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Rätsel um das Spukhotel
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eBook224 Seiten2 Stunden

Rätsel um das Spukhotel

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Über dieses E-Book

Wandelt der verstorbene Professor Frankenthal als Gespenst in seinem letzten Wohnsitz, dem ehemaligen Schlosshotel Seerose, umher? Als die 'Waghalsigen Drei', Leo, Liska und Lukas, von einem Gewitter überrascht werden, beschließen sie, in der verlassenen Villa Unterschlupf zu suchen. Was sie dabei erleben, grenzt ans Unfassbare: Ein schauerlicher Spuk spielt sich vor ihren Augen ab. Wer sind die Männer, die in der Villa nachts ihr Unwesen treiben, und was hat es mit den Bildern auf sich, die der Professor wenige Jahre vor seinem Tod gemalt hat? Verbirgt sich sogar ein Schatz im alten Schlosshotel? Es gilt, schnell zu sein, denn die 'Waghalsigen Drei' sind nicht die Einzigen, die das Geheimnis der alten Villa lösen wollen.
SpracheDeutsch
HerausgeberEmons Verlag
Erscheinungsdatum29. Feb. 2016
ISBN9783863586911
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    Buchvorschau

    Rätsel um das Spukhotel - Thomas Göhmann

    Thomas Göhmann, 1974 in Hannover geboren, ist Gymnasiallehrer und unterrichtet die Fächer Deutsch und Geschichte. Vor seiner Tätigkeit als Krimiautor war er in seiner Freizeit als Schulbuchautor tätig. Da das Allgäu seit seiner Kindheit zu seiner zweiten Heimat geworden ist, spielt sein Krimi konsequenterweise im »Königswinkel« um Füssen, rund um das Schloss Neuschwanstein.

    Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind nicht gewollt und rein zufällig.

    © 2014 Hermann-Josef Emons Verlag

    Alle Rechte vorbehalten

    Umschlagzeichnung: Heribert Stragholz

    Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch, Berlin

    eBook-Erstellung: CPI books GmbH, Leck

    ISBN 978-3-86358-691-1

    Krimi für Kinder

    Originalausgabe

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    Personenbeschreibung der »Waghalsigen Drei«

    Leo

    Leo, der mit vollem Namen Leonhard Ringlstetter heißt, ist unbestritten ein Genie und der Chef der »Waghalsigen Drei«. Jeden Tag schmökert er stundenlang in der riesigen Bibliothek seines Vaters. Zur Freude seiner Lehrer und zum Leidwesen seiner übrigen Mitmenschen behält er auch noch die meisten Informationen, die er täglich in sich »aufsaugt«. Ein besonderes Faible hat er für alles, was mit Verbrechen zu tun hat. Und für Essen, weshalb er zu seinem Leidwesen mit leichtem Übergewicht zu kämpfen hat. Wenn er nicht gerade selbst ermittelt, liest er für sein Leben gern Kriminalgeschichten. Seine größte Schwäche ist der Umgang mit Mädchen, die er für unglaublich nervig und überflüssig hält – mit Ausnahme von Liska.

    Lukas

    Lukas Seifert ist nicht nur der beste Sportler der »Waghalsigen Drei«, sondern auch ein ausgesprochener »Sunnyboy« und der heimliche Schwarm aller Mädchen. Häufig folgt er einer spontanen Eingebung, ohne großartig nachzudenken, was ihn schon oft genug in gefährliche Situationen gebracht hat. Doch für gewagte Aktionen und Verfolgungen ist er ohnehin stets zu haben. Das Kombinieren und Entschlüsseln überlässt er im Normalfall jedoch lieber seinen beiden Detektivkollegen.

    Liska

    Liska Suckmayer geht wie Leo und Lukas in die Klasse 7 a des Gymnasiums Hohenschwangau und ist die pfiffigste Schülerin des Jahrgangs. Weil sie genau weiß, was sie will, fällt es ihr auch nicht schwer, sich gegen ihre beiden männlichen Detektivkollegen zu behaupten. Ihr Temperament und ihre Intelligenz geben auch bei den Ermittlungen der »Waghalsigen Drei« oft die Richtung vor. Mit ihrem Charme und ihrer Cleverness erreicht sie fast immer das, was sie sich vorgenommen hat. Dass Liska außerdem auch Taktgefühl besitzt, merkt man vor allem dann, wenn Leo sich zu wenig beachtet fühlt. In diesen Situationen wird sie nicht müde zu betonen, dass selbstverständlich er der große Anführer der »Waghalsigen Drei« ist und alles auf sein Kommando hört.

    Klatschnass

    Mit verkniffenem Gesicht trat Leo in die Pedale. »Los jetzt! Tempo, sonst werden wir nass«, rief er seinen Freunden mit einem gewagten Blick über die rechte Schulter zu. Sein Rad kam dabei auf der unebenen Straße bedenklich ins Schlingern.

    »Mach die Augen auf und guck nach vorne, sonst landest du in der Böschung«, erwiderte Lukas schnaufend. »Und hör auf, uns anzutreiben. Wir fahren doch schon so schnell wir können!« Ihm war unerklärlich, wie sein beleibter Klassenkamerad ein solches Tempo an den Tag legen konnte, zumal Leo im Sportunterricht gerade knapp an einer Fünf vorbeigeschrammt war.

    »Ich möchte jetzt keine Diskussion um meine Figur beginnen«, ereiferte Leo sich, »aber wenn hier jemand alles gibt, dann doch wohl ich. Im Vergleich zu mir seid ihr schließlich tausendmal sportlicher.«

    Liska, die hinter den beiden Streithähnen fuhr, wusste, dass es sinnlos war, sich mit Leo auf lange Debatten einzulassen. Deshalb schwieg sie lieber und richtete ihren Blick stattdessen gebannt auf die Straße, die nun in einen holprigen, von Wiesen umgebenen Feldweg mündete. Nur kein Schlagloch erwischen, dachte sie, denn dass sie bei diesem Tempo über den Lenker flog und eine Bruchlandung hinlegte, war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte.

    Vor vier Tagen hatten endlich die Sommerferien begonnen – und wie! Das Wetter musste mitbekommen haben, dass Ferienanfang war, denn seit Beginn der schulfreien Zeit hatte sich eine wahre Hitzewelle über der Region ausgebreitet. Also waren die drei Freunde jeden Tag zum Baden an den Alatsee gefahren. Dort trafen sie sich mit den anderen Schülern aus ihrer Klasse, die nicht oder noch nicht in Urlaub gefahren waren. Den größten Spaß bereitete ihnen dabei eine abenteuerliche Konstruktion: An einen großen Baum, dessen Äste über das Wasser ragten, hatten sie ein dickes Seil geknotet. Daran konnte man meterweit hin- und herschwingen, um dann im richtigen Augenblick mit lautem Gebrüll ins kühle, türkisblaue Nass zu springen.

    Mindestens ebenso lustig waren die Reaktionen der erwachsenen Badegäste, die den Kindern meistens mit sorgenvoller Miene, manchmal aber auch mit stiller Bewunderung zusahen. Letzte Woche erst hatte Liska eine ältere Dame aus Norddeutschland fast in den Wahnsinn getrieben, als sie besonders lange unter Wasser geblieben war und anschließend lauthals von sich gegeben hatte, sie sei bis zum Teufelsfelsen hinuntergetaucht. Ob das nicht alles sehr gefährlich sei, hatte die Dame wissen wollen und war von einem Klassenkameraden mit einem lässigen »Is’ scho’ recht so! Des passt scho’!« abgefertigt worden. Die anderen Kinder, die natürlich wussten, dass es im Alatsee gar keinen Teufelsfelsen gibt, hatten sich vor Lachen kaum noch halten können.

    Mit so viel Spaß vergingen die Stunden wie im Flug. Deshalb hatten sie heute auch viel zu spät bemerkt, dass das Wetter plötzlich umgeschlagen war.

    Von der schönen Nachmittagssonne und der Allgäuer Bergwelt, die normalerweise eine famose Ansicht bot, war mittlerweile nichts mehr zu sehen. Hohe, dunkle Wolken hatten sich in bizarren Formen vor den Bergen aufgetürmt. Eine bedrohlich wirkende Unwetterkulisse. Stellenweise regnete es bereits. In der Ferne ertönte ein leises Grummeln, und ein leichter Wind bewegte die Gräser auf den Weideflächen unruhig hin und her.

    »Wollen wir die Abkürzung durch den Wald nehmen?«, fragte Lukas zwischen zwei Schnaufern. »Wir würden mindestens zehn Minuten Fahrzeit sparen.«

    »Eine gute Idee!«, stimmte Liska zu. »Ich bin dafür. Was ist mit dir, Leo?«

    Sie hielten an der kleinen Kreuzung an, von der aus es in den Wald ging. Leo sah mit skeptischer Miene zum Himmel hinauf.

    »Hm, ich halte das für ein gewagtes Manöver«, überlegte er laut, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Wenn uns das Gewitter im Wald überrascht, wird es unangenehm für uns. Auf der Straße nach Schwangau gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich sicher unterzustellen.«

    »Du immer mit deinem Sicherheitsdenken!«, widersprach Liska energisch. »Du hörst dich schon an wie dein eigener Großvater. Lasst uns nicht mehr lange diskutieren und einfach weiterfahren«, schlug sie kurz entschlossen vor. »Es geht fast die ganze Zeit abwärts. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es noch, bevor das Unwetter richtig losgeht.«

    »Also gut«, stimmte Leo schließlich zu, und die drei schwangen sich wieder auf ihre Räder.

    Der Schotterweg führte zunächst an einem kleinen Bach entlang. Regen hatte eingesetzt und wurde langsam stärker.

    »Wenn es noch dunkler wird, müssen wir die Beleuchtung an den Fahrrädern anmachen, damit wir überhaupt noch etwas sehen«, meckerte Lukas. Unter lautem Stöhnen fuhr er durch eine Pfütze, die er zu spät gesehen hatte. Eine riesige Schlammfontäne spritzte nach links und rechts und schoss unter dem Schutzblech seines Hinterreifens hervor.

    »Pass doch auf, du Ferkel!«, beschwerte sich Liska hinter ihm. »Um ein Haar hätte ich alles abbekommen. Eure Manieren könnten allmählich wirklich besser werden. Mädchen gegenüber benehmt ihr euch immer noch wie Elefanten im Porzellanladen.«

    Lukas brummelte leise so etwas wie »Entschuldigung!«, fuhr aber ungerührt weiter. Sie erreichten den Wald, wo es so dunkel war, dass sie tatsächlich die Fahrradlampen anschalten mussten.

    Nach einer Weile Fahrt durch das unebene Gelände, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam, überquerten sie eine kleine Lichtung. Jetzt, da ihnen der Wald keinen Schutz mehr bot, bemerkten sie erst, wie dicht der Regen geworden war. Außerdem blies ihnen ein kräftiger Wind frontal ins Gesicht. Sie fröstelten.

    Einige Abzweigungen später gelangten sie auf einen kiesbestreuten Weg, der am Ufer des Alpsees entlangführte. Im matten Licht konnte man erkennen, wie die Wasseroberfläche von Sturm und Regen aufgepeitscht wurde und den See mit weißen Schaumkronen übersäte.

    Liska schauderte. Man kann gar nicht mehr erkennen, was See und was Land ist, dachte sie unbehaglich.

    Urplötzlich erhellte ein grelles Licht die Umgebung. Eine Sekunde später ertönte spitz und laut krachend der erste Donner.

    Liska entfuhr unwillkürlich ein Schrei. Auch in den Gesichtern von Leo und Lukas spiegelte sich die blanke Panik wider. Das Gewitter war genau über ihnen.

    »Absteigen!«, rief Leo, der vorangefahren war, zu seinen Freunden nach hinten. Er bremste mit voller Wucht und schwang sich vom Rad.

    Völlig überrascht stiegen Liska und Lukas in die Bremsen. Schlitternd kamen sie auf dem matschigen Boden zum Stehen.

    »Puh, das hätte beinahe gescheppert«, schimpfte Liska.

    »Kannst du nicht mal früher ankündigen, wenn du bremst?«

    »Wir müssen unbedingt weg vom See«, erwiderte Leo, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Und wir sollten sehen, dass wir die Fahrräder loswerden. So sind wir für den Blitz ein gefundenes Fressen.«

    Als ob das Wetter seine Worte bestätigen wollte, folgten im nächsten Augenblick Blitz und Donner unmittelbar aufeinander. Eilig ketteten sie ihre Räder an einen Baum.

    »Wir müssen irgendwohin, wo die Bäume niedriger sind«, sagte Lukas unruhig. »Erst letzte Woche ist auf dem Campingplatz bei Buching jemand vom Blitz getroffen worden. Der soll anschließend schlimmer als ein Brathähnchen ausgesehen haben und muss noch mindestens drei Monate im Krankenhaus bleiben. Hat mir meine Mutter erzählt.«

    »Kannst du jetzt mal mit den Schauergeschichten aufhören?«, fauchte Liska entnervt. »Dahinten am Waldrand ist ein Streifen niedriges Gebüsch! Vielleicht finden wir darunter Schutz.«

    Hektisch und wortlos strauchelten die drei durch das Unterholz, während über ihnen die Blitze zuckten und der Regen wie aus Kübeln geschüttet vom Himmel herunterströmte. Einige hundert Meter weiter lichtete sich der Baumbestand schließlich, und die Büsche, die Liska gemeint hatte, waren nun deutlich zu sehen. Dahinter zeichnete sich ein grauer Schatten im dichten Regen ab.

    »Was ist das?«, fragte Liska verdutzt. »Ein Haus? In dieser einsamen Gegend?«

    Lukas schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ich weiß! Das ist das alte Schlosshotel Seerose! Besser gesagt, die Rückseite davon. Von vorne hätte ich es bestimmt sofort erkannt.«

    »Sehr schön!«, grinste Leo zufrieden. »Dort finden wir sicherlich Unterschlupf!«

    »Hurra, endlich eine gute Nachricht«, freute sich Liska. »An einer Heizung sitzen und einen heißen Kakao schlürfen, das ist genau das, was ich jetzt brauche.« Begeistert tänzelte sie hin und her. »Hoffentlich lassen sie uns so durchnässt überhaupt hinein. Aber sicher – sie werden bestimmt Mitleid mit uns haben«, redete sie ohne Unterlass weiter.

    Leo und Lukas wechselten einen irritierten Blick.

    »Liska«, unterbrach sie Leo mit einem leicht gereizten Unterton.

    »Was ist denn nun schon wieder?«

    »Das Hotel steht schon seit mindestens zehn Jahren leer. Das sollte man eigentlich wissen, wenn man hier in der Gegend wohnt.«

    »Oh«, seufzte sie bestürzt.

    Wieder blitzte und donnerte es.

    »Wir gehen trotzdem rüber«, meinte Lukas. »Bestimmt gibt es einen Fahrradschuppen oder einen anderen Unterschlupf, der uns Schutz bietet.«

    »Guter Plan!«, nickte Leo zufrieden.

    Im Gänsemarsch liefen sie zu einigen Ginsterbüschen, die sich in unmittelbarer Nähe des Hotels befanden. Pitschnass spähten sie durch das Geäst zu dem alten Haus hinüber.

    »Einen vernünftigen Unterstand scheint es nirgendwo zu geben«, sagte Lukas mit einem bedauernden Gesichtsausdruck.

    »Ich glaube, ich habe eine Idee«, frohlockte Liska. »Seht ihr das Kellerfenster dort? Links vom Hintereingang?« Aufgeregt zeigte sie in die Richtung.

    Leo sah mit zusammengekniffenen Augen zu dem Fenster hinüber und pfiff leise durch die Zähne. »Es sieht so aus, als wäre es nicht richtig verschlossen«, sagte er. »Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Allerdings würden wir dann Hausfriedensbruch begehen.«

    »Immer noch besser als bei dieser Sintflut hilflos im Gebüsch zu sitzen«, wetterte Lukas. »Das ist Notwehr. Also los!«

    Noch bevor seine Freunde etwas erwidern konnten, rannte er durch den Regen hinüber zu dem verlassenen Hotel. Er übersprang die vielen Pfützen und einen kleinen Stacheldrahtzaun, der das Anwesen umgab, mit spielerischer Leichtigkeit und erreichte den Parkplatz hinter dem Hotel viel eher als seine beiden Klassenkameraden. Gespannt näherte er sich dem Kellerfenster. Und tatsächlich: Der rechte Fensterflügel war einen kleinen Spaltbeit geöffnet. Neugierig schwang er ihn auf, entriegelte den zweiten Flügel und steckte seinen Kopf durch das Fenster. Der Kellerraum hatte früher vermutlich einmal zu den Versorgungsräumen des Hotels gehört. An den Wänden befanden sich leere Weinregale und in den Ecken standen Holzkisten mit einer verschnörkelten französischen Aufschrift, wahrscheinlich Weinkisten aus Frankreich.

    Lukas hörte schnelle Schritte hinter sich. Liska und Leo kamen über den Hof gerannt.

    »Das Fenster ist wirklich offen?«, keuchte Liska erschöpft. »Ein Glück, dann können wir uns endlich unterstellen. Ich bin völlig durchnässt.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar und streifte einige Strähnen zurück, die vor lauter Nässe in ihrem Gesicht klebten.

    »Meint ihr wirklich, dass wir das tun sollten?«, fragte Leo unsicher.

    »Wenn uns jemand erwischt, kann das ziemlichen Ärger geben. Auf Hausfriedensbruch steht sogar Gefängnis. Das steht im Strafgesetzbuch Paragraf 123.« Leo konnte bereits seit der Grundschule alle Gesetzestexte auswendig herunterbeten. Sein Vater war Rechtsanwalt.

    Noch immer strömte der Regen in Sturzbächen auf sie hernieder, und auch Blitz und Donner hielten unvermindert an.

    »Du kannst ja hier draußen stehen bleiben, und ich gehe mit Lukas ins Haus«, schlug Liska vor und trat entschlossen näher an das Kellerfenster. »Ist es tief?«, erkundigte sie sich.

    »Keine zwei Meter«, erwiderte Lukas, der noch immer davor hockte.

    »Okay, dann mach mal Platz da!« Liska schubste ihn unsanft zur Seite – offenbar hatte sie von dem Wetter wirklich genug. Mit einem gewagten Satz sprang sie hinunter und landete sicher auf dem steinernen Fußboden. »Ist ganz einfach! Kommt hinterher!«, rief sie.

    Lukas nickte Leo entschlossen zu, während er sich zum Sprung bereitmachte. Wieder zuckte ein Blitz vom Himmel. Leo war einen Augenblick lang so geblendet, dass er nur noch Sternchen sah. Seine Bedenken waren mit einem Schlag wie weggewischt. Er war nun selbst hundertprozentig davon überzeugt, dass sie sich in einer absoluten Notlage befanden, die das Eindringen in ein fremdes Gebäude erlaubte.

    Keine zehn Sekunden später standen alle im Keller – triefend vor Nässe.

    Eine unheimliche Begegnung

    »Was für ein Sauwetter«, fluchte Leo, während er sich wie ein nasser Hund schüttelte. »So viel Wasser wie heute ist doch bestimmt das ganze Jahr zusammen noch nicht heruntergekommen.«

    Auch Lukas und Liska versuchten, die Nässe aus ihren Klamotten zu schütteln, sodass sich auf dem grauen Kellerfußboden bald eine riesige Pfütze gebildet hatte.

    »Ganz schön ungemütlich hier«, stellte Liska nach einer Weile fest. »Warum alte Kellerräume aber auch immer so muffig riechen müssen!« Sie rümpfte angewidert die Nase.

    »Sei froh, dass du nicht mehr draußen im Gewitter stehen musst«, antwortete Lukas. Umständlich versuchte er, seine Surferfrisur zu retten, indem er die Haare hinter die Ohren klemmte.

    »Wie wäre es, wenn wir uns hier mal ein bisschen umsehen?«, fragte Liska. Sie wies auf eine hölzerne Treppe in der Ecke des Raumes und machte sich schnurstracks daran, den Ausgang aus dem kleinen Lagerraum zu erkunden.

    »Achtung!«, rief ihr Leo zu. »Die eine Treppenstufe

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