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Das Leben ist kein Drehbuch: Filme machen ohne Geld
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Das Leben ist kein Drehbuch: Filme machen ohne Geld
eBook164 Seiten1 Stunde

Das Leben ist kein Drehbuch: Filme machen ohne Geld

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Über dieses E-Book

Wie mache ich einen Film ohne Fördermittel und Senderbeteiligung? Wie setze ich meine Ideen um? Mit welchen Einschränkungen muss ich rechnen? Was ist der Nutzen von Crowdfunding? Wie überzeuge ich andere Menschen aus dem Filmgeschäft? Muss ich eine Filmschule besuchen, um Filme machen zu können?

Malte Wirtz, selbst erfolgreicher Independent- Filmemacher, streift auf unterhaltsame Weise alle Probleme, die man hat, wenn man einen Film machen möchte, aber wenig Erfahrung und kein Geld hat.

Sein Fazit: Ein Film wird nicht allein durch Fleiß, Geld und Stars groß, sondern durch
Fantasie und Esprit.
SpracheDeutsch
HerausgeberSchüren Verlag
Erscheinungsdatum28. Juni 2020
ISBN9783741001185
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    Buchvorschau

    Das Leben ist kein Drehbuch - Malte Wirtz

    hilfreich.

    1Der 1. Akt | Das Drehbuch

    Ich war engagiert als Regisseur für eine Web-Serie und es sollte eine komische Szene zwischen einer Frau und einem Mann gedreht werden, in der es um Missverständnisse ging. Wir probten die Szene, zuerst ohne Kamera. Da ich auch am Theater gearbeitet habe, liebe ich es, wenn man Zeit für Proben mit den Schauspielern hat; das Team kann sich die Proben ansehen oder sich kurz entspannen. Im Idealfall sehen sie sich die Szene an und kommen auf weiterführende Ideen, wie sie die Szenen mit ihrer Arbeit bereichern können. Wir proben also diese Szene, und ich merke, dass der Rhythmus hinten und vorne nicht stimmt – und das ist nicht sprichwörtlich gemeint. Die Szene begann schnell, war in der Mitte interessant und wurde kurz vor der Pointe viel zu langsam. Keiner lachte und ich gähnte. Wir nahmen uns Stifte und begannen, die Szene zu bearbeiten, bis sie komisch wurde.

    Also, wenn das Drehbuch nicht perfekt ist, und ihr merkt es am Set, dann habt den Mut, es anzupassen, auch und gerade, wenn ihr es selbst geschrieben habt. Ich habe zahlreiche eigene Bücher verfilmt und am besten verhält es sich, wenn man das Buch so behandelt, als wäre es von einem anderen Autor.

    Häufig geht es mir so, dass ich die Motivationen der Figuren direkt nach dem Schreiben vergesse oder sie nur unterbewusst vorhanden waren und ich sie mir nicht klar gemacht hatte. Wenn du also mit deinem eigenen Buch an das Set kommst, stellen die Schauspieler die gleichen Fragen, wie bei einem anderen Buch. Ich habe früher (wahrscheinlich auch noch heute) häufig den Fehler gemacht zu denken, da ich das Buch geschrieben habe, weiß ich alles. Doch es ist genau andersrum, meistens habe ich ein fremdes Buch schneller analysiert als das eigene.

    Also, wenn ihr euer eigenes Buch verfilmen wollt, dann überlegt euch genau, was die Figuren wollen, aus welchem Umfeld sie kommen, welche Konflikte vorherrschen und schreibt es auf! Ich habe es nicht immer gemacht, manchmal intuitiv die richtigen Antworten gewusst, manchmal aber auch intuitiv falsch gelegen.

    Wenn ihr die Zeit habt, empfehle ich auch immer, Probeaufnahmen zu machen. Entweder, um die passenden Schauspieler zu finden, den richtigen Kameramann oder den Look kennenzulernen. Das Problem ist, dass wir einen Film herstellen, der aus Farben, Sprache, Musik, Handlung, Licht, Schatten, Lärm, Stille und noch vielem mehr besteht. Jemand anderem zu vermitteln, wie man sich etwas vorstellt, ist häufig sehr schwer. Manchmal hat man das Glück, Leute, die am Film mitarbeiten, schon lange zu kennen und man kennt die «Sprache» des anderen. Aber auch da kann es passieren, dass man sich nicht versteht. Oftmals merke ich, dass andere Filme als Referenz benutzt werden. Dann fallen Sätze wie: «Die Kamera so wie bei HOT FUZZ, aber die Dialoge eher trocken wie in skandinavischen Thrillern, die Effekte wie bei den Marvel-Verfilmungen und die Musik so 50s.» Ich merke immer, dass ich mir anschließend gar nichts mehr vorstellen kann. Ein Film als Referenz kann manchmal Bilder hervorrufen, nur muss man sich klar machen, dass man seinen eigenen Film, mit seiner eigenen Geschichte erzählen will, und so können Referenzen stets nur Näherungswerte sein.

    Entschuldigt, dass ich meine schön angedachte Struktur verliere, doch mir ist es wichtig, meinem Schreibfluss zu folgen, und ich werde gegebenenfalls die Kapitel im Nachhinein sortieren.

    2Story – Improvisation | Keine Improvisation?

    «JURASSIC PARK: DER WEISSE HAI mit Dinosauriern.» Storytechnisch finde ich es einfacher, solche Vergleiche zu ziehen, obwohl es hier auch kritisch ist, weil jede Geschichte einzigartig ist, es sein sollte und ein Vergleich immer hinkt. Doch zur schnellen Kommunikation hilft es ungemein. Ich merke auch, wenn ich mich mit Leuten über ein neues Projekt unterhalte, steht häufig der Titel noch nicht fest, und deswegen braucht es andere Hinweise, mit denen man erklärt, um was für einen Film es sich handelt. Nämlich die Handlung, die Geschichte. Ich habe oft das Problem, dass meine Geschichten nicht so «spektakulär» sind, und ich, wenn ich sie jemandem erzähle, selber enttäuscht bin. Dort wird nie die Welt gerettet, werden keine Kriege verhindert. Meistens geht es um Menschen und ihre Geschichten und Beziehungen. Naja, ich merke schon, dass ich nicht darüber schreiben möchte. Ich will nicht, dass ihr das Buch zur Seite legt und damit die Wände tapeziert.

    Die Story ist der Anker eures Films. Es muss aber nicht das Ein und Alles sein. Manche Filme funktionieren anders, sie gehen über die Stimmung, die Farben, das gezeigte Milieu etc. Eine spannende Story hilft, die Zuschauer in den Bann zu ziehen. Wenn ihr selber im Aufzug, wie es in allen anderen Büchern steht, dem entscheidenden Produzenten begegnet und nicht die Geschichte erzählen könnt, heißt es nicht, dass es keine Geschichte gibt, sondern nur, dass ihr sie noch nicht in Worte fassen könnt. Aber das solltet ihr können, wenn ihr Partner für euren Film sucht.

    Ich schweife noch einmal ab, weil ich die Aussage von eben brechen will. Es ging in meinem Fall nur, weil ich das Glück hatte, alle Beteiligten des Films, den ich machen wollte und von dem ich nicht einmal selber genau wusste, worum es gehen wird (nur die Startbedingungen waren mir klar), kannte, und sie mir ihr Vertrauen schenkten. Manche nur sehr widerwillig, aber sie taten es.

    So hatte ich die Chance, einen Film zu drehen, bei dem keiner wusste, was passieren würde. Es war ein wunderbares und spannendes Erlebnis, da ich selber beim Drehen überrascht wurde. Am Ende war der Film so, wie wir es alle wollten. Der Geschmack, der Humor, die Lakonie, die Bitterkeit, der Spaß, all das steckte in dem Film, so wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Geschichte, um dieses Erlebnis zu vermitteln, musste beim Dreh gefunden werden.

    Doch STOPP! Ich sage entschieden: Das ist kein guter Weg, um Filme zu machen. Es ist sogar ein schlechter Weg, um Filme zu machen. Wenn ich ein einflussreicher Filmproduzent wäre, würde ich vom Regisseur wissen wollen, was für einen Film er drehen wird, und wenn er mir erzählte, er wisse es nicht, es gäbe auch keine Geschichte, nicht mal alle Schauspieler stünden fest, wäre ich äußerst kritisch und wüsste nicht, ob es sinnvoll wäre, so jemandem Geld in die Hand zu geben. Hier wäre es erneut eine Frage des Vertrauens.

    Zweitens: Der Vorteil, wenn man mit einem fertigen Drehbuch arbeitet, ist, dass man bis auf den Millimeter genau eine Kamerafahrt planen kann. Jede Einstellung kann wie ein Gemälde komponiert werden und dann müssen nur noch die Schauspieler durch das Bild «hopsen». Jeder Regisseur betrachtet Film auf eine andere Weise, jeder Zuschauer schätzt Filme auf eine andere Weise.

    Ich sage nur, dass ein gut geplanter Film eine große Magie entwickeln kann, weil jedes Detail so entstanden ist, wie es angedacht war. Bei der Arbeitsweise ohne Script haben alle Beteiligten den Wunsch nach einem höheren Maß an Authentizität. Ich habe Drehsituationen erlebt, die man in der Form nicht hätte planen können. Diese Schätze, die neben dem Weg auf einen warten, kann es jedoch genauso gut bei einem «geplanten» Film geben.

    Die Antwort auf Prinzessin Leias Satz: «Ich liebe dich» in STAR WARS sollte ursprünglich schnulzig sein, doch Harrison Ford formulierte sie spontan um und entgegnete: «Ich weiß.» Es gibt also in der Tat eine große Zahl an improvisierten Sätzen und Handlungen in Filmen, die ein fertiges Drehbuch haben, in denen der Schauspieler jedoch merkt, dass eine andere Aktion passender für die Figur wäre.

    Ich hatte von der Web-Serie erzählt; auch da hatten wir einen halbwegs geplanten Dreh und unser Glück war es, die Offenheit zu haben, die Szene neu zu proben und so der Komik näher zu kommen.

    In anderen Situationen, in denen eine Szene bis auf das letzte My durchgeplant ist, kommt es immer wieder vor, dass das Schauspiel mechanisch wird. Die Schauspieler haben einen irren technischen Parcours, den sie zu bewältigen haben, und es ist für sie die Hölle, in solch einer Situation noch natürlich zu spielen. Ich habe für diese Momente, wenn alles festgefahren ist, einen Trick, den ich jedoch erst später verraten werde.

    Am Anfang macht es Spaß, aber nach einer gewissen Zeit ist es wirklich harte Arbeit.

    Ich bekomme in diesen Moment Muskelkater in den Augen. Das ist mein Zeichen, eine Pause zu machen. Doch ich will schnell noch ein paar Sätze schreiben.

    Ich denke, das Thema: «Planung und Spontaneität und wie man beides vermischen kann» wird uns häufiger begegnen. Übrigens ist es nicht neu, dass man vor einem Publikum improvisiert, es existierte schon in der Commedia dell’ arte, im Jazz und einige Stummfilmstars erfanden den Großteil ihrer Gags am Set (Charlie Chaplin, Buster Keaton u. v. m.).

    Jedem wird bewusst sein, dass man keine Beethoven-Symphonie improvisieren kann und auch nicht den WEISSEN HAI. Im Zweifel rate ich immer dazu, ein Drehbuch zu schreiben und es

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