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Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten
Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten
Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten
eBook397 Seiten

Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten

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Über dieses E-Book

Wer im Taumel des Glücks tanzt, vergisst schnell, die Augen auf den Horizont zu richten, und übersieht womöglich die dunklen Wolken, die ein nahendes Gewitter ankündigen.
War es für Damaris vor wenigen Monaten noch unvorstellbar, in Chakas glücklich zu werden, so ist sie nun überwältigt von den Gefühlen, die ihr Herz beflügeln. Doch ehe sie diese zu genießen vermag, wird ihr Leben aus heiterem Himmel erschüttert. Denn die Intrigen, die in der Hafenstadt lauern, sind gewaltiger, als sie auf den ersten Blick scheinen – und stellen nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihre Loyalität auf die Probe.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Sept. 2020
ISBN9783038961628
Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten

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    Buchvorschau

    Damaris (Band 2) - C. M. Spoerri

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Informationen zum Buch

    Impressum

    Widmung

    Landkarte Altra

    Karte Stadt Chakas

    Kapitel 1 - CILIAN

    Kapitel 2 - DAMARIS

    Kapitel 3 - CILIAN

    Kapitel 4 - DAMARIS

    Kapitel 5 - DAMARIS

    Kapitel 6 - DAMARIS

    Kapitel 7 - DAMARIS

    Kapitel 8 - CILIAN

    Kapitel 9 - DAMARIS

    Kapitel 10 - DAMARIS

    Kapitel 11 - CILIAN

    Kapitel 12 - DAMARIS

    Kapitel 13 - ADRIÉN

    Kapitel 14 - DAMARIS

    Kapitel 15 - ADRIÉN

    Kapitel 16 - DAMARIS

    Kapitel 17 - DAMARIS

    Kapitel 18 - DAMARIS

    Kapitel 19 - CILIAN

    Kapitel 20 - DAMARIS

    Kapitel 21 - DAMARIS

    Kapitel 22 - DAMARIS

    Kapitel 23 - ADRIÉN

    Kapitel 24 - DAMARIS

    Kapitel 25 - CILIAN

    Kapitel 26 - ADRIÉN

    Kapitel 27 - CILIAN

    Kapitel 28 - DAMARIS

    Kapitel 29 - CILIAN

    Kapitel 30 - CILIAN

    Kapitel 31 - CILIAN

    Kapitel 32 - DAMARIS

    Kapitel 33 - CILIAN

    Kapitel 34 - DAMARIS

    Kapitel 35 - DAMARIS

    Kapitel 36 - CILIAN

    Kapitel 37 - DAMARIS

    Kapitel 38 - CILIAN

    Kapitel 39 - DAMARIS

    Kapitel 40 - CILIAN

    Kapitel 41 - DAMARIS

    Nachwort der Autorin

    Glossar

    C. M. SPOERRI

    Damaris

    Band 2: Der Ring des Fürsten

    Fantasy

    Damaris (Band 2): Der Ring des Fürsten

    Wer im Taumel des Glücks tanzt, vergisst schnell, die Augen auf den Horizont zu richten, und übersieht womöglich die dunklen Wolken, die ein nahendes Gewitter ankündigen.

    War es für Damaris vor wenigen Monaten noch unvorstellbar, in Chakas glücklich zu werden, so ist sie nun überwältigt von den Gefühlen, die ihr Herz beflügeln. Doch ehe sie diese zu genießen vermag, wird ihr Leben aus heiterem Himmel erschüttert. Denn die Intrigen, die in der Hafenstadt lauern, sind gewaltiger, als sie auf den ersten Blick scheinen – und stellen nicht nur ihre Liebe, sondern auch ihre Loyalität auf die Probe.

    Die Autorin

    C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

    www.sternensand-verlag.ch

    info@sternensand-verlag.ch

    1. Auflage, Oktober 2020

    © Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2020

    Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski

    Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig

    Korrektorat 2: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick

    Satz: Sternensand Verlag GmbH

    ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-161-1

    ISBN (epub): 978-3-03896-162-8

    Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Vertrauen und Liebe muss man sich verdienen.

    Doch nur die Götter entscheiden,

    ob man am Ende wirklich beides festzuhalten vermag.

    C.

    Altra

    Stadt Chakas

    Kapitel 1 - CILIAN

    Tag 2, Monat 9, 1 EP 10 923 – 333 Jahre zuvor …

    Cilian, kommst du endlich? Das Abendessen wird kalt!«

    Die Stimme, die an mein Ohr drang, ließ mich lächelnd das Buch über Wassermagie schließen, in welches ich seit Stunden versunken war. Ich hob den Blick und sah auf das Meer, das ruhig und still vor mir lag, fühlte den sanften Wind, der an meinem Haar zog und die Wärme etwas erträglicher machte. Das magische Licht, welches mir geholfen hatte, trotz der hereinbrechenden Dämmerung noch zu lesen, schwebte über mir, aber ich löschte es mit einer knappen Handbewegung aus, wandte mich in Richtung meines Hauses, das sich auf den Klippen, etwa eine Wegstunde von Chakas entfernt, befand.

    Als mein Blick auf das helle Gebäude traf, das ich vor einem Jahr in aller Abgeschiedenheit hier hatte erbauen lassen, erkannte ich die schmale Silhouette meiner Gemahlin. So durfte ich sie seit sechs Monaten nennen und noch immer konnte ich mein Glück kaum fassen. Noch immer spürte ich dieses überwältigende Kribbeln im Bauch, wenn ich sie ansah. Vor allem, seit sie unter ihrem Herzen unser Kind trug.

    Ja, die Götter hatten mich wahrlich gesegnet.

    »Cilian!« Ihre Stimme wurde eindringlicher.

    Ich erhob mich, ließ das Buch aber im Pavillon liegen – ich würde es morgen weiterlesen. »Bin schon unterwegs, Shaia!«, rief ich zurück und setzte mich in Bewegung.

    Als ich näher kam, konnte ich das Funkeln in ihren wundervollen braunen Augen erkennen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich tadelnd an. »Du und deine Bücher«, murmelte sie mit einem halbherzigen Lächeln. »Hätte ich gewusst, wie viel du liest, hätte ich …«

    Ich unterbrach sie, indem ich sie an mich zog und auf den Mund küsste. »Was hättest du?«, raunte ich an ihren Lippen. »Mich nicht geheiratet?«

    Sie stieß mich gespielt beleidigt von sich weg, aber ihr Lächeln wurde wärmer. »Als ob du das zugelassen hättest.«

    »Hätte ich nicht.« Ich strich ihr mit dem Handrücken über die Wange, die stets etwas bleich wirkte und dadurch verriet, dass sie nicht aus Chakas stammte. Denn die Sonne bräunte sie nicht, sondern verbrannte sie. Ihr feuerrotes Haar bildete einen starken Kontrast zu ihrer hellen Hautfarbe, und ich hoffte sehr, dass unser gemeinsames Kind es von ihr erbte, denn ich mochte die Art, wie es im Sonnenschein funkelte. »Ich liebe dich, Shaia.«

    »Ich dich auch«, antwortete sie, doch es kam zu schnell über ihre Lippen.

    Mir war von Anfang an aufgefallen, dass ich sie mehr liebte als sie mich, aber das war mir gleichgültig. Solange sie an meiner Seite war, wusste ich, dass ich alles richtig machte, und nur das zählte.

    »Komm rein, ich habe dein Lieblingsgericht gekocht«, sagte sie und wandte sich ab, um zurück ins Haus zu gehen.

    »Hühnereintopf mit Reis und eingelegten Früchten?«, fragte ich, während ich ihr folgte.

    Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu und ich erkannte, wie sie ihre Stupsnase kräuselte. »Das andere.«

    Ich roch den Schmorbraten und mir lief das Wasser im Mund zusammen, während mein Bauch ein leises Knurren von sich gab.

    Natürlich hatte sie den Laut gehört und schenkte mir ein Schmunzeln. »Ich dachte, wenn ich dich von deinen Büchern losreißen will, dann muss ich gute Argumente vorbringen.«

    »Höre ich da einen leisen Vorwurf?« Ich hob die Augenbrauen und betrachtete ihren Rücken, während sie zum Herd ging, um den Topf zu holen. Ich war im Eingang der kleinen Küche stehen geblieben, lehnte mich in den Türrahmen.

    »Kein Vorwurf«, erwiderte sie und kam mit dem Schmorbraten zurück, ging an mir vorbei ins Esszimmer, wo sie den Tisch bereits gedeckt hatte. »Nur eine Tatsache.« Sie stellte den Topf hin und sah mich mit ihren braunen Knopfaugen an. »Manchmal wünschte ich, dass du mehr Zeit mit mir statt mit deinen Büchern verbringen würdest. Das ist alles.«

    Ich trat zu ihr, zog sie mit dem Rücken an meine Brust und strich ihr über den Bauch, in dem unser Kind heranwuchs. »Ich tue das doch vor allem für euch beide«, murmelte ich an ihrem Ohr.

    Sie seufzte leise. »Ich weiß. Deine Verpflichtungen im Zirkel und deinem Vater gegenüber.« Ihre Hand legte sich über meine. »Ich dachte, dass wir so weit von ihnen weg wohnen, hätte etwas geändert. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich dich mit jedem Tag, den wir ein Paar sind, mehr verliere.«

    »Sag so etwas nicht.« Mein Herz zog sich zusammen und ich hielt sie fester. »Ich liebe dich und werde alles dafür tun, dass wir glücklich werden.«

    Sie hob den Kopf ein wenig und sah mich an. »Versprochen?«

    »Hoch und heilig.« Ich küsste sie auf die Wange, drehte sie zu mir herum und legte beide Hände an ihr Gesicht. »Sobald unser Kind da ist, gibt es nur noch euch beide in meinem Leben.«

    Das Lächeln, das sich auf ihrem hübschen Mund ausbreitete, wärmte mein Innerstes. Oh ja, ich liebte sie. Liebte sie wie wahnsinnig. Und ich schwor mir, alles in meiner Macht Stehende zu tun, damit dieses Lächeln niemals erlöschen würde.

    Was für ein Narr ich war …

    Kapitel 2 - DAMARIS

    Gegenwart

    Es kommt mir wie ein Traum vor, als ich gähnend erwache und die Sonnenstrahlen betrachte, die sich langsam in den Pavillon schleichen. Noch immer liege ich auf den Kissen und Decken, welche Cilian hier ausgebreitet hat, ehe er mich verführte.

    Der gestrige Abend war wunderschön. Zuerst wurde ich offiziell in den Greifenorden von Chakas aufgenommen und dann … Bei der Erinnerung, wie Cilian meinen Körper erkundete, stoße ich ein wohliges Stöhnen aus. Er hat mir gezeigt, was Liebe wirklich bedeutet, und ich kann es kaum erwarten, das zu wiederholen, was wir in der vergangenen Nacht getan haben.

    Ich strecke mich wie eine Katze und drehe mich zur Seite, um Cilian anzusehen. Allerdings liegt er nicht neben mir, und auch als ich mich umsehe, kann ich ihn nirgendwo entdecken. Stirnrunzelnd setze ich mich auf, streiche mein zerzaustes Haar zurück und reibe mir die Augen.

    Wie immer ist es hier in Chakas bereits morgens schon so warm, dass ich keine Kleider bräuchte, aber ich wickle das Laken, mit dem wir uns in der Nacht zugedeckt haben, um meinen Körper, da ich nicht weiß, ob wir auf den Klippen wirklich allein sind.

    Als Cilian mich gestern Abend, nachdem die Aufnahmezeremonie im Greifenorden vorbei war, hergebracht hat, konnte ich zwar keine weiteren Häuser erkennen, aber es könnte durchaus sein, dass er irgendwelche Diener anwies, im Haus nach dem Rechten zu sehen oder für uns ein Frühstück vorzubereiten.

    Mein Blick wandert über die Klippe zum Meer und da entdecke ich ihn. Eine einsame Gestalt, die seinem schwarzen Greif zusieht, welcher am Himmel seine Kreise zieht. Anscheinend ist Mondsichel auf der Jagd, denn immer mal wieder stößt er zu den Wellen hinunter, um Fische zu fangen.

    Cilian trägt nur das weiße Untergewand seines Burnus und es weht schlackernd um seinen schlanken Körper. Wie er so am Rande der Felsen steht, die braunblonden Locken vom Wind verwuschelt, hat der Anblick beinahe etwas Poetisches.

    Einen Moment lang betrachte ich ihn, versuche zu begreifen, dass dieser Mann nun zu mir gehört. Zu meinem Leben. Schmetterlinge breiten ihre Flügel in meinem Bauch aus, tanzen ihren Reigen. Er ist mir so nah wie noch kein Mann zuvor und ich hoffe, dass es für immer so bleibt.

    Ja, ich habe mich in den Ordensleiter von Chakas verliebt. Und ich bete zu den Göttern, dass es ihm mit mir genauso geht.

    Leise setze ich mich in Bewegung, gehe den schmalen Pfad entlang, der zu Cilian führt. Dicht hinter ihm bleibe ich stehen und strecke den Arm aus, berühre ihn sanft an der Schulter.

    Er zuckt zusammen und dreht sich zu mir um. Für den Bruchteil einer Sekunde erkenne ich die Wehmut in seinen azurblauen Augen, die wohl bis eben noch seine Gedanken beherrscht hat, dann wischt ein warmes Lächeln diese Regung weg und er zieht mich an sich.

    »Damaris«, murmelt er in mein Haar.

    Es ist nur ein Wort, nur mein Name. Aber darin liegen so viel Liebe und Zuneigung, dass mein Herz sich weitet. Ich schlinge die Arme um ihn, drücke mich fest an ihn und spüre, wie er mich auf den Scheitel küsst.

    Eine Weile bleiben wir so stehen, bevor er sich wieder von mir löst und mich gedankenversunken mustert. »Hast du gut geschlafen?«, fragt er leise. »Ich wollte dich nicht wecken, du sahst so friedlich aus.«

    Ich nicke lächelnd. »Ich habe hervorragend geschlafen.« Dann lege ich den Kopf schief und sehe dunkle Schatten unter seinen Augen. »Du nicht?«

    Er schließt kurz die Lider, atmet tief ein und aus. »Doch … aber die Nacht war etwas kurz.« Ein entschuldigendes Lächeln legt sich auf seine Lippen. »In solchen Momenten wird mir bewusst, dass ich nicht mehr der Jüngste bin.«

    »Ach komm.« Ich stupse ihn mit dem Zeigefinger gegen die muskulöse Brust. »Du bist nicht alt, nur etwas eingerostet.«

    Sein Lächeln wird breiter und seine Augen beginnen zu funkeln. »Eingerostet, ja?«

    Ehe ich michs versehe, hat er mich gepackt und über seine Schulter geworfen. Ich stoße ein Quieken aus, das in Lachen endet, als ich merke, dass er mich zurück zum Pavillon trägt. Mit den Händen trommle ich auf seinen Rücken in einem halbherzigen Versuch, mich zu befreien, und wackle mit den Beinen in der Luft. Aber er setzt mich erst ab, als wir zurück bei den Kissen sind, und zieht gleichzeitig das Laken von meinem Körper, sodass ich wieder nackt vor ihm stehe.

    Sein Blick wird dunkel, als er mich voller Begierde betrachtet, und ich schaudere wohlig unter seiner Musterung. Gestern noch war es mir unangenehm, mich nackt vor ihm zu zeigen, aber heute erscheint es mir das Natürlichste der Welt.

    Ich schlinge die Arme um seinen Nacken und er gibt nach, als ich ihn nach unten auf die Kissen ziehe. Unsere Lippen verschmelzen zu einem hungrigen Kuss, ehe er beginnt, meinen Körper zu liebkosen.

    Ich schließe seufzend die Augen, gebe mich seiner Zärtlichkeit hin. Von ihm begehrt zu werden, ist so schön. So wunderschön. Und ich würde alles dafür tun, dass es niemals aufhört.

    Als wir verschwitzt nebeneinander im Pavillon liegen, streichelt er mein Gesicht, zeichnet mit dem Finger die Konturen nach.

    »Damaris, egal was geschieht, ich möchte, dass du weißt, wie viel du mir bedeutest«, murmelt er, während er mich liebevoll betrachtet.

    »Ich glaube, das hast du mir gerade gezeigt.« Ich grinse ihn an.

    Er schüttelt den Kopf, sodass seine Locken wippen, und senkt den Blick. »Damaris, ich muss dir etwas sagen, es hat …«

    »Cilian!« Der Ruf einer männlichen Stimme, die vom Haus zu uns herüberdringt, lässt uns beide zusammenfahren und gehetzt einander anstarren.

    »Verdammt, wer …« Cilian setzt sich auf und verengt die Augen, um besser sehen zu können, wer sich uns nähert. »Bleib unten«, sagt er leise und ich gehorche ihm ohne Widerspruch, während er aufsteht und rasch sein Untergewand überstreift.

    Auch wenn ich es am liebsten in die ganze Welt hinausschreien möchte, dass Cilian und ich zusammen sind, so respektiere ich, dass er es anscheinend langsamer angehen will.

    Ich beobachte, wie er den Pavillon verlässt und dem Neuankömmling entgegengeht. Bald schon kann ich ihn nicht mehr sehen, also erhebe ich mich nun doch ein wenig, da ich neugierig bin, wer uns in dieser Abgeschiedenheit aufsucht. Ich muss die Augen verengen, um gegen das Sonnenlicht anzublinzeln, dennoch erkenne ich den jungen rothaarigen Greifenreiter, mit dem ich gestern Abend nach meiner Aufnahme in den Greifenorden von Chakas getanzt habe. Serge hieß er, wie mir jetzt wieder einfällt.

    Was tut er hier?

    Cilian hat ihn inzwischen erreicht und Serge erzählt ihm etwas. Dabei gestikuliert er wild, was Cilian dazu bringt, sich mit einer Hand an den Hinterkopf zu greifen. Er wirft einen Blick zum Pavillon, sieht daraufhin den Greifenreiter wieder an und nickt. Dieser nickt ebenfalls, ehe er seinen Greif herruft und sich auf dessen Rücken in die Luft erhebt.

    Der besorgte Ausdruck auf Cilians Gesicht, als er zum Pavillon zurückkommt, gefällt mir gar nicht.

    »Was ist los?«, frage ich, nachdem er wieder bei mir angekommen ist.

    »Zieh dich an, wir müssen zurück«, sagt er kurz angebunden und sucht mein Kleid unter den Kissen hervor, das er mir zuwirft. Der Stoff ist zerknittert, aber das ist mir im Moment gleichgültig.

    »Rede mit mir«, fordere ich, während ich versuche, die Stoffbahnen um meinen Leib zu schlingen.

    Cilian tritt zu mir und hilft dabei – er scheint Übung darin zu haben, denn er hat das Kleid im Handumdrehen um meinen Körper drapiert. Eine Tatsache, die mir einen kleinen Stich verpasst und mich daran erinnert, dass er zwar der erste Mann in meinem Leben, ich aber definitiv nicht die erste Frau in seinem bin.

    Wieso wird mein Herz gerade schwer?

    Da Cilian immer noch nichts sagt, als ich angezogen bin, halte ich seine Hand fest und zwinge ihn, mich anzusehen. »Was ist los?«, wiederhole ich meine Worte von vorhin. Dieses Mal eindringlicher.

    »Ich … erkläre es dir, sobald wir im Zirkel sind«, weicht er aus. Er kann mich dabei nicht ansehen, was mich noch misstrauischer werden lässt. »Hier ist nicht der richtige Ort dafür und wir müssen zurück.«

    Bevor ich etwas entgegnen kann, stößt er einen schrillen Pfiff aus und im nächsten Moment landet Mondsichel neben uns. Cilian greift nach seinem Burnus, wirft ihn über und deutet dann auf seinen Greif.

    »Bitte steig auf, Damaris«, sagt er in ruhigem Tonfall, der nicht zu seinem aufgewühlten Blick passen will.

    Ich zögere, nicke dann aber. Wenn er mir nicht sagen will, was los ist, bringt es nichts, es aus ihm herauskitzeln zu wollen. Mit einem flauen Gefühl im Magen schwinge ich mich auf den schwarzen Greif und warte, bis Cilian sich hinter mich gesetzt hat.

    Den ganzen Flug zurück überlege ich, was es sein könnte, das ihn derart beunruhigt hat. Was hat ihm Serge gesagt? Wieso brechen wir Hals über Kopf auf, um in den Zirkel zurückzukehren?

    Doch meine Fragen werden immer noch nicht beantwortet, als wir auf dem Balkon meiner Gemächer landen. Nur am Rande fällt mir auf, dass meine Dienerin Auralie anscheinend die Blumen, welche Cilian mir gestern Abend als Geburtstagsgeschenk ins Zimmer stellte, wieder weggeräumt hat. Viel mehr ist mein Blick auf den Ordensleiter gerichtet, der sich gerade fahrig mit der Hand durch die Locken streicht und mir nicht in die Augen sehen kann.

    »Damaris … Lass mich noch kurz etwas klären, dann komme ich zu dir und erzähl dir alles, in Ordnung?« Er sieht mich flehend an.

    Ich nicke langsam, auch wenn ich diese Geheimniskrämerei kaum aushalte. Er drückt mir einen raschen Kuss auf den Mund, ehe er sich wieder auf Mondsichel schwingt und davonfliegt.

    Das leise Knurren, das hinter mir erklingt, lässt mich zusammenschrecken, doch dann merke ich, dass es Schneeflocke ist, der auf dem Bett liegt, und entspanne mich. Nur um im nächsten Moment erneut zusammenzufahren, denn die Tür meines Zimmers wird kurzerhand aufgerissen, und als ich den Mann sehe, der dort im Türrahmen steht, wird das flaue Gefühl in meinem Magen zu einem regelrechten Krampfanfall.

    Es liegt nicht an der Art, wie er mich ansieht. Ich kenne dieses düstere Funkeln inzwischen. Auch nicht daran, dass sein einst langes schwarzes Haar nun kurz geschnitten ist, was seine kantigen Züge noch stärker betont. Nein, es ist die Tatsache, dass er überhaupt da ist. Im Zirkel. Obwohl Cilian ihm verboten hat, diesen zu betreten. Nicht nur das, der Ordensleiter hat ihn in die Stadt verbannt und von seinem Greif Silbersturm getrennt.

    »Adrién«, hauche ich.

    Sein Blick gleitet hinter mich, aber es ist unmöglich, dass er Cilian noch gesehen hat. Dann schaut er mich wieder an und stößt das Schnauben aus, das ich bereits von ihm gewohnt bin.

    »Was hast du hier zu …«

    »Suchen?«, unterbricht er mich und tritt nun endgültig in mein Zimmer, schließt die Tür hinter sich.

    Schneeflockes Knurren wird lauter, da der Greif meine Anspannung spürt, und ich gebe ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er das lassen soll.

    »Ich dachte, du lebst in der Stadt und …«

    »Habe ich auch«, fällt er mir erneut ins Wort. »Doch jetzt bin ich wieder hier. Und ich wollte sehen, ob es wirklich stimmt, was meine Schwester Auralie mir erzählt hat.«

    »Was stimmt?«, frage ich verwirrt.

    »Du hast immer noch keinen Plan, oder?« Seine Mundwinkel heben sich zu einem arroganten Grinsen. »Bist Greifenreiterin, schläfst mit dem Ordensleiter und trotzdem bist du die Letzte, die es erfährt.«

    »Was erfährt?!«, fahre ich ihn an. So langsam habe ich die Schnauze wirklich voll davon, dass sogar Adrién über etwas Bescheid zu wissen scheint, was Cilian mir nicht sagen wollte.

    »Dein werter Ordensleiter hat dich ans Messer geliefert.« Der Tonfall, in dem Adrién das sagt, lässt alles in mir gefrieren, noch ehe ich die Worte richtig begriffen habe. »Hast du wirklich geglaubt, du bedeutest ihm mehr als der Orden? Dass es reicht, die Beine für ihn breit zu machen, um …«

    Weiter kommt er nicht, denn ich bin zu ihm getreten und verpasse ihm eine Ohrfeige, die so laut klatscht, dass selbst ich zusammenzucke.

    Adrién greift mit der Hand an seine Wange, und sein Blick wird noch düsterer als ohnehin schon. »Das ist eine Angewohnheit, die du dir dringend wieder abgewöhnen solltest«, knurrt er. »Gewalt ist nie eine Lösung.«

    »Aber sie bringt dich wenigstens zum Schweigen!«, erwidere ich nicht minder finster.

    »Trotzdem ändert es nichts an den Tatsachen.« Er beugt sich zu mir herunter und ein paar seiner schwarzen Strähnen, die jetzt etwa noch so lang wie mein Daumen sind, fallen ihm in die Stirn.

    »Du lügst doch, wenn du den Mund aufmachst!«, schreie ich ihn an.

    »Ach, hab ich dich schon jemals angelogen?«, fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen und beantwortet seine Frage direkt. »Hab ich nicht, denn das habe ich nicht nötig.«

    Ich hole erneut aus, aber dieses Mal fängt er meinen Arm in der Luft ab, hält mein Handgelenk fest.

    »Lass mich los!«, rufe ich erbost und Schneeflocke hinter mir knurrt wieder.

    »Nein«, entgegnet er und seine grauen Iriden blitzen. »Du hast keine Ahnung, wo du da hineingeraten bist, und es ist an der Zeit, dass dir jemand die Augen öffnet.«

    »Was verdammt noch mal ist los?«, will ich wissen und spüre, wie die Kraft, die mich eben noch durchflutet hat, aus meinem Körper weicht. »Was … sollen deine Worte … wieso hat Cilian … wie …« Dass Tränen meinen Blick verschleiern, fällt mir erst auf, als Adriéns Gesicht vor mir verschwimmt.

    »Cilian hat eingewilligt, eine Art Wettkampf zwischen Greifenreitern und Magiern zu veranstalten«, erklärt er. Noch immer hält er mein Handgelenk fest, aber sein Griff lockert sich ein wenig. »Daher hat man mich in den Zirkel zurückgeholt, denn auch ich habe das Vergnügen, eine Marionette zu spielen. Ebenso wie du.«

    »Was … bedeutet das?«, frage ich verstört.

    »Das bedeutet, dass wir wieder einmal für die Machenschaften der Magier unsere Köpfe hinhalten dürfen«, antwortet er und lässt mich endlich los. »Sie wollen Beweise, dass der Greifenorden seine Daseinsberechtigung hat, und wir sollen sie liefern. Aber nicht in einem einfachen Zweikampf. Nein. Das wäre ja zu langweilig.« Er stößt ein Knurren aus, das jenem von Schneeflocke verdammt nahe kommt. »Wir sollen in die Wüste und dort irgendwelche Aufgaben erledigen.«

    »In die Wüste?«, hake ich nach.

    Ich begreife gar nichts mehr … Wann hat Cilian das entschieden? Gestern? Hat er es schon gewusst, als ich in den Greifenorden aufgenommen worden bin? Als er mit mir auf den Klippen die Nacht verbracht hat?

    Wieso verdammt hat er mir nichts gesagt?!

    Mein Kopf schwirrt vor Gedanken und ich gehe wie betäubt zu meinem Bett, setze mich darauf.

    Adrién verschränkt die Arme vor der Brust. »Scheiße, du hattest wirklich keine Ahnung, oder?«, fragt er und sein Tonfall klingt fast schon mitleidig.

    Mechanisch schüttle ich den Kopf, starre auf einen Punkt am Boden.

    »Tut mir leid für dich«, murmelt er und ich spüre, wie sich die Matratze neben mir senkt, als er sich ebenfalls hinsetzt. »Aber ich habe dich gewarnt. Cilian …«

    »Kannst du bitte damit aufhören?«, frage ich ihn matt. »Ich … ertrag das gerade nicht.«

    Er stößt leise die Luft aus, sagt jedoch nichts mehr.

    Eine Weile bleibt er noch neben mir sitzen, bevor er sich erhebt. »Ich weiß, wir sind keine Freunde oder so, aber wenn du jemanden zum Reden brauchst …«

    Ich nicke, ohne ihn anzusehen.

    Adrién zögert sichtlich, dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter. »Tut mir wirklich leid für dich«, wiederholt er, ehe er seufzt. »Ich schick meine Schwester zu dir, sie kann so was besser als ich …«

    Nachdem er gegangen ist, lasse ich meinen Tränen freien Lauf.

    Kapitel 3 - CILIAN

    Verdammt, verdammt, verdammt!

    Marona, die Rätin des Feuerzirkels, hat keine Zeit verschwendet und bereits alles für die Wettkämpfe in die Wege geleitet – ohne meine Zustimmung!

    Wann genau hat sie das geplant? Wieso konnte sie so gut vorbereitet sein? Es scheint, als hätte ich ihr mit meinem Vorschlag, einen Wettkampf zu veranstalten, ohne es zu ahnen, in die Hände gespielt.

    Wütend schleudere ich eine Eiskugel gegen die Wand meines Arbeitszimmers und raufe mir das Haar.

    Ich habe keine Ahnung, wie ich Damaris erklären soll, dass sie schon in wenigen Tagen in die Wüste aufbrechen muss, um vor Herausforderungen gestellt zu werden, die ihr Wissen bei Weitem übersteigen. Ich dachte, ich könnte es ihr schonend beibringen und die Aufgaben für den Wettkampf so auswählen, dass sie zumindest den Hauch einer Chance hat.

    Nicht einmal meinem Vater gelang es, verflucht! Wie soll dann sie – eine unerfahrene Greifenreiterin – das schaffen?!

    Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um den Kopf in den Sand zu stecken. Ich muss das Schlimmste verhindern, nämlich dass sie die falschen Schlüsse daraus zieht.

    So rasch ich kann, verlasse ich mein Arbeitszimmer, in welchem mir Serge die Pläne des Zirkelrates vorgelegt hat, die sich bestimmt rasend schnell im Zirkel verbreiten werden. Es sind noch keine Details bekannt, nur dass es sich um einen Wettkampf handelt. Wer sich den Aufgaben stellen soll, wurde allerdings bereits ausgelost und von den anderen Zirkelräten abgesegnet. Beim Gedanken daran gefriert alles in mir. Im letzten Moment konnte ich noch verhindern, dass viel zu viele Teilnehmer ausgewählt wurden. Fünf Magier, fünf Greifenreiter. Das muss genügen.

    Und jetzt muss ich zu Damaris, um ihr alles zu beichten.

    Als ich vor ihrer Zimmertür stehe und anklopfe, spüre ich, dass etwas nicht stimmt. Die Antwort, die von drinnen kommt, ist viel zu leise und klingt erstickt, fast so, als ob …

    Noch ehe ich eintreten kann, wird die Tür geöffnet und ich sehe mich Auralie gegenüber. Die dunkelhaarige Dienerin bedenkt mich mit einem undurchsichtigen Blick, bevor sie die Lider senkt und ohne einen Gruß an mir vorbeigeht. Normalerweise eine Respektlosigkeit, die sich kein Diener erlauben dürfte, aber das ist mir gerade vollkommen gleichgültig. Denn aus Damaris’ Zimmer vernehme ich ein leises Schluchzen und trete, ohne zu zögern, ein.

    Da ihre Gemächer nicht wie meine über ein Wohnzimmer verfügen, das sich vom Schlafzimmer abgrenzt, fällt mein Blick direkt auf das Mädchen mit den kurzen schwarzen Haaren, das den Kopf in den Händen vergraben hat und auf dem Bett sitzt. Damaris’ Schultern beben. Sie weint …

    Verflucht … hat sie … wie ist das … hat Auralie …?

    Ich schließe die Tür, damit wir keine ungebetenen Zuhörer haben. Ihr weißer Greif sitzt hinter ihr auf dem Bett und hebt aufmerksam den Kopf, sieht mich mit seinen roten Adleraugen prüfend an.

    »Damaris«, sage ich vorsichtig und höre, dass meine Stimme heiser klingt.

    Sie zuckt zusammen, als ich ihren Namen nenne, reißt den Kopf hoch und starrt mich mit geröteten Augen an, ehe sie aufspringt und mir mit wütenden Schritten entgegenkommt.

    Knapp vor mir bleibt sie stehen und ich sehe ihre Hand zucken, erwarte beinahe schon eine Ohrfeige, aber sie stößt ihre Finger stattdessen hart gegen meine Brust, sodass ich leise aufkeuche. So viel Kraft hätte ich in diesem zarten Körper nicht erwartet.

    »Wann?!«, schreit sie mich an. »Wann hast du entschieden, mich in deine Machenschaften zu verstricken?!«

    Ich hebe beschwichtigend die Hände. »Damaris, ich …«

    »Ich will keine Ausflüchte hören!«, unterbricht sie mich und ihre Augen sind nun grün vor Zorn. »Raus mit der Sprache! War es, bevor oder nachdem du mich in den Greifenorden aufgenommen hast? Bevor oder nachdem du mich entjungfert hast? Wann?!«

    Ich spüre einen Stich in meiner Brust bei diesen harschen Worten. »Hör zu, ich …«

    »Keine weiteren Lügen!«, fällt sie mir erneut ins Wort. »Ich bin kein kleines

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