Hey Guys: Geschichten aus New York City
Von Anna Lee
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Buchvorschau
Hey Guys - Anna Lee
Vorwort
Dieses Vorwort richtet sich an die Leser meiner New York-Episoden. Es müsste fast ein Nachwort genannt werden, denn meine Zeit in New York neigt sich nach fast drei Jahren dem Ende zu.
Ich kam nach New York , um meine Karriere als Künstlerin voranzutreiben. Ich gehörte zu den vielen, die nach New York streben um dem Mythos folgen. Was in der Zwischenzeit passierte wollte ich schriftlich festhalten, in einer Art Kolumne .
Ich bin verliebt in diese Stadt. Mit Haut und Haaren. Doch New York ist eine raue Geliebte. Laut vor allem, und fordernd. Immer muss man sich zusammenreißen, um die Beziehung nicht hinzuschmeißen, man fragt sich täglich wie es um die Liebe steht.
Und New York spielt dann mit ihrem Charme, (aktuell) blühenden Bäumen im Central Park, und betört mich erneut.
Die Menschen die hier in der Stadt zusammenkommen, sind wie ein wildes Biotop, mit so vielen verschiedenen Pflanzenarten ist nichts mehr exotisch, einzig man selbst fühlt sich als Sonderling wenn man das Durcheinander noch bestaunt.
Doch dafür bleibt keine Zeit, man muss schnell Wurzeln schlagen, sonst kann man als Pflanze nicht aufblühen. Und während man versucht ein Plätzchen im überfüllten Kasten zu finden, und von einer Wohnungsbesichtigung zur nächsten eilt, lächelt New York, meine Geliebte, nur milde.
Sie hat die wilden Jahre hinter sich, ist erwachsen geworden. Die Straßenschlachten, Drogen und den Dreck hat sie hinter sich gelassen, ist aber doch nicht spießig geworden, und hat sich auch nie bemüht, die Fassade schön zu machen (wie es zum Beispiel in Washington der Fall ist).
Einige meiner Besucher waren erschreckt ,wie laut und krass New York ist, und flohen regelrecht. flussaufwärts in die ruhigeren Vororte. Nur wer mit New York eine Art Liebesbeziehung eingeht, bekommt die sanfte Seite zu sehen, nach außen gibt sie sich laut und rau.
Wer die Städte des europäischen Südens kennt,wird nicht behaupten können dass New York als Stadt Charme besitzt.
Aber weil es vom alten Punker New York nicht ausgestrahlt wird, merkt man um so mehr, wie die Bewohner diesen Mangel ausgleichen.
Ein Zugführer begrüßt uns: „ Ladys and Gentleman, this is the train to New York City, the greatest city in the world! "
Während ich dies schreibe, wandert mein Blick aus dem Fenster, zu einer den Verkehr leitenden Polizistin, die statt müde mit den Armen zu winken einen wilden Tanz aufführt ,und innerhalb von Minuten knapp 50 Autofahrer amüsiert .Alles was einem dazu einfällt ist: :"This is so New York! „
Das sind nicht nur die Schwärmereien einer Verliebten, es gibt Begebenheiten, die es nur hier in dieser Form geben kann.
Wo gibt es Leute, die durch die Ubahn gehen, und die Männer ermahnen sie sollen den Frauen nicht auf den Hintern schauen, -weil sie sonst alle in die Hölle kommen!
Oder wie einige Leute während der Präsidentschaftswahl tanzend durch die Subway laufen, und rufen: Four more years baby , four more years!!!
New York ist die kratzbürstige Charmeurin, die sich immer wieder entzieht. Denkt man dass man sie ein wenig einschätzen kann, wird man bald vom Gegenteil überzeugt .
Ich hatte erst ein Jahr nach meiner Ankunft Arbeit gefunden, Freundschaften lassen noch immer auf sich warten, wenn man Arbeit hat bleibt keine Freizeit mehr.
Um dem täglichen Stress ein wenig einzuhalten, nahm ich mir einmal vor, innerlich ruhig zu sein und in mich zu gehen. Das einzige was ich dort vorfand war: Müdigkeit! Unter Strom zu stehen, und in dieser aufregenden Stadt von einer Arbeit zur nächsten zu laufen, hält fit und wach, die Kreativität und Dynamik der Stadt beflügelt. Man verbraucht seine Energie, während man gleichzeitig die Batterien wieder auflädt.
Das ist New York.
Ich werde bald in meinem Bett in Deutschland liegen, es wird still sein, kein Baustellenlärm, keine Autobahn vor dem Fenster, keine Geräusche der quietschenden Ubahn.
So werde ich friedlich schlafen können ,und von meiner wilden Geliebten träumen.
1. Bronxexpress
Auf dem Weg zur Arbeit schreibe ich irgendetwas in mein dünnes Heft, versuche damit, mich davon abzulenken, wie menschenunwürdig es ist, jeden Tag drei Stunden kostbarer Zeit in einer vollgestopften New Yorker Subway zu verlieren.
Ich erinnere mich in diesem Moment an die kleine Stadt, in der ich früher lebte, blicke mich unauffällig um, entdecke leere Gesichter, hinter denen sich die Menschen schon lange damit abgefunden haben, die Last der langen Wege ohne Tageslicht und mit dumpfem Gerumpel, schnell auf- und zuziehenden Türen zu ertragen, stehend oder auf orangefarbenen Plastikschalen sitzend.
In meiner alten Stadt habe ich nur fünf Stationen gebraucht, um mein Ziel zu erreichen. Das ist lange her. New York wächst und wächst nach außen hin. Aber Arbeit gibt es nur im Zentrum. Während der langen Fahrt am Morgen wird der Zug an jeder Station weiter vollgeladen. Niemand steigt aus. Alle fahren nach Manhattan, bleiben ruhig, geduldig, leidend: Schwarze und Weiße, Inder und Chinesen. Selten verirrt sich ein Tourist um diese Zeit in die Subway.
Wie oft habe ich schon überlegt, einen Job in meiner Umgebung finden zu wollen? Doch die Nachbarschaft lässt kaum Raum für Illusionen. What a waste of money and time … Das Jammern unterdrücke ich. Warum wohnen so viele Leute außerhalb, und warum gibt es dort so wenige Arbeitsplätze? Ich denke daran, was mich erwarten wird, also nicht nur die Subway morgens und abends aus allen Nähten platzt, Manhattan überirdisch nicht besser sein wird.
In Brooklyn, auf der anderen Seite des East Rivers, hat