Schweben auf Zuckerwatte
()
Über dieses E-Book
Mehr von Patricia Clara Meile lesen
Der einen Glück, der anderen Leid Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas paradoxe Spiel des Schicksals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Schweben auf Zuckerwatte
Ähnliche E-Books
Fein, aber oho!: Hochsensibilität besser verstehen und als Gabe begreifen. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenChaos im Kopf: Eine manisch-depressive Lebensgeschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein tödlicher Freund: Die chaotische Reise eines Alkoholikers Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFelsenblume: Ein Leben in Zeitraffer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch kann nicht mehr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenES ist die Depression: Diagnose F XX.X Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilung beginnt bei mir: Leben lernen mit Multipler Sklerose und Loslassen von der Magersucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWendepunkte des Lebens: Schlüsselerlebnisse Teil 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAb heute heiß ich "Stefan" - Die wahre Geschichte eines Transmanns: Transident in Deutschland, der lange und steinige Weg zu sich selbst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEinmal im Kreis - und zurück: Midlifecrash to go Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin nicht komisch, mein Kopf funktioniert nur anders: Mein offener Umgang mit psychischer Gesundheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie komme ich bitte zurück in meine innere Mitte?: Vom Suchen und sich finden lassen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBeschissen bis heiter: Leben und lieben mit Morbus Crohn Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSelbstwert ist Geld wert! Doch was bist Du Dir wert?: Eine Anleitung, um von innen heraus zu leuchten. Mit großem Selbstwert-Lexikon. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHommage an mein Bauchgefühl: Oder: Die Würde des Menschen ist doch antastbar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Hoffnung in Dir Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFlambierte Rosinen: Manisch-depressiv - Leben in Extremen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHerzfrequenz: The Spirit is calling Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEasy Way - Es gibt ein Leben nach der Jobsuche: Der ultimative Mutmacher Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenn du hast nur dieses eine Leben: Eine Gedankenreise ins Ungewisse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenParkinson: ... oder was?! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAus der Dunkelheit ins Licht: Mein Weg aus den Depressionen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum normal sein gar nicht so normal ist: ... und warum reden hilft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur 27 Wochen - Ein Frühchen will leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie 11 Gebote, wie du dein volles Potenzial im Leben verwirklichst. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeisel der Kindheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Kunst es leichtzunehmen: Aufräumen im Unterbewusstsein für ein glückliches Leben in Balance Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Tigerkaninchen: Glück trotz Krankheit und Katastophen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Leben ist hart, aber ich bin härter!: Mein Leben nach einem Hirntumor, mit Fazialisparese und Gehörlosigkeit, aber viel Optimismus. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungenmy story isn`t over yet: Mein Bipolares Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Logisch-philosophische Abhandlung: die Hundertjahrsausgabe: Der Tractatus in Baumform Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gouvernanten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHandbüchlein der Moral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Germanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schönsten Sagen aus Wien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Jugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoctor Who: 13 Doktoren, 13 Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Gesamtausgabe (43 Werke, chronologisch) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5James Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Schweben auf Zuckerwatte
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Schweben auf Zuckerwatte - Patricia Clara Meile
1 Wiedersehen
Es gab jemanden, den ich nie vergessen hatte. Niemals hätte ich geahnt, wo und unter welchen Umständen ich ihn wiedersehen würde.
Wenn ich keine Tabletten nahm, herrschten in meinem Kopf nur noch Schmerzen. Um die Augen herum – bei jedem Atemzug – hatte ich ein Ziehen, was sich anfühlte wie eine akute Stirnhöhlenentzündung, die jedoch faktisch nicht vorhanden war. Der Hausarzt hatte geröntgt. Es gab keinerlei Vereiterungen. Nacken und Schultern waren pausenlos verkrampft. Der Wirbelsäule entlang verspürte ich bei Druck, auf der linken Seite, ein unangenehmes Stechen an den Querfortsätzen. Selbst der Schlaf brachte keine wirkliche Erholung mehr.
Auf meinen Augen lag meist ein trüber Schleier, durch den ich die Umwelt wahrnahm, wie durch milchiges Glas. Starrte ich in die Ferne, verlor sich mein Blick komplett. Mein Gehirn stand für einen Moment still, ähnlich einem Rechner, der sich aufgehängt hatte. Ich war unendlich ausgelaugt und erschöpft, hatte Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme. Kaum noch konnte ich die Kraft aufbringen, mich aufrecht zu halten. Mein Kreuzbein schien zu schwach, um mein moderates Körpergewicht zu tragen. Ich kam mir vor, wie von einem Lastwagen überfahren. Aufgrund von Rückenbeschwerden hatte ich an meinem Arbeitsplatz zwar ein Stehpult gekriegt, doch ich nutzte es bloß noch selten. Ich schaffte es einfach nicht mehr, längere Zeit zu stehen. Innerlich zitterte ich. Vor einigen Tagen war es bereits so weit gegangen, dass mein inneres Beben sich nach außen kehrte und für mein Umfeld sichtbar wurde. Als ich morgens in der Betriebskantine mein Pausenbrot holte, gelang es mir beinahe nicht mehr, die Münzen aus meiner Brieftasche zu klauben, derart zitterten meine Hände. Ein durchaus attraktiver Kollege hatte sich eingebildet, mich mit seiner charmanten Erscheinung aus der Ruhe gebracht zu haben, was er mir natürlich sofort unter die Nase reiben musste. Ich schämte mich. Zugegeben, er gefiel mir wirklich verdammt gut und ich verhielt mich in seiner Gegenwart des Öfteren schüchtern und unbeholfen wie eine Halbwüchsige, doch das war es nicht gewesen – so weit ging meine Schwärmerei dann doch nicht! Kurz gesagt, ich war völlig fertig und nicht mehr die, die ich einst gewesen war.
Ab und an, manchmal inmitten einer Unterhaltung, hatte ich jähe, unerwartete Zuckungen, die sich über den gesamten Oberkörper bis hin zum Kopf zogen. Meine Gesprächspartner erschraken oder schauten mich schief an und ich fühlte mich irgendwie abnormal, als ob ich eine Behinderung oder einen Tick hätte. In Wahrheit sind Muskelzuckungen meist harmlos. Oftmals gehen sie von psychischen Faktoren, wie erhöhtem Stress, aus.
Mein Atem war flach und mein Puls raste. Bisweilen wusste ich nicht, ob es die Schmerzen waren, die in mir Schwindel und Übelkeit verursachten oder die Medikamentenüberdosis. War es richtig gewesen, mich selbst einzuliefern? Arbeiten ging doch irgendwie immer und genau das wurde auch erwartet! Stattdessen betrat ich eine Klinik. Das Zentrum war spezialisiert auf Alkoholismus und Drogenabhängigkeit, Tablettensucht, Sex- und Liebessucht, Spielsucht, Co-Abhängigkeit und viele andere.
Ich machte mir Vorwürfe für das, was ich, wie so vieles, als Schwäche empfand. Überhaupt war meine Achtung vor mir selbst tiefer gesunken denn je. Ich fragte mich, warum andere scheinbar so viel konnten, taten und ertrugen und ich nicht. Ich war schnell gestresst, überlastet, überfordert, kraft- und energielos – außerdem ständig am Gähnen. Ich konnte mich schwer aufraffen, etwas zu tun. Da waren weder Motivation noch Elan. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wurde und über mir zusammenbrach. Das Vergleichen war Gift. Vielleicht reagierten die Körper, jener Menschen, mit denen ich mich maß, einfach nur später und anders. Vielleicht sollte ich sogar dankbar sein, dass meiner mir frühzeitig klare Signale gab. Man nahm mir Blut ab, um zu kontrollieren, ob meine Leberwerte, durch die Chemikalien, gelitten hatten. Mir wurde flau im Magen. Die Ergebnisse fielen allerdings, wie die Schwester beteuerte, den Umständen entsprechend, gut aus.
Seit vier Monaten hatte ich meinen Konsum von Schmerztabletten kontinuierlich gesteigert. Inzwischen nahm ich Tabletten, die man höchstens an zehn Tagen im Monat einnehmen dürfte, täglich und davon mehrere. Schon früh morgens, wenn ich zum ersten Mal aufwachte, um meine Blase zu entleeren, griff ich zur roten Packung im Badschrank wie zu einem Rettungsanker. Darum war ich nun in der Klinik – Lena Sabrina Sommer, ein Name so heiter, wie er gar nicht zu meinem Zustand passte. Meine Gefühle waren sehr gemischt. Was würde mich hier erwarten? Konnte das, auf Dauer gesehen, überhaupt etwas ändern und bewirken? War ein solcher Aufenthalt sinnvoll?
Ein schlaksiger glatzköpfiger Pfleger mit schiefen Zähnen führte mich hinauf. Mein erster bitterböser Gedanke als ich ihn sah war, dass er ausschaute wie ein Psychopath. Er wirkte zugleich besserwisserisch und doch irgendwie unbeholfen. Dritter Stock, Station 15, Zimmer 306. Meine Zimmernachbarin sprach nicht. Ich fragte sie: „Seit wann sind Sie hier? Sie hob Daumen und Zeigefinger. „Zwei Tage?
Kopfschütteln. „Zwei Monate? Sie nickte. „Und wissen Sie, wie lange Sie noch bleiben müssen?
Sie schüttelte den Kopf und drehte sich weg. Ich schätzte sie auf Anfang/Mitte dreissig. Sie war klein und zierlich mit heller, durchscheinender Haut. Bloß ihr Busen hatte noch eine gesunde, runde Wölbung. An ihrem rechten Unterarm sah ich eine feine, verschnörkelte schwarze Tätowierung unter dem Ärmel ihrer Strickjacke hervorgucken. Um den Hals hatte sie einen bunten Schal gebunden. Ihre blond gesträhnten Haare waren auffallend ausgefranst in unterschiedlichen Längen, als ob sie Haarausfall gehabt hätte. Die aschigen Brauen über ihren wässrigen Augen waren ebenso strubbelig. Sie sah sehr zerbrechlich aus. Unverzüglich weckte sie in mir eine Art Beschützerinstinkt. Hinter ihrer heruntergekommenen Fassade, erkannte ich eine tiefe, reine Schönheit.
Durch das offene Fenster, das den Blick auf saftige Grünflächen freigab, wehte ein angenehm kühler Luftzug.
Wie viel von dieser Abhängigkeit war Kranksein, das in den Griff zu kriegen war und wie viel war ich selbst? Welche Gedanken waren von mir, welche von der Sucht gesteuert? Welche Launen waren «normal», über welche sollte ich mir Sorgen machen? Und wenn ich mir Sorgen machte, waren diese in Ordnung oder bereits Teil der Krankheit? Mein Großvater mütterlicherseits war Alkoholiker gewesen. Steckte die Anfälligkeit zum Suchtverhalten also schon in meinen Genen?
Ich hatte mein Leben zahlreichen zwanghaften Strukturen unterworfen. Es musste alles nach genauem Plan ablaufen; wie ich meinen Haushalt führte, wie ich meine Körperpflege vornahm und wie ich mich im Normalzustand, anderen Menschen gegenüber verhielt. Außerdem neigte ich generell zu Maßlosigkeit im Konsum, sei es bezüglich Essen, Fasten oder Kaufen.