Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Andere Welten
Andere Welten
Andere Welten
eBook78 Seiten1 Stunde

Andere Welten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Eine Erzählung um zwei vierzehnjährige Jungen, die keine klassischen Abenteuer erleben und auch nicht in einen Kriminalfall verwickelt sind. Die beiden Hauptfiguren der Geschichte sind eher Träumer, mehr noch Menschen, die mit ihren Fähigkeiten und Interessen eher am Rande der Gesellschaft stehen, und die für ihr Tun und für ihre Erkenntnisse von den anderen (z.B. ihren Klassenkameraden) belächelt, ja verspottet werden.
Eine Geschichte für Jugendliche und auch Erwachsenen. (Lesealter ab zwölf Jahre)
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum30. Jan. 2015
ISBN9783842308602
Andere Welten
Autor

Hermann Gerstenkorn

Der Autor, Hermann Gerstenkorn, wurde 1964 in Dannenberg (Elbe) geboren und lebt als Künstler im Wendland. Ihm haben es vor allem das Wort und die Musik angetan. Tätig ist er vor allem im Bereich Musik/Musikpädagogik. Neben der vorliegenden Erzählung schrieb er das Büchlein: "Zwölf und zwei Geschichten" mit Kurzgeschichten für Kinder (erschienen bei BoD), und mehrere Gedichte und Geschichten, die bisher aber unveröffentlicht blieben.

Ähnlich wie Andere Welten

Ähnliche E-Books

Rezensionen für Andere Welten

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Andere Welten - Hermann Gerstenkorn

    04.10.2009

    Kapitel 1 - Der Neue

    Mit Beginn des Schuljahres ging ein neuer Schüler in Fabians Klasse. Der Neue heißt Karl, er war erst in diesem Sommer mit seinen Eltern hierhin gezogen. Schräg gegenüber der Schule, der Hauptschule, wohnte er nun, keine hundert Meter von dem Klassenraum entfernt, in dem er nun sitzt. Physikunterricht stand gerade auf dem Stundenplan der achten Klasse. Es war eines der Lieblingsfächer von Fabian. Der Lehrer, Herr Weber, erklärte gerade, wie man die Höhe eines Baumes bestimmen kann, ohne mit dem Maßband bis hinauf in seinen Wipfel zu steigen. Die Lösung des Problems bestand in der Anwendung eines sogenannten »Försterdreiecks«, daß eine Fünfundvierzig-Grad-Schräge hat, sofern die Unterkante des Dreiecks waagerecht ist. So peile man die Spitze des Baumes an und kann seine Höhe an der Entfernung zum Stamm ablesen - zuzüglich der Augenhöhe des Betrachters.

    Für Fabian war eine solche Vorgehensweise nicht sonderlich fremd. Er hatte schon häufiger Entfernungen bestimmt - nicht mit Hilfe eines »Försterdreiecks«, sondern mit einem aus einem Geodreieck und mehreren Leisten selbstgebauten... - naja, er nannte es Sextant, wie das Ding, mit dem die alten Seefahrer ihre Position bestimmt hatten.

    „Noch Fragen?" fragte Herr Weber. Janine und Constanze in der zweiten Reihe zickten und wurden laut. Herr Weber schaute Constanze an, zeigte aber mit der rechten Hand auf Janine. Diese formulierte zögernd eine Frage, mehr aus Verlegenheit, als aus Interesse an der Sache. Sie fragte, ob man so oder so ähnlich auch die Entfernung von Sternen messen könne.

    Das rief Fabian auf den Plan. Er meldete sich eifrig, wurde aber von Herrn Weber, der ja gerade vor Janine stand, nicht gesehen. Zudem ergriff auch bereits ein anderer das Wort, ohne sich gemeldet zu haben. „Quatsch! meinte Karl, der Neue. „Dazu braucht man zunächst einmal einen zweiten Bezugspunkt, dessen Entfernung bekannt ist. Man mißt dann den Winkel zwischen Bezugspunkt und anvisiertem Stern und kann dann mit den Winkelfunktionen die Entfernung berechnen!

    Herr Weber hatte Karl mit beiden Händen anvisiert und ging nun zwei Schritte auf ihn zu. „Sehr richtig, Karl! sagte er. „Hattest du in deiner vorigen Schule schon Winkelfunktionen kennengelernt? Karl verneinte diese Frage, woraufhin Herr Weber meinte, daß Eifer ja gut sei, daß Übereifer aber nichts bringe, außer, daß dieser womöglich von anderen Zielen ablenke. Typisch Herr Weber! Für ihn ist nur das wichtig, was in den Schulbüchern und auf dem Lehrplan steht.

    In der Pause drängten sich ein paar Jungen um den Neuen. Sie fragten Karl, woher er das weiß, und ob er sagen könne wie weit der Mond von der Erde entfernt sei. Karl gab so lange Auskunft, bis sich die Jungen-Traube um ihn aufgelöst hatte. Fabian hatte sich zurückgehalten. Nun aber, da keine Satelliten-Jungen mehr um Karl kreisten, sprach auch er ihn an. „Hey! Sag mal, kennst du den hellsten Stern am Nachthimmel? Und weißt du auch wie weit der von der Erde entfernt ist? Karl sah Fabian verwundert an. In seinen Augen war Fabian eher der Strebertyp, der Klassenprimus - was er zu der Zeit ja auch tatsächlich war -, ein guter Schüler, aber gewiß nicht von der wissenschaftlichen Sorte. Er hielt Fabian eher für einen vom Priestertypus. Sicher hat er seine astronomische Frage nur gestellt, um ihn mal auf die Probe zu stellen. Bestimmt kannte er die Antwort darauf, hatte sie irgendwo aufgeschnappt. „Nun gut, soll er doch! dachte sich Karl und gab zur Antwort, daß der hellste Stern am Nachthimmel der Sirius ist, und dieser von der Erde etwa acht Komma sechs Lichtjahre entfernt sei.

    „Acht Komma fünf!" korrigierte Fabian Karls Antwort, wobei es ihm dennoch überraschte, daß er den Sirius als den hellsten Stern kannte. Fabian hielt Karl für einen Aufschneider und einen Möchtegern-Professor. Sicher war Karl nicht dumm, aber Fabian empfand ihn als zu oberflächlich und von seiner Einstellung her als zu materiell. Nun aber begann Fabian an seiner Meinung über Karl zu zweifeln. Vielleicht steckte hinter Karls Angeberei ja doch mehr, als nur ein großes Maul.

    „Nein, acht Komma sechs! Da bin ich mir sicher," entgegnete Karl entschieden. Und nach einigem hin und her, weil Fabian auf acht Komma fünf beharrte, schlug Karl vor, gleich nach Schulschluß in seinem Sternen-Atlas nachzuschlagen, welche Entfernung der Sirius nun tatsächlich von der Erde hatte. Fabian könne ja kurz mit zu ihm nach Hause gehen - das ist ja schließlich gleich gegenüber. Fabian willigte ein. Da klingelte die Schulglocke, und eine Doppelstunde Englischunterricht wollte noch bewältigt werden, ehe die Schule aus war. Englisch war übrigens ein Fach, das Fabian nicht so toll fand. Und wie sich herausstellte, mochte es Karl noch weniger.

    Also ging Fabian nach Schulschluß zu Karl mit nach Hause. Sie stiegen gleich die Treppe unmittelbar hinter der Eingangstür empor und gelangten in Karls Zimmer. Fabian fiel sofort Karls Fernrohr ins Auge, das auf einem Stativ montiert vor dem Fenster stand. Karl aber ging, kaum hatte er seinen Schulranzen auf einen Stuhl abgelegt, unmittelbar auf das Bücherregal gegenüber der Fensterwand zu und entnahm diesem einen dicken Wälzer. „Sternen-Atlas stand auf dem Buch, dessen Schutzumschlag schon ein wenig ramponiert aussah. Darin suchte Karl nun den Eintrag »Sirius«, was er auch laut vor sich hin murmelte. „Sirius oder Sirius A, erweiterte Fabian die von Karl nachzuschlagenden Suchworte. Karl war erstaunt. „Sie an! schaute er Fabian mit großen Augen an. „Dann weißt du wohl auch, daß es noch einen Sirius B gibt. Natürlich wußte Fabian das, und er wußte auch, daß Sirius B ein Weißer Zwerg ist und praktisch keine Leuchtkraft mehr besitzt. Karl hatte gerade den Eintrag »Sirius« in seinem Sternen-Atlas gefunden, da wandte er sich aufgeregt um und schaute Fabian direkt in die Augen.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1