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Ein Koffer voller Märchen: Märchen zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren
Ein Koffer voller Märchen: Märchen zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren
Ein Koffer voller Märchen: Märchen zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren
eBook215 Seiten1 Stunde

Ein Koffer voller Märchen: Märchen zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren

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Über dieses E-Book

Diese Märchensammlung, ausgewählt aus dem riesigen Schatz der Märchen aus aller Welt, richtet sich an alle Märchenliebhaber, aber besonders an Menschen, die Volksmärchen gerne an Kinder weitergeben möchten, sei es durch Vorlesen oder Erzählen, beruflich oder privat.

Die Auswahl zeigt die Vielfalt der Märchenwelt und ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren bis weit hinein ins Grundschulalter.

Sabine Lutkat hat die Märchensammlung in Themen gegliedert und beginnt mit den Kettenmärchen (z.B. Vom dicken fetten Pfannekuchen) für die Kleinsten, dann folgen die Kapitel "Erste Abenteuer", "Wenn das scheinbar Kleine sich durchsetzt - vom Fressen und Gefressen-Werden", "Sich auf den Weg machen", "Wir sind alle Königskinder" und "Zum Staunen, Lachen, Gruseln, Träumen".

Die Reihenfolge der Kapitel folgt der Entwicklung von Kindern, verzichtet aber bewusst auf eine Festlegung der Altersangabe. Welches Märchen zum Erzählen oder Vorlesen ausgewählt wird, ist situationsbedingt und von der Reife nicht dem Alter des Kindes oder der Gruppe abhängig.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum23. Nov. 2015
ISBN9783868263268
Ein Koffer voller Märchen: Märchen zum Erzählen und Vorlesen für Kinder ab 4 Jahren

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    Buchvorschau

    Ein Koffer voller Märchen - Königsfurt-Urania Verlag GmbH

    Lutkat

    Einleitung

    MÄRCHEN ALLGEMEIN

    Märchen sind eine besondere Art von Geschichten. Allein schon das Wort »Märchen« weckt in uns Erwartungen nach Wunderbarem und Nicht-Realem. Das ist zwar richtig, dennoch ist nicht automatisch jede Geschichte, in der irgendetwas Nicht-Reales geschieht, ein Märchen. »Harry Potter« beispielsweise gehört ins Genre der Fantasy und die Geschichten von Struwwelpeter & Co. sind keine Märchen, sondern Kinderliteratur mit moralisch-belehrender Absicht. Was also sind Märchen oder genauer gesagt Volksmärchen, um die es in diesem Buch geht?

    »Märchen« – das Wort ist also ein Sammelbegriff für wunderbare Geschichten aller Art, in denen tatsächlich auch Nicht-Reales geschieht. Dabei unterscheiden die Germanisten Volksmärchen von Kunstmärchen. Bei Kunstmärchen kennen wir in der Regel den Autor, sie wurden von einer Person erdacht, so wie die Märchen von Hans Christian Andersen. Bei den Volksmärchen ist das anders: Sie wurden mündlich überliefert, wurden immer wieder erzählt. Wir wissen nicht, wann sie entstanden sind, wir wissen lediglich, wann sie niedergeschrieben worden sind, zum Beispiel von den Brüdern Grimm.

    Das Wort »Märchen« stammt vom mittelhochdeutschen Wort »maere« ab, was so viel wie »Kunde« oder »Botschaft« bedeutet. Ein Mär-chen, die Verkleinerungsform von Mär, ist also eine kleine Kunde, eine kleine Botschaft, und vor allem die Volksmärchen sind kleine Botschaften, die so bedeutungsvoll sind, dass sie über Generationen hinweg weitererzählt wurden.

    Volksmärchen sind keine realen Geschichten, das liegt auf der Hand. Dennoch sind sie wahr. Sie erzählen vom Leben und von Lebenserfahrungen, die sich nicht anders als in Bildern ausdrücken lassen. Volksmärchen erzählen von grundlegenden menschlichen Erfahrungen wie Liebe und Freundschaft, Hass und Eifersucht, Tod und Glück und von der Sehnsucht. Mit ihrem guten Ende erzählen sie oft davon, dass das Leben trotz aller Widrigkeiten und Gefahren gelingen kann.

    Märchensprache ist Bildersprache, Symbolsprache. Die Volksmärchen wirken aufgrund ihrer Bilder. Genauso sind die in den Volksmärchen vorkommenden Gestalten keine menschlichen Individuen, sondern Typen, Figuren.

    Um deutlich zu machen, wie sehr wir uns heute noch im Alltag dieser Bildersprache bedienen, hier ein paar Beispiele: Wir haben Schmetterlinge im Bauch oder schweben auf einer rosaroten Wolke; wir kochen vor Wut und manchmal dreht sich uns der Magen um. Wir greifen vor allem dann zur Bildersprache, wenn es sich um Gefühle handelt, um ganz wesentliche Dinge, die sich gar nicht anders ausdrücken lassen und bei denen unsere logisch-abstrakte Sprache versagt. Diese Bildersprache ist in der Regel emotional besetzt, sie lässt nicht gleichgültig, sie bewegt innerlich, sie regt an − uns und unsere Phantasie, sie fordert zur Auseinandersetzung auf.

    Die Volksmärchen kennen drei große Bilder vom gelungenen Leben: den Reichtum, das Königtum und die Hochzeit. Im übertragenen Sinne steht der Reichtum für ein bereichertes Leben, ein Leben voll inneren Reichtums, Seelenreichtum, wenn man so will. Das Königtum hat wenig mit den tatsächlich historischen Königen zu tun, es bedeutet vielmehr, König oder Königin über das eigene Leben zu sein, nicht über andere herrschen zu müssen, sondern sich selbst »beherrschen« zu können. Und die Hochzeit, die Hoch-Zeit, symbolisiert die Verbindung von Gegensätzen wie männlich und weiblich, Tag und Nacht, Tod und Leben, hell und dunkel.

    Einige der typischen Kindermärchen weichen von diesen in vielen Volksmärchen sonst üblichen Endszenarien ab: Hier kehren die Kinder nach bestandenen Abenteuern ins Elternhaus zurück. Aber auch das ist nur folgerichtig. Kinder pendeln in ihrer Entwicklung hin und her zwischen dem Wunsch, selbständig zu sein, neue Entdeckungen zu machen, sich auf den Weg zu machen auf der einen Seite, und auf der anderen Seite der Sehnsucht nach der Rückkehr zur sicheren Basis, zur sicheren Bezugsperson, wie die Bindungstheorie es nennt, dorthin eben, wo man geborgen und nicht bedroht ist, wo man sich fallen lassen und erholen kann, bevor der nächste Aufbruch in die weite Welt und das Bestehen des nächsten Abenteuers beginnt.

    Noch ein Wort zur bereits erwähnten Wahrheit der Volksmärchen: Nur etwas, was den Menschen angeht, was ihn bewegt und was mit ihm zu tun hat, wird über Generationen hinweg tradiert. Hätten die Menschen nicht zu allen Zeiten und in allen Kulturen das Gefühl gehabt, dass diese Volksmärchen Geschichten sind, die etwas mit ihnen und ihren Erfahrungen zu tun haben, wären sie nicht weitergegeben worden. Die Märchen erzählen davon, wie wichtig es ist, sich auf den Weg zu machen in die weite Welt, das Leben in die Hand zu nehmen, trotz aller Gefahren und Widrigkeiten, die das Leben für einen bereit hält. Denn eines sind Volksmärchen sicher nicht: rosarote Heile-Welt-Geschichten. Zu deutlich erzählen sie von Gefahren, die uns zerstören können, die das Leben gefährden, von Prüfungen und Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. Aber die Märchen wissen auch, dass, wenn man sich auf den Weg macht und sich den Gefahren und Aufgaben stellt, einem wunderbare Hilfe zuteilwerden und das Leben dann gelingen kann.

    BEDEUTUNG VON MÄRCHEN FÜR KINDER

    Kinder gelten vielen Erwachsenen als das Märchenpublikum schlechthin. Dabei ist diese uns so selbstverständlich erscheinende Einordnung von Volksmärchen als Kinderliteratur ein eher junges Phänomen, ursprünglich wurden Märchen von Erwachsenen für Erwachsene erzählt. Zur Kinderliteratur wurden Märchen grob gesagt mit dem Aufschreiben und der Erscheinung der »Kinder- und Hausmärchen« der Brüder Grimm. Dieser Vorgang war an spezifische gesellschaftliche und historische Veränderungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebunden, im Zuge dessen sich unser heutiges Familien- und Kindheitsbild herauszubilden begann. Innerhalb dieses Prozesses wurde das Volksmärchen als Erziehungsmittel entdeckt und seitdem für die unterschiedlichsten pädagogischen Ziele instrumentalisiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Märchen überhaupt »kind-gerecht« sind, und wenn ja, was an ihnen sie für Kinder so geeignet und bedeutsam macht.

    Da Volksmärchen, wie oben beschrieben, grundsätzliche menschliche Lebenserfahrungen aufgreifen, greifen sie auch die der Kinder auf. Kinder können sich ebenso wie Erwachsene im Volksmärchen wiederfinden. Doch die Bedeutung von Märchen für Kinder geht noch weiter, und zwar sowohl auf der formalen und wie auf der inhaltlichen Ebene.

    Formale Aspekte

    Auf der formalen Ebene besteht eine auffällige Wesensverwandtschaft zwischen den Denkstrukturen und dem Weltbild des Kindes auf der einen und der Struktur der Volksmärchen auf der anderen Seite. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist das magische Denken. Im Märchen ist alles möglich, alles kann wahr werden und überall sind geheimnisvolle Kräfte am Werk. Alles ist mit allem magisch verbunden, Verwünschungen treten ein, Zaubersprüche helfen oder schaden, Gegenstände wie Spiegel, Nadeln oder Tierhaare können zauberische Eigenschaften haben. Dieses magische Weltbild hat seine Entsprechung in kindlichen Denkstrukturen. Kinder nehmen zu unbelebten Dingen ebenso Beziehung auf wie zu belebten. Für die Erklärung von Zusammenhängen, die sie rational nicht erfassen können, behelfen sie sich mit magischen Vorstellungen: »Wenn ich das und das tue/schaffe, dann ist Mama nicht mehr böse/alles wieder gut …« Solche magischen Denkweisen und Strukturen finden sich ebenso im kindlichen Spiel wieder. Sogar bei Erwachsenen sind noch deutliche Spuren des magischen Denkens vorhanden, wie das Tragen von Glücksbringern oder die Durchführung bestimmter Rituale zeigen.

    Hinzu kommt der Animismus. Animismus heißt, dass alles als belebt, alles als beseelt angesehen wird. In den Märchen können die Natur und Gegenstände lebendig sein und ein Eigenleben führen: So sind die Gestirne lebende Figuren, die dem Menschen hilfreich sein oder schaden können, und nicht nur Backöfen können sprechen. Kinder schreiben sogenannten »toten« Dingen ebenfalls ein Eigenleben zu, vor allem den Dingen, die sich bewegen: Sonne, Mond und Sterne, Wolken, Blätter, die im Winde fliegen, ebenso Gegenstände wie die Tür oder der Tisch können für das Kind belebt sein. Sowohl im Märchen als auch in der Phantasie des Kindes werden Dinge nicht nur beseelt, sondern teilweise auch vermenschlicht. Im Märchen sprechen die Tiere mit menschlicher Stimme, Sonne, Mond und Sterne haben wie Menschen Hunger, und den Dingen werden menschliche Eigenschaften wie lieb, gut, böse, klug zugeschrieben. Kinder geben der gemalten Sonne ein Gesicht oder sie sagen zu dem Tisch, an dem sie sich gerade gestoßen haben: »Du böser Tisch.«

    Ein weiteres ganz wesentliches und charakteristisches Stilelement der Volksmärchen ist die Polarisierung von Gut und Böse. Märchen, die für Kinder geeignet sind, zeigen sie deutlicher als manch andere Märchen. Sie ist für Kinder von Bedeutung, denn auf diese Weise wird ihnen ein erstes Modell für eine Unterscheidung von Gut und Böse zur Verfügung gestellt. Bereits Bruno Bettelheim beschreibt in seinem Klassiker »Kinder brauchen Märchen«, dass Kinder diese polare Aufspaltung in Gut und Böse brauchen, da sie zunächst nicht dazu fähig sind, sich beides vereint in einem Menschen vorzustellen. Erst mit etwa acht bis zehn Jahren ist für sie denkbar, dass jemand sowohl gut als auch böse sein kann. Und dabei geht es nicht nur um Gut und Böse, sondern insgesamt um widerstreitende Gefühle. Kinder können sich genauso wenig vorstellen, gleichzeitig traurig und fröhlich zu sein. Diese Annahme wird durch die Entwicklungspsychologie bestätigt.

    Die deutlich getrennte Darstellung im Märchen hilft den Kindern, ihre eigenen Gefühle zu ordnen und zu verstehen, sie wirkt unterstützend beim Aufbau und bei der Stabilisierung emotionaler Schemata.

    Aufgrund all dieser formalen Entsprechungen fühlt sich das Kind vom Märchen und von demjenigen, der es vorliest oder erzählt, angenommen und verstanden. Märchen sind für Kinder Geschichten mit Lösungen im Rahmen ihres Weltbildes und deshalb für sie ein passender Schlüssel zum Verständnis der Welt.

    Inhaltliche Aspekte

    Auf der inhaltlichen Ebene gibt es viele Bilder und Themen in den Volksmärchen, die Kinder ansprechen. In den erzählten Grunderfahrungen der menschlichen Existenz kann sich das Kind mit seinen entwicklungsbedingten Ängsten, Hoffnungen und Wünschen wiederfinden: Geschwisterrivalitäten, die Angst, der Kleinste, Dümmste, Schwächste zu sein, Ablösungsprozesse, Aggressionen. Das Volksmärchen greift nicht nur, aber eben auch existentielle Konflikte der kindlichen Entwicklung auf und bietet Lösungswege an. In der Identifizierung mit dem Helden erlebt das Kind eine gelingende Bewältigung der Probleme und erfährt so eine grundlegende Lebenseinstellung der Zuversicht.

    Eines der am häufigsten vorgebrachten Bedenken gegen Volksmärchen für Kinder ist die Grausamkeit. Märchen machen Kindern Angst, heißt es da. Worüber sich die Märchenpädagogen und -psychologen, die darüber geschrieben haben, einig sind, ist, dass Märchen den Kindern keine Angst »machen«. Es ist eher so: Märchen geben den Ängsten der Kinder eine Form, ein Bild, einen Namen, so dass mit Angst umgegangen werden kann.

    Kinderängste entstehen nicht erst beim Hören von Märchen, sie sind grundsätzlich vorhanden, aber die Märchen machen es möglich, Ängste zu benennen. In dem Moment, in dem die Angst beim Namen genannt wird, kann man sich ihr entgegenstellen. Vorher diffuse Ängste werden konkret und dadurch (be-)greifbar und »bewältigbar«. Die Vorstellung, das menschliche Leben im Allgemeinen und das kindliche im Besonderen müssten angstfrei sein, ist unrealistisch. Menschliche Existenz ohne Angst gibt es nicht, sie gehört zu unserem Leben unausweichlich dazu. Den großen Unterschied macht es, wie wir damit umgehen. Das Volksmärchen vermittelt die Zuversicht, dass das Böse überwunden werden kann. Ängste von Kindern finden im Märchen − symbolisiert durch Riese, Hexe, Wolf und andere − gestaltete und gestaltbare Bilder. Da gleichzeitig Wege zur Überwältigung der Angstfigur aufgezeigt werden, können Volksmärchen einen Beitrag zur Angstbewältigung leisten.

    Bei Furcht und Angst im Märchen geht es darum, sich ihr zu stellen. Erst wenn die Bedrohung zu groß wird, wenn es gar nicht anders geht, flüchten die Märchenhelden − eine wichtige Fähigkeit, die auch wieder Mut erfordert, aber in diesem Fall zur Lösung und zum Überleben beiträgt.

    Volksmärchen sind Mut-Mach-Geschichten, denn die Märchenhelden und Märchenheldinnen müssen durch ihre Furcht hindurch, und Bilder von Angst, die ins »Auge« gefasst werden können, sind immer schon ein Stück Angstbewältigung. Und Angstbewältigung, der sinnvolle Umgang mit Angst und Furcht, muss wie vieles andere im Leben »geübt« werden, am besten lustvoll gruselig in Geborgenheit und Sicherheit.

    Dass Märchen Vertrauen, Hoffnung und Mut vermitteln, ist nun schon öfter angesprochen worden. Sie vermitteln also eine zuversichtliche und optimistische Grundorientierung. Diese Grundorientierung geht aus vom guten Ende der Volksmärchen, was jedoch nicht mit Realitätsferne gleichzusetzen ist, denn das Märchen leugnet die Schwierigkeiten und das Böse des Lebens nicht. Die Auseinandersetzung mit dem Bösen ist im Gegenteil zentraler Bestandteil der Märchen. Das gute Ende ist Ausdruck des Glaubens, dass das Böse überwunden werden kann, dass es möglich ist, trotz aller Schwierigkeiten das Leben zu meistern. Auf diese Weise vermittelt das Märchen nicht nur Hoffnung, sondern es macht Mut und gibt Kraft.

    Ein weiterer wichtiger Aspekt tut sich hier auf: Die Volksmärchen erzählen auf ihre Art und Weise davon, dass die Welt und das Leben sinnvoll sind, dass sich alles in einer sinnvollen Ordnung befindet, voller Sinn ist. Und die Märchenheldinnen und -helden zeichnet dieses Urvertrauen in das gute Ende aus: Sie gehen mit einem Vertrauen auf das Sinnvolle und den Sieg des Guten in der Welt durch die schweren Situationen hindurch. Dies rechtfertigt die Übeltaten natürlich nicht. Aber davon zu hören macht für das eigene Leben Mut, auch durch schwere Zeiten hindurchzukommen, durchzuhalten, nicht aufzugeben.

    Im Volksmärchen gibt es zwei verschiedene Welten, das Diesseits und das Jenseits. Diese beiden Welten sind jedoch nicht strikt voneinander getrennt, sondern sie, die diesseitige Welt und die Anderswelt, sind miteinander verbunden. Im Volksmärchen gibt es vielfältige Berührungspunkte zwischen diesen Welten. Dass es diese andere Welt gibt, wird im Märchen nicht hinterfragt, sondern vorausgesetzt. Oft genug greift die andere Welt dann ein, wenn alles verloren scheint, wenn die Not am größten ist. Neben dem Vertrauen in den eigenen Weg ist das eine weitere wichtige Botschaft der Märchen: Du bist nicht allein. Du bist eingebunden in ein Netz des Lebens, und dann, wenn du alleine bist, nicht mehr weiter weißt, wird dir von irgendwoher Hilfe zuteil. Das Volksmärchen hat einen tiefen Glauben an den Sinn und das Sinnvolle des Lebens, ein Vertrauen in eine höhere und gute Ordnung. Diesen Glauben vermitteln wir den Kindern, wenn wir ihnen Märchen erzählen oder vorlesen. Es ist ein grundlegendes Urvertrauen, von dem aus alles weitere Leben gedeihen und

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