SPECIAL
Wir erinnern uns: Am Ende der 1970er-Jahre war die Videospielindustrie in allerbester Aufbruchstimmung. Die Spielhallen wurden mit immer mehr Automaten bestückt, die sich sowohl technisch als auch spielerisch stetig weiterentwickelten. Gleichzeitig eroberte Atari mit dem VCS 2600 das heimische Wohnzimmer und schuf einen komplett neuen Markt der Unterhaltungsmedien. Und mit dem Atari 800 sowie dem Apple II betraten die ersten Heimcomputer die Bühne, die halbwegs bezahlbar waren.
Anfang der 1980er-Jahre wurden all diese Trends zunächst nahtlos fortgeführt. Namco begeisterte beispielsweise mit dem hervorragend spielbaren Shoot’em-Up Galaga (1981), das mit seinen verspielten Formationsflügen der Gegner und einer krachenden Soundkulisse faszinierte. Für noch mehr Furore sorgte der höchst innovative Geschicklichkeitsklassiker Pac-Man (1980), der mit seinen kurzen Intermissions-Szenen ganz nebenbei das Konzept der Zwischensequenzen erfand.
Nintendo legte wiederum mit Donkey Kong (1981) die Messlatte für gut spielbare sowie herausragend designte Jump’n’Runs in schwindelerregende Höhe. Allgemein hatte man das Gefühl, dass die Experimentierphase der 1970er vorbei war und immer mehr Spiele durch ihre Ausgereiftheit glänzten.
VON DER SPIELHALLEINS WOHN- UND KINDERZIMMER
Atari baute indes fleißig seine Marktführerschaft im Heimbereich weiter aus und animierte dank Umsetzungen beliebter Arcade-Automaten immer mehr Kunden zum Kauf eines VCS 2600. Das US-Unternehmen steuerte hierfür hervorragende Adaptionen von Space Invaders (1980) oder Asteroids (1981) bei, die die Verkaufszahlen der Hardware ankurbelten. Die VCS-Versionen sahen vielleicht nicht so perfekt aus wie ihre großen Vorbilder, das spielte aber letztlich keine Rolle. Hauptsache, man konnte sie daheim und in aller Ruhe zocken – ein Wunsch, der für viele Video- und Computerspieler immer größer wurde.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein der Industrie war die Gründung von Activision, dem ersten Third-Party-Hersteller überhaupt. Er konnte sich uneingeschränkt auf das Entwickeln grandioser Spiele konzentrieren und stellte dabei den jeweiligen Hauptprogrammierer ins Rampenlicht, indem man diesen namentlich auf dem Cover des Moduls erwähnte. Einige der Gründungsmitglieder von Activision hatten nämlich bereits für Atari gearbeitet und waren frustriert, dass sie nirgends genannt wurden – weder in den Spiel-Credits noch in der Anleitung oder eben auf dem Cover. Unabhängig davon erfand Activision einige VCS-2600-Klassiker, die man dank ihrer tadellosen Spielbarkeit auch heute noch prima zocken kann. Dazu gehörten beispielsweise der Eishockey-Hitweisende Shoot’em-Up River Raid (1982). Letzteres entstand unter der Federführung von Carol Shaw, die gemeinsam mit ihrer Kollegen Dona „Centipede“ Bailey zu den weiblichen Pionieren der noch jungen Spielebranche gehörte. Die Dominanz des VCS 2600 war jedenfalls derart mächtig, dass es lange Zeit keinen ernsthaften Konkurrenten gab. Erst 1982 stand mit Colecos Colecovision eine echte Alternative zur Wahl, weil sie dem VCS 2600 technisch klar überlegen war. Man konnte auf dem Gerät die bis dato beste Heimversion von Donkey Kong (1982) genießen, das SchlumpfSpiel Smurfs (1982) erinnerte mit seiner schicken Hintergrundgrafik eher an einen Zeichentrickfilm anstatt an ein Videospiel und Segas Zaxxon (1982) entpuppte sich trotz ruckelndem Scrolling als gut spielbarer Baller-Hit.
