Über dieses E-Book
Während sich die globale Ordnung aufzulösen droht, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. US-Präsident Hayes und der russische Präsident Ivanov stehen vor der unmöglichen Aufgabe, einen weltweiten Konflikt abzuwenden. Doch können sie die Kontrolle zurückgewinnen, bevor alles außer Kontrolle gerät?
Ein fesselnder Politthriller, der die dunklen Seiten des wissenschaftlichen Fortschritts aufzeigt und die brennende Frage stellt: Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen – für Macht, für Fortschritt, für das Überleben?
Kay Roedel
Kay Roedel, geboren am 25. Juni 1973 in Nürnberg, lebt heute mit seiner Familie in der beschaulichen Kleinstadt Heilsbronn in Mittelfranken. Als vielseitiger Autor widmet er sich mit großer Leidenschaft der Lyrik, Kurzgeschichten und spannenden Erzählungen, die zum Nachdenken anregen und berühren. Seine literarische Reise begann mit der Ahnenforschung, die ihn dazu inspirierte, Geschichten und Gedanken in Worte zu fassen. Sein Debütwerk, Emily und der schwarze Milan, ein Jugendkrimi, erschien 2023. Neben seinem Fokus auf Thriller und Krimis arbeitet er aktuell an einem Psychothriller über eine Kinderkrankenschweseter. Kay Roedel verbindet in seinem Schreiben tiefgründige Themen mit lebendigen Geschichten und erschafft so Werke, die Leserinnen und Leser in neue Welten eintauchen lassen. Mit seinem Label „Die Literaturschmiede“ teilt er seine Leidenschaft für das Schreiben und pflegt den Austausch mit einer wachsenden Leserschaft.
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M99-CD - Kay Roedel
Kapitel 1: Das Labor
Im Juni des Jahres 2008 erhob sich auf der Air-Force-Base in Ramstein zwischen den vielen unscheinbaren Gebäuden ein Labor, das kaum von den anderen zu unterscheiden war. Das unscheinbare Äußere dieses Baus täuschte jedoch über die Bedeutung dessen hinweg, was sich darin abspielte. Die Morgensonne warf lange Schatten über die Asphaltwege, die sich durch das Gelände schlängelten, und das leise Summen von entfernten Flugzeugen vermischte sich mit dem gleichmäßigen Ticken der Sicherheitskameras. Dr. Heinrich Müller, ein Mann mit eisblauen Augen und einer ebenso eisernen Entschlossenheit, war der Architekt des neuen Materials mit dem Codenamen 99. Sein Büro befand sich tief im Inneren des Labors, wo kein Tageslicht eindrang und nur das kalte, weiße Licht der Neonröhren die Räume erhellte. Der Geruch von Desinfektionsmittel lag schwer in der Luft, während die Computer surrten und die Klimaanlage ein monotones Summen von sich gab.
»Guten Morgen, Dr. Müller«, begrüßte ihn seine Assistentin Anna, als er das Labor betrat. Sie war eine junge Wissenschaftlerin mit scharfen Augen und einem noch schärferen Verstand. Ihre Anwesenheit war eine Mischung aus Erleichterung und Anspannung für Müller – sie war unverzichtbar für das Projekt, doch auch die einzige, die seine Arbeit hinterfragte.
»Morgen, Anna«, antwortete er knapp und nickte ihr zu. Er verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten. Seine Gedanken waren bereits beim Tagesziel – dem finalen Test des Deutoniumkerns. Während er sich auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz machte, klopften seine Schritte rhythmisch auf dem Linoleumboden, begleitet von den leisen Geräuschen der Maschinen, die in den benachbarten Räumen arbeiteten. In der Mitte des Labors stand der Reaktor, ein beeindruckendes Stück Technik, das von einem Dutzend Bildschirmen überwacht wurde. Kabel und Leitungen verliefen in einem komplizierten Netz, das sich wie ein lebendiges Wesen durch den Raum wand. Müller trat an die Hauptkonsole und überprüfte die letzten Daten.
»Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?«, fragte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.
»Ja, Dr. Müller«, antwortete Anna und trat an seine Seite. »Die Deuterium- und Poloniumproben sind vorbereitet, die Reaktionskammer ist versiegelt und die Temperatur- und Druckparameter sind eingestellt.« Müller nickte zufrieden.
»Gut. Dann starten wir den Prozess.« Die nächsten Minuten waren von einer konzentrierten Stille geprägt, nur unterbrochen von dem Klicken der Tasten und dem Piepen der Maschinen. Die Atmosphäre war geladen, jeder im Raum kannte die Bedeutung von dem, was hier geschah. Müller spürte einen Adrenalinschub, der ihm trotz seiner Erfahrung einen Schauer über den Rücken jagte. Dies war der Höhepunkt jahrelanger Forschung und harter Arbeit.
»Initialisieren Sie die Reaktion«, befahl Müller schließlich. Anna betätigte mehrere Schalter, und ein tiefes Brummen erfüllte den Raum, als die Reaktionskammer aktiviert wurde. Die Bildschirme zeigten die steigenden Temperaturen und den zunehmenden Druck an, während sich die Atome von Deuterium und Polonium in einem hochkomplexen Tanz vereinten.
»Temperatur liegt konstant bei 3000 Grad Celsius, Druck bei 5000 bar und steigend.«, meldete Anna.
»Perfekt«, murmelte Müller und starrte fasziniert auf die Bildschirme. In diesem Moment verschmolzen die Elemente Deuterium und Polonium zu dem neu entdeckten Element Deutonium. Die Wissenschaftler beobachteten gebannt, wie das neue Material entstand – ein dichtes, metallisch glänzendes Wunderwerk. Als die Reaktion abgeschlossen war, herrschte für einen Moment absolute Stille im Raum. Dann begann ein Raunen, und die Anspannung löste sich in einem kollektiven Ausatmen. Müller lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über das Team schweifen. »Wir haben es geschafft, dennoch ist es erst der Anfang«, sagte er leise, aber mit einem triumphierenden Unterton.
Die Wissenschaftler begannen, die Daten zu analysieren und die Proben zu sichern. Während sie sich in ihre Arbeit vertieften, fühlte Müller eine Mischung aus Erleichterung und Unruhe. Er wusste, dass sie etwas Einzigartiges geschaffen hatten, doch er konnte die düsteren Implikationen nicht ignorieren. Er drehte sich zu Anna um.
»Bereiten Sie alles für die nächste Phase vor. Wir müssen sicherstellen, dass das Deutonium stabil bleibt und seine Eigenschaften nicht nachlassen.« Anna nickte und machte sich sofort an die Arbeit. Müller blieb noch einen Moment stehen und betrachtete den Reaktor. Die eisblauen Augen funkelten im künstlichen Licht. Er war stolz, aber auch besorgt. Das Potenzial dieser Entdeckung war unermesslich, doch er konnte die Schatten, die sich um sein Herz legten, nicht abschütteln.
Kapitel 2: Deutonium
Nachdem die Synthese des Deutoniums erfolgreich abgeschlossen war, herrschte im Labor eine euphorische Stimmung. Die Wissenschaftler wussten, dass sie an der Schwelle einer neuen Ära standen. Dr. Heinrich Müller und sein Team hatten etwas geschaffen, das die Welt verändern konnte. Sie wussten, dass dies erst der Anfang war. Die Synthese war nur der erste Schritt, jetzt galt es, die Eigenschaften des neuen Materials zu untersuchen und seine Möglichkeiten auszuloten. Die nächsten Tage waren von intensiver Forschung und Analyse geprägt. Im Labor knisterte es vor Aktivität, die Maschinen arbeiteten ununterbrochen, und das Klappern der Tastaturen füllte die Räume. Müller hatte keine Zeit für Pausen; seine Entschlossenheit trieb ihn voran. Anna war immer an seiner Seite, ihre Anwesenheit war eine beruhigende Konstante inmitten des hektischen Treibens.
»Die Dichte von Deutonium ist bemerkenswert«, bemerkte Anna eines Abends, während sie die neuesten Daten analysierte. Sie saß an einem großen Holztisch, der mit Papieren und Notizen bedeckt war. Ihre Augen funkelten im Licht der Tischlampe, und Müller konnte nicht umhin, ein Gefühl der Bewunderung für sie zu empfinden.
»Ja, es ist faszinierend«, antwortete Müller, während er über ihre Schulter blickte. »Seine Stabilität trotz der hohen Atommasse ist beispiellos. Und seine radioaktiven Eigenschaften … Wir müssen herausfinden, wie wir diese Energie kontrollieren können.« Anna sah zu ihm auf und lächelte.
»Du weißt, dass wir das schaffen werden, Heinrich. Wir haben so viel erreicht, und das ist nur der Anfang.« Müller nickte und lächelte zurück.
»Ja, du hast recht.« Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Das Team arbeitete unermüdlich, und bald hatten sie einen umfassenden Katalog der Eigenschaften von Deutonium zusammengestellt. Es war ein dichtes, metallisch glänzendes Material mit einer ungewöhnlich hohen Atommasse aufgrund der Kombination von Deuterium und Polonium. Trotz seiner Dichte wies es eine bemerkenswerte Stabilität auf. Die radioaktiven Eigenschaften des Poloniums waren im Deutonium in einer Weise gebunden, die eine kontrollierte Abgabe von Energie ermöglichte, was es zu einem potenziellen Kandidaten für Energieanwendungen machte.
»Die Halbwertszeit von Deutonium ist lang genug, um eine sichere Handhabung zu gewährleisten, aber kurz genug, um eine effiziente Energieumwandlung zu erlauben«, erklärte Dr. Sarah Wagner, während sie die neuesten Testergebnisse präsentierte. »Theoretisch könnte es als Brennstoff in Kernreaktoren oder in der Raumfahrt verwendet werden.«
»Das eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten«, fügte Dr. Thomas Becker hinzu. »Mit dieser Energiequelle könnten wir Technologien entwickeln, die bisher undenkbar waren.« Müller hörte den Berichten seines Teams zu und konnte den Stolz in ihren Stimmen hören. Doch er wusste, dass ihre Arbeit noch lange nicht abgeschlossen war. Sie mussten die praktischen Anwendungen des Deutoniums untersuchen und seine Grenzen ausloten.
Eine der aufregendsten Möglichkeiten, die sich ihnen bot, war der sogenannte »Chrono-Dislokationsantrieb«. Dieses innovative Antriebssystem basierte auf den einzigartigen Eigenschaften von Deutonium und ermöglichte es einem Objekt, den Raum zu krümmen, ähnlich wie das Falten eines Blattes Papier, wodurch Anfangs- und Endpunkt übereinanderlagen. So konnte sich das Objekt augenblicklich von einem Ort zum anderen bewegen, ohne dabei seine physische Präsenz zu verlieren. Der Raum wurde so manipuliert, dass Start- und Zielpunkt identisch waren. Der Koordinatensprung wurde somit zur Realität.
»Das könnte die Raumfahrt revolutionieren«, sagte Anna eines Abends, als sie und Müller allein im Labor arbeiteten. »Stell dir vor, was wir damit erreichen könnten. Reisen zu den entferntesten Sternen wären in Sekundenbruchteilen möglich.« Müller nickte und sah sie an.
»Es ist atemberaubend. Aber es ist auch gefährlich. Wir müssen sicherstellen, dass wir diese Technologie vollständig verstehen und noch wichtiger, kontrollieren können, bevor wir sie nutzen.« Anna legte ihre rechte Hand auf seinen Arm und sah ihm in die Augen.
»Ich glaube an unser Team, Heinrich, und ich glaube an uns. Zusammen werden wir einen Weg finden.« Ihre Nähe ließ Müllers Herz schneller schlagen. In den letzten Monaten hatten sie so viel Zeit miteinander verbracht, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte – nicht nur wegen ihrer Intelligenz oder ihrer Fähigkeiten, sondern auch wegen ihrer Stärke und ihrer unerschütterlichen Unterstützung. Ihre herzliche und offene Art war wie ein Magnet, der ihn regelrecht anzog.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich Liebe zu ihr. »Anna …«, begann er, doch er wusste nicht, wie er seine Gefühle in Worte fassen sollte. Sie lächelte und kam näher.
»Heinrich, ich weiß, was du sagen willst. Und ich fühle genauso.« Er nahm ihre Hand und zog sie sanft zu sich. Ihre Lippen trafen sich in einem sanften Kuss, und für einen Moment schien die Welt um sie herum zu verschwinden. Es war ein Moment der Ruhe und des Friedens inmitten des Chaos ihrer Arbeit.
»Ich bin froh, dass du hier bist«, flüsterte Müller, als sie sich voneinander lösten.
»Ich auch«,
