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Zeitdokument 1965-2015: 50 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens
Zeitdokument 1965-2015: 50 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens
Zeitdokument 1965-2015: 50 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens
eBook552 Seiten3 Stunden

Zeitdokument 1965-2015: 50 Jahre Protest gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens

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Über dieses E-Book

Frankfurt. Flughafen. Ausbau. Ein Konflikt, der Züge einer unendlichen Geschichte trägt - Widerstand und Protest, die inzwischen seit 50 Jahren aufrechterhalten werden. Dieses Buch versteht sich als Chronik des friedlichen Protestes gegen den Ausbau des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens. Es umfasst in Wort und Bild die Zeitspanne von 1965 bis 2015 - vom Konflikt um die Startbahn West über die Landebahn Nordwest bis zum Vorabend des Baus des Terminals 3.
Anlass für diese in ihrer Art bisher einzigartige Chronologie ist der 50. Geburtstag der "Interessengemeinschat zur Bekämpfung des Fluglärms" im Jahr 2015. Band I endet mit einer Nachbetrachtung zur Landtagswahl in Hessen am 22. September 2013. In welche Richtung sich die Protestbewegung nach der 150. Montagsdemo und dem ersten Spatenstich fürs Terminal 3 entwickelt, ist Thema in Band II, der im Frühjahr 2016 erscheinen wird. Der Konflikt geht auf jeden Fall weiter…
SpracheDeutsch
Herausgebermainbook Verlag
Erscheinungsdatum2. Dez. 2015
ISBN9783944124919
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    Buchvorschau

    Zeitdokument 1965-2015 - mainbook Verlag

    150

    TEIL I

    Walter Keber, Wilma Frühwacht-Treber und Dirk Treber

    Eine fast unendliche Geschichte

    Warum dieses Buch?

    Es war an der Zeit, endlich ein solches Buch über den nun schon Jahrzehnte andauernden Konflikt um den Ausbau des Rhein-Main-Flughafens vorzulegen, bevor noch mehr davon in Vergessenheit gerät: ein Buch, das den Bogen spannt von der ersten großen Frankfurter Flughafenerweiterung in den 1970er und 1980er Jahren, was mit der Auseinandersetzung um die Startbahn West auf den Punkt gebracht werden kann, bis zum aktuellen Konflikt um die Landebahn Nordwest und am Vorabend des Baues des Terminal 3, unserem Redaktionsschluss. Aktueller Anlass zur Herausgabe dieses Buches über eine fast unendliche Geschichte war der 50. Geburtstag der von Umweltpfarrer Kurt Oeser gegründeten „Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms" (IGF), was im Mai 2015 in Walldorf gefeiert wurde.

    Wer sind die Herausgeber?

    Die drei Herausgeber haben diesen Konflikt seit dem Ende der 1960er Jahre aktiv miterlebt, oft buchstäblich in der ersten Reihe, bei ungezählten Veranstaltungen und Protestaktionen. Wilma Frühwacht-Treber und Dirk Treber wirkten und wirken mit an herausragender Stelle in den Bürgerinitiativen – damals und heute. Wilma Frühwacht-Treber ist als Moderatorin beispielsweise bei Mahnwachen im Terminal tätig. Dirk Treber war einer der ersten Grünen-Landtagsabgeordneten in Hessen nach dem Startbahn-West-Konflikt, ist heute Vorsitzender der IGF sowie als Autor und Publizist tätig. Walter Keber, von dem alle Fotos in diesem Buch stammen, war von 1970 bis 2004 als Redakteur und Korrespondent der „Frankfurter Rundschau" in Wort und Bild beruflich tätig. Im Unruhestand arbeitet er ehrenamtlich als Freier Journalist und dokumentiert bis heute fotografisch den Konflikt um den Flughafenausbau.

    Die große zeitliche Spanne des Konfliktes machen wir mit den beiden Fotos zu dieser Einleitung klar: Der „Wächter der Freiheit" genannte Protestturm aus dem Startbahn-West-Protestjahr 1981 an der Okrifteler Straße soll beispielhaft für die Vergangenheit stehen, das Foto von der 100. Montagsdemo am 19. Mai 2014 im Terminal 1 für den Protest unserer Tage. Ein Ende dieser unendlichen Geschichte der besonderen Art ist nach wie vor nicht absehbar.

    Als Vorbemerkung: Dies ist kein Anti-Flughafenbuch. Vielmehr wird dessen Bedeutung für das ökonomische Leben der Region und die Arbeitsplätze ausdrücklich anerkannt. Im Mittelpunkt dieses Buches steht der Kampf gegen den maßlosen und ungehemmten Ausbau des Airports, ist somit ein Plädoyer für die Grenzen des Wachstums. Bewusst ist dies eine Chronik des friedlichen Protestes, erteilt jeder Form von Gewalt – egal von wem – eine eindeutige Absage.

    Vor allem aber soll das herausragende Umwelt-Engagement vieler Bürger/innen über so lange Jahre hinweg gewürdigt werden. Ihrem bürgerschaftlichen Engagement wollten wir ein Denkmal setzen und dies alles vor dem Vergessenwerden bewahren. Denn leider sterben immer mehr Zeitzeugen. Darunter sind Frauen und Männer, die sich seit rund 50 Jahren aktiv in herausragender Form in die Protestbewegung eingebracht haben, sozusagen von der Startbahn West zur Landebahn Nordwest. Auch deswegen war es Zeit für ein solches Buch. Schließlich soll diese Chronik Ansporn sein, sich zu engagieren, aktiv und friedlich an der Gestaltung des demokratischen Gemeinwesens mitzuwirken. Leider konnten wir nicht alle aktiven Mitstreiter/innen in unserer Foto-Sammlung berücksichtigen. Sonst hätte das Buch mehr als doppelt so umfangreich werden müssen, was nicht mehr zu finanzieren gewesen wäre.

    Denn dieses Buch ist ein Non-Profit-Unternehmen, an dem niemand etwas verdient. Alle – auch jeder Autor der einzelnen Kapitel – arbeiteten ohne einen Cent Honorar, machten so diese Publikation überhaupt erst möglich, ja halfen letztlich sogar oft mit eigenem Geld, das nicht unbeträchtliche Risiko abzufedern. Den Autoren wurde größtmögliche Freiheit beim Schreiben eingeräumt, sodass sie ihre Sicht der Ereignisse vortragen können, die im Einzelfall nicht unbedingt die der Herausgeber ist. Doch soll dies letztlich auch die Breite der Protestbewegung und die Unterschiedlichkeit der Positionen widerspiegeln.

    Mit Gerd Fischer und seinem Mainbook-Verlag fanden wir einen engagierten Verleger. Ihm gilt unser besonderer Dank, ebenso wie allen, die uns unterstützt haben.

    TEIL II

    Dirk Treber

    IGF – seit 50 Jahren aktiv

    Fluglärm, Schadstoffe, Verlust von Waldflächen, Flächenversiegelung

    Die mittlerweile über 50 Jahre andauernde Erweiterung des Frankfurter Flughafens hat bereits mit dem Bau der Startbahn 18 West in den Jahren 1980 bis 1984 dazu geführt, dass die Belastungen für die Menschen in der Rhein-Main-Region bei weitem überschritten wurden. Lärm wird von der Bevölkerung in Deutschland, aber auch in der Rhein-Main-Region, als die bedeutendste aktuelle Umweltbelastung wahrgenommen und nimmt bei Befragungen den ersten Platz ein. Ganz vorne dabei der Fluglärm, von dem sich bereits jeder Dritte belästigt fühlt.

    Fluglärm stört überall im Alltag. Beeinträchtigt die Konzentration beim Lernen und Arbeiten, stört in der Freizeit und vor allem beim Schlafen. 100.000ende Bürgerinnen und Bürger in der Rhein-Main-Region erleiden durch andauernde Lärmbelastungen eine Beeinträchtigung ihrer Gesundheit, vorrangig durch Herz-Kreislauferkrankungen bis hin zu Herzinfarkten. Zahlreiche Untersuchungen von Medizinern und Wissenschaftlern haben den Nachweis erbracht: Fluglärm macht krank.

    Protest vor Ort – IGF-Aktive in der östlichen Einflugschneise der Landebahn Nordwest bei Kelsterbach

    Der Flugbetrieb ist noch mit weiteren Belastungen für die Flughafenanwohner verbunden: Luftschadstoffe führen ebenfalls zu gesundheitlichen Problemen und der steigende CO²-Ausstoß führt weltweit zu einer Beschleunigung des Klimawandels. Der Verlust von Bannwaldflächen, die Zerstörung von Flora und Fauna und die permanente Flächenversiegelung durch den ungebremsten Expansionsdrang des Frankfurter Flughafens führt zum Verlust von Naturerholungsgebieten, Sport- und Freizeitflächen, ganz allgemein zum Verlust an Lebensqualität.

    Die Bekämpfung des Flughafenausbaus in Frankfurt, des damit zusammenhängenden Anstiegs von Fluglärm und Luftschadstoffen, ist daher eine vorrangige umweltpolitische aber auch gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

    Geschichte

    Prof. Dr. Kurt Oeser, erster Umweltpfarrer der EKD und der EKHN

    Die Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) e.V. wurde am 27. April 1965 in Mörfelden gegründet. Sie war die erste Bürgerinitiative mit zeitweise über 15.000 Mitgliedern, die im Rahmen des Konfliktes um die Startbahn 18 West und die Erweiterung des Frankfurter Flughafens von Prof. Dr. hc. Kurt Oeser, später bekannt geworden als „Umwelt- oder Startbahnpfarrer", gemeinsam mit Ingenieuren, Medizinern, Juristen und aktiven fluglärmbetroffenen Bürgern gegründet wurde. Nach Kurt Oeser waren Ernst Wodli aus Walldorf und Prof. Dr. Rolf Denk aus Rüsselsheim-Königstätten Vorsitzende der IGF, heute ist dies Dirk Treber aus Mörfelden-Walldorf.

    Aufgaben und Ziele

    Die IGF wendet sich gegen die ständige Erweiterung des Frankfurter Flughafens und die damit verbundenen unzumutbaren Fluglärm- und Schadstoffbelastungen. Sie tritt für die Erhaltung der natürlichen Lebengrundlagen in der Umgebung des Frankfurter Flughafens ein und fördert den Gedanken des Natur- und Umweltschutzes. Der Verein engagiert sich für mehr Lebensqualität in der Rhein-Main-Region.

    Vereinsstruktur, Aktivitäten und Vernetzung

    Die IGF hat zurzeit über 50 Einzelmitglieder. Außerdem gehören ihr die Kommunen Kelsterbach, Büttelborn, Bischofsheim und Riedstadt aus dem Kreis Gross-Gerau und die Stadt Neu-Isenburg aus dem Kreis Offenbach-Land als juristische Personen an. Der Verein Lebenswertes Nauheim e.V. mit über 200 Mitgliedern hat sich im Spätsommer 2014 der IGF angeschlossen. Im September 2015 ist die Stadt Mörfelden-Walldorf als neues Mitglied hinzugekommen.

    Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF) e.V.

    Die IGF gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF). Sie wurde 1967 in Neu-Isenburg gegründet und organisiert Städte, Gemeinden und andere Gebietskörperschaften sowie Schutzvereinigungen. Der Bundesverband ist eine überparteiliche Umweltschutzorganisation in Deutschland, die sich für die Vermeidung schädlicher Auswirkungen des Luftverkehrs engagiert.

    Eine wesentliche Aufgabe der Organisation ist die Benennung und Weiterbildung von Mitgliedern der Lärmschutzkommissionen. Nach §32b Luftverkehrsgesetz muss in jede Fluglärmkommission mindestens ein Vertreter der Bundesvereinigung berufen werden.

    Neben der Arbeit in den Normungsausschüssen und der Bundeskommission nach §32a Luftverkehrsgesetz wirkt die BVF auch auf europäischer und internationaler Ebene durch Prüfung von EU-Richtlinien und ICAO-Regularien.

    Europäische Vereinigung gegen die schädlichen Auswirkungen des Luftverkehrs (UECNA)

    Bei der Gründungsversammlung der BVF in Deutschland waren Vertreter aus anderen europäischen Ländern eingeladen, insbesondere die „Schweizerische Liga gegen den Lärm" und der AICB (Association International Contre le Bruit). Damals regte Kurt Oeser auch die Gründung einer Europäischen Vereinigung an: Dies führte ein Jahr später am 28. Januar 1968 in Genf zur Gründung der UECNA (Union Européenne contre les Nuisances des Avions).

    Tagung der Bundesvereinigung gegen Fluglärm – 2014 in Frankfurt

    Die IGF bei der 137. Montagsdemo im Terminal – Mai 2015

    Die UECNA ist die einzige europäische Organisation zum Thema Fluglärm. Mitglieder gibt es in Frankreich, Spanien, Griechenland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Großbritannien, Österreich, der Schweiz und in Deutschland.

    Die UECNA versteht sich als Dachverband der Fluglärmgegner in Europa. Die UECNA ist Mitglied bei dem European Enviromental Bureau (EEB), einer Umweltdachorganisation in Brüssel. Die UECNA hat wesentlich dazu beigetragen, das Thema Fluglärm auf die europäische Agenda zu setzen.

    Darüber hinaus pflegt die IGF seit Ende Oktober 2009 Kontakte zu einem europaweiten Netzwerk von Umweltaktivisten, die sich in Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Norwegen gegen die Fluglärm- und Schadstoffbelastungen und die Beschleunigung des Klimawandels durch den ständig zunehmenden Flugverkehr wenden.

    Dieses Netzwerk gibt seit 2011 in unregelmäßigen Abstand einen Newsletter for Aviation Compaigners across Europe „EXCHANGE" heraus. Bisher sind 16 Ausgaben erschienen.

    Deutscher Fluglärmdienst (DFLD)

    Weiterhin arbeitet die IGF mit dem Deutschen Fluglärmdienst (DFLD) e.V. zusammen. Der DLFD ist ein 2002 gegründeter, eingetragener gemeinnütziger Verein, der sich für die quantitative Erfassung aller Emissionen des Luftverkehrs und deren transparenter Darstellung mit einer Langzeit-Archivierung engagiert. Unter Transparenz versteht der DFLD die graphische und numerische Darstellung der Emissionswerte der einzelnen Flugbewegungen im Gegensatz zu Langzeit-Durchschnittswerten wie sie bei dem Dauerschallpegel erhoben werden. Das Fluglärmgesetz schreibt zum Beispiel eine Mitteilung über die sechs verkehrsreichsten Monate vor.

    Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI): Kein Flughafenausbau – für ein Nachtflugverbot

    Schließlich hat die IGF 1998 das Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI) „Kein Flughafenausbau – für ein Nachtflugverbot" in Frankfurt am Main im Zusammenhang mit dem neuerlichen Flughafenausbau (Landebahn Nordwest, Terminal 3) mitbegründet.

    Im BBI haben sich mittlerweile zahlreiche Gruppen aus Rheinhessen, der Stadt Mainz, dem Kreis Groß-Gerau, dem Kreis Offenbach, dem Kreis Darmstadt-Dieburg, dem Rheingau-Taunus-Kreis, dem Main-Taunus-Kreis, dem Vorder- und Hochtaunus, den Städten Frankfurt, Offenbach, Wiesbaden und Darmstadt, dem Kreis Wetterau, dem Main-Kinzig-Kreis, der Stadt Aschaffenburg und dem bayerischen Untermain zusammengeschlossen.

    Die IGF hat bisher an über 147 Montagsdemonstrationen und über 37 Mahnwachen im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens mitgewirkt sowie an allen in den Jahren 2000 bis 2015 durchgeführten Protestaktionen und Demonstrationen.

    Die IGF macht auch Lobbyarbeit auf allen Ebenen, also neben der Beteiligung an bunten, kreativen und friedlichen Protestaktionen, führt sie Gespräche mit Politikern auf allen Entscheidungsebenen, also mit Kommunen, Kreisen, Land, Bund und EU. Wir setzen uns kritisch und argumentativ mit den Forderungen der Luftverkehrsseite und anderer gesellschaftlicher Gruppen auseinander.

    Der 50. Geburtstag – Jubiläumsfeier der IGF im Rathaus Walldorf, am 21. Mai 2015

    Netzwerk Umwelt und Klima (NUK) Rhein-Main

    Seit 2010 gehört die IGF außerdem dem Netzwerk Umwelt und Klima (NUK) Rhein-Main an. Das NUK wurde Ende 2007 mit der Forderung nach einer Gesamtbelastungsstudie für das Rhein-Main-Gebiet, die bereits 1991 zum ersten Mal auf der Agenda der Landespolitik stand, gegründet. Es erhebt folgende Forderungen:

    1. Ein integriertes Monitoring von Umweltbelastungen (auf Landesebene), wie es zuletzt der von der Bundesregierung beauftragte Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Gutachten 2012 vorgeschlagen hat.

    2. Eine Konzeptstudie, in der methodische Grundlagen zur monetären Bewertung von externen Umweltkosten zur praktischen Anwendung anhand vorliegender statistischer Daten präzisiert werden. Dieses kann auf Grundlage von mittlerweile allgemein anerkannten Methodenkonventionen des Umweltbundesamtes (UBA) erfolgen.

    3. Ein auf den beiden erstgenannten Bestandteilen aufbauendes, periodisch fortzuschreibendes Berichtswesen, bei dem vorhandene Umweltbelastungen im Kontext einer Nachhaltigkeitsstrategie dargestellt werden, die diesen Namen auch tatsächlich verdient. Basis hierfür wäre das in der Schweiz etablierte Berichtswesen zu den externen Kosten des Verkehrswesens, das seit dem Jahr 2000 in Zeitabständen von 4-5 Jahren periodisch fortgeschrieben wird. Dort erfolgt nicht nur eine laufende Anpassung von Zahlenwerken, sondern eine jeweilige Anpassung an neuere wissenschaftliche Erkenntnisse.

    Das Logo der IGF

    Forderungen der IGF

    1. Festsetzung eines neuen Lärmgrenzwertes im Luftverkehrsgesetz und im Fluglärmschutzgesetz von 40 dB (A), wie dies von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 10 Jahren gefordert wird.

    2. Betriebsbeschränkungen und Nachflugverbot von 22.00 bis 6.00 Uhr müssen im Luftverkehrsgesetz und im Fluglärmschutzgesetz verankert werden.

    3. Festlegungen von Lärmobergrenzen.

    4. Schaffung eines Gesetzes zur Gesamtlärmerfassung und -reduzierung.

    5. Luftschadstoffe am und um den Flughafen messen und reduzieren.

    6. Erstellung einer Gesamtbelastungsstudie für die Rhein-Main-Region.

    7. Wald, Naherholungs- und Naturschutzgebiete in der Rhein-Main-Region schützen und ausbauen.

    8. Keine Monopolstellung für den Flughafen Frankfurt und Beendigung der internationalen Drehkreuzfunktion, keine Airport-City Frankfurt.

    9. Begrenzung der Zahl der Flugbewegungen auf 380.000 pro Jahr.

    10. Verlagerung des Kurzstreckenflugverkehrs bis 500 km auf die Schiene.

    11. Kerosinbesteuerung und Umweltabgaben auf den Flugverkehr.

    12. Erarbeitung eines integrierten Gesamtverkehrskonzeptes.

    Weitere Informationen

    Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF) Rhein-Main e. V. Facebook: https://facebook.com/pages/Lärmfurt/210719355691201

    TEIL III: Startbahn West

    1. Die Anfänge

    Walter Keber

    Die frühen Jahre

    Heute ist das bei vielen schon fast vergessen: Der Protest gegen die Frankfurter Flughafenerweiterung im Allgemeinen und die Startbahn West im Besonderen begann einst eher verhalten.

    Fast wie die Idylle eines Kleingartens wirkten 1972 die von einem Holzzaun abgegrenzten Anlagen des Airports in dessen Einflugschneise an der Okrifteler Straße zwischen Kelsterbach und Walldorf

    Wenn mancher sich nämlich an die Protestbewegung gegen die Startbahn West erinnert, dann fallen ihm spontan die Großdemonstrationen mit Tausenden Mitwirkenden in der heißen Phase des Protestes 1980/81 ein – als eine ganze Region den Aufstand zu proben schien. Doch dem ging ein vergleichsweise ruhiges Jahrzehnt voraus, trotz des schon 1973 erlassenen Planfeststellungsbeschlusses zur Flughafenerweiterung. Jahrelang wurde dafür und dagegen, hoch und runter prozessiert, beschäftigten sich viele Kommunalpolitiker mit diesem Thema, oft im Clinch mit ihrer eigenen Partei auf Landesebene, die vorbehaltlos den Ausbau unterstützte. Eine breite Bürgerbewegung gab es zunächst noch nicht.

    Umweltpfarrer Kurt Oeser (Mitte) war – wie hier 1970 beim Vortrag im Raunheimer Stadtparlament – schnell die bekannteste Figur der frühen Protestbewegung

    1970 startete das Regierungspräsidium Darmstadt die Anhörungstermine im Zuge des Planfeststellungsverfahrens für die Flughafenerweiterung. Hier die RP-Vertreter in der Stadthalle Rüsselsheim

    Gallionsfigur der frühen Protestbewegung war Kurt Oeser, evangelischer Pfarrer in Mörfelden, später EKD-Umweltpfarrer, und Gründer der Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms (IGF), die erste Bürgerinitiative im Konflikt um den Frankfurter Flughafenausbau. War Oeser anfangs manchmal fast so etwas wie der sprichwörtlich einsame Rufer in der Wüste, wuchs die Zahl seiner Mitstreiter binnen weniger Jahre rasant. Begonnen hatte alles in den 1960er Jahren, als sogar ein erster Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau wegen formaler Fehler aufgehoben wurde und ein zweiter Durchgang gestartet werden musste. Aus der vorausgegangenen Diskussion verschiedener Ausbauvarianten war am Ende das Projekt Startbahn West hervorgegangen, was auch im zweiten Anlauf so blieb.

    Das alles ereignete sich zu einer Zeit, als das Wort Umweltschutz überhaupt erst langsam in den allgemeinen Sprachgebrauch Einzug hielt, das allgemeine Umweltbewusstsein jedoch stetig wuchs. Außerdem setzte sich wegen des zunehmenden Flugverkehrs bei immer mehr in der An- und Abflugschneise lebenden Menschen die Erkenntnis durch, was als Kehrseite des Glamours der großen weiten Welt durch Waldverlust, Fluglärm und weiteren Umweltbelastungen auf sie und ihre Heimat zukam. Die sich so formierende Protestbewegung ging quer durch die Anhängerschaft aller Parteien. Erst um 1979 entstand die Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung Rhein-Main mit zahlreichen Ortsgruppen, dem Zeitgeist entsprechend basisdemokratisch organisiert. Ein lokaler Schwerpunkt des Protestes wurde die Stadt Mörfelden-Walldorf im Kreis Groß-Gerau.

    Mit einem Hungerstreik reagierte im Oktober 1980 die Protestbewegung auf die kurz zuvor vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof erteilte endgültige Genehmigung zum Bau der Startbahn West

    Damals ging es übrigens nicht nur um den Neubau der Startbahn West tief in den Wald hinein Richtung Mönchbruch, sondern auch um die Verschiebung des vorhandenen Start- und Landebahnsystems des Airports um ein paar hundert Meter nach Westen hin. Gerechtfertigt wurde das mit Gefahrenabwehr wegen der im Osten sehr niedrig über die Autobahn am stark frequentierten Frankfurter Kreuz anfliegenden Jets. Dieser Sicherheitsaspekt wurde auch von den meisten der gegen die Startbahn West Protestierenden akzeptiert, weshalb dieser Teil des Ausbaus letztlich unumstritten war. Weil diese Bahnen-Verschiebung jedoch auf dem Gelände stattfand, wo auch der Kopf der Startbahn West liegt, sorgte das alles doch für Diskussionen. Denn viele fürchteten, dass so schon früh der Startbahnbau präjudiziert werde. Außerdem: Der Airport rückte so noch ein Stück näher an das ohnehin schon stark belastete Raunheim heran.

    Eine der ersten großen Demonstrationen fand im frühen Frühjahr 1979 an der Okrifteler Straße statt – mit schon rund 400 Teilnehmern

    Die ersten großen Demonstrationen mit 300 bis 500 Teilnehmern ereigneten sich gegen Ende des 1970er Jahrzehnts, teilweise auf jenem Gelände zur Verschiebung der vorhandenen Pisten und für den späteren Kopf der Startbahn West. 1980 erreichte der Protest endgültig Massencharakter. Spektakulär war das in diesem Jahr illegal im Flörsheimer Wald erbaute Hüttendorf, das rund um die BI-Hütte ständig wuchs. Dort wurde auch jene Hüttenkirche errichtet, die heute am Vitrolles-Ring in Mörfelden-Walldorf steht und als einziges Bauwerk des fast schon legendären Hüttendorfs erhalten geblieben ist.

    Auf der großen Düne an der Okrifteler Straße versammelten sich zu einer der ersten Großdemonstrationen im Sommer 1980 über 3000 Menschen

    Bedeutsam war der 10. Oktober 1980, als nach jahrelangen Prozessen der Verwaltungsgerichtshof Kassel endgültig grünes Licht für den Bau der Startbahn West gab und die Flughafen-Aktiengesellschaft (FAG) – heute Fraport – sofort den Baubeginn ankündigte. Die Folge war eine Protestwelle ungeheuren Ausmaßes. Die unmittelbare Reaktion der Protestierenden auf Urteil und Bauankündigung sorgte bundesweit für Schlagzeilen: ein Hungerstreik von Kommunalpolitikern im Rathaus Mörfelden.

    Die ersten Rodungen auf dem Sieben-Hektar-Gelände an der Okrifteler Straße machten 1980 jedem klar, welcher Kahlschlag drohte. Erst jetzt – nachdem konkret etwas passiert war – konnten sich viele, die mit einer eher abstrakten Planung relativ wenig anfangen konnten, vorstellen, was drohte. Dieses Phänomen griff übrigens auch bei späteren Ausbaukonflikten, was ein Slogan jener frühen Jahre so auf den Punkt brachte: Wenn die Bäume fallen, stehen die Menschen auf!

    Im Februar 1980 wurde der Protest bereits in die Landeshauptstadt getragen – eine Massenbewegung war entstanden

    Mit dieser Protestaktion Anfang 1981 vor dem Gebäude des Hessischen Landtags in Wiesbaden wurde klar – schwere Zeiten zogen in der Rhein-Main-Region herauf

    Henner Gonnermann

    Der Wald, eine natürliche Lebensgrundlage

    Die Motivationsebenen des Widerstandes gegen den Bau der Startbahn West

    Reflektiert man die Geschichte der Bürgerbewegung gegen den Bau der Startbahn West und seiner weiteren Ausbauentwicklung, so ging es immer mindestens um zwei Ebenen der Motivation des Widerstandes:

    •Die eine Ebene zielt auf das reale Veränderungsgeschehen von Landschaft, Wald-Natur und damit die Betroffenheit des Lebensumfeldes auf einem Stückchen Erde unmittelbar vor Ort.

    •Die zweite Ebene ist von politischer Natur. Sie basiert auf dem grundsätzlichen Zweifel an der nachhaltigen Trag- und damit Zukunftsfähigkeit einer bis heute ungebrochenen Wachstumsideologie. Basis dieser kritischen Positionierung war das Gedankengut aus Publikationen wie „Grenzen des Wachstums (1972) des Club of Rome oder „Haben oder Sein (1976) von Erich Fromm.

    Je nach persönlicher Orientierung entwickelte sich mit zunehmender Dauer des Konfliktes eine gegenseitige Vermischung und Befruchtung in der individuellen Bewusstseinsbildung.

    Zum Thema Wald und Startbahnbau – eine in Ton gebrannte Hoffnung der Küchen-Brigade – 1980er Jahre

    Der Startbahnwald im Fokus der Widerstandsgeneration

    Die Auseinandersetzung um den Startbahnwald war von Beginn an maßgeblich getragen von einer Generation, die mit diesem Waldgebiet in besonders enger Verbindung aufgewachsen ist. Es ist die Generation der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Für sie war der Wald nicht nur ein Ort der Erholung und des Naturerlebens, sondern in Not- und Hungerjahren Bestandteil der Bewältigung elementarer Bedürfnisse. Mit Fuhrwerken jeglicher Art bis zum mit Leseholz beladenen Hand gezogenen Leiterwagen musste der Wintervorrat an Brennholz beigeschafft werden. In schwerster Handarbeit wurden auch noch Stubben und Wurzeln gefällter Bäume zur Holzgewinnung ausgegraben.

    Das Sammeln von Waldbeeren und Pilzen bildete einen wenn auch nur marginalen Beitrag. Die Dramatik der Ernährungslage dokumentiert sich aus der Tatsache, dass im Herbst dieser Notjahre die Menschen scharenweise in die Wälder zogen zum Sammeln von Bucheckern.

    Für den Bedarf u.a. der Stadt Frankfurt wurden aus den umliegenden Wäldern durch Sondereinschläge große Mengen an

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