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Eine zweite Chance: Nick & Em, #2
Eine zweite Chance: Nick & Em, #2
Eine zweite Chance: Nick & Em, #2
eBook304 Seiten3 Stunden

Eine zweite Chance: Nick & Em, #2

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Über dieses E-Book

Manchmal ist eine zweite Chance nicht das, was man erwartet. Manchmal bekommt man eine zweite Chance auf die Liebe.

Die siebzehnjährige Ballerina Emilia Moretti ist es leid, immer nur die Zweitbeste zu sein. Und sie wird der Welt beweisen, dass sie es verdient, Erste zu sein. In der kommenden Show der Hochschule für Darstellende Kunst. Für ihre leiblichen Eltern. Und im Herzen fürf den Kerl, den sie liebt. Sie probt stundenlang, träumt davon, die Nummer eins zu sein, stellt sich vor, wie sich ihr ganzes Leben ändern wird. Aber als nichts so läuft wie geplant, muss sie erkennen, was es wirklich bedeutet, Erste zu sein.

Der achtzehnjährige Nick Grawski will nicht mehr den Regeln seines Vaters folgen. Er wird beweisen, dass er dazu bestimmt ist, ein Tänzer zu sein - kein Anwalt - und er wird sich nicht von Em fernhalten, nur weil sein Vater es verlangt. Er muss Em zeigen, dass er diesmal bleiben wird und dass er ihr nicht wieder das Herz brechen wird. Selbst als ihre Welt einstürzt, auch als er herausfindet, dass sein Vater nur versucht hat, ihn zu schützen, auch als es härter ist, für einander da zu sein als sich zu verlieben.

EINE ZWEITE CHANCE ist ein Roman über Hoffnung, Herzschmerz und zerbrochene Träume. Es ist ein Roman über die Liebe und die Entdeckung, dass es nicht immer wichtig ist, Erste zu sein.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum5. Okt. 2021
ISBN9798201601669
Eine zweite Chance: Nick & Em, #2
Autor

Elodie Nowodazkij

Elodie Nowodazkij crafts sizzling rom-coms with grumpy book boyfriends and the bold, funny women who win their hearts. Sometimes, she even writes stories that scare the crap out of her. Raised in a small French village, she was never far from a romance novel. At nineteen, she moved to the U.S., where she found out her French accent is here to stay. Now in Maryland with her husband, dog, and cat, she whips up heartwarming, hilarious, and hot romances. Ready to take the plunge? The water’s delightfully warm.

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    Buchvorschau

    Eine zweite Chance - Elodie Nowodazkij

    WIDMUNG

    Dieses Buch ist meinen Eltern, meinen Schwestern, Nichten, Neffen, Cousins, Tanten und Onkel, Großmüttern und Großvater, meiner gesamten Familie gewidmet.

    Man sagt, man könne sich seine Familie nicht aussuchen, aber ich würde euch auswählen. Immer.

    Und für meinen Ehemann: Wir haben einander ausgesucht und ich bin dankbar, dass wir uns immer wieder füreinander entscheiden.

    Ich liebe dich.

    KAPITEL 1 - EM

    ICH HÄTTE dieses Wochenende in der Hochschule für Darstellende Kunst bleiben sollen. Ich hätte mir mehr Zeit zum Proben für das Vortanzen der Jahresend-Show nehmen sollen. Ich hätte jede Bewegung bis zur Perfektion üben sollen.

    Ich werde niemals bereit sein.

    Meine Kehle schnürt sich zu. Ich brauche mehr Stunden, mehr Tage, mehr Zeit.

    „Möchtest du noch mehr Lasagne?, fragt Nonna, meine Großmutter. Ihr graues Haar ist kurz geschnitten und auch wenn die Linien auf ihrem Gesicht immer stärker ausgeprägt sind, auch wenn sie blass und dünner ist, auch wenn sie schneller müde wird, ist ihr Lächeln noch immer das hellste in ganz New York. „Oder vielleicht etwas mehr Salat? Sie mischt den Tomaten-Mozzarella-Salat erneut. Sie pflanzt Basilikum selbst an und glaubt, dass sie ganze Menüs basierend auf Basilikum - mit Rezepten wie Pesto Steaks oder Basilikumsorbet - kreieren könnte.

    „Ein bisschen mehr Salat, bitte." Ich reiche ihr meinen Teller. Nonnas Restaurant ist in der Regel hell, voller Lachen, Menschen und Kellnern, die versuchen nicht ineinanderzulaufen, aber heute sind es nur sie und ich. Nonna öffnet das Restaurant am Sonntag nur zum Mittagessen und hält sich den Abend frei.

    „Bitte sehr. Sie nippt an ihrem Wasser. „Dein Vater war so süß, als er klein war. Eines Tages brachte er mir einen Blumenstrauß aus Rosen aus unserem Garten, ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, dass er sie nicht hätte abschneiden sollen. Stattdessen habe ich eine in sein Babybuch gesteckt, sagt sie und holt dann tief Luft, als wolle sie zu Atem kommen.

    Sie glättet die rote Tischdecke auf unserem kleinen Tisch. Sie hat den heutigen Abend eine „Großmutter-Enkelin" Verabredung genannt, sie hat Kerzen aufgestellt und im Hintergrund spielt sogar italienische Musik.

    Obwohl ich proben sollte, konnte ich nicht nein zu ihr sagen. Ich wollte nicht nein sagen. Und nicht nur, weil ihre Lasagne die beste der Stadt ist.

    „Ich rede und rede, aber ich weiß, dass du eigentlich gehen musst.", sagt sie, steht auf und hält sich am Stuhl fest.

    „Ich kann bleiben", antworte ich.

    „Du bist süß, aber du hast angefangen auf deinem Stuhl zu zappeln, das bedeutet, dass du schon spät dran bist."

    Ich schrecke zurück – ich hatte nicht bemerkt, dass ich gezappelt habe. „Das Abendessen war wirklich köstlich. Danke." Ich stelle die Teller zusammen, aber sie nimmt sie mir ab.

    „Darum kümmere ich mich. Du gehst."

    Es steckt so viel Zärtlichkeit in der Art, wie sie mich ansieht, dass ich die Emotionen, die ich fühle für einen schlechten Tag aufbewahren möchte. Oder dafür, wenn ich Nick sehe – mein ewiger Schwarm, der beste Freund meines Bruders, der Typ, der mir im letzten Sommer das Herz gebrochen hat.

    Ich halte ihren Arm und wir gehen zusammen zur Tür. Das Restaurant duftet nach frischem Brot gemischt mit Knoblauch und Basilikum. Es duftet nach meiner Kindheit, die ich mit ihr und Poppa in der Küche verbracht habe.

    Als alles so viel einfacher war.

    Ich greife meine Jacke, vorsichtig darauf bedacht, keines der Bilder an ihrer Wand herunter zu stoßen. Ihre Erinnerungswand, wie sie sie nennt. Viele Bilder von Poppa, meinem eigenen Vater, meiner gesamten Familie und von Italien. Kürzlich hat sie auch eines von Mr. Edwards aufgehängt, von dem Mann, der schon fast seit einem Jahr um sie wirbt.

    „Auf Wiedersehen, Bellissima, sagt sie und küsst mich schmatzend auf beide Wangen. „Danke, dass du Zeit mit deiner alten Großmutter verbracht hast. Sie zwinkert.

    „Du bist nicht alt."

    „Da hast du Recht. Ich bin antik. Sie lacht und umarmt mich erneut. Das Parfüm, das Mom ihr jedes Jahr zu Weihnachten schenkt, ist eine weitere Erinnerung an die glücklichen Zeiten, die ich mit Nonna verbracht habe Sie hustet und lehnt sich gegen die Wand. „Ich weiß, dass du dieses Wochenende in der Schule bleiben wolltest, also danke nochmal. Und bevor ich antworten kann, schiebt sie mich aus der Tür. „Jetzt geh. Du möchtest doch nicht zu spät kommen."

    „Hab dich lieb," sage ich zu ihr. Ich ziehe meinen Mantel und meinen Schal über.

    „Ich liebe dich, Bellissima. Sie hält inne. „Und grüß Nicholas von mir, sagt sie.

    Nicholas. Nick. Ich zwinge meine Lippen zu einem Lächeln, ich zwinge mich selbst dazu, nicht an Nick zu denken. Ich zwinge mich selbst dazu, Nonna zu winken. „Ich sehe dich nächste Woche."

    Ich schaue noch einmal zu ihr zurück, bevor ich langsam zur U-Bahn gehe. Früher habe ich es geliebt, sonntags in die Schule zurückzukehren. Früher habe ich an unserer Straßenecke auf Nick gewartet und wir sind zusammen gelaufen. Wir haben über unsere Wochenenden gesprochen. Er hat mich zum Lachen gebracht und ich habe versucht, nicht auf seine Lippen zu starren, während er von seinen Eltern erzählt hat, oder unserem letzten Vortanzen, oder dem Videospiel, das er vor Veröffentlichung ergattert hat, weil er wusste, dass ich es spielen wollte und er jemanden kannte, der das möglich machte.

    Das war davor.

    Jetzt nehme ich die U-Bahn von Brooklyn, wo meine Familie und ich hingezogen sind, nachdem Nicks Vater meinen Dad gefeuert hat.

    Allein.

    Jetzt verbringe ich nicht jede mögliche Sekunde mit Nick, ich schicke ihm keine Nachricht, um ihn zum Lachen zu bringen, ich lächle nicht jedes Mal, wenn ich ihn sehe.

    Jetzt gehe ich ihm so gut wie möglich aus dem Weg und lüge ihm ins Gesicht, dass ich mich mit einem Typen treffen würde, den ich in Nonnas Restaurant kennengelernt habe.

    Ich rücke die Tasche auf meiner Schulter zurecht und schaue hoch in den grauen Himmel. New York hatte bereits genug Schnee, Winter und vereiste Gehwege, aber es scheint, dass wir eine weitere Runde vor uns haben, obwohl es bereits März ist.

    Zwischen den großen Gebäuden einen Block von der U-Bahn Station entfernt, liegt ein kleines Café. Es ist überfüllt und ich bin versucht, die Tür zu öffnen und mich anzustellen. Sich da drinnen verstecken und das echte Leben vergessen. Die Schule vergessen.

    Aber anstatt das Café zu betreten, marschiere ich geradeaus. Ich gehe an einer Gruppe Studenten vorbei, die über eine Hammer Party sprechen, auf der sie gestern waren und ich weiche nur knapp einem Paar aus, das so heftig miteinander rummacht, dass ich fast meinen Bruder hören kann, wie er ihnen sagt, sie sollen sich ein Zimmer nehmen. Ich lasse mich auf einen leeren Sitz in der U-Bahn fallen.

    Und meine Gedanken spielen das gleiche Spiel wie immer. Wenn die dritte Person, die den Wagon betritt, eine Frau ist, dann werde ich mit Nick sprechen. Wirklich mit ihm sprechen. Ich mache reinen Tisch, dass ich mich mit niemandem treffe.

    Die erste Person, die in die U-Bahn einsteigt, ist eine Frau mit schulterlangen Haaren und einem großen Lächeln, das eine Lücke zwischen ihren Vorderzähnen zeigt, und sie hält die Hand einer weiteren Frau mit dunklen Haaren, die zweite Person, die den Wagon betritt. Sie gibt ihrer Freundin einen Kuss auf die Lippen, bevor sie ihr etwas ins Ohr flüstert. Beide fangen an zu kichern.

    Die dritte Person, die den Wagon betritt, ist ein Mann. Trotz der eisigen Temperaturen trägt er keinen Mantel. Sein Hugo Boss Shirt liegt eng an seinen Muskeln und seine Jeans muss mehr kosten als ein ganzes Semester an der Hochschule für Darstellende Kunst. Gemessen an dem Preis seines Outfits ist er nicht mantellos, weil er sich keinen leisten kann; es ist eher ein Mode-Statement. Ein Mode-Statement, das ihn in dieser Kälte sein Leben kosten könnte.

    Vielleicht könnte ich das Pärchen nur als eine Person zählen und falls der nächste Fahrgast eine Frau ist, dann würde ich mit Nick sprechen. Eine Gruppe Männer betritt die Bahn.

    Ich sinke in meinen Sitz.

    Das Universum hat gesprochen –  heute werde ich nicht mit Nick sprechen.

    Mein Telefon vibriert in meiner Gesäßtasche und ich ziehe es hervor. Eine Nachricht von meinem Bruder – nicht von Nick.

    Sorry, dass ich es dieses Wochenende nicht nach Hause geschafft habe, dieses Experiment bringt mich um. Es könnte mich buchstäblich umbringen. Mit Viren rumzuspielen ist gefährlich.

    Ich lächle. Roberto kann ein bisschen dramatisch sein, aber er ist auch ein Genie in Physik und Medizin und was auch immer er anfasst. Er wird das College zwei Jahre früher abschließen und die Welt retten.

    Ich schreibe zurück: Sei vorsichtig.

    Immer.

    Ich setze mich wieder richtig in meinen Sitz und versuche angestrengt nicht daran zu denken, was Roberto mir über die Anzahl der Viren und Bakterien und das ganze Zeug erzählt hat, das in überfüllten Transportmitteln herumschwirrt. Ein Mann, der zwei Bänke weiter sitzt, isst ein Stückchen Pizza und der Duft umgibt mich. Ich habe keinen Hunger – nicht, nachdem ich mit Nonna Lasagne gegessen habe - aber der Geruch erinnert mich an unbeschwerte Abende auf dem Dach von Nicks Haus vor zwei Jahren während der Herbstferien.

    Das war, als sich unsere Familien noch verstanden und als wir beschlossen haben, dass wir nicht an ihrem edlen Tisch, mit ihrem edlen Essen und ihren edlen Freunden sitzen wollten. Wir haben stattdessen bei Pizza bestellt, sind aufs Dach geklettert und haben die ganze Nacht gequatscht. Wir drei: Roberto, Nick und ich.

    Ein kleines Mädchen mit glatten schwarzen Haaren und zusammenstehenden Augen, die leicht nach oben geschwungen sind, betritt den Wagon mit ihrer Mutter. Sie hat ein großes Lächeln im Gesicht und deutet auf den Platz vor mir. „Können wir uns setzen, Mommy?" Ihre Mutter nickt.

    Sie setzen sich vor mich und das kleine Mädchen kuschelt sich an ihre Mutter. Ihre lila Jacken, mit einem kleinen Schneemann auf der Vordertasche, gleichen sich. Das Mädchen blickt sich um und dann steht sie auf, um meine Tasche zu berühren.

    „Lola!" ruft ihre Mutter und das Mädchen setzt sich wieder hin, starrt aber noch immer auf meine Tasche.

    Ihr Gesicht hellt sich auf und ihr Grinsen wird breiter. Sie erinnert mich an das Kind auf dem Poster des Buddy- Walks, der vor zwei Wochen in der Stadt organisiert wurde, eine Veranstaltung, die ein Bewusstsein für das Down Syndrom schaffen will.

    „Bist du eine Ballerina?" fragt sie langsam mit einem Lachen in ihrer Stimme, ein Finger deutet dabei auf das Bild auf meiner Tasche: eine Ballerina in Tutu beim Spitzentanz.

    „Ja, bin ich", antworte ich – und versuche, das Gefühl in meinem Magen zu ignorieren, das von diesen Worten hervorgerufen wird. Ich weiß nicht, was es ist, aber es ist nicht willkommen. Ich vermisse die Freude, die früher meine Brust erhellt hat, wenn ich vom Tanzen gesprochen habe.

    „Ich habe das Down-Syndrom, sagt sie – sehr sachlich, und bevor ich reagieren kann, fährt sie fort: „Und ich werde Basketball-Spielerin. Ihre Mutter küsst sie auf den Kopf.

    „Sie ist bereits eine tolle Basketball-Spielerin. Ihre Mutter zwinkert. „Aber sie möchte auch Eisläuferin, Lacrosse-Spielerin und Gymnastin werden, abhängig davon, was sie im Fernsehen sieht. Sie lacht. Und ein Lächeln tanzt auf meinen Lippen. Sie sehen so glücklich aus.

    „Ich bin sicher, du wirst das prima machen! sage ich zu ihr. Sie nickt ernst, als ich ihr zum Abschied winke. „Das ist meine Haltestelle.

    Sie winkt mir zurück. „Du bestimmt auch! Und ihr Vertrauensvotum bedeutet mir mehr als die letzte „Du kannst das-Rede meiner Lehrerin. Vielleicht weil sie daran zu glauben scheint, während meine Lehrerin einen mitleidigen Blick auf ihrem Gesicht hatte, der eher sagte „Ich bin verpflichtet, dir ein paar aufmunternde Worte zu sagen, aber in Wirklichkeit gehst du mir auf die Nerven."

    Das Vortanzen ist in drei Tagen. Drei. Tage.

    Ich weiß, dass ich es schaffen kann. Ich weiß, dass ich alles habe, was nötig ist.

    Nachricht an mich selbst: Arbeite härter.

    KAPITEL 2 – NICK

    DAS HAUS DUFTET nach dem Apfelkuchen, den unser Koch gestern Abend zum Abendessen gemacht hat, nach Karamell und Zimt. Ich glaube, er hatte Mitleid mit mir, da unser geplantes Familienessen sich in ein „Nick isst allein und spielt die ganze Nacht Videospiele"-Essen verwandelt hatte. Er weiß, dass Apfelkuchen mit Baiser eins meiner Lieblingsdesserts ist. Mein absolutes Lieblingsdessert ist das, was Em für mich letzten Sommer zubereitet hat: Cannoli. Kurz bevor wir angefangen haben rumzumachen. Sie hatte noch immer den Geschmack des italienischen Desserts auf ihren Lippen.

    Ich sollte mich daran erinnern, nicht an Em zu denken, oder an die Art, wie ihre Küsse meinen Körper in Flammen gesetzt haben, oder wie sie sich in meinen Armen angefühlt hat. Denn in meinem Elternhaus einen Steifen zu bekommen, wenn sie nur ein paar Meter entfernt sind, ist nicht die Art, wie ich mein Wochenende beenden will.

    Ich verlagere das Gewicht auf meinen Beinen und greife nach meiner Tasche, bereit ohne Auf Wiedersehen zu sagen zu verschwinden. Ich denke, ich bin noch immer angepisst, nachdem sie mich gestern versetzt haben. Die meisten meiner Freunde schwärmen davon, Zeit ohne ihre Eltern zu verbringen, allerdings ist es ein großer Unterschied, wenn Zeit mit den Eltern zu verbringen, die Ausnahme der Regel ist. Ich hätte nichts gegen ein paar peinliche Abendessen, ein paar Fragen über die Schule, mein Leben.

    Irgendetwas.

    „Gehst du schon?" Mom kommt aus dem Wohnzimmer, wo sie wegen einer Spendenaktion telefoniert hat, die sie in zwei Monaten organisiert. Sie ist nicht so traurig wie früher, aber sie ist noch immer nicht vollkommen anwesend, wenn sie zu Hause ist. Die Therapiestunden, zu denen sie mich mindestens einmal im Monat schleppen, haben geholfen, aber es scheint, als würde sie sich so sehr auf die Reparatur ihrer Beziehung mit meinem geliebten Vater konzentrieren, dass sie nicht sicher ist, wie sie mit mir umgehen soll. Es gibt Zeiten, in denen sie auf mich zugeht und Zeit in ihrem vollen Terminkalender findet, um mit mir zu reden und andere Zeiten, wenn wir uns an den Wochenenden kaum sehen.

    „Es ist spät", antworte ich und reibe mir den Nacken. Ich bin viel größer als sie, aber wenn sie mich auf eine bestimmte Art ansieht, werde ich wieder zu meinem fünfjährigen Ich, das sich nie weit von ihr entfernen wollte. Zurück in eine Zeit, in der ich meine Eltern für Helden gehalten habe. Ich möchte mein vergangenes Ich auslachen und meinem jetzigen Ich sagen, dass es sich in den Griff bekommen soll.

    „Es tut mir leid, dass wir dieses Wochenende so beschäftigt waren, aber ich verspreche, dass du und ich nächste Woche etwas Schönes machen werden."

    „Okay." Ich halte meinen Atem nicht an.

    „Wie geht es Emilia in letzter Zeit?", fragt sie und schaut mich dabei mit verengten Augen an, als versuche sie, durch meine übliche Miene zu lesen.

    „Es geht ihr gut." Ich halte meinen Ton so leicht wie möglich; sogar Emilias Namen zu hören, fühlt sich an, als würde mir jemand direkt in die Brust schlagen. Ich habe alles versaut und ich weiß nicht, wie ich es wieder gutmachen kann.

    Wenn ich eine normale Beziehung zu Mom hätte, wenn Dad nicht alles daran setzen würde, dass ich mich nicht mit Em treffe, vielleicht könnte ich die beiden um Rat bitten. Em sagt, dass sie sich mit jemandem trifft. Ich glaube ihr nicht ...Nicht, weil ich glaube, unersetzbar zu sein, sondern weil sie nicht glücklich aussieht. Wenn sie mit allem abgeschlossen hätte, würde sie doch glücklich aussehen. Richtig?

    „Ich bin froh, das zu hören", antwortet sie und berührt die Vase, die sie von der Frau des ehemaligen New Yorker Gouverneurs bekommen hat. Sie stellt sie leicht um, so dass sie perfekt in der Mitte des kleinen Sockels steht. Ich balle meine Fäuste. Und jetzt bin ich dran, sie wirklich anzusehen: Ihre Lippen sind geschürzt, als wolle sie etwas anderes sagen, es aber nicht tut, während ihre Hände ein wenig zittern, und sie zittern nur, wenn sie sich um etwas sorgt.

    „Ich ..." Meine Stimme bricht wie die eines dreizehnjährigen Jungen.

    Ihre Finger zeichnen das Muster der Vase nach – eine blaue Blume. „Wir haben sie lange nicht mehr gesehen", sagt sie. Ich balle meine Fäuste noch härter, atme laut aus, versuche den Druck von meiner Brust zu nehmen. Mom geht es besser und ich möchte sie nicht von mir stoßen, ihre Genesung hemmen, unsere Genesung, indem ich sie frage, was mir auf der Zungenspitze liegt. Hast du es gewusst? Mein Verstand schreit, bettelt sie an, meine Gedanken zu lesen. Wusstest du, dass Dad mich erpresst hat, Emilia fallenzulassen und mich mit anderen zu verabreden – besonders mit den Töchtern seiner Kumpel – damit er einen geschäftlichen Deal gewinnt?

    Sie dreht ihren Kopf zur Seite. „Wir haben auch Roberto lange nicht mehr gesehen."

    „Sie sind beschäftigt. Jeder ist beschäftigt. Mein Ton ist ein wenig bissiger als beabsichtigt. „Jedenfalls muss ich jetzt gehen, aber ich werde nächsten Freitagabend zurück sein, oder Samstag. Ich zwinge meine Lippen zu einem kurzen Lächeln.

    Die Wut, die sich in mir wie ein Crescendo aufbaut, hat nicht viel mit Mom zu tun – sie baut sich auf, weil ich ein Feigling bin.

    Jede Woche sage ich mir, dass ich den Mumm haben werde, meinen geliebten Vater zu konfrontieren. Jede Woche sammle ich mich, um ihm zu sagen, dass ich nicht länger alles tue, was er von mir verlangt, dass ich nicht länger auf seine Erpressung eingehe. Keine Verabredungen mit Mädchen, weil er es will. Jede Woche scheitere ich. Entweder ist er nicht zu Hause oder er ist mit Mom zusammen und sie sollte nicht zum Kollateralschaden werden. Manchmal scheint sie so zerbrechlich zu sein, so bereit uns einfach zurückzulassen und niemals zurückzublicken.

    Ihr Telefon klingelt und sie hebt einen Finger. „Warte eine Sekunde", sagte sie zu mir, bevor sie abhebt. Wieder etwas wegen der Spendenaktion. Sie setzt ihre alles ist in Ordnung Maske auf; ihre Stimme ist kräftiger, aber sie ist nicht glücklich. Ich bin ziemlich sicher, keiner ihrer sogenannten Lunch-Freunde weiß von ihren Problemen.

    Meine Eltern schleifen mich „zum Wohle der Familie" zur Therapie. Normalerweise beschwere ich mich sehr viel auf dem Weg dorthin, aber es ist nicht alles so schlimm. Mom hat sich dafür entschuldigt, dass sie mich zurückgelassen hat, als sie Zeit zum Nachdenken brauchte. Sie erzählte mir, dass es dabei nicht um mich ging, aber es fühlte sich verdammt nochmal so an, als sie ihre Taschen packte und für drei Monate SPA-Urlaub machte.

    Ich bin den ganzen Weg hingefahren, um sie an ihrem Geburtstag zu besuchen. Gemeinsam mit Em, die meine Hand hielt. Meiner war Anfang Oktober und Mom hat mich nicht einmal angerufen. Das habe ich ihr gesagt. Sie weinte und meine Kehle schnürte sich so sehr zu, dass ich dachte, nie wieder normal atmen zu können.

    „Was möchtest du, Nicholas? fragte der Therapeut – Dr. Grahams – während einer aufreibenden Einzelsitzung, durch die wir alle mussten, vor unsere Familienstunde. Ich antwortete nicht und er kritzelte auf seinen Notizblock. „Dein Bedürfnis, von deinem Vater akzeptiert zu werden, sollte deine eigenen nicht überschatten, oder deine eigene Person, sagte er und bat mich, dies im Kopf zu behalten.

    Das versuche ich.

    „Natürlich, Laura. Du bist die Erste, die es erfährt, sagt Mom und rollt gleichzeitig mit den Augen. „Hör zu, ich muss auflegen. Nick will sich auf den Weg zur Schule machen.

    Ich starre sie an und wechsle meine Tasche auf meine andere Schulter.

    Ich möchte Mom nicht fragen, ob Sie von Dads Erpressung weiß. Daran zu glauben, dass sie es nicht weiß, ist viel einfacher. Ich muss daran glauben, dass einer meiner Elternteile mich nicht benutzt.

    Sie legt auf. „Bestell Emilia Grüße von mir", sagt sie und ich zucke zusammen.

    Ein Schlag unter die Gürtellinie, ohne es zu

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