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Die Essenz der Bhagavad Gītā
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eBook450 Seiten4 Stunden

Die Essenz der Bhagavad Gītā

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Über dieses E-Book

Die Bhagavad Gītā erzählt von einem wahrhaft tiefen Dialog zwischen Arjuna, einem Krieger, der sich in einem Konflikt befindet, und seinem demütigen Wagenlenker, der in Wirklichkeit der Herr selbst ist. Die Botschaft, die Kṛṣṇa vor mehr als 5.000 Jahren auf einem Schlachtfeld übermittelte, ist heute genauso bedeutsam wie damals, weil sie es der Seele ermöglicht, die wahre Natur und den wahren Grund des menschlichen Seins zu erkennen. Lord Kṛṣṇas Anweisungen haben sich über lange Zeit hinweg als hilfreich erwiesen und vermitteln uns ein Wissen, mit dem wir Schwierigkeiten im Leben überwinden können. 


Paramahamsa Sri Swami Vishwanandas Kommentar erfüllt diesen zeitlosen Diskurs mit neuem Leben, macht ihn verständlich und ermöglicht dem Herzen des Lesers so einen direkten Zugang.


Nur selten hat ein Buch das Potenzial, lebenslanger Begleiter für spirituelle Sucher zu werden. Die Essenz der Bhagavad Gītā soll genau dies sein: ein wesentlicher Teil deines Lebens. 


Klein genug, um es überallhin mitzunehmen, ist dieses Werk tiefgründig genug, um dich bis zu Gott zu tragen; prägnant genug, um es in wenigen Stunden zu lesen, und dennoch von einer Tiefe, um über Jahrzehnte darüber nachzudenken.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum10. Juni 2021
ISBN9783963430725
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    Buchvorschau

    Die Essenz der Bhagavad Gītā - Bhakti Marga Publications

    beginnen…

    KAPITEL EINS

    ARJUNA-VIṢĀDA-YOGA

    DIE KLAGE ARJUNAS

    Die Gītā beginnt mit einer anschaulichen Beschreibung der Szene auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra. Die bedeutendsten Krieger auf beiden Seiten werden benannt. Das Blasen der Muschelhörner und Trommelschläge signalisiert den Beginn eines schrecklichen Krieges. An diesem Punkt wendet sich unser Blick Arjuna und Kṛṣṇa zu. Begierig darauf, die feindlichen Reihen einzuschätzen, bittet Arjuna Kṛṣṇa, ihn in die Mitte des Schlachtfeldes zu bringen, damit er genauer sehen kann, gegen wen er kämpfen soll.

    Inmitten der gegnerischen Armee sieht er Verwandte, Freunde und von ihm verehrte Älteste. Der Anblick derer, die ihm einst so lieb waren, bringt Arjuna um seine Entschlossenheit. Er kann keinen Sinn mehr in einem Kampf sehen, der seine Familie unweigerlich zerstören wird. Verwirrt darüber, was seine Pflicht ist, und überwältigt von Mitgefühl für seine Feinde beginnt er, Kṛṣṇa sein Herz auszuschütten. Sicherlich, so argumentiert er, könne dieser Krieg nicht auf Rechtschaffenheit basieren. Er macht immer wieder darauf aufmerksam, dass das Töten der eigenen Familie, um eines Königreichs willen, verheerende Folgen für die Zukunft haben wird. Nachdem er seine Argumente vorgetragen hat, endet das Kapitel damit, dass Arjuna in Trauer seinen Bogen niederlegt.

    Ornament    VERS 1: DHṚTARĀṢṬRAS FRAGEN

    dhṛtarāsṭra uvāca

    dharma-kṣetre kuru-kṣetre samavetā yuyutsavaḥ |

    māmakāḥpāṇdạvāścaiva kim akurvata sańjaya || 1 ||

    Dhṛtarāṣṭra spricht:

    Oh Sańjaya, was haben meine Söhne und die Pāṇḍavas getan, nachdem sie sich, begierig auf den Krieg, auf dem heiligen Schlachtfeld von Kurukṣetra versammelt haben? (1)

    „Dieser Vers beginnt mit dem Wort ‚dharmakṣetra’. ‚Dharma’ bedeutet rechtschaffen, ,kṣetra’ bedeutet Feld – es ist also das Feld der Rechtschaffenheit."

    „Eine der Bedeutungen dieses Krieges ist das Leben, in dem die ‚gute’ mit der ‚nicht guten’ Seite kämpft. Dieser Krieg findet nicht im Außen statt. Er findet auch im Inneren des menschlichen Körpers statt. Dein physischer Körper ist das dharmakṣetra. Du bist inkarniert, um dein dharma (deine Pflicht) auf diesem Feld zu erfüllen."

    „Auch das Leben ist dharmakṣetra. Du bist gekommen, um deine göttliche Absicht zu erfüllen. Wenn du im Einklang mit deinem wahren Selbst bist, erkennst du dein wahres Ziel im Leben… Genau daran erinnert dich das Wort ‚dharmakṣetra’. Erfülle dein dharma! Erwache! Dieses dharma kann mit Hilfe des größten Geschenkes erfüllt werden, das uns Gott gegeben hat – mit diesem Feld, diesem Körper. Und wenn du beginnst, dein dharma zu erfüllen, wirst du gute Verdienste erwerben! Wenn du aber vor deinem dharma davonläufst, dann wendest du dich der dunklen Seite zu."[1]

    „Der blinde König Dhṛtarāṣṭra repräsentiert den Verstand – den Verstand, der blind ist und immer blind bleiben möchte. Der Verstand hängt so sehr am Äußeren, dass er nur dann Macht hat, wenn er auf etwas Äußeres gerichtet ist: auf das Materielle, auf Beziehungen, darauf, dieses oder jenes zu erlangen. Das ist die Natur des Verstandes. Der Verstand ist blind."

    „Beide Familien stammten aus der Kuru-Dynastie. Aber der König weigerte sich, die Pāṇḍavas anzuerkennen. Der Verstand erkennt die guten Qualitäten nicht, die in einem selbst gegenwärtig sind. Der Verstand kann nur auf die Sinne schauen, er schaut immer auf das Äußere. Das Selbst, die positiven Qualitäten, die im Inneren präsent sind, werden vom Verstand nicht erfasst."[2]

    Ornament    VERSE 2-13: DIE KRIEGER WERDEN VORGESTELLT

    sańjaya uvāca

    drṣtṿā tu pāṇdạvānīkaṁvyūdḥaṁduryodhanas tadā |

    ācāryam upasaṅgamya rājā vacanam abravīt || 2 ||

    Sańjaya spricht:

    Oh König! Duryodhana, der die Armee der Pāṇḍavas in militärischer Formation sah, trat an seinen Lehrer Droṇa heran und sprach folgende Worte: (2)

    paśyaitām pāṇdụ-putrāṇām ācārya mahatīṁcamūm |

    vyūdḥāṁdrupada-putreṇa tava śiṣyeṇa dhīmatā || 3 ||

    Duryodhana spricht:

    Oh Meister, sieh das mächtige Heer der Pāṇḍavas, angeführt vom Sohn Drupadas, der dein kluger Schüler ist. (3)

    atra śūrā maheṣvāsā bhīmārjuna samā yudhi |

    yuyudhāno virātạśca drupadaśca mahārathaḥ || 4 ||

    In dieser Armee sind Helden und große Bogenschützen wie Bhīma und Arjuna. Da sind auch mächtige Krieger wie Yuyudhāna, Virāṭa und Drupada. (4)

    dhrṣtạketuś-cekitānaḥkāśi-rājaśca vīryavān |

    purujit-kunti-bhojaśca śaibyaśca nara-puṅgavaḥ || 5 ||

    Dort sind Dhṛṣṭaketu, Cekitāna, und der tapfere König von Kāśī, Purujit, Kuntibhoja, und Śaibyā, die allesamt zu den besten unter den Männern zählen. (5)

    yudhāmanyuśca vikrānta uttamaujāśca vīryavān |

    saubhadro draupadeyāśca sarva eva mahārathāḥ || 6 ||

    Dort ist der tapfere Yudhāmanyu und der starke Uttamaujas. Dort ist auch der Sohn Subhadrās sowie Draupadīs Sohn. Sie alle sind mächtige Wagenkrieger. (6)

    asmākaṁtu viśisṭā ye tān-nibodha dvijottama |

    nāyakāḥmama sainyasya saṁjńārthaṁtān bravīmi te || 7 ||

    Oh, bester unter den brahmanas, lass mich dir nun unsere Hauptkrieger vorstellen, die die Kommandanten meiner Armee sind. Ich nenne sie, um sie dir in Erinnerung zu rufen. (7)

    bhavān bhīṣmaśca karṇaśca kṛpaśca samitińjayaḥ |

    aśvatthāmā vikarṇaśca saumadattis tathaiva ca || 8 ||

    Da sind: du selbst, Bhīṣma und Karṇa, der siegreiche Kṛpā, Aśvatthāmā, Vikarṇa und Jayadratha, der Sohn Somadattas. (8)

    anye ca bahavaḥśūrā madārthe tyakta-jīvitāḥ |

    nānā-śāstra praharaṇāḥsarve yuddha-viśāradāḥ || 9 ||

    Es gibt viele weitere Helden, die entschlossen sind, ihr Leben für mich zu lassen. Sie alle sind Experten der Waffentechnik und erfahren in der Kunst der Kriegsführung. (9)

    aparyāptaṁtad asmakaṁbalaṁbhīṣmābhirakṣitam |

    paryāptaṁtvidam eteṣāṁbalaṁbhīmābhirakṣitam || 10 ||

    Unsere Streitkraft, kontrolliert von Bhīṣma, ist unermesslich, während ihre Kraft, geleitet von Bhīma, begrenzt ist. (10)

    ayaneṣu ca sarveṣu yathā-bhāgam avasthitāḥ |

    bhīṣmam evābhirakṣantu bhavantaḥsarva eva hi || 11 ||

    Ihr alle solltet daher jede Anstrengung unternehmen, Bhīṣma zu schützen, während ihr euch an euren jeweiligen Positionen in der Armee befindet. (11)

    tasya sańjanayan harṣaṁkuru-vṛddhaḥpitāmahaḥ |

    siṁhanādaṁvinadyoccaiḥśaṅkhaṁdadhmau pratāpavān || 12 ||

    Sańjaya spricht:

    Dann blies Bhīṣma, der tapfere Ahnherr, der Älteste des Kuru-Clans, brüllend wie ein Löwe sein Muschelhorn, um Duryodhana zu ermutigen. (12)

    tataḥśaṅkhāśca bheryaśca paṇavānaka-gomukhāḥ |

    sahasaivābhyahanyanta sa śabdas-tumulo’bhavat || 13 ||

    Plötzlich brachen Muschelhörner und Pauken, Trompeten, Trommeln und Hörner aus, und der Klang war gewaltig. (13)

    „Duryodhana repräsentiert den Stolz, der dem Verstand entspringt. Wenn der Verstand sehr aktiv ist, wird man stolz, stolz auf viele Dinge, stolz auf sein Wissen, stolz auf das, was man besitzt."

    „Die Armee der Pāṇḍavas war in einer ganz speziellen Formation aufgestellt. Als er diese geordnete Formation sah, fühlte Duryodhana Nervosität und Angst in sich aufkeimen. Angst kommt auf, wenn man stolz ist. Auch wenn Stolz nach außen hin sehr stark erscheinen mag, birgt er in Wirklichkeit große Schwächen in sich. Warum entsteht Stolz? Glaubt ihr, er entsteht aus Stärke? Nein! Tatsächlich entsteht Stolz aufgrund innerer Schwäche. Selbst wenn jemand sagt: ‚Ja, ich bin sehr stolz auf dieses und jenes’, kann man fühlen, dass dieser Stolz in Wahrheit Schwäche ist. Wenn Stolz aufkommt, denken die Menschen: ‚Ich bin sehr selbstsicher!’ Nein. Es ist der Verstand, der Stolz als Selbstsicherheit wahrnimmt. In Wirklichkeit läuft man vor etwas davon, was dem Gegenteil von Stolz entspricht – vor Demut. Läuft man vor der Demut weg, scheint man sehr erhaben und selbstsicher, ist es jedoch nicht wirklich."

    „Wenn du den spirituellen Weg beginnst, sieht dein Stolz all deine guten Eigenschaften, doch dann bekommt der Verstand Angst. Der Stolz versucht dich dazu zu bringen, alles zu überdenken, möchte dich auf hinterlistige Weise vom Weg abbringen. Deshalb eilt Duryodhana zu Droṇācārya, dem großen Lehrer sowohl der Kauravas als auch der Pāṇḍavas."

    „Dronacharya repräsentiert die Anhaftung an das Materielle. Er repräsentiert die Gier im Menschen. Droṇācārya hatte auch gute Eigenschaften. Er war ein großer Lehrmeister der militärischen Wissenschaft. Manchmal beriet er sogar Bhīṣma. Er war der guru der königlichen Familie. Doch als Duryodhanas Stolz die Gier in Droṇācārya sah, sagte er zu sich: ‚Ich werde zu ihm gehen und seine Gier füttern. Ich werde ihn verderben.’"[3]

    „Dann preist er Bhīṣma. Bhīṣma repräsentiert das Ego. Er war sehr mächtig. Er war der Großonkel der Kauravas und der Pāṇḍavas und galt in der Kuru-Dynastie als der Größte. Er war sehr tugendhaft. Er war ein Entsagender… Er war seinen Eltern sehr ergeben. Er wusste über die Schriften Bescheid. Er war seinen Lehrern treu ergeben. Vor allem aber war er sehr gottesfürchtig. Daher hatte er ein großes Ego."[4]

    „Das Ego lässt dich denken und fühlen, dass Du der Beste von allen bist. Du bist der Klügste von allen. Du weißt über alles Bescheid. Und das macht dich blind. Selbst wenn du viele gute Eigenschaften hast, haben all diese guten Eigenschaften keinen Wert, wenn du egoistisch bist, weil dann alles egozentrisch ist."[5]

    „Duryodhana fährt fort: ,Es gibt noch viele weitere Helden, die ihr Leben für mich geopfert haben.’ Ihr seht, Stolz hat viele Freunde, und die meisten dieser Freunde haben ähnliche Qualitäten wie er. Aufgrund seiner Arroganz hat Duryodhana ähnliche Menschen mit ähnlichen Eigenschaften angezogen. Seine eigenen neunundneunzig Brüder, die ihn unterstützen, verkörpern die meisten dieser Qualitäten."[6]

    „Die Kauravas stehen für die äußere Realität, die Ausschau hält, kämpft, immer etwas will, was jedoch alles materiell ist. Alles ist äußerlich, und das bringt oberflächliche Freude – Freude für eine sehr kurze Zeit und Elend für eine längere Zeit."[7]

    „Wenn du deinen spirituellen Weg beginnst, bist du in einem Kampf: Du nimmst all die negativen Eigenschaften in deinem Inneren stärker wahr. Manchmal magst du eine Qualität erwecken, die vorher noch nicht da war. Aber das ist der Reinigungsprozess, den man durchläuft. Das ist das Kurukṣetra, durch das man geht, das dharmakṣetra, das man durchläuft. Du entwurzelst eine Qualität nach der anderen und verwandelst sie. Du verwandelst sie, bis du schließlich die Liebe Gottes hast, die bestehen bleibt. Das ist Verwirklichung – Seine Gnade zu empfangen, Seine Liebe zu manifestieren und Seine Liebe auszustrahlen! Und das ist die Pflicht eines jeden menschlichen Wesens."[8]

    Ornament    VERSE 14-20: KṚṢṆA WIRD EINGEFÜHRT – DIE MUSCHELHÖRNER WERDEN GEBLASEN

    tataḥ śvetair-hayair-yukte mahati syandane sthitau |

    mādhavaḥ pāṇḍavaścaiva divyau śaṅkhau pradadhmatuḥ || 14 ||

    Dann bliesen Śrī Kṛṣṇa und Arjuna in ihrem großen, von weißen Pferden gezogenen Wagen ihre Muschelhörner. (14)

    pāńcajanyaṁhrṣīkeśo devadattaṁdhanańjayaḥ |

    pauṇdṛaṁdadhmau mahā-śaṅkhaṁbhīma-karmā vṛkodaraḥ || 15 ||

    Śrī Kṛṣṇa blies Sein Muschelhorn Pāńcajanya, Arjuna blies seines, Devadatta genannt, und Bhīma, bekannt für seine furchterregenden Taten, blies das große Muschelhorn Pauṇḍra. (15)

    ananta-vijayaṁrājā kuntī-putro yudhisṭhiraḥ |

    nakulaḥsahaDevaśca sughoṣa maṇi-puṣpakau || 16 ||

    König Yudhiṣṭhira, der Sohn Kuntīs, blies sein Muschelhorn Ananta-vijaya, und Nakula and Sahadeva bliesen ihre Hörner Sughoṣa and Mani-Puṣpaka. (16)

    kāśyaśca parameṣ-vasaḥśikhaṇḍī ca mahārathaḥ |

    dhrṣtạdyumno virātạśca sātyakiś-cāparājitaḥ || 17 ||

    Dann bliesen der oberste Bogenschütze, der König von Kāśī, und der mächtige Krieger Śikhaṇḍī, Dhṛṣṭadyumna, Virāṭa und der unbesiegbare Sātyaki ihre eigenen Muschelhörner. (17)

    drupado draupadeyāśca sarvaśaḥpṛthivī-pate |

    saubhadraśca mahā-bāhuḥśaṅkhān dadhmuḥpṛthak pṛthak || 18 ||

    König Drupada, die Söhne Draupadīs und der schwer bewaffnete Sohn Subhadrās bliesen alle wieder und wieder ihre verschiedenen Muschelhörner. (18)

    sa ghoṣo dhārtarāsṭrāṇāṁhṛdayāni vyadārayat |

    nabhaśca pṛthivīṁcaiva tumulo’bhyanunādayan || 19 ||

    Dieses stürmische Getöse, widerhallend auf Erden und im Himmel, zerriss die Herzen der Söhne Dhṛtarāṣṭras. (19)

    atha vyavasthitān drṣtṿā dhārtarāstṛān kapi-dhvajaḥ |

    pravṛtte śastra-sampāte dhanur udyamya pāṇdạvaḥ || 20 ||

    Nachdem er die Söhne Dhṛtarāṣṭras in ihrer Formation zum Kampf aufgestellt sieht, nimmt Arjuna, der Hanumān in seinem Wappen hat, in Vorbereitung auf den Krieg seinen Bogen auf. (20)

    „Kṛṣṇa sitzt auf Seinem Wagen, hält die Zügel in der Hand und lenkt die fünf Pferde. Er ist der Lenker von allem. Arjuna hat zusammen mit Ihm im Wagen Platz genommen, und sie blasen ihre göttlichen Muschelhörner. Das bedeutet, wenn jemand Interesse an Veränderung zeigt, wenn der Herr wahrnimmt, dass man sich bemüht, sich zu verändern, gibt der Herr selbst diesem Menschen Stärke, Kraft, Energie und Glauben, um sich zu ändern. Er verleiht jedem Kraft, die Sinne zu kontrollieren. Die fünf Pferde, die den Wagen ziehen, stehen für die fünf Sinne."[9]

    „Stellt euch all diese Menschen vor, die ihre Muschelhörner blasen. Der Klang muss so kraftvoll und stark gewesen sein, dass alles zu erzittern begann – und das nicht nur dort auf dem Schlachtfeld, sondern auch im Himmel! Es geschah nicht nur in dieser physischen Welt, es geschah ebenfalls in der geistigen Welt."[10]

    „Sie nutzten die Muschelhörner, um den Beginn und das Ende eines Krieges zu verkünden. Dieser Klang ist oṁ. Dieser vibrierende Klang verdeutlicht, dass am Ende ein jeder, egal wie groß die Schlacht ist, wie hart oder schwierig sie ist, seinen Weg findet. Am Ende erklingt alles im kosmischen Klang. Am Ende ist es durch diesen kosmischen Klang, dass man Verwirklichung erreicht. Dieser kosmische Klang ist das Wort Gottes selbst. Muschelhorn und Glocke sind nicht einfach nur Instrumente. Bläst man das Muschelhorn, erweckt dies die Göttlichkeit im Inneren. Es erweckt Klarheit im Inneren. Es entstehen Schwingungen, die auch in deinem Gehirn vibrieren. Dasselbe gilt für die Glocke."[11]

    „Wenn du den spirituellen Weg mit ganzer Kraft gehst, kann dich nichts verrücken! Nichts, was die Leute sagen, nichts, was die Leute tun, kann dich von deinem Weg abbringen. Das ist es, was Christus über den Glauben sagt. Er spricht davon, den Glauben auf Fels zu bauen, so dass dich nichts abbringen kann. Wenn du dein Haus auf Sand baust, wird es zusammenbrechen. Wenn du dein Haus hingegen auf einem Felsen erbaust, wird es sehr stabil sein. Dieser Klang, über den wir sprechen, ist die innere Stärke. Wenn du innere Stärke hast, ist diese nicht nur im Herzen. Dein gesamtes Wesen ist voller Energie! Vom Kopf bis in die Zehen bist du voller Energie, denn diese Energie kommt nicht von außen, sondern tief aus dem Inneren. Diese Energie ist von Gott selbst, von Kṛṣṇa selbst, sie strahlt und gibt dir Unterstützung, gibt dir die Kraft, voranzuschreiten. Du solltest also nicht auf deine Schwäche schauen, auch wenn du sie siehst. Sie ist Teil von dir, ja, aber halte an deiner Stärke fest!"[12]

    Ornament    VERSE 21-24: ZWISCHEN DEN ARMEEN

    hrṣīkeśaṁtadā vākyam idam āha mahī-pate |

    arjuna uvāca

    senayor-ubhayor madhye rathaṁsthāpaya me’cyuta || 21 ||

    yāvad etān nirīkṣe’haṁyoddhu-kāmān avasthitān |

    kair-mayā saha yoddhavyam asmin raṇa-samudyame || 22 ||

    Oh König, diese Worte spricht Arjuna zu Śrī Kṛṣṇa:

    Oh Kṛṣṇa, bringe meinen Streitwagen zwischen die beiden Armeen. Ich möchte genau wissen, wer sich hier versammelt hat und gegen wen ich in dieser großen Schlacht kämpfen soll. (21-22)

    yotsyamānān avekṣe’haṁya ete’tra samāgatāḥ |

    dhārtarāsṭrasya durbuddher yuddhe priya cikīrṣavaḥ || 23 ||

    Ich bin begierig, die zu sehen, die sich versammelt haben, um den bösartigen Sohn Dhṛtarāṣṭras (Duryodhana) zu unterstützen. (23)

    sańjaya uvāca

    evam ukto hrṣīkeśo gudākeśena bhārata |

    senayor-ubhayor madhye sthāpayitvā rathottamam || 24 ||

    Sańjaya spricht:

    Oh Dhṛtarāṣṭra, nachdem Arjuna sich an Ihn gewandt hatte, positionierte Śrī Kṛṣṇa diesen besten aller Streitwagen zwischen den beiden Armeen. (24)

    „Arjuna sagte zu Kṛṣṇa: ‚Bringe meinen Streitwagen in die Mitte.’ Diese ‚Mitte’ steht für Neutralität. Du bist weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Du bist weder auf der guten noch auf der schlechten Seite. Damit du beobachten kannst, musst du in einem neutralen Zustand sein, dich an diesem neutralen Punkt befinden. Oft treffen Menschen Entscheidungen im Leben, während sie auf einer bestimmten Seite stehen. Steht man auf einer Seite, wird man immer urteilen, gibt es immer Verwirrung."[13]

    „Zeiten des Tests können in Form von Schwierigkeiten auftreten. Oft will man sie nicht durchleben, und man versucht, sie zu umgehen, einen anderen Weg einzuschlagen. Aber so ist das Leben. Das Leben ist eine große Lektion. Wenn du dich deinen Problemen nicht stellst, dich deinen negativen Eigenschaften nicht stellst und ihnen nicht in die Augen blickst, wirst du nie stark werden. Wenn du immer versuchst, sie zu umgehen, wirst du nichts lernen. Arjuna sagt: ‚Bringe mich in die Mitte. Lass mich sehen – von Angesicht zu Angesicht, Auge in Auge – was sind diese Eigenschaften, was ist dieser Schmerz? Lass mich darüber hinauswachsen, ihn überwinden, ihn meistern! Ich möchte sehen, gegen wen ich kämpfe.’ Hier geht es nicht ums Kämpfen, sondern darum, etwas zu transzendieren. ‚Was transzendiere ich? Welche Qualität?’ Das ist Selbstanalyse. Das ist der Punkt, an dem Arjuna analysiert. Arjuna repräsentiert hier die Selbstbeobachtung. Beobachte all deine Eigenschaften – die ‚guten’ und ‚nicht guten’ Eigenschaften – dann kann dir klar werden, wie du sie überwinden, transzendieren und transformieren kannst." [14]

    Ornament    VERSE 25–47: ARJUNA WEIGERT SICH ZU KÄMPFEN

    bhiṣma droṇa pramukhataḥsarveṣāṁca mahīkṣitām |

    uvāca pārtha paśyaitān samavetān kurūn iti || 25 ||

    Vor Bhīṣma, Droṇa und all den anderen Königen stehend, spricht Kṛṣṇa: „Oh Arjuna, sieh alle Kurus, die sich hier versammelt haben." (25)

    tatrāpaśyat sthitān pārthaḥpitṝn atha pitā-mahān |

    ācāryān mātulān bhrātṝn putrān pautrān sakhīṁs tathā || 26 ||

    śvaśurān suhṛdaścaiva senayor-ubhayor api |

    tān samīkṣya sa kaunteyaḥsarvān bandhūn avasthitān || 27 ||

    kṛpayā parayā’’viṣṭo viṣīdann idam abravīt |

    arjuna uvāca

    drṣtṿemaṁsvajanaṁkrṣṇa yuyutsaṁsamupasthitam || 28 ||

    sīdanti mama gātrāṇi mukhaṁca pariśuṣyati |

    vepathuśca śarīre me roma harṣaśca jāyate || 29 ||

    Arjuna sah dort Väter, Großväter, Lehrer, Onkel, Brüder, Söhne, Enkel und Freunde stehen. Als er all seine Freunde und Verwandten sah, war Arjuna von tiefem Mitgefühl erfüllt und sprach in Verzweiflung folgende Worte:

    Nachdem ich meine eigene Familie und meine Freunde gesehen habe, die bereit sind, zu kämpfen und sich gegenseitig zu töten, werden mir die Glieder schwach und mein Mund trocknet aus. Mein Körper bebt und mir stehen die Haare zu Berge. (26-29)

    gāṇḍīvaṁsraṁsate hastāt tvak caiva pari-dahyate |

    na ca śaknomy-avasthātuṁbhramatīva ca me manaḥ || 30 ||

    Gāṇḍīva, mein Bogen, gleitet mir aus den Händen und mir brennt die Haut. Ich bin nicht in der Lage, mich zu kontrollieren, ich bin verwirrt und mein Verstand gerät ins Taumeln. (30)

    nimittāni ca paśyāmi viparītāni keśava |

    na ca śreyo’nupaśyāmi hatvā svajanam āhave || 31 ||

    Oh Kṛṣṇa, ich sehe nur Unheil für die Zukunft. Ich kann nichts Gutes daran finden, meine eigene Familie im Kampf zu töten. (31)

    na kāṅkṣe vijayaṁkrṣṇa na ca rājyaṁsukhāni ca |

    kiṁno rājyena govinda kiṁbhogair jīvitena vā || 32 ||

    Ich wünsche mir auch nicht den Sieg, ein Königreich oder Glück. Was nützt ein Königreich, Vergnügung oder gar das Leben selbst? (32)

    yeṣām arthe kāṅkṣitaṁno rājyaṁbhogāḥsukhāni ca |

    ta ime’ vasthitā yuddhe prāṇāṁs tyaktvā dhanāni ca || 33 ||

    Die Menschen, um derentwillen wir solche Dinge wollen, sind bereit zu kämpfen, bereit, ihr Leben und ihren Reichtum für diesen Krieg aufzugeben. (33)

    ācāryāḥpitaraḥputrās tathaiva ca pitāmahāḥ |

    mātulāḥśvaśurāḥpautrāḥśyālāḥsambandhinas tathā || 34 ||

    Vor mir stehen Lehrer, Väter, Söhne und auch Großväter, Onkel, Schwiegerväter und Enkel, Schwäger und andere Verwandte. (34)

    etān na hantum icchāmi ghnato’pi madhusūdana |

    api trailokya rājyasya hetoḥkiṁnu mahīkṛte || 35 ||

    Oh Kṛṣṇa, sie mögen wünschen, mich zu erschlagen, doch ich habe nicht den Wunsch, sie zu töten, nicht einmal, wenn es um die Herrschaft über die drei Welten ginge, und noch weniger über diese Erde. (35)

    nihatya dhārtarāsṭrān naḥkā prītiḥsyāj-janārdana |

    pāpam evāśrayed asmān hatvaitān ātatāyinaḥ || 36 ||

    Welche Freude sollten wir haben, wenn wir die Söhne Dhṛtarāṣṭras erschlagen, oh Kṛṣṇa? Einzig und allein Sünde wird uns beflecken, wenn wir die Angreifer töten.(36)

    tasmān nārhā vayaṁhantuṁdhārtarāsṭrān svabandhavān |

    svajanaṁhi kathaṁhatvā sukhinaḥsyāma mādhava || 37 ||

    Deshalb ist es nicht richtig, die Söhne Dhṛtarāṣṭras umzubringen. Woran können wir uns erfreuen, oh Kṛṣṇa, wenn wir unsere eigenen Verwandten töten? (37)

    yady-apyete na paśyanti lobhopahata cetasaḥ |

    kula-kṣaya-kṛtaṁdoṣaṁmitra-drohe ca pātakam || 38 ||

    kathaṁna jńeyam asmābhiḥpāpād asmān nivartitum |

    kula-kṣaya-kṛtaṁdoṣaṁprapaśyadbhir janārdana || 39 ||

    Auch wenn diese Menschen, deren Verstand von Gier überwältigt ist, kein Übel darin sehen, ihre Familie zu zerstören und ihre Freunde zu verraten, warum sollten wir, oh Kṛṣṇa, die dieses Übel erkennen, solch sündige Taten begehen? (38-39)

    kula-kṣaye praṇaśyanti kula-dharmāḥsanātanāḥ |

    dharme nasṭe kulaṁkṛtsnam adharmo’bhibhavaty-uta || 40 ||

    Wird die Familie zerstört, so gehen ihre uralten Traditionen unter, und wenn Traditionen untergehen, wird der gesamte Clan von Unrecht heimgesucht. (40)

    adharmābhi-bhavāt krṣṇa praduṣyanti kula-striyaḥ |

    strīṣu dusṭāsu vārṣṇeya jāyate varṇa-saṅkaraḥ || 41 ||

    Wenn Unrecht herrscht, oh Kṛṣṇa, werden die Frauen des Clans verdorben. Wenn die Frauen verdorben werden, werden zukünftige Generationen dem folgen. (41)

    saṅkaro narakāyaiva kula-ghnānāṁkulasya ca |

    patanti pitaro hyeṣāṁlupta-piṇdọdaka-kriyāḥ || 42 ||

    Die Vermischung sozialer Schichten schafft für die Familie und für diejenigen, die sie zerstören, die Hölle auf Erden. Folglich werden die Ahnen einer solchen Familie stürzen, weil sie ihrer rituellen Opfer beraubt werden. (42)

    doṣair etaiḥkula-ghnānāṁvarṇa-saṅkara-kārakaiḥ |

    utsādyante jāti-dharmāḥkula-dharmāśca śāśvatāḥ || 43 ||

    Die sündigen Taten derer, die ihre Familie zerstören und soziale Klassen mischen, ruinieren die alten Traditionen unseres Clans. (43)

    utsanna-kula-dharmāṇāṁmanuṣyāṇāṁjanārdana |

    narake’niyataṁvāso bhavatīty-anuśuśruma || 44 ||

    Es heißt, oh Kṛṣṇa, dass ein Platz in der Hölle jenen sicher ist, die solche Familienpraktiken zerstören. (44)

    aho bata mahat pāpaṁkartuṁvyavasitā vayam |

    yad rājya sukha lobhena hantuṁsva-janam udyatāḥ || 45 ||

    Ach! Wir haben uns entschlossen, ein großes Verbrechen zu begehen, indem wir bereit sind, unsere eigene Familie zu erschlagen, nur um zu herrschen und die Freuden eines Königreichs zu genießen. (45)

    yadi mām apratīkāram aśastraṁśastra-pāṇayaḥ |

    dhārtarāsṭrā raṇe hanyus tan-me kṣemataraṁbhavet || 46 ||

    Würden die schwer bewaffneten Söhne Dhṛtarāṣṭras mich im Kampf erschlagen, wenn ich unbewaffnet wäre und keinen Widerstand leisten würde, so wäre das besser für mich. (46)

    sańjaya uvāca

    evam uktvā’rjunaḥsaṅkhye rathopastha upāviśat |

    visṛjya saśaraṁcāpaṁśoka saṁvigna mānasaḥ || 47 ||

    Sańjaya spricht:

    Nachdem er diese Worte auf dem Schlachtfeld gesprochen hatte, warf Arjuna Pfeil und Bogen beiseite und setzte sich auf den Sitz seines Wagens. Sein Herz war von Trauer überwältigt. (47)

    „Ihr wurdet aus einem Grund geboren, und dieser Grund besteht darin, das Selbst zu verwirklichen, die Göttlichkeit in eurem Inneren zu erwecken und sie an andere weiterzugeben, nicht einfach nur, um zu sagen ‚Okay, ich habe ein gutes Leben.’"[15]

    „Ihr kommt mit all euren negativen Eigenschaften auf die Welt. Sie schlummern in euch. Über viele Leben hinweg habt ihr sie mit euch herumgetragen, aber wenn die Zeit kommt, sie loszuwerden, sitzt ihr da und sagt: ‚Nein, ich kann das nicht!’ Dasselbe gilt für Arjuna. Er sitzt dort und sagt: ‚Ich kann das nicht’, weil er noch immer an seinen Schwächen festhält."[16]

    „Arjuna ist von Emotionen überwältigt, was ihn davon abhält, zu kämpfen. Er wird feige und sehr schwach. Wenn man schwach ist, kann man niemandem helfen, denn dafür muss man stark sein. An dieser Stelle ruft Kṛṣṇa Arjuna in Erinnerung, dass er nicht vorwärtskommt, wenn er schwach ist. Um ihn zu reinigen, lässt Kṛṣṇa dieses Gefühl jedoch in Arjuna erwachen. Er zeigt ihm: ‚Sieh dir die Sache genau an. Das alles ist nicht außerhalb von dir, sondern in dir. Warum fühlst du eine Verbindung mit diesen Menschen, die du außerhalb von dir siehst? Weil sie in deinem Herzen sind.’ Die negativen Eigenschaften, die du im Außen siehst, in anderen Menschen siehst, diese negativen Eigenschaften sind in dir selbst. Wenn du sie überwinden willst, musst du sie aus deinem Inneren hervorholen. Du musst sie in den Tiefen in dir beseitigen, nicht oberflächlich, indem dein Verstand sagt: ‚Ah ja, ich habe mich verändert, es ist vorbei! Gut! Jetzt liebt Gott mich! Und ich liebe Gott!’ Nein, so funktioniert es nicht. Gott zu lieben muss von innen kommen. Damit Er Sich manifestiert, damit Er zu dir kommt, zu dir eilt, muss ganz viel Aufrichtigkeit, Kraft und Stärke in dir sein!"[17]

    „In seiner Verwirrung versucht Arjuna, alle möglichen Ausreden zu finden, nicht zu kämpfen. Er sieht, dass Kṛṣṇa ihn nur anschaut, ohne sich um seine Argumente zu kümmern. Arjuna benutzt alle möglichen Agumente, um Kṛṣṇa günstig zu stimmen, um Kṛṣṇa dazu zu bringen, ihm zuzustimmen. Wie ich bereits erklärt habe, wenn man depressiv ist, sucht man bei allen anderen nach einer Bestätigung der eigenen Depression. Arjuna ist niedergeschlagen und will Kṛṣṇa sagen hören: ‚Du Armer! Wir werden nicht kämpfen.’ Er versucht, Kṛṣṇa dazu zu bringen, dass Er anerkennt, dass es richtig ist, was er sagt. Er ist in einem Zustand tiefster Verwirrung und der große Arzt sitzt dort bei ihm! Denkt ihr, der große Arzt würde einfach dort sitzen, mit ihm lamentieren und sagen: ‚Oh mein Gott! Ach Arjuna, du hast Recht, lass uns zurück gehen’? Nein, so ist das nicht!"[18]

    „Kṛṣṇa hört nur zu und wartet darauf, dass Arjuna aufhört zu klagen. So ist es im Leben. Es hat keinen Zweck, mit einer Person in einem solchen Zustand vernünftig reden zu wollen. Der Herr schaut nur zu und sagt: ‚Okay, mach weiter. Hast du mehr? Schieß los! Ich höre zu. Ich bin geduldig.’"[19]

    „Dein Leben lang ist dein guru bei dir, egal ob du auf der linken oder rechten Seite stehst, aber du musst lernen zuzuhören. Hier steht Kṛṣṇa mit ihm in der Schlacht. In der Schlacht des Lebens ist der Meister bei dir, hilft dir, deinen Weg aus der Verwirrung zu finden."

    „Die innere Verwirrung, die Arjuna durchmacht, ist in uns allen… Du kannst die Welt da draußen nicht verändern. Was du verändern kannst, bist du selbst. Aber der Wille zur Veränderung muss da sein. Denn wenn du nicht den Willen hast, dich zu ändern, wird selbst das Lesen oder Hören der Bhagavad Gītā nichts in dir bewirken. Doch wenn du nur ein wenig dazu bereit bist, wird die Veränderung eintreten."

    „Arjuna ist in eine wirklich schreckliche Verfassung geraten… Wir sehen viele Menschen im täglichen Leben, die durch solch einen Zustand gehen. Es ist jedoch ein sehr wichtiger Zustand, durch den man die Grundlage für die eigene Spiritualität aufbaut. Wenn du schwach bist, kannst du auf dem spirituellen Weg nicht bestehen. Du musst stark werden… Schau nicht nur auf die äußere Situation. Oft geschehen Dinge im Leben, die wir nicht sehen möchten. Hier sagt Kṛṣṇa: ‚Sieh es dir an! Blicke dem ins Auge und wachse darüber hinaus!’"

    „Am Anfang deines spirituellen Wegs ist es nicht leicht. Du musst den Verstand bekämpfen."

    „Wenn du auf diesem Schlachtfeld des Lebens eine Illusion erschaffst, um dich glücklich zu fühlen, wirst du versuchen, Wege zu finden, um das zu umgehen, was vor dir auftaucht oder sich dir in den Weg stellt. Es ist Feigheit, es zu umgehen, es ‚in eine Schublade zu stecken’. Du kannst niemals frei sein, weil du früher oder später erneut mit derselben Sache konfrontiert sein wirst. Wenn du dich ihr aber einmal gestellt hast, kommt sie nie wieder zu dir."[20]

    KAPITEL ZWEI

    SĀṄKHYA-YOGA

    DIE EWIGE NATUR DER SEELE

    Obwohl Kṛṣṇa Arjuna drängt, seine Schwäche abzuschütteln, bringt dieser weiterhin seinen Widerwillen zu kämpfen zum Ausdruck. Schließlich, in einem hilflosen Zustand, gibt sich Arjuna Kṛṣṇa hin und bittet um Seine Führung. An diesem Punkt nimmt Kṛṣṇa die Rolle des satguru [1] an und belehrt ihn über die Natur des Selbst – das ātma [2], das in jedem Individuum gegenwärtig ist. Er beschreibt, dass das ātma unzerstörbar, ewig und jenseits von dieser materiellen Welt ist. So wie wir alte Kleider ablegen und uns mit neuen schmücken, wirft die Seele alte Körper ab und nimmt neue an. Als kṣatriya (Krieger) soll Arjuna daher keine Bedenken bezüglich der Erfüllung seiner Pflicht haben, da letztlich niemand getötet werden kann.

    Nachdem Kṛṣṇa Arjuna in dieses philosophische Verständnis eingeführt hat, fährt Kṛṣṇa fort, ihn eines der grundlegenden Konzepte der Gītā zu lehren: karma-yoga. Er erklärt, dass Menschen mit geringerer Intelligenz ihre verschiedenen Aufgaben in der Hoffnung auf eine begrenzte Belohnung erfüllen. Es ist diese Anhaftung an Ergebnisse, die karma [3] erzeugt. Doch Kṛṣṇa drängt Arjuna, seine Pflicht als Krieger ohne jegliche Anhaftung an das Ergebnis zu erfüllen. Durch rechtschaffenes Handeln ohne Streben nach Gewinn kann man von jeglichen karmischen Konsequenzen befreit werden. Wenn man die Sinne beherrscht und den Verstand kontrolliert, wird man nicht von der Welt abgelenkt. In diesem wunschlosen Zustand erreicht ein yogī vollkommene Weisheit und Frieden.

    Dieser Überblick über karma-yoga [4] bildet den Kern für die Lehren Kṛṣṇas in den nächsten vier Kapiteln. Wir lernen die wahre Bedeutung des Handelns kennen und erfahren, was wahre Entsagung und der letztendliche Zustand ist, den man erreicht, wenn man dieses yoga praktiziert.


    Schlüsselbegriffe des Kapitels Zwei – Einleitung

    [1] Satguru – Es gibt viele Arten von gurus (Lehrern), die einem auf dem spirituellen Weg helfen, doch der satguru wird als der höchste angesehen. Er ist der Herr selbst, der gekommen ist, um die Menschheit zum endgültigen Ziel zu führen.

    [2] Ātma – synonymer Begriff zu „Selbst und „Seele, bezieht sich auf den ewigen, nicht-materiellen Teil Gottes.

    [3] Karma – jede Handlung, die mit dem Körper oder im Geist ausgeführt wird und die weitere Konsequenzen erzeugt.

    [4] Karma-yoga – der Weg, auf dem man in der Welt ohne Anhaftungen handelt. Derartige Handlungen bewirken daher keine weiteren Konsequenzen.

    Ornament    VERSE 1-9: ARJUNA SUCHT BEI KṚṢṆA ALS GURU ZUFLUCHT

    sańjaya uvāca

    taṁtathā kṛpayāvisṭaṁaśrū pūrṇā-kulekṣaṇam |

    viṣīdantam idaṁvākyam uvāca madhusūdanaḥ || 1 ||

    Sańjaya spricht:

    Als Er Arjuna sah, der

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