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Beratungswissen auf den Punkt gebracht: Ein Handbuch für Studierende, professionelle Begleiter/-innen und alle, die es werden wollen
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Beratungswissen auf den Punkt gebracht: Ein Handbuch für Studierende, professionelle Begleiter/-innen und alle, die es werden wollen
eBook397 Seiten3 Stunden

Beratungswissen auf den Punkt gebracht: Ein Handbuch für Studierende, professionelle Begleiter/-innen und alle, die es werden wollen

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Über dieses E-Book

Unsere postmoderne Gesellschaft ist ohne Beratung kaum noch denkbar. Entsprechend boomt der Beratungsmarkt und mit ihm die Unübersichtlichkeit. Und immer wieder entstehen neue Herausforderungen.

Um die psychologischen und soziologischen Faktoren von Beratung besser einordnen und verstehen zu können, haben die Autoren sich die Aufgabe gestellt, ursprüngliche und aktuelle Entwicklungen möglichst kurz und bündig an die Leserschaft heranzutragen.

Dieses Handbuch richtet sich an Studierende der Erziehungswissenschaften, Sozialen Arbeit und Psychologie, aber auch an professionell tätige Coaches, Berater/-innen, Therapeut/-innen und Trainer/-innen und alle, die es werden wollen.

Die genannten Berufsgruppen erhalten einen Überblick über das Grundlagenwissen psychosozialer Beratung wie bspw.:
• die Geschichte der Beratung (einmal anders betrachtet),
• Herausforderungen von Beratung in der Postmoderne
• die diversen Aspekte von Beratung (wie bspw. typische Aufgaben, klassische Beratungsthemen, psychische Belastungssituation von Begleiter/-innen, ethische Standards, Denkanstöße für die Beratungsforschung, Beratungsansätze der diversen psychologischen Schulrichtungen, Beratungsformen, etc.)
• ergänzende Beratungsmodelle (Aufstellungsmethoden, NLP, Traumaberatung)
• Psychosoziale Beratung – einmal kritisch betrachtet
• Grundlagen einer Didaktik und Methodik von Beratung
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum13. Mai 2015
ISBN9783739269757
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    Buchvorschau

    Beratungswissen auf den Punkt gebracht - Books on Demand

    Wissenschaft – einmal kritisch betrachtet

    „Verheissungen der Wissenschaft. – Die moderne Wissenschaft hat als Ziel: so wenig Schmerz wie möglich, so lange leben wie möglich, - also eine Art von ewiger Seligkeit, freilich eine sehr bescheidene im Vergleich mit den Verheissungen der Religionen." (Friedrich Nietzsche)

    „Die Theorie bestimmt, was wir beobachten!"

    (Albert Einstein)

    „Wenn jemand einmal eine Theorie akzeptiert, führt er erbitterte Nachhutgefechte gegen die Tatsachen."

    (Jean Paul Sartre, Philosoph)

    „Wissenschaft ist der augenblicklich geltende Irrtum."

    (Arnold Gehlen, Soziologe)

    Inhalt

    I. Anstatt einer Einleitung

    1. Was wollen wir?

    2. Was wollen wir nicht?

    3. Wie gehen wir grundsätzlich vor?

    4. Und worauf dürfen Sie sich im Detail freuen?

    II. Was man allgemein über Beratung wissen sollte(Detlef Barth)

    1. Geschichte der Beratung – einmal anders betrachtet

    2. Warum Beratung in der Postmoderne so viel Zuspruch erfährt

    3. Alltagsberatung versus professionelle Beratung

    4. Voraussetzungen einer professionellen Beratung

    5. Charakteristika einer professionellen Beratung

    6. Kriterien einer professionellen Beratung

    III. Die diversen Aspekte von psychosozialer Beratung(Detlef Barth)

    1. Beratungsmodi und Beratungsformen

    2. Klassische Beratungsthemen

    3. Typische Aufgaben von Berater/-innen

    4. Die psychische Belastungssituation von Berater/-innen – ein Tabuthema?

    5. Implizite Ziele und ethische Standards von Beratung

    6. Die vier basalen Theorieansätze von Beratung im Überblick

    6.1 Psychodynamische Beratungsansätze

    6.2 Kognitiv-behaviorale Beratungsansätze

    6.3 Humanistische Beratungsansätze

    6.4 Systemische Beratungsansätze

    7. Tätigkeits- bzw. Handlungsfelder von Beratung

    8. Beratungsforschung: Ist-Zustand, Ziele, Fragen und Denkanstöße

    IV. Ergänzende Beratungsmodelle und aktuelle Entwicklungen in der Beratungslandschaft

    1. Aktionale, körperorientierte und traumaspezifische Interventionsmethoden in der Beratungslandschaft (Detlef Barth)

    2. Neurolinguistisches Programmieren (NLP):

    Ein in der Praxis etablierter, aber wissenschaftlich noch umstrittener Beratungsansatz (Sebastian Mauritz)

    3. Aktionale Interventionsmethoden (Detlef Barth)

    4. Ergänzende Überlegungen zur Aufstellungsarbeit (Martina Fabry)

    5. Einführung in die Traumaberatung (Carsten Klöpfer)

    V. Psychosoziale Beratung – einmal kritisch betrachtet(Detlef Barth)

    1. Beratung als Anpassungsstrategie an postmoderne Werte und Erfüllungsgehilfe einer paradoxen Situation

    2. Beratung zwischen pragmatischer Konfliktbewältigung und individueller Lebensgestaltung: Ausblick auf einen sich möglicherweise verändernden Beratungsfokus

    3. Die Notwendigkeit, lebenslang zu lernen und sich selbst zu managen

    VI. Beratung lehren und lernen: Grundlagen einer Didaktik und Methodik psychosozialer Beratung(Detlef Barth)

    1. Welche Inhalte können wie gelehrt und gelernt werden?

    2. Inhaltliche Vorschläge für eine ‚Didaktik der Beratung‘

    3. Qualitätsmerkmale und basale Kriterien einer guten Lehrveranstaltung

    4. Die vier Planungskomponenten eines effektiven Lehr- und Lernprozesses

    VII. Literaturverzeichnis der Autoren

    Detlef Barth

    Martina Fabry

    Carsten Klöpfer

    Sebastian Mauritz

    VIII. Autorenverzeichnis

    Detlef Barth

    Martina Fabry

    Carsten Klöpfer

    Sebastian Mauritz

    Vorwort und Dank des Herausgebers

    Dieses Handbuch widme ich meiner Frau Jutta, die mir Mut gemacht hat, dieses Buchprojekt zu realisieren und unseren erwachsenen Kindern Marcus, Fabian und Maren.

    In den letzten Jahren wuchs in mir der Wunsch, meine Gedanken, Erfahrungen und theoretischen Kenntnisse zu verschriftlichen, um Studierenden der Universität zu Köln und unseren Ausbildungsteilnehmer/-innen des Lehrinstituts für Systemisch-Humanistische Beratungsmethoden (LCS-forum.net) mehr Orientierung geben zu können über die mittlerweile unübersichtliche „Beratungslandschaft". Ich hoffe, zusammen mit den Mitautoren dieses Anliegen weitestgehend eingelöst zu haben.

    Mein besonderer Dank gilt all den Menschen, die mich bei diesem Buch konkret unterstützt haben: In erster Linie danke ich der Mitautorin Martina Fabry und den Mitautoren Dr. phil. Carsten Klöpfer und Sebastian Mauritz, die mit ihren Beiträgen wertvolle thematische Lücken in der Handbücher-Landschaft zum Thema ‚Coaching, Beratung, Therapie‘ aufgefüllt haben. Dir, Carsten, danke ich darüber hinaus für die Erstellung der reproreifen Druckvorlage und für das Layout des Buchblocks. Auch danke ich meiner Frau für die wertvollen unterstützenden Fachgespräche. Herrn Dr. med. Rolf Schmitz danke ich für die vielen erhellenden und intensiven Diskurse über Ontologie, Aufstellungsmethoden und Quantenphysik und die Durchsicht des Kapitels IV. 3, und meinen Studierenden sowie Ausbildungsteilnehmern am Lehrinstitut für ihre wertschätzenden und auch konstruktiv-kritischen Rückmeldungen in den Seminarveranstaltungen.

    Dr. phil. Detlef Barth

    Bonn, im April 2015

    I. Anstatt einer Einleitung

    1. Was wollen wir?

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    herzlich willkommen in der faszinierenden Welt der psychosozialen Beratung.

    Ziel dieses Handbuchs ist es, Studierenden der Erziehungswissenschaften, Sozialen Arbeit, Psychologie und Soziologie, aber auch professionellen Begleiter/-innen (Coaches, Psychologischen Berater/-innen, Therapeut/-innen, Trainer/-innen) und allen, die es werden wollen, eine Landkarte an die Hand zu geben, die dazu beiträgt, einen Überblick über die mittlerweile unübersichtliche „psychosoziale Beratungslandschaft" (Reichel 2005) zu erhalten. Dazu werden wir bewährtes und neues Wissen zum Thema ‚Beratungsmethoden‘ vorstellen und uns darum bemühen, auch Beratungsmodelle zu Worte kommen zu lassen, die in gängigen Handbüchern zu dieser Thematik nicht (Nestmann et al. 2007 u. 2013, Steinebach 2006) oder nur ansatzweise (v. Schlippe & Schweitzer 2013) Erwähnung finden. Darüber hinaus wollen wir auch die Professionalisierungsdebatte von Beratung unterstützen.

    Wissenschaft ist ein komplexes Gebäude bestehend aus diversen Disziplinen (Fachrichtungen). Jede Disziplin generiert (schafft) ihr eigenes Wissen mit Hilfe einer eigenen Sprache und entsprechenden Termini (Fachausdrücken), die häufig dazu beitragen zu glauben, endlich eine Erklärung für dieses oder jenes Phänomen, das man verorten kann, gefunden zu haben. Doch Begriffe sind lediglich Wegweiser und nicht das Phänomen an sich. Durch die sprachliche Übereinkunft soll eine bessere Verständigung über einen Wissenschaftsgegenstand hergestellt werden. Das ist wichtig und legitim. Doch Wissenschaft ist nicht ideologiefrei, und was derzeit wissenschaftlich anerkannt ist, bestimmt meistens ein bestimmter tonangebender Kreis von Wissenschaftler/-innen, der sich gerne auch immer wieder gegenseitig zitiert, und so den Eindruck vermittelt, gültiges Wissen zu transportieren. Forschungsergebnisse sind keine unbestreitbaren und gesicherten Wahrheiten. Erkenntnisse von heute, können sich morgen als Irrtum oder zumindest als überholt erweisen, denn letztendlich lebt auch Wissenschaft lediglich von Hypothesen (Annahmen, Vermutungen). Wissenschaftliche Erkenntnisse können nicht - wie häufig durch Medien angedeutet - etwas beweisen, sondern lediglich Vermutungen bzw. Annahmen belegen.

    Nichtsdestotrotz: Wissenschaft lebt von konkurrierenden Theorien, Perspektiven, Auffassungen und Erkenntnissen und ist insofern kein in sich homogenes System. Nicht anders ist es mit der so genannten ‚Praxis‘. Hier gibt es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Utilisation (Nützlichkeit) von Modellen, Methoden und Verfahren, und nicht selten wird mehr aus dem ‚Bauch heraus‘ interveniert als auf der Basis empirischer Erkenntnisse.

    Parallel zur Welt der (Beratungs-)Wissenschaft wurde in der Welt der Praxis eine Vielzahl an Modellen und Methoden entwickelt, die eine Anerkennung im wissenschaftlichen Feld bis dato nicht erhalten haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig und werden im Haupttext näher behandelt.

    Theorie und Praxis könnte man definieren als zwei sich bedingende autopoietische Systeme, die ganz eigenen Selbstorganisationsprozessen unterliegen und ihrer jeweils eigenen Systemlogik folgen. Aus diesem Grund kommt es zwischen den beiden Systemen (Theorie und Praxis) zu Differenzen, die sich unter anderem darin zeigen, dass bspw. in der Praxis fest verwurzelte und weit verbreitete Methoden wie Aufstellungsarbeit, Neurolinguistisches Programmieren (NLP) und Embodiment in der akademischen Welt nicht die entsprechende Aufmerksamkeit erfahren.

    Wir stellen fest: Phänomenologische und konstruktivistische Aufstellungsarbeit als auch NLP sind seit mehr als 30 Jahren fester Bestandteil der praktischen Beratungslandschaft und deshalb sollen sie auch entsprechend gewürdigt werden, denn Wissenschaft hat unseres Erachtens auch die Funktion, das, was sich in der Praxis an Erkenntnissen und Modellen entwickelt, aufzuzeigen, die mit diesen Theorien und Modellen verbundenen Annahmen (bspw. Wirkhypothesen) kritisch zu hinterfragen und die Wirksamkeit derartiger Theorien und Modelle zu überprüfen.

    Ein solcher Prozess verläuft langsam und ist oft abhängig von den Vorlieben eines Forschers oder einer Forschergruppe. Systemaufstellungen sind hierfür ein gutes Beispiel. Erst 2012 wurde von einer Forschergruppe belegt, dass ‚Systemaufstellungen‘ einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Die Wirksamkeit wurde sowohl nach zwei Wochen, als auch nach vier Monaten nachgewiesen, sodass angenommen werden kann, dass Aufstellungsmethoden unter bestimmten Bedingungen wirksam sind (vgl. Schweitzer et al., 2012).

    Wie anfangs deutlich gemacht: Wir wollen mit diesem Theoriehandbuch Orientierung geben und es der Leserin und dem Leser ermöglichen, sich ein Bild zu machen von den basalen (grundlegenden) und immer noch aktuellen Theorieansätzen und den darüber hinaus aktuellen Entwicklungen auf dem Beratungsmarkt. Dabei sollen die Stärken und Schwächen der einzelnen Ansätze nicht unerwähnt bleiben, denn Einseitigkeit zu vermeiden und Transparenz herzustellen, ist uns ein besonderes Anliegen.

    Wissenschaftliches Wissen zu besitzen in Form von Theorien und Modellen bedeutet noch lange nicht, dieses Wissen auch professionell in die Tat umsetzen zu können. Dazu braucht es vieler Trainingssituationen, Supervisionen und Selbsterfahrung. Wie man Beratung lehren und lernen kann, welche Handlungskompetenzen dazu als Lehrender (Lernprozessbegleiter bzw. Lernraumgestalter) notwendig sind und welche Schlüsselqualifikationen wie ‚vermittelt‘ werden können, erfahren Sie am Schluss des Handbuchs.

    2. Was wollen wir nicht?

    Unser Anliegen ist es nicht, wie in der Ratgeberliteratur üblich, so zu tun, als wüssten wir, was richtig oder falsch, oder gar, was wahr oder unwahr ist. Wir zeigen auf, hinterfragen kritisch und gleichen unsere Praxiserfahrungen mit den theoretischen Annahmen ab. Wir wollen auch nicht die eine oder andere ‚Beratungsschule‘ besonders hervorheben, sondern gängige Richtungen, die sich in den letzten Jahrzehnten etablieren konnten, zu Worte kommen lassen.

    Um dem Genderdiskurs gerecht zu werden, werden wir die weibliche und männliche Sprachform benutzen, aber - aus Gründen der flüssigen Lesbarkeit - sie nicht über Gebühr strapazieren.

    Auch wollen wir nicht - wie häufig üblich - den wissenschaftlichen Beratungsdiskurs auf einem sprachlichen Abstraktionsniveau führen, der vor allem interessierte Praktiker eher abschreckt. Deshalb bemühen wir uns um eine verständliche Sprache unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards. Aus diesem Grund werden hier und da Fachausdrücke in Klammern kurz erläutert.

    3. Wie gehen wir grundsätzlich vor?

    Wer sich in unbekanntes oder unübersichtliches Terrain begibt, greift gerne auf eine Landkarte zurück, die die diversen Wege (psychodynamische, kognitiv-behaviorale, humanistische, systemische, integrative und synergetische Beratungsansätze) mit den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden (bspw. Einzel-, Paar-, Familien-, Gruppen-, Teamberatung) und thematischen Herausforderungen (gemeint sind die Handlungsfelder, in denen Beratung stattfindet) deutlich werden lässt. Mittels dieser Landkarte erhalten Sie als Leserin oder Leser einen ersten Einblick in und Überblick über basale theoretische Beratungsansätze. Es versteht sich von selbst, dass diese Karte darüber hinaus noch Sehenswürdigkeiten, lokale Besonderheiten, häufig besuchte und weniger besuchte Orte bereithält, die auf den ersten Blick nicht direkt ersichtlich sind, aber im Rahmen einer differenzierten Auseinandersetzung mit den basalen Landschaften immer deutlicher zum Vorschein kommen. So wollen wir dazu beitragen, Ihnen Klarheit zu vermitteln über die Landschaft, in der Sie sich gerade aufhalten, wohlwissend, dass es noch viele andere Landstriche, Orte, Sehenswürdigkeiten und lokale Besonderheiten im Rahmen der komplexen Beratungslandschaft gibt.

    Wie auch im wahren Leben, hat jeder Mensch seine Weg- und Wandervorlieben. Nicht anders ergeht es auch Berater/-innen und Wissenschaftler/-innen. So gibt es Beratungslandschaften, die einen anziehen, andere, die einem (scheinbar) egal sind und wieder andere, die man aus diversen Gründen einfach nicht (oder noch nicht) mag.

    4. Und worauf dürfen Sie sich im Detail freuen?

    In Kapitel II wird Detlef Barth klären, was man unter Beratung versteht, historische Entwicklungen der Beratung kurz darstellen, anschließend aufzeigen, weshalb Beratung in der Postmoderne so viel Zuspruch erfährt, was Alltagsberatung von professioneller Beratung unterscheidet, was Voraussetzungen und Charakteristika einer professionellen Beratung sind, um abschließend Kriterien einer professionellen psychosozialen Beratung vorzustellen.

    Kapitel III stellt sich den diversen Aspekten von Beratung als da sind: Beratungsmodi und Beratungsformen, klassische Beratungsthemen, typische Aufgaben von Berater/-innen, die psychische Belastungssituation von Berater/-innen, implizite und explizite Ziele sowie ethische Standards von Beratung. Da Beratung nicht in einem luftleeren Theorierahmen stattfindet, sondern immer von einer bestimmten ‚theoretischen Schulrichtung‘ gespeist wird, bleiben die vier basalen Theorieansätze von Beratung (Psychodynamische Beratung, Kognitiv-behaviorale Beratung, Humanistische Beratungsansätze, Systemische Beratungsansätze) und den damit verbundenen typischen Methoden der Beratung nicht unerwähnt. Aber auch typische Tätigkeits- bzw. Handlungsfelder von Beratung werden gestreift. Kapitel III endet mit relevanten Fragen und Denkanstöße an die Beratungsforschung.

    Im IV. Kapitel geht es primär um die Präsentation etablierter und sich noch etablierender Beratungsansätze und -modelle. Nach einer kurzen Einführung in aktionale, körperorientierte und traumaspezifische Interventions- und Selbstmanagementmethoden durch Detlef Barth, wird Sebastian Mauritz die Grundlagen des Neurolinguistischen Programmierens (NLP) darstellen und kritisch reflektieren. Damit wird der akademischen Kritik an NLP Rechnung getragen und ein kritischer Beitrag zur aktuellen Diskussion dieses integrativen Ansatzes geliefert. Martina Fabry geht anschließend der Frage nach, wie sich Aufstellungsmethoden seit 1965 entwickelt haben und worin sie sich unterscheiden. Um die historischen Veränderungen herauszuarbeiten, beschränkt sich der Vergleich auf methodische Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Auch wird der Frage nach der Wirksamkeit von Aufstellungsmethoden nachgegangen. Im Anschluss an die Klärung dieser Fragen wird Detlef Barth sich mit den Erklärungsansätzen für das Phänomen der ‚repräsentierenden Wahrnehmung‘ auseinandersetzen. Um der Leserschaft wichtige Erkenntnisse der Psychotraumatologie nicht vorzuenthalten, wird Carsten Klöpfer sehr anschaulich in die Traumaberatung unter Berücksichtigung traumaspezifischer Interventionsmethoden einführen.

    Das V. Kapitel hat zum Inhalt, die Funktion von psychosozialer Beratung in unserer postmodernen Welt kritisch zu beleuchten. In diesem Zusammenhang wird auch geklärt, inwiefern Beratung nicht nur der Konfliktbewältigung, sondern auch der individuellen Lebensgestaltung dienen kann. Ein solcher Fokus verlangt nach alternativen Beratungsinhalten. Dieses Kapitel endet mit einer kurzen Reflexion sogenannter Selbstmanagement-Methoden, die man bspw. Kunden und Klienten an die Hand geben kann, um sie in ihrer Selbstwirksamkeit zu unterstützen und zu stärken.

    Im abschließenden Kapitel VI wird der Versuch unternommen, Grundlagen einer Didaktik und Methodik psychosozialer Beratung zu entwickeln.

    Wir wünschen Ihnen interessante und neue Erkenntnisse und hoffen darauf, dass unsere Reise durch die diversen Beratungslandschaften Sie motiviert, sich weitere Themenfelder der Beratung selbstgesteuert und selbstorganisiert zu erschließen und möglichst viele Fragen an den Untersuchungsgegenstand ‚Beratung‘ zu richten.

    Ihr Detlef Barth & das Autoren-Team

    II. Was man allgemein über Beratung wissen sollte (Detlef Barth)

    1. Geschichte der Beratung – einmal anders betrachtet

    Beratung gab es schon zu allen Zeiten: Kaiser, Könige, Herzöge, Fürsten; sie alle haben sich beraten lassen. Philosophen aller Kulturkreise verstanden sich direkt oder indirekt als Ratgebende, wie bspw. die altchinesischen Philosophen Lao Tse (600 v. Chr.) und Konfuzius (551 v. Chr.), der altindische Philosoph Buddha (560 v. Chr.), die griechischen Philosophen Pythagoras (570 V. Chr.), Sokrates (470), Platon (428 v. Chr.) und Aristoteles (384 v. Chr.), ebenso die römischen als auch christlich ausgerichteten Philosophen. Sie alle gaben Ratschläge für ein tugendhaftes und besseres Leben. In der Vormoderne (5. bis ca. 15. Jahrhundert n.Ch.) waren es darüber hinaus auch Astrologen, die mit Hilfe der Erstellung eines Horoskops alternative Daseinsinterpretationen und Prophezeiungen vornahmen. Abhängig vom Kulturkreis wurden aber auch andere esoterische Verfahren (wie bspw. das I Ging, der Tarot oder die Kabbala) genutzt, um den Herrschenden bei ihren Entscheidungen beratend zur Seite zu stehen. In der beginnenden Moderne (15. Jahrhundert bis ca. 1980) waren es in Deutschland neben den Priestern und Ärzten vor allem die so genannten Alchemisten, die Rat erteilten.

    Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Beratung auch als staatliche Aufgabe angesehen und entsprechende Beratungsfelder eingerichtet (Erziehungsberatung bei den Jugendämtern, Berufsberatung), beaufsichtigt und reglementiert (vgl. Nußbeck 2006).

    Im Folgenden soll geklärt werden, inwieweit die veränderten gesellschaftliche Entwicklungsprozesse in den letzten zweihundert Jahren Einfluss nahmen auf die Lebens- und Arbeitswelten, wie Menschen auf diese Herausforderungen unterschiedlich reagierten, inwieweit Beratung sich von ihrem Selbstverständnis her entwickelt hat und inwiefern Beratung dem Einzelnen gerade in der Postmoderne Unterstützung bieten kann.

    Unsere Lebens- und Arbeitswelten haben sich in den letzten zweihundert Jahren enorm verändert und damit auch die Inhalte, Vorstellungen und Funktionen von Beratung. Nach Lutz v. Werder (2000) wird die praktische Philosophie der Lebenskunst des 19. und 20. Jahrhunderts, die deutliche Parallelen und Affinitäten zum Thema ‚Beratung’ hat, epochal unterteilt in „vormoderne Philosophie vor Auschwitz (von ca. 1800 bis zum 1. Weltkrieg), „moderne Philosophie im Umfeld von Auschwitz (von ca. 1900 bis ca.1980) und „postmoderne Philosophie nach Auschwitz" (von ca. 1980 bis dato) (v. Werder 2000, S. 112). Diese Form der zeitlichen Differenzierung der praktischen Philosophie ist unabhängig von der gängigen epochalen Unterscheidung in ‚Vormoderne’‚ Moderne’ und ‚Postmoderne’. Hier gelten andere Zeiteinteilungen. Unter ‚Vormoderne’ versteht man den Zeitrahmen von ca. 500 nach Christus bis ca. 1500 nach Christus. Entsprechend beginnt die ‚Moderne’ mit Beginn der Aufklärung und endet in den 1980er Jahren.

    Waren in der ‚Vormoderne’ Moral, Wissenschaft und Kunst Erfüllungsgehilfen der Kirche und damit unter klerikaler Kontrolle, so kam es im Laufe der Geschichte zu einer „Differenzierung der kulturellen Wertsphären (Habermas in Wilber 2006), die es ermöglichte, unabhängig von kirchlichen Vorgaben und Kontrollen eigene Vorstellungen sanktionsfrei zu entwickeln. „Im Mittelalter konnte Galilei nicht frei durch sein Teleskop schauen und über die Ergebnisse berichten, weil Kunst, Moral und Wissenschaft unter der Herrschaft der Kirche eins waren und deshalb die Moral der Kirche definierte, was die Wissenschaft machen – oder nicht machen – konnte. Die Bibel sagte (oder implizierte), dass die Sonne sich um die Erde bewegte, und damit war die Diskussion zu Ende (Wilber 2006, S. 78). Mit Beginn der Aufklärung verlor die Kirche an Macht und Wissenschaft an Einfluss, allen voran der wissenschaftliche Materialismus.

    Im Zeitrahmen der ‚vormodernen Philosophie’ (von ca. 1800 bis zum 1. Weltkrieg) treffen wir eine Gesellschaft an mit familiären Strukturen. Patriarchalisches und damit hierarchisches Denken und Handeln bestimmten den Alltag. Unter- und Überordnung waren an der Tagesordnung und wurden nicht in Frage gestellt. Man lebte in übersichtlichen Bezügen, eingefahrenen Gleisen und die Lebens- und Arbeitswelten waren in der Regel durch die Eltern vorgegeben. Beratung fand meistens indirekt statt in Form von vorgelebten Verhaltensweisen. Man orientierte sich mehr oder weniger am Modell der Eltern und in christlichen Familien an den Forderungen der Kirche. Dementsprechend wurde Beratung verstanden als Rat gebendes Tun. Seelische Unpässlichkeiten oder gar Störungen wurden als Strafe Gottes aufgefasst und entsprechende „läuternde Maßnahmen vorgegeben (wie bspw. „Bete zwanzigmal das Ave Maria).

    Jede Epoche hat Schatten- und Lichtseiten. Zu den Schattenseiten des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg gehören die meist autokratischen politischen Verhältnissen. Philosophisch setzt man sich entweder mit dem Menschen an sich (Darwin) oder der Klasse (Marx) auseinander. Der Mensch als Individuum war noch nicht entdeckt und hatte sich dem Kollektiv unterzuordnen. Gedanklich bewegen wir uns in der Zeitströmung eines Max Stirner („Entdeckung des Ichs und „Als Einziger dem Nichts trotzen), eines Charles Darwin („Das Überleben der Tüchtigsten unterstützen), eines Michael Bakunin („Gott ermorden), eines Karl Marx („Die Kapitalisten stürzen), eines Sigmund Freud (Das Unbewusste aufdecken), eines Wilhelm Dilthey („Die eigene Lebensgeschichte verstehen) (v. Werder 2000, S. 121/123), folglich einer Zeit, in der Beratung noch nicht als Beruf ausgeübt wurde, weil die Entdeckung des Individuums noch ganz am Anfang stand. Das änderte sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

    Waren die Lebens- und Arbeitswelten in der ‚vormodernen Philosophie’ noch weitestgehend bestimmt durch vorgegebene traditionelle Werte und kirchliche Vorgaben, die kaum hinterfragt wurden, so kann mit Beginn der ‚philosophischen Moderne’ ein anderes Bild von Beratung gezeichnet werden. Beratung geht nicht mehr nur zurück auf Einzelpersonen (Pfarrer, Priester, Ärzte), sondern wird zu einer kollektiven Angelegenheit. Staat, Verbände, kirchliche und kommunale Einrichtungen, sie alle fühlen sich mehr und mehr mitverantwortlich, wenn es darum geht, psychosoziale Unterstützungsangebote bereit zu stellen. Beratung wird zum Beruf und von Männern wie von Frauen ausgeübt.

    Politisch betrachtet, ist die ‚philosophische Moderne’ zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1. und 2. Weltkrieg) charakterisiert durch ein mehr oder minder menschenverachtendes Klassen- und Rassendenken. Diese Einstellung hatte auch Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitswelten der unterschiedlichen „Klassen. Wer zur eigenen Klasse bzw. Rasse zählte war gut, wer nicht, war schlecht und damit vogelfrei. Genährt wurde diese Ansicht durch imperialistische, rassistische, antisemitische und totalitäre Philosophien. Das Individuum war immer noch relativ bedeutungslos und hatte sich den Machtansprüchen bestimmter Machtapparate zu unterwerfen. Wer das nicht akzeptierte, wurde konfrontiert mit Brutalität, Rechtlosigkeit und ggf. Gehirnwäsche (vgl. auch v. Werder 2000, S. 251f). Totalitarismus in Form von Faschismus, Kommunismus und einer kapitalistischen Klassengesellschaft setzten sich durch. Darwinismus und Marxismus, zwei Philosophien aus der ‚vormodernen Philosophie’, wurden in dieser Zeit mit verheerenden Folgen für die Menschheit praktiziert. Im Zeitraum der ‚philosophischen Moderne’ sind ca. „167 Millionen Menschen von rechten und linken Terror-Regimen ermordet worden (v. Werder 2000, S. 251). Die ‚Philosophie der Moderne’ reagierte auf diese Entwicklung zum einen mit einer radikalen kritischen Haltung, zum anderen mit „Weltflucht durch Hinwendung zu metaphysischen Glaubenssystemen (vgl. v. Werder 2000, S. 113). Typische Vertreter/innen dieser Zeit sind S. de Beauvoir („Das weibliche Ich stärken), J.-P. Satre („Das existierende Ich analysieren), M. Horkheimer („Untergang des Ichs verhindern), A. Freud („Kriegs- und KZ-Kinder analysieren), L. Wittgenstein („Sprache therapieren), P.T. de Chardin („Kosmische Meditationen machen), A. Schweitzer („Ehrfurcht vor dem Leben entwickeln) und viele andere.

    Zu den Lichtseiten und wesentlichen Errungenschaften dieser Epoche

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