Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens
Von Alister McGrath
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Rezensionen für Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens
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Buchvorschau
Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens - Alister McGrath
Inhalt
Einleitung
Das große Ganze: Warum Sinn wichtig ist
Dawkins’ Gedankenrahmen: Universeller Darwinismus
Lewis’ Gedankenrahmen: Eigentliches Christentum
Dawkins und Lewis im Vergleich
Glaube und Beweis
C. S. Lewis: Es muss passen
Richard Dawkins: Wissenschaft und Beweise
Dawkins und Lewis im Vergleich
Gibt es einen Gott?
Richard Dawkins: Gott als ein Wahn fernab der Wirklichkeit
C. S. Lewis: Gott als Herzensdrang
Dawkins und Lewis im Vergleich
Die menschliche Natur: Wer sind wir?
Richard Dawkins: Zur Musik der DNA tanzen
C. S. Lewis: Sehnsucht nach einer wahren Heimat
Dawkins und Lewis im Vergleich
Schlussfolgerung: Die Sinnsuche
Literatur
Anmerkungen
Einleitung
Warum finden wir Diskussionen anderer gewöhnlich ansprechender als eigene Streitgespräche? Vielleicht liegt es daran, dass wir das Gefühl haben, unserem eigenen Denken wird weitergeholfen, indem wir verschiedene Perspektiven hören und erforschen – besonders wenn es um die ganz großen Fragen des menschlichen Daseins geht, wie etwa den Sinn des Lebens, die Rolle der Wissenschaft oder die Existenz Gottes. Ich lausche solchen Gesprächen liebend gerne. Und da bin ich nicht der Einzige.
Dieses Buch stellt einen Gedankenaustausch vor, der leider nie stattgefunden hat. Ich habe mich oft gefragt, wie es wäre, zwei Kultfiguren aus Oxford zusammenzubringen: auf der einen Seite den populären Naturwissenschaftler und prominenten Atheisten Richard Dawkins und auf der anderen Seite den Literaturwissenschaftler und christlichen Apologeten C. S. Lewis. Was können wir lernen, indem wir ihre Gedanken vergleichen und einander gegenüberstellen? Inwieweit können sie uns helfen, einige der großen Fragen des Lebens zu durchdenken; beispielsweise die Frage, worum es im Leben überhaupt geht?
Dawkins ist ein Evolutionsbiologe, der sich von einem eher nominellen Anglikanismus zu einem überzeugten Atheismus bekehrt hat; Lewis ist ein Literaturwissenschaftler, der sich vom Atheismus zum, wie er es betitelte, „eigentlichen Christentum" bekehrt hat – einem Christentum, in dem die konfessionellen Aspekte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Beide sind begabte Schriftsteller mit einer beneidenswerten Kommunikationsgabe, besonders wenn es darum geht, schwierige Konzepte begreiflich zu machen. Und beide waren in ihrer Laufbahn führende Akademiker in Oxford, weshalb es für mich – einem weiteren Oxford-Akademiker! – vielleicht angebracht ist, über ihr Gedankengut nachzudenken. Ich habe beide Autoren im Laufe der Jahre gründlich gelesen und viel durch die Auseinandersetzung mit ihnen gelernt.¹
Dawkins’ Ruf hat in letzter Zeit möglicherweise etwas Schaden erlitten, und zwar durch seine Angewohnheit, in den sozialen Medien unverblümte und unweise Kommentare über Frauen und den Islam abzugeben. In einem Beitrag mit dem aufschlussreichen Titel Der traurige Zusammenbruch von Richard Dawkins stellte die Website Salon.com ihn als einen einst gerühmten Wissenschaftler und Atheisten dar, der zeigt, warum alternde Intellektuelle die Finger von sozialen Medien lassen sollten.² Trotzdem bleiben die großen Fragen über das Leben auf dem Tisch, und Dawkins’ große Bekanntheit macht ihn zu einem naheliegenden Gesprächspartner für unsere Zwecke.
Dieses Büchlein kann nur einige der Fragen anschneiden, die Dawkins und Lewis über die großen Fragen aufgeworfen haben, die unsere Stellung und Bestimmung in der Welt betreffen. Mir ist schmerzhaft bewusst, dass ich lediglich an der Oberfläche einiger weitreichender Diskussionen und Debatten kratze. Meine Hoffnung ist, dass die kurze Behandlung dieser Themen die Leser zu weiteren Nachforschungen anregt.
Was können wir davon lernen, dass wir mit Dawkins und Lewis ins Gespräch über einige der großen Fragen des Lebens kommen? Über Sinn und Glauben? Über die Beziehung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften? Über die beste Lebensweise in dieser komplexen Welt? Ich habe meine eigenen Ansichten zu diesen Themen. Doch meine Rolle in diesem Buch besteht darin, sowohl Dawkins als auch Lewis Gehör zu verschaffen und Gedanken und Diskussionen anzuregen. Beide sind lesenswerte und einnehmende Schriftsteller. Deshalb werde ich mich zurückhalten und sie für sich selbst sprechen lassen. Mein Beitrag beschränkt sich auf einige Kommentare und Überlegungen aus meiner eigenen Perspektive oder im Licht meines Fachbereiches „Wissenschaft und Religion" – ein inzwischen fest etabliertes akademisches Lehrfach an der Universität Oxford und anderswo. Ich habe sehr von beiden Autoren profitiert, und ich hoffe, Sie werden es auch tun.
Das große Ganze:
Warum Sinn wichtig ist
Man spricht von „großen Fragen", wenn es um Denkweisen geht, mit deren Hilfe wir uns einen Reim auf uns selbst und die Welt machen können. Psychologen zufolge sind solche Gedanken eine natürliche Reaktion darauf, mit dem Druck und den Rätseln des Lebens fertig zu werden.¹ Viele sprechen auch vom „großen Ganzen" – dem big picture –, wenn es darum geht, die Welt als Ganzes zu betrachten und sich auf die großen Fragen einzulassen. Diese bestimmte Sichtweise nimmt Dinge in den Blick und ermöglicht Antworten auf unsere tiefsten Fragen und Anliegen. Einige dieser großen Linien sind religiöser Art, andere nicht. Das Christentum ist ein gutes Beispiel für einen Glauben, der sich nicht nur einen Reim auf unser Leben machen will, sondern auch aufzeigt, wie es verwandelt und erneuert werden kann. Der Marxismus ist ein gutes Beispiel für eine nichtreligiöse – viele würden sagen: antireligiöse – Weltanschauung, die unsere Welt erklären und verändern will.
Was haben wir Menschen also an uns, dass wir uns so für diese großen Fragen interessieren? Obwohl darauf schon viele Antworten gegeben wurden, weiß es niemand wirklich. Es scheint einfach in unserer Natur zu liegen. Die Romanschriftstellerin Jeanette Winterson merkte einmal an: „Wir können nicht bloß essen, schlafen, jagen und uns vermehren – wir sind sinnsuchende Geschöpfe."² Einige meinen, dass die Antwort in unserer Evolutionsgeschichte zu finden ist. Andere vermuten, dass wir so etwas wie einen „Heimfinde-Instinkt" in Bezug auf Gott als unseren Schöpfer haben und deshalb nach Zeichen von Transzendenz oder Sinn suchen. Welche Erklärung wir auch bevorzugen, es bestehen kaum Zweifel, wie wichtig dieses Sinngefühl sein kann. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche hat die geistreiche Bemerkung gemacht, dass ein Warum zum Leben uns fast jedes Wie ertragen lässt.³
Sinn ist oft mit einer Weltanschauung verbunden, einem großen Bild der Wirklichkeit, durch das die individuellen Lebensaspekte in einem zusammenhängenden Bild verbunden werden. Es ist weithin anerkannt, dass Religion die Welt als etwas Zusammenhängendes sieht, etwas, das einen Sinn ergibt. Der Philosoph Keith Yandell definiert Religion als ein „Gedankensystem, das die Welt und den Platz des Menschen in der Welt interpretiert".⁴ Solche Weltanschauungen fungieren als Brillengläser, die den Blick auf unsere Welt und uns selbst schärfen. Allerdings sind einige dieser Weltanschauungen nichtreligiös oder sogar