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Adam, wo bist du? Eva, was tust du?: Über die Befreiung aus Isolation und Abhängigkeit in Paarbeziehungen
Adam, wo bist du? Eva, was tust du?: Über die Befreiung aus Isolation und Abhängigkeit in Paarbeziehungen
Adam, wo bist du? Eva, was tust du?: Über die Befreiung aus Isolation und Abhängigkeit in Paarbeziehungen
eBook202 Seiten2 Stunden

Adam, wo bist du? Eva, was tust du?: Über die Befreiung aus Isolation und Abhängigkeit in Paarbeziehungen

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Über dieses E-Book

Macht es Sinn, dass wir zusammenbleiben? Viele Paare stellen sich irgendwann diese Frage. Sehnsucht nach Autonomie und das Bedürfnis nach Geborgenheit prallen früher oder später aufeinander.
Am Beispiel eines nach außen hin erfolgreichen, in der Beziehung aber am Abgrund stehenden Paares zeigt die Psychotherapeutin Susanne Pointner Wege aus dem selbstgezimmerten Gefängnis.
Mit vielen Beispielen aus Märchen und Mythen, Literatur und Film erklärt sie, wie Beziehungssucht und Bindungsangst überwunden werden können, wie sich erstarrte Muster auflösen lassen und wie der Weg frei wird für Lebendigkeit und Erfüllung.
Das kann zu einem Neuanfang in der Beziehung, aber auch zu einer würdigen Trennung führen. In jedem Fall bleibt das Kostbare erhalten.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. März 2016
ISBN9783701505876
Adam, wo bist du? Eva, was tust du?: Über die Befreiung aus Isolation und Abhängigkeit in Paarbeziehungen

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    Buchvorschau

    Adam, wo bist du? Eva, was tust du? - Susanne Pointner

    Vorwort

    Dieses Buch hat eine große Stärke: Es erzählt. Es erzählt in lebhafter Sprache, bilderreich und gebildet. Es erzählt aus unterschiedlichen Gesichtspunkten – aus der Sicht der Erlebenden und Betroffenen, aus der Sicht der Therapeutin, aus der Sicht der Theorie, aus der Sicht der Wissenschaft, aus der Sicht der Kunst, aus der Sicht des Märchens und des Mythos. Die Autorin verwebt dabei die unterschiedlichen Gesichtspunkte mit den verschiedenen Zeitperspektiven: Da ist die Rückblende in Vergangenes, Geschehenes, Reales, Mythisches, Erforschtes, Erfahrenes, Erlebtes, das plötzlich Gegenwart ist. Da ist das Aktuelle, Präsente, Problematische, Schmerzliche, Gewalttätige, Hoffnungsvolle, Liebe, Gefühlte, das nicht im Heute begrenzt bleibt. Und alles drängt in die Zukunft, will Wandel, Änderung, ist voller Sehnsucht und Hoffnung, dann auch Resignation unter der Last des Gegenwärtigen und Vergangenen. So wird die Zeit eins, Vergangenes wird Zukunft, Künftiges bestimmt die Gegenwart, und alles findet sich ein in der Paarsituation.

    Die Autorin lässt nichts aus. Sie beginnt wirklich bei Adam und Eva. Es ist der archetypische Rahmen, in welchem sie das Heutige begründet sieht. Sie bringt auch den Mythos zum Sprechen, gibt selbst poetische Beschreibungen, wo der Charme des Paarseins sich mit dem Aneinander-Leiden vereint. Dabei behält sie eine gute Mischung aus Nähe und Detailbeschreibung einerseits und distanzierendem Überblick andererseits. Beschreibungen – aus ihnen lebt das Buch. Sie zeigt auf, wie die Biografie mit der Gegenwart verknotet ist, entwickelt den Faden entlang der Fragen von Menschen, die in solchen Paarsituationen stehen, flicht Gedanken und Haltungen der Partner, aber auch der Therapeuten ein. Der Stil ist schmissig, unterhaltsam, anregend, die Diskussion unter Paaren stimulierend, zügig, pointillistisch, modern.

    Daneben sind die Analysen, die Erhellung der Hintergründe und Verstehenszusammenhänge die Kunst dieses Buches. Die Autorin geht leichten Fußes durch komplexe Themen und vielschichtige Inhalte – der Leser, die Leserin muss sich an keiner Stelle durch die schwere Kost mühsamer Theorie durcharbeiten. Es werden gesellschaftliche Verbindungen der psychischen Phänomene – uns den Spiegel vorhaltend – in manchmal leicht ironischem Ton eingebracht, was zudem einen Unterhaltungswert hat.

    In diesem Buch geht es um die Verknüpfung mit eigenen Situationen: zu sehen, wie man selbst behindert wird durch den anderen/die andere bzw. wie man sie/ihn behindert und woran das liegen könnte. Welche Rolle Liebe, Romantik und Wünsche, aber auch Verzeihen und Versöhnen haben, und wie sogar die Spiritualität zugegen ist. Es ist auch gut zu sehen, wie sich die Paarsituation bei homosexuellen Paaren vergleichbar gestaltet.

    Viele praktische Anleitungen und manche Tipps anhand des Zusammenlebens von Bert und Anna werden gegeben. Es ist angenehm, einem Paar so in der Nähe zusehen zu können, dabei um ihre Gedanken und Gefühle zu wissen – Bert und Anna begleiten die Leser und Leserinnen durch das Buch, bilden den roten Faden und werden mit der Zeit gute Bekannte. So gute Bekannte, dass man schließlich das Gefühl bekommt, Einsicht in oft undurchschaubare Paarkonflikte und Missverständnisse gewonnen zu haben, auch wenn es nicht für ein totales Verstehen reicht. Ist es vielleicht darum anregend für Gespräche in der eigenen Paarsituation?

    Wenn Sie sich in einer leicht bekömmlichen Weise, erlebnisnah und praxisbezogen mit dem Thema Beziehung und Partnerschaft auseinandersetzen wollen – für sich selbst, für Ihre Freunde, aber ebenso für die Klienten und Patienten –, dann nehmen Sie dieses Buch zur Hand, gehen Sie ruhig an den Strand oder legen sich aufs Bett, zur Not auch alleine, und lassen Sie sich davontragen.

    Eine große, interessierte Leserschaft wäre der Dank, der der Autorin für ihre gesammelte Erfahrung, für ihre Reflexionen, ihr Bemühen und ihren Humor zustünde.

    Alfried Längle

    Wien, im November 2015

    Paar-Tänze: Was Paare bindet und verbindet

    »Wir verlangen Beständigkeit, Haltbarkeit, Fortdauer, und die einzig mögliche Fortdauer des Lebens wie in der Liebe liegt im Wachstum, im täglichen Auf und Ab – und in der Freiheit; in der Freiheit im Sinne von Tänzern, die sich kaum berühren und doch Partner in der gleichen Bewegung sind.«

    ANNE MORROW LINDBERGH

    Paaren beim Tanzen zuzusehen, ob AnfängerInnen oder MeisterInnen, kann pure Freude vermitteln. Jedes Paar ist einzigartig in Ausdrucksform und Bewegungsablauf, hat eine unnachahmliche Würde und Ästhetik. Ob beim Wiener Walzer im Ballsaal oder beim Shaken in der Disco – Zuseher spüren, wie sie aufeinander bezogen sind, wie sie die Spannung halten und die Harmonie suchen. Und doch: TanzlehrerInnen wären prädestiniert als ZuweiserInnen für die paartherapeutische Praxis. Was bei Turnieren so leicht und beschwingt wirkt, ist Knochenarbeit. Der »freie Tanzstil« macht es für die Paare nicht leichter, im Gegenteil – haltlos und verloren versucht manch junger oder nicht mehr ganz junger Möchtegern-Gene-Kelly seinen Rhythmus zu finden, ohne die unauffällige Anweisung der Dame, die sich führen lässt. Mädchen lassen den mittlerweile angeblich zum Ritual gehörenden Zungenkuss über sich ergehen oder graben in Mutters Mottenkiste nach der Grace-Kelly-Variante des erotischen Ausweichmanövers. Wenn sie dann trotz Neonspots zueinander finden und, nach anfänglicher Taubheit in abendlichem Geplauder, später in nächtlicher Umarmung andere Rhythmen erkunden, beginnt der kurze oder lebenslange Weg zu ihrem ganz persönlichen Paartanz. Dabei tauchen Fragen auf, die TänzerInnen seit Beginn der Menschheitsgeschichte bewegen: Wie beginnen wir? Wer macht womit den Anfang? Wie nahe können wir uns kommen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren? Wie weit können wir uns voneinander entfernen, ohne dass der Spannungsbogen verloren geht? Wie sehr müssen wir uns im Auge behalten, und wie offen sollte die Aufmerksamkeit für die anderen TänzerInnen und die Umgebung sein? Wie finden wir den gemeinsamen Takt wieder, wenn jemand einen Fehltritt macht? Und wie beenden wir den Tanz?

    Nicht umsonst finden Paare, die einen Tanzkurs besuchen, außerhalb der Tanzschule und des Ballsaals wenig Möglichkeit zum Üben. Wer »Standardtänze« erlernen will, muss sich einlassen auf vorgegebene Schritte, um dann innerhalb dieses Rahmens mit dem Partner/der Partnerin die individuelle Note zu finden. Junge Menschen haben heute mehr Raum, aber auch mehr Notwendigkeit, das Vorgegebene zu hinterfragen. Es gibt viel Literatur zum Thema Paarbeziehung, nicht zuletzt deshalb, weil wir wählerisch geworden sind in der Akzeptanz von Vorbildern. Wir wollen unsere eigene Schrittfolge erfinden und sind oft erstaunlich kreativ im Auffinden neuer Lebensmodelle. Der Haken ist: Beim Paartanz gibt es eine zweite Person, die ebenso autonom und authentisch sein will. Das Abstimmen der solotänzerisch begabten Frauen und Männer stellt eine Herausforderung dar. Oft entstehen wunderbare Choreografien. Manchmal enden die beiden, zumindest vorübergehend, in den entgegengesetzten Ecken des Saales, den Blick auf die deformierten Schuhspitzen gerichtet. Hin und wieder ringen sie in der Mitte des Raumes, mehr Sumoringern als Flamencotänzern gleich, um die Führung. Meistens durchlaufen sie Phasen, in denen sie sich verlorengehen, solche, in denen sie sich ineinander verkeilen, und solche, in denen die Musik sie in harmonischem und lebendigem Fließen trägt. Von allen können wir lernen.

    Gesellschaftliche Veränderungen haben einen Wertewandel in Paarbeziehungen bewirkt. Die Betonung der Authentizität, der Dialogbereitschaft, der Abstimmung und Unterstützung der Partner in der persönlichen Entwicklung hat zentrale Bedeutung bei der Partnerwahl und in der Beziehung gewonnen. Wir erwarten nicht mehr in erster Linie Kooperation und wechselseitige Unterstützung auf wirtschaftlicher und sozialer Ebene. Die Ansprüche an den Partner/die Partnerin sind heute subtiler, mehrschichtiger, weniger soziokulturell fokussiert – aber nicht weniger hoch oder weniger bindend. Wir sehnen uns nach Verbindlichkeit aufgrund von innerer Entschiedenheit anstatt von Normen und Traditionen. Wir streben gemeinsame ganzheitliche Entwicklung auf emotionaler und geistiger Ebene an und suchen dabei nach möglichst individuellen Lebensformen. Wir sichern uns ab gegen physische oder finanzielle Risiken – und erwarten Experimentierfreude im Beziehungsfeld. Es reicht nicht, dass die Verbindung Notwendigkeiten abdeckt und rechtliche, materielle, gesellschaftliche Vorteile bringt – sie soll sinnstiftend, erfüllend, belebend sein.

    Diese Herausforderungen eröffnen Entwicklungsfelder und neue Räume für Begegnung in der Zweierbeziehung. Oft sind Paare jedoch überfordert, den hohen Idealen gerecht zu werden. Einerseits fehlen oft die Voraussetzungen, weil grundlegende Bedürfnisse, etwa nach Sicherheit und Nähe, nicht ausreichend gedeckt werden. Die psychische Stabilität ist nicht in dem Maße vorhanden, wie die Frischverliebten das von sich und dem/der anderen erwarten. Andererseits ist das Sinnstreben oft in unangemessener Weise auf die Partnerschaft fokussiert. Die Beziehung soll nicht einengen, aber auf allen Ebenen befriedigen.

    Der Abgrund zwischen Liebessehnsucht und alltäglicher Isolation ist der Nährboden für Vermeidungs- und Suchtsymptomatik in der Beziehung. Es steht nicht die Psychopathologie der so genannten Beziehungssucht im Fokus dieses Buches, obwohl wir Elemente davon analysieren werden, sondern die latente Tendenz zur Verstrickung, die Paarbeziehungen generell innewohnt. Es geht um die Spannung zwischen Autonomie und Verbunden-Sein, um die subjektiv erlebte Einschränkung von Willensfreiheit und um Verantwortlichkeit. Wir betrachten die Sehnsucht nach Hingabe sowie das Bedürfnis, andere zu benutzen, um eigene Defizite auszugleichen, und die Bereitschaft, sich benutzen zu lassen. Der tägliche Kleinkrieg, hinter dem oft ein tiefer Schmerz liegt, ist unter die Lupe zu nehmen, und die Schritte, die Paare auf dem Weg zu einer reifen Beziehung erarbeitet haben, sind modellhaft zu analysieren.

    Die seelischen Konflikte von Kindern, deren Eltern emotional verstrickt sind, sei es nun im Zusammenleben oder nach der Trennung, sind in der kinder- und jugendtherapeutischen Praxis Alltag. In dem Film »Alles wird gut« von Patrick Vollrath holt ein Wochenendvater seine achtjährige Tochter Lea ab, die Eltern wechseln kein Wort. Vater und Tochter gehen in den Prater, Spielzeug einkaufen, haben Spaß; doch der Vater wirkt angespannt und unter Zeitdruck. Nach und nach passieren seltsame Dinge. Spätestens am Schalter im Flughafen Schwechat ist Lea die Sache nicht mehr geheuer – das Drama spitzt sich zu.

    Für die Geschichte wurde gut recherchiert – leider gibt es dafür ausreichend Material. Die Kinder und auch die Paare leiden und suchen nach Auswegen. Vielen gelingt das Beendigen des Stellungskriegs, und manche erheben sich wie Phönix aus der Asche und gestalten kreative und lebensfreundliche Modelle von Paarbeziehungen, Familien oder Patchworkfamilien. Diese Pioniere zu begleiten ist eine herausfordernde und erfüllende Aufgabe und ermöglicht Einblick in die manchmal verzweifelte Suche von Paaren nach guten, liebevollen und authentischen Lebensvollzügen.

    Als eines dieser Paare lernen wir Anna und Bert kennen. Sie sind ein erfolgreiches Paar, beliebt, und aus Sicht ihrer Bekannten so glücklich verheiratet, wie man es nach 14 Jahren Ehe eben sein kann. Was sich hinter der Fassade abspielt, wissen ihr Sohn, ein paar enge Freunde und Familienmitglieder – und eine Paartherapeutin.

    Ein anderes Paar, das wir zu dem Thema später ins Bild holen, sind Adam und Eva. In einer sehr freien Interpretation der biblischen Erzählung werden männliche und weibliche Grundmuster umrissen, stellvertretend für grundmenschliche Verhaltensweisen in Zweierbeziehungen. Wenn von männlichen und weiblichen mythologischen Figuren, Archetypen, Rollen und Grundmustern die Rede sein wird, ist jedoch hinzuzufügen, dass Männer und Frauen »weibliche« und »männliche« Erlebens- und Verhaltensweisen in sich tragen. Die geschlechtsspezifische Zuschreibung, sei sie nun mehr biologisch oder mehr soziologisch bestimmt, wird heute berechtigterweise hinterfragt. In der therapeutischen und beraterischen Praxis begegnen uns unbewusst übernommene Vorstellungen von »Mann« und »Frau« in durchaus noch sehr traditionellen Mustern und Stereotypen. In der Betrachtung des Ist-Zustands muss daher auf diese oft unreflektierten Modelle und Vorstellungen eingegangen werden.

    Bestimmte Pole und Verhaltensmuster finden sich tendenziell eher bei Männern bzw. bei Frauen, diese Aufteilung ist aber kontextabhängig und durchaus veränderbar. In diesem Buch erfolgt der Einfachheit halber die sprachliche Bezugnahme generell auf heterosexuelle Paare. Es zeigt sich in der Arbeit mit homosexuellen Paaren, dass sich hier ganz ähnliche Muster abbilden wie bei heterosexuellen Paaren. Sie bringen zwar manchmal spezifische Themenbereiche mit, generell sind sie aber mit den gleichen Freuden und Leiden konfrontiert wie heterosexuelle Paare.

    Ein erfolgreiches Paar

    »Nun wisst ihr ja, wie es ist mit der Erwartung; begierig und leichtsinnig baut sie ein Bild auf.

    Dann aber rechnet sie schonungslos ab über das

    Gute, welches sie ganz ohne Grund gab«.

    ALESSANDRO MANZONI, »Die Verlobten«

    Anna, Bert und die Paartherapeutin sitzen im Dreieck um den Couchtisch und unterhalten sich, oberflächlich betrachtet, ruhig und höflich miteinander. Die Fliege an der Wand sucht allerdings schnell durch das Fenster das Weite – denn die Atmosphäre im Raum erinnert an einen Vulkan in der Eiszeit.

    Anna ist mit ihren 42 Jahren eigentlich eine hübsche Frau. Ihr dunkles Haar, die klaren, scharfsinnigen Züge, der interessierte Blick ihrer großen, braunen Augen, ihr sinnlicher Körper mit seinen verhalten anmutigen Bewegungen sind unaufdringlich anziehend. Die langjährige, anspruchsvolle Tätigkeit im Reisebüro für nachhaltige Reiseformen hat ihre Gewandtheit in Sprache und Umgangsformen geschliffen und ihren Horizont erweitert. Doch ihr Charme scheint fast erstickt unter einer Decke von Erschöpfung, Resignation und Kälte. Lebendigkeit zeigt sie nur kurz in einem Aufblitzen von Wut und Schmerz. Sie fühlt sich offensichtlich nicht wohl in ihrer Haut und in ihrem Leben. Ihr Hosenanzug lässt sie elegant, aber steif erscheinen, als trüge sie ihn für eine Kostümprobe in dem Stück »The show must go on«.

    Bert, ihr zwei Jahre älterer Ehemann, achtet wenig auf sein Outfit – oder gibt sich betont salopp. Die Jeans sind ausgebeult, das T-Shirt ist vom Waschen ausgebleicht. Sein großer, sportlich-schlaksiger Körper versucht sich mit der Form des knappen Dialog-Sessels im Therapieraum zu arrangieren. Als Mediziner und in seiner Identität als Führungskraft im Non-Profit-Bereich dürfte er sich mehr mit seiner Klientel als mit dem Management identifizieren. Seine Schultern scheinen Zentnerlasten zu tragen, doch er versucht, aufgerichtet und zugewandt zu bleiben. Seine feinen,

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