Kurzgeschichtensammlung II
Von Jan Nadelbaum
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Über dieses E-Book
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Buchvorschau
Kurzgeschichtensammlung II - Jan Nadelbaum
Kissens Gang zum Fluss
Berta Kissen stand auf der Bank und blickte über die Dächer der Stadt. Von unten drang das Dröhnen des Verkehrs, das Knattern der Mopeds, das Summen der Autos und Brummen der Busse. Die dicke Berta holte tief Luft. Sie war Mitte fünfzig, anderthalb Meter groß und ebenso breit. Manche hielten sie für die Reinkarnation Trude Herrs oder zumindest für eine ihrer engeren Verwandten. Ihre schwarzen gelockten Haare hoben sich kontrastreich von der hellen Haut ihres Gesichtes und der kräftigen roten Brille ab. Sie wusste, dass die Männerwelt sie für zu dick befand und sie sich selbst eigentlich auch, doch hatte sie sich eine Gleichgültigkeit zu eigen gemacht, um die sie nicht wenige ihrer Kolleginnen beneideten. Berta war halt Berta, rund, ein bisschen schrill, aber sympathisch. Heute wollte sie wieder zum Fluss. Dort hatte sie jeden Mittwoch ein Treffen mit einem Amerikaner, einem richtig süßen! Sie bemerkte, wie ihre Kolleginnen stets zu tuscheln begannen, wenn sie mittwochmorgens deutlich aufgebretzelter als sonst das Büro betrat. Berta genoss es. Es war geradezu herrlich! Was ihre Kolleginnen sich wohl alles ausmalten, was sie sich alles einbildeten! Berta lächelte, zupfte ihren Blazer zurecht, der in der gleichen Farbe wie ihre Brille gehalten war und schritt zum Dachausgang. Unten am Bahnhofsplatz angekommen, marschierte sie in ihren pechschwarzen Pumps schnurstracks auf den Zebrastreifen zu. Das Pflaster nervte. Es war schon ziemlich alt und nicht mehr im besten Zustand. Sie blieb stehen, schob den linken Ärmel nach oben und riss es ab. Die Wunde war längst vernarbt. Es wanderte in ihre Hosentasche.
Am Zebrastreifen wartete eine Mutter, dass sie endlich die Straße überqueren konnte. Berta wollte einen Schritt nach vorne machen, als sie einen herannahenden Bus wahrnahm, der sie offensichtlich – was ihr unverständlich war – nicht gesehen hatte und an ihr vorbeisauste. Gerade noch hatte sie rechtzeitig halten können. Die Mutter vor ihren Füßen erwischte es allerdings. Sie blieb im Rinnstein liegen. Berta schaute kühl darüber hinweg und wechselte endlich die Straßenseite. Sie wählte den Weg durch die Altstadt, durch die engen Gässchen mit den Fachwerkhäusern, über die schmucken Plätzchen, auf denen es immerzu von Touristen wimmelte.
Sie bog in die Wenzelsgasse ein, vorbei an der kleinen Bäckerei, vor der ein Junge mit einem Bienenstich hockte. Schmerzverzerrten Gesichts drückte er stetsfort einen kalten Lappen auf die Stelle, die ihn peinigte. Berta zwinkerte ihm zu und wäre beinahe auf dem holprigen Pflaster gestolpert. Sie fing sich und ging weiter, sicher, elegant, wie eine Dame von Welt. Schließlich gelangte sie auf den Platz mit dem Bach. Eine Gruppe bayerischer Ausflügler bewunderte die Steinmetzkunst, die sich ihnen bot. Berta mochte bayerische Touristen nicht. Die waren ihr zu laut, zu rustikal. Auch diese Gruppe hörte sie längst, bevor sie sie sah. Es schienen richtige Lautsprecher zu sein, denn auf dem ganzen Platz hörte man nur Bayerisch, obwohl die Gruppe gerade einmal sechs Personen zählte.
Sie folgte dem Bachlauf und wurde Zeugin, wie ein Mann eine Frau schlug. Dann zerrte er an ihr, sie wehrte sich, schrie und lief davon. ‚Was ein Arsch‘, dachte Berta und bewunderte das wohlgeformte Gesäß, das sich unter dem Stoff der engen Hose abzeichnete. Sie geriet ins Schmachten, ließ sich aber nichts anmerken und setzte ihren Gang zum Fluss fort. Vor dem Schaufenster eines Handarbeitslädchens hielt sie kurz inne. Stickereien, Strickereien, Häkeleien – Berta hegte eine stille Bewunderung für all die Menschen, die so etwas schufen. Ihr fehlte dazu das Fingerspitzengefühl.
Gegenüber wohnte ein Debrecziner, mit dem sie vor vielen Jahren kurz etwas gehabt hatte. Dann war er nach Ungarn abgehauen und lebte jetzt wieder hier. Berta guckte verstohlen hinauf zu seinem Fenster, aber er schaute nicht hinaus. Sie seufzte. Sie hatte ihn ziemlich scharf gefunden und er sie auch, doch was vergangen war, war vergangen, das musste sie einsehen. Etwas weiter lehnte an einer Tür eine Flasche, die Berta wild grüßte, allerdings tat sie, als nähme sie keinerlei Notiz von ihm. Jedes Mal, wenn sie sich getroffen hatten, hatte er einen Kater gehabt. Solange es bei ihm war, war das für sie kein Problem gewesen, als er das Tier indes zu ihr mitschleppen wollte, hatte sie ihm erklärt, dass das nun wirklich zu weit gehe! Im Bett hatte er sich zudem eher als Knallfrosch denn als Granate erwiesen und da hatte Berta schlicht die Reißleine gezogen. Jetzt wedelte er jedes Mal mit dem Schwanz, wenn er sie auf der Straße erspähte und auch der Kater stürmte stets auf sie zu, sobald sie um die Ecke bog. Sie schob eilig die Brille ein Stück weiter nach oben – weshalb wusste sie selbst nicht – und stolzierte davon.
Die halbe Stadt kannte Berta Kissen. Auf dem Schachfeld im Hofgarten, einer kleinen Grünanlage, winkten ihr zwei Bauern. Ihre Damen genossen im Eiscafé Reiter am alten Turm nebenan einen Pharisäer. Berta nickte ihnen huldvoll zu und wich geradeso zwei Läufern aus, denen sie in ihren sportlichen Höschen lange lüstern hinterherglotzte.
Hinter dem alten Turm begann das warme Viertel der Stadt. Hier lebte alles, was Rang und Namen in