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Body-Bilder: Digitale Bildkulturen
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Body-Bilder: Digitale Bildkulturen
eBook87 Seiten48 Minuten

Body-Bilder: Digitale Bildkulturen

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Über dieses E-Book

In den Sozialen Netzwerken boomen Workout-Videos. Jörg Scheller untersucht, wie YouTube, Instagram und Smartphones das Training und die Idealbilder im Gym verändern und welche Formen körperlicher Selbstoptimierung zwischen Konformitätsdruck und Subver­sion sich im digitalen Zeitalter durchsetzen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum8. Apr. 2021
ISBN9783803143105
Body-Bilder: Digitale Bildkulturen

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    Buchvorschau

    Body-Bilder - Jörg Scheller

    E-Book-Ausgabe 2020

    © 2020 Verlag Klaus Wagenbach, Emser Straße 40/41, 10719 Berlin

    Covergestaltung: Studio Jung, Berlin.

    Datenkonvertierung bei Zeilenwert, Rudolstadt.

    Alle Rechte vorbehalten. Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

    ISBN: 9783803143105

    Auch in gedruckter Form erhältlich: 978 3 8031 3704 3

    www.wagenbach.de

    DIGITALE BILDKULTUREN

    Durch die Digitalisierung haben Bilder einen enormen Bedeutungszuwachs erfahren. Dass sie sich einfacher und variabler denn je herstellen und so schnell wie nie verbreiten und teilen lassen, führt nicht nur zur vielbeschworenen »Bilderflut«, sondern verleiht Bildern auch zusätzliche Funktionen. Erstmals können sich Menschen mit Bildern genauso selbstverständlich austauschen wie mit gesprochener oder geschriebener Sprache. Der schon vor Jahren proklamierte »Iconic Turn« ist Realität geworden.

    Die Reihe DIGITALE BILDKULTUREN widmet sich den wichtigsten neuen Formen und Verwendungsweisen von Bildern und ordnet sie kulturgeschichtlich ein. Selfies, Meme, Fake-Bilder oder Bildproteste haben Vorläufer in der analogen Welt. Doch konnten sie nur aus der Logik und Infrastruktur der digitalen Medien heraus entstehen. Nun geht es darum, Kriterien für den Umgang mit diesen Bildphänomenen zu finden und ästhetische, kulturelle sowie soziopolitische Zusammenhänge herzustellen.

    Die Bände der Reihe werden ergänzt durch die Website www.digitale-bildkulturen.de. Dort wird weiterführendes und jeweils aktualisiertes Material zu den einzelnen Bildphänomenen gesammelt und ein Glossar zu den Schlüsselbegriffen der DIGITALEN BILDKULTUREN bereitgestellt.

    Herausgegeben von

    Annekathrin Kohout und Wolfgang Ullrich

    Prolog

    Im Jahr 2015 hatte Markus Rühl genug. In einer Reihe von YouTube-Videos nahm sich der frühere Profi-Bodybuilder »Fitness-Hipster auf YouTube« zur Brust.¹ Was diese auf ihren Kanälen über Muskelaufbau, Ernährung, Trainingsprinzipien zu sagen hätten – »alles Bullshit«.² Seitdem hat Rühl, der als einer der extremsten Bodybuilder (»Massemonster«) aller Zeiten gilt, seine Kritik in diversen Rants, wie sie die Sozialen Netzwerke lieben, wiederholt. So sagte er 2018 auf YouTube: »Das Schlimmste ist, wenn ich irgendwelche YouTuber sehe, die pausenlos irgendwelche verblödeten Vlogs raushauen, irgendwelche Tutorials, meine Top-3-XY-Zutaten, Mahlzeiten, Supplements. […] Dagegen verwehre ich mich, ich will Content bringen, ich will Dinge zeigen, die euch interessieren, und ich glaube, manchmal ist weniger mehr. […] Das ist wichtiger, als permanent kleine Videos hochladen, um mit aller Gewalt noch 10 000 Klicks zu generieren, damit vielleicht noch einmal 3,50 Euro aufs Konto überwiesen werden.«³

    Aus Rühls Sicht sind die Sozialen Netzwerke mit ihren User Generated Contents für die Bodybuilding- und Fitness-Kultur insofern schädlich, als sie zu Schnelllebigkeit, Oberflächlichkeit, Eitelkeit und Substanzlosigkeit führen. Rühls Motto, das er auch auf T-Shirts drucken lässt, lautet »stabil«. Seine Invektiven folgen den Mustern der konservativen Kulturkritik, die durch Technologie- und Medieninnovationen hervorgerufene Übergangsperioden als Verfallsphasen einstuft. So kontrastiert Rühl die für ihn problematische Körperkultur in der Ära der Sozialen Netzwerke mit dem Goldenen Zeitalter des Old-School-Bodybuildings, als man einfach so viele Kilo wie möglich auf der Bank drückte, dazu AC/DC hörte und Thunfisch direkt aus der Dose futterte. Bodybuilding ist für ihn nicht nur eine Form der Körperoptimierung, sondern auch ein Lebensstil, den es zu wahren gilt.

    Vielsagend ist, dass Rühl seine Kritik wiederum in den Sozialen Netzwerken äußert. Wie konservative Kulturkritiker einst die moderne Technologie der Schreibmaschine nutzten, um mit der Moderne abzurechnen, nutzt auch er die neuesten Produktionsmittel. Der Darmstädter ist nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Instagram und Facebook aktiv. Auf allen diesen Plattformen hat er jeweils mehrere hunderttausend Follower und Abonnenten (Stand August 2020). Der 1972 geborene geschickte Selbstvermarkter ist somit alles andere als eine Randfigur jener digitalen Fitness- und Bodybuilding-Szene. Rühls Kritik ist Teil dessen, was sie kritisiert. Während der Bodybuilder Fitness-Influencer angreift, empfiehlt er auf seiner Internetseite unter »mein persönlicher YouTube-Tipp«, der Athletin Anna Maier »im Web, auf YouTube, Instagram und Facebook« zu folgen.⁴ Allerdings mit dem Hinweis: »Garantiert kein Fitness-Hipster!« Nicht das »Was« der neuen medialen Umwelt, sondern das »Wie« steht also im Zentrum seiner Kritik.

    Man könnte Rühl in Anlehnung an den durch den Irakkrieg des Jahres 2003 zu trauriger Berühmtheit gelangten »Embedded Journalist« als »Embedded Critic« bezeichnen. Durch Zuspitzung generiert seine Kritik am Umgang mit den

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