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Tierische Teufel - Teuflische Tiere: Anthologie
Tierische Teufel - Teuflische Tiere: Anthologie
Tierische Teufel - Teuflische Tiere: Anthologie
eBook311 Seiten3 Stunden

Tierische Teufel - Teuflische Tiere: Anthologie

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Über dieses E-Book

Schwarze Katze - Teufelsfratze!
Aber nicht nur schwarze Katzen können mit dem Bösen im Bunde sein. Auch andere Tiere haben rabenschwarze Seelen und mörderische Seiten. Und Sie können sicher sein, der Schein trügt.

Vom antiken Wachhund der Unterwelt bis zum Produkt modernster Technik reicht die Palette teuflischer Tiere und tierischer Teufel.
Nach dieser Lektüre werden Sie Ihre vierbeinigen Lieblinge bestimmt mit anderen Augen sehen!
SpracheDeutsch
HerausgeberMachandel Verlag
Erscheinungsdatum26. Nov. 2015
ISBN9783959590044
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    Buchvorschau

    Tierische Teufel - Teuflische Tiere - Anthologie

    978-3-95959-005-1

    Vorwort

    Ich hätte da ‚'ne Idee."

    Ich auch, aber du zuerst."

    Ich möchte eine Anthologie rausbringen!"

    Echt? ... Ich hatte dieselbe Idee!"

    So und noch um einiges Wortreicher verlief die erste Unter-haltung zwischen Helen und Sarah, als das Thema aufkam, nicht nur Autorin sein zu wollen. Die andere Seite des Tisches zu erforschen, einmal selbst tolle Geschichten lesen und auswählen dürfen, nicht selbst ausgewählt werden.

    Dann ging alles ganz schnell - der Titel, der die Anthologie schmücken sollte, fand sich binnen weniger Tage. Das erste Gespräch mit dem Machandel Verlag folgte kurz darauf und dann stand eigentlich schon alles fest.

    Und jetzt sind wir hier.

    Ständig hörten wir Geschichten, die von Haustieren handeln, und schon so manches Mal haben wir geschmunzelt und uns bei den randalierenden, tollpatschigen und urkomischen Erzählungen gedacht, ob das wirklich nur harmlose Tierchen oder in Wahrheit echte Teufel sind.

    Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen, wie die nachfolgenden Geschichten beweisen.

    Aber am Besten findet ihr das selbst heraus.

    Viel Vergnügen beim Schmökern!

    Helen und Sarah

    Mirjam H. Hüberli

    Vor vielen Jahren erblickte Mirjam H. Hüberli, dicht gefolgt von ihrer Zwillingsschwester, in der schönen Schweiz das Licht der Welt. Erst während des Studiums zur Online-Redakteurin wurde ihr bewusst, was sie wirklich will. So beschloss sie, den Schritt aus dem stillen Schreibkämmerchen in die aktive Szene zu wagen, um das zu leben, was das Herz ihr zuflüstert: Eigene Geschichten schreiben.

    Ewige Blutjugend

    Mirjam H. Hüberli

    Don. Auf diesen Namen höre ich. Wer ich bin? Hm, ich gehöre einer Rasse blutsaugender Bestien an. So zumindest nennen uns die Menschen des Öfteren.

    Blutrünstig und verabscheuenswert sind wir in ihren Augen, und es gibt nur eine winzige Kleinigkeit, die sie halbwegs mit unserer Existenz versöhnt: unser Leben ist, nach ihren Maßstäben, extrem kurz. Es verläuft geradezu im Zeitraffer. Kaum dass ich das Licht der Welt erblickte, schon war ich halbwegs erwachsen. Einmal blinzeln, und ich bin um Stunden gealtert. Es ist verrückt, ich weiß, aber so ist es nun mal. Und ich kann euch sagen, ich hab mich echt schwer getan, diesen Umstand zu akzeptieren. Komischerweise scheinen meine Artgenossen damit keinerlei Probleme zu haben. Aber ich will mehr. Mehr vom Leben, mehr vom Sein und Existieren. Einfach mehr von allem.

    Als ich dann in meinen ersten Lebensminuten aufgeschnappt habe, dass es diese Legende gibt, die erzählt, dass es etwas gibt, einen Pakt, der selbst ein Zeitrafferleben ins Unendliche verlängert, musste ich einfach herausfinden, ob da was Wahres dran ist. Böse Zungen behaupten, dieser Pakt funktioniere nur, wenn man bereit sei, seine Seele an den Teufel zu verkaufen.

    Von was ich hier eigentlich rede?

    Die Legende des Jungbrunnens. In unseren Kreisen Ewige Blutjugend genannt. Blut, das ewig jung hält und dessen Träger entweder dem Himmel oder dem Teufel entspringt.

    Ihr könnt euch denken, dass ich diese Sache nicht einfach so beiseitelegen und unbeachtet lassen konnte. Und verdammt, was bin ich umhergeirrt. Hab überall zugebissen und Blut gesaugt. Meine Prämisse, dass sich vor allem Kinder dazu eignen, der Träger des Jungbrunnens zu sein, weil deren Blut schließlich noch so jung, frisch und unberührt ist, war leider ein absoluter Fehlschluss. Ich kann längst nicht mehr zählen, bei wie vielen Kindern ich zugebissen habe. Es müssen Tausende, wenn nicht gar Abertausende gewesen sein. Irgendwann verfiel ich in einen regelrechten Blutrausch.

    Als ich wieder zu mir kam, wurde mir klar, dass es so nicht weiter geht. Was hat es mir gebracht? Nichts. Es war total sinnlos.

    Deshalb muss ich hier und jetzt meine Strategie ändern. Und ich hab da so eine Idee. Ich brauche nicht blutjunge Kinder, sondern Menschen, die außergewöhnlich sind. Leute, die durch ihre Leistungen auffallen, vielleicht auch durch irgendein Talent oder schlichtweg durch ihr umwerfend jugendliches Aussehen. Am besten, am allerbesten wäre vermutlich, ich könnte das alles vereint in einer Person finden.

    Puh! Ein Ding der Unmöglichkeit.

    Aber es nicht zu versuchen, einfach aufzugeben, das würde ich mir in meinem ohnehin schon viel zu kurzen Leben niemals verzeihen.

    So beginnt heute mein ultimatives Abenteuer: Die Suche nach dem besonderen Menschen und dessen Blut. Ob man sie wohl riecht, diese kostbare Macht? Bestimmt ist es ein betörender Duft, der mich umschließt und magisch in seinen Bann zieht.

    Oh, wie ich mich darauf freue! Und ich habe auch schon einen Plan. Seit einiger Zeit schnappe ich immer wieder einen Namen bei den Menschen auf. Kein besonders hübscher Name, und deshalb vergesse ich ihn auch immer sofort wieder (irgendwas wie Rüdiger, Thomas oder Manfred), aber der Mann ist offenbar sowas wie ein Superstar. Und genau das suche ich, nein brauche ich jetzt ganz dringend.

    Während ich nun tief und friedlich über den Häusern schwebe, sticht mir ein Plakat ins Auge, das groß und protzig an einem Hochhaus prangt. Wenn man vom Teufel spricht ... Da ist er schon wieder, dieser Kerl. Der Ansatz seiner Föhnfrisur und der blondierten Haaren unterstreicht sein breites und künstliches Lächeln, so als würde er für eine Zahnpasta Werbung machen. Unglaublich, er ist echt überall präsent, ob in den Medien, im Fernsehen, in der Werbung oder Zeitschriften. Was er anfasst, wird zu Gold. Ich meine, da muss doch einfach Magie im Spiel sein, oder? So etwas geht nie mit rechten Dingen zu. Vielleicht gibt es tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel?

    Und genau deshalb suche ich nun diesen Rüdiger-Thomas-Manfred-Kerl, um mir ein winziges Stückchen von dem Zauberkuchen zu stibitzen. Hoffentlich ist er genauso leicht zu finden, wie er überall präsent ist.

    Gerade sause ich an einem Turm mit gläsernem, kugelartigem Aufbau, in dem sich die untergehende Sonne spiegelt, vorbei. Echt, ich weiß nicht, woran es liegt, aber sobald ich diesem Leuchten mit dem Strahlen und dieser Wärme begegne, ist es um mich geschehen. Diese Kombination hat eine unglaublich starke Wirkung auf mich und versetzt mich wie in Trance. Ich kann gar nicht anders, als auf den Turm zuzufliegen. Für ein paar Augenblicke lasse ich mich auf einer Glasscheibe nieder, recke mein Gesicht der Sonne entgegen, schließe die Augen und genieße die Hitze, die durch meinen Körper strömt.

    „Psst, macht es plötzlich hinter mir und ich fahre erschrocken herum, weil sich mein Körper noch voll im Sonnen-Ruhe-Auftank-Modus befindet. „Na, auf der Durchreise?, fragt mich das schwarze Vieh mit Riesenaugen. Dem Ton nach handelt es sich um ein weibliches Exemplar und den Augen nach um eine Fliege.

    „Das könnte man so sagen, ja", antworte ich höflich und verziehe meine Mundwinkel zu einem Lächeln.

    „Oder hast du dich verirrt?", schmunzelt sie mich an. In ihren riesigen Augäpfeln sehe ich hundert Mal mein eigenes Spiegelbild. (Verdammt, sehe ich gut aus! Ein Bild von einem Mann!)

    „Ich, mich verirrt? Niemals, fiepe ich, während ich ein paar Millimeter näher zu ihr flattere und meinen Haarflaum am Kopf glatt streiche. „Ich bin gerade auf der Suche nach jemandem ganz bestimmten.

    „Tatsächlich? Sie lächelt immer noch so zuckersüß. „Nach wem denn, vielleicht nach einer hübschen Dame?

    „Nein, viel eher einem Kerl", sage ich.

    „Aha, so ist das ... das erklärt auch dein gepflegtes Erscheinungsbild." Ihr Grinsen vertieft sich. Als ich sehe, wie ihre winzige Augenbraue in die Höhe wandert, kapiere ich erst, dass sie meine Aussage völlig missverstanden hat.

    „Nein, nicht so, wie du denkst. Ich suche nach einem ganz bestimmten Menschen. Dummerweise vergesse ich immer seinen Namen. Irgendwas wie Rüdiger oder Thomas. Vielleicht kennst du ihn ja, es ist der Kerl auf dem Plakat da drüben." Ich deute auf das Hochhaus hinter meinem Rücken.

    „Ach, dieses TV-Sternchen?"

    Ich nicke. „Ja, ich denke schon."

    „Da hast du Glück, der hängt Freitags immer in der Bar an der Straße unter uns herum, direkt an der nächsten Ecke. Queen heißt das Lokal."

    „Echt jetzt, gleich hier in der Nähe? Plötzlich ist die magische Wirkung des Lichtes gebrochen, ein unbändiges Kribbeln erfasst meinen Körper und rauscht mit Hypergeschwindigkeit durch meine Adern. „Mann, hab ich ein Schwein!

    Mit freudiger Erregung hebe ich in die Lüfte ab und schwebe einen winzigen Augenblick über der Fliegendame, um mich zu bedanken, doch sie kommt mir zuvor.

    „Du suchst nach der Legende, nicht wahr?"

    „Nach der Legende?, hüstle ich verlegen und schwebe wieder etwas tiefer. „W-wie kommst du denn darauf?

    „Hey, nur weil ich eine Fliege bin, bedeutet das noch lange nicht, dass ich ein Erbsenhirn habe, schüttelt sie den Kopf. „Denkst du etwa, ich bekomme nicht mit, was hier gespielt wird? Sie winkt mich ein Stück näher heran. „Es stimmt, der Blutträger lebt in dieser Stadt. Aber ganz so einfach, wie du denkst, ist es nicht, denn das Blut wirkt nicht, wenn du einfach zubeißt."

    Jetzt bin ich mehr als überrascht. Nimmt sie mich auf den Arm oder hat sie wirklich geheime Informationen zur ewigen Blutjugend? „Woher willst ausgerechnet du das wissen?" Es klingt viel herablassender, als ich es wollte.

    „Tz, solch ein Benehmen muss ich mir nicht gefallen lassen! Da will man nett und hilfsbereit sein und dann so was!", schimpft die Fliegendame und erhebt sich ebenfalls in die Luft.

    „Neinneinnein, so war das nicht gemeint, sage ich hastig, denn leider schwirrt sie bereits auf und davon. Doch so schnell gebe ich nicht auf, also rufe ich ihr mit flehentlichem Tonfall hinterher: „Was steckt dahinter? Was weißt du darüber, verrat es mir? BIIITTEEE!

    „Überschätz niemals das Äußerliche eines Wesens. Auch der Teufel kann liebevoll lächeln, sagt sie noch herablassender als ich zuvor. „Aber wem sage ich das, du verstehst vermutlich nicht mal, was ich damit andeuten möchte. Dann verschwindet sie hinter dem Nachbarhaus und lässt mich rätselnd in der Luft hängen.

    Kurz schwebe ich an Ort und Stelle, dann weiß ich, was ich tun werde.

    Queen. Ich suche dieses Lokal.

    Kopfschüttelnd mache ich rechtsum kehrt und verringere meine Flughöhe. In der Dämmerung verschmelze ich mit der blassgrauen Schleierfarbe. Da bemerkt mich ohnehin kaum jemand, also kann ich gefahrlos auf Menschenhöhe weiterfliegen. Ich schwirre vorbei an einem Kleiderladen, dann an einem Schuhgeschäft, und lasse eben ein Uhren- und Schmuckschaufenster hinter mir, als ich den grell leuchtenden neonpinken Schriftzug auf der anderen Straßenseite entdecke.

    Queen.

    „Da ist es! Ich hab es gefunden, jubele ich und reibe entzückt und begeistert zugleich meine Hände. „Na dann, nichts wie hinein in die gute Stube!

    Beim nächsten eintretenden Gast husche ich in dessen Windschatten und lasse mich ins Innere des Lokals wirbeln. Lautes Klirren, Schwatzen und Gegröle empfangen mich. Die Luft ist rauchgetränkt und die unverkennbare Duftnote von Alkohol kitzelt in meiner Nase.

    Und da sehe ich ihn.

    Rüdiger-Thomas-Manfred. Inmitten der Menschenmasse thront er auf seinem königlichen Barhocker. Wie er da sitzt, so protzig und breit lächelnd, als gäbe es kein Morgen mehr, umgarnt von tausend schmachtenden Blicken – er muss einfach der Träger sein.

    Schnell schwirre ich zwischen den Bier saufenden und grölenden Gästen hindurch und bemerke, dass er soeben damit beschäftigt ist, eine junge hübsche Frau abzuwimmeln, die ihn höflich um ein Autogramm bittet. Er beschenkt sie lieb lächelnd mit dem äußerst charmanten Kommentar. „Komm wieder, wenn du besser aussiehst."

    Alle ringsum prusten los, doch mir zieht sich das Herz zusammen. Das arme Geschöpf. Traurig und eingeschüchtert zugleich zieht sie ihren hübschen Kopf zwischen die Schultern, und ihre Wangen glühen beinahe so rot wie ihr roter Lockenkopf.

    Ich mag ja eine blutrünstige Bestie sein, aber dieser Kerl ist viel abscheulicher und gemeiner, als ich es je sein könnte. Wer ist hier nun wirklich die Bestie? Ich vergesse, weswegen ich hier bin, vergesse, dass ich eigentlich genau wegen dieses Kotzbrockens angereist bin, ja, ich vergesse sogar die ewige Blutjugend. Ohne zu zögern, setze ich zum Sturzflug an. Einfach nur, um ihm eine Lektion zu erteilen. Der soll meinen Zorn spüren. All meine Muskeln sind zum Zerreißen angespannt, genau wie meine Nerven. Schon spreize ich meine Flügel, visiere das Ziel an und schieße direkt auf seine Nase zu, als plötzlich – BAM! Mit voller Wucht hat er mich mit seiner Pranke von seinem Gesicht weggeschlagen. Ich lande mit einem lauten Platschen in seinem Drink. Igitt! Jetzt sind meine Flügel total klebrig. Umständlich krabble ich an der Innenwand des Glases hoch, habe endlich den Rand erreicht, als Rüdiger-Thomas-Manfreds Finger genau nach jenem Trinkgefäß greifen, es starr umklammern und zum Mund führen.

    „Neeeeeein", kreische ich. Ich möchte nicht im Schlund dieses Mannes enden! Im Geiste sehe ich, wie er mich samt Drink die Kehle runterschüttet, seine Magensäure meinen Körper verätzt und nur noch mein winziges Skelett ausgeschieden wird. Der Ohnmacht nahe, kralle ich mich an das kalte Glas. Zum Glück schenkt mir diese Horrorfantasie einen gewaltigen Schub zusätzlicher Energie. Ich hieve mich über den Rand, lasse los und fliege rücklings in ein Bett aus salzigen Erdnüssen. Der klebrige Drink wirkt auf den feinen Salzstaub der Nüsse wie ein Magnet. In dieser Sekunde fühle ich mich wie geteert und gefedert. Aber da ist noch etwas schlimmeres, ich habe es gerochen. Sein Blut. Sein verbrauchtes, fauliges Blut, das ich um nichts in der Welt kosten wollen würde.

    So riecht also Erfolg. So riecht es, wenn man von jedermann auf der Welt begehrt wird. Und so stelle ich mir den Gestank eines grässlichen Teufels vor. Niemals möchte ich so riechen, geschweige denn so sein.

    Ich werfe einen abschätzigen letzten Blick auf den Mann, den ich unbedingt finden wollte, dann krabble ich aus der Schüssel und rubble meine Flügel an einer zerknüllten Serviette sauber. Und noch während ich vor mich hin fluche und ihm alles Erdenkliche an den Hals wünsche – von Frostbeulen über Eiterpickeln bis hin zu einer Gehirnamputation – höre ich das leise Schwirren hinter meinem Rücken.

    Es wirkt nicht nur unglaublich leicht, darin liegt mehr. Es bezirzt mich, so sehr, dass ich nicht anders kann, als mich langsam umzudrehen, doch im selben Moment mischt sich ein niederträchtiges Hohngelächter dazu.

    Ich erkenne sie sofort - die Fliegendame.

    Galant setzt sie sich zwischen zwei Whiskyflaschen und wirbelt dabei mit ihren Flügeln eine kleine Staubwolke auf. Nun stützt sie sich lässig mit einem Arm an der Flasche ab, ohne auch nur einen Hauch ihres fiesen Grinsens einzubüßen. Wie sie sich in den Flaschen ringsum spiegelt, leicht verzerrt und merkwürdig in die Länge gezogen, sieht sie richtig hässlich aus.

    „Haha!, lacht sie schallend. „Wie du ausschaust! Dreckig von Kopf bis Fuß. Geschieht dir ganz recht, du eingebildeter Lackaffe! Ihr hämisches Grinsen vertieft sich, während Rüdiger-Thomas-Manfred neben mir voller Lautstärke verkündet, dass er seit langer Zeit dem besonders wichtigen Gastauftritt bei der Bla-Bla-Bla-Gala entgegenfiebert und es heute endlich soweit sei. „Ich bräuchte es gar nicht zu erwähnen, doch ohne mich würde die Gala gar nicht erst stattfinden. Diese Flaschen sind doch zu nichts zu gebrauchen. Und bevor sie die ganze Gala versauen, nehme ich das Zepter lieber selbst in die Hand", posaunt er angeberisch in den höchsten Tönen.

    Boah! Der Kerl soll an seinem eigenen Drink ersticken!, flehe ich innerlich und mustere gleichzeitig die Fliegendame, die amüsiert das Geschehen betrachtet. Nein, das trifft nicht ganz zu. Sie betrachtet nicht das Geschehen, sie betrachtet mich!

    „Man sieht sich immer zweimal im Leben, ist das nicht praktisch?"

    „Öhm, mag sein", antworte ich ausweichend, weil ich echt nicht kapiere, worauf sie hinaus will. Entschlossen stemme ich mich auf die Beine und versuche, mir halbwegs den restlichen Salzstaub von meinem Körper zu rubbeln, doch der blöde Dreck will einfach nicht weggehen.

    „Du weißt, warum ich hier bin, nicht wahr, Don?", sagt sie wieder so zuckersüß.

    „Um dich in meinem Leid zu suhlen?, gebe ich schnippisch zurück, als mir plötzlich etwas auffällt. „Hey, Moment mal, woher kennst du meinen Namen?

    Mit einem Hüpfer setzt sie sich in Bewegung. Nur einen flüchtigen Wimpernschlag später steht sie bereits an meiner Seite und legt mir ihren Arm auf die Schulter.

    War sie immer schon so groß? Oder ist sie womöglich seit unserer letzten Begegnung gewachsen?

    „Mein Geist erfasst vieles, auch das, was nicht ausgesprochen wird."

    „Tatsächlich?", krächze ich. Hey, wieso schwankt meine Stimme so eigenartig?

    „Tatsächlich, sagt sie ruhig und ihr Kopf nickt nur wenige Millimeter vor meinen Augen. „Wenn du wirklich willst, dass der Kerl an seinem Drink erstickt, brauchst du es nur zu sagen.

    „Ha! Soll das ein Witz sein?"

    Sie schüttelt ihren Kopf und lächelt mich dabei unbeirrt an. Ich ignoriere die Gänsehaut, die über meinen Rücken krabbelt - ob vor freudiger Erregung oder aus Angst, sei dahingestellt.

    „Ich verspreche dir, du kannst mit dem Kerl alles anstellen, was du willst. Ihn wie einen Affen herumbrüllen oder ihn in einem Blümchenkleid in der Gala auftauchen lassen, schlichtweg alles. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt."

    „Klar, und wo ist der Haken?", frage ich und kann nicht verhindern, dass sich ein skeptischer Unterton in meine Stimme schleicht.

    „Kein Haken", verspricht sie.

    „Kein Haken?", frage ich noch einmal nach, denn das wäre zu schön, um wahr zu sein.

    „Ganz im Gegenteil, diese Sache beinhaltet sogar noch ein Geschenk für dich, oder nennen wir es: Eine ziemlich große und nicht zu verachtende positive Nebenwirkung."

    „Wie jetzt? Von was redest du? Du willst mich doch über den Tisch ziehen?",

    „Ehrlich nicht, ich will dir helfen. Unter einer Bedingung. Du musst mir dafür ...", redet sie weiter, doch dann lässt sie den Satz unbeendet in der rauchigen Luft hängen.

    „Ich muss ... was? Was, sag schon!", bohre ich hastig nach und mein Puls schlägt plötzlich stärker, hämmert bis zu meinem Kopf empor. Etwas hat sich verändert, in diesem stickigen kleinen Lokal. Fast kann ich sehen, wie kleine Blitze durch die Luft zischen. Fühlen, wie sie auf meiner Haut kribbeln und sich meine Härchen vor Anspannung aufstellen.

    „Nur so viel vorweg: Es hat etwas mit der ewigen Blutjugend zu tun."

    Mit diesen Worten hat sie mich endgültig am Haken. Ich lechze nach jedem ihrer Worte, hänge an ihren dünnen Lippen und meine Nerven sind gespannt wie Drahtseile. „Hast du eben gesagt: ewige Blutjugend?"

    „Das hast du richtig verstanden. Na, interessiert?"

    „Ob ich interessiert bin? Was für eine Frage. Genau deswegen bin ich doch hier."

    „Oh ja, du erwähntest sowas bei unserer letzten Begegnung, meint sie beiläufig, während Rüdiger-Thomas-Manfred geräuschvoll den Stuhl verrückt und sich erhebt. „Du willst es also wissen? Bist du dir ganz sicher?

    Ich nicke. Viel zu schnell und viel zu aufgeregt.

    „Es ist ganz einfach. Ich schlage dir einen kleinen Deal vor. Du kriegst die ewige Blutjugend, dafür versprichst du mir den Rest Nettigkeit deiner Seele."

    „Hm ...", sage ich, mehr nicht.

    „Ist das alles?, fragt sie überrascht. „Hey, du kriegst dafür nicht nur ewiges Leben, nein, du kannst danach jedes Lebewesen manipulieren, es krankmachen oder es sogar in den Wahn treiben.

    „Hmmm ..., sage ich noch einmal nachdenklich. Als ich mitbekomme, wie sich Rüdiger-Thomas-Manfred lautstark von seinen Fans verabschiedet, frage ich hastig: „Was müsste ich dafür tun?

    Sie zaubert eine winzige Glasscherbe hervor, die im Schummerlicht golden schimmert. „Wir besiegeln unseren Pakt per Bluthandschlag."

    Ich schlucke leer und wage den Ansatz eines Gedankens in meinem sich drehenden Gehirn zu formen. Dieser Gedankenfetzen ist völlig verrückt, absurd und abgefahren, aber ... ja, aber es ist der einzige, der irgendeinen Sinn ergibt. „Du bist ...", beginne ich. ... des Teufels rechte Hand, füge ich im Stillen hinzu.

    Sie nickt, lächelt und mit jeder ihrer Bewegungen blitzen glühend rote Funken in ihren Augen auf.

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