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Katastrophen hören: Experimente im frühen europäischen Radio
Der formatierte Körper: Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen
Would you like to play a game?: Die Kultur des Computerspielens
eBook-Reihen18 Titel

Kaleidogramme

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Über diese Serie

Die Wirkungen intensiven oder exzessiven Medienkonsums sind seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Gegenstand medienkritischer Diskurse, die vor den psychischen, physischen und sozialen Folgen jeweils populärer Kunst- und Medienformate warnen, angefangen bei der Lesesuchtdebatte des 18. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Kontroversen über schädliche Effekte digitaler Medien. Dabei wird nicht nur die Kontinuität von Zuschreibungen gefährlicher Wirkungen in den Blick genommen, sondern vor allem die Wechselwirkung zwischen medienkritischen Diskursen und ästhetischen Theorien über intendierte Wirkungen der Kunst- und Medienrezeption. Die Beiträge des Bandes untersuchen die Interferenz von Kontroll- und Gefährdungsdiskursen auf der einen Seite und auf Intensitätssteigerung oder Immersion abzielenden ästhetischen Konzepten andererseits, die konstitutiv für die Attraktivität ästhetischer Innovationen sind. Untersucht werden Debatten über das Lesen, die Theatersucht, die Bibliomanie, serielle Formate wie Comics oder TV-Serien, Filme, Computerspiele oder omnipräsenten Smartphonegebrauch.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Aug. 2022
Katastrophen hören: Experimente im frühen europäischen Radio
Der formatierte Körper: Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen
Would you like to play a game?: Die Kultur des Computerspielens

Titel in dieser Serie (18)

  • Would you like to play a game?: Die Kultur des Computerspielens

    14

    Would you like to play a game?: Die Kultur des Computerspielens
    Would you like to play a game?: Die Kultur des Computerspielens

    WOULD YOU LIKE TO PLAY A GAME? ist eine Einladung, in die Welt jenseits des Spiegels zu tauchen, durch das Kaninchenloch zu schlüpfen, in das technoimaginäre Wunderland des Computerspielens. Die Reise führt von den interaktiven Zeichensystemen der virtuellen Realität, über den minotaurischen Körper des Spielers, zu den Flüssen, Tiefenschichten und Phantasmen des Cyberspace. Hierbei werden andere, vermeintlich ernstere Tätigkeiten gestreift: ökonomische Planung und Kriegsführung sind nur einige der Sphären, die eng mit dem frivolen Spielen am Computer, und dem Ikarus-Flug zu dem es einlädt, gekoppelt sind. Im Lichte des globalen Siegeszugs der populären Computerspielkultur drängt sich die Frage nach Nutzen und Nachteil des Computerspielens für das Leben auf. Dieses Buch ist das Ergebnis einer ethnographischen Untersuchung und der kritischen Auseinandersetzung des Autors mit seiner eigenen Spielleidenschaft. Neun Spieler berichten über ihren individuellen Umgang mit dem Lieblingsspielzeug der Informationsgesellschaft. Die jeweiligen Spielerlebnisse sowie ihre Faszination werden im Rahmen des sie ermöglichenden technischen Gefüges thematisiert. Spielsituationen und Entwicklungen auf dem Markt werden ebenso dargestellt, wie ein theoretisches Angebot zum Verständnis der Psycho- und Somadynamik des Computerspielens geboten. Dieses Buch richtet sich an begeisterte Langzeitspieler und Anfänger, Spieldesigner und Geisteswissenschaftler sowie an unerfahrene Erzieher und besorgte Eltern. Es bietet Denkanstöße für diejenigen, die noch viele weitere Geschichten aus den wuchernden Spielwiesen der vernetzten Rechenmaschinen kennen sowie einen Einstieg in die simulierten Wirklichkeiten für die, die lieber in ihrer Freizeit Bücher lesen, Filme schauen oder andere mediale Vorlieben nachgehen.

  • Katastrophen hören: Experimente im frühen europäischen Radio

    55

    Katastrophen hören: Experimente im frühen europäischen Radio
    Katastrophen hören: Experimente im frühen europäischen Radio

    Als 1939 Orson Welles per Radio die Wohnstuben der New Yorker mit dem »Krieg der Welten« überzog, konnte das europäische Radio bereits auf eine 15-jährige Geschichte des Katastrophenhörspiels zurückblicken. Das Buch geht dieser frühen und bisher nicht erforschten Geschichte der radiofonen Katastrophen nach und kommt dabei zu der Diagnose, dass das Radio in Europa mit seinem Ende beginnt: Es inszeniert an den Grenzen, an den offenen Wunden der symbolischen Ordnung Katastrophen, Störungen, Zusammenbrüche. Doch eben jene spektakuläre Szene der Katastrophe ist, so die These, gleichzeitig Ort einer experimentellen Annäherung an das Radio und seine Hörer. Das Radio stellt sich einerseits als unbekanntes epistemisches Ding zur Disposition, andererseits schafft es eine experimentelle Anordnung, die einen Umgang mit den radiofonen Katastrophen und Störungen ermöglicht. Im Nachzeichnen dieses komplexen Zusammenhanges zwischen Experiment und Katastrophe wendet sich das Buch neben der Radiogeschichte auch Prozessen der Normalisierung innerhalb sozialpsychologischer Versuchsanordnungen und militärpsychologischer Experimente zu. Mit dem Radio und seinen Störungen, so stellt sich hierbei heraus, wird die Kultur des Testens und Experimentierens aus den Laboratorien von Kunst und Wissenschaft zur Populärkultur. Insofern geht die Arbeit über eine reine Radiohistoriographie hinaus und öffnet den Blick auf die beginnende mediale Experimentalisierung der europäischen Kultur.

  • Der formatierte Körper: Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen

    72

    Der formatierte Körper: Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen
    Der formatierte Körper: Relationen von Wissenschaft, Kunst und Technik als Interface-Problematik und -Phänomen

    Um die ästhetische Produktion Marcel Duchamps kreisend beschäftigt sich diese Untersuchung mit spezifischen Konfigurationen des Wissens anhand vielfältiger Fallbeispiele frühmoderner Erkenntnisproduktion im Experiment in Relation zur eigentümlichen Experimentalität von Arbeiten der historischen sowie der Neo-Avantgarde. Da hier stets der Horizont von Handlungsplanung, Handlungsanweisung, Handlungsvollzug und Handlungswissen im Respekt des Maschinellen thematisch wird, reicht das Spektrum der untersuchten Gegenstände von Leibniz' »Lebendiger Rechenbanck« hin zu Turings »Universalmaschine «, von Duchamps »Junggesellenmaschine« hin zu Marc Adrians Film »Random« (dem ersten computergenerierten Experimentalfilm in Europa) und von der Theorie biologischer Zeitlichkeit hin zur Praxis im Umgang mit Computerspielen. In »Der formatierte Körper« wird den dementsprechenden Rückkopplungen von Wissen, Körperlichkeit und Technik in historischen Momentaufnahmen nachgegangen; einerseits in Bezug auf die Fabrikation, andererseits hinsichtlich der Liquidierung von Wissensbeständen, Wahrnehmungsökonomien und Denkstilen. Es wird der Versuch unternommen, die gewonnenen Befunde – in Bezug auf eine Performanz des Wissenstransfers zwischen (Natur-)Wissenschaft und Kunst – anhand spezifischer Phänomene der Serie (Paul Kammerer), der Synchronizität (C.G. Jung) sowie der Synchronität (Steven Strogatz) zu problematisieren, um sie im Modus einer kulturhistorischen Komparatistik auszuwerten. Durch technische Oberflächen und aisthetische Schnittstellen werden scheinbar neuartige »Formate des Wissens« ins Blickfeld gerückt, die charakteristischen Wissensdispositiven und Medienformaten gegenüberstehen. Dabei wird kenntlich, welch drastische Formatierungen des Körpers sich qua Wahrnehmungstechnik und Handlungswissen im Spiel von Unterbrechung und Kontakt, von Sensibilisierung und Desensibilisierung herausbilden: vermittels technischer Aufbereitung, Speicherung, Übertragung, Berechnung und Rückübertragung von Sinnesdaten zeigt sich dabei der radikale Wandel körperlicher Bildentwürfe.

  • Materialität und Bildlichkeit: Visuelle Artefakte zwischen Aisthesis und Semiosis

    64

    Materialität und Bildlichkeit: Visuelle Artefakte zwischen Aisthesis und Semiosis
    Materialität und Bildlichkeit: Visuelle Artefakte zwischen Aisthesis und Semiosis

    Die wechselseitige Bedingtheit von Klang und Notation in der Musik stellt für die US-amerikanische und europäische Nachkriegsavantgarde ein Problem dar: Wie sollen die neuen, sich herkömmlichen Systemen entziehenden Klänge visuell fixiert werden? Zahlreiche Komponisten antworten auf diese Frage mit der Entwicklung eigener Notationsästhetiken, die sich auch bildlicher Elemente bedienen. Die wahrnehmungstheoretischen und performativen Implikationen dieses Paradigmenwechsels werden in Earle Browns Zyklus "Folio" (1952–53) reflektiert. Eine Untersuchung seiner Partituren anhand von zeitgenössischen Schrift- und Bildtheorien zeigt, dass diese Kunstpraxis zwar Aspekte beider Medien berührt, sich durch deren Ansätze jedoch nicht ganz ergründen lässt. Der zwischen Dekodierung und Kontemplation oszillierende Blick auf die Partitur wird aufgefordert, aus dem visuellen Fundus Klangereignisse herauszudestillieren. Diese ästhetische Operation setzt eine zeitweilige Überbrückung des ihr zugrunde liegenden medialen Hiatus voraus. Der theoretische Entwurf einer "Auralen Latenz" versucht der rätselhaften Natur dieses Vorgehens auf den Grund zu gehen.

  • Macht und Ohnmacht des Schreibens: Späte Texte Heiner Müllers

    46

    Macht und Ohnmacht des Schreibens: Späte Texte Heiner Müllers
    Macht und Ohnmacht des Schreibens: Späte Texte Heiner Müllers

    Die "Wende" 1989/90 hat Heiner Müller tief erschüttert. Angesichts der neuen Zeit könne er kein Drama mehr schreiben, erklärte er in Mommsens Block. Der Nachlass förderte indes eine Fülle von Gedichten und Prosatexten zu Tage und verstärkte den Eindruck einer späten "Wandlung" des Schriftstellers Müller. Zweifel und Selbstkritik, Schweigen und Scham gehören zum Vokabular dieser Texte. Sie sind mehr als ein Nebenprodukt; sie kommentieren das dramatische Werk und ziehen Bilanz. Schreibend hatte Müller geglaubt, vieles erreichen zu können: Zunächst wollte er in seinen Stücken gesellschaftliche Diskussionen austragen, d. h. am Aufbau des Sozialismus mitwirken, später gegen das historische Vergessen arbeiten. Zudem verarbeitete er traumatische persönliche Erfahrungen, versuchte sich "von Obsessionen freizuschreiben": Er literarisierte seinen Vaterkonflikt oder den Selbstmord seiner Ehefrau Inge Müller als objektiv-politische Topoi. Schließlich war Literatur auch ein Schutzschild; hinter der "Maske des Dramas" konnte der Dichter Widersprüche austragen, ohne "ich" sagen zu müssen. All diese Schreibabsichten werden in den späten Texten in Zweifel gezogen; die politische Bilanz des Scheiterns wird mit der persönlichen verschränkt. Die Obsessionen erscheinen unbewältigt; aus "Texten, die auf Geschichte warten", wird "Warten auf nichts". So scheint der Dichter mit dem Untergang der DDR auf sich selbst "zurückgeworfen" und gezwungen, die eigene Person zu literarisieren, offen und ungeschützt: "Die Masken sind verbraucht fin de partie". Der Rückzug ins Gedicht liest sich als logische Folge des Verlusts eines sicheren Standpunktes, als Konsequenz des Inhalts in der Form. War das Drama für Müller der literarische Ort der Geschichte, so ist offenbar das Gedicht der Ort des Lebens, das nach dem "Verlust der Geschichte" übrig bleibt.

  • Wittgensteins Sprachspiel der Emotionen

    105

    Wittgensteins Sprachspiel der Emotionen
    Wittgensteins Sprachspiel der Emotionen

    Statt Emotionen auf ein allgemeingültiges Prinzip zu reduzieren, richtet Wittgenstein sein Interesse in seiner Spätphilosophie auf die Möglichkeit des subtilen Sprechens und Ausdrückens über und von Emotionen: Was liegt emotionalen Sprachspielen logisch zugrunde? Wie lernt ein Kind sich emotional auszudrücken? Wie sind kulturelle Unterschiede möglich? Und wie ist es möglich, dass auch interkulturelle Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Menschen und Völkern existieren? Wie kann Gewissheit über das emotionale Empfinden eines anderen Menschen erlangt werden? Wie ist ein Zweifel daran möglich? Ist emotionales Verhalten kulturell erlernt oder als Instinkt angeboren? Wittgenstein erarbeitet ein anthropologisches Modell von Emotionen, in welchem er sowohl den Instinkt als auch die Sozialisation des Menschen ins Zentrum seines Fokusses rückt. Als innerhalb von »Sprachspielen« stattfindende Ausdrucksformen haben Emotionen eine biologische Grundlage, sind aber auch an einen situativen Kontext und eine kulturelle Gemeinschaft gebunden. Der Körper und dessen variierende Ausdrucksmöglichkeiten spielen in Wittgensteins Sprachspielphilosphie eine maßgebliche Rolle. Wittgenstein entwickelt eine Philosophie, die jenseits aller wissenschaftlichen Theorien einen Ansatz anbietet, der das emotionale Moment in Form des emotionalen Ausdrucks in der Ästhetik, Ethik und Religion berücksichtigt. Die Philosophie der Emotion des späten Wittgensteins liefert keine wissenschaftliche Theorie über ein vermeintliches Wesen der Emotion, sondern formuliert eine Philosophie, welche die Relevanz von Emotionen im menschlichen Leben offenlegt. Anna Stuhldreher beleuchtet das philosophische Spätwerk Wittgensteins und zeichnet Wittgensteins Gedanken über Emotionen systematisch nach. Auf der Grundlage der Wittgensteinschen Philosophie und durch Einbeziehung und Berücksichtigung der literarischen und philosophischen Werke derer, die Wittgenstein maßgeblich inspiriert und beeinflusst haben, entsteht eine Darstellung der Wittgensteinschen Konzeption der Emotion, die Wittgensteins Genie und Unangepasstheit erkennen läßt. »Verstümmle einen Menschen ganz & gar, schneide ihm Arme & Beine, Nase & Ohren ab & dann sieh, was von seinem Selbstrespekt & von seiner Würde übrig bleibt & wieweit seine Begriffe von solchen Dingen dann noch die selben sind. Wir ahnen gar nicht, wie diese Begriffe von dem gewöhnlichen, normalen Zustand unseres Körpers abhängen.« Tagebuchnotiz Wittgensteins von 1931

  • Kulturtechniken des Barock: Zehn Versuche

    94

    Kulturtechniken des Barock: Zehn Versuche
    Kulturtechniken des Barock: Zehn Versuche

    In der Kultur versteht sich nichts von selbst. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, Praktiken und Kenntnisse, die eine Kultur konstituieren und bewahren, sind keine natürlichen und selbstverständlichen Vermögen, sondern sie sind historisch geworden und auf technische Weise verfasst. Der Begriff 'Kulturtechnik' rückt diese technischen Gesichtspunkte an einer Kultur in den Vordergrund und lenkt die Aufmerksamkeit auf ihren materiellen Bedingungen und Voraussetzungen. Die historische Ausrichtung der hier versammelten zehn Versuche ist durch die Epoche des Barock selbst angeleitet, in der die Kulturtechniken eine zentrale Rolle spielen: Kulturtechniken sind wesentlich an der Produktion eines Personals beteiligt, das herrschen und regieren kann; sie prägen die Beziehungen zwischen Herrschern und Untertanen; sie sind die Grundlage des höfischen Zeremoniells und regeln die zwischenstaatliche Kommunikation. Vor diesem Hintergrund unternehmen die zehn Versuche exemplarische Analysen, die ihr Augenmerk auf spezifische Akteure wie den Fürsten, Höfling oder Diener, auf spezifische Praktiken wie die Universitätsvorlesung, Briefkommunikation oder das Stimmen von Musikinstrumenten, oder auf spezifische Orte wie die Kunstsammlung richten.

  • Ästhetik der Dingwelt: Materielle Kultur bei Jean Paul, Aby Warburg und Walter Benjamin

    127

    Ästhetik der Dingwelt: Materielle Kultur bei Jean Paul, Aby Warburg und Walter Benjamin
    Ästhetik der Dingwelt: Materielle Kultur bei Jean Paul, Aby Warburg und Walter Benjamin

    Die Möglichkeit, Walter Benjamins Allegorie-Begriff in akademischen Untersuchungen mit der Prosa Jean Pauls in Verbindung zu bringen, wurde von Benjamin noch selbst abgewogen: in der Rezension einer frühen Abhandlung zu diesem Thema, die er für zu kurz gegriffen befand. Ein solches Vorhaben, das "beste Chancen" böte, dürfe sich nämlich nicht auf literaturwissenschaftliche und geistesgeschichtliche Perspektiven beschränken. Notwendig sei vielmehr, auch die Dimension der Alltagskultur einzubeziehen und Jean Pauls Hinabgreifen "in Tiefen des Volkstums und der Tradition" zu berücksichtigen. Diesem Hinweis Benjamins folgt die vorliegende Untersuchung. Indem sie sich auf den Bereich der materiellen Kultur konzentriert, legt sie eine Geschichte der Theorie der Dingwelt offen. Jean Pauls ästhetische Überlegungen zur projektiven Belehnung der Dingwelt mit seelischen Regungen wurden von Aby Warburg aufgegriffen und für seine kulturwissenschaftliche Methode fruchtbar gemacht. Dabei erschließt er unter anderem einen Traditionsstrang des Denkens von materieller Kultur im ästhetischen und kulturanthropologischen Kontext, der geprägt ist von aus der Antike herrührenden abergläubischen Vorstellungen über die Einflüsse der Planeten auf die menschliche Geistesverfassung wie etwa die Saturnfürchtigkeit. Benjamin wiederum knüpft daran an und entwirft eine "Dialektik des Saturn". Diesen theoretischen Zusammenhängen wird schließlich auch im erzählerischen Werk Jean Pauls nachgegangen, in dem sich eine dem entsprechende Rolle der materiellen Kultur zeigen lässt, so dass die Prinzipien einer ästhetisch verstandenen Epistemologie auch in ihrer literarischen Ausgestaltung zu betrachten sind. Als vermittelnde und organisierende Instanz lässt sich dabei die Allegorie bestimmen. Die Aussage Benjamins, das Werk Jean Paul sei das des größten Allegorikers der deutschsprachigen Literatur, wird in ihrer Konsequenz dann erfassbar, wenn man mit Benjamin die Allegorie als eine dynamische Figur begreift, die selbstreflexiv Beziehungen herstellt: zwischen dem Ding als Realie und seiner symbolischen Übersteigung, zwischen Kulturwissenschaft und Literatur, zwischen melancholischer Versenkung und weltzugewandter Erkenntnis.

  • Kulturwissenschaftliche Komparatistik: Fallstudien

    136

    Kulturwissenschaftliche Komparatistik: Fallstudien
    Kulturwissenschaftliche Komparatistik: Fallstudien

    Die Kulturwissenschaft war in ihren Ursprüngen als globale Komparatistik konzipiert. Heute tendiert sie allerdings dazu, sich auf Europa zu konzentrieren. Sie unterstellt der westlichen Kulturgeschichte oft automatisch eine singuläre Stellung, während die Geschichtswissenschaft oder historische Wirtschaftswissenschaft die Globalität der Geschichte viel ernster nimmt. Yuji Nawata prüft kritisch die gegenwärtige Situation der Kulturwissenschaft, betont deren Potential als Komparatistik und zeigt ihre Methode in Beispielen. Auf der Folie einer globalen Kulturgeschichte zeichnet er ungeahnte Parallelitäten zwischen fernsten Gebieten auf – wie etwa um 1800 weltweit verbreitete optische Geräte wie Teleskop auf die Literatur in Europa und in Ostasien ähnliche Wirkungen ausübten. Die Methode des Buchs wird durch diese Methode selbst analysiert: aus Europa stammende Begriffe wie Kultur, Kulturwissenschaft oder Komparatistik werden von einer außereuropäischen Sicht betrachtet. Nicht zuletzt wird auf einige Werke der Gegenwartsliteratur, die in der ›Fremde‹ spielen, neues Licht geworfen, wie es Postcolonial Studies nicht werfen würden.

  • Vom Versuch: Bauteile zur Zirkulationsgeschichte einer impliziten Gattung der Aufklärung

    142

    Vom Versuch: Bauteile zur Zirkulationsgeschichte einer impliziten Gattung der Aufklärung
    Vom Versuch: Bauteile zur Zirkulationsgeschichte einer impliziten Gattung der Aufklärung

    Die Aufklärung errichtet ›Systeme‹, zugleich und vermehrt aber entwirft sie ihr Wissen in ›Versuchen‹. Der ›Versuch‹ der Aufklärung bewegt sich dabei in einem epistemischen Zwischenraum, er partizipiert an der aufkommenden Experimentalkultur wie auch der Praxis des essayistischen Schreibens, ohne gleichsam in einer von beiden vollends aufzugehen. Die Studie nimmt es mit einer im 18. Jahrhundert immens beliebten, dort jedoch meist implizit gebliebenen und in der Forschung bislang unberücksichtigten Gattung auf. Sie verfolgt Möglichkeitsbedingungen und Zirkulationsbewegungen des ›Versuchs‹ in verschiedenen Erkenntnisfeldern wie auch sein rasches Ende an der Wende zum 19. Jahrhundert.

  • Gespenstergeschichten: Der linke Terrorismus der RAF und die Künste

    131

    Gespenstergeschichten: Der linke Terrorismus der RAF und die Künste
    Gespenstergeschichten: Der linke Terrorismus der RAF und die Künste

    Welchen Stellenwert nimmt die Rote Armee Fraktion innerhalb der deutschen Geschichte ein? Eignet sie sich als Prisma für ein Nachdenken über Kunst, Trauma und Erinnerung nach 1945? Und was gibt sie uns über die deutsche Gesellschaft, ihre bewussten und unbewussten Mechanismen der Selbstverständigung zu verstehen? Svea Bräunert nähert sich diesen und weiteren Fragen über die Kunst: Literatur, Film und bildende Kunst haben sich von Anfang an von der RAF angesprochen und herausgefordert gefühlt. Mit dem Linksterrorismus greifen sie ein Thema auf, das eine breite Palette an historischen, politischen, medialen und mnemonischen Fragestellungen eröffnet. Neben kanonischen Positionen von Richter, Kluge und Enzensberger werden zur Betrachtung derselben auch neuere Arbeiten von Demand, DeLillo und Dumas herangezogen. Die Beschäftigung mit den künstlerischen Ansätzen steht im Kontext eines thematisch-theoretischen Nachdenkens über die RAF, das den Linksterrorismus als eine besondere Form des Traumas begreift und das Gespenst als Ausdruck dieser Besonderheit stark macht. Das Gespenst ist die Gestalt, die ein Trauma dennoch annehmen kann, obwohl es sich eigentlich jeder Form von Darstellung entziehen müsste. Möglich wird dies durch seinen metonymischen und nachträglichen Impuls. Er erlaubt es dem Gespenst, etwas auf verschobene Weise zur Anschauung zu bringen, was sonst ungesehen oder unausgesprochen bleiben müsste. Indem das Buch diese Verschiebungen nachvollzieht, leistet es ebenso einen Beitrag zur Kulturgeschichte der Bundesrepublik wie zur erinnerungstheoretischen Diskussion.

  • Sichtbarkeitsmaschinen: Zum Umgang mit Szenarien

    160

    Sichtbarkeitsmaschinen: Zum Umgang mit Szenarien
    Sichtbarkeitsmaschinen: Zum Umgang mit Szenarien

    Szenarien sind allgegenwärtig: als Klima- oder Wirtschafts-, als Best-Case- oder Worst-Case-, als Katastrophen- oder gar apokalyptische Szenarien. Diese Untersuchung formuliert mit Blick auf zwei historische Zeitschichten Antworten darauf, wie die Rede vom »Szenario« – ausgehend von Drama, Theater und Film – auf Bereiche der militärstrategischen und ökonomischen Planung durchgreift. Szenarien werden so als Sichtbarkeitsmaschinen nicht nur in visueller und numerischer Hinsicht entwickelt, sondern gerade im Sinne improvisatorischer Evidenzerzeugung. Sie dienen als Instrumente der szenischen Einbildung des Künftigen.

  • »Soll ich meines Bruders Hüter sein?«: Der Kain-Abel-Komplex als Spiegel widerstreitender Gedächtnisdiskurse in der deutschsprachigen & spanischsprachigen Literatur

    157

    »Soll ich meines Bruders Hüter sein?«: Der Kain-Abel-Komplex als Spiegel widerstreitender Gedächtnisdiskurse in der deutschsprachigen & spanischsprachigen Literatur
    »Soll ich meines Bruders Hüter sein?«: Der Kain-Abel-Komplex als Spiegel widerstreitender Gedächtnisdiskurse in der deutschsprachigen & spanischsprachigen Literatur

    Das Motiv der verfeindeten Brüder verweist wie kaum ein anderes auf das Spannungsverhältnis von Identität und Alterität. Bekanntlich spielt bei der Konstitution von Identität der gesellschaftliche Kontext eine wichtige Rolle. Der Andere dient dem Individuum einerseits als Reflektorfigur, mit deren Hilfe sich das Ich selbst bespiegeln kann, und andererseits als das Gegenüber, von dem es sich zur eigenen Identitätsfindung abgrenzt. Damit wird der Andere jedoch zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Identitätskonstruktion und damit des Ich selbst, wie schon Theodor W. Adorno in der "Negativen Dialektik" feststellte. Diesen daraus entstehenden Urkonflikt – die Eingebundenheit des Individuums in die Gesellschaft bei gleichzeitigem Streben nach Individualität – spiegelt der Kain-Abel-Komplex wider. Die Autoren Reinhard Jirgl und Juan Benet greifen in ihren Romanen auf dieses Motiv zurück und verknüpfen es mit konkreten Gedächtnisdiskursen in Deutschland und Spanien. Sie decken widerstreitende Positionen innerhalb des kulturellen, aber auch des kommunikativen und individuellen Gedächtnisses auf. In der vorliegenden Monographie werden die dabei zur Anwendung kommenden impliziten wie expliziten Darstellungsmittel untersucht, die den (Re-)Konstruktionscharakter, die Instabilität und Manipulierbarkeit des Gedächtnisses und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Identität abbilden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht also die Trias aus Erinnerung – Identität – Literatur, wobei die literarischen Verfahren, die die Autoren einsetzen, um Identitäts- und Erinnerungskonstruktionen darzustellen und zu hinterfragen, besondere Aufmerksamkeit erfahren. In diesem Zusammenhang wird analysiert, wie die hier untersuchten Romane neue Sinnangebote erzeugen, indem sie Gegen-Erinnerungen entwerfen und so zu einem Medium der Aushandlung von Erinnerungskonkurrenzen werden.

  • Ernst Kapp und die Anthropologie der Medien

    179

    Ernst Kapp und die Anthropologie der Medien
    Ernst Kapp und die Anthropologie der Medien

    Alles, was der Mensch von sich wissen kann, lässt sich an den Werkzeugen und Medien ablesen, die er gebraucht. Diese These steht im Mittelpunkt des Werks von Ernst Kapp (1808-1896), Gymnasiallehrer für Geschichte und Erdkunde, Technikphilosoph und Farmer in Texas. Obwohl Ernst Kapp unbestritten als Begründer der modernen Technikphilosophie gilt, ist sein anthropologischer Ansatz bislang kaum systematisch rezipiert worden. Zwar wird sein Werk in Überblicken meist als wichtiger Ausgangspunkt für die Technikphilosophie des 20. Jahrhunderts genannt, sein heuristisches Theorem der Organprojektion wird dabei jedoch oft falsch als Vorläufer der Prothesentheorie von Freud bis McLuhan eingeordnet und nicht als kulturhistorische Erkenntnistheorie verstanden. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Forschungsband zum Werk von Ernst Kapp. Mit Beiträgen von Suzana Alpsancar, Christine Blättler, Lorenz Engell, Volker Gerhardt, Frank Hartmann, Christoph Hubig, Friedrich A. Kittler, Harun Maye, Alfred Nordmann, Birgit Recki, Hans-Martin Sass, Leander Scholz, Johanna Seifert, Christiane Voss und Niels Werber.

  • Medienkritik und Wirkungsästhetik: Diskurse über Rezeptionseffekte (1750 bis heute)

    200

    Medienkritik und Wirkungsästhetik: Diskurse über Rezeptionseffekte (1750 bis heute)
    Medienkritik und Wirkungsästhetik: Diskurse über Rezeptionseffekte (1750 bis heute)

    Die Wirkungen intensiven oder exzessiven Medienkonsums sind seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Gegenstand medienkritischer Diskurse, die vor den psychischen, physischen und sozialen Folgen jeweils populärer Kunst- und Medienformate warnen, angefangen bei der Lesesuchtdebatte des 18. Jahrhunderts bis hin zu aktuellen Kontroversen über schädliche Effekte digitaler Medien. Dabei wird nicht nur die Kontinuität von Zuschreibungen gefährlicher Wirkungen in den Blick genommen, sondern vor allem die Wechselwirkung zwischen medienkritischen Diskursen und ästhetischen Theorien über intendierte Wirkungen der Kunst- und Medienrezeption. Die Beiträge des Bandes untersuchen die Interferenz von Kontroll- und Gefährdungsdiskursen auf der einen Seite und auf Intensitätssteigerung oder Immersion abzielenden ästhetischen Konzepten andererseits, die konstitutiv für die Attraktivität ästhetischer Innovationen sind. Untersucht werden Debatten über das Lesen, die Theatersucht, die Bibliomanie, serielle Formate wie Comics oder TV-Serien, Filme, Computerspiele oder omnipräsenten Smartphonegebrauch.

  • Durchbruch, Tier-Werden, Weltrevolution: Zur "Neuen" Musik, insbesondere Gustav Mahlers und Luigi Nonos, in der Literatur Dietmar Daths oder: Wer ist Cordula Späth?

    194

    Durchbruch, Tier-Werden, Weltrevolution: Zur "Neuen" Musik, insbesondere Gustav Mahlers und Luigi Nonos, in der Literatur Dietmar Daths oder: Wer ist Cordula Späth?
    Durchbruch, Tier-Werden, Weltrevolution: Zur "Neuen" Musik, insbesondere Gustav Mahlers und Luigi Nonos, in der Literatur Dietmar Daths oder: Wer ist Cordula Späth?

    Von Cordula Späth, der Superheldin vieler Romane Dietmar Daths, lässt sich behaupten, dass wegen ihr Dietmar Dath zum Schriftsteller und ein Verlag (der Verbrecher Verlag) gegründet wurde. Sie ist Komponistin teils härtesten Neue-Musik-Stoffs und wahrscheinlich ein außerirdisches Monster. Da auf dieses Monster ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ist, versucht dieses Buch – die erste Monographie zur Literatur Dietmar Daths –, es zu fassen. Das Buch versucht außerdem, das politisch-künstlerische Projekt dieses Monsters – anscheinend die Weltrevolution – zu fassen, und zwar durch Kontextualisierung seiner Einflüsse aus der Neuen Musik, vor denen Späth keine Angst hat, nämlich offensichtlich insbesondere Werk und Wirken Gustav Mahlers (schon Adorno und Schnebel wussten, dass Mahler Neue Musik schrieb) und Luigi Nonos. Mit musikwissenschaftlicher und philologischer Hilfe kommt das Buch zu der unwahrscheinlichen These, dass alle (außerhalb der Klammern) Genannten mit sich den Tieren anschmiegender, revolutionärer Durchbruch-Musik jeweils auf ihre Weise versuchen, die verhexten Menschen aus ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit aufzuwecken und das falsche Leben zum richtigen zu bewegen. Das Buch ist unter der ISBN 978-3-86599-483-7 als Print-Ausgabe erhältlich.

  • Adorno und die Medien: Kritik, Relevanz, Ästhetik

    196

    Adorno und die Medien: Kritik, Relevanz, Ästhetik
    Adorno und die Medien: Kritik, Relevanz, Ästhetik

    Theodor W. Adornos Denken war Zeit seines Lebens von einem ebenso fruchtbaren wie zwiespältigen Verhältnis zu den Medien durchdrungen. Dabei verstand er es, seine gesellschaftskritischen Überlegungen an ihnen ebenso zu schärfen wie sie für die Vermittlung seiner Analysen an ein breites Publikum zu nutzen. Auch wenn er diese ambivalente Haltung an damaligen Medien entwickelte, erweist sich der Ansatz als vielversprechend, sie an der heutigen Medienlandschaft in ihrem Einfluss auf Gesellschaft, Politik und Kultur zu erproben. Die Fragen nach der Relevanz von Adornos kritischer Theorie in der zeitgenössischen Reflexion der digitalen Kultur sowie nach der Bedeutung seiner Medienkritik für Philosophie, Kunstwissenschaft und Kulturtheorie der letzten Jahrzehnte stehen im Mittelpunkt dieses Bandes. Unterschiedliche Positionen und methodologische Ansätze zu Adornos intellektuellem Nachlass öffnen neue interdisziplinäre Perspektiven auf aktuelle Medienphänomene und kulturelle Prozesse und setzen die Tradition einer philosophisch informierten und soziologisch fundierten Medienkritik fort. Mit Beiträgen von Sarah Bianchi, Christian Fuchs, Samir Gandesha, Henrik Holm, Sulgi Lie, Stefano Marino, Tyrus Miller, Judith-Frederike Popp, Ulrike Ramming, Martin Ritter, Rolando Vitali, Lioudmila Voropai und Florian Wobser. dert.

  • Reste: Stoffe und Infrastrukturen im postindustriellen Erzählen

    197

    Reste: Stoffe und Infrastrukturen im postindustriellen Erzählen
    Reste: Stoffe und Infrastrukturen im postindustriellen Erzählen

    In der postindustriellen Kultur ist Abfall allgegenwärtig. Verschleiß und Verfall werden bereits in die Warenproduktion eingeplant und garantieren, dass der Markt immer weiter wächst. Gleichzeitig werden auch jeder Müll und jede Ruine auf Verwertbarkeit geprüft. An vier Romanen des globalen Nordens: Underworld (Don DeLillo), Homer and Langley (E.L. Doctorow), Planet Magnon (Leif Randt) und Satin Island (Tom McCarthy) spürt die Studie den Wert- und Bedeutungskonjunkturen des Rests als Motiv und Metapher im Erzählen um 2000 nach. Sie zeigt, wie von Müll, Staub und altem Zeug erzählt wird und sich daraus eine Rhetorik des Aufschubs, der Auflösung und Wiederholung formt. In den Blick rücken Materialitäten wie auch die Infrastrukturen, die Dingen und Zeichen in verschiedene Kreisläufe einbinden. Das Erzählen an den Rändern des Konsums ermöglicht in diesen Romanen bestehende Ordnungen in Frage zu stellen und Geschichte neu zu erzählen, indem die Faszination für das Stoffliche mit Systemfragen verbunden wird.

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