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Die kulturprägende Kraft des Teilens: Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit
Die kulturprägende Kraft des Teilens: Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit
Die kulturprägende Kraft des Teilens: Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit
eBook418 Seiten6 Stunden

Die kulturprägende Kraft des Teilens: Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit

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Über dieses E-Book

Viel menschliche Kreativität bleibt auf der Strecke, weil sie sich nicht in die Zwangsjacke vordergründiger Verwertbarkeit von Aufwand und Ertrag stecken lässt, stellen die Autoren in ihrer Kritik an der heutigen Wirtschaft und Gesellschaft fest. Im Zuge der Evolution des Bewusstseins der Menschheit sehen sie als Ausgleichsbewegung das Aufkommen einer Kultur des Teilens, in welcher Wert und Würde des Menschen an Bedeutung gewinnen.

Das Buch bietet eine tiefgründige Erörterung der dringend notwendigen sozialen, mentalen und spirituellen Klärungsprozesse, um Wirtschaft und Gesellschaft aus den Denkstrukturen eines selbstzentrierten Besitzdenkens und Konsumstrebens herauszulösen. Dergestalt, dass Menschen in ihrem eignen Umfeld beginnen sich sozialkreativ zu organisieren, um gemeinsam eine gerechtere, zukunftsfähige, lebenswerte Welt zu erschaffen.

Sozialkreatives Teilen bringt nach Thomas Weis und Thorsten Wiesmann die Prinzipien des Freigebens, Ausgleichens und Genügens zur Entfaltung. Es ist die Investition in eine gemeinsame Grundordnung, in geistige Werte und ein alle verbindendes Wachstum, weil vom Teilen der Weltressourcen das Überleben der Menschheit abhängt. Wie sich das an dem Gleichgewicht von materiellen und geistigen Werten orientierte Teilen global durchsetzen und konkret ausgestalten wird, ist für die Autoren offen. Ihnen geht es um die menschliche Qualität des Teilens als eine zu entdeckende Dimension des gemeinschaftlichen, schöpferischen Handelns repräsentiert in Lernfeldern wie sozialer Kreativität, Gruppendenken und einer Wirtschaft der Verbundenheit. In diesem Sinne erforscht das Buch die Tiefenstruktur und den Kraftstrom gegenwärtiger Veränderungen. Am Thema Interessierte werden weitreichende Einsichten und eine Vielzahl an Anregungen zum Weiterdenken finden, die ihnen helfen aktuelle Zeitfragen besser einzuordnen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum16. Dez. 2014
ISBN9783738686982
Die kulturprägende Kraft des Teilens: Soziale Kreativität, Gruppendenken, Wirtschaft der Verbundenheit
Autor

Thomas Weis

Thomas Weis, Jahrgang 1954, studierte Pädagogik/Psychologie an der Universität Tübingen. Er arbeitete lange Zeit als Coach in der Wirtschaft und ist heute als Inkubator für sozialkreative Projekte/Lebensentwürfe tätig. Gegenwärtig engagiert er sich für den Aufbau einer crowdfunding Plattform für Sozialunternehmer. Kontakt: info@vita-education.de

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    Buchvorschau

    Die kulturprägende Kraft des Teilens - Thomas Weis

    anknüpft.

    Teil 1 Soziale Kreativität: Die verborgene Kraft zwischen Menschen

    1. Teilen als die 5 Elemente der sozialen Kreativität

    Soziale Kreativität können wir als eine neu zu entdeckende Form des gemeinsamen Schauens, Lauschens und Spürens beschreiben. Man beginnt sich gegenseitig ernst zu nehmen und spielt sich nichts mehr vor. Man agiert spontan und zielbewusst bezogen auf gemeinsame Prioritäten. Absorbiert im kreativen Zusammenwirken mit anderen blitzen Eingebungen auf, wird man tieferen Einsichten gewahr. Einsichten, die eine zuvor verborgene Schönheit und Harmonie offenbaren. Zugleich Einsichten, die eine tiefe Symbolik des eigenen Handelns beinhalten. Wo ein solches Gewahrsein die Zusammenarbeit erfüllt, muss man sich nicht mehr rein zwanghaft von anderen abgrenzen. Jede Angst, zu kurz zu kommen oder von anderen dominiert zu werden, endet hier.

    Solange man nichts von einem solchen erweiterten Gewahrsein weiß, wird man es nicht bewusst vermissen. Und weil man es nicht vermisst, besteht auch kein Bestreben danach. Gleichwohl hat dessen Fehlen Folgen. Wo es fehlt, gewinnen kurzfristige Interessen und eigennützige Motive leicht die Oberhand, bleiben Nachhaltigkeit, ökologische und soziale Werte schnell auf der Strecke. In der Vergangenheit bildete das individuelle Gewahrsein die Grenze der Erkenntnis. Die Menschheit ist dabei sich zu einem kollektiven Gewahrsein aufzuschwingen, mit ganz neuen Optionen und Visionen. Zugleich werden diejenigen, die alternative, kreative Formen der Zusammenarbeit vorschlagen, ernster genommen. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt und damit experimentiert, umso deutlicher kommen bislang unerkannte Potenziale zum Vorschein. Potenziale, die vor allem zwischen Menschen liegen. Die gemeinsame Matrix, das schöpferische Feld, welches Menschen bilden, die nach dem Prinzip des Teilens zusammenarbeiten. Menschen werden dann füreinander zu Ideengebern und Katalysatoren für die Konkretisierung von Vorhaben. Etwas, das sich erst im Zueinander ergibt, das ungewollt, unplanbar, unvorhersehbar ist. Es ist diese Art, dieses Zu- und Füreinander, bezogen auf einen gemeinsamen Ideenkern, welche die soziale Kreativität ausmacht.

    Die Fundierung der neuen Wissenschaft von der sozialen Kreativität, die wir im folgendem vornehmen wollen, basiert auf einer Fünfgliederung. Dies ist so aus folgendem Grunde: In jedem Menschen gibt es zwei Hauptgruppen von Energien, nämlich die Energien der Wunschnatur und die Energien des Denkvermögens. Wenn diese entsprechend miteinander verbunden werden entsteht das, was wir allgemein eine aktive, kraftvolle Persönlichkeit nennen. Das was wir die Seele nennen ist eine Energie-Einheit aus Lebens-Energie und Denk-Energie, die über diese Persönlichkeit zu wirken sucht um sie auf höhere geistige Ziele auszurichten. Die Energien, deren sich die Persönlichkeit ihrerseits bedient, um mit der Seele Kontakt aufzunehmen, nennen wir gewöhnlich Denken und Liebe. Eine weitere Energie, der sie sich bedient und die wir das Lebensprinzip nennen können, ist im menschlichen Herzen verankert. Die drei Energien der Persönlichkeit Lebens-, Gefühls- und Gedankenenergie sowie die zwei Energien der Seele, bilden zusammen die fünf Energien, die der Mensch auf Erden anwendet, um Erfahrungen zu sammeln. Der Mensch ist also das Produkt von fünf Energien.

    Die Lehre von den Fünf Elementen ist ein uraltes Menschheitswissen. Welche Bezeichnungen diese Elemente tragen, unterliegt dabei Unterschieden dem Kulturkreis und dem Zeitenraum entsprechend. In bestimmten Traditionen wird auch nur von einer Vier Elemente Zuordnung ausgegangen, was in etwa der Reduktion auf die Basis einer Pyramide entspricht, und den zu den vier Seiten zugeordneten Himmelsrichtungen. Die Spitze der Pyramide steht für den Zenit und so für das fünfte Element. Nach Plato ist die Grundlage für die Elemente in geometrischen Körpern mit 4,6,8,12, und 20 Flächen zu finden. Mit Hilfe dieser Körper war es Kepler wiederum möglich, die Abstände zwischen den seinerzeit sechs bekannten Planeten des Sonnensystems zu erklären. Was all diese Lehren trotz ihrer Unterschiede miteinander verbindet, ist ihre Ableitung aus der Beobachtung der Natur und ihre Anwendung zur Beschreibung von Wechselwirkungen und Kreisläufen. Es sind dies Sachverhalte, die sowohl zwischen Mensch und Umwelt, Umwelt und kosmischer Ordnung sowie zwischen den einzelnen Organen innerhalb des menschlichen Organismus bestehen.

    Je nach Zusammenhang werden dabei die Elemente gesehen als archetypische Grundkräfte, Phasen zyklischer Wandlungsprozesse oder als Anteile eines Kreislaufes, die sich gegenseitig beeinflussen. Anhand des Zusammenwirkens dieser Elemente lässt sich das Entstehen von Ungleichgewicht in lebendigen Systemen untersuchen, um dann gezielt Lösungswege zu entwickeln, die zu einem neuen Gleichgewicht führen. Wir haben es hier also mit einem universellen Modell zur Lösung von Konflikten, Krankheiten und Problemen in allen Bereichen des Lebens zu tun. Ein Modell, das zur Verbesserung unseres Lebens beitragen kann.

    Im Sinne dieser Lehre symbolisiert die Erde den Prozess der Umwandlung und Transformation sowie der Reifung, die möglich wird auf einer biologischen Ebene etwa durch Verdauung oder Kompostbildung. Auf psychologischer Ebene geschieht diese Umwandlung durch die Charaktereigenschaft der Demut. Auf der Ebene der sozialen Kreativität finden wir die Entsprechung der Eigenschaften der Erde beim Entstehen von neuen sozialen Sphären durch gesellschaftliche Verdichtungsprozesse. Wasser ist das Element, in dem sich die Stoffe der Erde lösen und neu zueinander ausrichten. Wasser transportiert, verbindet und reinigt uns von alten unnötig gewordenen Ablagerungen. Darüber hinaus ist Wasser die Quelle allen Lebens.

    Das Verbindende des Wassers findet seinen symbolischen Ausdruck in unserem Handeln in Verbindung mit anderen Menschen. Wir gelangen zu einer Quelle, die unser Leben und gleichzeitig das Leben anderer tiefgreifend positiv verwandeln kann, indem wir erkennen, dass es irgendwo da draußen bereits eine Gruppe von Menschen gibt, die nur darauf wartet mit uns zusammenzuarbeiten. Diese Erkenntnis führt dazu, dass wir erfahren, inwiefern unsere Vorstellungen auch bereits diejenigen Vorstellungen von anderen Menschen sind. Schließlich gelangen wir über diese beiden Erkenntnisse in ein Umfeld, welches alle nötigen Werkzeuge und die entscheidenden Hinweise für uns bereithält. Werkzeuge und Hinweise, die wir benötigen, damit wir mit anderen gemeinsam effektiv an den Vorstellungen arbeiten können, die wir verwirklichen wollen.

    In der Luft um uns herum geschieht vieles, auch wenn wir nicht darauf achten, es nicht spüren. Die hier angedeutete Welt des Geheimnisvollen, Heiligen, ist der Gegenstand von Erzählformen und Weisheitslehren. Diese Lehren ermöglichen auch den Zugang zu einem tiefen symbolischen Verstehen allen Daseins, und somit zu einer ganzheitlichen Wahrnehmungsweise, die Geist, Mensch und Natur als Einheit erkennt. Von einer solchen Sicht aus kann wiederum deutlich werden, wieso sich die Elemente auch unseren Sinnen und unseren verschiedenen Wahrnehmungsarten zuordnen lassen, die da lauten: Geruch, Geschmack, Gesicht, Gefühle und Gehör bzw. physisch, emotional, mental, intuitiv und geistig. Gerade der Umgang mit Informationen wird in den kommenden Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dabei geht es um das Auswählen und Filtern von Informationen, um unser kreatives Potenzial zu entfalten und nicht zuzuschütten. Wir benötigen ein intuitives Informationsverständnis, um zu entscheiden, welches Buch es zu lesen, welchen Film es anzusehen und welche Person es zu treffen lohnt. Von einem Menschen mit einem solchen Verständnis könnten wir auch sagen, er führe ein bewusstes Leben.

    Nach antiker Lehre besteht alles, was erschaffen ist, aus den vier Elementen Feuer, Erde, Luft und Wasser. Das unsichtbare, darüber hinausgehende Element symbolisiert das Wesentliche, die Bedeutung, den Sinn, der in der Schöpfung verborgen ist und den nur der Mensch zu erkennen vermag. Aristoteles nannte es Äther und die Alchemisten prägten dafür den Begriff Quintessenz. Im Zuge der modernen Wissenschaftsgeschichte wurde dieses Element verneint. Inzwischen werden aber die Stimmen lauter, die meinen man könnte dieses Element mit der sogenannten Antimaterie oder Dunklen Materie gleichsetzen. In den geistigen Traditionen wird dieses Element auch mit der Akasha-Chronik (akasha bedeutet auf Sanskrit Äther) assoziiert, jenem übersinnlichen Buch des Lebens, das in immaterieller Form ein allumfassendes Weltgedächtnis enthält. Dieser geheimnisvolle Punkt, diese höhere Warte, wird von der Spitze der Pyramide symbolisiert, die die vier Eckpunkte, stehend für die vier Elemente, auf einer höheren Ebene miteinander verknüpft. Die gleiche Symbolik findet sich in vielen Fresken, Kirchenfenstern, Altarbildern und anderen Darstellungen, die Christus im Zentrum zeigen, umgeben von den vier Evangelisten, sowie in zahllosen tibetischen Mandalas, deren Mitte ein Vollkommenheitssymbol ist, in dem sich vier Prinzipien vereinen. Der Fünfstern symbolisiert aber auch, dass der Mensch mit beiden Füssen auf der Erde steht, während sein Kopf in den Himmel ragt und er als einziges Geschöpf Geist (Himmel) und Natur (Erde) in sich verbindet. Im Inneren des Fünfsterns befindet sich ein Fünfeck, in das sich wiederum ein Fünfstern einpasst, der ein Fünfeck in sich trägt.

    Analog zu dieser symbolischen Struktur gründet jedes Musiksystem in der Welt auf denselben fünf Noten: der sogenannten Pentatonik. Es ist so, als wären diese Noten gemeinsam in uns alle hineinprogrammiert. Wir erben alle diese Noten, die sich in den fünf Fingern unserer Hände spiegeln. Das Pentagramm zeigt so die Verbindung der inneren harmonischen Struktur des Universums auf und gleichzeitig die Möglichkeit für den Menschen, in sich das Gleichgewicht zwischen den Elementen zu erreichen und so das sterbliche, materiell gebunden Dasein zu überwinden. Dabei ist besonders zu vermerken, dass die Proportion, die unserem Schönheitsempfinden zu Grunde liegt, und die als Goldener Schnitt bekannt ist, sich unmittelbar aus den Proportionen des Pentagramms ableiten lässt. Das Pentagramm, verdankt seinen Ursprung den Erkenntnissen des Pythagoras von Samos. Diese harmonische Teilung oder der Goldene Schnitt folgt der Gesetzmäßigkeit seines bekannten Lehrsatzes a² + b² = c². Jede Sternspitze des Pentagramms ist ein goldenes Dreieck, dass von den Pythagoreern „Alpha, als Symbol des Anfangs genannt wurde. In der heiligen Geometrie stellt dieses Symbol das Urprinzip aller Dinge dar. Ein unendlich wiederkehrendes Muster, das in der Geometrie auch als Fraktale bezeichnet wird. Der Goldene Schnitt wird auch divina proportio (= göttliche Teilung) und sectio divina" (=göttlicher Schnitt) genannt.

    Die 5 Dimensionen der sozialen Kreativität, können wir in einem ersten Schritt so benennen:

    Manifestation - Formbildung/Verdichtung: Wachstumsrücknahme (Erde)

    Organisation - Rhythmus/Ritual: (Wasser)

    Energetisierung - Inspiration/Transformation: (Feuer)

    Integration - Inklusion/Synthese: (Luft)

    Gewahrwerden - Bewusstwerdung/Wachstum: (Äther)

    Soziale Kreativität kann als ein komplexes Zusammenwirken dieser fünf Phasen beschrieben werden, die gemeinsam die Grundlage der nun sich durchsetzenden Kultur des Teilens bilden. Es handelt sich dabei um eine innere Wandlungsdynamik zwischen Freude/Äther -Tieferer Sinn/Luft - Inspiration/Feuer -Ehrfurcht/Wasser - Demut/Erde. Als innere Wandlungsdynamik erkennen wir diese Phasen auch in folgendem Symbol:

    Widerstand gegen Ungerechtigkeit entspricht dem Aspekt der sozialen Kreativität, der für das Erdelement steht. Konstruktive zwischenmenschliche Beziehungen stehen für das Wasser Element und Inspiration für das Feuer Element. Symbolisches Bewusstsein entspricht dem Aspekt des Luft Elements der sozialen Kreativität. Man kann sich der Bedeutung des Elements Luft, oder des symbolischen Bewusstseins, an der Analogie des Wetterkreislaufs verdeutlichen. Bekanntlich zieht erhitzte Luft Wasser an, Wasser und Luft vermischen sich zu Regenwolken, die über der Erde abregnen und Wachstum bringen. Entsprechend wirkt das symbolische Bewusstsein auf die zwischenmenschlichen Beziehungen ein und lädt diese auf, die ihrerseits wieder inspirierte Aktivitäten, das Erdelement, auslösen. Analog zur Luft ist symbolisches Bewusstsein unsichtbar und nicht leicht zu erfassen. Man kann es als die Fähigkeit definieren hinter die Kulisse der scheinbaren Wirklichkeit zu blicken, d.h. den Anschein dessen zu erkennen, was wir vordergründig Wirklichkeit nennen. Ein anderes Bild dafür wäre der Röntgenblick, der in der Lage ist die innere Struktur der Dinge und ihre Energiefelder sichtbar zu machen. Es handelt sich bei diesem Bewusstsein um die Fähigkeit, die zwei Hälften der Wirklichkeit, das Sichtbaren und das Unsichtbaren, Kraft der Intuition in Übereinstimmung bringen zu können. Dem Verstand entgleitet das Symbol wegen seiner unendlichen Bedeutungsfülle. Häufig wird das Symbolverständnis durch zwei Missverständnisse erschwert. Das eine Missverständnis besteht darin, dass äußere Zeichen für das Ganze zu nehmen, das heißt an der Oberfläche hängen zu bleiben. Das andere darin, die dahinter liegende Wirklichkeit, auf die das Symbol und damit auch ein Mythos verweist, zu unterschätzen. Mit anderen Worten: Was sich nicht unmittelbar klar und eindeutig zeigt, hat scheinbar keinen praktischen Wert.

    Bei der Verarbeitung von Informationen sind zwei Zyklen zu unterscheiden. Ein Zyklus ohne Gewahrwerden und einer mit. Beim Zyklus ohne Gewahrwerden werden Informationen im Sinne einer Kenntnisnahme zum vorhandenen Wissen hinzugefügt. Wissen dieser Art bleibt folgenlos und wird häufig wieder vergessen. Beim Zyklus des Gewahrwerdens, der dem Element Äther der sozialen Kreativität entspricht, regt das Wissen die Intuition an. Zur vorhandenen Information kommt etwas Neues, Eigenes dazu. Das Neue kann eine tiefere Einsicht, eine originelle Idee oder ein energetischer Impuls sein. Gewahrwerden ist eine Funktion der Bewusstseinsentwicklung, die eine direkte Linie zur Änderung im Denken und Handeln hat. Für die soziale Kreativität bedeutet es den Umschlagpunkt vom Denken zum Handeln im Sinne des bewussten, symbolischen Tuns oder Unterlassens. Ein Beispiel wäre hier eine Änderung der Prioritäten, die zu innovativen Lösungen wie etwa zu kreativen Formen des zivilen Ungehorsams führt.

    2. Die neue soziale Sphäre (Erd-Element/Demut)

    Seit 2011 beginnt sich ein neuer Prototyp des kreativen Protestes abzuzeichnen. Das Kreative zeigt sich in der Art und Weise, wie demonstriert, diskutiert, Ereignisse dokumentiert und Informationen verbreitet werden. Über soziale Medien werden Erfolge wie Fehlschläge aufbereitet und mit der Perspektive geteilt, Lern- und Bewusstseinsprozesse anzustoßen. Augenzeugenberichte, über soziale Medien weitergeleitet, brechen das Informationsmonopol der etablierten Medien auf und erlauben einen direkten Austausch, auch über den bloßen Neuigkeitswert der medialen Erzeugnisse der Betroffenen hinaus. Solche Vorgänge sind Vorboten einer freien Kultur, die auf dem Prinzip des Teilens aufbaut. Die Diskussion um Besitz- und Verwertungsrechte von über das Internet zugänglichen medialen Erzeugnisse ist im Fluss. Die Haltung gewinnt an Einfluss, wonach diese Erzeugnisse durch die Präsenz im Internet zum Allgemeingut werden. Zugleich verlässt der Austausch das digitale Terrain und geht auf die physische Ebene über. So besuchen sich Aktivisten einzelner Länder und nehmen wechselweise beratend an den jeweiligen Aktionen vor Ort teil. Es entsteht ein konstanter Informationsaustausch auf mehreren Ebenen, die sich gegenseitig befruchten.

    Eine neue globale Gesellschaft ist dabei, vor unseren Augen geboren zu werden. In ihr definieren sich die Einzelnen nicht mehr als Konkurrenten, sondern als gemeinsam Agierende innerhalb von Netzwerk- und Gruppenstrukturen. Die Einsicht, dass jeder nur in dem Maße sinnvoll handeln kann, wie es die Umstände für alle erlauben, setzt von dem Druck frei, sich gegen andere behaupten zu müssen. Sie bildet die Grundlage für eine neue Qualität von Gelassenheit, die wiederum die Grundlage für einen tieferen Rückbezug zum Leben ist. Dieser Sinn für Gemeinsamkeit, jenseits des Spiels von Marktkräften, bildet die experimentierfreudige Grundlage für den offenen Austausch über Möglichkeiten. Diese können erst aufscheinen, wo auf neue und vertiefte Weise direkt zusammengearbeitet wird.

    Parallel zu einer solchen Entwicklung hat sich auch die Ausübung von Macht verschoben. Wurde in der vormodernen Zeit Macht hauptsächlich militärisch ausgeübt und in der Moderne durch Geld, geschieht dies heutzutage mehr und mehr durch soziale Medien. Dadurch verändert sich das Verhältnis des Individuums zum Kollektiv. Zugleich steigt der Wert, den moralische Sichtweisen haben, die integrativ sind. Eine hypervernetzte Gesellschaft ermöglicht es, daß Wissensfragmente oder Individuen sich schnell, leicht und zuverlässig finden können. Dadurch wird es wiederum möglich, uralte Angstbilder, die von der Fremdheit ausgehen, zu überwinden. Das so entstehende Selbstbild des Menschen, erschließt ein neues Ethos, bei dem die Kreativität gleichbedeutend mit der Subjektivierung wird. Ein Ethos, das Teilnahme ermöglicht und das tiefe menschliche Bedürfnisse unterstützt. Die Bedürfnisse zu kreieren, zu teilen und sich sinnvoll für seine Mitmenschen einzusetzen. So unterstützt das Prinzip des Teilens die Transformation von Wissen in Weisheit.

    Was gegenwärtig stärker denn je hervortritt, ist das Bewusstsein, dass politischöffentliche Probleme nur in Verbindung mit privaten lösbar sind. Umgekehrt sind private Anliegen nur in Verbindung mit politisch-öffentlichen dauerhaft lösbar. Ja mehr noch, scheinen sich die Grenzen zwischen der Ebene des Politisch-öffentlichen und des Privaten aufzulösen in einer Sphäre des Sozialen bzw. der sozialen Beziehung und des inklusiven Gemeinwohls. Ein notwendiges neues Politikverständnis verbirgt sich also gewissermaßen in unseren Erfahrungen und muss von dort her freigelegt werden. Diese Erfahrungen sind die eines umfassenden Lebendig Seins jedes Einzelnen innerhalb eines dichten Geflechtes verschiedener Beziehungen zwischen ihm und seinem natürlichen, technischen und sozialen Umfeld. Dieses Geflecht gilt es dabei selbst als Lebendiges zu erkennen, welches ständiger Bewegung unterliegt. All dies bedingt, dass die einzelnen Relationen unserer Beziehungen zueinander immer wieder neu austariert werden müssen. Reine Vernunft kann dabei durch rechtes Handeln und rechte zwischenmenschliche Beziehungen zum Ausdruck gebracht werden. Das, was wir als Liebe bezeichnen, ist die Auswirkung einer solchen reinen Vernunft.

    Soziale Beziehungen waren bislang oft durch gesellschaftlich eingeübte Gewalt aller Art geprägt. In Zeiten extremer äußerer Gefährdung kann soziale Kreativität sogar auch gezwungen sein, als geistige Enklave hervorzutreten. Als Versuch, erkannte geistige Wahrheiten in sich reifen zu lassen und einem totalitären äußeren Herrschaftsanspruch zu trotzen. Diese Kategorie nimmt vor allem in Hannah Arendts Werk eine zentrale Stelle ein, für die das Schweigen als Ablehnung der totalen Herrschaft eine Form des passiven Widerstandes war. Nach ihr ist solche innere Emigration auch eine politische Praxis, wenn es in ihr gilt, im Denken eine Lage und Aufgabe zu beurteilen, die das Gemeinwesen betrifft und nicht mehr einen Menschen allein.

    Doch solche äußere Gefährdung kommt ja nicht von irgendwo. Wie sich Gewalt durch Sprache und Bilder verbreitete und eingeübt wurde, so lässt sich auch Frieden durch eine entsprechende Friedenserziehung einüben, sobald unsere kulturellen Institutionen sich mehr den geistigen Prinzipien des Findens kreativer Problemlösungen öffnen. Sobald dies geschieht, kann sich unser Zusammenleben grundlegend ändern, hin zu einer Kultur der Kreativität, des Wohlstands für alle und der Nachhaltigkeit.

    Der Rückzug auf ein anonymes, privates Glück auf Kosten der Allgemeinheit wird immer schwieriger. Auf der einen Seite schaffen soziale Medien Öffentlichkeit und Transparenz, zum anderen wird es technologisch immer einfacher, Menschen zu überwachen und auszuspionieren. Das viel beschworene Ende der Privatsphäre birgt Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken. Als Menschenrecht im Sinne der freien Entfaltung der Persönlichkeit ist eine Privatsphäre unverzichtbar. Das betrifft zunächst den Schutz vor dem willkürlichen Zugriff staatlicher Aufsichtsorgane ohne den hinreichend triftigen Grund wie Gefahr im Verzuge. Durch die neuen Überwachungstechnologien besteht das Risiko, dass sich schleichend die Grenzen hinsichtlich einer vorbeugenden Überwachung verändern. Neben rechtsstaatlicher Durchleuchtung der Privatsphäre geht eine nicht minder große Gefahr von dem Data-Mining aus, das Unternehmen für kommerzielle Zwecke betreiben. Dies bleiben auch in Zukunft die schützenswerten Aspekte dessen, was man Privatsphäre nennt.

    Eine neue Form von Öffentlichkeit ist in den letzten Jahren durch die Nutzung der sozialen Medien entstanden. Damit hat sich ein wichtiges Gegengewicht zu den etablierten Medien formiert, welches es ermöglicht, einseitige Berichterstattung, staatliche Willkür und Einschränkungen von Freiheitsrechten aufzudecken. Die Präsenz in sozialen Medien und dem vielfältigen Teilen und Mitteilen von Informationen bedeutet im positiven Sinne das Verlassen der engen Privatsphäre hin zu einer gemeinsamen Sphäre des Allgemein-Öffentlichen. Damit ist der Einzelne nicht mehr an den kleinen Kreis seiner Angehörigen gebunden. Die Auswirkungen auf das Bewusstsein sind weitreichend, auch wenn Art und Inhalte der Kommunikation zuweilen noch recht banal und oberflächlich sind. In dem Maße, in dem das Interesse an anderen tiefer geht und die Verantwortung für das eigene Tun und das Tun anderer Menschen wächst, gewinnen die Informationstechnologien des Internets zunehmend politisch-öffentliche Bedeutung. Auf diese Weise verschwimmen die Grenzen der Sphäre des Allgemein-Öffentlichen und der des Politisch-Öffentlichen. Das Politische definiert sich dann nicht länger über gewählte Organe und Vertreter, sondern über ein Bewusstsein, das weit über die Stimmabgabe bei Wahlen hinausgeht. Was entsteht, ist eine basisdemokratische Kultur des weltweiten sozialen Engagements für die Belange des Gemeinwesens, der Umwelt und der

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