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10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!: Nur ein Augenblick verändert Dein Leben - es kann jeden treffen!
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10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!: Nur ein Augenblick verändert Dein Leben - es kann jeden treffen!
eBook447 Seiten6 Stunden

10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!: Nur ein Augenblick verändert Dein Leben - es kann jeden treffen!

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Über dieses E-Book

Stalking kann jeden treffen, zu jeder Zeit und überall. Es geht weit über ein aufdringliches Beobachten hinaus und es ist definitiv kein romantisches Kavaliersdelikt. Es gibt keinen Schutz! Man kann es nicht beeinflussen, ob beim Einkauf zufällig ein Psychopath neben einem steht, den man nie wieder loswird.
Laut Polizei sind es doch "bloß harmlose Geschehnisse", die einem in den Wahnsinn treiben. Doch steht er nicht da im Schatten der Tanne, in meinem Garten, um in meine Fenster zu starren, mich zu fotografieren und zu beobachten? Sieht er mir unbemerkt wieder zu, wenn am PC arbeite oder Kleider wechsle? Zu oft musste ich erfahren: Nur weil ich ihn nicht sehe, heißt es nicht, dass er nicht da ist.
Dieses Buch ist eine wahre Geschichte mit Gänsehautfaktor und Ratgeber in einem. Rat aus erster Hand, denn ich habe all dieses Martyrium selbst durchlebt.
Ich berichte, wie sich aus einer belanglosen, zufälligen Begegnung schleichend unbemerkt ein gewalttätiger Stalker entpuppte und wie aus Pralinen, plötzlich tote Tiere wurden, aus Liebesbekundungen plötzlich Drohungen. Im Strudel der Gewaltspirale mündete mein Stalking-Alptraum im versuchten Mord mit schwerer Körperverletzung. Solange sah die Justiz einfach weg. Ich zeige auf, wie sich Schutzlosigkeit durch Amtswillkür und Korruption anfühlt. Aber ich möchte auch darüber berichten, wie mir neuer Lebensmut half, zurück ins Leben zu kommen.
Im Printbuch finden sich 71 Originalbilder (SchwarzWeiß-Ausgabe enthält diese Bilder in Schwarz-Weiß)
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum29. Juni 2021
ISBN9783754137543
10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!: Nur ein Augenblick verändert Dein Leben - es kann jeden treffen!

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    Buchvorschau

    10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist! - Ramona Wegemann

    10 Jahre Stalking - Nur weil Du ihn nicht siehst, heißt es nicht, dass er nicht da ist!

    Eine wahre Geschichte die jeden treffen kann

    Vorwort

    Wie alles begann

    Ein verhängnisvoller Kontakt

    Nur weil Du ihn nicht siehst ...

    Seine Frau

    Der erste Prozess

    Öffentlichkeit heißt Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeit heißt Schutz

    Tiere werden krank

    Psychologische Tätereinschätzung

    Hochzeit

    Russenmaffia, Countdown bis Mordversuch

    Tag X, Mordversuch

    Der Prozess

    Umzug

    Urteile

    Meine Ratschläge

    Für Leute die mich unterstützen möchten

    Eine wahre Geschichte die jeden treffen kann

    10 Jahre Stalking

    Nur weil Du ihn nicht siehst,

    heißt es nicht,

    dass er nicht da ist!

    Eine wahre Geschichte über ein reales Martyrium durch ein über zehn Jahre andauerndes Stalking.

    Von Ramona Wegemann

    Vorwort

    Stalking kann jeden treffen, - zu jeder Zeit und überall. Stalking geschieht auch nicht so weit weg, wie viele meinen. Es geschieht jeden Tag und es gibt keinen wirklichen Schutz. Man muss weder besonders gutaussehend noch berühmt sein, um plötzlich gestalkt zu werden. Es ist auch nicht immer der Ex-partner, der einem das Leben nach der Trennung zur Hölle macht. Man kann es schlichtweg nicht beeinflussen, ob man beim Einkauf zufällig einem Psychopathen über den Weg läuft, den man für den Rest seiner Zeit nicht mehr los wird. Stalking ist viel mehr als nur lästig. Es ist wahnhaft, boshaft, aggressiv, beängstigend und eine Form von Gewalt, da Stalking die Psyche regelrecht terrorisiert. Zudem bleibt es leider häufig nicht bei psychischen Angriffen.

    Mit diesem Buch möchte ich Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern, einen Einblick in die gruseligen und unerträglichen Situationen geben, die ich als Stalkingopfer erleiden musste. Ich möchte Sie spüren lassen, wie es sich anfühlt, hilflos ausgeliefert zu sein, wie das dauerhafte Stalking allmählich psychische und letztlich auch physische Spuren hinterlässt. Ich möchte verdeutlichen, dass Stalking weit über ein aufdringliches Beobachten hinausgeht und entgegen vieler Meinungen kein romantisches Kavaliersdelikt ist, denn es hat definitiv nichts mit Liebe zu tun! Es ist ein krankhaft-egoistisches „Ich-Denken" des Täters, ein hasserfüllter Besitzanspruch, der im Strudel der Gewaltspirale nicht selten in körperliche Gewalt bis hin zum Mord ausufert. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann haben meiner Meinung nach die Justiz und auch die Gesellschaft viel zu lange weggesehen.

    Stalking ist die Straftat, vor der die Justiz am meisten die Augen verschließt. Somit werden die Opfer nicht nur hilflos im Stich gelassen, sondern dem Stalker nahezu ausliefert. Daher möchte ich an die Justiz appellieren, endlich aufzuwachen, denn mein Schicksal ist in Deutschland kein Einzelfall.

    Mein Buch soll veranschaulichen, wie sich Stalking auf die Gesundheit eines Menschen auswirkt und das Leben für immer verändert, von der eigenen Lebenseinstellung und -ansicht, dem Körper, dem Lebensumfeld bis hin zur Lebenssituation. Vieles, was vorher wichtig erschien, wird plötzlich trivial. Stalking manipuliert auch die eigenen Verhaltensweisen: Oft verändert sich sogar der Wohnort und nicht selten verlieren die Opfer sogar ihre Arbeit. Nicht selten werden sie komplett ihrem Leben entrissen und dabei völlig ruiniert. Hier wird auch deutlich, welchen volkswirtschaftlichen Schaden Stalking verursachen kann.

    Das Leiden der Opfer wird häufig ignoriert, während den Tätern scheinbar die „Köpfchen gestreichelt werden". Es ist daher keine Seltenheit, dass Stalkingopfer ihrem Leben selbst ein Ende setzen, weil niemand bereit war, rechtzeitig einzugreifen!

    So etwas darf einfach nicht passieren!

    Mit meinem Buch möchte ich vor allem Betroffenen zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass sich Kämpfen immer lohnt. Ich möchte Mut machen, niemals aufzugeben, ganz gleich, wie aussichtslos die Situation an manchen Tagen zu sein scheint. Kein Opfer sollte sich das Leben nehmen lassen oder es sich sogar selbst nehmen, weil es scheinbar keinen anderen Ausweg mehr gibt! Auch ich war den Suizidgedanken in purer Verzweiflung verfallen und weiß daher genau, welche Verzweiflung nötig ist, um überhaupt erst auf solche Gedanken zu kommen. Aber genau wegen dieser eigenen Erfahrung weiß ich auch, dass sich Kämpfen lohnt und es Wege aus der Situation gibt. Glaubt mir einfach und lest dieses Buch.

    Darum möchte ich mit meinem Buch nicht nur Mut machen, sondern auch zeigen, wie es gelingen kann, trotz schwerster Schicksalsschläge seinen Weg zu gehen, umzudenken und selbst aus allem Übel etwas Positives zu ziehen, um erfolgreich und glücklich zu werden und zu bleiben. Trotz Stalker!

    In einigen Passagen gehe ich bewusst ausführlich auf die Gerichtsverhandlungen ein, wenngleich ich damit Gefahr laufe, dass diese Stellen etwas trocken oder langweilig erscheinen. Ich hoffe jedoch, Betroffenen damit zu helfen, die Furcht vor einem bevorstehenden Prozess zu verringern, indem man bereits eine Ahnung davon hat, was einen erwarten oder wie ein Prozess verlaufen könnte. Jemand, der noch nie vor Gericht stand und einen solchen Prozess durchmachen muss, weiß meine Ausführungen sicherlich zu schätzen. Außerdem waren die Ängste und die nervliche Belastung dieser ständigen Prozesstage für uns dermaßen unerträglich, dass ich sie hier einfach aufgreifen muss. Zudem sind die Prozesse ein wichtiger Bestandteil in der Gewaltspirale des Stalkers. Hier geht das Hochschaukeln Hand in Hand mit der Ignoranz der Gerichte. Darum bilden diese Abschnitte einen wichtigen Bestandteil meiner Geschichte, weil sich in den Prozessen wichtige Zusammenhänge auftaten.

    Im Anhang des Buches gehe ich darum auch nochmal ausführlich auf meine Erfahrungen ein und zeige anhand meiner Situation, welche sinnvollen Maßnahmen es im Falle von Stalking gibt und wie man diese umsetzt. Mein Wissen basiert nicht auf theoretischem Lesestoff, sondern ich gebe Tipps und Ratschläge von mir als Opfer, weil ich dieses Martyrium selbst durchleben musste und aus eigener Erfahrung sprechen kann. Bei einigen sogenannten „Opferberatungen" drängte sich mir häufig die Frage auf, ob diese Leute überhaupt auch nur im Entferntesten wissen, wovon sie sprechen oder ob sie mit ihren katalogisierten Einheitsratschlägen überhaupt eine Hilfe sind. Manche Berater schienen mir mit der Situation tatsächlich überfordert und ahnungslos zu sein, obschon die Situation längst über den Kipppunkt hinaus geraten war. Wo aber liegt dieser Kipppunkt? Der Kipppunkt ist der Punkt, an dem einfache Ratschläge nicht mehr greifen und das Stalking längst in den Strudel der Gewaltspirale geraten ist. Nun ist entschiedenes und rasches Handeln nötig! Eine richtige Analyse und das Erkennen von Stalking ist daher überaus wichtig. Um das Stalking zeitnah zu beenden, möchte ich Lösungsansätze aufzeigen, damit Opfer nicht so lange unter dieser Straftat leiden müssen, wie ich es musste.

    Was ist Stalking?

    Stalking bedeutet so viel wie Jagen oder Nachstellen. Einen Menschen gegen seinen Willen zu behelligen, ihm nachzustellen und psychisch unter Druck zu setzen, ist eine Form von psychischer Gewalt. Nicht selten kommen andere Straftaten wie Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder gar körperliche Gewalt hinzu. Vielleicht kennt jemand von Ihnen das unheimliche Gefühl, verfolgt oder beobachtet zu werden, und sei es auch nur aufgrund eines gruseligen Films? Stalking bedeutet für die Opfer unbeschreibliches Leid und ständig andauernde Angst. Dieser Zustand kann sogar krank machen und das ganze Leben beeinträchtigen. In Deutschland ist Stalking seit 2007 strafbar. Im Strafgesetzbuch (StGB) wird Stalking unter dem §238 juristisch beschrieben: Wer einem anderen nachstellt und dadurch dessen Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt, dem drohen eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Gefängnis. Doch genau hier ist das Problem: Wer entscheidet, ob die Lebensgestaltung des Opfers „schwerwiegend beeinträchtigt ist oder nicht? Es scheint willkürlich, ob die Person, die über den Grad der Schwere zu entscheiden hat, die Gefühlswelt und den Lebensstil des Opfers nachvollziehen kann. Während manche Menschen der Meinung sind, dass man erst seinen Wohnort, die Telefonnummer und die Arbeitsstelle ändern muss, bevor das eigene Leben schwerwiegend beeinträchtigt ist, so kann es für das Opfer schon unzumutbar sein, die Telefonnummer als soziale Verbindung zum Umfeld erneuern, das Zuhause aufgeben oder gar den Arbeitsplatz verlieren zu müssen. Ist man selbstständig tätig, dann landet man meist im völligen Ruin. Wie kann also jemand, der nicht in der Haut des Opfers steckt, darüber entscheiden, welche Kriterien die Lebensgestaltung „schwerwiegend beeinträchtigen? Muss das Opfer erst unzumutbare Hindernisse und Lebenseinschränkungen ertragen, bevor die Justiz überhaupt bereit ist, etwas zu unternehmen? Mittlerweile wurde dieser Paragraph geändert. Nun heißt es, dass die Taten nur noch ausreichen müssen, um eine Beeinträchtigung herbeizuführen. Doch ist es dadurch weniger willkürlich geworden? In der Realität dauert es lange, bis einem tatsächlich geholfen wird. Es ist nicht nur ein mühsamer Kampf gegen den Täter, sondern vor allem ein mühseliger Kampf gegen die schwergängige Justiz. Die Opfer werden leider häufig nicht ernst genommen, dafür aber oft belächelt, meist sogar unverrichteter Dinge fortgeschickt, wenn sie Hilfe bei der Polizei suchen. Ca. 80% der Opfer sind Frauen, doch Stalking kann Menschen jeden Geschlechts, jeder Altersgruppe, jeder Gesinnung und jeder Gesellschaftsschicht treffen. Ist ein Mann von Stalking betroffen, muss er sich zudem noch hämischen Sprüchen stellen: „Nimm sie doch, sie will es doch auch. Ist doch klasse, die ist willig. Ist doch super, wenn dir die Frauen hinterherlaufen… Doch aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass manche Sprüche von Frauen nicht sinnvoller oder feinfühliger ausfallen: „Ach, was beschwerst du dich denn? Was würde ich mich freuen, wenn ein Mann mal SO für mich schwärmen würde!. Gerne hätte ich dieser Dame sofort meinen Stalker „vermacht", wenn sie ihn sich doch so sehr wünscht. Auch diese Sprüche zeigen mir immer wieder deutlich, dass vielen Menschen nicht  ansatzweise bewusst ist, was Stalking tatsächlich bedeutet.

    Erschreckende Zahlen zu Stalking

    Laut einer Statistik der Polizei aus dem Jahr 2018 sinkt die Zahl der in Deutschland angezeigten Stalking-Fälle seit 2008 angeblich. Waren es im Jahr 2008 noch über 29.273 Fälle, die zur Anzeige gebracht wurden, so sank ihre Zahl bis 2018 auf 18.960 Fälle. Laut einer Veröffentlichung des Bundeskriminalamtes hingegen wurden im Jahr 2008 31.549 Fälle erfasst. Diese unterschiedlichen Statistiken zeigen mir, dass selbst die Polizei keine genauen Angaben zu kennen scheint. Doch ganz gleich, welcher Statistik man nun Glauben schenken möchte, spiegeln diese Zahlen immer noch nicht die „tatsächlichen Fälle, also die Dunkelziffer, wider. In diesen Statistiken wurden lediglich die „aufgenommenen Fälle erhoben. Doch wie viele Fälle von der Polizei erst gar nicht zur Anzeige gebracht wurden, selbst wenn die Opfer dies versuchten, wird in keiner polizeilichen Statistik erfasst. Wie viele Opfer, mich eingeschlossen, die eine Anzeige bei der Polizei machen möchten, werden nicht ernst genommen und fortgeschickt? Diese Dunkelziffer dürfte gar nicht existieren, doch es gibt sie! Experten schätzen die Zahl der Opfer dreimal so hoch ein. Dies würde bedeuten, dass es schätzungsweise zwischen 60.000 und 90.000 Stalking-Fälle pro Jahr gäbe. Trotz entsprechender Gesetzte wird nur 1% der erfassten Fälle strafrechtlich verfolgt und schließlich verurteilt. 99% der Täter kommen immer noch ungestraft davon, weil die Beweislage so schwierig ist und die Opfer immer noch zu viel Gegenwehr seitens der Justiz erfahren müssen. Die Opfer werden im Stich gelassen, belächelt, ja sogar verspottet. Sie werden sich selbst und vor allem dem Stalker überlassen. Viele haben schlichtweg keine Kraft und auch keinen Mut mehr, sich jemandem anzuvertrauen. Sie zweifeln an sich, hinterfragen ihre eigene Wahrnehmung und stellen sich selbst in Frage, anstatt für ihr Recht zu kämpfen und es einzufordern.

    Nun möchte ich zunächst darüber berichten, wie es mir in meinem Fall erging, um anschließend auf ausführliche Informationen zum Thema Stalking mit entsprechenden Beispielen einzugehen.

    Einleitung

    Heute weiß ich nicht mehr, wie oft ich nach den ersten Worten für dieses Buch rang, wie lange ich den Auftakt dafür vor mir herschob, wie oft ich mich dabei ertappte, zunächst Zeile für Zeile zu schreiben, nur um diese einen Tag später wieder zu verwerfen. Ich weiß, dass ich mich lange davor drückte, mich mit meiner Geschichte auseinanderzusetzen, mir die Geschehnisse der letzten zehn  Jahre, welche mein Leben unkontrollierbar beeinflusst und geprägt haben, noch einmal vor Augen zu führen. Zu oft schwor ich mir, dass ich darüber „später mal ein Buch schreiben werde. Doch wie oft sagt man sich, „das mache ich mal, tut es dann aber doch nicht? Mir fehlte einfach der Mut, in jeder Hinsicht. Wird es überhaupt jemanden interessieren, was mir widerfahren ist? Zu lange hatte sich niemand dafür interessiert, meine Hilferufe gehört oder mir zuhören wollen. Genau das machte es mir so schwer, den Anfang für dieses Buch zu finden: die Angst, dass es niemanden interessiert und die Angst, sich alles nochmal vor Augen zu führen. Diese Angst war auch nicht ganz unbegründet, denn verarbeitet hatte ich von dem Erlebten bislang kaum etwas. Es blieb ja auch nie wirklich Zeit dazu. Während des Schreibens brauchte ich oft Pausen. Wenn die Situationen durch meinen Kopf über die Finger in die Tastatur flossen, holte mich auch das Gefühl von damals wieder ein. Ich saß oft mit kaltem Schweiß unter den Armen und am Rücken auf dem Stuhl, begann zu zittern, zu frieren und bekam Bauch- und Kopfschmerzen. Wie froh war ich, dass ich, anders als damals, nun aus diesen Situationen ausbrechen konnte, wenn es unerträglich wurde. Während des Schreibens regelten oft meine Hunde für mich die Pausenintervalle, holten mich ins Hier und Jetzt zurück und forderten meine ganze Aufmerksamkeit. Ein Spaziergang an der frischen Luft brachte einen klaren Kopf und Luft in die beklemmten Lungen. Meinen Hunden habe ich viel zu verdanken, wäre ich ohne sie längst nicht mehr da, um diese Zeilen überhaupt schreiben zu können. Nun mussten nur noch die Ausreden aufhören, das Buch noch nicht in Angriff zu nehmen. Es war an der Zeit, zu beginnen, um loszulassen, zu verarbeiten, die wichtigen Informationen mit anderen zu teilen. Denn entgegen meiner Befürchtungen gibt es durchaus Menschen, die sich für das Geschehene interessieren. Betroffenen kann ich mit meinen Zeilen vielleicht sogar Mut und Kraft geben und somit helfen. Den richtigen Zeitpunkt zu suchen oder ein Projekt immer wieder auf später zu verschieben, ist nur eine Ausrede der Angst. Der richtige Zeitpunkt ist genau jetzt! Jetzt sollten wir das tun, was wir uns vorgenommen haben, denn was nach dem Jetzt kommt, können wir nicht vorhersehen. Wir können nicht wissen, ob es ein Später überhaupt geben wird. So sitze ich nun endlich an meinem Buch und fülle die ersten Zeilen. Dass mir die literarische Gewandtheit fehlt, möge man mir dabei bitte nachsehen. Es ist mein erstes Buch und kein Roman. Es geht um ein tatsächliches Verbrechen, welches in meinem Leben genau so stattfand. Ich gebe hier tiefe Einblicke in mein privates Leben, meine Gefühle, Ängste und in mein tiefstes Innerstes mitsamt der Verzweiflung und den Einschränkungen, die mir in diesem unerträglichen Leid aufgebürdet wurden.

    Mein Buch ist ein Buch über Stalking. Was bedeutet Stalking, wie verändert es das eigene Leben und was richtet es mit der Gesundheit eines Menschen an? Stalking verändert die eigene Lebenseinstellung, die körperliche Verfassung, das Lebensumfeld und die Lebensansichten. Es wirkt sich auf die eigenen Verhaltensweisen, den Wohnort und die Arbeitsstelle aus. Stalking bedeutet Verluste in alle Richtungen, Verluste für das Opfer. Doch muss das so sein und so bleiben? Meine Antwort darauf lautet „Nein". Mit meiner Geschichte möchte ich zeigen, dass es an einem selbst liegt: Bleibt man das Opfer oder nutzt man alles Übel, um die Situation ins Gegenteil zu kehren? Wenn nur genügend Steine in den Weg gelegt werden, ergibt sich daraus bereits ein neuer Weg. Oder man baut aus diesen Steinen etwas Schönes am Rande. Kämpfen ist ein guter erster Schritt in die richtige Richtung. Wirf den Stein doch einfach zurück! So, wie man im Judo die Kraft des Gegners ausnutzt, um ihn zu Fall zu bringen, kann man auch sein Leben danach ausrichten, nicht in der Opferrolle unterzugehen.

    Meine Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit. Dieses Buch soll die Grausamkeit des Stalkings ungeschönt aufzeigen, aber auch Rat und Wissen vermitteln, was man tun kann und muss, um sich zu wehren. Es soll zeigen, dass etwas gewaltig schief läuft in Deutschland. Aus diesem Grund ist dieses Buch wahre Geschichte, Ratgeber und Krimi mit Gänsehautfaktor in einem.

    Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit und insbesondere auch die Justiz aufgerüttelt werden. Stalking ist kein romantisches Kavaliersdelikt. Es ist ein Raub an der eigenen Privatsphäre, der Freiheit und Selbstbestimmtheit sowie der Gesundheit und den eigenen Lebensweisen.

    Ich werde darüber schreiben, wie sich aus einer belanglosen, zufälligen Begegnung scheinbar unbemerkt ein gewalttätiger Stalker entpuppte, wie der Alptraum Stalking im Strudel der Gewaltspirale im versuchten Mord mit schwerer Körperverletzung endete und wie sich Schutzlosigkeit durch Amtswillkür und Korruption anfühlt. Aber ich möchte auch darüber schreiben, wie mir neuer Lebensmut half, dem Stalking zu entkommen.

    Wieso kann Stalking überhaupt solche Macht über uns gewinnen? Was ich in meinem Leben bereits lernen konnte, ist, dass Menschen gerne dazu neigen, in einer Graustufe zu leben. Manche sehen alles schwarz, das sind die Pessimisten. Manche sehen alles weiß, das sind die unverbesserlichen Optimisten. Die meisten Menschen leben jedoch in einer Graustufe. Diese Leute leben nicht, sie existieren. Alles gleitet einfach so dahin; eine Schnellstraße des Lebens, ohne Rastplätze, mit dem Blick ständig auf eine ungreifbare Zukunft gerichtet. Jeder möchte alt werden, ohne jemals alt zu sein. Wenn aber niemand alt sein möchte, warum wird dann so viel Zeit im Hier und Jetzt verschwendet? Wir haben nur das Jetzt! Ob wir morgen oder gar die nächste Stunde erleben, das können wir nicht wissen. Diese Worte leuchten jedem ein, und wahrscheinlich möchte fast jeder diesen Zeilen und Gedanken mit einem Kopfnicken zustimmen. Aber zwischen Verstehen und Verinnerlichen besteht ein großer Unterschied. Kaum wurde zustimmend genickt, geht meist alles genauso weiter wie zuvor: hektisch. Nun betrachten wir das Leben der Pessimisten, die alles nur negativ sehen, die nur bemängeln was ihnen fehlt oder was sie verpasst haben. Für sie läuft alles schief, alles ist schlecht. Und wenn sie so gar nichts zum Nörgeln mehr finden, dann wird über den Tellerrand hinaus geblickt und nach Fehlern im Leben anderer gesucht, um von den eigenen Problemen abzulenken. Das Leben der Positivdenker verläuft anders: Alles erscheint verträumt, sie springen ohne Sorgen von einer Lebenssituation in die nächste, ohne auch nur an Morgen zu denken. Da ist das Glas nie halb leer, sondern immer irgendwie fast voll. Aus der Traditionellen Chinesischen Medizin kennt man das Yin und Yang, die Gegensätze, die sich gegenseitig perfekt vervollständigen. Himmel und Erde, das Eine kann nur in perfekter Balance mit dem Anderen existieren. So steckt in allem Übel auch immer etwas Gutes! Doch wenn das Gleichgewicht durch fremde Einflüsse plötzlich gestört wird, dann ist es manchmal schwer bis unmöglich, seine innere Mitte jemals wiederfinden zu können.

    Meine innere Mitte und meine Weltanschauung gerieten durch das Stalking völlig aus dem Gleichgewicht, und es dauerte viele Jahre, um diesem Wahnsinn einen Sinn zu geben, um meinen Frieden damit schließen zu können. Diese Erfahrungen möchte ich nun teilen, damit andere nicht die gleichen Fehler machen wie ich, damit andere vielleicht schneller verstehen, sich besser wehren können und hoffentlich rascher in ein normales Leben zurückfinden. Oder einfach nur, um anderen, die sich in dieser Situation befinden, besser zur Seite stehen zu können.

    Schon lange beschäftige ich mich mit dem Gedanken, meine Erlebnisse aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Anfangs war es ein Gefühl von Rache, dass ich die Dinge, die mir so ungerecht vorkamen, öffentlich an den Pranger stellen wollte. Doch würde es das Geschehene ändern können? Würde es irgendetwas an dem durchlebten Unrecht ungeschehen machen? Nein. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, so viel ist sicher, aber man könnte vielleicht einen Denkanstoß bieten, damit anderen geholfen werden kann. So lange hatte ich es vor mir hergeschoben. Immer wieder sagte ich mir: „Wenn das alles vorbei ist und ich endlich zur Ruhe gekommen bin, dann schreibe ich ein Buch darüber. Doch das war eigentlich nur Augenwischerei. Wer kennt sie nicht, die berühmten aufschiebenden Worte „wenn…, dann…? Doch wann ist die Zeit für dieses „Dann gekommen? Wenn man tatsächlich alles hinter sich gelassen hat? Wenn die Sache hoffentlich irgendwann einmal vorbei ist? Wenn dieses einschneidende Erlebnis das ganze Leben verändert hat und die Folgen niemals wiedergutzumachen sind, kann es denn dann wirklich jemals vorbei sein? Es gibt keinen guten oder schlechten Zeitpunkt, um etwas Geplantes in die Tat umzusetzen. Es gibt nur irgendwann einmal ein: „Nun ist es zu spät.

    Das Stalking wurde leider immer noch nicht vollständig beendet. Ich beginne also dieses Buch, obwohl das vorgenommene „Dann" noch nicht vollständig eingetreten ist. Vielleicht, weil ich insgeheim ahne, dass es noch sehr lange dauern kann und vielleicht sogar niemals beendet sein wird, wenn man den Prognosen der Fachleute Glauben schenkt. Doch dazu später mehr. Wie kam es dazu, dass ich ausgerechnet jetzt zu schreiben beginne? Anstoß war ein Bericht über Stalking im Fernsehen, für den man mich kontaktierte und fragte, ob ich bereit wäre, über meinen Fall öffentlich zu sprechen, um auf diese Problematik hinzuweisen. Für die Dreharbeiten suchte das Filmteam gemeinsam mit mir einen Originalschauplatz meines Stalking-Martyriums auf. Obwohl wir noch einige hundert Meter vom eigentlichen Schauplatz entfernt standen und dieser nur in der Ferne zu sehen war, zeigte mir dieser Besuch plötzlich ganz deutlich, wie fest mich das Erlebte immer noch im Griff hatte. Nie hätte ich damit gerechnet, dass mich dieser Besuch so emotional treffen würde. Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre vergangen waren, brach ich in Tränen aus und fand mich in einem völligen Gefühlschaos wieder. Mein ganzer Körper zitterte und ich stotterte plötzlich. Mir wurde klar, dass ich bisher nur verdrängt, aber nichts verarbeitet hatte. Das war für mich der Auslöser. Der Zeitpunkt, mich meinen Ängsten zu stellen und mit der Aufarbeitung zu beginnen, um vielleicht irgendwann einmal abschließen zu können. Abzuschließen, nicht zu verdrängen.

    Wenn man vor irgendetwas eine unbeschreibliche Angst hat, so nennt man das eine Phobie. Eine Phobie, also eine schreckliche, lebensbeherrschende Angst, kann man nur verarbeiten, indem man sich ihr stellt und an ihr arbeitet. Doch wie stellt man sich nun den Ängsten des Stalkings? Sucht man den Kontakt zum Stalker, um die Angst vor ihm zu verlieren? Wohl kaum. Dies ist weder empfehlenswert, um dem Stalking zu entkommen, noch sinnvoll, wenn der Stalker zu Gewalt neigt. Die regelmäßigen Begegnungen vor Gericht sind bereits qualvoll genug und können nicht als Angstkonfrontation gewertet werden. Bei Stalking kann man sich mit seiner Angst nicht wirklich auseinandersetzten, man kann sich ihr nicht stellen oder sich desensibilisieren. Dann merkte ich, dass es eine Art der Selbsthilfe sein kann, wenn man sich die schrecklichen Erlebnisse einfach von der Seele redet oder in diesem Fall von der Seele schreibt. So konnte ich das Erlebte in Ruhe verarbeiten, mich mit dem Geschehenen auseinandersetzen und mich auf diese Weise der eigenen Angst stellen. Wenn der Bekanntenkreis diesem Thema überdrüssig geworden ist oder man niemanden damit belasten möchte, wenn sich scheinbar niemand in die tatsächliche Gewalt hineinversetzen kann und stattdessen lieber versucht, alles herunterzuspielen, dann ist Schreiben oft hilfreich. Papier unterbricht nicht, es spielt die Situationen nicht herunter oder witzelt hämisch darüber. Man kann sich einfach alles von der Seele schreiben. Es ist wenig hilfreich, alles stillschweigend in sich hineinzufressen, um niemanden damit zu belasten. Wenn niemand zuhören will, dann ist Papier ein guter Zuhörer. Als ich nun allein mit all der grausamen Gefühlswelt im Magen im stillen Kämmerlein saß und über Möglichkeiten grübelte, wie ich diesem Alptraum endlich entkommen könnte, so kam mir immer wieder der Gedanke, dass ich über all dies berichten muss, es in die Welt hinausschreien oder auch darüber schreiben will. Jetzt ist es soweit, und ich fülle einfach meine ersten Zeilen.

    „Das ist ja wie im Film, nur schlimmer. Diesen Satz höre ich häufig von Mitfühlenden, die kaum glauben können, dass so etwas in Deutschland, einem angeblich so zivilisierten, sozialen und fortschrittlichen Land, tatsächlich möglich sein kann. Das Rechtsbild ist erschüttert und obendrein auch der Glaube an die Rechtsordnung und den Schutz durch den Staat. Das kann doch alles nicht wahr sein, müsste man meinen. Doch leider habe ich am eigenen Leib erfahren, dass in Deutschland der Täter mehr Schutz und Zuwendung erhält als die Opfer. Dieser Umstand lässt Wut und Trauer vermuten: Wut über das Ausgeliefertsein gegenüber dem Täter und Trauer über die Hoffnungslosigkeit. Doch genau daraus schöpfe ich plötzlich eine ungeahnte Kraft, Kampfgeist und Selbstbewusstsein. Ich weiß, dass es unzähligen anderen Opfern ebenso ergeht wie mir. Viele von ihnen sind letztlich derart am Boden zerstört, dass Selbstmordgedanken den Tag beherrschen. Der Tod scheint an düsteren Tagen der einzige Ausweg aus diesem grausamen Stalking zu sein. In den Tod kann und wird mir der Stalker nicht folgen, wenn er mich auch sonst überall findet und ich keinen Frieden mehr vor diesem Unmenschen finde. Dann erscheint der Tod wie eine verlockende Befreiung. Wie verzweifelt man aufgrund des Psychoterrors denken und handeln kann, wird in diesem Buch deutlich. Die Zahlen hierzu erschrecken mich. Hier muss sich dringend etwas ändern! Das Leben ist kostbar, und niemand sollte es sich von einem Stalker entreißen oder sich selbst dazu hinreißen lassen, es zu beenden. Meine Zeilen werden Gefühle wie Fassungslosigkeit, Wut, Angst, Verzweiflung und sogar Hass widerspiegeln. Doch ich möchte auch Mut und Kraft für eine neue Sichtweise und einen Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt mitgeben. Ob es ein Happy End gibt? Das bleibt offen. Was überhaupt bedeutet „happy in diesem Zusammenhang? Wie kann Stalking jemals „happy" enden?

    Mein Buch ist kein Roman, keine Gruselgeschichte und kein Thriller, sondern die Erzählung einer unfassbaren, aber wahren Geschichte, die meiner Meinung nach eine Beschämung für unser deutsches Rechtssystem ist.

    Wie alles begann

    Nie vergesse ich dieses unglaubliche Gefühl, als wir staunend über den Gartenzaun gebeugt dieses wunderschöne, kleine Häuschen betrachteten. Wie ein Kind, das zum ersten Mal einen Freizeitpark besucht, so aufgeregt breitete sich das Kribbeln im Bauch aus. Es war das erste Haus, welches uns beiden, meinem Freund Frederik und mir, auf Anhieb gefiel. Bei den anderen Häusern hatten wir eifrig über Vor- und Nachteile diskutiert und die Umgebung abgewogen. Bei diesem Haus war einfach alles anders. Es fiel uns schon im Vorbeifahren positiv auf; ein kleines, verstecktes Häuschen etwas abseits der Straße. „Guck mal, sowas wäre es doch! Wir verdrehten uns förmlich den Hals nach diesem süßen Häuschen und lachten dabei, weil es so unrealistisch und unerreichbar schien. Solch ein Haus, das war uns klar, können wir leider nicht bekommen. „Jetzt schauen wir erstmal nach dem Haus, das wir eigentlich besichtigen wollen. Vielleicht ist das ja auch ganz hübsch, es muss ja hier gleich kommen, sagte mein Frederik. Wir fuhren die Straße auf und ab, konnten die gesuchte Adresse aber nicht finden. Was wir nicht wussten: Die Straße war vor kurzem umbenannt worden, und somit hatten sich auch die Hausnummern geändert. Als wir nun das dritte Mal an unserem Märchenhaus vorbeifuhren, bemerkten wir, dass dieses Traumhäuschen genau an der gesuchten Adresse lag und weit und breit kein weiteres Haus zu finden war. Wir fuhren von der Straße ab und in eine kleine Einfahrt zum Haus hinunter. Direkt vor dem Grundstückstor stellten wir das Auto ab und stiegen aus. Ringsum war kein weiteres Haus zu sehen. Es war umgeben von einem kleinen Kiefernwald sowie Wiesen und Feldern. Der Sommer kündigte sich langsam an, alles war grün und die Sonne angenehm warm an diesem Tag. Das Grundstückstor war ein altes, in weißer Farbe angestrichenes, quadratisches Gittertor mit quadratischem Gittergeflecht. An der Seite hing ein deutlich in die Jahre gekommener weißer Briefkasten ohne Namensschild. Es sah trotz oder gerade wegen dieser Altersspuren sehr romantisch und interessant aus. Gut sechs Meter vor dem Tor standen fünf bis sechs alte, in einer Reihe parallel zum Zaun gepflanzte Weidenbäume. Zwischen dieser Baumreihe und dem Gittertor standen wir nun und guckten uns erstmal wortlos um. „Ist es das wirklich?" Ich traute mich kaum, diese Frage laut auszusprechen, weil ich Angst hatte, dass dieses Gefühl gleich zerplatzen könnte. Die Sonne leuchtete die Blätter der Bäume an und es schien, als wenn sich unzählige Lichter durch eine leichte Brise tanzend im Baum bewegten, um uns willkommen zu heißen. Keiner von uns sagte etwas, wir standen einfach nur da und waren überwältigt. Beim Blick über das Tor in den Garten hinein schaute man direkt auf die Kopfseite des hellgelben Hauses mit seinen roten Dachziegeln. Links und rechts neben dem kleinen Fußweg aus alten, quadratischen Gehwegplatten säumten kleine Büsche, Sträucher und ein Stück Rasenfläche die Zuwegung zum Haus. Links vor dem Haus waren noch ein Carport, welches zu einem Garagenhäuschen verlief, und eine ebenso in hellem Gelbton gehaltene Werkstatt. Wir wollten gern mehr sehen und liefen, soweit es die Vegetation rings um das Grundstück zuließ, um das eingezäunte Grundstück herum. Zwischen dem Haus und der 25 bis 30 Meter entfernten Straße lag eine kurz gehaltene Wiese über, die wir zumindest von der Straßenseite aus noch ein Stück weit entlang gehen konnten. Endlich entdeckten wir die gesuchte Hausnummer. Es war tatsächlich die von uns gesuchte Adresse. Bis auf den Vorgarten an der Kopfseite des Grundstücks war das Grundstück größtenteils recht verwildert, aber dennoch waren wir diesem wunderschönen Haus längst verfallen. Wir spekulierten darüber, wie schrecklich es wohl von innen aussehe, wenn es von außen in unseren Augen einfach so perfekt war. Wir hatten uns bis dahin schon einige Häuser angesehen und unbeschreibliche Überraschungen erlebt. Bei einem Haus fiel ich beinahe gleich bis in den Keller hinein, weil direkt hinter der Eingangstür der Fußboden komplett fehlte und sich ein großes Loch auftat, welches den sofortigen,  aber ungewollten Einstieg in den Keller ermöglichte. Dieses Bild hatte ich nun vor Augen und dachte, dass es bei diesem Häuschen noch viel schlimmer kommen würde, verglichen mit den bereits besichtigten Häusern. Wir platzten vor Neugier und riefen sofort den Makler an. Wir baten darum, das Haus nun auch von innen besichtigen zu dürfen und vereinbarten gleich zum nächsten Tag einen Termin mit ihm. Am liebsten hätten wir vor dem Haus campiert! Wir taten uns schwer damit, nun wieder nach Hause zu fahren und diesen Ort zu verlassen. Am nächsten Tag waren endlich die unzähligen Stunden des Wartens vorbei, und wir fuhren nun zielstrebig zum Termin. Schon beim ersten Schritt in den Garten überkam mich ein wohliges Gefühl. Alles erschien vertraut, aber zugleich unwirklich. Dieses Gefühl umhüllte mich, als hätte mir jemand an einem kühlen Tag eine warme und gut duftende Decke umgelegt. Ein wunderschönes, großes Grundstück mit vielen kleinen Schuppen und einer großzügigen Garage am Eingang. Es gab so vieles zu entdecken. So muss sich Alice im Wunderland gefühlt haben! Ging man um das Haus herum, tat sich wieder eine neue Welt auf, ein verwilderter Garten, ein eigenes kleines Stück Wald mit hohen, gut 80 oder 100 Jahre alten Kiefern, alle krumm und interessant schief gewachsen, gezeichnet von der Zeit. Linksseitig des Hauses war ein Küchenanbau angebaut worden. Durch diesen Anbau gelangte man auch in das Haus, sodass die Küche der erste Raum war, den man im Haus betrat. Vor diesem Anbau tat sich ein weiteres kleines, gepflegtes Gartenstück auf.

    Die kurz gemähte Wiese war mit bunten Blumen und Sträuchern eingefasst. Linksseitig wurde dieser kleine Garten von einer hellgelb gestrichenen Mauer eingefasst. In der Mauer zeigte sich ein vergittertes Durchgangstürchen mit einem Rundbogen, durch welches man in einen separaten, jedoch wesentlich ungepflegteren Gartenteil gelangte. In diesem wilden Gartenteil befand sich ein kleiner Unterstand, recht niedrig, so dass man nicht aufrecht darin stehen konnte. Er war mit allerlei Unrat zugestellt worden. Vermutlich war dies einmal ein Unterstand für Holz. Gleich hinter dem Unterstand tauchte ein uralter, kleiner Feldbahnwagen auf. Völlig in die Jahre gekommen und mit vielen deutlichen Schadstellen, rief er quasi um Beachtung. Mit diesen Feldbahnen wurde vor über einhundert Jahren die Ernte von den Feldern direkt in die Städte transportiert. Ein solcher Waggon stand nun hier auf einem Betonsockel abgestellt, umringt von Unrat, Unkraut und Müll. Er war völlig eingewachsen und bereits am Verfallen. Ich war sofort in diesen alten Waggon verliebt, und wenngleich ich nicht umgehend eine Verwendung dafür im Kopf hatte, so war mir klar, dass dieser alte Wagen von uns nicht abgerissen wird, sofern wir das Grundstück bekommen würden. Doch das Interessanteste stand uns ja noch bevor, das Haus. Wir brannten nun darauf, endlich das Haus betreten zu können und bekamen zeitgleich auch immer mehr Angst davor. Wenn der Makler scheinbar taktisch vorging und uns erst das schöne Grundstück zeigt, muss es drinnen eine absolute Ruine sein. Das rote Satteldach des kleinen Siedlerhauses wirkte noch recht neu auf uns und wir schätzten, dass es nicht älter als 15 Jahre sein konnte. Die in der Fassade weiß umränderten Fenster leuchteten freundlich und einladend zwischen der hellgelben Fassade hervor.

    Der Makler öffnete die Tür und zu unserem Erstaunen hatte das Haus einen Fußboden. Ich musste weder mit den Armen mein Gleichgewicht halten, um nicht in die Tiefe zu stürzen, noch war auf den ersten Blick überhaupt irgendwelches Grauen zu erkennen. Wir standen in einer fast 20m² großen Wohnküche, mit einer zwar in die Jahre gekommenen, aber sehr großzügigen altweißen Einbauküche mit Gasherd. Die großen Küchenfenster, welche sich immerhin über zwei komplette Seiten der Küche erstreckten, ließen die Küche noch größer wirken, als sie ohnehin schon war. Es war hell und freundlich, schlicht gesagt sehr einladend, und der Ausblick aus den übergroßen Küchenfenstern in den eigenen Garten war traumhaft. Man blickte in eine grüne Oase, die eigene Oase. Bei diesem Ausblick bräuchte man weder Gardinen noch sonst irgendwelchen Sichtschutz anbringen, denn die Küche war nur vom eigenen, privaten Grundstück umringt. Hier musste man keine fremden Blicke fürchten. Das war der erste Gedanke, als wir in dieser lichtdurchfluteten Küche standen.

    Die Küche schien ein späterer Anbau an das alte Haus zu sein, denn von hier aus gelangte man nun in den Hauptteil des Wohnhauses, in den Flurbereich.

    Als ich den Flur betrat, durchströmte mich ein Gefühl, als wenn ich mit dem Haus verbunden wäre. Ich fühlte mich sofort zuhause und liebte dieses Haus einfach, ohne die anderen Räume gesehen zu haben. So komisch es klingt, ich fühlte mich von diesem Haus ebenso geliebt und behütet. Der Makler zeigte uns geduldig das ganze Haus, vom Kartoffelkeller bis zur Dachspitze, erklärte uns die Heiztechnik und den kleinen, silbernen Schmuckkamin mit Glaseinsatz im Wohnzimmer. Er ließ uns im Anschluss nochmal alleine durch das Haus streifen, um alles in Ruhe auf uns wirken zu lassen. Und wie es wirkte! Frederik und ich standen nahezu fassungslos da und grübelten, wo der Haken an der Sache sein könnte. Plötzlich breitete sich die Sorge aus, dass das Angebot mit dem Preis im Exposé vielleicht nicht stimmen könnte, daher fragten wir nochmal nach. Als der Makler den Preis bestätigte, war uns völlig klar, dass wir alle übrigen Besichtigungstermine absagen würden. Wir gaben sofort unsere Kaufzusage. Erst danach erfuhren wir noch, dass die Wiese zwischen dem eingezäuntem Hausgrundstück und der Straße ebenfalls zum Haus gehört. Wir waren völlig erschlagen und konnten unser Glück kaum fassen. Von diesem Tag an fuhren wir täglich zum Häuschen, und auch wenn wir nicht hinein konnten, so besuchten wir es zumindest wenigstens am Gartenzaun. Dieses Ritual pflegten wir, bis endlich der langersehnte Notartermin und letztlich die Übergabe der Hausschlüssel vollzogen waren. Unser Herz schlug für dieses Haus und es fühlte sich so an, als hätte es nach uns gerufen.

    Dass wir uns überhaupt dazu entschlossen hatten, gemeinsam ein Haus zu kaufen, war bereits ein Sprung ins kalte Wasser, waren wir doch erst seit ein paar Monaten ein Paar. Als ich Frederik nur fünf Monate zuvor kennenlernte, wusste ich sofort, dass dies der Mann fürs Leben sein könnte. Wir begegneten uns

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