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Affären einer Pharmareferentin
Affären einer Pharmareferentin
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eBook247 Seiten3 Stunden

Affären einer Pharmareferentin

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Über dieses E-Book

Ein selbst erarbeiteter ABC-Plan soll helfen, häuslicher Tristesse und männerloser Einsamkeit zu entfliehen. Jene zunächst ungewöhnlich anmutende Idee nutzt die Autorin als Ausgangssituation für ihr neues Buch. Darin geht es um nichts Geringeres als die Suche nach dem Traummann. Dies jedoch zur Abwechslung keinesfalls im altbekannten, romantisch verklärten Stil, sondern als aktiver Tagesordnungspunkt, abzuhandeln durch Selbst-initiative und To-Do-Liste. Sie ist Anfang vierzig, Pharmareferentin und ganz plötzlich eine Strategin im Kampf gegen Torschlusspanik und akuten Partnermangel. Da wird nichts mehr dem Zufall überlassen, beschließt sie eines schönen Tages. Und – ein Arzt sollte es schon sein. ... Gemeinsam mit ihrer besten Freundin, die in Sachen Männer echt Bescheid weiß, zieht sie regelmäßig um die Häuser und hangelt sich von einer Bekanntschaft zur nächsten. In amüsant und episodenhafter Weise erlebt der Leser eine selbstbewusste Frau auf ihrem Fischzug durch die männerdominierte Medizinerwelt. Locker und unterhaltsam, mal witzig, mal frivol, vor allem aber buchstabengetreu und stets in alphabetischer Reihenfolge. ...
SpracheDeutsch
HerausgeberVerlag Rockstuhl
Erscheinungsdatum14. Sept. 2013
ISBN9783867775724
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    Buchvorschau

    Affären einer Pharmareferentin - Ute Richter

    Ute Richter

    AFFÄREN

    EINER

    PHARMAREFERENTIN

    Alle Namen und Personen sind frei erfunden. Etwaige Namensähnlichkeiten sind reiner Zufall.

    Impressum

    Umschlaggestaltung: Michael Dehnel, Berlin

    Titelbild: Michael Dehnel, Berlin

    1. Auflage 2013

    ISBN 978 - 3 - 86777 - 538 - 0, gedruckte Ausgabe

    1.

    E-Bookauflage

    2013

    ISBN 978 - 3 - 86777 - 572 - 4,

    E-Book

    [ePUb]

    Innenlayout: Harald Rockstuhl, Bad Langensalza

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Inhaber: Harald Rockstuhl

    Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.

    Lange Brüdergasse 12 in D-99947 Bad Langensalza/​Thüringen

    Telefon: 03603/​81 22 46 Telefax: 03603/​81 22 47

    www.verlag-rockstuhl.de

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Sommer

    A – wie Dr. Albertino

    B – wie Dr. Braumeier

    C – wie Dr. Chlement

    D – wie Dr. Dechsel

    E – wie Dr. Engholm

    F – wie Dr. Frickel

    G – wie Dr. Guber

    H – wie Dr. Hinzemann

    I – wie Dr. Illmer

    J – wie Dr. Jamsen

    K – wie Dr. Kamiensky

    L – wie Dr. Lehndorf

    M – wie Dr. Mischling

    Die Autorin

    Im Sommer 2003 hielt eine Hitzewelle ganz Nordrhein-Westfalen in Atem. Die Quecksilbersäule kletterte täglich auf mehr als dreißig Grad im Schatten und nur die Abende versprachen etwas Abkühlung. Diese Hitze zog sich schon mehrere Wochen hin – einfach unerträglich für Mensch, Tier und Natur.

    Erbarmungslos schickte die Sonne ihre aggressiven Strahlen auf Reisen und vernichtete somit Blumen, Pflanzen bzw. jegliche Vegetation. Für die Landwirtschaft bedeutete dies eine totale Katastrophe.

    Viele Menschen verharrten tagsüber in ihren Wohnungen und erst spätabends, wenn die Temperaturen etwas sanken, öffneten sie Fenster und Türen.

    Alte und Kranke setzten sich im Freien großen Gefahren aus.

    In Ambulanzen und Kliniken herrschte Hochkonjunktur, das Martinshorn schrillte pausenlos durch die fast menschenleeren Straßen der Innenstädte und unterbrach somit die ungewohnte Stille.

    Susi strömte der Schweiß aus allen Poren.

    Tag für Tag fegte sie mit ihrem Mittelklassewagen den schwarzen Asphalt des Ruhrpotts, um als Pharmareferentin ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

    Die durchaus attraktive, selbstbewusste Frau von Anfang vierzig lebte nach dem Grundsatz:

    „Lieber mit vierzig würzig, als mit zwanzig ranzig!"

    Diese Lebensphilosophie hatte sie in den letzten Monaten davor bewahrt, den Gashahn in ihrer kleinen Zwei-Zimmerwohnung aufzudrehen bzw. andere Methoden anzuwenden, um ihrem Dasein ein Ende zu bereiten. Es fiel ihr schwer, allein zu leben.

    Rolf war ihr zwanzig Jahre lang ein treuer Freund und guter Kamerad gewesen, aber genau das genügte ihr mit der Zeit nicht mehr, und sie trennte sich von ihm.

    Die wilde Leidenschaft, die in ihr schlummerte und die sie nur noch aus Filmen und Zeitschriften zu kennen glaubte, machte ein unzufriedenes Biest aus ihr.

    Seit ein paar Jahren bemühte sie sich als Pharmareferentin, das gesamte Ruhrgebiet zu erobern. Sicher keine leichte Aufgabe! Ein Firmenwagen wurde ihr zur Verfügung gestellt, um eine Arztpraxis nach der anderen abzuklappern.

    Obwohl Susi anfangs in dieser Aufgabe eine echte Herausforderung sah, fehlten ihr mittlerweile schlechthin jegliche Erfolgserlebnisse. Dennoch gab sie ihr Bestes für die Herren der Chefetage des gigantisch großen Pharma-Konzerns.

    Manchmal spielte sie mit dem Gedanken, sich vom Außendienst zu verabschieden. Doch auf ihre gewissen Freiheiten, wie z. B. eigene Zeiteinteilung und den Mittelklassewagen wollte sie auf keinen Fall verzichten. Seit Rolf aus ihrem Leben verschwunden war, hatte ihr dunkles Haar wieder etwas an Länge gewonnen. Dies ließ sie viel jünger aussehen. Susis große Augen, die auch tagsüber giftgrün leuchteten, waren typische Katzenaugen!

    Mit Konfektionsgröße 42 zählte sie nicht zu den absoluten Modeltypen, doch bei einer Länge von

    1,75 m

    konnte man sie noch unter „schlank" einordnen. Alle bisherigen Diäten blieben erfolglos.

    Gewöhnlich hatte sie nach Beendigung der Fastenzeit den unerwünschten Jojo-Effekt erreicht und noch ein paar Pfunde zugenommen. Sie hatte einmal gelesen, dass es Männer geben soll, die jedes Pfund an ihrer Frau lieben, nach dem Motto „Alles meine!"

    Susi konnte keine Kinder bekommen, hatte viele Jahre darunter gelitten, weil sie sich nicht feminin genug und somit zweitklassig fühlte. Auch ihre Beziehung zu Rolf ging letztendlich deswegen den Bach runter. Doch inzwischen war der Kinderwunsch erloschen und andere Prioritäten bestimmten ihr Leben.

    Was ihr gestern noch so wichtig schien, war heute vom Blickfeld des Tellerrandes verschwunden. Was konnte sie denn noch von ihrer Zukunft erwarten? Vielleicht hatte sie die Illusion im Kopf, den Traummann ihres Lebens zu finden? Und warum auch nicht? Schließlich träumen viele Frauen vom Ritter auf dem weißen Pferd, doch bei Susi durfte er auch im roten Ferrari auftauchen.

    Warum passierte das komischerweise immer nur den anderen Frauen oder auch Weibern, die es ganz und gar nicht verdienten, wie Divas von ihren Gönnern verwöhnt zu werden?

    Genau hier lag der Punkt, der Susis „gewöhnliches" Leben so unerträglich machte. Ihre innerliche Unzufriedenheit wuchs von Tag zu Tag und die Angst, am wahren Leben vorbeizugehen, schien ihr langsam zum Verhängnis zu werden.

    Vielleicht hatte sie nicht mehr viel Zeit, schon bald könnte sie eine schlimme Krankheit dahinraffen?

    Ihr Lebenstraum bestand darin, ein Haus am Meer (irgendwo in der Normandie) zu besitzen. Natürlich nicht allein! In einer harmonischen Partnerschaft gemeinsam alt zu werden, schien ihr vernünftiger. Susi musste sich also einen Mann angeln! Aber wie zum Teufel? Auch ihr übereifriger Chef, Herr Mutz, würde sie davon nicht abhalten können, denn schon viel zu lange hatte sie kein Privatleben mehr, und lebte einzig und allein für ihre Arbeit.

    Außerdem – was sollte das ständige Streben nach besseren Verkaufszahlen? Immerhin war Susi nicht die Schlechteste in dieser Region. Mutz konnte sie keineswegs mehr motivieren mit seiner ewigen Nörgelei, für die er im Distrikt bestens bekannt war.

    Die Härte für Susi war, wenn er sich ansagte, um sie einen ganzen Tag zu begleiten. Schon eine Nacht zuvor konnte sie nicht schlafen und schluckte Anti-Depressiva bzw. Beruhigungstabletten.

    Er war ein wirklicher Schleimer und wollte stets der Beste sein unter allen Regionalmanagern.

    Nur weit gefehlt, denn auch sein großer Boss kannte seine kleinbürgerliche Denkweise, die ihn wie einen absoluten Spießer rüberkommen ließ. Das hielt Mutz dennoch nicht davon ab, von einem dicken, fetten Sessel in der oberen Chefetage zu träumen.

    Für so einen Mann möchte Susi niemals die Socken waschen müssen. Allein der Gedanke erfüllte sie mit Brechreiz.

    Er war ziemlich klein von Wuchs, stark untersetzt, weil er sich den ganzen Tag etwas unter seiner Nase reinschob, beinah kahlköpfig und darum kämmte er die spärlichen Haare von links nach rechts und brachte dieses Gebilde mit einer Dose Haarspray in Form. Nach dem Motto von Drei-Wetter-Taft: „Wesel – die Sonne brennt – … "

    Susi wollte zu gern wissen, wie er wohl aussehen würde, wenn es wie aus Kannen gießt, aber der Pedant hatte immer einen Schirm dabei. Kein Wunder, dass diese Schießbudenfigur keine Frau abkriegen konnte.

    Dennoch schien es angebracht, diese Antisympathie ihm gegenüber geschickt zu verbergen. Bei der angespannten Arbeitsmarktlage wäre es nicht auszudenken, wenn sie ihren Job verlieren würde.

    Darum blieb Susi lieber still und schwamm mit der breiten Masse mit – nach der Devise: ‚Nur nicht auffallen!‘

    Ihren Kollegen im Distrikt konnte sie wenig Vertrauen schenken und private Kontakte untereinander bestanden nicht.

    Das Arbeitsleben war nicht mehr das, was es früher mal war. Ethische Begriffe, wie Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit etc. hörten sich wie Fremdwörter an.

    Dafür tauchten täglich neue amerikanische Bezeichnungen wie z. B. Mobbing auf, mit denen jeder heute oder schon morgen konfrontiert werden konnte.

    Um weiteren Gefahren aus dem Wege zu gehen, dachte sie sich einen perfekten Plan aus. Sie musste taff bleiben und wollte die übliche Durchschnittlichkeit der meisten Frauen in den Schatten stellen. Darum beschloss sie, ihr Leben fortan so zu verändern, dass sie innerhalb kurzer Zeit keine finanziellen Sorgen mehr haben würde. Ihre Rente, die laut ihren Berechnungen mehr oder weniger bescheiden ausfallen würde, verschaffte ihr regelrecht Albträume. Oft genug hatte Susi von einem Zehn-Punkte-Plan in der Politik gehört, wenn die Großen nicht weiter wussten. Sie musste etwas Adäquates tun, um schneller ans Ziel ihrer Träume zu kommen.

    Entschlossen brachte sie einen „AB

    C-Plan

    " zu Papier. Susi wusste genau was sie tat, denn sie wollte den Spätsommer sowie den Herbst ihres Lebens genießen, nachdem es Frühling und Sommer nicht so gut gemeint hatten mit ihr.

    Und der Winter könnte viel Kälte mit sich bringen, wenn er dann überhaupt noch käme.

    Skrupel kannte sie in ihrer Vorgehensweise nicht, denn sie würde nach dem Alphabet vorgehen und sich einen Arzt nach den anderen vornehmen, ihren Charme spielen lassen, und vielleicht … naja … somit den Richtigen finden.

    Fingerspitzengefühl und Taktik waren keine Fremdwörter für Susi. ‚Also auf geht’s!‘ dachte sie.

    Bei A dachte sie sofort an den netten und freundlichen Dr. Albertino, der ursprünglich aus Italien stammte.

    Zu seiner Praxis-Einweihungsfeier war sie ihm zum ersten Mal begegnet. Neben dem Strauß Blumen, der natürlich bei solch einer Angelegenheit dazugehört, hatte Susi eines ihrer Werbegeschenke dabei und das war leider nicht so treffend, denn es handelte sich hierbei um ein gewöhnliches Fernrohr. Vielleicht passend für einen Augenarzt!?

    Aber Dr. Albertino war nun mal Gynäkologe!

    Ein peinlicher Auftritt für Susi.

    Inzwischen hatte Susi ihre Hausaufgaben gemacht und genau dieser Dr. Albertino sollte in ihrem AB

    C-Plan

    das erste Opfer bzw. ihre allererste Versuchung sein.

    A – wie Dr. Albertino

    „Hallo, Dr. Albertino, ich bin froh, Sie nach dem letzten peinlichen Zwischenfall zu Ihrer Praxiseröffnung, hier ganz allein wiederzusehen und natürlich muss ich mich bei Ihnen entschuldigen für das etwas unpassende Mitbringsel, auch wenn es einige Besucher sehr witzig fanden – glauben Sie mir bitte – mir ist es immer noch sehr fatal!" sagte Susi.

    „Sorry, im Moment kann ich mich überhaupt nicht an Sie erinnern!" erwiderte der Doktor.

    „Na, ich bin doch die Pharmareferentin mit dem dämlichen Fernrohr! Sie haben gelacht über mich." so Susi.

    „Ach ja, natürlich jetzt fällt es mir wieder ein! War doch lustig von Ihnen, ich meine dieses Geschenk. Wissen Sie, viele Leute können natürlich nicht darüber lachen, das wissen wir beide! Intelligente Menschen haben bekannter Weise immer Humor und darum – wo liegt denn Ihr Problem?" schmunzelte der Doktor.

    „Ja, aber ich kam mir so unendlich dumm vor und deswegen bin ich jetzt hier, um mich bei Ihnen zu entschuldigen. betonte Susi. „Ach nun übertreiben Sie aber, meinte der Doktor „und um dieser Angelegenheit, die Sie doch mehr oder weniger verlegen macht, ein Ende zu bereiten, habe ich hier einen Vorschlag, wenn Sie möchten?"

    „Und was soll das Ihrer Meinung nach sein?" Susi verklickerte ihn mit einem fast bösen Blick, dass er nicht zu viel von ihr erwarten durfte. Albertino schmunzelte und das stand ihm fantastisch.

    Mit seinem italienischen Charme sagte er sehr gelassen: „Zunächst kann ich Ihnen nur das DU anbieten, denn wie ich festgestellt habe, sind Sie oder auch Du meine zuständige Pharmareferentin und wir werden es sicher eine Weile miteinander aushalten müssen, ob wir nun wollen oder nicht, habe ich recht?"

    Susi war perplex, und erwiderte sehr spontan: „Ach ja, ich hoffe, Sie nicht nur durch ein Fernglas zum Lachen bringen zu können, denn ein altes Sprichwort sagt: ‚Wozu in die Ferne schauen, sieh das Gute liegt so nah!‘"

    „Das ist auch meine Meinung und deshalb möchte ich Dich für morgen Abend in mein Stammlokal einladen, gleich hier um die Ecke links, Du musst also kein Fernrohr mitbringen, wenn Du weißt, was ich meine?"

    Susi fühlte sich angemacht von dem kleinen und viel zu schönen Italiener. Sie sagte gelassen: „Ich werde kommen, wie spät?"

    „Ja, das ist immer so eine Sache, aber 20.00 Uhr ist okay und Du bist selbstverständlich von mir eingeladen!" versicherte Albertino. Inzwischen waren aus dem Wartezimmer Stimmen zu hören, und es wurde Zeit für Susi zu gehen. Noch ein letzter Blick und mit einem fast zufriedenem Gesicht, verschwand sie wieder.

    Zartlächelnd sagte sie: „Bis dann!"

    Der Warteraum präsentierte sich übervoll mit schwangeren Frauen. Sie schaute kurz auf, und dachte: ‚Kinder kann ich keine kriegen, aber euren Doktor schon!‘

    Dennoch erfasste sie eine gewisse Unsicherheit. Ob er sie seriös nahm? In ihrem Wagen angelangt, fragte sich Susi, was sie wohl am Abend anziehen könnte. Ihr Kleiderschrank sprang zwar bald aus den Nähten, doch etwas Passendes für diesen speziellen Anlass fehlte ihr. Lange Rede kurzer Sinn, sie hatte es wieder geschafft, ihren inneren Schweinehund zu besiegen und hielt es für zwingend nötig, in ihrer kleinen Nobelboutique vorbeizuschauen!

    Für Susi eine wahre Fundgrube bei ausgebreiteter Schatzsuche. Nachdem sie endlich einen Parkplatz gefunden hatte, was in der Innenstadt nicht immer einfach war, lief sie zielorientiert durch die Fußgängerzone und verschwand in den kleinen Eckladen.

    Schon lange hegte sie den Wunsch, in dieser Boutique wenigstens nur einmal unbegrenzt und nach Herzenslust einkaufen zu können, ohne an das nötige Kleingeld denken zu müssen!

    ‚Wer weiß, vielleicht ist es schon bald möglich? Mit der Visa-card von meinem Doktor natürlich. Ach, man müsste wenigstens ein paar Monate voraussehen können‘ dachte sie ‚welcher Name würde wohl beim Bezahlen herhalten müssen?‘

    Sollte sie vielleicht mal zu einer Wahrsagerin gehen? Ihr erster Blick fiel auf ein knallrotes Minikleid.

    ‚Super das nehme ich!‘ dachte Susi und riss es vom Haken. Der Preis von satten

    175 Euro

    schreckte sie ab. Aber, was soll’s?

    Geiz war nun gar nicht angebracht, und sie musste investieren, sonst konnte sie ihren AB

    C-Plan

    vergessen.

    Dieses Teil musste sie unbedingt haben, nicht nur für den Albertino-Abend!

    Auf ging’s zur Anprobe, denn viel Zeit blieb ihr nicht zum Nachdenken, in wenigen Minuten erwartete man sie schon in der nächsten Praxis. Kaum hatte sie sich aus ihrem viel zu engen Shirt befreit, machte sich ein unangenehmer Duft breit. Sie war total verschwitzt, und ihr Deo lag wie immer im Auto.

    Ein kurzer Blick in den Spiegel ließ Susi erschrecken.

    Der abgetragene und mittlerweile vergraute BH konnte ihren Brüsten keinerlei Form verleihen. Einer der Bügel am Brustansatz fehlte. Beim Schleudergang der Waschmaschine hatte er Zuflucht in einem mit gewaschenem Slip gesucht. Nun verhielt sich ihre linke Brust anders als die rechte, hüpfte hin und her und auf und ab bei der kleinsten Bewegung. Der zu eng sitzende Slip versagte ihrer Figur jeglichen Liebreiz. Kurzum sie fühlte sich wie das Michelin-Männchen aus der Reifenreklame.

    Ganz klar, so konnte sie niemals einen Mann verführen! ‚Hoffentlich passt das Kleid‘ dachte Susi und streifte es hastig über den Kopf, doch schon beim Busen blieb das Teil hängen. Kräftiges Ziehen half nichts, sie war gefangen in diesem Fetzen. Zornig auf alle Modemacher brach sie beinahe in Panik aus.

    Das Etikett zierte eine kleine 44! Sollte sie nach 46 fragen? ‚Oh nein – das kommt nicht in Frage!‘ dachte Susi.

    Nun kreuzte eine gutaussehende, schlanke Verkäuferin auf und fragte: „Kann ich Ihnen helfen?"

    „Ja, holen Sie mich bitte ganz schnell aus diesem Fummel raus! befahl Susi „Und übrigens – das hier ist niemals meine Größe! Die Dame verkniff sich ein Schmunzeln, und erwiderte freundlich: „Dann nehmen Sie es doch einfach eine Nummer größer!"

    „Na gut!" stöhnte sie.

    Die Verkäuferin brachte ihr schließlich diese Alternative, und Susi war schier begeistert von ihrem Erscheinungsbild.

    Sie dachte: ‚Da wird der kleine Albertino aber große Augen machen!‘ und nahm sich vor, das kleine Etikett (Gr. 46) noch am Abend verschwinden zu lassen.

    Am Parkplatz angekommen, erstaunte sie ein kleines weißes Papier an der Frontschutzscheibe ihres Wagens. Das hatte ihr gerade noch gefehlt, ein Strafzettel über

    10 Euro

    , weil sie in aller Aufregung den Parkzettel in der Tasche statt im Auto verstaut hatte.

    „Scheiße!" brüllte Susi laut.

    Daraufhin drehte sich ein sehr eleganter, weißhaariger Mann zu ihr um und schüttelte mit dem Kopf, als wollte er ihr sagen, wie gewöhnlich sie sei. Doch ohne ein Wort zu verlieren, stieg er in seinen BMW und fuhr mit Volldampf davon.

    Susi schämte sich fürchterlich vor diesem attraktiven Mann. Was war denn nur in sie gefahren?

    Ach, egal! Er würde ihr kein zweites Mal über den Weg laufen. Während der Fahrt zur nächsten Praxis drehte sie das Radio bis hinten auf. Es lief ihr Lieblingslied „SUPERGIRL"!

    So laut sie konnte – sang sie mit und wollte somit ihren innerlichen Frust abbauen.

    ‚Susi – ein Supergirl!‘ dachte sie verträumt ein paar Minuten lang. Doch die Realität holte sie schnell wieder ein, als sie vor einer Ampel stehend, ein wildes Hupkonzert hinter sich hörte.

    Grüner wurde es nicht mehr, doch sie hatte es nicht bemerkt. Susi wusste, dass nun keine Zeit für Träumereien war. Einen letzten Termin musste sie noch wahrnehmen, um ihre Medikamente an den Mann zu kriegen. Danach war endlich Feierabend bei dieser Affenhitze.

    Ziemlich abgespannt betrat sie ihre kleine Wohnung und sah sich um. ‚Hier muss sich auch viel verändern‘, dachte sie bei sich. Die Tapeten hatte Rolf vor einigen Jahren angeklebt, die Möbel waren unmodern geworden und der Teppich zeigte mehr Flecken als Muster auf. So konnte sie keinen Mann empfangen, das war sicher! Aber wie sollte sie das nötige Geld auftreiben?

    ‚Eventuell kann mir ein Kredit weiterhelfen‘, überlegte Susi. Schon morgen würde sie zu ihrer Bank gehen und um ein Darlehen bitten, immerhin stand ihr Konto wieder im Plusbereich.

    Nach dem Duschen ging Susi sofort ins Bett. Ihr letzter Gedanke vorm Einschlafen war, dass sie unbedingt neue Bettwäsche kaufen müsste. Danach schlummerte sie ins Land der Träume.

    Am folgenden Morgen hatte Susi keine Lust aufzustehen. Als der Wecker schellte, fühlte sie eine innere Unruhe.

    Dieser Abend würde für sie sicher unvergesslich bleiben, denn Dr. Albertino war der erste Mann in ihrem AB

    C-Plan

    .

    In der morgendlichen Nüchternheit, die sie durchströmte, kam ihr das Ganze für einen Augenblick sogar etwas lächerlich vor. Ihre Antennen standen noch nicht auf Empfang, sie fühlte sich kaputt und ausgelaugt.

    Ob sie sich auf ein Abenteuer mit diesem kleinen Italiener einlassen sollte? Sie würde niemanden betrügen und somit kein schlechtes Gewissen haben müssen.

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