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Dirty Deeds (Deutsch)
Dirty Deeds (Deutsch)
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eBook344 Seiten

Dirty Deeds (Deutsch)

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Über dieses E-Book

Sheila Pinelli muss unschädlich gemacht werden. Nie zuvor hätte der zum Privatdetektiv gewordene ehemalige Polizist Cole McGinnis daran gedacht, einen Mord zu begehen. Doch vor sechs Monaten, als Jae-Mins Blut über seine Hände rann und der Tod an die Tür seines Liebsten klopfte, wurde die Ermordung von Sheila Pinelli deutlich weniger abwegig.

Während sich Sheila in einem verborgenen Winkel von Los Angeles versteckt, teilen Jae und Cole ein Bett, ein Haus und vor allem ihr Glück. Dass Jae von seiner traditionellen koreanischen Familie verstoßen wurde, hat ihre Beziehung überstanden und nun planen sie, sich ein neues Leben aufzubauen – vorzugsweise ohne die ständige Bedrohung durch Sheila im Hintergrund.

Obwohl die Polizei von Santa Monica Sheila nach einer Verhaftung irrtümlich auf freien Fuß setzt, hat Cole nun einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort. Bis die Spur ihn in ein verrücktes Netz aus Drogen, exotischen Frauen und Tod führt. Doch auch als alles schiefgeht, ist Cole entschlossen, die Frau zu finden, die er einst wie eine Schwester liebte, und sie endgültig aus ihrem Leben zu verbannen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Mai 2022
ISBN9781641084123
Dirty Deeds (Deutsch)
Autor

Rhys Ford

 Rhys Ford is an award-winning author with several long-running LGBT+ mystery, thriller, paranormal, and urban fantasy series and is a two-time LAMBDA finalist with her Murder and Mayhem novels. She is also a 2017 Gold and Silver Medal winner in the Florida Authors and Publishers President’s Book Awards for her novels Ink and Shadows and Hanging the Stars. She is published by Dreamspinner Press and DSP Publications. She shares the house with Harley, a gray tuxedo with a flower on her face, Badger, a disgruntled alley cat who isn’t sure living inside is a step up the social ladder, as well as a ginger cairn terrorist named Gus. Rhys is also enslaved to the upkeep of a 1979 Pontiac Firebird and enjoys murdering make-believe people. Rhys can be found at the following locations: Blog: www.rhysford.com Facebook: www.facebook.com/rhys.ford.author Twitter: @Rhys_Ford  

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    Buchvorschau

    Dirty Deeds (Deutsch) - Rhys Ford

    Inhalt

    Zusammenfassung

    Widmung

    Danksagung

    1

    2

    3

    4

    5

    6

    7

    8

    9

    10

    11

    12

    13

    14

    15

    16

    17

    18

    19

    20

    Epilog

    Mehr Bücher von Rhys Ford

    Biographie

    Von Rhys Ford

    Besuchen Sie Dreamspinner Press

    Copyright

    Dirty Deeds

    Von Rhys Ford

    Sheila Pinelli muss unschädlich gemacht werden. Nie zuvor hätte der zum Privatdetektiv gewordene ehemalige Polizist Cole McGinnis daran gedacht, einen Mord zu begehen. Doch vor sechs Monaten, als Jae-Mins Blut über seine Hände rann und der Tod an die Tür seines Liebsten klopfte, wurde die Ermordung von Sheila Pinelli deutlich weniger abwegig.

    Während sich Sheila in einem verborgenen Winkel von Los Angeles versteckt, teilen Jae und Cole ein Bett, ein Haus und vor allem ihr Glück. Dass Jae von seiner traditionellen koreanischen Familie verstoßen wurde, hat ihre Beziehung überstanden und nun planen sie, sich ein neues Leben aufzubauen – vorzugsweise ohne die ständige Bedrohung durch Sheila im Hintergrund.

    Obwohl die Polizei von Santa Monica Sheila nach einer Verhaftung irrtümlich auf freien Fuß setzt, hat Cole nun einen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort. Bis die Spur ihn in ein verrücktes Netz aus Drogen, exotischen Frauen und Tod führt. Doch auch als alles schiefgeht, ist Cole entschlossen, die Frau zu finden, die er einst wie eine Schwester liebte, und sie endgültig aus ihrem Leben zu verbannen.

    Dieses Buch widme ich Mary Calmes, weil Cole und Jae eigentlich ihre Jungs sind. Das weiß ich. Sie hat es mir gesagt.

    Danksagung

    FÜR DIE Fünf (Tamm, Jenn, Penn und Lea), Ree, Ren und Lisa! Always and forever… *singt vor sich hin*. Ihr seid die Steine der Vernunft, die ich durch die Scheibe meiner Verrücktheit werfen kann.

    An die Guinea Pigs und Beta Fish: vielen Dank. Ihr nehmt stets meine Geschichten und macht sie zum Teil eures Lebens. Ich kann nicht ausdrücken, wie sehr ich euch alle liebe und vergöttere. Einen lauten Gruß an meine Dong Bang Coffee Bunnehs!

    Danke an die Dreamspinner-Crew … Elizabeth und ihre wunderbaren Mitarbeiter, aber auch das Lektoren-Team, das mich erträgt. Grace, Brian, Amit und alle anderen, die sich durch mein Zeug arbeiten: danke. Eine besondere Umarmung für Julili und lyric, die meine spastische Existenz aushalten.

    Dieses Buch wäre nicht möglich gewesen ohne G-Dragon, Big Bang sowie Hyde und seine Band VAMPS. Sie leisteten mir Gesellschaft, während ich mit meinen Worten kämpfte. Danke für die Erhellung des Wegs.

    1

    „WIE LANGE müssen wir hier rumsitzen? Ganz genau?"

    Obwohl unsere Observierung erst eine halbe Stunde gedauert hatte, wurde Bobby auf dem Beifahrersitz meines Range Rover bereits unruhig. Ich wusste nicht, wie er es als Streifenpolizist ausgehalten hatte, bevor er zum Detective befördert worden war. Mit ihm ein Auto zu teilen war jedenfalls eine Qual, vor allem, weil er ständig am CD-Wechsler herumfummelte.

    „Wenn du den noch einmal anfasst, breche ich dir die Finger." Es war eine beiläufige Drohung. Definitiv keine, die ich in die Tat umsetzen konnte, da Bobby in der Lage gewesen wäre, einhändig meinen Schädel zu zerquetschen. Aber sie klang gut. So warf er mir auch einen deutlich skeptischen Seitenblick zu, ließ aber vom CD-Player ab.

    „Wie kannst du dir etwas anhören, das du nicht mal verstehst? Das ist alles koreanisch. Du sprichst überhaupt kein Koreanisch und ich glaube nicht, dass du es plötzlich gelernt hast, weil du Jaes Schwanz im Mund hattest. Dann könnte ich verdammt viele Sprachen."

    „Es ist Musik. Und ein paar Worte verstehe ich. Jetzt halt den Mund. Da kommt unser Mann. Ich deutete mit dem Kinn auf den Mann, der soeben aus einem der Wohnhäuser getappt kam. „Mal sehen, ob er anbeißt.

    Bei meinem neuesten Fall ging es um Versicherungsbetrug. Ab und an landete so etwas auf meinem Schreibtisch und war eine nette Abwechslung zur Jagd auf Geliebte und untreue Ehefrauen. Wenn eine Versicherung jemanden verdächtigte, sie um unzählige Millionen zu betrügen, lag sie für gewöhnlich richtig. Für solche Ermittlungen musste etwas faul sein, da die meisten Menschen ihre Behauptungen durch zahllose Ärzte bestätigen lassen konnten. Doch hin und wieder hatte irgendein Mitarbeiter das Gefühl, dass irgendjemand irgendwo log.

    Und gelegentlich führte es dazu, dass ich in einem Auto saß, während meine Büroleiterin Claudia am hinteren Ende eines gemieteten SUV stand und auf einen gewissen Jemand wartete, damit er ihr beim Ausladen eines Flatscreen-Fernsehers behilflich sein konnte.

    „Einen Fünfziger, dass er es nicht tut." Bobby schlürfte einen Schluck seines Weizengras-Bananen-Smoothies. Ich war bei Kaffee geblieben. Beim Gedanken daran, um zehn Uhr morgens ein Stück Rasen zu trinken, drehte sich mir der Magen um.

    „Wir bieten ihm nur fünfzig an, um den Fernseher zu tragen", antwortete ich.

    „Dann macht es für dich doch keinen Unterschied."

    „Die fünfzig für ihn würde die Versicherung übernehmen. Eine verlorene Wette nicht. Und glaub mir, wenn jemand einen Typen davon überzeugen kann, einen Fernseher für sie zu tragen, dann ist es Claudia."

    Es war wirklich der perfekte Plan. Besagter Mann war fünfzig Jahre alt und bewohnte in einer Seitenstraße der Vermont Avenue eines der älteren Backsteingebäude, vor denen diese Gegend strotzte. Zu meinem Glück befand sich gleich neben seiner Wohnung ein Gebrauchtwarenladen. Nach kurzem Herumschnüffeln hatte ich herausgefunden, dass sich der Laden eines regen Geschäfts mit Elektrogeräten und anderen auf fragwürdigem Weg erworbenen Gegenständen erfreute. Eine umfangreiche schwarze Frau, die in einem neuen SUV vorfuhr, um einen Fernseher auszuladen, würde nicht viele fragende Blicke auf sich ziehen, auch wenn die nähere Umgebung zu Secondhandläden, Mietkauf-Möbelgeschäften und Einrichtungen zum Einlösen von Schecks neigte.

    Die Gegend, in der wir uns befanden, grenzte an Koreatown und an den 101 und war eine bunte Mischung aus Getto und blutsaugerischen Geschäften. Reichtum wurde hier durch Besitztümer ausgedrückt und die Straßen wimmelten von Menschen – ungewöhnlich für Los Angeles, wo sich die meisten mit Autos fortbewegten. Hier waren die Depots gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefüllt und die Gehwege mit Obstständen gesprenkelt, an denen man sich für ein paar Dollar eine saftig-süße Leckerei besorgen konnte, verfeinert mit einer würzigen Chili-Mischung. Alle paar hundert Meter fand an einer Mauer oder einem Maschendrahtzaun ein improvisierter Kleidungsverkauf statt. Die Preise waren auf Papier- und Pappstücke gekritzelt worden und von Schnüren baumelten ausgeblichene Stofftiere in mit Holzwäscheklammern befestigten Plastiktüten, während nicht weit davon ein glänzender Mercedes in einer Einfahrt parkte, der kein bisschen zu den heruntergekommenen Mehrfamilienhäusern aus den Fünfzigerjahren mit ihrer abblätternden Farbe und den alten, schlaff wirkenden Palmen passte, deren Stämme dicht mit vertrockneten Wedeln bedeckt waren, weil sie niemand abgeschnitten hatte.

    In wenigen Stunden würde die Sonne beginnen, die von der Nacht hinterlassene Kühle aufzuzehren, und auf der uns umgebenden Asphalt- und Betonmasse eine unerträgliche Hitze hinterlassen. Dagegen war Claudia im Augenblick noch ganz kühl und gelassen, während sie sich theatralisch umsah, als sei sie davon irritiert, dass es niemanden gab, den sie herumkommandieren konnte.

    Da sie eine Matriarchin mit acht Söhnen und wer weiß wie vielen Enkeln war, musste sie diesen Gesichtsausdruck vermutlich nicht sehr häufig zeigen.

    „Na bitte. Da kommt er schon." Ich deutete nickend auf den Mann, den wir beobachten sollten. Das Treiben beim SUV und unsere elegant gekleidete Claudia hatten ihn neugierig gemacht.

    „Sie sieht aus, als wäre sie auf dem Weg zur Kirche oder so, merkte Bobby leise an. „Was soll dieser Hut?

    „Es ist ein schöner Hut." Mir gefiel er ziemlich gut. Die Art von Hut nannte man Pillbox, soweit ich wusste und dieser hier saß keck auf ihrem frisch geschnittenen Pagenkopf. Seit sie wieder arbeiten durfte, war Claudia entschlossen, sich in die verschiedensten Situationen zu wagen, da es ihrer Meinung nach allerhöchste Zeit war, auch hin und wieder Risiken einzugehen. Die neue Frisur schmeichelte ihrem runden Gesicht und manchmal schob sie Haarverlängerungen hinein, damit sie zu Shirley-Temple-Locken wurde. Ich zweifelte noch etwas an den langen, seltsam lackierten Nägeln, mit denen sie experimentierte, aber eine Frau mit Krallen an den Händen kritisierte man lieber nicht.

    „Wer trägt schon einen Hut?", schnaubte Bobby.

    Was ziemlich scheinheilig war, wenn man bedachte, dass er im Augenblick eine verkehrt herum aufgesetzte Baseballkappe trug. Ich wies ihn nicht auf diese Scheinheiligkeit hin.

    „Komm schon, nimm einfach das Geld und hilf der netten Lady." Ich hielt meine Kamera bereit. Jae bestand darauf, dass ich sie benutzte. Es handelte sich um ein älteres Modell, das er mir nach einer Erneuerung seiner Ausrüstung überlassen hatte – der dritten Erneuerung in den sechs Monaten seit seiner Schussverletzung. Mir war es egal. Ich hätte für absolut alles bezahlt, was er sich wünschte, um ihn glücklich zu machen. Und er war aufgeblüht, hatte sich durch seine Kunst geheilt, während ich mich dazu gezwungen hatte, ihn diese Schritte gehen zu lassen, ohne ihn zu sehr zu behüten.

    Das Schwerste, was ich je in meinem Leben getan hatte, aber ich wusste, dass er geliebt werden musste – nicht in Watte gepackt.

    Und jedes Lächeln, das er mir seit dem Aufwachen nach der Schutzverletzung geschenkt hatte, sagte mir, dass es das Richtige gewesen war.

    Jaes alte Kamera tat alles für mich, manchmal schon auf erschreckende Weise. Ich hätte geschworen, dass der Autofokus durch meinen Augapfel hindurch meine Gedanken las und genau das scharf stellte, was ich fotografieren wollte. In diesem Fall den ungepflegt wirkenden, recht fülligen älteren Mann, bei dessen Kleidung es sich um einen grünen Velourspyjama zu handeln schien.

    Was gesagt wurde, konnten wir nicht hören. Es hatte eine Diskussion über Ohrhörer oder ein Aufnahmegerät gegeben, aber Erstere hätte man schwer verbergen können und Claudia weigerte sich, sich verkabeln zu lassen. Tatsächlich war ich darüber erleichtert gewesen, denn dass sie sich bis auf den BH auszog und ich die Aufnahmeausrüstung an Stellen befestigen musste, die ich niemals auch nur ansehen, geschweige denn anfassen wollte, hätte zu Albträumen geführt, auf die ich gut verzichten konnte.

    „Und schon fängt er an, herumzuschnüffeln." Bobby grinste.

    Der Mann kämmte mit den Fingern sein ergrauendes Haar zurecht. Er sah mittlerweile noch schlechter aus als auf den Fotos seines Arbeitgebers. Nicht mehr arbeiten zu müssen schien dazu geführt zu haben, dass er in derselben Kleidung aß und schlief, ohne sich die Mühe zu machen, sich nach einem verkleckerten Burrito umzuziehen. Selbst von der anderen Straßenseite konnte man erkennen, dass seine Nase durch zu viel Alkohol rot leuchtete, während seine stubenhockerhelle Haut fahl und teilweise gelblich wirkte. Bei ihm schien irgendeine Art von Gelbsucht einzusetzen, und ich machte mir mittlerweile nicht so sehr Sorgen darum, ob er das Geld nähme, sondern viel mehr darum, dass er beim Anheben eines Zehn-Kilo-Fernsehers einfach umkippen würde.

    Er schlurfte nun schneller auf meine Büroleiterin zu und zeigte ein anzügliches Grinsen – offenbar biss er nicht nur an, sondern war auch an der Werferin der Angelschnur interessiert. Claudias genaue Reaktion konnte ich nicht erkennen, da sie uns den Rücken zugewandt hatte, aber ich vermutete, dass sie das Grinsen nicht besonders bezauberte. Ihre Schultern strafften sich und ihr Kopf neigte sich vielsagend zur Seite wie bei einer Frau, die im Begriff war, ihre Wut auf ihr beabsichtigtes Opfer zu richten.

    Doch sie entfesselte diese nicht. Stattdessen legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und deutete auf den offenen SUV. Da wir uns hinter ihnen befanden, erfasste meine Kamera problemlos den Kofferraum und den Fernseher. Ich benötigte Beweise für Mr. Velourspyjamas Fähigkeit, das Elektrogerät aus dem Auto zu heben und über den Gehweg zum Laden zu tragen. Sein Arzt behauptete, er könne nicht einmal die Arme über den Kopf heben und sich erst recht nicht durch eine Lagerhalle bewegen, um Pakete auf ein Fließband zu legen. Von einer gefährlichen zweistufigen Trittleiter zu fallen hatte ihm den Rest gegeben und er würde keinesfalls mehr seinen vorherigen Beitrag für die Gesellschaft leisten können.

    Was eine verdammt miese Einschätzung zu sein schien, denn der Mann machte praktisch Luftsprünge, als Claudia die fünfzig Dollar hochhielt und offensichtlich um Hilfe bittend auf den Fernseher deutete.

    Ich verließ mich auf das absolute Unvermögen eines Mannes, das wahre Wesen einer Frau zu erkennen. Claudia hätte normalerweise niemals jemanden um Hilfe gebeten. Hätte sie den Fernseher wirklich irgendwo hinbringen wollen, hätte ich eine Kampftruppe rufen müssen, die sie festhielt, während ich den Fernseher aus ihrer Umklammerung befreite. Obwohl sie bei der Ausübung ihrer Pflichten angeschossen worden war, machte sie weiter wie zuvor – volle Kraft voraus und keine Rücksicht auf Verluste.

    Doch die meisten Männer bemerkten die Stärke einer Frau nicht. Stattdessen suchten sie nach Schwächen, um diese hoffentlich ausnutzen und sich so mit ihr gut stellen zu können. Ich vermutete, dass es sich dabei um etwas Physisches und Psychisches handelte – einen inneren Instinkt, entwickelt über Äonen des Versuchs, sich als geeignetes Fortpflanzungsmaterial zu präsentieren. Dass ich schwul war, hatte diesen Instinkt bei mir glücklicherweise etwas sublimiert, aber vorhanden war er dennoch – ich fühlte mich beinahe versucht, die Tür zu öffnen, um Claudia mit dem verdammten Fernseher zu helfen.

    „Lass es, warnte Bobby. „Ich kenne dich. Hör auf den Ritter zu spielen und lass sie es durchziehen. Sie möchte es tun. Wir brauchten jemanden, der aussieht, als könnte er Hilfe gebrauchen. Dir oder mir würde er das nicht abkaufen. Claudia macht das schon.

    „Er rückt ihr auf die Pelle." Es auszusprechen kam mir dämlich vor, doch es gefiel mir nicht, wie Mr. Velours sich an die Frau heranmachte, die ich mittlerweile als meine Ersatzmutter betrachtete.

    „Sie kann auf sich selbst aufpassen." Damit hatte er recht. Aber auch wenn er sie mochte, gehörte sie nicht auf dieselbe Weise zu ihm, wie sie zu mir gehörte.

    Außerdem wurmte es mich, an meine Neigung erinnert zu werden, unüberlegt loszustürzen. Es war eine Schwäche, der ich mich offenbar nicht entledigen konnte. In diesem Fall hätte ich damit unseren Plan ruiniert.

    „Verdammter Mist", brummte ich finster. Mehr konnte ich nicht tun. Vor mich hin brummen, während ich zusah, wie ein schmieriger Betrüger eine Frau anbaggerte, die viel zu gut war, als dass er es verdient hatte, mit ihr zu reden oder auch nur dieselbe Luft zu atmen.

    Ich war zu verärgert über meine Hilflosigkeit, um ernsthaft zu begreifen, was gerade passierte. Ich hätte es darauf schieben können, wie konzentriert ich darauf wartete, dass Mr. Velours den Fernseher nahm, weshalb ich erst verstand, was geschah, als es bereits zu spät war.

    Und mit zu spät meine ich, als Bobby den einen Satz sagte, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte.

    „Hat der Wichser ihr gerade an den Hintern gegrapscht?"

    Und so trug es sich zu, dass es zum Vermont-Avenue-Minikrawall kam.

    Ich war bereits aus dem Rover gesprungen, bevor ich meinen nächsten Atemzug getan hatte. Ehrlich gesagt war mir nicht einmal bewusst, dass ich den Wagen verlassen hatte, bis meine Hände um den Hals des Typen gelegt waren und ich ihn von Claudia fortriss. Unglücklicherweise hatte ich entweder das Gewicht des Mannes überschätzt oder Bobbys Fitnessprogramm unterschätzt, mit dem er bei mir seit Jaes Verletzung vor sechs Monaten völlig neue Muskelgruppen zum Leben erweckt hatte, denn Mr. Velours flog durch die Luft.

    Und mitten durch das Schaufenster des Gebrauchtwarenladens.

    In den meisten Gegenden hätte ein zersplitterndes Fenster nicht die Reaktion hervorgerufen, zu der es diesmal führte. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass bereits ein großer Fernseher gut sichtbar darauf wartete, aus einem Auto ausgeladen zu werden, aber irgendetwas im Wasser schien die Haie anzulocken. Plötzlich strömten Menschen aus jedem Winkel, drängten sich auf dem Gehweg und begruben beinahe das Ziel meiner Ermittlungen unter sich.

    Und offenbar planten sie alle, den Laden von der Unmenge an Elektrogeräten zu befreien, die er deutlich sichtbar im bisher intakten Schaufenster ausgestellt hatte.

    Mr. Velours schien sich von dem Sturz erholt zu haben und dazwischen zu schwanken, sich ein iPad zu schnappen oder den Laden zu verlassen und es mir heimzuzahlen. Er musste sich für Letzteres entschieden haben, denn bevor ich noch einmal blinzeln konnte, hatte er sich das Glas aus den Haaren geschüttelt und kam auf mich zu. Vermutlich angetrieben von dem Drang, sich vor meiner Büroleiterin aufzuspielen, stürzte er sich brüllend auf mich und versetzte mir einen Schlag in den Magen. Dann schlang Claudias Bewunderer die Arme um meine Taille und warf mich auf den Boden.

    Von da an bekam ich nicht mehr genau mit, was hinter mir passierte. Kurz blitzte Claudias feuerrote Handtasche in meinem Blickfeld auf, mit der sie an mehreren Personen um mich herum Rache und Vergeltung übte, doch ich wurde von meinem brennenden Gesicht abgelenkt, das ich mir an dem rauen Asphalt aufgeschürft hatte, und war außerdem hauptsächlich damit beschäftigt, mich mit Mr. Velours zu prügeln.

    Nachdem er vorher noch so leicht geflogen war, schien er nun eindeutig schwer genug zu sein, um mich am Boden zu halten. Während er auf meinen Oberschenkeln saß, holte er zu einem kräftigen linken Haken aus. Eine kurze Sekunde lang dachte ich: Aha, das Arschloch kann sich also sehr gut bewegen und der Arzt hat gelogen. Dann füllte sich meine Nase mit Blut und ich hatte andere Probleme.

    Zum Beispiel atmen zu können und dieses stinkende Gnu von meinem Schoß zu befördern, damit ich den Kerl vermöbeln konnte.

    Sein Rumpf war nachgiebig, als ich ihn traf – ein ganz anderes Gefühl, als meine Faust im Ring gegen Bobbys harten Körper prallen zu lassen. Wenn ich das hier hinter mir hatte, würde ich mich bei Bobby darüber beklagen, dass er mich stets gegen durchtrainierte Kerle kämpfen ließ. Ich brauchte nämlich dringend Anweisungen dazu, wie ich diese wackelpuddingartige Fettschicht durchdringen konnte, um einen anständigen Schlag zu landen, denn Mr. Velours spürte es offensichtlich kaum.

    Dann atmete er aus, woraufhin ich mich fragte, ob sein mangelndes Schmerzempfinden vielleicht weniger mit seiner dämpfenden Körpermasse zu tun hatte als mit dem Mad Dog 40, den ich dabei roch.

    In diesem Moment fiel mir ebenfalls auf, dass Mr. Velours keine Unterwäsche trug, denn ich entdeckte ein Loch in der Innennaht seines Pyjamas.

    Das offensichtlich seinem Schwanz erlaubte, herauszurutschen und ebenfalls einen Blick auf das Geschehen zu werfen. Und dort zu bleiben.

    Mr. Velours schien es nicht zu bemerken oder zu kümmern. Ich dagegen befand mich zu dicht an einem Mundvoll Wurm mit grünen Fusseln, dem eine Reinigung gutgetan hätte.

    Es schien einen Urinstinkt meines Gehirns zu wecken, denn als sich Mr. Velours noch etwas vorschob und sein fusseliger Versteckspiel-Schwanz noch näher auf meine Lippen zukam, gab es meinem Körper den nötigen Anreiz, ihn fortzustoßen und sich aufzurichten.

    Der Asphalt zerkratzte meine Hände, als ich mich auf die Füße kämpfte und ich blieb höchstens drei Sekunden auf den Beinen, bevor jemand gegen mich prallte und mich erneut zu Boden riss.

    Irgendwann zwischen dem Handtaschen-Massaker und dem Auftauchen des fröhlichen Veloursschwanzes hatte sich ein richtiger Mob gebildet und der Gehweg war mit Menschen überfüllt, die darum kämpften, sich ebenfalls an den Waren des Ladens zu bedienen. Einige Meter entfernt, sicher hinter einem Regal mit alten, zerlesenen Büchern verschanzt, brüllte ein junger Hispanoamerikaner den Leuten Schimpfworte zu, wobei er sich zwischen Spanisch und Englisch abwechselte, während er die Adresse des Ladens in sein Handy sagte.

    Ein Faustschlag gegen meinen Hinterkopf lenkte mich ab. Als ich mich umdrehte, um mich zu wehren, stand vor mir eine ältere Frau, über deren linkem Arm ein schlaffer Chihuahua hing. Ihre rechte Hand war frei und die winzige Faust schoss nun vor, um mich mitten in die Eier zu treffen. Trotz der dicken Jeans und meiner männlichen Schmerztoleranz sank ich mit einem Heulen abermals zu Boden, wobei ich mit den Händen meine verletzten Nüsse vor den umherrennenden Leuten schützte.

    „Junge! Cole! Krieg deinen Hintern vom Boden hoch und komm her!", knurrte eine vertraute heisere Stimme über das Raunen des Gerangels hinweg. Mir wurde klar, dass es sich um Claudia handelte, die mich anschrie. Was an der Tagesordnung war, auch wenn es sich meist in den heiligen Hallen meines Büros abspielte, doch in diesem Fall wollte ich mich nicht beschweren. Ich nutzte ihre lockende Stimme als eine Art Sicherheit verheißenden Leuchtturm, um so gut wie möglich durch die Menge zu krabbeln und die noch offene Tür des SUV zu erreichen.

    Leider hatte Mr. Velours offensichtlich dieselbe Idee, wenn auch vermutlich nicht aus demselben Grund.

    Aus dem Augenwinkel – dem des Auges, das nicht anschwoll – nahm ich wahr, wie er versuchte, der Frau zu Hilfe zu eilen, die ihn sich wahrscheinlich nicht als Retter wünschte. Hätte ich in der Menge eine Umfrage gemacht, hätten andere ihr wohl ebenfalls zugestimmt, aber ihre Meinung war am wichtigsten.

    Während sein schlaffer Schwanz aus seiner zerrissenen Pyjamahose baumelte, sprang Mr. Velours nun also auf meine dralle Büroleiterin zu, entweder in dem vergeblichen Versuch, sie vor dem Krawall zu retten oder weil er vielleicht hoffte, dass die Gewalt ihre Leidenschaft entfachen und ihm ein wildes Schäferstündchen verschaffen könnte. In beiden Fällen hätte er sich gewaltig geirrt.

    Claudia warf nur einen Blick auf ihn, wie er mit baumelnden Teilen in ihre Richtung stolzierte, und richtete sich auf, um ihm in echter Wrestling-Manier eine Clothesline zu verpassen.

    Eine kluge Idee, denn sein Gesicht war fettig und dass ein Schlag gegen seinen Körper so wirkungsvoll war wie bei einem zu schlaffen Sitzsack, hatte ich schließlich bereits festgestellt. Der kraftvolle Schlag vor seinen Hals schien jedenfalls besser zu wirken und brachte ihn zum Taumeln, während er vor Atemnot knallrot anlief.

    Vermutlich hätte ich besorgt sein sollen, dass ihn der Schlag töten könnte. Doch eigentlich war es mir egal. Was die Versicherung uns zahlte, war dieses ganze Theater nicht wert und meine Eier waren noch traumatisiert von der alten Frau, die zurzeit damit beschäftigt war, DVDs unter ihr Hauskleid zu stopfen.

    Der zitternde Hund sah mit stechendem Blick seiner wässrigen Augen zu, die das Sonnenlicht nicht gut zu vertragen schienen, und hatte sichtlich Freude daran, nach jedem Menschen zu schnappen, der seinem Frauchen beim Plündern des Ladens zu nahe kam.

    Der junge Mann vom Laden war nicht mehr zu hören und zu sehen und ein kleiner Teil von mir hoffte, dass er einen sichereren Rückzugsort als die Toilette gefunden hatte. Bei seinem Glück hatte er an diesem Tag vermutlich gar nicht arbeiten sollen und eigentlich etwas Harmloses wie Streethockey vorgehabt, anstatt sich im Mittelpunkt von Tumulten zu befinden.

    Während ich es erst wenige Meter in Claudias Richtung geschafft hatte, übertönten nun Sirenen den Lärm der Menge. Auf allen vieren kam ich nur schwer voran, wollte jedoch nicht riskieren, mich aufzurichten. Das vertraute Heulen unserer blau gekleideten Geschwister verlieh der Menge Flügel, weshalb plötzlich alle möglichen Gegenstände auf den Gehweg regneten. Ein Dampfkochtopf, ein altmodisches Modell mit Gewichten, verfehlte nur knapp meinen Kopf und sprang auf. Ein geschäftstüchtiger Mensch hatte ihn mit Pornomagazinen gefüllt, die nun wie aus einer übervollen Piñata hervorquollen. Wie ein Konfettiregen flogen Bilder mit eingeölten, glänzenden Brüsten und gewachsten Schamlippen vorbei.

    Als wären weibliche Körperteile nicht so schon abtörnend genug, hatte irgendein Arschloch in der Vergangenheit beschlossen, dass Körperbehaarung etwas Schlechtes war und seitdem sah jede in einem schlüpfrigen Heftchen abgedruckte, retuschierte Frau wie ein Plastikpüppchen aus. Nicht dass ich etwas dagegen hatte, wenn jemand auf Frauen stand. Das taten viele Männer, die ich kannte. Aber es war etwas anderes, wenn sie wie etwas von einem unanständigen Weihnachtsmann Gebrachtes aussahen.

    Das ärgerte mich annähernd so sehr wie Mr. Velours’ Lümmel, der sich beinahe zu einem Morgengruß in meinen Mund geschoben hatte.

    Fast hatte ich Claudia erreicht, da entschied ein Paar Hände, mir auf die Beine zu helfen. Zu meinem Pech handelte es sich nicht um die meines Größtenteilsfreundes Bobby. Stattdessen war es ein Gorilla von einem Mann in blauer Uniform, der mich lässig vom Boden hochhob, als interessierten ihn solche Dinge wie Schwerkraft oder meine Muskelmasse und mein Körpergewicht nicht besonders.

    Nachdem ich das Blut aus meinem rechten Auge geblinzelt hatte, stellte ich fest, dass mir anscheinend sämtliche Spezialeinheiten der Stadt gegenüberstanden – mit einigen Streifenpolizisten als kleine Zugabe. Bobby entdeckte ich nicht, aber die Menge von Menschen, die in Handschellen zu Streifenwagen geführt wurden, machte es mir auch nicht leicht. Ein größerer Polizeiwagen hatte bereits einige Insassen, unter anderem mein Ziel des Tages, Mr. Velours mit seinem angriffslustigen Schwanz.

    Die alte Frau und ihr Chihuahua hatten sich davongeschlichen, aber so war die Welt eben. Die Alten und Gerissenen opferten stets die anderen, um zu überleben. Das hatte die Frau sicher

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