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Gehalten, wenn nichts mehr hält: Meine Geschichte mit unserer still geborenen Tochter
Gehalten, wenn nichts mehr hält: Meine Geschichte mit unserer still geborenen Tochter
Gehalten, wenn nichts mehr hält: Meine Geschichte mit unserer still geborenen Tochter
eBook155 Seiten2 Stunden

Gehalten, wenn nichts mehr hält: Meine Geschichte mit unserer still geborenen Tochter

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Über dieses E-Book

Was würden Sie tun, wenn Sie erfahren würden, dass Sie das Baby in Ihrem Bauch verlieren werden?

Katrin Schmidt erlebt diesen Albtraum: Voller Vorfreude erwartet sie ihr zweites Kind - und ist plötzlich mit der niederschmetternden Diagnose konfrontiert, dass das Baby schwerstbehindert ist, die Geburt wahrscheinlich nicht einmal überleben wird. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war …

Authentisch schildert Katrin Schmidt den Weg, den sie und ihr Mann nun gehen. Mittendrin erleben die beiden, dass sie bei Gott gehalten sind, wenn nichts anderes mehr hält.
SpracheDeutsch
HerausgeberNeufeld Verlag
Erscheinungsdatum1. Juli 2016
ISBN9783862567768
Gehalten, wenn nichts mehr hält: Meine Geschichte mit unserer still geborenen Tochter

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    Buchvorschau

    Gehalten, wenn nichts mehr hält - Katrin Schmidt

    hat.

    1.

    Vorgeschichte

    Ich bin in einer tollen Familie mit drei Geschwistern und liebenden Eltern aufgewachsen. Wir hatten einen intensiven Familienzusammenhalt, so konnte ich eine gute, entspannte Kindheit genießen. Ich konnte mich selbst entfalten und wuchs mit der Gewissheit auf, dass meine Eltern und mein Vater im Himmel mich liebten. Der Glaube war immer Teil unseres Familienlebens, das Gemeindeleben ein fester Bestandteil unseres Alltags. Seit früher Kindheit lernte ich Gott als meinen Schöpfer und Vater kennen und nahm Jesus als meinen persönlichen Heiland und Erlöser in mein Leben auf. Ich nahm meine Gottesbeziehung sehr ernst und lebte meinen Alltag in Beziehung mit Gott. Als ich ins Jugendalter kam, ging es mir weiterhin sehr gut. Ich war eine gute Schülerin, sportlich und in anderen Dingen begabt. Da mir viele Dinge leicht von der Hand gingen, hatte ich immer Kapazität für angenehme Beschäftigungen und Freundschaften. Ich hatte es gut im Leben und war zufrieden. Natürlich gab es zwischenzeitlich die eine oder andere Schwierigkeit, Enttäuschung oder Krankheit, aber nichts, was mich aus der Bahn geworfen hätte. Meine Pubertät verlief relativ glatt. Ich war mit mir, Gott und der Welt im Reinen. Neben meiner Familie war ich mit einer tollen Freundin gesegnet und befreundete mich, als ich zwanzig Jahre alt war, mit dem jungen Mann, in den ich mich mit Kopf und Herz verliebt hatte. Bei ihm spürte ich von Anfang an, dass ich mir vorstellen konnte, mein ganzes Leben mit ihm zu teilen. Mein Leben verlief sehr gut.

    Bis zu dem Tag, als alles das erste Mal buchstäblich auf den Kopf gestellt wurde. Genau mit meinem Kopf hatte es zu tun. Als ich einundzwanzig Jahre alt war, wurde bei mir ein mandarinengroßer Hirntumor direkt am Sehnerv festgestellt. Vier Monate vor der Diagnose hatte sich mein Sichtfeld verändert. Ich sah alles doppelt und auf der rechten Seite sogar mehrfach. Beim Sport bekam ich Probleme, konnte beim Volleyball den Ball immer schwerer orten und hatte große Schwierigkeiten, wenn ich Schiedsrichter sein musste. Nach einiger Zeit passte sich mein Gehirn an die neue Situation an, ich konnte wieder besser spielen, obwohl meine Sicht sich eher verschlechterte. Teilweise sah ich sieben Bälle auf mich zufliegen und lernte, den mittleren Ball anzunehmen. Was für ein faszinierendes Gehirn wir doch haben. Ich war aber definitiv körperlich so eingeschränkt wie noch nie. Vor der Diagnose und nach vielen unnützen Augenarztterminen dachte ich, ich müsste nun mit der neuen Beeinträchtigung leben und mich, so gut es geht, auf mein Sehproblem einstellen. Ich ließ mich nicht wirklich runterziehen, fuhr sogar noch auf eine Skifreizeit, weil ich mich nicht einschränken lassen wollte. Ich war fest entschlossen, positiv weiterzuleben. Irgendwann meinten meine Eltern, dass es so nicht weiterginge und ich nun weitere Schritte gehen müsste. Mit einer Kernspintomografie kam dann die Wahrheit ans Licht. Am Tag der Diagnose hatte ich das erste Mal im Leben das Gefühl, dass alles um mich herum erstarrt. Nichts war mehr, wie es gewesen war. Ein tiefes schwarzes Loch tat sich auf. Angst, die durch Mark und Bein geht und alle anderen Gefühle auslöscht.

    Gedanken überfluteten mich: Was ist, wenn ich sterbe? Was, wenn ich eine langfristige Behinderung haben werde? Was erwartet mich nach dem Tod? Ich hatte die feste Gewissheit auf ein Leben bei Gott nach dem Tod, aber nun wollte ich es genau wissen: Wie würde es konkret aussehen? Was würde mich erwarten? Diese Emotionen und Gedanken, die ich noch nie gehabt hatte, waren stark. Es lag ein dunkles Tal vor mir. Es war aber nicht so, dass mein Glauben an Gott erschüttert wurde. Ich schaute auf mein Leben und wusste, dass ich bisher nicht viel zu kämpfen gehabt hatte. Ich war dankbar für alles Gute, was ich bisher erlebt hatte, und konnte es annehmen, dass ich nun durch eine schwierige Zeit gehen musste.

    Nach einer baldigen Operation erholte ich mich innerhalb eines Jahres, auch meine Sehkraft kam vollständig zurück. Der Tumor war gutartig gewesen, so musste ich mich keinen weiteren Behandlungen unterziehen. Ich konnte ohne Einschränkungen weiterleben und heiratete zwei Jahre später meinen Mann Manuel, der diese erste meiner Lebenskrisen treu mit mir durchgestanden hatte.

    Nachdem wir beide unsere Lehrerausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten, entschieden Manuel und ich uns für einen einjährigen Auslandseinsatz als Lehrer in Kenia. Dort erlebten wir wieder eine sehr herausfordernde Zeit. Wir gerieten zum Jahresende 2007 in politische Unruhen, die durch einen angeblichen Wahlbetrug ausgelöst wurden und sich über Wochen hinzogen.

    Von einem Tag auf den anderen war das Land nicht mehr sicher. Infrastrukturen brachen zusammen, Straßenblockaden wurden im ganzen Land errichtet und medizinische Versorgung war nicht mehr gewährleistet. Es war sogar kaum noch möglich, an alltägliche Dinge wie Lebensmittel zu kommen. Nachbarn, die gestern noch mit uns auf dem Markt eingekauft hatten, bekämpften sich nun fürchterlich. Rings um uns herum brannten tagelang Hütten und grausame Geschichten wurden erzählt. Wir waren auf unserer Missionsstation vorerst räumlich abgegrenzt und fühlten uns halbwegs sicher, da die Krawalle sich zunächst nur auf die Stammeszugehörigkeit der einzelnen Personen konzentrierten. Ausländer hatten nichts mit den Problemen zu tun. Nach ein paar Wochen aber machte sich eine Anarchiestimmung im Land breit. Längst vergessen geglaubte Stammesrivalitäten brachten mehr und mehr Wellen der Gewalt. Die Polizei war völlig überfordert und handlungsunfähig. Irgendwann wurde wild geplündert, gebrandschatzt und unzählige Menschen verloren ihr Leben. Das war der Zeitpunkt, als auch wir in den Fokus rückten.

    Eines Tages stürmte eine Truppe Männer lautstark auf unsere Station. Sie waren aufgebracht, kamen mit Macheten in den Händen und stellten viele Forderungen an die Stationsleitung. Würden wir ihnen nicht nachkommen, würden sie unsere Station stürmen und sich holen, was sie wollten. Wir hörten von weiteren Überfallplänen und teilten pro Nacht mehrere Männer als Wächter ein. In der ersten Nacht, als mein Mann zur Wache musste und ich allein – schwanger mit unserem ersten Kind – im Bett lag, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter. Nun spürte ich die Bedrohung so heftig wie nie zuvor. Würden sie heute Nacht kommen? Würde mein Mann unbeschadet zurückkommen? Was, wenn jemand in unsere Wohnung einbrach?

    Wir trafen uns täglich zum Beten, bestürmten Gott und erlebten Wunder. Die Truppe kam nicht wieder. Wir hörten von einem Mitarbeiter, der ursprünglich aus unserem Nachbardorf kam, dass eine andere Gruppe versucht hatte, uns zu überfallen. Die Männer hatten aber unsere Station nicht betreten können. Noch kurz vorher hatte ich Manuel verzweifelt gefragt: »Warum haben wir nur so einen lächerlichen, einen Meter hohen Zaun aus Astwerk?« Ich war beschämt, als ich hörte, dass einer der Männer, die uns überfallen wollten, unserem Mitarbeiter später erzählte: »Wir hatten keine Chance, eure Station zu betreten, dort waren viele Wachen, wie eine feste Mauer. Es waren keine Menschen, es waren Engel. Wir spürten, dass eine gewaltige Macht euch schützt. Dagegen konnten wir nichts ausrichten.«

    Wir waren tief bewegt durch dieses Erlebnis. Diese Begebenheit und noch viele weitere zeigten uns die Gegenwart Gottes. Es war eine Krise, die uns tiefer glauben lehrte. Wir lebten in der direkten Abhängigkeit Gottes und spürten das jeden Tag. Er versorgte uns immer wieder ganz direkt mit allem, was wir zum Leben brauchten: Wie sehr freute ich mich über ein Bündel Spinat oder frische Kartoffeln, die uns ein kleiner Flieger brachte.

    Wie schlimm, dass Menschen sich derart böse Dinge antun und sich für das Schlechte entscheiden, dachte ich in dieser Zeit oft. Gott die Schuld zuzuschieben, wie man es gern tut, wenn das Leben plötzlich nicht mehr schön und nett verläuft, war für mich nicht naheliegend. Ich empfand vielmehr Mitleid mit Gott, der alle Menschen unendlich liebt, sie mit einem freien Willen geschaffen hat, sich für Gut oder Böse zu entscheiden, und sich damit in seiner Allmacht eingeschränkt hat. Von den schlimmen Dinge, die geschahen, hörte ich nur. Gott hingegen, der überall und an jedem Ort ist, sah jede einzelne Situation und musste das alles ertragen. Ich hätte Gott verstehen können, wenn er sich schon längst von der Menschheit abgewendet hätte, weil er alles Grausame, was wir uns antun, nicht mehr ertragen kann. Meinen Fernseher kann ich ausschalten, wenn mir die Nachrichten zu heftig werden, aber Gott sieht alles, ist in allem und hält uns aus – und das von Generation zu Generation. Ich habe davor großen Respekt und bin ihm dankbar, dass er immer weiter mit uns geht.

    Wieder zurück in Deutschland brauchten wir eine Zeit der Verarbeitung. Es war sicher ein traumatisches Erlebnis gewesen, aber wir hatten viele positive Glaubenserlebnisse als große Stärkung mitgenommen.

    In dieser Zeit war aber etwas unbemerkt in mir passiert. Ein zerstörender Gedanke hatte sich in mir festgebissen, den ich lange nicht mehr loswurde und der mir zusetzte. Dieser Gedanke ist der Beginn meines Weges mit meiner Tochter Dalia. Während der Krise in Kenia war ich schwanger. Als ich damals nachts allein in der Wohnung gewesen war, hatte ich mir heftige Sorgen um unser ungeborenes Kind gemacht. Damals erwachte die Löwin in mir. Ich stellte mir vor, wie ich mein Kind bis zuletzt verteidigen würde. Wenn jemand in meine Wohnung eindringen würde, dann hätte er kein leichtes Spiel, ich würde mein Kind mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln beschützen. Ich weiß nicht, ob ich mich das jemals getraut hätte, zum Glück ist es nie so weit gekommen. Aber ich spürte, wie sehr ich mich schon an mein Kind gebunden hatte. Es schien mir, als ob ich es nie überwinden könnte, wenn meinem Kind etwas zustoßen würde. Dieser Gedanke verstärkte sich weiter, als ich im siebten Monat vorzeitig Wehen bekam. Ich fragte mich, ob ich mit Gott weitergehen könnte, wenn meinem Kind etwas zustoßen würde. Nach allem, was ich schon mit Gott erlebt hatte an Bewahrung, Heilung und Segen, spürte ich nun mit meiner ersten Schwangerschaft einen echten Angriffspunkt in Bezug auf meine Gottesbeziehung.

    Wir bekamen dann, als wir wieder wohlbehalten in Deutschland waren, einen gesunden Sohn und waren sehr glücklich und dankbar. Wir nannten ihn Noah, weil uns dieser Name schon immer gefallen hatte, und fügten dann noch, entstanden aus der Krise in Kenia, Immanuel (»Gott mit uns«) hinzu. Trotzdem war in mir dieses Gespür für eine mit meinem Kind neu in mein Leben getretene Schwäche. Ich hatte schon einmal mich selbst ganz in Gottes Hand geben müssen, wie auch meinen Mann in der Keniakrise. Aber der Gedanke, meinem Kind könnte etwas zustoßen, schien für mich unüberwindlich. Dieser Gedanke war verknüpft mit der Annahme, dass mein Glaube an Gott dann beendet wäre. So etwas darf nicht sein, schrie es oft in mir, aber ich fand keinen Ausweg aus diesem Gedankengespinst. Ich hatte meinen Glauben immer für unumstößlich gehalten, war ich doch so selbstverständlich und fest darin aufgewachsen, hatte bereits so vieles erlebt, was mir einen liebenden, treuen Vater im Himmel gezeigt hatte. Nun war da eine echte Verunsicherung in mir.

    Doch mein Leben ging weiter.

    Meine Vorgeschichte macht deutlich, dass mein Glaube

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