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Eridani-Explorer Band 1: Die Ankunft (Band 1)
Eridani-Explorer Band 1: Die Ankunft (Band 1)
Eridani-Explorer Band 1: Die Ankunft (Band 1)
eBook596 Seiten8 Stunden

Eridani-Explorer Band 1: Die Ankunft (Band 1)

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Über dieses E-Book

Nachdem die Erde sich immer öfter gegen die Ausbeutung ihrer Bewohner zur Wehr setzt, versucht die Menschheit ihr Heil in den Weiten des Weltraums zu finden. Gegen viel Widerstand produzieren mehrere Nationen in einem Gemeinschaftsprojekt ein Raumschiff, welches 500 Wissenschaftler und erste Siedler ins 10 Lichtjahre entfernte Epsilon Eridani-System bringen soll. Erste Anzeichen machen Hoffnungen, dort einen bewohnbaren Planeten zu finden und neue Antriebe ermöglichen die Reise in nur 15 Jahren.
Nun, im Jahre 2074, ist es endlich soweit und die Crew der Eridani Explorer erreicht die äußerste Planetenumlaufbahn. Erste Analysen machen Hoffnung, doch was sie hier erwartet, kann nur die Zukunft zeigen.
Begleiten Sie die Entdecker auf spannende Expeditionen durch ein völlig fremdes System. Werden sie hier tatsächlich ihr neues Zuhause finden, oder waren all die Entbehrungen der letzten Jahre umsonst?
Finden Sie´s heraus!
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum6. Okt. 2020
ISBN9783753106199
Eridani-Explorer Band 1: Die Ankunft (Band 1)
Autor

Paul Desselmann

Ich bin 1978 in Thüringen geboren. Nach meinem Realschulabschluss habe ich eine Ausbildung zum Zimmermann gemacht und arbeite inzwischen als Haustechniker im öffentlichen Dienst. Mit dem Schreiben habe ich früh begonnen, doch gingen mir dabei immer wieder schnell die Ideen aus. Erst mit dem Eridani Explorer-Projekt habe ich es bis zum Abschluss des ersten Bandes geschafft und noch unzählige Ideen in der Hinterhand. Weitere Bände werden also bei positiven Bewertungen folgen. Ich freue mich natürlich immer über Kritiken und werde versuchen, sie in den Folgebänden zu beherzigen. Zögern Sie also nicht, denn nur so kann ich mich verbessern. Vielen Dank für Ihre Unterstützung Ihr Paul Desselmann

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    Buchvorschau

    Eridani-Explorer Band 1 - Paul Desselmann

    Eridani Explorer

    *Die Ankunft*

    (Band 1)

    Von Paul Desselmann

    Vielen Dank, dass Sie sich für mein erstes Buch entschieden haben. Ich habe es im Selbstverlag veröffentlicht, also ohne professionelle Hilfe. Einzig beim Coverbild wurde ich von Sarah Richter Art unterstützt.

    Entsprechend bitte ich um Nachsicht, wenn noch nicht alles im Buch perfekt ist. Ich lerne aber gerne dazu und hoffe, mich in den folgenden Bänden steigern zu können.

    Wenn Sie im Anschluss Anregungen und Verbesserungsvorschläge für mich haben, freue ich mich sehr über eine E-Mail unter

    eridani-explorer@web.de

    Nun wünsche ich aber viel Spannung auf den folgenden Seiten.

    Ihr Paul Desselmann

    Teil 1

    Neue Heimat

    26.April 2074, Donnerstag

    Es war absolut windstill. Nur der Fahrtwind des Bootes strich ihr sanft über das Gesicht, während sich in der Ferne die Sonne hinter den Bergen zu verstecken begann. Es war nicht mehr weit bis zum Hafen, vielleicht noch 20 Minuten, und ein wunderschöner Tag auf dem Meer würde zu Ende gehen.

    Ihre Kinder, Peter und Janine, hatten den ganzen Tag über im Meer geplanscht und geschnorchelt, während sie mit ihrem Mann Ronny mehrere Tauchgänge im azurblauen Wasser unternommen hatte.

    Plötzlich schrillte ein widerlich durchdringender Alarmton über das Deck und alles um Lisa herum wurde dunkel. Neben sich spürte sie eine Bewegung und ganz langsam realisierte sie, dass alles nur wieder ein Traum aus längst vergangenen Zeiten gewesen war.

    Lisa hatte diesen Traum schon öfter gehabt und sie wusste, dass sie diese Situation tatsächlich schon einmal erlebt hatte. Allerdings kannte sie damals weder ihren Mann, noch gab es die beiden gemeinsamen Kinder.

    Frustriert ließ Lisa ihre Hand auf den Wecker knallen und der Pfeifton machte einer angenehmen Ruhe Platz. Ronny wälzte sich herum, legte seinen Arm um ihre Hüfte und sie spürte eine typisch männliche Regung an ihrem Hinterteil. Zu dumm nur, dass sie im Moment überhaupt nicht in Stimmung war und noch weniger Zeit hatte als sonst, um sich körperlichen Gelüsten hinzugeben. Also wand sie sich rasch aus seiner Umklammerung heraus, was Ronny mit einem mürrischen Knurren quittierte.

    Lisa musste sich beeilen. Admiral Morrison erwartete sie in 30 Minuten auf der Brücke zum Meeting. Eine kurze Dusche war jedoch unumgänglich.

    Weil Wasser auf ihrer langen Reise natürlich sehr kostbar war, gab es keine herkömmlichen Duschen an Bord, sondern eine spezielle Wasser/Luftmischung, der desinfizierende und geruchshemmende Zusatzstoffe beigemischt wurden. Wie sehr Lisa doch eine richtige Wasserdusche vermisste! Oder ein warmes Bad. Oder noch besser, ein Bad im Meer, wie in ihrem Traum gerade eben. Nun ja, ihre Reise neigte sich dem Ende entgegen und mit etwas Glück würde all dies schon bald wieder möglich sein. Die ersten Anzeichen dafür waren jedenfalls vielversprechend.

    Nach dem Duschen nahm sie die Zahnreinigungstablette, welche eine wirklich gute Erfindung war. Sie sparte einiges an Zeit ein, schmeckte erstaunlich gut und die Wirkung sollte sogar besser sein als beim herkömmlichen Zähneputzen.

    Neben ihr öffnete sich die andere Badezimmertür und Töchterchen Janine kam schlaftrunken hereingeschlurft. „Mami, musst du heute wieder so lange arbeiten?"

    „Ich fürchte ja, Liebes. Du weißt doch, wie viel Arbeit wir gerade haben und wie nötig diese ist. Sie wird darüber entscheiden, wie wir in Zukunft leben.

    In 15 Minuten muss ich schon wieder auf der Brücke sein. Es tut mir wirklich leid, dass ich im Moment so wenig Zeit für euch habe. Vielleicht kann Papa etwas mit euch unternehmen." Lisa bezweifelte dies allerdings, denn Ronny war als Techniker und Shuttle-Pilot damit beschäftigt, die Antriebe und Systeme der Shuttles sowie der Orbiter für die anstehende Mission vorzubereiten.

    Zum Glück gab es in der Schule eine Vollzeitbetreuung, die auch nach dem Unterricht den Nachwuchs ordentlich zu bespaßen wusste. Doch Lisa ahnte, dass dies ihren Kindern kaum genügen konnte. Sie brauchten ihre Eltern.

    Lisa seufzte und während sie in ihre Dienstkleidung schlüpfte, drückte sie Janine noch einen dicken Schmatzer auf die Stirn. Dann verließ sie die Wohnung und eilte zum Laborring hinüber, um die aktuellen Daten aus ihrem Büro zu holen.

    Von dort fuhr sie mit der Aufzugskapsel zum Zentralschiff, auf dem sich die Brücke befand. Die Kapsel kam im Hangar für die Raum-Shuttles an und durch einen etwa 100 Meter langen Gang, welcher teilweise mit Fenstern zum Flugdeck ausgestattet war, ging es weiter zur Brücke. Als sich die Tür öffnete, fiel ihr Blick direkt auf das große Panoramafenster. Noch vor wenigen Wochen war davor nur tiefste Schwärze mit vielen fernen Sternen zu sehen.

    Seit kurzem jedoch bot sich ihnen ein Bild, welches das Ende ihrer gut 15 Jahre andauernden Reise ankündigte. Manche der Lichtpunkte waren bedeutend größer geworden. Auf dem nächstgelegenen ließen sich mit den Teleskopen sogar schon erste Strukturen erkennen.

    Im Zentrum befand sich ein besonders helles Licht. Ihr Raumschiff, die Eridani Explorer, hatte sein Ziel fast erreicht – das Sonnensystem Epsilon Eridani. Auch wenn Lisa diesen Anblick in den letzten Tagen schon bewundern konnte, war es nach Jahren der Finsternis ein absolut überwältigendes Gefühl.

      Ein lautes Räuspern holte sie aus ihrer Trance und einige der Gesichter am Konferenztisch grinsten Lisa wissend an. Es schien jedem so zu gehen, der durch diese Tür trat.

    Lisa riss sich los und setzte sich ein wenig verlegen an ihren Platz, damit Admiral Morrison mit der Sitzung beginnen konnte.

    „Ich wünsche Ihnen allen einen wunderschönen guten Morgen. Bevor wir unsere Sitzung beginnen, werfen Sie bitte noch einen letzten kurzen Blick aus dem Fenster. Weil ich selbst weiß, wie fesselnd dieser Anblick sein kann, werde ich ab sofort bei den Besprechungen unsere vorderen Fensterläden schließen, um mir Ihrer vollen Aufmerksamkeit sicher zu sein."

    Ein leises Gelächter hallte über die Brücke, verstummte aber nach einem weiteren Räuspern des Admirals sofort. Er gab einem der Wachhabenden an den Bedienkonsolen ein Zeichen, worauf sich vor dem Fenster mehrere Metallplatten nach oben schoben. Diese dienten als Schutz vor Kleinstmeteoriten, doch alle waren froh, dass sie bislang noch nie gefordert worden waren. Keiner glaubte ernsthaft an ihre Schutzwirkung im Notfall.

    „Sehr schön, meine Herrschaften. Kommen wir zum täglichen Bericht. Mister Egström? Die wichtigsten Fragen: Antriebsstatus, und weil wir in wenigen Stunden die erste Planetenumlaufbahn passieren werden, wie geht es unseren Sonden?"

    Sven Egström war der erste technische Offizier der Eridani Explorer. Er stammte aus Nordschweden und war schon in der Schule durch technische Intelligenz und Erfindungsgeist aufgefallen. Sein Aufenthalt an der Königlich Technischen Universität in Stockholm war nur von kurzer Dauer, weil schon sehr bald die University of Washington auf ihn aufmerksam wurde und ihm ein Stipendium angeboten hatte. Der Traum schlechthin für Sven. Die neuen Kernfusionsantriebe für die Raumfahrt fesselten sofort sein Interesse und schon bald lieferte er wichtige Verbesserungen für deren Effizienz. Trotzdem war es für ihn eine große Überraschung, als er mit 29 Jahren zur NASA eingeladen und ihm dieses irrwitzige Angebot gemacht wurde, das ihn schlussendlich heute hier auf diese Brücke gebracht hatte.

    „Vielen Dank, Admiral. Wir haben das primäre Bremsmanöver beendet und reisen derzeit mit knapp zehn Prozent unserer Maximalgeschwindigkeit. Die Sekundärtriebwerke übernehmen den Rest, bis wir den Orbit des sechsten Planeten kreuzen.

    Es gab ein paar Probleme mit einer der Steuerdüsen, was mein Team aber schnell in den Griff bekommen hat. Trotzdem ergab sich dadurch eine minimale Abweichung vom Kurs, die sich nach einer Neuberechnung aber nicht nennenswert auf unseren Zeitplan auswirkt.

    Die erste Mission ist startbereit. In etwa 13 Stunden wird Shuttle Lincoln zu Eridani-6 aufbrechen und den Orbiter in einer Entfernung von 100 Kilometern zum Planeten aussetzen. Anschließend scannt und analysiert er die Oberfläche. Ist ein geeigneter Landeplatz gefunden, wird das Landemodul abgekoppelt und zur Oberfläche geschickt, wo es weitere Boden- und Luftanalysen durchführt.

    „Vielen Dank, Mister Egström. Kommen wir nun zu unseren Wissenschaftlern. Lisa, wie sehen Ihre Vorbereitungen und Planungen aus?" wollte der Admiral wissen.

    Lisa räusperte sich. Obwohl sie jetzt schon seit vier Jahren als leitende Wissenschaftlerin an diesen Besprechungen teilnahm, fiel es ihr immer noch schwer, eine Rede vor den Teamchefs und Admiral Morrison zu halten. Dabei waren die anderen in der Runde völlig korrekte Leute. Nur Captain Gerard Horrand war in dieser Runde mit Vorsicht zu genießen, weil seine Laune gelegentlich grenzwertig war.

    „Ja, ähh, danke Francis. Im Moment konzentrieren wir unsere Beobachtungen vorwiegend auf Eridani-2 und 3, weil beide in der bewohnbaren Zone um die Sonne kreisen und somit unser Hauptziel sind.

    Beide Planeten besitzen Atmosphären, welche für uns interessant sein könnten. Unsere Aufgabe ist es, den Planeten auszuwählen, der für eine Besiedlung geeigneter ist. Des Weiteren werden wir, dank der günstigen Planetenkonstellation, die anderen drei Planeten bis zur habitablen Zone ebenfalls untersuchen, wenn auch etwas weniger intensiv. Die Daten der Orbitersonden werden gespeichert und nur die wichtigsten genauer untersucht.

    Wir könnten hierbei noch gut Unterstützung gebrauchen. Das Lehrerkollektiv hat deswegen vorgeschlagen, jugendliche Schüler ab 14 Jahren einzubinden. Das wäre sicher sehr sinnvoll. Immerhin geht es hier um ihre Zukunft. Die Lehrer haben vier der Schüler empfohlen. Die Eltern wären einverstanden und wir würden es gern mit ihnen probieren."

    „Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so hilfreich wäre! wendete Captain Horrand ein. „Die Kinder müssten ständig unter Beobachtung stehen, was die Wissenschaftler eher von der Arbeit abhalten wird.

    „Sie sollen ja nicht komplizierte Daten analysieren, sondern mit Handlangerarbeiten beginnen und dann je nach Fähigkeiten und Talent tiefer eingebunden werden. Außerdem sprechen wir von festen Zeiten und nicht von Schichtdienst. Die Jugendlichen sollen mindestens vier Stunden Schule am Tag haben und dürfen dann bis zu vier Stunden im Labor mithelfen", konterte Lisa.

    „Also ich habe nichts dagegen, wiederholte der Admiral. „Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert und wenn es nicht funktioniert, können wir es jederzeit wieder drosseln oder aussetzen.

    Alle anderen stimmten ihm zu und der Vorschlag war somit angenommen.

    Nach Lisa informierte Bürgermeister Daniel Berger über das kleine Fest, welches heute Abend zu Ehren des Einfluges in das Eridani-System stattfinden sollte. „Mir ist zwar bewusst, dass es viel Arbeit gibt, doch ich würde mich freuen, wenn trotzdem jeder etwas Zeit findet, um wenigstens für eine Stunde vorbeizukommen."

    Professor Chian Ho berichtete über die medizinische Abteilung. Neben den alltäglichen kleineren Blessuren gab es noch einen etwas ernsteren Vorfall. Jim Perry war während der Störung an der Bremsdüse ins Taumeln geraten und gegen einen Tisch geprallt. Dabei hatte er sich einen Bruch des linken Oberarmes zugezogen.

    „Wie geht es ihm?" wollte Morrison besorgt wissen.

    Doktor Ho lächelte und zitierte Jim: „Mit 81 Jahren ist das doch kein Beinbruch. Aber ein anständiger Brandy wäre jetzt nicht schlecht, nur so als Schmerzmittel, hat er gemeint."

    Ein leises Lachen ging durch den Raum. So kannten sie den alten Jim. Immer einen sarkastischen Spruch auf Lager, egal wie hoch die Fetzen flogen.

    Jim hatte als Raumfahrtingenieur schon viel Einfluss auf den Bau der Eridani Explorer gehabt und war bis vor dreieinhalb Jahren der Technikchef an Bord. Obwohl er sich inzwischen im Ruhestand befand, ließ er es sich nicht nehmen, regelmäßig mit seinem ungeheuren Wissen auszuhelfen. Damit war er auch weiterhin ein überaus wertvolles Crewmitglied und bewies, dass sein Kopf noch immer hervorragend funktionierte.

    George Klein berichtete über die aktuellen Ernteergebnisse der Agrar-Module. Getreide und Kartoffeln waren voll im Plan, Obst und Gemüse lagen etwas dahinter, vermutlich wegen eines kurzzeitigen Ausfalls der Klimaautomatik vor zwei Monaten. Dadurch sank die Temperatur zeitweise unter die Null-Grad-Marke, was den Pflanzen nicht ganz so gut bekommen war. Die Ernte dürfte bei etwa 70 Prozent liegen.

    Hühnerfarm und Fischzuchtbecken funktionierten ohne Probleme.

    Der Admiral nickte zufrieden. „Vielen Dank für Ihr Kommen. Ich weiß, wie knapp Ihre Zeit ist, hoffe aber trotzdem, dass Sie Daniels Einladung annehmen und heute Abend beim Fest erscheinen werden. Und bitte nicht den Start des Shuttles mit der ersten Orbiter-Sonde vergessen. Noch mal umdrehen und zurückfliegen geht nicht."

    Damit standen alle auf und machten sich auf den Weg in ihre Arbeitsmodule. Nur Lisa und Sven fuhren in die Cafeteria, um ihr Frühstück nachzuholen. Marlene kam auch dazu, Ronny musste allerdings absagen und sich um die bevorstehende Mission kümmern.

    Sven und Marlene waren nun schon seit fast vier Jahren miteinander verlobt. Sie hatten sich stur in den Kopf gesetzt, erst auf ihrem neuen Heimatplaneten zu heiraten. Vielleicht reichte es ja dann sogar noch für Nachwuchs.

    Das Frühstück bot eine überraschend große Auswahl, wenn man bedachte, dass die Eridani Explorer seit gut 15 Jahren durchs All reiste. Fast alle Dinge, die benötigt wurden, konnten in den Agrar-Modulen und in den Lebensmittelwerkstätten hergestellt werden. So gab es verschiedene Sorten Brot, Eier in unterschiedlichen Varianten, Sojakäse, Marmelade und auch eine Art Müsli. Selbst Kaffee und Tee wurde angebaut. Das einzige was vielen fehlte war die Milch zum Kaffee und sonstige Milchprodukte.

    Immerhin lagerte im Kühlschrank des Biotech-Labors das Erbgut von verschiedenen Nutztieren wie Rind, Schwein, Pferd, Hund, Biene und größeren Geflügelarten. Nach ihrer Landung auf der „Neuen Erde", wie der zukünftige Planet vorläufig genannt wurde, konnten diese Tiere durch klonen wieder zum Leben erweckt werden. Dann würde es in absehbarer Zeit auch wieder Milch für Kaffee und Müsli geben und vielleicht sogar mal ein saftiges Steak auf dem Teller liegen.

    Die meisten hatten sich jedoch mit der Fleischknappheit auf dem Raumschiff arrangiert und waren Vegetarier geworden. Darüber freuten sich ganz besonders die sturen Fleischesser, denn so blieb mehr für sie übrig. Gelegentlich wurden nämlich ein paar der Hühner geschlachtet und einmal pro Woche gab es zudem Fisch im Angebot.

    In den Regalen des Labors fand sich außer tierischem Erbgut auch eine große Auswahl an Samen von Nutzpflanzen. Vielleicht gelang es ihnen, einige davon unter den neuen Bedingungen aufzuziehen. 

    Lisa bevorzugte heute die Marmeladen aus verschiedenen Beeren mit weißem Brot. Eine Tasse kräftigen Kaffees dazu und der Tag konnte starten.

    Zwischendurch funkte sie Ronny über das Kommunikationsnetz (kurz KomLink) an, welches in allen Armbanduhren an Bord integriert war. Lisa wollte sich bei ihm entschuldigen, weil sie vorhin so schnell die Wohnung verlassen hatte.

    Er zeigte viel Verständnis dafür. Er selbst war im Moment mit der Sonde für Eridani-6 beschäftigt und fand selbst kaum Zeit für ein Gespräch.

    Die nächsten Wochen und Monate sollten noch stressiger werden. Das Analysieren der Planetendaten und später die Erforschung ihrer neuen Heimat dürfte sich über Monate und sogar Jahre hinziehen.

    Wieder kamen Lisa ihre Kinder in den Sinn. Sie würden die Mutter bald gar nicht mehr zu sehen bekommen, wenn sich diese Befürchtungen bewahrheiten sollten. Andererseits, warum sich jetzt den Kopf darüber zerbrechen? Die Arbeit musste gemacht werden und das ließ sich kaum ändern. Die wenige Zeit, die ihnen miteinander blieb, mussten sie eben so intensiv wie möglich nutzen.

    Nach dem Frühstück gingen die drei ihrer Wege, Sven in den Hangar, Marlene zur Krankenstation und Lisa trottete hinüber zu ihrem Büro in einem der Labor-Module. Dort wartete bereits ihre Assistentin Adriana auf sie. Die 26-jährige Spanierin war ständig etwas überdreht, aber unheimlich intelligent. Ein bisschen ruhiger, und sie wäre die perfekte Vertreterin für Lisa, die dann etwas mehr Zeit für ihre Familie erübrigen könnte. Doch solange Adriana dermaßen Hektik unter ihren Kollegen verbreitete, konnte Lisa das unmöglich verantworten.

    „Wir haben die neusten Daten von E6 analysiert. Der Planet hat einen Durchmesser von 2.150 Kilometer. Er scheint fast vollständig aus Fels und Sand zu bestehen. Das Eis, das sich in einigen der Krater und Täler angesammelt hat, zeigt im Spektrometer eine merkwürdige Zusammensetzung. Wir sollten den Lander möglichst in deren Nähe platzieren. So können wir Gestein und Eis untersuchen. Es gibt bisher keine erkennbare Atmosphäre, ansonsten scheint E6 eher unspektakulär zu sein."

    „Was habt ihr Neues über Eridani-2 und 3 herausgefunden?" fragte Lisa weiter.

    Adriana machte eine bedeutungsschwere Pause und grinste dabei von einem Ohr zum anderen. „E3 hat einen Durchmesser von etwa 17.000 Kilometern. Aufgrund der vermuteten Zusammensetzung schätzen wir seine Schwerkraft auf circa 1,4 G, also 40 Prozent mehr als auf der Erde und etwa 70 Prozent mehr als auf der Explorer. Ich schätze, wir müssen noch ein paar Trainingseinheiten im Fitnessraum einlegen, wenn wir dort landen wollen. Ansonsten ist der Planet zu etwa 40 Prozent mit zumeist flüssigem Wasser bedeckt. Seine Zusammensetzung können wir derzeit nicht abschätzen.

    Auch die Topographie können wir noch nicht klar erkennen. Wir vermuten allerdings, dass der Planet wegen der hohen Schwerkraft relativ eben sein wird. Außerdem scheint es dort Wetter zu geben, denn die Teleskope zeigen uns größere Wolkenfelder.

    Nun zu Eridani-2. Er hat circa 10.000 Kilometer im Durchmesser, was etwa 0,9 G an Schwerkraft bedeuten würde. Das wäre also perfekt für uns. Die Wasserfläche beträgt etwa 70 Prozent."

    „Das heißt, E2 ist den bisherigen Daten nach die wahrscheinlichere Option für uns", schlussfolgerte Lisa.

    „Das ist richtig. Aber wir sollten E3 keinesfalls vergessen. Wir erreichen ihn zuerst und vielleicht können wir einen der Roboter hinunterschicken, oder sogar ein gut trainiertes Shuttle-Team. Ich würde mich gern freiwillig dafür melden", grinste Adriana aufgeregt.

    „Nun mal nicht ganz so schnell schießen, junge Dame", bremste Lisa sie aus. „Es dauert noch ein bisschen, bis wir genauere Daten von E3 haben. Ich werde dem Admiral deinen Vorschlag zu gegebener Zeit gerne weiterleiten. Die Entscheidung, ob jemand runtergeht und wer, liegt in seiner Hand. Konzentriere dich auf die Arbeit, die jetzt ansteht. Wir müssen zuvor die Daten von drei anderen Planeten und zwei Monden analysieren, auf denen wir Sensoren absetzen.

    Wenn du wirklich mit nach E3 möchtest, solltest du nebenbei trainieren."

    Adrianas Grinsen wich schlagartig einem frustrierten Grummeln, weshalb Lisa besänftigte. „Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich gerne ein gutes Wort für dich beim Chef einlegen."

    Gegen 19 Uhr hatte Lisa sich mit Ronny und den Kindern im großen Saal verabredet. Er befand sich in einem Teil des Freizeit-Moduls und wurde für Veranstaltungen und Feste genutzt. Heute feierte man die Ankunft im Eridani-System. Dafür waren jede Menge Speisen und Getränke aufgebaut worden. Die Band spielte dazu auf der Bühne Lieder aus Erdzeiten, aber auch neuere, welche einige begabte Crewmitglieder selbst geschrieben hatten. Später würde die Theatergruppe ihr neuestes Stück aufführen.

    Im Augenblick befanden sich gut hundert Personen im Saal, aber zu den Samstagabendveranstaltungen kamen meistens noch mehr. Sie waren so etwas wie ein Pflichtprogramm, um das gesellschaftliche Leben an Bord aufrecht zu erhalten. Die meisten freuten sich die ganze Woche darauf, weil an Samstagen ein Großteil der Belegschaft frei hatte. Es gab dann nur eine Minimalbesetzung auf der Brücke und in der Technik.

    Heute waren allerdings viele mit den Vorbereitungen der bevorstehenden Missionen beschäftigt. Auch Lisa musste in spätestens zwei Stunden wieder im Labor sein. Dann startete das Shuttle, um die erste Orbiter-Sonde in eine Umlaufbahn von Eridani-6 zu bringen und abzusetzen. Ronny würde den Start vom Hangar-Kontrollraum aus überwachen.

    Gerne hätte er den Flug selbst durchgeführt, aber Admiral Morrisons Wahl fiel diesmal auf Anton Gianellis Team. Ronny passte dies gar nicht in den Kram. Er lieferte sich schon seit geraumer Zeit diverse Wortgefechte mit Gianelli, wer der bessere Pilot von ihnen sei. Und jetzt bekam ausgerechnet Anton den ersten großen Job. Sicher, er war ein hervorragender Pilot, aber von der Technik des Shuttles hatte er nicht wirklich Ahnung. Ronny konnte beide Qualitäten vorweisen. Er war ein klasse Pilot, und wenn nötig könnte er das komplette Shuttle in seine Einzelteile zerlegen und wieder zusammensetzen.

    Seinen Frust versuchte er nun mit dem Essen herunterzuschlucken und hoffte, beim nächsten Einsatz ans Steuer zu dürfen.

    Mit dem Essen musste er sich jedoch beeilen, weil die Kinder noch nicht da waren. Vielleicht blieb ihm so genügend Zeit, um einen der Hähnchenschenkel zu ergattern. In Gegenwart ihrer Kinder wollten Lisa und Ronny weder Fleisch noch Fisch essen, da sie die beiden zu Vegetariern erzogen hatten. Alle anderen Eltern machten das mit ihren Kindern genauso. Die konnten dann in der neuen Welt entscheiden, ob sie sich den Fleischliebhabern wieder anschließen wollten.

    Ronny hatte sich gerade das Gemüse auf den Teller gelegt und wollte zur Hähnchentheke weitergehen, als Peter und Janine zur Tür hereinkamen. Sie entdeckten ihn sofort und kamen rübergeschlendert. Ronny sackte frustriert in sich zusammen. Heute wollte auch gar nichts klappen.

    Janine fiel gleich stürmisch über ihn her und er musste aufpassen, dass sein Gemüse nicht auf dem Boden landete. „Hallo, Papa. Dürfen wir nachher mit dir in den Hangar, das Shuttle angucken? Bitte!" Peter grinste, hoffte aber, sein Dad würde ja sagen. Es gab nur sehr selten Shuttlestarts und deshalb war es immer noch etwas Besonderes, wenn mal eins ins All rausflog.

    „Hmm, lass mal überlegen Schatz. Hausaufgaben sind gemacht?"

    „Hab ich, alles fertig", kam stolz aus der 7-Jährigen herausgeschossen.

    „Wie sieht’s bei dir aus?"

    Peter druckste etwas herum, behauptete dann aber, dass sie heute zur Feier des Tages keine bekommen hätten.

    Ronny blickte ihn skeptisch in die Augen, hakte aber nicht weiter nach. „Okay, dann sollten wir uns beeilen. Schnappt euch was zu essen. In einer Stunde geht’s rüber zum Hangar."

    Er legte sich noch ein paar von den Pilzen auf den Teller und ging dann zum Tisch, wo Lisa schon saß und genüsslich die Reste ihres Fisches verschwinden ließ. Wenigstens sie hatte etwas davon abbekommen. Lisa mochte kein Fleisch, aber für Fisch würde sie alles geben. Nur eben nicht vor den Kindern. „Lass dir’s schmecken, Schatz."

    „Hmmm. Danke, tut´s auch. Hat nicht geklappt mit dem Federvieh, was?" fragte Lisa ahnend zurück.

    „Es ist wie immer. Wer zu spät kommt, den bestraft der Nachwuchs", stöhnte Ronny.

    „Du wolltest doch unbedingt Kinder, lächelte sie ihn neckend an. „Aber es ist ja bald wieder Samstag. Vielleicht klappt´s dann mit dem Hühnchen.

    „Ja, hoffentlich. Ich komm mir schon vor wie auf Entzug."

    Endlich kamen auch die Kinder an den Tisch. Peter packte einen bis zum Rand gefüllten Teller auf seinen Platz und ließ sich schwer in den Stuhl fallen. Ronny wusste zwar, dass sein Sohn ein guter Esser war, aber das fand er dann doch etwas übertrieben. „Wolltest du nicht nachher mit in den Hangar kommen?"

    Peter hörte auf zu kauen. „Ähh, doch, natürlich will ich das!" meinte er verwirrt und versuchte sein Essen bei sich zu behalten.

    „Okay, okay. Ich frage nur. An dem Berg, den du dir da aufgeladen hast, wirst du wahrscheinlich noch morgen sitzen."

    „Quatsch, das schaffe ich locker, gab der Kurze überzeugt zurück. „Außerdem hab ich rational gedacht. So muss ich nicht noch mal aufstehen, um Nachschlag zu holen. Das spart Zeit.

    So gesehen hatte der Junge auch wieder Recht. Janines Teller war nicht annähernd so voll. Dafür hatte sie ihr Gemüse wie immer in perfekter Symmetrie um das Kartoffelpüree in der Mitte drapiert. Der Vielfraß und die Künstlerin.

    „So, so. Ihr wollt euch also den Shuttlestart ansehen? schaltete sich Lisa ins Gespräch ein. „Dann dürfte euer Abend aber ziemlich lang werden. Wie ich euch kenne, wollt ihr die Rückkehr auch nicht verpassen. Vielleicht solltet ihr vorher noch einen Kaffee trinken, damit ihr durchhaltet, scherzte sie.

    „Na du hast Ideen, konterte Ronny angesäuert. „Damit die beiden nachher wie aufgescheuchte Hühner in der Gegend herumspringen? Das ist genau das, was ich gebrauchen kann. Vielen Dank auch.

    Wie auf‘s Stichwort fing Janine lautstark an zu gackern und auch Peter stimmte mit einem Kikeriki ein. Die Leute an den Nachbartischen drehten sich um und schauten verstört oder belustigt herüber. Lisa schüttelte verzweifelt ihren Kopf und stützte ihn dann in die Hände. Ronny sagte nur laut: „Tschuldigung. Das sind nicht unsere Kinder. Wir kennen sie überhaupt nicht", und hob dabei abwehrend die Hände in die Luft.

    Nachdem sich alle wieder eingekriegt hatten, mahnte Lisa die beiden, dass sie sich nachher gefälligst besser benehmen sollten. Ansonsten wäre dies ihr vorerst letzter Shuttle-Start für die nächste Zeit.

    Ronny war inzwischen fertig mit seinem Essen. Weil noch etwas Zeit blieb und die Musiker mit ihrem Programm begonnen hatten, nutzte er die Gelegenheit, Lisa um einen Tanz zu bitten.

    Bis vor zwei Jahren hatten sie noch in einer Tanzgruppe trainiert und sich dabei vor elf Jahren näher kennengelernt. Doch nach Ronnys Unfall fand seine Freude am Tanzen einen herben Dämpfer. Bei Wartungsarbeiten im Hangar hatte sich ein Ersatzmotor aus seiner Befestigung gelöst und war durch die Schwerelosigkeit auf ihn zugeschwebt. Sein linkes Bein wurde dabei eingeklemmt und gebrochen. Die Verletzungen waren zwar längst wieder verheilt, nur beim Tanzen spürte er es immer noch. Aber so zur Feier des Tages konnte ein bisschen Bewegung nicht schaden.

    Lisa war völlig überrascht. Das hatte er sie schon lange nicht mehr gefragt, aber sie freute sich, denn das Tanzen und vor allem die Bewegung fehlten ihr. Daher reichte sie ihm freudestrahlend die rechte Hand. Er nahm sie sanft und gab ihr einen Kuss auf den Handrücken. „Mylady, darf ich bitten?"

    Janine kicherte leise, während Peter nur stöhnend mit den Augen rollte.

    Admiral Morrison saß auf der anderen Seite des Saales zusammen mit Bürgermeister Berger und dessen Frau Julia am Tisch. Auch Jim Perry hatte sich auf Einladung des Admirals dazugesellt. Sein linker Arm war in einer Schlaufe an den Körper gebunden, um ihn ruhigzustellen. Mit einer speziellen Strahlentherapie und anschließender Physiotherapie sollte die Verletzung in wenigen Wochen wieder verheilt sein.

    „Gelungenes Fest, Danny, meinte Jim jetzt gut gelaunt. „Tolles Essen, die Band ist richtig gut drauf und bei der Dekoration haben Sie sich selbst übertroffen. Dabei deutete er mit dem Kopf in Richtung Boden und lächelte.

    Um künstliche Schwerkraft zu erzeugen, rotierten die äußeren Module um das mittlere Zentralmodul herum. Mit der daraus resultierenden Fliehkraft wurde Schwerkraft simuliert. Deswegen waren die Fenster der Ringmodule in den Boden eingelassen. Durch diese konnte man jetzt nach jeder Umdrehung Teile des Sonnensystems gut erkennen. Eridani-6 war sogar schon sehr deutlich zu sehen.

    „Danke, Jim. Julia hat wie immer viel mitgeholfen. Aber für die Deko sind dieses Mal höhere Instanzen verantwortlich", meinte der Bürgermeister schmunzelnd.

    „Tut mir leid, meine Herrschaften! unterbrach der Admiral das Geplänkel. „Ich muss das Fest jetzt leider verlassen. Die Brücke ruft, aber ich würde Sie gerne einladen, beim Start dabei zu sein.

    Der Bürgermeister lehnte jedoch ab. Sein heutiger Platz war auf dem Fest und auch seine Frau winkte dankend ab.

    „Eine der Nutzwasserpumpen macht Probleme. Nichts Ernstes, wir haben ja noch sechs weitere. Aber ich möchte da lieber dranbleiben."

    Julia war als Ingenieurin für die Wasserversorgung zuständig und nahm jedes noch so kleine Problem sehr ernst.

    Jim jedoch nahm die Einladung gerne an und so machten sich die beiden auf den Weg zur Brücke.

    Anton Gianelli und seine Crew verschwendeten währenddessen keinen Gedanken an das Fest. Sie waren schon seit zwei Stunden mit den Startvorbereitungen für das Shuttle beschäftigt. Die Kontrolle der Außenhaut und der Triebwerke hatte Gianelli zusammen mit seiner Copilotin Gina Brown erfolgreich abgeschlossen.

    Weil sich der gesamte Hangar im zentralen Teil der Eridani Explorer direkt hinter und teilweise unter der Brücke befand, gab es hier keinerlei Schwerkraft. Daher wurden die Kontrollen schwebend vorgenommen. Beide umkreisten unabhängig voneinander das gesamte Shuttle. So wurde die Gefahr verringert, dass einer von beiden einen möglichen Schaden übersehen konnte.

    Das Schiff war nach dem Vorbild der Shuttles Ende des 20sten, Anfang des 21sten Jahrhunderts konstruiert. Optisch konnte man die Verwandtschaft nicht übersehen und auch ihre Größe machte keinen nennenswerten Unterschied. Es war 36 Meter lang, hatte eine Flügelspannweite von 24,5 Metern und eine Höhe, bei ausgefahrenem Fahrwerk, von 16 Metern. Dieses wurde jedoch im Hangar nicht benötigt und blieb daher im Rumpf des Raumfliegers.

    Technisch hatten die neuen Shuttles allerdings kaum mehr Ähnlichkeit mit den alten Modellen. Sie mussten nicht mehr mit gigantischen Raketen ins Weltall geschossen werden. Das schafften sie allein mit ihren starken Triebwerken. Dank des hocheffizienten Kernfusionsreaktors mussten sie nicht einmal nachtanken und ihre Energie reichte für bis zu zehn Jahre.

    Eine weitere wertvolle Neuerung war die Möglichkeit, das Shuttle senkrecht starten und landen zu lassen. Für die Landung auf einem unbewohnten Planeten und im Gelände war das absolut notwendig.

    Hier im Hangar ruhte das Shuttle auf zwei Pfeilern und war mit hydraulischen Klammern gesichert. Die Pfeiler konnten innerhalb des Hangars über ein Schienensystem verschoben oder vollständig im Boden versenkt werden. Auf diese Weise passten die beiden Shuttles hintereinander in den Hangar.

    An zwei Stahlträgern unter der Decke hingen zwei weitere Shuttles. Diese wurden später benötigt, um die bis zu 27,5 Meter langen Module der Eridani Explorer auf der neuen Welt abzusetzen.

    Jetzt konzentrierte sich Anton auf die Checkliste vor dem Start. In einer halben Stunde würde es losgehen und trotz einiger Außeneinsätze und unzähliger Simulationsflüge in den vergangenen Jahren ließ sich eine gewisse Nervosität vor dem Start nie abschütteln. Routine hin oder her.

    „Befestigung der Orbitersonde?"

    „Check."

    „Sauerstoffversorgung?"

    „Check."

    „Steuerdüsen?"

    „Check."

    „Reaktor?"

    „Check."

    „Haupttriebwerke?"

    „Check. Alle Systeme sind auf Go. Ich würde sagen, wir sind startbereit", schloss Gina die Kontrollliste zufrieden ab.

    „Admiral Morrison, wir sind bereit für den Start", funkte Anton an die Brücke und gleichzeitig an den Kontrollraum im hinteren Teil des Hangars.

    „Vielen Dank, Mister Gianelli. Kontrollraum? Luftabsaugung bitte."

    „Verstanden, Admiral. Luft wird abgesaugt."

    Während Anton die Anzeigen im Auge behielt, sah sich Gina nochmals im Hangar um. Der Gang, der sich etwa 28 Meter über dem Hallenboden befand, hatte zum heutigen Start besonders viele Zuschauer angelockt.

    Ihr Blick wanderte wieder zurück zu den Instrumenten. Die Anzeige für die Außenluft zeigte 47 Prozent an und der Wert fiel beständig weiter. Im Moment saugten mehrere Pumpen das kostbare Gasgemisch aus dem Hangar und pressten es in große Tanks. Erst dann ließen sich die beiden gigantischen Tore unterhalb der Kommandobrücke öffnen. Zehn Minuten später stand die Anzeige bei null. Sie hatten im Hangar ein Vakuum geschaffen.

    Wieder schallte die Stimme des Admirals aus dem KomLink der Instrumententafel.

    „Shuttle Lincoln, Status auf Go?"

    „Status Go, Admiral", bestätigte Anton.

    „Kontrollraum? Öffnen Sie die Tore."

    Vor ihnen begannen mehrere Lichter orange zu blinken und in der Mitte der Bugwand entstand ein kleiner Spalt, der sich rasch verbreiterte. Sekunden später tauchten die ersten Gebilde in der Ferne auf. Eines im Zentrum war deutlich heller – ihre neue Heimatsonne Epsilon Eridani.

    Nach weiteren fünf Minuten waren die Tore vollständig geöffnet und die Blinklichter wechselten zu einem konstanten Grün.

    „Kontrollraum? Bringen Sie die Lincoln in Startposition."

    Ein leichter Ruck lief durch das Shuttle und es setzte sich Richtung Bug in Bewegung. Die Pfeiler, auf denen die Lincoln verankert war, schoben sich bis weit vor die Spitze der Explorer hinaus. Erst dort wurden die Klammern gelöst und Anton steuerte das Shuttle mit Hilfe der Steuerdüsen ein paar Kilometer von der Explorer weg. Aus dem KomLink tönte wieder die Stimme des Admirals. „Lincoln-Crew, die Explorer wünscht Ihnen viel Erfolg und eine gute Heimkehr."

    „Vielen Dank, Admiral", antwortete Anton und grinste Gina an. Wie gern er doch jetzt mit ihr allein an Bord wäre. Doch blöderweise saßen hinter ihnen noch Luigi Bientrami und Benny Summers. Die beiden Astronauten würden nachher den Orbiter aus dem Laderaum bugsieren.

    Anton und Gina waren schon einmal allein im Shuttle und hatten ihre Zweisamkeit genießen können. Nur erfahren durfte niemand davon.

    Gina schien sowieso andere Gedanken zu haben. Sie war damit beschäftigt, die Lincoln auf das Ziel auszurichten. „Mister Gianelli? Sie dürfen das Triebwerk starten", sagte sie mit schnippischem Unterton.

    „Vielen Dank, Miss Brown", schnippte er zurück und beschleunigte das Schiff. Sie spürten den Druck, der sie in ihre Sitze presste. Das dauerte aber nur ein paar Minuten, und nach weiteren 15 Minuten begann Anton auch schon, mit den Steuerdüsen abzubremsen. Gina gab dabei ständig die Entfernung zu Eridani-6 an. Ziel war eine Annäherung bis auf etwa 100 Kilometer. Sie waren im Moment noch etwa 4.000 Kilometer entfernt und konnten schon erste Strukturen auf dem kleinen Planeten erkennen. Er sah ziemlich grau und zerklüftet aus.

    Bei 2.000 Kilometern sah man auf den Ebenen die ersten Krater, welche von Meteoriteneinschlägen herrühren dürften. Einige davon waren deutlich heller und schimmerten sogar etwas. Das mussten die mysteriösen Eisfelder sein, von denen im Briefing gesprochen wurde.

    Bei 1.000 Kilometern Entfernung bremste Anton die Lincoln deutlich herunter und die Crew wurde ordentlich in die Gurte gepresst. Gina gab jetzt den Abstand immer häufiger an, bis sie das Schiff auf die gewünschten 100 Kilometer an Eridani-6 heranmanövriert hatten.

    Der Planet nahm nun die gesamte Fensterfront ein. Anton betätigte die Steuerdüsen und drehte die Lincoln so, dass die Nase auf den Horizont ausgerichtet war und E6 über ihnen schwebte.

    „Sieht so aus, als ob wir am Ziel sind", sagte er und strahlte übers ganze Gesicht. Aus dem KomLink, das die ganze Zeit eingeschaltet war, trafen die ersten Glückwünsche ein.

    „So, meine Herren. Luigi, Benny, Zeit, euch für euren Spaziergang umzuziehen."

    Voller Vorfreude lösten die beiden ihre Gurte und schwebten nach hinten in die „Kleiderkammer", wo vier Raumanzüge in Nischen eingehängt waren. Diese Dinger wogen um die 90 Kilo. Hier in der Schwerelosigkeit spielte das aber keine Rolle und so waren Luigi und Benny schon nach wenigen Minuten hineingeschlüpft. Nach einem gegenseitigen Bodycheck öffneten sie die innere Schleusentür und zogen sich geübt in die enge Kammer hinein. Nachdem die Tür wieder geschlossen war, machten sie nochmals eine Sichtüberprüfung der Anzüge.

    „Anton? Anzüge gecheckt, wir sind bereit für den Ausstieg."

    „Danke. Viel Spaß bei eurem Ausflug." Endlich allein mit Gina.

    Sie dachte wohl dasselbe und grinste ihn schelmisch an. Doch dann schüttelte sie charmant lächelnd den Kopf und deutete auf das KomLink. Natürlich. Das blöde Ding war immer noch an und Admiral Morrison wäre wahrscheinlich alles andere als glücklich, wenn Anton ausgerechnet jetzt abschalten würde.

    Inzwischen legte Luigi den Hebel für den Druckausgleich in die Waagerechte und sofort spürte er, wie die Luft abgesaugt wurde. Es dauerte nicht mal eine Minute, bis die Kammer luftleer war. Eine Lampe an der Außentür schaltete auf Grün, während die gegenüberliegende auf Rot ging.

    Jede Handlung wurde mündlich bestätigt, sodass die Explorer immer auf dem Laufenden blieb. Benny hängte seine Sicherungsleine in einen Haken außerhalb der Schleuse und schwebte dann zu seinem Bedienpult am Roboterarm.

    „Gina? Hier Benny. Du kannst jetzt die Laderaumtore öffnen."

    Über ihnen öffnete sich ein Spalt, der rasch größer wurde und schließlich den eindrucksvollen Blick auf Eridani-6 freigab.

    Luigi hatte sich inzwischen auch aus der Schleuse begeben und schwebte nun an seiner Leine zu dem Apparat hinüber, der in der Mitte des Laderaumes verzurrt war. Benny meldete, dass der Arm aktiviert sei und gab ihm damit das Zeichen, die Verankerungen zu lösen. Danach schwebte er auf die hintere Seite des Raumes, immer darauf achtend, dass sich sein Seil nicht im Orbiter verhedderte. An der Rückwand angekommen signalisierte er Benny, dass alles bereit sei.

    Schon bewegte sich das Modul und wurde aus dem Raum herausgehoben. Benny fuhr die vollen 50 Meter seines Roboterarms aus, bevor er dessen Greifhand öffnete und somit den Orbiter mit einem freundlichen „und Tschüss" in die Umlaufbahn entließ. Mission erfüllt. Jetzt musste er nur noch den Arm wieder in die Ausgangsposition zurückfahren. Eine seiner leichtesten Übungen.

    Anton und Gina beobachteten die Arbeiten gespannt vom Cockpit aus. Gleichzeitig behielten sie über die Außenbordkameras den Orbiter im Auge. Benny hatte inzwischen den Arm wieder in die Ausgangsposition zurückgefahren und gab Gina das Zeichen, die Ladetore zu schließen. Sie betätigte den entsprechenden Schalter und ein sanftes Brummen signalisierte, dass sie sich in Bewegung setzten.

    Plötzlich jaulte ein Alarm auf und nahezu zeitgleich gab es einen lauten Knall, gefolgt von zwei weiteren. Das ganze Shuttle wurde durchgeschüttelt und ein fies krachendes, schleifendes Geräusch durchdrang die Lincoln. Aus dem KomLink hörten sie einen lauten Schrei, der sofort wieder verstummte.

    Anton und Gina saßen wie versteinert da. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Gina ihre Fassung wiederfand. Eine rote Kontrollleuchte vor ihr blinkte nervös. Irgendetwas stimmte mit dem Steuerbord-Tor nicht. Backbord leuchtete grün auf, aber Steuerbord blinkte weiterhin rot.

    Anton war inzwischen auch wieder bei Sinnen. Über KomLink rief er nach Luigi und Benny. Es kam aber nur Antwort vom Admiral, dessen Stimme merklich aufgeregt war.

    „Admiral, wir hatten eine schwere Erschütterung an Bord. Ladetor Steuerbord meldet eine Störung und der Kontakt zu Luigi und Benny ist abgebrochen."

    Gina löste ihren Gurt und schwebte nach hinten zur Luftschleuse. Durch das Fenster sah sie, wie draußen im Laderaum kleine Teile umherflogen.

    „Anton? Hier Benny. Hörst du mich?"

    „Ja, Benny. Ich höre. Was ist passiert?" gab Anton erleichtert zurück.

    „Ich weiß nicht. Irgendwas hat uns getroffen. Hast du Kontakt zu Luigi?"

    „Nein, hab ich nicht. Was ist los?"

    „Keine Ahnung. Er hängt an seinem Seil und rührt sich nicht. Ich glaube, er ist bewusstlos. Er war gerade auf halbem Weg zur Schleuse als wir getroffen wurden. Ich versuch ihn mit dem Seil zu mir herzuziehen."

    Währenddessen saßen Lisa, Adriana und drei weitere Wissenschaftler angespannt vor einem Monitor. Die Statusanzeigen des Orbiters meldeten gerade, dass er begonnen hatte, sich automatisch aufzubauen. Dabei entfalteten sich zwei Solarpaneele und die Sensoren fuhren aus ihrem Gehäuse heraus.

    Jetzt kamen auch schon die ersten Daten herein. Das hochsensible Radar zeigte zunächst einen Rundumblick um die Sonde. Auch das Shuttle war darauf zu sehen. Lisa wunderte sich, dass es noch nicht auf dem Rückweg war. Das Bild zeigte noch weitere Signale an.

    Adriana erstarrte vor Schreck, fing sich aber sofort wieder und begann laut zu schreien. „Die Signale bewegen sich direkt auf das Shuttle zu. Die müssen da sofort weg."

    Lisa sah sie entgeistert an. Nach einem weiteren Blick auf den Monitor wusste sie, dass Adriana recht hatte.

    „KomLink. Dringende Verbindung zu Admiral Morrison."

    „Zurzeit ist leider keine Verbindung möglich. Bitte versuchen Sie es später erneut."

    „Was?" Lisa sah ihren Kommunikator an, als hätte er einen schlechten Scherz gemacht.

    „KomLink. Dringende Verbindung zu Captain Horrand."

    „Zurzeit ist leider keine Verbindung möglich, sie lachte. „Willst du mich verarschen? Sie dachte fieberhaft nach. Natürlich. Ronny befand sich im Kontrollraum. Das war fast genauso gut.

    „Zurzeit ist leider keine Verbindung möglich." Das konnte doch nicht wahr sein, verdammt. Jetzt gab es nur noch eine Möglichkeit. Sie sprang auf und rannte zur nächsten Aufzugskapsel. Endlich öffnete sich die Tür und nach quälend langen Sekunden kam Lisa im Umlauf des Hangars an. Zum Glück waren die meisten Gäste inzwischen wieder zum Fest zurückgekehrt. Sie sprintete die 100 Meter bis zur Brücke in Rekordzeit und öffnete das große Schott, indem sie ihre Hand auf einen Scanner legte. Die Tür gab sofort den Weg frei, wenigstens das funktionierte noch. Wild sah sie sich um und entdeckte Morrison vorn an der Hauptkontrolle, umringt von weiteren Leuten.

    „Admiral?" schrie sie in den Raum hinein.

    Er blickte kurz zu ihr auf, hob dann aber nur die Hand und wendete sich wieder seinen Kontrollen zu.

    Lisa schrie erneut und stürmte auf ihn zu. Vermutlich sah sie dabei so erschreckend aus, dass Morrison nun doch reagierte. „Was ist denn los?"

    „Die Sonde …", ächzte Lisa völlig außer Atem.

    „Die Sonde ist jetzt unwichtig. Wir haben hier ganz andere Probleme", fauchte er verärgert.

    „Hören Sie zu", schrie sie ihn an. „Das Radar der Sonde meldet Objekte, die auf die Lincoln zurasen. Die müssen da sofort verschwinden."

    „Aber die müssten sie doch auf ihrem Radar sehen", gab der Chef verwirrt zurück.

    „Das Radar der Sonde ist viel feiner eingestellt. Die Objekte sind sehr klein, und bis das Radar der Lincoln sie entdeckt, könnte es schon zu spät sein", schrie Lisa verzweifelt und erschöpft heraus.

    Admiral Morrison stürzte sofort ans KomLink.

    Lincoln? Hier Morrison. Ihr müsst sofort da verschwinden. Weitere Objekte im Anflug. Wiederhole. Verschwindet da sofort."

    Anton glaubte nicht, was er hörte. Objekte im Anflug? „Verdammt, Gina. Wie sieht’s da draußen aus? Wir müssen hier weg."

    „Benny bringt ihn gerade in die Schleuse."

    „Okay. Benny? Mach die Schleuse zu und bleibt drin. Dort seid ihr halbwegs sicher. Wir müssen einen Notstart machen. Gina, auf deinen Platz. Sofort."

    Im selben Moment heulte ein weiterer Alarm los. Diesmal war´s das Radar. Offensichtlich hatte der Boss recht. Noch bevor Gina den Gurt angelegt hatte, beschleunigte Anton die Haupttriebwerke und steuerte das Shuttle vom Planeten weg hinaus ins All. Endlich ging der Alarm aus und es kehrte für einen Moment Ruhe ein.

    Anton schaltete die Triebwerke aus und begann wieder zu atmen. „Gina, hilf Benny und Luigi. Ich versuche uns wieder auf Kurs zu bringen."

    „Wäre es nicht sinnvoller, wenn du ihnen hilfst? Du bist kräftiger und ich bin Navigator."

    Stimmte auch wieder. Sie war eher zierlich gebaut und beim Navigieren wirklich gut. Die Explorer stand bei ihrer Flucht knapp über dem Horizont und befand sich inzwischen noch weiter weg. Gina war ganz klar die bessere Wahl. Also löste er seinen Gurt und schwebte nach hinten.

    Benny hatte inzwischen die Luftschleuse auf Innendruck gebracht und öffnete die Tür. Anton half ihm, Luigi hereinzubugsieren. Seine Augen waren geschlossen. Er war noch immer bewusstlos. Aus seinem Mund lief ein dünnes Rinnsal Blut – kein gutes Zeichen. Anton nahm ihm vorsichtig den Helm ab. Sein Atem war flach.

    „Wie geht es ihm?" wollte Gina von vorne wissen. Anton antwortete nicht. Er zog Luigi die Handschuhe aus und versuchte sich dann an der Hose des Raumanzuges.

    Inzwischen hatte Benny seinen ebenfalls ausgezogen und half ihm dabei. Vier Minuten später saß Luigi in seinem Sitz und Benny untersuchte ihn vorsichtig. Sein Puls raste, aber der Atem war schwach. Sie setzten ihm eine Sauerstoffmaske auf. Bei der weiteren Untersuchung stellte sich heraus, dass sein ganzer Rücken blau und geschwollen war. Eine Beschädigung der Wirbelsäule stand also zu befürchten. Auch der Kopf schien etwas abbekommen zu haben. Eine mächtige Beule wölbte sich am kahlen Hinterkopf.

    Im Moment konnten sie wenig für Luigi tun. Das wichtigste war jetzt, ihn zurück auf die Explorer zu bringen. Anton hangelte sich wieder nach vorn und ließ sich auf seinem Platz neben Gina nieder. Sie hatte inzwischen einen Systemcheck durchgeführt. Die Ladeluke stand nach wie vor um 15 Grad offen. Mehrere Sensoren waren ausgefallen, aber nichts Wichtiges. Etwas mehr Sorgen bereitete ihr der Ausfall einer Steuerdüse, welche ebenfalls an der Ladeluke montiert war und beim Andockmanöver benötigt wurde. Anton meinte, dies kompensieren zu können.

    „Hauptsache, die Triebwerke laufen problemlos", sagte er.

    In der Ferne war die Explorer inzwischen wieder gut zu erkennen. Sie hatte sämtliche Außenbeleuchtung eingeschaltet, um Gina ein leichteres Ziel zu bieten. Sie drosselte nun die Geschwindigkeit des Shuttles allmählich.

    Vom Kontrollraum kam die Anweisung, erst einmal nahe an der Brücke vorbeizufliegen, damit sie den Schaden begutachten konnten.

    Auf der Brücke hatte sich die Aufregung inzwischen etwas gelegt. Die Crew der Lincoln war vorläufig in Sicherheit, auch wenn der Schaden noch nicht abzusehen war. Luigi Bientramis Zustand blieb unklar. Solange er in seinem Raumanzug gesteckt hatte, konnten von der Explorer aus alle wichtigen Werte überwacht werden. Doch den trug er jetzt nicht mehr und so mussten die Mediziner sich auf die Angaben der Crew verlassen. Die waren alle als Ersthelfer ausgebildet.

    Admiral Morrison hatte Lisa entdeckt. Sie saß drüben am Konferenztisch und schien etwas erschöpft zu sein, während sie in ihr KomLink sprach. Er ging zu ihr hinüber.

    „Lisa, vielen Dank für die Warnung. Das ist ja gerade noch mal gut gegangen. War richtig knapp."

    Sie sah ihm in die Augen. „Dafür musste ich mich auch ganz schön sputen. Ich glaub, das war ein neuer Rekord vom

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