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Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion: 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion
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eBook569 Seiten6 Stunden

Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion: 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion

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Über dieses E-Book

Knud offenbart sich gegenüber Mouad - seine politische Rolle in der Föderation, seine Einflußmöglichkeiten auf den Fortbestand des Staatenbundes - es eröffnen sich ungeahnte Perspektiven. Und trotz dieser Erkenntnisse erkennt Mouad erst allmählich, was es mit der Evolution von Spezies auf sich hat.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum27. März 2013
ISBN9783844252347
Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion: 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion

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    Buchvorschau

    Der Kurator 4 Duwuthrounu 5 Foederation 6 Konversion - Arno Wulf

    Inhaltsverzeichnis

    4 Duwuthrounu

    Bedrohung

    Yewwhrhon

    Borhuns Bericht

    Beschlüsse

    Khurono A

    Begegnungen

    Ulumnuwu

    Abgrund

    Erkenntnisse

    Bedrohung

    Entscheidungen

    Die Mission

    Pläne

    Wohin?

    Flucht und Überleben

    Armageddon

    Ins Ungewisse

    Nach der Katastrophe

    Auf Messers Schneide

    Die Suche

    Kontakt

    5 Föderation

    Praeludium

    Missionsabbruch

    Schatten

    Arne und Knud

    Morugh Turghar

    Morugh Turghar

    Turghar Tarchambra

    Gedankengänge

    Ratssitzung

    Erkenntnisse

    Am Scheideweg

    Lagebesprechung

    Die Analyse

    Ringwelt

    Krieg oder Frieden

    Machtdemonstration

    In Sicherheit

    Endspiel

    Deutungen

    Konsequenzen

    Beobachtungen

    Rückblick

    Ruhe

    Zukunftsplanung

    6 Konversion

    Rekonvaleszenz

    Corracon

    Konsultationen

    Wintereinbruch

    Gerettet

    Retrospektive

    Evolution

    Metamorphose

    Weichenstellung

    Gedanken zwischen Welten

    Retrospektive

    Erinnerungen III: Wakhan Korridor

    Irak

    Am Scheideweg

    Verwüstung

    Kurnha

    Dridorion

    Glossar

    Namensverzeichnis

    Nominale der Föderation

    4 Duwuthrounu

    Bedrohung

    Yewwhrhon

    Borhun befand sich im Landeanflug auf Yewwhrhon, einem extrem trockenen Planeten, anderthalbmal so groß wie die Erde. Dieser lag in der Triangulum Galaxie, 2,7 Millionen Lichtjahre von Sol entfernt. Das Schiff raste mit fast 200 Dobnarrgh in der Stunde über Wüstenflächen, steinerne Ödnisse und Felsentrümmer. Grau-blaue, schwarze, bräunliche und dunkelockerfarbene Lichtspiele flirrten vor seinen Augen, von bedrohlichen, sägezahnförmigen Schatten durchsetzt, die die Landschaft visuell zerfetzten und ihr eine fraktale Ordnung aufzwangen. Immer und immer wieder tauchten ähnliche Strukturen auf, die eine Orientierung unmöglich machten. Ebenen, die aus unzähligen, fast 40 Gobnarrgh hohen, orangegelb gefärbten, sichelförmigen Sanddünen aufgebaut waren wechselten mit zerklüfteten Landschaftsformen ab, die in riesenhafte, aus verwittertem Basalt längst vergangener Vulkanausbrüche aufgetürmte steinernen Burgen und Schlössern zergliedert waren. Wieder andere bestanden aus mehreren 100 Gobnarrgh hohen Hochgebirgen, die so trocken, verdorrt, abweisend, ausgeglüht und trostlos waren, dass es Borhun davor schauderte, jemals einen Fuß in diese Gegend setzen zu müssen.

    Schräg vor ihm, über dem westlichen Rand der scheinbar unendlichen Ödnis, standen die beiden eng aneinander stehenden, in tiefrotem bzw. orangefarbenen Licht glosenden Zwergsonnen dieses Systems. Yarhyyon AB, auch Maruag und Naruag genannt, tauchten die Schlackenkegel und Basaltschlote in ein bedrohlich wirkendes Dämmerlicht - ein Szenario wie zum Vorhof der Hölle.

    Schließlich konnte er am tiefrot gefärbten Horizont, der durch die flirrende Hitze von über 60 Raqunor zu verschmieren begann, mehrere zwischen 500 und über 1000 Gobnarrgh hohe Vulkankegel ausmachen. Sie schienen durch die Luftspiegelungen der dichteren Atmosphärenschichten auf dem Kopf zu stehen. Daher glaubte man für einen kurzen Moment, dass die aus dem höchsten der Vulkangiganten herausquellende Asche- und Rauchsäule auf die Planetenoberfläche zufließen würde. Aber dies entsprach nicht der Realität. Zudem waren gerade jetzt keine Lahare vom ,Planetaren Vulkanischen Institut’ gemeldet worden. Borhun konnte daher sein Ziel nicht verfehlen, weil der Yorronaahh, der höchste Vulkan dieser Welt, seit Äonen ununterbrochen aktiv war und den heimkehrenden Schiffen stets eine Art Willkommensfeuerwerk präsentierte - auch wenn dies mit der bestehenden Hochtechnologie unnötig war. Aber bei den Piloten löste dies ein Gefühl der Freude aus, was durch moderne Leitstrahltechnik eben nicht vermittelt werden konnte.

    Durch ungeheure geologische Kräfte wurde das Terrain immer zerklüfteter: Bodenlose Calderas öffneten sich unter ihm, wobei manche zudem mit Lavaseen, Fumarolen oder giftigem, brodelndem, grünschwarzem Schlamm gefüllt waren. Gelbliche Schwefelablagerungen, zum Teil mehrere hundert Gobnarrgh dick, lagen an verschiedenen Stellen dieses Hexenkessels. Immer wieder polterten riesige Felsblöcke an den Steilhängen herab. Lahare und ein ständiges Trommelfeuer aus vulkanischen Bomben veränderten zudem in dieser Region die Morphologie des Planeten immer wieder.

    Das Schiff ließ die geologisch sehr aktive Plattengrenze hinter sich. Borhun bemerkte unter sich Spuren der Erosionswirkung von fließendem Wasser an Hand von kleinen Gräben oder kleineren Wadis, die sich immer weiter vertieften und verbreiterten. Immer größere, immer gigantischere Schluchten öffneten sich vor ihm, die in bodenloses Nichts zu führen schienen. Das Licht der tief stehenden Doppelsonnen war nicht mehr in der Lage, bis zum Boden der Abgründe vorzudringen. Sie alle mündeten in einem titanischen Grabenbruchsystem, das durch einen fast 500 Gobnarrgh tiefen Canyon beherrscht wurde, der mit allen Neben- und Trockentälern beinahe ein Viertel der Landmasse des Planeten beherrschte.

    Denn dort unten befand sich einer der wenigen Orte auf dieser Welt, wo man ein halbwegs angenehmes Leben führen konnte. Das einzige, niemals versiegende Flusssystem des Planeten, das mit einer durchschnittlichen Wasserführung von 75 Gobnarrgh³ in jeder Sekunde eine ausreichende Nahrungsmittelproduktion auf dieser Welt zuließ.

    Im Laufe ihrer Geschichte hatten die Bewohner dieser unwirtlichen Welt riesige, unterirdische Städte den Felsmassen des Planeten abgetrotzt. Dadurch war man dauerhaft in der Lage, der immensen Hitze und Trockenheit, die auf 85 Prozent der Planetenoberfläche wütete, zu entfliehen.

    Auf dem ganzen Planeten gab es nur einen Ozean, der mit seiner Ausdehnung und seinem Volumen etwa dem arktischen Eismeer auf Terra vergleichbar war. Dort ergoss der Canyon sein Leben spendendes Nass in das extrem salzhaltige Gewässer.

    Und dieser Ort war die einzige Region dieser Welt, in der sich Wolken bilden konnten. Weit kamen sie jedoch nicht: Auf ihrer Reise in die gigantischen Landmassen dieses Planeten verteilten sie zwar küstennah etwas Regen. Aber das Meer lag an der tiefsten Stelle Yewwhrhons. Der größte Teil der planetaren Landmassen lag zwischen 300 und 500 Gobnarrgh höher als dieser Ort. Deshalb drang die Feuchtigkeit nur wenige hundert Kilometer in das Landesinnere vor. Zudem lag das gigantische Canyonsystem sehr nahe an diesem Gewässer, und die parallel zur Verwerfung entstandenen gigantischen Vulkane und Gebirge, die zudem fast den gesamten Ozean umschlossen, fingen fast jeden Tropfen Regen ab. Daher wurde die Landschaft immer trockener und öder, je weiter man sich von der einzigen großen Feuchtigkeitsquelle Yewwhrhons entfernte. Ab einer Distanz von etwa 80 Dobnarrgh schließlich erhielt die Landschaft einen völlig ariden Charakter. Fast zwei Drittel des Planeten bestand aus absolut lebensfeindlichen Wüstenregionen, in denen seit mehr als einer Million Quartaq nicht ein einziger Tropfen Regen gefallen war. Hier existierten noch nicht einmal Oasen.

    Auf Grund dieser unwirtlichen Bedingungen konnte es lediglich Nahrung und Wasser für einige Millionen Kroaxar geben, die trotz dieser harten Lebensbedingungen eine bemerkenswerte Hochkultur entwickelt hatten. Nicht nur, dass es seit etwa 140000 Quartaq keinen Krieg mehr gegeben hatte, sondern dass sie, wenn auch überaus langsam, eine sehr umweltverträgliche und Ressourcen schonende Lebensweise entwickelt hatten, um die sie andere Rassen eigentlich beneiden müssten. Auf dieser Welt waren nur extrem wenige fossile Energieträger vorhanden. Daher musste in der technologischen Entwicklung dieser Rasse direkt auf Solarenergie gesetzt werden.

    Denn Rohstoffe dafür gab es auf Yewwhrhon reichlich: Silizium, seltene Erden, und eine Unmenge an Metallen aller Art, die man in riesigen Lagerstätten antreffen konnte. Aber die Kroaxar waren weise genug, nur das unbedingt nötige Minimum auszubeuten; denn ihnen war der Planet heilig, die Natur durfte nicht verwüstet werden.

    Selbst die verheerenden Coriolisstürme, die von Zeit zu Zeit mit Windgeschwindigkeiten von bis zu vier Dobnarrgh pro Taq über die unendlichen Wüstengebiete hinwegfegten, vermochten dieser respektvollen Verehrung der Natur keinerlei Abbruch zu tun.

    Ein Leitstrahl übernahm die Steuerung seine Schiffes, als es sich der größten Raumbasis Yewwhrhons näherte. Schräg vor sich erkannte Borhun die geologische Struktur des planetaren Grabenbruchs, dessen Ränder mit rasender Geschwindigkeit auf ihn zu schossen. Plötzlich stürzte scheinbar die mit riesigen Felsblöcken und messerscharfen Granitnadeln übersäte Hochebene in eine bodenlose Tiefe. Er hatte jetzt einen freien Blick auf ungeheure, terassenartige Felsabstürze. Tief unten, etwa einen Dobnarrgh schräg vor seiner jetzigen Position, machte er das bläulich glitzernde Band des Flusses aus, dessen Ränder mit grün-violetter Vegetation bewachsen waren. Dessen Wasserführung wurde immer wieder durch heftige Stromschnellen und Katarakte zergliedert.

    Der Bordrechner steuerte die Maschine in einer scharfen Linkskurve auf ein Plateau zu, das sich 200 Gobnarrgh oberhalb dem mäandrierenden Strom erhob. Es war wie eine Handoberseite geformt und bestand aus Fingern, dessen Felsgrate aus dem vulkanischen Sediment durch Erosionskräfte herausgearbeitet worden waren.

    Die Maschine stürzte mit hoher Geschwindigkeit in den Abgrund. Kurz bevor das Raumschiff drohte, in den Fluss zu stürzen, fing Borhun das Fahrzeug ab.

    Zahllose mit Schleusen gesicherte Hangars waren im Laufe der Äonen in die Steilwände gesprengt worden und bildeten den zentralen Raumhafen Prkhnons, der Hauptstadt der Kroaxar. Diese Zugänge waren so gestaltet, dass ein Fremder, selbst wenn er direkt vor einem der Tore stehen würde, nichts davon wahrnahm. Nur durch die Eingabe der entsprechenden Parole konnte der Verriegelungsmechanismus außer Funktion gesetzt werden.

    Eines der riesigen Tore öffnete sich vor ihm und gab den Blick auf einen Wald aus steinernen Säulen frei, deren Oberseiten in einem Geflecht aus filigranen Streben endeten. Die Stützen selbst waren aus horizontal geschichteten Gesteinslagen aufgebaut, deren verschiedene Ockertöne ein warmes Licht verströmten.

    Obwohl Borhun nach vier Jahren frustrierendem Einsatz in dem zweieinhalb Millionen Lichtjahre entfernten Milchstraßensystem froh war, endlich wieder heimatlichen Boden betreten zu können, überwogen doch die schmerzlichen Erinnerungen an die zurückliegende Mission:

    Seine Aufgabe war es gewesen, die vereinigten Streitkräfte der Kroaxar anzuführen, deren ursprüngliche Mission es war, fremde Zivilisationen, neue Welten und Sternsysteme auf friedlichem Wege zu erkunden. Grundlage für diese Expedition war ein Vertrag, in dem über ein Quartaq zuvor sich führende Wissenschaftler und Militärs auf Ziele der bevorstehenden Kontaktaufnahmen während der Missionen geeinigt hatten; und noch nie war ein Einsatz dermaßen schief gelaufen.

    Angefangen hatte die Entwicklung damit, dass es Kroaxar - Wissenschaftlern gelungen war, unter der Leitung des genialen Mufrggh Physikers Gormaar, einen Antrieb zu entwickeln, der eine Deformation des Raum - Zeit - Kontinuums ermöglichte und somit an jedem Ort des Raumes eine Art von Abkürzung zu erzeugen.

    Borhun erinnerte sich noch gut daran, wie er die ersten Testflüge in Richtung des Milchstraßensystems unternommen hatte. Durch einen Fehler in der Steuerung erlangte er damals unbeabsichtigten flüchtigen Kontakt mit einer Lebensform, die sich Menschen nannten. Aber er verwendete nur wenige Tage an einer näheren Untersuchung dieser fremdartigen Wesen, deren Hauptbeschäftigung darin zu liegen schien, sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen und den eigenen Heimatplaneten völlig auszuplündern.

    Was ihn jedoch bei dieser Expedition besonders faszinierte war die Tatsache, dass er im Weltraum in der Nähe dieser primitiven Welt Hinweise auf die Verwendung von Raumschiffantriebstechniken entdeckte, die nicht von dieser Spezies stammen konnten. Es mussten somit andere hoch entwickelte Kulturen in dieser Region des Raumes existieren, die technologisch den Duwuthrounu ebenbürtig waren. Aber diese Informationen hatte er seit dieser Beobachtung lieber für sich behalten. Denn die Mufrggh hatten ein dermaßen unverantwortliches politisches Auftreten seit einiger Zeit an den Tag gelegt, das es ratsam erscheinen ließ, über neuentdeckte, hoch entwickelte Lebensformen besser zu schweigen. Er hoffte zudem, dass sich unter den Wissenschaftlern auf Yewwhrhon kein Spion der Mufrggh befand.

    Ihn erschreckte dieser Gedankengang zutiefst. Denn eigentlich waren die Mufrggh ihre Verbündeten und Aliierten. Aber die Nachrichten, die er im Gepäck hatte, würden auf Yewwhrhon vermutlich ein politisches Erdbeben hervorrufen, dessen Auswirkungen überhaupt noch nicht abschätzbar waren.

    Maruthron erwartete ihn bereits am Ende der Gangway. Er war auf das äußerste angespannt. Ein Verhalten, dass für einen so erfahrenen und langgedienten Wissenschaftler völlig unerklärlich war. Aber die Art und Weise, wie Borhun seine Mission in der Milchstraße abgebrochen hatte und seine Rückversetzung nach Yewwhrhon regelrecht erzwungen hatte, hatten Maruthron zutiefst verstört.

    Borhun war nämlich stets ein Vorbild an Disziplin, Weitsicht und Zielstrebigkeit für alle Krieger der Kroaxar gewesen. Bereits in jungen Jahren hatte er höchste Ehren in der militärischen Hierarchie erreicht und war ein absolut zuverlässiger Abgesandter Yewwhrhons. Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen waren obendrein seine besonderen Tugenden, die ihm auch bei einfachen Soldaten höchsten Respekt abverlangten. Und er hatte ein besonders sensibles Gespür für Gut und Böse, Recht und Unrecht über all die Jahre behalten. Gerade diese Charakterstärke ließ die Entscheidung Borhuns in besonders fatalem Licht erscheinen: Den Oberbefehl über die Expeditionsflotte der Duwuthrounu sowie alle anderen militärischen Ränge bereits nach 0,1 Quartaq niederzulegen um so rasch es ihm möglich war, als einfacher Zivilist hierher zurückzukehren.

    Borhun war jedenfalls froh, wenn er mit dieser unsäglichen Mission nichts mehr zu tun haben würde. Er verspürte nicht die geringste Lust mehr, noch irgend einen verantwortungsvollen Posten im Namen des Bündnisses zu bekleiden. Als er Maruthron erblickte, verspürte er trotz allem eine sehr starke Wiedersehensfreude. Denn dieser Kroaxar war immer sein Mentor, Förderer und absolut vertrauensvoller Freund gewesen. Gleichzeitig war er auch besonders erleichtert, dass sich kein Abgesandter der Regierung blicken ließ.

    Aber das war auch nicht zu erwarten: Dass jemand, der so einen hohen Rang bekleidet hatte, einfach seinen Job hinschmiss, hatte es noch nie in der jüngeren Vergangenheit gegeben. Es war ein Affront gegenüber dem politischen Establishment. Aber gerade diese Tatsache machte die Entscheidung Borhuns so alarmierend. Und Maruthron war schlau genug, dieser Angelegenheit höchste Priorität einzuräumen.

    Borhun überfielen entsetzliche Trauer und Niedergeschlagenheit. Kroaxar äußerten dies in einer fremdartigen Körpersprache, nämlich mit Vibrationen aller Art: Die Art und Weise des Zusammenspiels aus Zittern und Zuckungen war eine hochpräzise Ausdrucksweise der Gefühlslage dieser raupenähnlichen Wesen. Borhun schlängelte sich auf Maruthron zu. Dieser erstarrte ob dieser Ausdrucksform: Dass die Angelegenheit so tragisch war, damit hatte auch er nicht gerechnet.

    „Bitte, versuche deine Gefühle im Zaum zu halten, denn möglicherweise werden wir beobachtet. Lass uns deshalb in meine Wohnung gehen. Denn dieses Treffen ist nur noch eine reine Privatangelegenheit zwischen uns beiden. Als die Regierung von deinem Rücktritt erfahren hat, wurdest du offiziell sofort zur Persona non Grata erklärt."

    Sie hasteten auf einen der Lifte zu, in dessen Kabinen sich eine Zielsteuerung befand, wodurch man jeden Ort in Prkhnon erreichen konnte.

    Keiner sprach ein Wort, bis sich endlich die Schleuse des fensterlosen und in nüchtern gräulich - weißes Licht getauchten Inneren der tropfenförmigen Transportkabine öffnete und sie auf einen spärlich erleuchteten Gang hinaustraten, der in den nackten Fels gehauen war.

    Sie bogen nach links ab. Maruthron zog eine Strahlkugel aus seinem weinroten Umhang hervor. Er hielt sie mit einer seiner Extremitäten empor. Sie machten sich auf den langen Weg durch das Höhlenlabyrinth, das aus dem Fels durch fließendes Wasser vor Urzeiten herausgewaschen worden war.

    Nach etwa 350 Gobnarrgh erreichten sie am Ende des Ganges eine Felswand aus Basalt. Der Weg vor ihnen war versperrt.

    Maruthron aktivierte mit Hilfe der Strahlkugel den biometrischen Datenscanner, der, für ihn und seinen Begleiter unsichtbar, ihre Körper abtastete.

    Die 0,2 Gobnarrgh dicke, und durch zehn Thermoduronlagen verstärkte Tür, glitt geräuschlos an die Seite. Sie betraten eine riesige Kathedrale, die von einem unterirdischen Strom ausgewaschen worden war. Schätzungsweise 1000 Gobnarrgh lang und 200 hoch lag sie vor ihnen. Riesige Stalagmiten wuchsen braungelben, funkelnden Sinterkaskaden entgegen. Sie waren mit in irisierendem Licht funkelnden Kristallen übersät. Sie betraten das phantastische Bauwerk der Natur und kletterten über Felder aus herabgestürzten Felsblöcken und umgestürzten Säulen, quetschten sich durch Gärten aus rasiermesserscharfen Nadeln. Die Höhle wurde niedriger, die Wände rückten näher an sie heran. Trotz ihrer beweglichen Körper entwickelte sich diese rätselhafte und für Borhun zunehmend unheimliche Expedition zu einer ziemlich schmierigen Tortur. Denn oftmals mussten sie durch feucht - klebrige Sedimentablagerungen waten, die sich am Grund dieses ehemaligen Höhlenflusses vor langer Zeit gebildet hatten.

    Immer wieder versperrten Engstellen den Weg, durch die sie sich durchzwängen mussten. Zahllose weitere Gänge führten rechts und links in unbekannte Tiefen des enorm ausgedehnten Höhlenkomplexes. Maruthron hatte die Strahlkugel inzwischen in eine durchsichtige Tasche gesteckt und sich diese am Ende einer Schlinge um seinen Rumpf zwischen dem ersten Extremitätenpaar gewunden, so dass er nicht weiter behindert wurde.

    Borhun bekam es mittlerweile mit der Angst zu tun. Ihm war eingefallen, dass vor Urzeiten Kroaxar, die in Ungnade bei den Mächtigen gefallen waren, in irgendwelche verlassenen Gegenden der Heimatwelt verschleppt wurden, um sie dort einem langsamen und qualvollen Tod sterben zu lassen. Panik überfiel ihn, als sie nach fast einem Mnartaq ermüdender Kraxelei vor einer weiteren Wand standen, die sich ebenfalls erst nach einem biometrischen Scan vor ihnen öffnete.

    Sie traten in eine Kammer, die sich als Schleuse herausstellte. Dessen gegenüberliegende Tür öffnete sich erst dann vor ihnen, als sich mit einem leisen Zischen die Tür hinter ihnen automatisch verriegelt hatte.

    „Wohin bringst du mich?", wisperte Borhun mit angsterfüllter Stimme.

    Borhun stockte der Atem, als die sich vor ihm öffnende, aus massivem Thermoduron aufgebaute Sicherheitsschleuse den Blick auf den dahinter liegenden unbekannten Raum öffnete. Er hatte damit gerechnet, einen weiteren Teil des Höhlensystems vorzufinden - aber eine ultramodern eingerichtete Wohnung hatte er nun wirklich nicht erwartet. Sie betraten ein gemütlich eingerichtetes Röhrensystem, wie es typisch für Kroaxarwohnungen war: Uralte Waffen von Vorfahren, waren sorgfältig in beleuchteten, in den Fels gehauenen Nischen im Eingangsbereich präsentiert. Rechts führte der 200 Bnarrgh breite Gang, dessen Wände mit ebenso alten technischen Relikten, die Maruthron liebevoll seit mehreren zehn Quartaq gesammelt hatte, dekoriert waren. Am Ende befand sich ein künstliches Sandbad, in dem sich Maruthron zur Nachtruhe einbuddelte und sich damit gleichzeitig reinigte. Mehrere Projektoren, die Informationen und Live-Berichte aus allen Teilen des Bündnisses dreidimensional darstellen konnten, waren in den Wänden des Raumes integiert. Von dort aus, und auch, wenn man links die Eingangsröhre entlang schritt, erreichte man den offenen Hauptraum, dessen 600 Bnarrgh hohe Decke von reich verzierten, steinernen Säulen abgestützt wurde. Bis in etwa 200 Bnarrgh Höhe waren diese von gläsernen Regalen kreisförmig umgeben, die jeweils unzählige Datenfemtospeicher beherbergten.

    „Ist das deine Privatwohnung und dies etwa dein Arbeits - und Informationszentrum?"

    Maruthron bejahte.

    „Es gibt auf diesem Planeten keinen sichereren Ort als diesen, um mit dir über die zurückliegenden Ereignisse in Ruhe zu reden. Außerdem denke ich, dass du für eine Zeit aus der Öffentlichkeit verschwinden solltest, damit du deine Gedanken sammeln und dich von den zurückliegenden Strapazen erholen kannst.

    Ich zeige diese Wohnung normalerweise niemandem. Erst ein mit mir sehr gut befreundeter Kroaxar vor deinem Besuch durfte einst meine eigenen Röhren betreten. Aber das Ereignis liegt bereits 30 Quartaq zurück.

    Und noch etwas: Du bist hier kein Gefangener. Wenn du willst, kannst du jederzeit diesen Ort als freier Kroaxar verlassen. Aber ich denke, dass es für die Zukunft dieser Welt und des Fortbestehens des Bündnisses absolut notwendig ist, dass du mir alles berichtest, was während der Expedition in die Milchstraße vorgefallen ist. Denn auch hier werden die dortigen Entwicklungen mit Argusaugen beobachtet. Schließlich ist die Regierung nicht dumm und hat inzwischen den Eindruck gewonnen, dass die Kroaxar bewusst von den Aktivitäten der Duwuthrounu - Flotte im Unklaren gelassen werden. Ich persönlich bin ausserdem der Ansicht, dass du richtig gehandelt hast, in dem du deine Führungsfunktion aufgegeben hast. Denn dies spricht für deine Weisheit und Reife.

    Borhuns Bericht

    Borhun merkte, wie die in ihm aufgestaute Spannung allmählich nachließ. Das Zittern seines Körpers verebbte.

    „Ich muss schon sagen, dass ich über dein mangelndes Vertrauen in mich ziemlich enttäuscht bin, bemerkte Maruthron. „Ich hatte von dir in dieser Situation mehr Selbstsicherheit erwartet. Denn du solltest inzwischen wissen, dass niemand mehr auf diesem Planeten gewaltsam von der Regierung oder den Geheimdiensten getötet wird. Es hat zwar lange gedauert, bis sich diese Gesetzgebung durchgesetzt hat, aber seit vielen hundert Quartag ist dies doch ein Rechtsstaat und kein politisches System, in dem die Rechte eines jeden mit Klauen getreten werden.

    Borhun starrte sein Gegenüber unsicher, aber zugleich befreit an. Er begann die Ereignisse, die in dem letzten halben Quartaq geschehen waren, in seinem Gedächtnis chronologisch zu ordnen.

    „Lass uns zusammen ein Sandbad nehmen und die phantastische Aussicht, die wir von dort haben, genießen, während du mir bitte alles in Ruhe berichtest, was vorgefallen ist", meinte Maruthron freundlich.

    ,So verstockt und unsicher habe ich ihn ja noch nie erlebt. Ich hoffe, ich kann ihn dazu bringen, endlich mit der Sprache herauszukommen. Denn ich befürchte, dass die Mufrggh irgendwann dahinter kommen werden, dass ich als der damalige Befehlshaber des Kroaxar-Raumkreuzers schon geraume Zeit nicht mehr im Flottenverband-Oberkommando weile - trotz aller Tarn - und Verschleierungsmaßnahmen.’

    „Erinnerst du dich daran, fragte Borhun zögernd, „dass ich dir kurz vor dem Aufbruch des gemeinsamen Flottenverbandes meine Besorgnis über das geradezu selbstherrliche Auftreten des Mufrggh - Oberkommandierenden Unghar mitgeteilt habe? Der immer wieder damit geprahlt hatte, dass jetzt endlich einmal eine überlegene Rasse den Barbaren in dem Rest des Universums Beine machen wird und sie auf kulturelle, politische und wissenschaftliche Höchstleistungen trimmen würde?

    Maruthron pfiff zustimmend. „Und ich Idiot habe dir damals gesagt, dass dies nur ironisch gemeinte dumme Sprüche seien, die ihm irgendwann im Angesicht der Realität schon vergehen würden."

    Borhun schaute ihn irritiert und überrascht an. Das konnte ja nur bedeuten, dass Maruthron über einen Teil der Vorfälle bereits informiert war.

    „Während des 0,01 Quartag langen Fluges zu der Zielgalaxie ging Unghar stets Fragen und Bedenken unsererseits aus dem Weg. Wir wollten nun einmal wissen, was er mit den auch später immer wieder getroffenen Aussagen meinte, dass die Bewohner der Milchstraße erst einmal zivilisiert werden müssten."

    „Wir? Wer ist mit diesem Plural gemeint?"

    „Orodon, der dritte Partner des Duwuthrounu-Bündnisses, war mit einem brillanten Wissenschaftlerteam vertreten. Er verfügte jedoch über kein Schiff, das an Kampfhandlungen teilnehmen konnte. Es war, so weit mir bekannt ist, absolut unbewaffnet und konnte sich nur dadurch verteidigen, dass es mit einem unglaublich leistungsfähigen Antrieb ausgerüstet war, so dass es jeglicher Gefahr durch Flucht entkommen konnte. Der Blurroggh Kommandant war ein äusserst aufgeschlossener und liberal denkender Kopf. Jedoch verschwand dieses Schiff, kurz nachdem wir in der Milchstraße angekommen waren, bei dem ersten kriegerischen Zusammenstoß mit den Woluh. Seitdem habe ich nichts mehr von diesem Schiff gehört."

    Maruthron war völlig schockiert.

    „Wurde denn die Regierung auf Orodon nicht informiert? Hat der Mufrggh-Oberkom-mandierende nichts unternommen, sie zu finden?"

    „Anfragen meinerseits, so führte Borhun frustriert aus, „wurden nur mit lapidaren Sätzen wie ,man kümmert sich darum’ oder ,bitte führen Sie ihre Arbeit ungestört weiter fort’ abgetan. Meine Anfragen wurden nie zufriedenstellend beantwortet.

    Maruthron ließ ein entsetztes Grunzen hören. Diese Details waren ihm neu.

    „Ich entschied mich damals, dieses Intrigenspiel weiter mitzumachen. Denn ich wollte schließlich genau wissen, was diese Mufrggh im Schilde führten, um möglicherweise ausgleichend einzugreifen."

    Borhun begann wiederum zu zittern.

    „Weiter, was geschah in der Folgezeit? Und wie wurde der Konflikt mit den Woluh ausgelöst?"

    „Genau so, wie wir es in Wissenschaftlerkreisen vermutet hatten: Die Mufrggh konnten nicht auf ihr imperiales Auftreten verzichten und feuerten, wie sie es all die Quartaq getan hatten, an den Moluh - Handelsschiffen knapp vorbei, die dies jedoch als kriegerische Handlung auffassten, und gezielt zurück schossen. Aber dieses Gegenfeuer war nicht einmal oberflächlich in der Lage, die Mufrggh Schiffe zu beschädigen. Trotzdem gab Unghar den Befehl, massiv auf diese seiner Ansicht nach völlig feindselige Aktion zu antworten. Und was er damit beabsichtigte, wurde uns sehr bald deutlich: Die totale Vernichtung des Gegners - und zwar nicht nur der Flotte, sondern auch aller Planeten, auf denen die Woluh Kolonien errichtet hatten."

    „Aber Borhun - warum bist du dann nicht sofort hierher zurückgekehrt und hast uns hier über diese Geschehnisse informiert?"

    Borhun wich dem vorwurfsvollen Blick aus. Zu schändlich war seiner Meinung nach das, was anschließend geschah.

    Aber Maruthron bohrte nach und ließ auch nicht locker, als Borhun ihm mit seiner Körpersprache signalisierte, dass er nicht weiter in dieser Angelegenheit hinterfragt werden wollte.

    „Nun rede endlich. Was ist geschehen, was du vor mir verschweigst?"

    „Wir sind festgesetzt und als Geiseln genommen worden", flüsterte Borhun kaum vernehmlich.

    „Waaas?! Wie bitte?!" Maruthron schrie vor Entsetzen auf. Er sprang dabei mit solcher Wucht aus dem Sandbad, dass sein Gegenüber für einige Sekunden in einer Staubwolke verschwand.

    Etwas später jedoch war Borhun, nachdem sich Maruthron von seinem Schock erholt hatte froh, mit der Wahrheit herausgekommen zu sein. Denn letzterer signalisierte ihm freundlich, doch fortzufahren.

    „Unsere Fragerei nach dem Verbleib des vermissten Blurroggh Schiffes ist nämlich nicht ohne Folgen geblieben. Aber leider mit anderen, als wir gedacht hatten. Die Mufrggh, so musst du wissen, haben in aller Heimlichkeit einen großen Technologievorsprung gegenüber uns erarbeitet. Wie sie an das Wissen gekommen sind, ist mir völlig schleierhaft. Vielleicht sind sie von einer anderen Macht unterstützt worden? Ich weiß es jedenfalls nicht.

    Sie sind jedenfalls irgendwie an die Technologie über Kraftfelder gekommen oder haben sie heimlich selbst entwickelt. Fest steht jedenfalls, dass sie in der Lage waren, unser Schiff außer Gefecht zu setzen und sämtliche Computersysteme lahm zu legen. Als wir geentert wurden, stellte unser Kreuzer in dieser Situation lediglich eine leere Hülle dar, die sich gut als Gefängnis eignete, um Meuterer als Gefangene zu internieren."

    „Das ist ja eine Kriegserklärung an die Kroaxar und die Bewohner Orodons", stellte Maruthron fest.

    Borhun schob sich ebenfalls aus dem Sandbad und starrte auf die Felswand, die sich gegenüber dem Eingang zu Maruthrons Ruhegemach erhob.

    Maruthron betätigte einen verborgen angebrachten Mechanismus, woraufhin die scheinbar feste Wand durchsichtig wurde und einen phantastischen Panoramablick auf das tief unter ihnen liegende Flussbett freigab. Schroffe, gelb - orange - braun - rot horizontal geschichtete Felswände, die in dobnarrghtiefe Abgründe hinabstürzten, erhoben sich dort. Wobei die Farbkontraste durch das rötliche Abendlicht noch verstärkt wurden. Sandfahnen bzw. Sandkaskaden, aufgepeitscht durch einen heftigen Coriolossturm, der auf der hoch über ihnen liegenden Ebene wütete, stürzten die unbezwingbar steilen Felsstürze hinab. Sie bildeten tief unten am Fluss Zungen, die sich in das reißende Wasser hineinschoben, aber von der tosenden Flut ebenso rasch wieder weggerissen wurden.

    „Das ist aber noch nicht alles, was du wissen musst. Kurz nach unserer Gefangennahme stieß ein gigantischer Flottenverband der Mufrggh zu der Expeditionsflotte hinzu, mehrere tausend Schiffe stark. Und dank meiner Vorliebe, in meinem Schiff alle möglichen verborgenen Sensoren und Commandoterminals anzubringen, die dem Gegner unbekannt waren, war ich stets sehr gut informiert, was außerhalb unseres Gefängnisses vor sich ging. Denn das, was sich weit außerhalb irgendwelcher Sonnensysteme in der Milchstraße formierte, hatte rein gar nichts mehr mit einer Expeditionsflotte zu tun. Sondern die neuen Teilnehmer der Mission bestanden nur noch aus einem Haufen Plünderer - einer Soldateska, die für die Heimatwelt zusammenraffen sollte, was sie nur kriegen konnten. Die Mufrggh haben sich auch nicht mehr mit ihrem ideologisch - provokanten Begrüßungsritual aufgehalten. Sondern sie haben sofort scharf und gezielt geschossen, als sie auf Rassen stießen, deren Technologie, Rohstoffe und Bewohner sie als irgendwie nützlich ansahen. Und daher wurden wir mehrfach Zeuge von Massakern die geradezu apokalyptische Dimensionen hatten. Eines Völker - bzw. Rassenmordes unbeschreiblichen Ausmaßes, was es so mit Sicherheit noch nie gegeben hat. In dieser äußerst bedrohlichen Situation gewann ich zudem den Eindruck, dass viele der Schiffe, die bei diesen Gräueln eingesetzt wurden, nicht den Mufrggh gehörten. Sondern dass vielmehr noch irgend eine andere Macht, die technologisch viel weiter als die Mufrggh entwickelt ist, involviert war."

    Maruthron fühlte sich, als ob er von titanischen Kräften völlig erschlagen worden war. Minutenlang konnte er kein Wort mehr hervorbringen. Alles, woran er sein ganzes Leben lang geglaubt hatte, hatte keinen Bestand mehr: An Toleranz, friedliches Miteinander von zivilisierten Rassen untereinander, vielleicht auch ein bisschen an Dankbarkeit. Denn wenn die Kroaxar und die Flotte Orodons nicht gewesen wären, würden die Mufrggh nicht mehr existieren - und, welch jetzt grässlicher Gedanke, würden Dank ihres damals möglichen Untergangs zahllose andere Rassen weiter existieren. Aber er wusste zugleich, dass nicht alle Mufrggh schlecht waren. Manche lebten auf Kroaxar als völlig unbescholtene Bürger - oder vielleicht auch als besonders gut getarnte Spione?

    Maruthrons vertraute Welt begann jedenfalls mehr und mehr auseinander zu fallen. Was wäre, wenn diese Mufrggh nur deshalb so ein freundliches, unauffälliges Verhalten zeigen würden, um hier nicht ins Fadenkreuz zu gelangen? Um dann ungestört ihrer subversiven Tätigkeit nachzugehen?

    Maruthron zwang sich dazu, sich wieder auf sein Gegenüber zu konzentrieren.

    „Wie ist dir schließlich die Flucht gelungen? Denn ich entnehme deiner Schilderung, dass du dich mit Sicherheit nicht so ohne weiteres entkommen konntest."

    „Nur reinem Zufall und dem Glück, dass die Mufrggh auf einen Gegner trafen, der waffentechnologisch stark genug war, mehrere Dutzend Schiffe der Angriffsflotte zu vernichten. Dies jedoch führte zu einer absoluten Raserei unter den Mufrggh. Und im weitem Umkreis um den Ort dieser angeblichen Saboteure wurde alles zerstört, umgebracht und ausradiert. Auch Rassen, die überhaupt keinerlei Raumschiffe besaßen, wurden in diesem Anfall sinnloser, barbarischer Raserei vernichtet.

    Während dieser Gräueltaten war zudem die Zahl der Bewacher auf meinem Schiff deutlich reduziert worden. Dieser Abschaum war nämlich primär daran interessiert, an dem Blutbad an vorderster Front mitzuwirken.

    Ganz in der Nähe zu der Position, wo sich mein Schiff befand, existierte ein Dunkelnebel. So hatten wir endlich die Chance, die wenigen Aufpasser, die lustlos Wache schoben, zu überwältigen und somit das Schiff endlich wieder unter unsere Kontrolle zu bringen und mit Hilfe des Dunkelnebels als Tarnung unerkannt zu entkommen. Wir sind einen riesigen Umweg geflogen, um hierhin zu kommen, um nicht erneut in die Hände der Mufrggh zu gelangen."

    „Sind die Mufrggh - Bewacher etwa noch an Bord des Schiffes?"

    „Ja. Daher empfehle ich dringend, sie ins Kreuzverhör zu nehmen. Aber keinesfalls Informationen darüber an irgendwen zu geben, der nicht absolut vertrauenswürdig ist. Denn ansonsten befürchte ich, dass wir sehr rasch mit einer riesigen Invasionsflotte der Mufrggh sowohl über diesem Planeten als auch Orodon rechnen müssen. Und sie werden nach diesen Erfahrungen, die ich gemacht habe, keinerlei Skrupel besitzen, auch diese beiden Planeten auszuradieren."

    „Nicht alle Mufrggh sind schlecht, wie du gleich noch erfahren wirst. Viele kritisieren leise hinter vorgehaltenem Flügel ihre Machthaber. Denn auch wir sind nicht ganz ohne Kenntnisse über diese entsetzlichen Ereignisse geblieben."

    „Ihr wusstet von den Vorkommnissen?"

    „Sagen wir lieber, dass wir etwas geahnt haben. Uns ist schließlich während der vergangenen vier Jahre nicht verborgen geblieben, dass eine ungewöhnlich starke Flottenaktivität im Raum um Gornon herrschte. Dass die Mufrggh extrem viel Energie und Rohstoffe verbrauchen. Dass immer größere Raumbereiche um ihre Heimatwelt sogar für hochrangige Besucher gesperrt sind, Und dass sowohl die Blurroggh als auch die Quordono und auch wir fast keinerlei Informationen mehr aus den politischen Kreisen der Mufrggh über ihre langfristigen Ziele erhalten."

    „Aber wie sollen wir uns gegenüber dieser übermächtigen Rasse verteidigen? Wir haben ihnen eigentlich doch nichts entgegenzusetzen."

    Maruthron zwinkerte ihm mit seinen Augenreihen rhythmisch zu als wenn er sagen wollte: ,Nur Geduld, mein Freund, wir haben noch nicht alle Asse aus dem Ärmel gezogen.’

    Er fuhr fort: „Auch wenn du diese Bemerkung jetzt etwas überraschend findest: Ich bin froh und glücklich, dass du so offen zu mir warst und vor allem bei der Wahrheit geblieben bist. Denn das, was du soeben berichtest hast, passt haargenau zu den Erkenntnissen und Überlegungen, die den beiden Regierungen vorliegen."

    Borhun war völlig verwirrt. Worauf wollte sein Gegenüber hinaus? Er beschloss, erst einmal das weitere Gespräch abzuwarten und nicht all zu viele neugierige Fragen zu stellen. Denn eine wichtige Erkenntnis hatte er Maruthron verschwiegen. Aber diese letzte Information würde er erst preisgeben, wenn er sich hundertprozentig sicher war, dass sein Gegenüber voll vertrauenswürdig wäre.

    Maruthron blickte ihn scharf an. Borhun hatte das Gefühl, als ob er irgendeinem Test ausgesetzt würde.

    „Was würdest du in dieser Situation als nächstes tun, auch wenn es noch so abwegig wäre?", fragte Maruthron nach.

    ,War das jetzt die alles entscheidende Frage, die über sein zukünftiges Schicksal entschied? Sollte er sich gegenüber ihm wirklich mit seinen Gedanken offenbaren? Denn wenn diese Information in die falschen Hände gelänge, könnte es sein, dass tausende weitere Rassen vernichtet würden und er sich mitschuldig machen würde an dem Untergang einer womöglich blühenden Kultur.’

    „Ich möchte diese Frage nur ungern beantworten. Zuviel hängt davon ab - möglicherweise das Schicksal einer sehr großen, friedfertigen Zivilisation irgendwo da draussen."

    Maruthron signalisierte durch ein hohes, quiekendes Geräusch, dass er mit dieser Antwort zufrieden war.

    „Deine Vorsicht ist nur zu verständlich. Aber auch ich verfüge inzwischen über diese rätselhaften Informationen, die du womöglich in der Milchstraße - einem Namen, den diese Galaxie von Bewohnern eines unbedeutenden Planeten - erhalten hat. In ihren Satellitengalaxien muss nämlich eine hoch entwickelte Zivilisation existieren.

    Ich möchte, dass du mit unserem besten Schiff dorthin fliegst und Kontakt zu ihnen aufnimmst, sie von der Bedrohung in Kenntnis setzt und sie womöglich als Verbündete gewinnst. Weiterhin sollst du dich um den Verbleib des verschollenen Raumschiffs der Blurrogh kümmern und herausfinden, was aus ihnen geworden ist.

    Denn auf Orodon haben sie sich bisher nicht zurückgemeldet. Und natürlich brennt die dortige Regierung darauf, ihr Schicksal aufzuklären. Du wirst obendrein der Leiter dieser Operation sein. Und diese neuerliche Mission dürfte diejenige sein, bei der von dir die bisher größte Verantwortung abverlangt wird."

    „Aber mit unseren Raumkreuzern sind wir doch den Mufrggh Schiffen hoffnungslos unterlegen."

    Maruthron zwinkerte ihm mit seinen Augen an den Seitenlinien verschmitzt zu.

    „Eine Kooperation, die früher für undenkbar gehalten wurde, kann dahingehend manchmal Wunder bewirken. Viele der Mufrggh hier sind gegen die kriminelle Politik ihrer jetzigen Regierung. Aus diesem Grund haben sich die besten hier vorhandenen Kräfte an ein Raumschiff gewagt, das einen vollkommen neuen Antrieb und eine sehr zerstörerische neue Waffentechnologie besitzt. Die aber nur dann eingesetzt werden darf, wenn wirklich Gefahr für Leib und Leben besteht. Und keine prahlerischen Schießübungen bitte! Diese Tradition ist ab sofort beendet und wird nicht länger geduldet!"

    „Einverstanden."

    „Bevor wir uns deinen näheren Aufgaben im Zusammenhang mit deiner Mission zuwenden, wollen wir uns erst einmal einem stärkenden Mahl zuwenden. Danach werde ich dir das neue Raumschiff, seine Besatzung und einige Vertreter der Kommission vorstellen, die sich für dieses Projekt besonders stark gemacht haben."

    Beschlüsse

    Kroaxar waren von Natur aus reine Vegetarier, die sich überwiegend von so genannten roten Sandalgen, die sich zu meterlangen, filamentartigen Strukturen, ähnlich irdischen Schleimpilzen, zusammenlagerten. Normalerweise lag diese Lebensform lediglich als einzelliger Organismus an isolierten Orten, verteilt über die Weiten des Wüstenplaneten, vor. Bei einer Größe von weniger als einem Zehntel Bnarrgh konnte man sie nur schwer in den Sandmeeren, in verwitterten Schutthalden zerfallender Gebirge oder stauberfüllten Ebenen finden. Sobald aber Regen fiel oder sie auf Flusssysteme oder Oasen trafen, bildete diese Lebensform bis zu zwei Gobnarrgh hohe, verzweigte, farnähnliche Strukturen, deren riesige rotgefärbte Wedel für alle Kroaxar das sehr schmackhafte Grundnahrungsmittel darstellten. Sie wucherten ebenfalls entlang des Flusses, der tief unter ihnen am Canyongrund die Sedimentschichten erodierte.

    Und es gab noch tausende weitere Unterarten dieser Lebensform, angepasst an die verschiedenen Klimazonen dieser Welt: Die blaugefärbten, sehr langsam wachsenden Polalgen waren die schmackhaftesten, dabei nur sehr selten auf ihre volle Größe von vier Gobnarrgh heranwachsend. Sie gediehen vor allem in den Polarregionen. Aber auch in einigen Hochgebirgen Yewwhrhons waren sie zu finden. Ihr süß - salziges, leicht säuerliches Aroma machten sie zu einer Delikatesse, mit dem jeder Kroaxar verführt, geehrt oder belohnt werden konnte.

    Maruthron hatte ein besonders wohlschmeckendes kleines Büffet für seinen Gast vorbereitet. Er experimentierte leidenschaftlich gern selbst mit verschiedenen Zubereitungsarten von Sandalgen.

    Borhun schmeckte das Mal sichtlich. Er war aber trotzdem nicht in der Lage, sich vollends auf die kulinarischen Verführungen zu konzentrieren.

    Schließlich hielt er seine Anspannung nicht mehr länger aus und vertraute sich Maruthron mehr und mehr an.

    „Ich denke, dass das größte Problem die Spionage möglicher Mufrggh - Verräter ist. Wer garantiert uns, dass die auf Yewwhrhon

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