Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wider das Vergessen: Buchstabensalat im Kopf
Wider das Vergessen: Buchstabensalat im Kopf
Wider das Vergessen: Buchstabensalat im Kopf
eBook185 Seiten1 Stunde

Wider das Vergessen: Buchstabensalat im Kopf

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Demenz geht uns alle an - mit jeder Neuerkrankung verlieren wir mehr und mehr den Menschen den wir bisher gekannt und geliebt haben.
Die Reise meines erkrankten Vaters ins Ungewisse wurde geprägt von etlichen kleinen und großen Katastrophen. Es kam zu Situationen, die uns überraschten, schockierten, sprachlos machten, aber auch zu solchen, in denen wir uns vor Lachen nicht mehr beruhigen konnten. Situationen, die sehr viel Kraft und Energie kosteten, Überredungskunst und Geduld nötig machten, altersstarsinnigen Widerstand auslösten, den Glauben an Gott und die Menschheit verlieren ließen. Die Hoffnung, dass alles ein gutes Ende nehmen würde, bestand bei meiner Mutter jedoch bis zuletzt.
Ich erzähle von meinen persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit. Vielen pflegenden Angehörigen, aber auch im Pflegedienst Tätigen, wird die eine oder andere beschriebene Situation bekannt vorkommen, manches wird auch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.
Die Besonderheit jedes Einzelfalles, aber auch die vielen Gemeinsamkeiten in der Krankheit und der Pflege können uns kollektiv einen neuen Umgang mit der Krankheit als auch mit unserem eigenen Leben ermöglichen.
Die Erkrankung meines Vaters zu erleben und zu erfahren ist ein unendlich wertvoller Bestandteil meines Lebens geworden, wofür ich sehr dankbar bin.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum26. Aug. 2020
ISBN9783752693126
Wider das Vergessen: Buchstabensalat im Kopf
Autor

Brigitte Wulf

Brigitte Wulf, Jg. 1958, systemisch, psychologische Beratung, Schwerpunkt Trauertherapie und Seelsorge, Heilpraktikerausbildung, 40-jährige Erfahrung in Kliniken und eigener Praxis. Freiberufliche Dozentin an verschiedenen medizinischen Berufsakademien mit den Schwerpunkten Sterben, Tod, Trauer, sowie dem Thema Achtsamkeit. Langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für die Verwaisten Eltern S-H, Initiatorin der Himmelsbäume Föhr.

Ähnlich wie Wider das Vergessen

Ähnliche E-Books

Poesie für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Wider das Vergessen

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wider das Vergessen - Brigitte Wulf

    Vorwort

    Demenz geht uns alle an

    Beziehung trotz(t) Demenz

    Eine Tochter schreibt und malt von der Zeit mit ihrem demenziell veränderten Vater und ihrer Mutter. Brigitte Wulf hat ihre Eltern in den Jahren der Demenz ihres Vaters begleitet. Im Rückblick schildert sie die enormen Herausforderungen, vor die vor allem die direkt pflegenden Angehörigen gestellt werden. Mehr und mehr verlieren sie den Menschen, den sie einmal gekannt und geliebt haben. Und sie wollen die Veränderungen nicht wahrhaben – was die Situation zusätzlich erschwert, aber wer sollte es ihnen verdenken?

    Das Buch von Brigitte Wulf ist ein zutiefst ehrliches Werk. Die Autorin sieht mit klarem Blick die Schwere, und sie benennt auch solche Themen, die sonst oft, und meist aus Scham, verschwiegen werden. Dafür – und für das Vertrauen, das sie damit uns Lesenden entgegenbringt – möchte ich ihr herzlich danken.

    Besonders berührend sind – neben den kunstvollen, die Texte ergänzenden Zeichnungen – aber auch jene anderen Momente, von denen sie eben auch zu berichten weiß: Auch mit – oder manchmal gerade wegen – der Demenz gibt es erfüllte Augenblicke.

    Es ist, als hebe sich für einen Moment der Schleier, der sich über das gelebte Leben gelegt hat. Sogar manch neue Perspektive blitzt dann auf – oder ein verändertes, auch heilsames Miteinander, nicht zuletzt etwa in der Vater-Tochter-Beziehung. So kommt Brigitte Wulf an einigen Stellen ihres wichtigen Buches zu der vorsichtig gestellten Frage: „Gibt es eine positive Demenz?"

    In meiner Sprache würde ich es so sagen: Auch das demenziell veränderte Leben sieht Gott ähnlich. Und auch unter den Bedingungen der Demenz bleibt Leben bunt und vielfältig und lebenswert. Gleichwohl stehen wir vor großen gesellschaftlichen Aufgaben – besonders deutlich nachzulesen in dem Kapitel über einen Krankenhausaufenthalt.

    Dem Buch wünsche ich viele aufmerksame Leserinnen und Leser. Und ich bin dankbar, einer der ersten von diesen gewesen sein zu dürfen.

    Tobias Götting

    Ev.-Luth. Pastor Hamburg, im Ehrenamt:

    Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V.

    www.alzheimer-hamburg.de

    Inhalt

    In Gedenken an meine Eltern

    Gewesenes Ganzesoder Lebensmelodie in G-Dur

    Wer lebt in dir?

    Leben mit Demenzoder Abschied vom Ich

    Fremd geworden

    Nicht mehr da sein

    Abbau im Krankenhausoder Wie mein Vater aus dem Fenster sprang

    Fremde Menschen machen Angst

    Defekte Synapsen

    Ich bin noch da

    Gedanken einer Ehefrau

    Ein Betreuer muss heroder Meine Mutter verliert den Glauben an alles, was ihr bisher Halt im Leben gab

    Ansichten – Einsichten – Fehlsichten – Weitsichten

    Nachtaktiv – verkehrte Welt

    Sequenzen eines Vormittagsoder Haribokonfekt macht glücklich

    Unverstanden

    Kenne ich Sie?

    Wanderer

    Umsorgt

    Spaziergang am Nachmittag oder Solche Tiere hatten wir auch mal

    Fremde Umgebung

    Gibt es eine positive Demenz?

    Mein schönstes Weihnachtsgeschenkoder Gibt es eine positive Demenz?

    Wahrnehmung von Veränderungen

    Eine Reise in die Nacht

    Überforderung und Selbstüberschätzungoder Wie kann es zu häuslicher Gewalt kommen?

    Nebel des Herbstes

    Mein Herz wird nicht dement

    Andere

    Ambulante Tagespflegeoder Mein Vater geht zur Arbeit

    Königsdisziplin Singen

    Die drei auf der Bank

    Am Meer

    Ausflug nach Föhroder Noch einmal sehen, wo meine Tochter wohnt

    Sehen und wahrnehmen

    Ohne Liebe

    Lebensmelodie für meinen Vater

    Schmerzliches Verlangen, namenlose Unruhe

    Die Farbe Gelb

    Mein Vater büxt ausoder Kaffeetrinken mit der Polizei

    Tanz

    Gedicht meiner Mutter an ihren Ehemann

    Über meine Mutteroder Sie gab mehr als ihre Liebe

    Mein Vater denkt an seine Ehefrau

    Umgeben von dir

    Meine Trauer – deine Trauer

    Trauer braucht Zeit und Raum

    Abschied von den Elternoder Wie meine Trauer mich neu werden ließ

    Waise

    Intermezzo

    Morgens am Meer

    Solidargemeinschaft der Trauernden

    Auch Helden werden dementoder Was macht eigentlich Old Shatterhand?

    Gedanken meines Vaters

    Dieb des Lichts

    Abschied vom Bewusstsein

    Buchstabensalat im Kopf macht frei

    Worte

    Zirkus der verlorenen Kommunikation

    Flügelschlag

    Rückzug und Öffnung

    Erste Schritte in neuen Schuhen

    Abschiede

    Hoffnungen

    Aufmerksamkeit

    Selbstüberschätzung

    Hauch des Lebens

    Fragen an die Autorin

    Danksagung

    In meinem Hirne rumort es und knackt,

    Ich glaube, da wird ein Koffer gepackt,

    Und mein Verstand reist ab – o wehe –

    noch früher, als ich selber gehe.

    (Heinrich Heine, „Babylonische Sorgen", 1854)

    Für meine Kinder

    Catharina, Martin und Matthias

    In Gedenken an meine Eltern

    „Ich glaube,

    dass die Liebe etwas ist,

    das gemeinsame Bande und eine gemeinsame Geschichte schafft,

    dass nichts euch so aneinander bindet wie das,

    was ihr miteinander erlitten, erlebt, geliebt und erfahren habt."

    (Louis Evely)

    Gewesenes Ganzes

    oder

    Lebensmelodie in G-Dur

    Lebensmelodie, gefunden hast du sie nie

    Du führst jetzt leicht und geschickt meine Hand

    gibst mir Kraft aus einem unbekannten Land

    Lebensmelodie, für dich finde ich sie.

    Gewesenes Ganzes

    Geraubtes, genommenes Gekanntes

    gewachsen, geschlagen, gehorsamspflichtig, geknüppelter Gutmacher

    gefroren, gehungert, gelitten, gefangen, Gefängnis, gequält, gepeinigt, gebrochen, geflüchtet

    gestraft, gezeichnet, gestört, gesucht, gedauert

    Geliebte Gefährtin, gefunden, gehalten, gelebt, geachtet, gefundenes Ganzes

    Geburten eins, zwei, drei

    gespielt, getanzt, gesungen, gefeiert, gefundenes Glück, gestandener Garant

    gekränkelt, gestörte Gemütslage, Gedächtnislücken, geduldig gefügt, gemeinsam gepflegt

    geschwächt, gestorben, gegangen, gesegnet, getrauert.

    Gewesenes Ganzes

    Lebensmelodie, dir schenke ich sie, kein verzauberter Ton ist je für dich erklungen,

    Note für Note werde ich dein Abschiedslied summen,

    Erinnerungen, Teil meines Lebens lässt kein Vergessen zu

    in diesen Zeilen, mein Vater, zählst nur du.

    Wer lebt in dir?

    Wer lebt in dir, mein Vater?

    Großer, starker, stattlicher Mann

    Bewundernd, stolz schaute ich auf dich

    Wer lebt in dir, mein Vater?

    zierlich, schmächtig, zerbrechlicher Mann

    traurig, mitleidig schaute ich auf dich

    Tränenreicher Abschied

    War mein starker Vater doch schon tot?

    Eine Weile noch lebte mein kranker Vater mit uns

    Danke, dass wir diesen Vater kennenlernen durften, wenn auch nur für kurze Zeit

    Leben mit Demenz

    oder

    Abschied vom Ich

    Ich habe meinen Vater verloren, als er noch am Leben war. Ein mir bis dahin bekannter, mit vertrauten Lebensgewohnheiten lebender Mann verlor nach und nach seine Identität.

    Er war körperlich anwesend und mental doch woanders, wir waren für ihn sichtbar, doch manchmal weder greifbar noch begreifbar.

    Seine Augen sehen zu mir hin, doch sehen sie nicht, wer ich bin. Seine Ohren hören, was ich sage, doch versteht er nicht meine Frage. Sein Mund isst Kuchen und auch Eis, doch weiß er nicht, was er verspeist. Seine traurigen Augen schauen ziellos umher, sein Blick, sein hilfloses Handeln berühren mich sehr. Wenn ich ihn sehe, nehme ich Veränderungen wahr, mein Vater ist nicht mehr der, der er einmal war.

    Mein Vater war ein einfacher, bodenständiger Mann, streng, autoritär, ruppig, pessimistisch misstrauisch, groß und stark. Drohte er zornig zu werden, nahmen wir

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1