad ungläubig an, als ihm beide nacheinander die Hand reichten.

    „Was machen Sie denn hier?"

    Wahid mischte sich ein „Hamid - dies ist Knud Larssen - der Entwickler und Erbauer der namensgleichen Sphäre, in der wir uns gerade befinden."

    Professor Mansouri sah Knud interessiert an. „Jetzt wird mir auch klar, warum Sie mich damals in Beirut so mühelos fachlich übertrumpft haben. Meine Hochachtung."

    Wahid: „Setzen wir uns doch erst einmal an diese wunderschöne naturbelassene Küste. Ich erkläre dir dann alles, was du wissen willst."

    „Einverstanden. Aber mit Herrn Larssen - war es nicht vielmehr Ahmad Bribire? - möchte ich gerne auch persönlich reden. Denn das mit dem Vortrag von damals will ich nämlich auch noch genauer hinterfragen."

    „Es ist mir eine Ehre, Ihnen dabei behilflich zu sein, erwiderte Knud freundlich. „Ich gebe Ihnen einen kurzen Überblick über das, was Sie hier sehen und welche Funktion ich bei diesem Projekt habe...

    Nach einer Weile sah man Professor Mansouri kopfschüttelnd neben Knud, Wahid und Mouad sitzen. Nefud hatte sich zwischenzeitlich zur anderen Gruppe von Knuds Freunden begeben und erzählte aus seiner Zeit in Bagdad.

    „Es ist unglaublich, was Menschen leisten können. Und ich dachte, dass ich selbst schon einiges in meinem wissenschaftlichen Leben geleistet habe. Aber dies hier - dies hier ist so überwältigend..."

    Er schwieg und ließ die Erhabenheit dieses Bauwerks auf sich wirken.

    „Und das nach all dem, was im Libanon geschehen ist."

    „Wie habt Ihr, begann Mouad, „die Kampfhandlungen im Libanon heil überstanden?

    Schweigen. Der Professor wich seinem Blick immer wieder aus. Sein Mund zuckte, als ob er etwas sagen wollte. Doch es gelang ihn nicht. Er wandte sich ab und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Mouad konnte anfangs diese Reaktion nicht so richtig einschätzen.

    Was er dann tat, konnte Mouad nicht begründen. Aber in diesem Moment musste er den Professor in den Arm nehmen.

    „Ihr braucht Euch Eurer Tränen nicht zu schämen. Hier seid Ihr in Sicherheit - unter Euresgleichen. Ich kann Eure Gefühle gut nachempfinden. Denn meine Familie und auch ich selbst mussten Schreckliches durchmachen, ehe wir gerettet wurden."

    Mansouri brauchte eine geraume Zeit, um seine Fassung zurück zu erlangen.

    Schließlich stammelte er. „Ich bin bei dem Bombardement auf die umliegenden Orte um Beirut so gerade mit dem Leben davongekommen. Wurde dann viele Monate, weil ich ein Wissenschaftler war, unter freiem Himmel ohne Anklage im Gebirge bei Wind und Wetter interniert. In den Iran zur Zwangsarbeit deportiert. Dann gelang mir die Flucht in die Türkei, schließlich nach Syrien. Aber immer wieder wollte ich zu meiner Familie zurück. Dabei hatte ich auch immer die Hoffnung, dass meine Forschungsergebnisse und Entdeckungen nicht alle vernichtet worden waren. Aber als ich zurückkehrte, wurde mein schrecklicher Verdacht bestätigt. Ich war aller meiner Rechte beraubt. Und alle meine Aufzeichnungen jahrzehntelanger Arbeit waren unwiederbringlich verloren.

    Und das Demütigendste: Ich wurde von den Behörden als Bettler angesehen und auf die Straße gejagt. Dann musste ich feststellen: Meine Frau, die Töchter, der Schwiegersohn und meine Schwiegertochter waren inzwischen tot. Ich habe deshalb nichts mehr - gar nichts mehr."

    „Ist es doch wahr geworden, was ich damals schon bei unserer Flucht vermutet hatte? Die neuen Machthaber haben dem Libanon die gesamte wissenschaftliche Elite geraubt?", fragte Wahid.

    „Tausende sind wie ich in den Iran verschleppt worden., erwiderte Mansouri stockend. „Unzählige sind vermutlich an ihren Entbehrungen gestorben. Libanon ist zu einem erbärmlichen Entwicklungsland verkommen. Die neuen Herrscher haben das libanesische Wissen, seine Intelligentia ausradiert.

    -

    Schweigen.

    „Es tut mir so leid, dass ich mich so habe gehen lassen, meinte Mansouri irgendwann zu Knud und Mouad gewandt. „So verliere ich doch auch noch den letzten Rest meines Stolzes.

    Knud und Mouad schüttelten den Kopf.

    „Ihr seid einer der besten Koryphäen auf dem Gebiet der Geologie, die der Libanon je hervorgebracht hat, stellte Mouad sachlich fest. „Leute Ihres Formats werden auch hier händeringend gesucht - zumal Ihr euch ja auch schon an verschiedenen universitären Einrichtungen der Föderation Lorbeeren verdient habt. Und deshalb braucht Ihr Euch um die berufliche Zukunft in diesem Staate keine Sorgen zu machen.

    Mansouri rang erneut nach seiner Fassung. „Ich muss alles wieder neu aufbauen. Ich bin doch schon recht alt. Und ich bezweifle, dass ich die Kraft haben werden, noch mal ganz von vorn anzufangen - trotz aller Erfolge, die ich in den vergangenen Monaten hier bereits hatte."

    Knud winkte Nefud zu sich herüber. Dieser nahm den schluchzenden Akademiker in den Arm. Abwechselnd berichteten Mouad, Wahid, Nefud und Knud, was in den vergangenen Monaten auf SolIII und in der Föderation vorgefallen war: Politisch, wissenschaftlich und besonders menschlich.

    Viele Stunden später - auch alle anderen Freunde Knuds hatten sich dazugesetzt - fasste Mansouri langsam wieder neuen Lebensmut. Er hatte begriffen, dass sein Schicksal nur eines von vielen weiteren war - und er lernen musste, damit fertig zu werden.

    „Ich glaube, ich schaffe jetzt den Start in ein neues Leben. Und ich bin so glücklich darüber, dass ich mit so viel Freundlichkeit und menschlicher Wärme empfangen wurde.

    Aber eins irritiert mich doch. Warum bin ich von Knud und Mouad umarmt worden, und nicht von dir, Wahid?"

    Der Angesprochene schmunzelte. „Auch wenn Knud wie ein 18 - jähriger aussieht, so ist er doch der mit Abstand älteste unter uns. Und er ist zugleich der höchste Repräsentant dieses Gemeinwesens - der Kurator der Föderation."

    Mansouri sah ihn mit offenem Mund an.

    Nach einer Weile schlängelte sich Admiral Worssorgh an Mouad heran.

    „Zum Abschluss dieses erstaunlichen Zusammentreffens möchte ich Ihnen eine bemerkenswerte Persönlichkeit vorstellen. Würden Sie mir bitte folgen, junger Mann? Denn derjenige, mit dem ich sie bekannt machen will, dürfte ihre innere Zerrissenheit um einiges abschwächen."

    Mouad blickte ihn zunächst ein wenig irritiert an, warf Knud einen nachdenklichen Blick zu, folgte dann aber dem Admiral. Nach wenigen hundert Metern erreichten sie den künstlichen Höhleneingang, durch den sie das Innere dieser Welt betreten hatten. Schließlich standen Sie vor einer Tür, dessen Äußeres nahezu perfekt einer Sinterkaskade aus Kalkstein nachempfunden war. Selbst die Kühle und die Feuchtigkeit in der Nähe eines unterirdischen Flusssystems waren perfekt nachgebildet worden.

    „Ich lasse Sie jetzt erst einmal allein. Der junge Herr, den Sie in dem vor ihnen liegenden Raum vorfinden werden, kann Ihnen vermutlich viele Fragen beantworten. Aber zuvor noch ein letztes: Ich habe mit der Möglichkeit, dass Ihr jetzt mit Bobak Ferdowsi sprechen könnt, einen direkten Auftrag der Föderationsregierung missachtet. Nur Knud, Sie und auch ich selbst wissen davon - und auch davon, dass alle anderen Menschen, deren Sprecher Herr Ferdowsi war, sich in Sicherheit befinden. Sie erinnern sich doch gewiss noch daran."

    Der Admiral wendete und glitt mit hoher Geschwindigkeit den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren.

    Mouad war wie vor den Kopf gestoßen: Das Gewissen der Welt, die Menschen, die in Jerusalem gegen den drohenden Atomkrieg demonstriert hatten - sie lebten. Und der Anführer der Bewegung war jetzt vor ihm in diesem Raum.

    Mouad konnte es auch nach mehr als einer halben Stunde einfach immer noch nicht fassen. Aber gleichzeitig verspürte er das Gefühl der Genugtuung. Denn offensichtlich hatte die hitzige Debatte damals in Turghar Tarchambra doch dazu geführt, dass sich irgendjemand für die Menschen verantwortlich gefühlt - und sie nicht einfach ihrem Schicksal überlassen hat.

    Er war vollkommen auf sich allein gestellt. Und dann überkam auch ein gewisser Stolz. Denn offensichtlich vertraute man ihm inzwischen auch schwierige menschliche Aufgaben an.

    Mouad öffnete die Tür vor ihm - und erblickte das ratlose und verunsicherte hohe, intelligente Gesicht des drahtigen jungen Mannes, an das er sich noch im Zusammenhang mit zahllosen Marsmissionen der Amerikaner erinnerte. Selbst das blaue T-Shirt, das Markenzeichen der NASA Raumüberwachung, trug er noch. Nur sein damaliges weltbekanntes Markenzeichen, der Irokesenschnitt, fehlte.

    „Was habt ihr Israelis mit mir - uns allen, die damals in Jerusalem demonstriert haben, gemacht?, begann er vorwurfsvoll, als er Mouad erblickte. „Ist Einsperren die einzige Vorgehensweise gegenüber uns, die euch einfällt? Ist euch das Schicksal eines ganzen Planeten vollkommen egal?

    Mouad schüttelte energisch den Kopf.

    „Niemand wird es wagen, Ihnen etwas anzutun. Ich bin auch kein Israeli, ich bin Bürger der Föderation."

    „Föderation? Nie gehört."

    „Wenn Ihr erpicht darauf seid, zu erfahren, wo Ihr Euch gerade befindet, und vielleicht auch mit bahnbrechenden wissenschaftlichen Entwicklungen konfrontiert werden wollt, so bitte ich darum, mir zu folgen."

    Mouad machte eine einladende Handbewegung. Zögernd folgte ihm der ehemalige NASA Ingenieur.

    „Ist das auch keine Falle? Ich habe große Angst, sogar Panik vor Gefängnis oder gar Schlimmerem. Denn ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen."

    „Wie schon gesagt - Ihr seid hier in Sicherheit, und habt die Chance auf ein neues Leben."

    Als sie die Küste erreichten, faszinierten ihn die wunderschöne Küstenformationen. Aber je länger er die Umgebung in sich aufnahm, desto ungläubiger wurde er und desto mehr begann er, die Fassung zu verlieren.

    Schließlich kollabierte er. Tränen liefen über sein Gesicht, als Knud und Mouad sich ihm näherten.

    „Ist...ist das real?"

    „Genau so real wie das, was Sie bei der Couriosity - Landung, der Mission des James-Webb Telekops oder in Jerusalem erlebt haben", erwiderte Mouad.

    „Sie sind in der glücklichen Lage, in einem Staat Aufnahme gefunden zu haben, der sich in seiner zivilisatorischen Blütezeit befindet - genauso wie alle anderen Demonstranten, die von der israelischen Armee vernichtet werden sollten", führte Knud aus.

    „Aber was geschieht mit meiner Welt?"

    „Da müssen wir Sie enttäuschen. Sie alle - das Gewissen der Welt - konnten nichts mehr für den Planeten tun."

    Bobak verbarg sein Gesicht in den Händen.

    Vaugh II

    Der Cyclop tauchte in eine bräunlich rote Dämmerung ein, die Vaugh II, einen etwa erdgroßen Planeten, umhüllte. Der Himmelskörper befand sich etwa 0,9 AU von dem Doppelsystem aus einem K4 und einem G6 Stern. Eine dichte, beinahe undurchdringliche Atmosphäre versperrte die Sicht auf eine vulkanübersäte, zernarbte Planetenkruste, die dank eines immensen Treibhauseffekts bei knapp 800 K durchgebacken wurde. Die Kohlendioxyd - Schwefelsäureatmosphäre unter 300 bar Druck verwandelte die immer wieder durch Spalteneruptionen beleuchtete, zerborstene Landschaft in ein absolut lebensfeindliches, tödliches Inferno.

    Erst knapp drei Kilometer oberhalb der

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