Waberwachs und Krötendackel: Geschichten für kleine und große Kinder
Von Lisi Schuur und Eike M. Falk
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Über dieses E-Book
Aus dem Hut gezaubert und in kurzweiligen Episoden erzählt.
Ein Lesevergnügen für Jung und Alt und Groß und Klein.
Lisi Schuur
Aufgewachsen in der Kanalstadt Datteln/Westfalen. Während meiner Schulzeit in Kaiserswerth war der Rhein mein Beobachter und Versteher. Meine erste Zigarette blieb unser Geheimnis. Irgendwann schaufelte sich doch ein Fünkchen Verstand den Weg aus dem Knäuel versponnener Gedanken. Aus zwei Menschen und ihrem Sohn wurde eine Familie, der drei längst erwachsene, wunderbare Enkelkinder angehören. Es treibt mich immer noch weiter ins Leben zu gehen, das Staunen möchte ich niemals verlieren. Und die Liebe, die aus Fragezeichen den Stoff der Bedingungslosigkeit webt.
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Buchvorschau
Waberwachs und Krötendackel - Lisi Schuur
Inhaltsverzeichnis
Der Teddybär Kim geht in die Schule
Die Priscilla zaubert Gänseblümchen
Im Spielezimmer
Beglücken ist …
Hexen ist schwer!
Robin, das Rotkehlchen
Die Monika und der Wackelpeter
Die Klassencoolste
Die Florentiner Moorgrundel
Babyspiele
Im Sprachwald
Hoher Besuch (1)
Hoher Besuch (2)
Die Sache mit dem Dorfteich (1)
Die Sache mit dem Dorfteich (2)
Die Sache mit dem Dorfteich (3)
Theater spielen
Monika und der kleine Prinz
Kim und Priscilla auf hoher See
Tante Dörthe
Seezeichen-Zeichenstunde
Steenodde 1000 m.
Schwarze Perlen (1)
Schwarze Perlen (2)
Schwarze Perlen (3)
Der Fridolin
Geschwindigkeitstest
Kalle Grabsch
Aufklärungsunterricht
Der Poltergeist
Experimente
Ein Waldspaziergang
Der Teddybär Kim geht in die Schule
Der Teddybär Kim geht jeden Morgen um halb sieben in die Schule durch den dunklen, finstren Wald.
Der Teddybär Kim fürchtet sich kein Stück was vor dem dunklen, finstren Wald.
Der Teddybär Kim fürchtet sich eigentlich fast gar nicht.
Höchstens, dass er sich ein kleines bisschen fürchtet.
Allerhöchstens.
Allerallerhöchstens aber nur.
Und das ist schon ganz schön tapfer, wenn man bedenkt, dass im Wald die Hexen wohnen.
Er ist aber bisher nur einer begegnet.
Das ist die Priscilla.
Und die Priscilla, die ist ganz bestimmt ... also mindestens ... steinalt.
Weil, der Teddybär Kim ist gerade erst eingeschult worden, und die Priscilla geht schon in die vierte Klasse.
»Ich bin eine Hexe«, hat die Priscilla gesagt, gleich wie sie sich das erste Mal begegneten. Und sie wohnt auch mitten im Wald, wie es alle richtigen Hexen tun.
Und weil das so ist, haben sie ein gutes Stück Schulweg gemeinsam zurückzulegen.
Das ist es, was dem Kim Kopfzerbrechen bereitet. Weil, fürchten tut er sich ja nicht.
Allerhöchstens ein ganz klein wenig.
Aber allerallerhöchstens nur.
»Du bist so niedlich!«, hat die Priscilla gerufen.
Und gemeint, dass sie mit ihm kuscheln will, und ihn ganz doll durchknuddeln. Da ist ihm dann doch angst und bange geworden. Vor allem, weil das jeden Tag so geht.
Und da hat der Kim dann seine Mutter gefragt, was er nur machen solle.
»Gedulde dich«, hat die Mutter geraten. »Warte mal ab. Bald bist du groß und stark, da wird sie dich gar nicht mehr in den Arm nehmen wollen.«
»Nun ja«, grübelte der Teddybär Kim, und ein kleiner Zweifel stieg in seiner Stimme auf, »aber was mache ich bis dahin?«
»Bis dahin«, lachte der Vater, »machst du ein grimmiges Gesicht.«
Die Priscilla zaubert Gänseblümchen
Die Priscilla hat feuerrotes Haar. Wie es sich für eine echte Junghexe gehört. Sie trägt es zu zwei Zöpfen geflochten, die so störrisch sind, dass sie ihr in die Höhe stehen wie Eselsohren. Wie bei diesen Wuscheleseln, wie heißen sie denn noch? Poitou-Esel. Richtig. Ja. Genau so.
Und Zähne hat sie wie Tim der Hase. Und ständig trägt sie getupfte Kleider. Mal rot mit weißen Tupfen, mal grün mit gelben Tupfen, mal blau mit orangenen Tupfen. Na, undsoweiter.
Und dann trägt sie Turnschuhe dazu. Die haben aber immer eine andere Farbe als das Kleid. Also: wenn das Kleid rot ist, dann gelbe Schuhe, wenn das Kleid grün ist, dann lila Schuhe, und wenn das Kleid blau ist, dann pinkfarbene Schuhe.
»Das muss so sein«, hat sie gesagt. Fragt mich nicht warum. Mir jedenfalls hat sie es nicht verraten und nur eine Schnute gezogen. Kniestrümpfe trägt sie grundsätzlich keine.
»Macht keinen Sinn«, sagt sie, »meine Knie sind sowieso immer total zerschrammt.«
Aber das ist ja bei fast allen Kindern so.
Also, so ganz was Besonderes scheint sie dann doch nicht zu sein. Wenn man bedenkt, dass sie eine Hexe ist. Und wenn man bedenkt, dass sie dauernd mit dem Teddybär Kim knuddeln möchte, und wenn ich euch noch verrate, dass sie eine ganze große Puppenstube besitzt, mit ganz vielen Puppenmöbeln und Puppen darin, dann wäre es mit dem Nimbus vorbei, noch bevor es richtig losgegangen wäre.
Das möchte ich natürlich vermeiden. Darum verrate ich euch gleich, dass sie eine wirklich talentierte Junghexe ist, die schon jetzt einiges auf dem Kasten hat.
Zum Beispiel kann sie Gänseblümchen wachsen lassen. Das kann ja nicht jeder. Und damit meine ich nicht, dass sie die Gänseblümchen begießt, und sie dadurch wachsen würden. Das kann jeder. Nein, sie kann sie richtig aus dem Nichts wachsen lassen. Sie braucht nur ein Stück Erde oder eine kleine Rasenfläche dazu. Und dann setzt sie sich davor hin und packt sich an ihre Zöpfe. Dem Teddybär Kim hat sie das mal gezeigt. Mitten im Wald.
»Möchtest du sehen, wie ich Gänseblümchen wachsen lasse?«, hat sie gefragt, aber überhaupt keine Antwort abgewartet. Sie hat sich gleich mitten auf den Weg hingekniet und bei den Zöpfen gepackt.
»Waberwachs und Wabermunkel, Wachselstrunkel, Wachselstrunkel« oder etwas ähnliches vor sich hingemurmelt.
Es könnte auch was ganz was anderes gewesen sein. Es ging so schnell, und sie nuschelt auch ein wenig, muss ich gestehen, das liegt an ihren Zahnlücken. Aber hexen kann sie. Ich habe die Gänseblümchen wachsen sehen.
Rucki zucki waren sie da. Solch schöne Gänseblümchen habt ihr euer Lebtag noch nicht gesehen.
Im Spielezimmer
Heute war ein besonders guter Tag für Priscilla. Vor lauter Freude drückte sie Kim den Teddybären doppelt so lange.
Dem verging allmählich fast das Hören und Sehen.
Er stöhnte sogar schon.
»Stell dich nicht so an«, meinte Priscilla, als sie es hörte.
»Ich bekomme heute Besuch, und brauche ehrlich gesagt etwas Platz.«
Kim landete unsanft auf dem Boden.
»Was war das denn?« Er sah sich ungläubig um.
Vor ihm stand ein Auto. Damit konnte er eine Runde drehen. Er war aber kein Autofahren gewöhnt und landete unter dem Sofa.
Das war ja blöd. Es ging nicht vor und nicht zurück.
Und Priscilla interessierte sich nicht für ihn. Sie war beschäftigt sich schön zu machen.
Da kann man mal sehen, dachte Kim, wie vergesslich Hexen sind.
Er schaute sich um. Es war sehr dunkel. Ahhhh, da leuchtete etwas. Ein Flummy in Neonfarben. Kim reckte sich so gut es ging, und erwischte den Flummy.
Mit aller Kraft schleuderte er ihn und traf Priscillas Beine. Das heißt, es war das linke Bein.
Priscilla schrie: »Aua!« Sie bückte sich und besah sich das Wurfgeschoss.
Und pfefferte es zurück unters Sofa. Kim duckte sich rechtzeitig und so traf der Flummy die Autohupe.