Der Fürst
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Die Auflage ist durch über 130 Fußnoten angereichert, die Informationen zu den Protagonisten geben. Eine Karte des damaligen Italiens unterstützt das Verständnis.
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Buchvorschau
Der Fürst - Nicoló Machiavelli
Nicoló Machiavelli
Der Fürst
Vorwort
Machiavellis Werk „Der Fürst stellt trotz seines Alters – immerhin wurde das Opus bereits um 1513 verfasst – immer noch eine spannende wie lehrreiche Lektüre dar. Dass die von ihm skizzierten Methoden zur Erlangung sowie der Erhaltung von Macht aus dem heutigen Kontext mitunter mehr als fragwürdig erscheinen, ist auch dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Mag es beispielsweise aus heutiger Sicht generell als verwerflich gelten, militärische Mittel zur Durchsetzung von Interessen anzuwenden, so war dieses Vorgehen über Jahrhunderte eine Konstante menschlichen Handels. Und auch heute ist die Welt beileibe nicht vor entsprechenden Auswüchsen gefeit, auch wenn häufig ein Mantel des legitimen Handels das wahre Ziel verschleiert. Selbst Machiavellis Feststellung, es gäbe „keine sichere Methode, Staaten zu halten, außer sie zu vernichten
findet – zumindest bei einer entsprechend weiten Auslegung des Terminus „Staat" – auch heute immer wieder grausame Beispiele in Form von Vertreibungen, ethnischen Säuberungen und Völkermord.
Interessant ist auch ein Abgleich von Machiavellis vorgeschlagenen Methoden bzw. vor den Dingen vor denen er gewarnt hat, mit dem aktuellen Zeitgeschehen. Oftmals lassen sich deutliche Parallelen herstellen und der Grund für manche verfahrene Situation wird klarer. Nichtsdestotrotz darf nie der historische Kontext außer Acht gelassen werden und die heutige Welt stellt sich ganz anders dar, als Machiavellis weitestgehend auf die auf das damalig zerstückelte Italien bezogene Sichtweise.
Machiavellis zahlreiche historische – teils antike, teils aus seinen Lebzeiten – Beispiele machen deutlich, dass sich viele erfolgreiche Herrscher, Machthaber und Tyrannen auch ohne das Wissens um die von Machiavelli zusammengetragenen Anweisungen letzten Endes genau von diesen haben leiten lassen, was wiederum erkennen lässt, dass er sich diese weniger selbst erdacht, sondern durch die Analyse realer Personen hergeleitet und strukturiert zusammengefasst hat.
Inwieweit der meist negativ ausgelegt Begriff des „Machiavellismus" dem Werk Machiavellis gerecht wird, mag der geneigte Leser selbst für sich herausfinden.
Ganz unabhängig von weiterführenden Interpretationen oder gar moralischen Bewertungen, bietet der „Der Fürst" einen spannenden Einblick in die geschichtliche Entwicklung Italiens und gibt auch immer wieder Fragmente antiker Geschichte preis, so zum Beispiel Machiavellis Erklärung, wie Alexander der Große in kurzer Zeit das persische Reich erobern und vor allem halten konnte.
Die Übersetzung hat den Fokus auf Lesbarkeit und mag in manchen Fällen von der exakten Formulierung abweichen.
Christoph M. Werner
Nürnberg 2019
Karte
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Karte
Nicoló Machiavelli an Lorenzo den Prächtigen, Sohn von Piero di Medici
Der Fürst
Kapitel I: Die verschiedenen Arten von Regierungen und die Art und Weise, wie Sie gebildet werden
Kapitel II: Von Erbmonarchien
Kapitel III: Von vermischten Monarchien
Kapitel IV: Warum das von Alexander (dem Großen) besetzte Königreich des Dareios nach dessen Tod nicht gegen die Nachfolger rebellierte
Kapitel V: Der Weg, Städte oder Herrschaftsgebiete zu regieren, die vor der Besetzung nach ihren eigenen Gesetzen lebten
Kapitel VI: Von neuen Herrschaftsgebieten, die durch eigene Waffen und Anstrengungen erworben wurden.
Kapitel VII: Von neuen Herrschaften, die durch die Macht anderer oder durch Vermögen erworben wurden
Kapitel VIII: Über die, die ihrer Stellung als Fürst durch Niedertracht erlangt haben
Kapitel IX: Über das bürgerliche Fürstentum
Kapitel X: Wie die Stärke aller Staaten gemessen werden sollte
Kapitel XI: Die kirchlichen Fürstentümer
Kapitel XII: Die Verschiedenen Arten von Milizen und Söldnern
Kapitel XIII: Von Hilfstruppen, gemischten und einheimischen Truppen
Kapitel XIV: Was die Pflichten des Fürsten gegenüber der Miliz sind
Kapitel XV: Von den Dingen, die die Menschen, insbesondere die Fürsten, loben oder tadeln
Kapitel XVI: Über Freizügigkeit und Geiz
Kapitel XVII: Von Grausamkeit und Nachsicht, und ob es besser ist, geliebt oder gefürchtet zu werden
Kapitel XVIII: In welcher Weise der Fürst sein Wort halten muss
Kapitel XIX: Warum wir es vermeiden müssen, verachtet und gehasst zu werden
Kapitel XX: Ob Festungen und andere Dinge, die Fürsten oft bauen, nützlich sind oder schaden
Kapitel XXI: Wie sich ein Fürst verhalten muss um Ansehen zu bekommen
Kapitel XXII: Von der Sekretären des Fürsten
Kapitel XXIII: Wie Schmeichler gemieden werden müssen
Kapitel XXIV: Warum die Fürsten Italiens ihre Staaten verloren haben
Kapitel XXV: Wie viel Schicksal in menschlichen Angelegenheiten möglich ist und wie es bekämpft werden kann
Kapitel XXVI: Mahnung zur Befreiung Italiens von den Barbaren
Impressum
Nicoló Machiavelli an Lorenzo den Prächtigen, Sohn von Piero di Medici
Es ist üblich, dass diejenigen, die die Gunst eines Fürsten erlangen wollen, sich bemühen, dies zu tun, indem sie ihm Geschenke von dem machen, was sie für am kostbarsten halten oder von denen sie wissen, dass er eine besondere Freude daran hat. Auf diese Weise werden den Fürsten oft Pferde, Waffen, goldene Kleider, Edelsteine und solche Schmuckstücke präsentiert, die ihrer Pracht würdig sind. In meinem Wunsch, Eurer Hoheit 1 jedoch ein demütiges Zeugnis meiner Hingabe abzulegen, konnte ich in meinem Besitz nichts finden, was ich so sehr schätze oder bewundere, wie das Wissen um die Taten großer Menschen, welches ich mir durch eine lange Erfahrung mit den aktuellen Ereignissen und einem ständigen Studium der Vergangenheit angeeignet habe.
Die Ergebnisse meiner langen Beobachtungen und Überlegungen sind in dem kleinen Band festgehalten, das ich Eurer Hoheit jetzt anbiete: Und obwohl ich dieses Werk für unwürdig halte, versichert mir mein Vertrauen in Eure Hoheit, dass Ihr es annehmen werdet, da ich weiß, dass es nicht in meiner Macht steht, Euch ein größeres Geschenk anzubieten, als das, Euch zu ermöglichen, all das, was ich im Laufe vieler Jahre durch Gefahr und Leid gelernt habe, in kürzester Zeit zu verstehen. Ich habe nicht versucht, mein Werk mit langen Sätzen oder klangvollen Wörtern zu versehen, oder mit Verschnörkelungen oder Ausschmückungen zu formulieren, mit denen viele Schriftsteller versuchen, ihre Bücher zu verschönern, da ich keine Ehre für mein Werk wünsche, als seine Wahrheit und die Bedeutung seines Gegenstandes es auszeichnen können. Ich vertraue auch darauf, dass es von Seiten eines Mannes von bescheidener und unbedeutender Stellung nicht als anmaßend angesehen wird, die Regentschaft der Fürsten zu diskutieren und zu kritisieren; denn so wie sich Landschaftsmaler in den Tälern aufhalten, um Berge oder erhöhte Gelände zu zeichnen und einen Berghügel zu besteigen, um einen guten Blick auf die Ebenen zu erhalten, so ist es notwendig, ein Fürst zu sein, um die Natur eines Volkes genau kennenzulernen, und um die Natur der Fürsten zu kennen, muss man zur Bevölkerung gehören.
Darf ich daher darauf vertrauen, dass Eure Hoheit dieses kleine Geschenk in dem Geist annimmt, in dem es angeboten wird; und wenn Eure Hoheit sich herablässt, es zu lesen, werdet Ihr in ihm meinen brennenden Wunsch erkennen, dass Ihr zu jener Größe gelangen könnt, die das Schicksal und Eure eigenen Verdienste für Euch bedeuten.
Und sollte Eure Hoheit vom Gipfel dieser Höhe auf diesen bescheidenen Ort herabblicken, werdet Ihr die großen und unverdienten Leiden erkennen, die mir durch ein grausames Schicksal zugefügt wurden.
Der Fürst
Kapitel I: Die verschiedenen Arten von Regierungen und die Art und Weise, wie Sie gebildet werden
Alle Staaten und Herrschaftsgebiete, die die Menschheit beherrschen oder beherrscht haben, sind entweder Republiken oder Monarchien. Monarchien sind entweder Erbmonarchien, in denen die Herrscher seit vielen Jahren der gleichen Familie angehören, oder sie sind in jüngerer Zeit gegründet worden. Die neu gegründeten sind entweder völlig neu, wie Mailand für Francesco Sforza 2, oder sie sind sozusagen neue Mitglieder, die auf den Erbbesitz des Fürsten, der sie annektiert, hinzugefügt wurden, so wie das Königreich Neapel an den König von Spanien. Die so erworbenen Herrschaftsgebiete sind entweder zuvor an die Herrschaft eines anderen Fürsten gebunden oder es handelt sich um freie Staaten, und sie werden entweder durch eigenen oder fremde Waffen des Fürsten annektiert, oder sie fallen ihm durch Glück oder Verdienst zu.
Kapitel II: Von Erbmonarchien
Ich werde hier nicht von Republiken sprechen, da ich sie bereits an anderer Stelle vollständig behandelt habe. Ich werde mich nur mit Monarchien befassen und zeigen, wie die verschiedenen oben beschriebenen Arten verwaltet und aufrechterhalten werden können. Erstens ist die Schwierigkeit, sie zu erhalten, in den an die herrschende Familie gewohnten Erbstaaten weit geringer als in neuen Monarchien; denn es genügt, die angestammten Gebräuche nicht zu verletzen und sich den zufälligen Gegebenheiten anzupassen; auf diese Weise wird ein solcher Fürst, wenn er durchschnittlich fähig ist, immer in der Lage sein, seine Position zu halten, es sei denn, eine sehr außergewöhnliche und übermäßige Kraft entzieht ihm diese; und selbst wenn er auf diese Weise ihrer beraubt wird, wird er beim geringsten Unglück, das dem neuen Besitzer widerfährt, sie wiedererlangen können.
Wir haben in Italien das Beispiel des Herzogtum von Ferrara, das den Angriffen der Venezianer im Jahr 1484 und von Papst Julius 3 im Jahr 1510 standhalten konnte, und zwar aus keinem anderen Grund als wegen der Geschichte seiner Familie in dieser Region. Da der legitime Fürst weniger Anlass und weniger Notwendigkeit hat, Anstoß zu erregen, ist es nur natürlich, dass er mehr geliebt wird; und wenn ihn keine außergewöhnlichen Laster verhasst machen, ist es nur vernünftig, dass seine Untertanen natürlicherweise an ihn gebunden werden, wobei die Erinnerungen und Hintergründe an Neuerungen auf lange Sicht vergessen werden, über die seine Herrschaft begründet wurde; während eine Änderung immer den Weg für die Einführung eines Anderen bereitet.
Kapitel III: Von vermischten Monarchien
Aber gerade in den neuen Monarchien gibt es wirklich Schwierigkeiten. Erstens, wenn der Herrschaftsgebiet nicht ganz neu ist, sondern ein Teil eines bestehenden Staates ist, entspringen seine Probleme zunächst der natürlichen Schwierigkeit, die in allen neuen Herrschaften besteht, denn die Menschen wechseln bereitwillig die Herren, in der Hoffnung, sich selbst zu verbessern; und dieser Glaube lässt sie gegen ihre Herrscher kämpfen, von denen sie getäuscht fühlen, da die Erfahrung ihnen zeigt, dass sie vom Schlechten zum noch Schlechteren gelangt sind. Dies ist das Ergebnis einer weiteren sehr natürlichen Ursache, nämlich des notwendigen Schadens, der denen zugefügt wird, über die der Fürst die Herrschaft erlangt, sowohl von seinen Soldaten als auch von einer unendlichen Anzahl anderer Verletzungen, die unvermeidlich durch seine Besatzung verursacht werden.
So findest du Feinde in all denen, die du durch die Besetzung dieses Herrschaftsbereichs verletzt hast, und du kannst die Freundschaft derjenigen nicht aufrechterhalten, die dir geholfen haben, diesen Besitz zu erlangen, da du nicht in der Lage sein wirst, ihre Erwartungen zu erfüllen, noch kannst du strenge Maßnahmen gegen sie ergreifen, da du ihnen gegenüber verpflichtet bist; aus diesem Grund wirst du, so stark deine Armeen auch sein mögen, immer die Gunst der Bewohner brauchen, um eine Provinz in Besitz zu nehmen. Aus diesen Gründen verlor Ludwig XII. 4 von Frankreich, obwohl er Mailand ohne Probleme besetzen konnte, es sofort, und die Streitkräfte von Ludovico allein genügten, es ihm beim ersten Mal zu nehmen, denn die Bewohner, die ihm bereitwillig ihre Tore geöffnet hatten, sahen sich in den