Stuttgarter Stauffenberg-Gedächtnisvorlesung
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Über diese Serie
Adam von Trott war erst 35 Jahre alt, als er am 26. August 1944 wegen Mitwirkung am Umsturzversuch des 20. Juli gegen Hitler hingerichtet wurde. Ein Gegner des NS-Regimes von Anfang an, betrieb er seit 1939 dessen Sturz und wurde nach mehreren gescheiterten Bemühungen zum engen Mitstreiter Stauffenbergs. Trott scheute keine Gefahr, um auf Auslandsreisen im Dienst des Auswärtigen Amts für den deutschen Widerstand zu werben. Seine Gabe, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen, zeichnete ihn aus. Trott verband Heimatliebe mit Weltoffenheit. Studienjahre in Oxford, Reisen durch die USA und ein Studienaufenthalt in China verliehen ihm Weitblick.
Im Kreisauer Kreis trat er für ein zukünftig gemeinsames Europa ein. Im Abschiedsbrief an seine junge Frau Clarita schreibt er, »ein Sämann überlässt nicht gerne knospende Saaten anderen zur weiteren Bearbeitung«.
Titel in dieser Serie (11)
- Nichts war umsonst: Stauffenbergs Not
2007
In wenigen Jahren wird es niemanden geben, der den Nationalsozialismus "ganz" - von 1933 an - bewusst miterlebt hat. Die Geschichtsschreibung hingegen nimmt zu. Ihre Urteile wandeln sich und widersprechen einander, und fast alle versuchen, die Deutung und Bewertung der Zeit an sich zu reißen, sie "neu" vorzunehmen - die der Nazis, der Mitläufer, der Gegner. Hartmut von Hentig tut etwas anderes: Aus der Fülle des vorhandenen Wissens über die Brüder Claus und Berthold Stauffenberg destilliert er das heraus, was den Nachgeborenen hilft, die Voraussetzungen ihrer Tat zu verstehen. Die Stauffenberg-Brüder zeigen nicht nur "Entschlossenheit und Rationalität" gegenüber den übermächtigen "Verhältnissen"; sie vollziehen eine schwierige Abkehr von eigenen, nunmehr missbrauchten Idealen; sie wissen, es genügt nicht, den Tyrannen zu beseitigen, man muss auch für das aufkommen, was danach geschieht; sie nehmen die Einsamkeit bewusst auf sich. Können die Attentäter vom 20. Juli Vorbild sein? Hentig antwortet: Ja, indem sie in schwerster Zeit das getan haben, was man selber gern getan hätte. Es gibt notwendige Taten, die nicht sinnlos werden, indem sie misslingen. Und: Man muss nicht von vornherein das Richtige gewusst und gewollt haben.
- Hans-Alexander von Voss 1907-1944: Im Schatten der Väter
2012
Hans-Alexander von Voss zählte zu den mutigen Generalstabsoffizieren um Henning von Tresckow, die während des Zweiten Weltkrieges mehrfach versuchten, durch ein Attentat auf Adolf Hitler das nationalsozialistische Terrorregime zu beenden. Nach dem 20. Juli 1944 nahm sich von Voss das Leben, um Mitverschwörer nicht der Gestapo zu verraten. Sein Sohn Rüdiger stellt das Leben dieses Widerstandskämpfers vor, das stark durch zwei Pour le Mérite-Träger geprägt wurde: durch die Großväter des Autors Hans von Voss und Joachim von Stülpnagel, die beide höchste militärische Ämter im Kaiserreich und der Weimarer Republik innehatten. Rüdiger von Voss zeigt so am Beispiel seiner Familie militärisch-konservative Traditionen auf, die einzelne Offiziere in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus führten.
- Karl Ludwig Freiherr zu Guttenberg: Der konservative Widerstand gegen den Nationalsozialismus
2013
Als Mitglied des konservativen Widerstandskreises vom 20. Juli 1944 bezahlte Karl Ludwig Freiherr von und zu Guttenberg sein Eintreten gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben. Seine Tochter, Maria Theodora Freifrau von dem Bottlenberg-Landsberg, beleuchtet in einem sehr persönlichen Text die Weltsicht ihres Vaters, die politisch von nationalistischen, föderalistischen und monarchistischen Motiven geprägt war, aber in erster Linie immer der eines gläubigen Katholiken war. Zu der unvermeidlichen Ambivalenz, die sich aus diesen Prägungen speist, bezieht sie in ihrer Betrachtung kritisch Stellung und zeichnet neben Widersprüchen auch Gemeinsamkeiten und Parallelen zum Gedankengut der Nationalsozialisten nach. Der Text ist gleichwohl eine Verteidigung des konservativen Widerstandes gegen die fortdauernde Kritik, den Akteuren sei nicht an der Demokratie gelegen gewesen. Bottlenberg-Landsberg plädiert vielmehr dafür, dem Kampf gegen Unrecht und der Bereitschaft für die Würde des Einzelnen ein Opfer zu zahlen, einen nicht minderen Stellenwert beizumessen.
- Auf einmal ein Verräterkind
2011
In den Sommerferien 1944 erfuhren der zehnjährige Berthold Schenk Graf von Stauffenberg und seine Geschwister durch das Radio von einem "verbrecherischen Anschlag auf den Führer" - dass ihr Vater Claus Schenk Graf von Stauffenberg maßgeblich an diesem Umsturzversuch beteiligt gewesen war, erschien ihnen unfassbar: In der NSPropaganda galten sie nun als "Verräterkinder". Nach dem 20. Juli überschlugen sich die Ereignisse: die erwachsenen Familienmitglieder wurden verhaftet, die Kinder unter Aufsicht der Gestapo zunächst im Haus der Großmutter zurückgelassen und dann in ein Kinderheim in Bad Sachsa gebracht, wo sie bis zum Kriegsende zusammen mit zahlreichen anderen Kindern aus Widerstandsfamilien einquartiert blieben. Ohne jegliche Sentimentalität berichtet von Stauffenberg nicht nur von der Zeit kurz vor dem Umsturzversuch und von seinen Erfahrungen und Erlebnissen im Nachkriegsdeutschland - besonders eindrücklich schildert er den Alltag im Kinderheim, der geprägt war von Verlustangst, Kontaktsperre und ständiger Sorge um den Verbleib der Familienmitglieder, mit denen er und seine Geschwister erst im Juni 1945 wieder zusammentrafen.
- Gedanken sind Kräfte: Eine persönliche Annäherung an den Widerstand meines Vaters Günther Smend
2016
Die Kraft der Gedanken gab der Familie Smend Halt in schwierigsten Zeiten. Der Offizier Günther Smend (1912 – 1944) bezahlte sein Mitwirken im Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit dem Leben. Seiner Familie hinterließ er Gedanken und Aufzeichnungen aus der Haft, die für seinen Sohn Axel Smend der Schlüssel zum Verständnis des Vaters sind. Sie zeigen Günther Smend als gläubigen Christen und gaben seinen Hinterbliebenen nach seiner Hinrichtung Halt und Orientierung. Axel Smend, der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung 20. Juli 1944, verknüpft in seinem bewegenden Vortrag die Notizen seines Vaters mit der persönlichen Geschichte seiner Familie, die wie die Angehörigen anderer Widerstandskämpfer nach 1945 Anfeindungen erleben musste.
- Kraft, dem Gewissen zu folgen: Hermann Maaß – Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer
2015
Erinnerungen an eine der zentralen Figuren des sozialdemokratischen Widerstandes gegen den NS. Uta Maaß richtet den Blick auf eine lange vernachlässigte Seite des Widerstandes - den von Gewerkschaften und Sozialdemokraten. Hier war ihr Vater Hermann Maaß (1897-1944) eine der zentralen Figuren. Der Sozialdemokrat und überzeugte Christ stammte aus einer pommerschen Beamtenfamilie. Nach Kriegsende begann er in Berlin mit dem Studium der Psychologie, Philosophie und Soziologie. Er engagierte sich in der Jugendwohlfahrt und in der SPD. Obwohl er das NS-Unheil kommen sah, ließ er Möglichkeiten zu emigrieren ungenutzt. Als enger Mitstreiter des Sozialdemokraten und Nazi-Gegners Wilhelm Leuschner (1890-1944) arbeitete er an Plänen für eine Einheitsgewerkschaft, knüpfte Kontakte zur Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis - und traf den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Am 8. August 1944 wurde Hermann Maaß verhaftet. Am 20. Oktober wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tag hingerichtet. Seine Frau erfuhr drei Tage später davon. »Es schien, als habe ein Meteorit in unser Haus eingeschlagen", erzählt Uta Maaß. Ihre Mutter, »die in symbiotischer Gemeinsamkeit im Tun und Denken" mit ihrem Mann lebte, starb kurz nach dessen Hinrichtung. »Sie verlöschte ganz still." Zurück blieben sechs Kinder, die bei vier verschiedenen Vormündern in drei verschiedenen Besatzungszonen aufwuchsen.
- Freiheit und Verantwortung: Henning von Tresckow im Widerstand
2014
Für Uta von Aretin hat sich das Bild ihres Vaters vom Widerstandshelden zum »richtigen Menschen" erst im Laufe der Jahre entwickelt. Henning von Tresckow (1901-1944) diente in drei Armeen. Er erlebte drei Regierungsformen und wurde zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten im militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Der Spross einer alten preußischen Offiziersfamilie kam bereits im Sommer 1939 zu der Überzeugung, dass der Diktator getötet werden müsse. Während des Krieges versuchten von Tresckow und seine Vertrauten mehrfach, Hitler mit einem Attentat auszuschalten. Für den Umsturzversuch am 20. Juli 1944 entwickelte von Tresckow zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg die grundlegenden Planungen. »Das Attentat muss erfolgen, coûte que coûte." So lautete sein Vermächtnis. Am 21. Juli 1944 nahm sich Henning von Tresckow das Leben, um Familie und Freunde zu schützen. Uta von Aretin hat sich intensiv mit dem Lebensweg ihres Vaters auseinander gesetzt. War er anfangs für sie eine reine »Heldengestalt", so wurde er erst im Laufe der Jahre für sie zum »richtigen Menschen" - nicht zuletzt durch ihren Mann, den Historiker und Kenner des Widerstandes im Dritten Reich Karl Otmar von Aretin (gest. 2014). Uta von Aretin sagt heute: »Ich bin glücklich mit diesem Vater. Er ist ein Vorbild für mich auf vielfältigste Weise und in seiner ganzen Menschlichkeit".
- Adolf Reichwein und der Kreisauer Kreis
2017
Roland Reichwein geht den Motivationen seines Vaters Adolf und des Kreisauer Kreises für den Widerstand gegen das NS-Regime nach. Adolf Reichwein (1898-1944) war als Mitglied des Kreisauer Kreises aktiv im Widerstand gegen die NS-Diktatur tätig und bezahlte dafür mit dem Leben: Am 20. Oktober 1944 wurde er hingerichtet. Im Fall eines erfolgreichen Umsturzes des Hitlerregimes war der Pädagoge und SPD-Kulturpolitiker als Kultusminister vorgesehen. Sein Sohn Roland geht in seinem Vortrag folgenden Fragen nach: Wie gelangte Adolf Reichwein in den zivilen Widerstand des Kreisauer Kreises gegen Hitler? Welcher Art war dieser zivile Widerstand und welche Vorstellungen hatte der Kreisauer Kreis von Deutschland nach dem erwarteten Zusammenbruch des Hitler-Regimes? Wie weit konnte ziviler Widerstand im NS-System gehen?
- Vom Kreisauer Kreis zum neuen Kreisau
2018
Helmuth James Graf von Moltke - Brückenbauer zwischen den Widerstandsgruppen. Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945) war der Kopf der Widerstandsbewegung, die sich nach dem Ort ihrer Zusammenkunft in Niederschlesien Kreisauer Kreis nannte. Im Januar 1945 wurde Moltke von den Nationalsozialisten im Alter von 37 Jahren ermordet. Anders als die Verschwörer des 20. Juli 1944 um Claus Schenk Graf von Stauffenberg sind Moltke und sein Kreis nicht zur Tat geschritten, sie entwickelten Pläne, wie die deutsche Gesellschaft nach einem Ende der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft aussehen könnte. Moltkes Sohn Helmuth Caspar Graf von Moltke beleuchtet nicht nur, wie sein Vater im Widerstand Brücken zwischen Gegnern des Nationalsozialismus baute. Er berichtet auch von seiner Schul- und Ausbildungszeit nach 1945 in Südafrika und Großbritannien und betont, wie ihm das Erinnern an den Widerstand Türen öffnete. Welchen Beitrag zur Versöhnung und zum Brückenbau zwischen den Völkern eine europäisch eingebettete Auseinandersetzung mit dem Widerstand entfalten kann, verdeutlicht Moltke anhand der 1988 auf dem ehemaligen Familiengut der Moltkes gegründeten Stiftung Kreisau für europäische Verständigung.
- Josef Wirmer: Die Wiederherstellung der Herrschaft des Rechts
2019
Für den Widerständler Josef Wirmer war ein Umsturz ohne die Arbeiterschaft undenkbar. Sein Sohn Anton Wirmer zeichnet seinen Weg nach. Josef Wirmer war eine beeindruckende Gestalt des zivilen Widerstandes. Er wurde früh zu einem Gegner Hitlers und dessen Politik. Als Rechtsanwalt und Zentrumspolitiker knüpfte er schon in den 1930er Jahren Kontakte zu kirchlichen Kreisen sowie zu oppositionellen Gewerkschaftsvertretern wie Kaiser, Leuschner und Habermann. Er war überzeugt, dass es unmöglich war, einen Sturz des Regimes gegen die Kräfte der Arbeiterschaft durchzuführen. Ab Ende 1941 arbeitete er auch mit Goerdeler zusammen und vermittelte später vielfach zwischen verschiedenen Widerstandskreisen. In einer neuen Regierung war er als Justizminister vorgesehen. Nach den Jahren der Unrechtsherrschaft sah er seine primäre Aufgabe in der Wiederherstellung der Herrschaft des Rechts.
- Adam von Trott und seine "knospenden Saaten"
2021
Die Tochter des Widerständlers Adam von Trott reflektiert über die »knospenden Saaten«, die ihr Vater ihrer Familie und der Nachwelt hinterlassen haben. Adam von Trott war erst 35 Jahre alt, als er am 26. August 1944 wegen Mitwirkung am Umsturzversuch des 20. Juli gegen Hitler hingerichtet wurde. Ein Gegner des NS-Regimes von Anfang an, betrieb er seit 1939 dessen Sturz und wurde nach mehreren gescheiterten Bemühungen zum engen Mitstreiter Stauffenbergs. Trott scheute keine Gefahr, um auf Auslandsreisen im Dienst des Auswärtigen Amts für den deutschen Widerstand zu werben. Seine Gabe, Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen, zeichnete ihn aus. Trott verband Heimatliebe mit Weltoffenheit. Studienjahre in Oxford, Reisen durch die USA und ein Studienaufenthalt in China verliehen ihm Weitblick. Im Kreisauer Kreis trat er für ein zukünftig gemeinsames Europa ein. Im Abschiedsbrief an seine junge Frau Clarita schreibt er, »ein Sämann überlässt nicht gerne knospende Saaten anderen zur weiteren Bearbeitung«.
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