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Wir Um 2000 - Band 1: Die Situation um die Jahrtausend Wende
Wir Um 2000 - Band 1: Die Situation um die Jahrtausend Wende
Wir Um 2000 - Band 1: Die Situation um die Jahrtausend Wende
eBook256 Seiten3 Stunden

Wir Um 2000 - Band 1: Die Situation um die Jahrtausend Wende

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Über dieses E-Book

Wenigstens seit dem Ende des zweiten Weltkriegs bin ich, der Autor, ein bewusster Zeitzeuge eines ununterbrochenen gesellschaftlichen Wandels. Das bewog mich, für meine Enkel das aktuell erkennbare Weltbild im Jahr 2000 mit seinem Zeitgeist, an der aktuell erkennbaren Wirklichkeit zu reflektieren.
Ursprünglich sollte nur für sie die Wirklichkeit durch die Beobachtung des Zusammenhangs von Physik und Transzendenz skizziert und zum Zeitpunkt ihrer Volljährigkeit an sie ausgehändigt werden. Doch, veranlasst durch die lebhafte Nachfrage nach einzelnen Kapiteln, habe ich mich zu einer Veröffentlichung des gesamten Inhalts unter dem Titel "Wir um 2000" entschlossen.
In drei Teilen wird aus der Perspektive der modernen Naturwissenschaft, der Religion und der Philosophie auf die Unvollständigkeit der rein rational erfahr-baren Welt verwiesen. Denn die nichtsichtbare Ordnungsstruktur der ganzheit-lichen Welt ist die vollkommene und unveränderbare Wirklichkeit.
1. Teil: "Die Situation um die Jahrtausend-Wende", beschreibt die komfortable Lage in Mitteleuropa, beeinträchtigt von unseren selbstverursachten Schwierigkeiten. Es werden die gelebten Situationen mit der eigentlichen Wirklichkeit in einen Vergleich gestellt. Eine Wirklichkeit, nach der wir leben könnten, fände die Priorität von Werten angemessene Beachtung.
2. Teil : "Der äußere und der innere Mensch", schildert die unterschiedlichen bis gegensätzlichen Bedürfnisse des Menschen, von der Zeitlosigkeit vor seiner Geburt bis in den physischen Tod. Teil 2 veranschaulicht die Egostrategie im Gegensatz zu den Interessen für Spiritualität und betont die Nachhaltigkeit eines ganzheitlich gestalteten Lebens.
3. Teil: "Quantenphysik und das Evangelium des Johannes", verweist auf den engen Zusammenhang von Geist und Struktur sowohl im Evangelium als auch im subatomaren Feld der modernen Physik. In der Konsequenz wird der Einfluss des Denkens auf die Materie – und Mystik als Schritt der menschlichen Evolution angesprochen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum30. Apr. 2015
ISBN9783735751744
Wir Um 2000 - Band 1: Die Situation um die Jahrtausend Wende
Autor

Werner M. Heinrich

Werner M. Heinrich, geb.1935 in München. Nach der Handwerkslehre über den Zweiten-Bildungsweg Studium des Maschinenbaus. 1962-1992 Ingenieur in der Luft und Raumfahrtindustrie. Tätig in div. Fachabteilungen (Belastungsmech., Statik, Werkstoffforschung, etc.) und Alleinverantwortlicher in organisatorischen Bereichen im In- und Ausland. 1996 Buchveröffentlichung: (Einführung in das Qualitätsmanagement). 1998 Zusammen mit der Ehefrau, Planung und Errichtung einer Produktionsstätte zur Nahrungsmittelverarbeitung in der Dritten Welt und Einübung der Produktionsprozesse mit dem einheimischen Personal.

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    Buchvorschau

    Wir Um 2000 - Band 1 - Werner M. Heinrich

    Opa.

    1.0 Die Situation um die Jahrtausend-Wende

    Sehr gerne würde ich mich mit einem Besucher von der gleichen menschlichen Art unterhalten, der von einem Ort käme weit jenseits unseres Sonnensystems, nachdem er uns – die wir den Lebensraum bevölkern, der einmal als das Christliche Abendland bezeichnet wurde – eine Zeit lang beobachtet hat. Ich würde mich freuen, wenn er Humor hätte und trotzdem klar und unumwunden, aus einer unvoreingenommenen Position, seine Eindrücke über unsere Lebensart schildern könnte.

    Sicher wäre er dazu in der Lage, wenn der Erfahrungszeitraum seiner Zivilisation schon wenigstens 50 oder 100 000 Jahre länger währte als der unsere.

    50 000 Jahre sind in der kosmologischen Entwicklung ein bedeutungslos winziger Abschnitt, in der Entwicklung der Menschheit aber ein riesiger Schritt. Man braucht sich nur die letzten 2000 Jahre vor Augen führen, was für ein ungeheuerer technisch / zivilisatorischer Fortschritt auf Erden erreicht werden konnte. Allerdings, in kulturellen Belangen treten wir noch auf der Stelle. Die ethischen Anforderungen der griechischen Philosophen aus der Zeit etwa 400 vor Christus können wir im Alltag z. T. immer noch nicht umsetzen, beispielsweise die Kardinaltugenden. Noch schwieriger wird es bei den Lehren von Jesus von Nazareth. Die Wenigen, die ihnen scheinbar gerecht wurden, sind dann zur Belohnung auch heilig gesprochen worden.

    Von besonderer Bedeutung wäre für mich die Wertescala, an der der Außerirdische seine Wahrnehmungen über uns reflektiert und welche Schwerpunkte aus seiner Sicht von Bedeutung wären. Ist es die Tapferkeit, die Besonnenheit, die Gerechtigkeit, die Weisheit oder ist es gar die Liebe. Die Liebe, die Vergebung mit einschließt und deshalb Friede und Freude hervorbringt; eine fundamentale Kraft zur Befreiung der Menschen aus ihren selbst gemachten Schwierigkeiten.

    Was er auch sagen könnte, in der breiten Öffentlichkeit fände er wahrscheinlich kaum Glauben, wenn er sich mit seinen Vorstellungen von der Wirklichkeit weitab vom Zeitgeist des modernen Menschen befände. Doch was geschähe eigentlich, wenn er schon vor geraumer Zeit gekommen wäre und keiner hätte ihn bemerkt? Wenn er aber schon einmal da war, dann muss er auch erkennbare Spuren hinterlassen haben. Ich vermute sehr, sie werden dort zu finden sein, wo die Mehrheit sie nicht sucht.

    Die Gedanken, die mir dazu unmittelbar vor dem Niederschreiben durch den Kopf gehen, möchte ich mir bewahren oder zu einem späteren Zeitpunkt entsprechend einer besseren Einsicht wieder ändern. Die Computertechnik ermöglicht dies auf einfachste Weise.

    Damit kann ich die Gelegenheit wahrnehmen, meinen Enkelkindern – Sarah, Joschi, Alena, Fabian, Sebastian, Felix, Floriane und eventuell noch folgenden – die Weltsicht ihres Großvaters zur Jahrtausendwende zu vermitteln. Gerne würde auch ich in den Aufzeichnungen meines Großvaters Johann Nepomuk Michel studieren, der etwa um das Jahr 1900, als promovierter Jurist und Bürgermeister in Landsberg / Lech seine Zeit erlebte und sein Umfeld beurteilte. Allenfalls schon deswegen, weil er in einem traditionell christlich – monarchisch gesinnten Bayern wirkte und aus rational begründeten Moralvorstellungen, bei schmaler Toleranzbreite, amtierte. Im Gegensatz zur heutigen populären Sichtweise, bei der zuweilen Moral auf Mehrheitsmeinungen, Vorlieben und Emotionen gegründet ist.

    Der sich dabei ausprägende „Emotivismus" lässt für die nächsten 60 bis 100 Jahre sicher kolossale Entwicklungen erwarten. Ob zum Guten oder Schlechten muss sich noch erweisen; meine Enkel werden es beurteilen.

    Das nachfolgend Aufgezeichnete ist einerseits ein nicht-chronologisches Tagebuch, in dem ich die Alltagsphänomene reflektiere und ihre Ursachen zu erkennen versuche. Besonders unter den verschiedenen Blickwinkeln, wie denen der Philosophie, der Physik und der Religion, ist an deren Schnittpunkt, an dem die Erkenntnisse identisch sind, die Welt und das Leben in ihr am treffendsten zu beschreiben. Denn hier ist die Wirklichkeit zu vermuten. Andererseits soll gleichzeitig eine dialektische Auseinandersetzung mit meinem Inneren stattfinden. Die Zeit des Ruhestands nach einem interessanten Berufsleben bietet zur Abrundung eine treffliche Gelegenheit.

    Es soll kein philosophischer oder theologischer Kontext entwickelt werden, doch kommt mir das jeweilige Zitat aus den erwähnten Wissensgebieten, so wie es für den interessierten Laien erkennbar und praxisdienlich ist, als Hinweis – und um zu pointieren gelegen.

    Philosophie und Theologie habe ich als Ingenieur nicht studiert. Was ich aber gelernt habe, ist das analytische Zerkleinern der Tagesprobleme, um schließlich von Bewährtem ausgehend, durch deduktives Folgern, die Details zu einer für mich brauchbaren Synthese zusammen zu führen. Die Betonung liegt auf brauchbar. Dazu gibt es keine Alternative, will man der Stagnation, die immer das Risiko des Scheiterns in sich birgt, entkommen.

    Theologen und Philosophen haben es leichter ihre Gedanken zu formulieren; das meinen wenigstens die Naturwissenschaftler. Sie können Thesen, ja sogar Dogmen selbstbewusst präsentieren, müssen aber nicht zur Verifikation den Beweis antreten, zumindest nicht was ihre Anwendungstauglichkeit betrifft. Naturwissenschaft hingegen steht und fällt mit dem empirischen Nachweis. Bereits im Detail muss jede Methode mit Akribie gehandhabt werden. Setzt ein Techniker eine physikalische Gesetzmäßigkeit in ein Computerprogramm um und verwechselt dabei nur an einer Stelle ein Komma mit einem Punkt, wird wegen eines „geringfügigen" Formfehlers das Programm nicht arbeiten.

    Auch der Ingenieur ist sich immer bewusst, dass selbst kleine Fehler, Unachtsamkeiten oder Fehleinschätzungen katastrophale Folgen haben können. Abweichungen von der physikalischen Realität werden nie gestattet. Beinahe richtig – ist in jedem Fall falsch. Das fordert, anders als beim Geisteswissenschaftler, eine deutlich kritischere Haltung des Akteurs bei der Bewältigung seiner Aufgaben.

    Die Entwicklung von These und Antithese zur Synthese, die ihrerseits wieder als neue These angesehen werden kann, ist bei der Suche nach der philosophischen Wahrheit akzeptiertes Vorgehen und wurde von Hegel als Dialektik bezeichnet. Geisteswissenschaft erlaubt auch poetisch stilvolles Erklären, während Naturwissenschaft zu einer klaren, dürren Wortwahl zwingt, bei der der Verständlichkeit der erste Platz in der Ausdrucksform eingeräumt werden muss, um Missverständnisse zu vermeiden.

    Der verhängnisvoll enge Bezug der Theologie im 13. Jh. zu den physikalischen Vorstellungen des antiken Philosophen Aristoteles führte später bei Galilei (17. Jh.) beinahe zur menschlichen Tragödie, hätte er seine physikalischen Erkenntnisse nicht widerrufen.

    Der große Theologe Albertus Magnus (1193 - 1280), der universale Geist des Mittelalters, erforschte die Natur durch Beobachtung und auf der Grundlage der aristotelischen Kategorien. Die zu seiner Zeit unerklärbaren physikalischen Phänomene nannte er unglücklicherweise „das Wirken Gottes".

    Im Zuge der Aufklärung stellte sich jedoch immer mehr heraus, dass das vermeintliche „Wirken Gottes" auf bis dahin noch unbekannte Zusammenhänge der klassischen Physik beruhte. In der Auseinandersetzung zwischen Glaube und Naturwissenschaft hatte folglich die Theologie immer mehr an Boden verloren. Entsprechend ihrem Erfolg vermuteten die Naturwissenschaftler deshalb: alles wird einmal durch den Intellekt erklärbar sein, und Gott als Wirkursache wird nirgends in Erscheinung treten.

    Der Mathematiker Pierre Laplace (1749 - 1827) formulierte stolz die damalige Weltsicht mit dem bekannten Ausspruch: „Die Hypothese Gott habe ich nicht nötig."

    Zeitgenössische Sachkenner argumentieren heute: In der klassischen Physik kommt Gottes Wirken tatsächlich nicht vor. „Ganz anders verhält es sich in der modernen Physik, in der das Eingreifen Gottes nicht auszuschließen ist." (Prof. Dr. Peter Mittelstaedt, theoretische Physik Uni. Köln, bei einer ND-Tagung: Glaube u. Naturwissenschaft, in Oberwesel).

    Dieser revolutionär neue Gesichtspunkt eröffnet die Chance, dass Erklärungsdefizite der Theologie, gegenüber den Gläubigen, durch einen Rückgriff auf die moderne Physik vermindert werden könnten.

    Religiöse Aspekte sind nie absolut und endgültig. Wären sie es, würde das bedeuten: wir hätten Gott und das Universum in seiner Gänze schon verstanden. Religionen, die der Weg zur Spiritualität sind, sie dürfen und müssen sich durch die religiöse Erfahrung entwickeln. Spirituelle Erfahrungen sind allerdings intellektuell oft nicht zu begreifen. Sie werden bedauerlicher Weise deswegen als ungeeignet für wissenschaftlich-theologisches Denken eingestuft und abgewiesen.

    Theologische Übereinkommen und Festlegungen entstehen zwangsläufig unter dem Einfluss des jeweils aktuellen physikalischen Weltbildes ihrer Zeit, das ihnen eine deutliche Prägung gibt (Kirchenkonzile). In diesem Geist werden sie dann für die Zukunft festgeschrieben. Da das physikalische Weltbild der Generationen im Fluss der Geschichte einem unaufhörlichen Wandel unterliegt und gerade in den letzten 250 Jahren von einer rasanten Wissens-Entwicklung immer wieder grundlegend umgestaltet wurde, stagniert dem gegenüber die christliche Glaubensentwicklung auf Positionen, die dem jeweils aktuellen Weltverständnis fremd sind.

    Die Menschheit muss im Bereich der Geisteswissenschaft, speziell mit der Kondition der individuellen Seelenbeschaffenheit, also der Persönlichkeit, mindestens den gleichen Entwicklungsschritt vollziehen, wie er seit der Erfindung des römischen Streitwagens im Bereich der Naturwissenschaft vollzogen wurde und zukünftig noch vollzogen werden wird. Denn der Bereich des geistig-seelischen, der bis zum Göttlichen reicht, kann nicht geringer sein als der Bereich des geistig-physikalischen, der nur ein Teil der Schöpfung ist.

    Die heutige Diskrepanz zwischen Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft führt durch die scheinbare Bipolarität von Glaube und Vernunft zu der interdisziplinären Sprachlosigkeit, die es erschwert, die Inhalte unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen in eine vergleichbare Form zu bringen. Und das, obwohl es mit Sicherheit nur eine Wirklichkeit gibt, die sich im Schnittpunkt aller Gelehrsamkeit befinden muss, in dem die Thesen deckungsgleich und fehlerfrei sind.

    Der behutsame Vergleich von Spiritualität und Materialität und die Suche nach dem Gemeinsamen ist seit dem 20. Jh. keine Utopie mehr. Die Vermittlung von Einsichten hinter der für uns erkennbaren Natur macht eine metaphysische Spur immer deutlicher. Die Erkenntnisse der neuzeitlichen Physik verändern seither unser Denken so tief greifend, dass von einem Paradigmenwechsel geredet wird.

    Je mehr die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse neue Zusammenhänge aufzeigen, um so mehr müssen wir heute zur Kenntnis nehmen, dass Gott sich die Freiheit genommen hat, die Welt und das Universum so genial zu gestalten, dass der Mensch mit seiner geringen Verstandeskapazität die Struktur der Welt, ja sogar seine eigenen Forschungsergebnisse im subatomaren Bereich zwar noch berechnen – aber nicht mehr begreifen kann. Trotzdem verkürzen wir die Schöpfung immer wieder auf den aktuellen Stand unseres Weltverständnisses und würden gerne diejenigen wieder auf den Scheiterhaufen werfen, die entgegen den jeweils konservativen Vorstellungen erneut fortschrittliche Perspektiven aufzeigen. Es ist darum stets zu prüfen, ob das jeweils aktuelle Weltbild nicht einer abermaligen Modifizierung bedarf.

    Im Wandel der Geschichte hat sich im Bewusstsein der Menschheit ein stets fortschreitender Prozess vollzogen, der sich zukünftig auch weiter vollziehen muss, denn es gibt keine endgültigen Erkenntnisse, sondern nur Stufen der Evolution. In diese fortschreitende Evolution ist der Mensch eingebunden oder greift schließlich sogar mitgestaltend ein. Dieser Prozess ist in seinem Vollzug am Menschen selbst, individuell fortgeschritten und folglich in seinen Auswirkungen individuell erfahrbar. Auch dieser Umstand ist ursächlich für die stark differierenden Sichtweisen der einzelnen Gesellschaftsgruppen und Glaubensgemeinschaften, ja sogar der einzelnen Diskutanten bei Fragestellungen innerhalb einer Geistesgemeinschaft. Die angestrebte ökumenische Glaubensannäherung der Konfessionen wird darum auch zukünftig ein Wunsch bleiben. Eher werden sich weitere Differenzierungen bei Gläubigen herausbilden. Sie werden ihren Weg gehen, selbst wenn er sich nicht in der Gründung neuer Konfessionen offenbart. Die traditionellen Gottes- und Menschenbilder geben bei fortschreitendem Weltverständnis immer weniger Orientierung. Hugo Lassalle (SJ) drückt das so aus:

    „Nun auf einmal entdeckt der Mensch, dass die Begriffe ihn nicht mehr befriedigen können, und so sucht er die wahre Wirklichkeit, die hinter den Begriffen ist."

    Jesus hätte allein mit der traditionellen Begrifflichkeit von heute, keine Wunder vollbringen können. Jesus wusste um die Wirkung der Metaphysik hinter der manifesten Welt, die seinem Bewusstsein die notwendige Macht einräumte. In letzter Zeit gewinnt eine Kategorie von Gläubigen immer mehr an Terrain, die in einer gewissen Para-Konfession neben ihrer Kirche leben, obwohl sie fast regelmäßig die Gottesdienste besuchen. Ihre Theologie ist nicht besonders fundiert, trotzdem machen sie in ihrem Inneren religiöse Erfahrungen. Über ihre Erfahrungen können sie kaum mit Menschen reden, die sich außerhalb des Bereiches ihres ungezwungenen, stillschweigenden Einvernehmens befinden. Nicht einmal mit religiösen Seelsorgern ist ein Kontakt möglich, denn für Fragen aus der religiösen Erfahrung haben Gemeindepfarrer keine Zeit und kein Verständnis. Obwohl diese Erfahrungen die Impulse zur Entwicklung der Persönlichkeit geben, passen sie für Theologen in keinen seelsorgerischen Rahmen und bleiben deshalb nach außen unreflektiert. Hilfe zur Glaubens- und Persönlichkeitsentwicklung kann von einer Volkskirche bei dem zunehmenden Priestermangel nicht mehr erwartet werden. Persönlichkeitsentwicklung kann sich infolgedessen nur auf autodidaktischem Wege, mit Hilfe einschlägiger Literatur vollziehen. Evangelische und katholische Autoren bieten seit den letzten 15, 20 Jahren wertvolle Unterstützung. Trotzdem – derjenige, der selbst nachdenkt, lebt sich bei fehlendem Dialog aus seiner Kirche hinaus.

    Für diese Menschen wird das Wort von C. G. Jung (1) zur schmerzlichen Realität:

    „…die Entwicklung der Persönlichkeit aus ihren Keimanlagen zur völligen Bewusstheit ist ein Charisma und zugleich ein Fluch: ihre erste Folge ist die bewusste und unvermeidliche Absonderung des Einzelwesens von der … Unbewusstheit der Herde. Das ist Vereinsamung, und dafür gibt es kein tröstlicheres Wort.

    …Die Entwicklung der Persönlichkeit ist ein solches Glück, dass man es nur teuer bezahlen kann."

    Kleinere Religionsgemeinschaften sind bei der Klärung von Glaubensfragen noch weniger hilfreich. Sie beharren auf den meist fundamentalistischen Vorstellungen ihrer Religionsgründer, die überwiegend auf dem Wissensstand und dem Weltverständnis des 19. Jhs. basieren. Sie bemühen sich nicht, die Aussagen der Naturwissenschaft des 20. und 21. Jhs. zu verstehen, nehmen aber jeweils für sich in Anspruch, als einzige über die eindeutige Bibelexegese zu verfügen. Sie sind zudem noch stolz, in einer kontroversen Position zum verifizierten Stand der physikalischen Forschung der heutigen Zeit zu stehen und eliminieren sich somit selbst aus jedem seriösen interreligiösen Gespräch.

    Naturwissenschaft und Theologie dürfen sich nicht im Widerspruch behaupten, weil es nur eine Wirklichkeit gibt. Folglich können falsche naturwissenschaftliche Auffassungen zu keinen richtigen Folgerungen im religiösen Denken führen; wie etwa die materialistische Vorstellung von Charles T. Russell: Die Seele befindet sich im Blut des Menschen. Die moderne Naturwissenschaft ist heute an der Schnittstelle zum christlichen Glauben angelangt, sie kann viele der fundamentalistischen Auffassungen, bezogen auf die klassische Physik und ihr Verständnis von der Natur, widerlegen.

    In einem Interview, das Renèe Weber (2) mit Stephen Hawking führte, antwortete dieser auf die Frage: warum er so an dem frühen Universum interessiert sei:

    „ ... dass er alles wissen wollte, woher wir kämen usw., und die erste Sekunde nach dem Urknall würde die Antwort in sich tragen."

    Dem ist einschränkend hinzuzufügen, dass Hawking als Naturwissenschaftler bestenfalls zur Klärung des physischen Ursprungs der Menschheit beitragen kann. Über die Herkunft unserer Seele mit dem fortschreitenden Prozess der Humanisierung und über die Sinnfrage unserer Existenz sind aus der Astrophysik sicher keine Erkenntnisse zu gewinnen, denn Quarks und Superstrings sind nicht unsere geistigen Ahnen.

    Beide, Naturwissenschaft und Religion, arbeiten an der gleichen Aufgabe, um das Sein zu erforschen, um zu verstehen woher wir kommen, wer wir sind, wohin wir gehen und warum das alles so sein muss. R. Weber beschreibt die Vorgehensweisen wie folgt (2):

    „Bis auf den heutigen Tag sucht die Wissenschaft nach den Grenzen der Natur, die Mystik nach deren Unbegrenztheit ... Die Wissenschaft arbeitet darauf hin das Geheimnis des Seins zu erklären, die Mystik es zu erfahren."

    Hier wird schon implizit auf den Unterschied zwischen Wissen erwerben und Erfahrung sammeln hingewiesen. Für den interessierten Laien ist nicht zu erkennen, dass die Theologie bei diesem Diskurs Hilfreiches beizutragen hat. Sie verfügt bei den Naturwissenschaften über wenig Kompetenz, und der mystischen Erfahrung begegnet sie vorsichtig und distanziert, nachdem sie die Mystiker der Vergangenheit, beispielsweise Johannes vom Kreuz und Meister Eckehart, hart bedrängt hat. Die Kirche hat den Dominikaner Giordano Bruno ums Leben – und den Physiker Galilei um die Freiheit gebracht.

    Um heute niemandem weh zu tun, wird die aktuelle christliche Theologie von den meisten Konfessionen weitgehend abstrakt betrieben, vergleichbar etwa mit der Philosophie; bei den Außenstehenden kommt es zumindest so an. Die Kirche versucht lediglich, mehr oder weniger glaubhaft, Sozialkompetenz zu beweisen: Plädiert beispielsweise für die Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft, die sie jedoch in ihrem eigenen Einflussbereich ablehnt. Sie tritt für eine Umverteilung der Güter von Nord nach Süd ein, um das Elend in der Welt zu bekämpfen; vergisst aber dabei, dass Wohlstand nur nachhaltig erreicht wird, wenn die Güter nicht verteilt, sondern vor Ort erarbeitet werden.

    Die Religion sollte dem Menschen in seinem Inneren begegnen, sie sollte nicht versuchen primär gesellschaftliche Schwierigkeiten zu lösen, denn diese sind sekundär und eine Konsequenz des Inneren. Das Innere ist die Ursache von allem Äußeren.

    Theologie versucht zu deuten; sie beruht wie alle Wissenschaften auf dem Intellekt und ist nicht mehr das Resultat persönlicher religiöser Erfahrung. Theologie erlaubt mehrfache Deutungen. Erfahrung ist eindeutig, sie ist der Theologie vorzuziehen. Obwohl die Evangelien auf Erfahrungen beruhen, Erfahrungen mit der Natur des Menschen und mit der Natur der Welt, ist die Theologie heute keine Erfahrungswissenschaft mehr. Theologen brauchen im Grunde keine Anhänger, sie genügen sich oft selber durch Publizieren von immer wieder umformulierten Meinungen.

    Viele Menschen sind an religiösen Fragen interessiert, pflegen aber keinen Kontakt mit ihrer Ortskirche, weil deren Vertreter auf die Fragen zum Alltäglichen keine Antworten wissen, im Gegensatz zur Urkirche. Damals wurden nicht nur Lehren erteilt, sondern zur Verifikation der Lehren auch Kranke geheilt. Der Leidende erfährt heute bei existenziellen Schwierigkeiten, wie etwa bei Krebserkrankung, von Psychologen eine wirklich brauchbare Unterstützung; der Gemeindepfarrer, der Experte für seelische Nöte, kann dazu wenig Hilfreiches beitragen. Trotzdem sieht er sich

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