Der professionelle Blick.: Beispiele der Theorie-Praxis-Verknüpfung von Studierenden im Praxissemester
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Buchvorschau
Der professionelle Blick. - Books on Demand
Inhalt
Das Verhältnis von Theorie und Praxis aus der Perspektive von Studierenden im Lehramt. Welche Chancen bietet das Praxissemester?
Kathrin te Poel
Erwartungen von Schülerinnen und Schülern. Chance oder Gefahr für professionelles Handeln als Lehrkraft?
Laura Düllmann
Vom Umgang mit Vielfalt in der Schule. Die Theorie des Labeling Approach
Heike Friedebold
Der Umgang mit verschiedenen Rollen und Erwartungen im Praxissemester
Elvira Schönke
Der professionelle Blick...
... auf die schulische Praxis steht im Zentrum der universitären Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung des Praxissemesters, das Studierende im Lehramt über eine Zeitspanne von fünf Monaten in der Schule absolvieren.
Im Zuge der Nachbereitung des Praxissemesters präsentieren die Studierenden eine in der Schule erlebte Situation, die sie theoriegeleitet reflektieren und analysieren. Exemplarische Analysen unterschiedlicher Situationen werden Ihnen im Anschluss an einen Artikel, der das Verhältnis von Theorie und Praxis aus der Perspektive von Studierenden nach dem Praxissemester im Allgemeinen thematisiert, vorgestellt.
An dem Zustandekommen dieser Broschüre wirkten viele engagierte Studierende mit. Für diese produktive Zusammenarbeit sei herzlich Dank gesagt:
Den Autorinnen, die ihre Präsentationen für diese Broschüre verschriftlicht haben,
Eva Lamberts, Heike Friedebold, Julia Wolff, Laura Düllmann und weiteren für die Teilnahme an einer themenbezogenen Gruppendiskussion,
Rico Dumcke für die Erstellung des Titelbildes und weiterer Fotos sowie Frederic Bonin für die Erstellung von Graphiken und Fotos.
Ferner danke ich besonders dem Oberstufen-Kolleg Bielefeld und der English Drama Group der Universität Bielefeld für die zur Verfügung Stellung von Fotomotiven für diese Broschüre.
Kathrin te Poel
Das Verhältnis von Theorie und Praxis aus der Perspektive von Studierenden im Lehramt. Welche Chancen bietet das Praxissemester?
Kathrin te Poel
Einleitung: Reflexionsanforderungen im Praxissemester
In unmittelbarem Anschluss an die schulische Praxisphase des Praxissemesters absolvieren die Studierenden das so genannte RPS-Seminar (Nachbereitung Praxissemester – Reflexion), in dessen Rahmen sie sich mit einer im schulischen Kontext erlebten Situation vertieft auseinandersetzen. Das bedeutet, dass die Studierenden jeweils eine selbst erlebte Situation theoriegestützt reflektieren und analysieren, mit dem Ziel, diese in der Seminargruppe zu präsentieren und zu diskutieren. Das Seminar ist entsprechend kolloquiumsartig konzipiert, die Präsentationen fungieren als Prüfungsleistung. Die vertiefte Analyse dient der Schulung eines „distanzierten Blick[es] (Universität Bielefeld u.a. 2011, S. 2) auf die wahrgenommene Praxis sowie der Reflexion der eigenen Rolle und des eigenen Handelns (vgl. ebd.). Situationen, die von den Studierenden reflexiv aufgegriffen werden sind entweder solche, in die sie selbst durch eigene Handlungen „verstrickt
waren, oder es sind Situationen, die sie als Beobachterinnen und Beobachter miterlebt und als spannend oder fragwürdig erfahren haben. Die theoriegestützte Reflexion verspricht neuen, persönlichen Lernzuwachs und Anregungen zur Klärung offen gebliebener Fragen. Die Themen, die von den Studierenden aufgegriffen werden, reichen von unterrichtspraktischen Erfahrungen, beispielsweise im Umgang mit Heterogenität, bis zur kritischen Reflexion der eigenen Rolle als Praktikant oder Praktikantin im Vergleich mit der Rolle der Referendarinnen und Referendare an der Schule. Die Anforderungen an die Präsentation erlaubt den Studierenden bereits einen ersten Einblick in die Anforderungen des am Prüfungstag des Vorbereitungsdienstes abzulegenden Kolloquiums. Dort gilt es ebenfalls „komplexe Handlungssituationen (...) theoriegeleitet [zu] analysier[en], fachbezogen [zu] erörter[n] und praxisbezogen [zu] reflektier[en]" (Landeslehrerprüfungsamt für Lehrämter an Schulen 2014, S. 23). Der Unterschied zum Praxissemester besteht in der erforderlichen Komplexität der Situation, die im Rahmen der Staatsprüfung mehrere Handlungsfelder des entsprechenden Kerncurriculums umfasst (vgl. ebd.).
Auf diese im RPS-Seminar zu absolvierende, theoriegestützte Reflexion werden die Studierenden in einem vorangehenden, das Praxissemester begleitenden Seminar vorbereitet. In unterschiedlichen Settings (Bearbeitung eines Falles in der Gesamtgruppe, Bildung thematischer Kleingruppen oder auch Einzelarbeit) und mithilfe ausgewählter Reflexionszirkel üben die Studierenden in diesem Begleitseminar, konkrete praktische Situationen schrittweise zu analysieren und unter Einbezug ausgewählter theoretischer Grundlagen zu betrachten. Eine Herausforderung stellt die im Rahmen dieser Analyse und Reflexion zu leistende Verknüpfung von Theorie und Praxis für die Studierenden dar, wobei die Besonderheit des Praxissemesters darin besteht, diese Aufgabe nicht nur anhand selbst erfahrener, sondern auch anhand selbst ausgewählter Situationen zu bewältigen, so dass diese Situationen von größtmöglicher Relevanz für die Studierenden sind. Das dürfte der Motivation und Tiefe der Auseinandersetzung förderlich sein. Inwiefern und ob diese Bedingungen des Praxissemesters aber ein differenziertes Verständnis von der Theorie-Praxis-Relation bei den Studierenden begünstigen und welche Haltung die Studierenden gegenüber beiden zu verknüpfenden Seiten, Theorie und Praxis, im Zuge des Praxissemesters einnehmen, sind offene Fragen, denen im Fortgang dieses Artikels nachgegangen wird. Nach einem kurzen Einblick in ausgewählte, wesentliche Ansätze der wissenschaftlichen Debatte um das Verhältnis von Theorie und Praxis in seiner Bedeutung für die Lehrerprofessionalität, werden Ergebnisse aus einer Gruppendiskussion mit Studierenden vorgestellt, die erste Antworten auf die gestellten Fragen erkennen lassen. Die Gruppendiskussion wurde nach Beendigung der Praxissemesters und des oben beschriebenen RPS-Seminares mit Studierenden zum Thema Theorie-Praxis-Verhältnis geführt. Die Auswertung erfolge qualitativ-inhaltsanalytisch.