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Shades of the Caribbean 3 - Als Käpt'n unterwegs: Eine Erzählung im Piratenmilieu
Shades of the Caribbean 3 - Als Käpt'n unterwegs: Eine Erzählung im Piratenmilieu
Shades of the Caribbean 3 - Als Käpt'n unterwegs: Eine Erzählung im Piratenmilieu
eBook486 Seiten6 Stunden

Shades of the Caribbean 3 - Als Käpt'n unterwegs: Eine Erzählung im Piratenmilieu

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Über dieses E-Book

Marie ist nun als Kapitän der Heart of Gold im Auftrag von Lord Conquer unterwegs. Ihre Erfolge als Pirat sind vor allem deshalb nur mittelmäßig, da sie mit ihren Opfern und sogar mit konkurrierenden Piraten Mitleid empfindet und lieber zurücksteckt, als mit Aggressivität vorzugehen. Sie wird Mitglied in Sir Falcons neugegründeter Piratengruppe Drachenfalke.

Marie freundet sich mit Duke Varun und mit David an, obwohl diese mit Drachenfalke verfeindet sind, und ahnt nicht, wie konfliktträchtig dies noch sein wird.

Als Piratenkapitän erlebt sie weitere Episoden, die vor allem geprägt sind von ihrer Schwäche, Entscheidungen zu treffen, aber auch von ihrem Willen, das Richtige zu tun und dies auch durch­zustehen, selbst wenn es schwer fällt.

Zudem erweisen sich Gier, Willkür und Egoismus der Personen in Maries Umfeld (manchmal sogar auch ihrer eigenen Freunde und Verbündeten) für Marie als wesentlich größere Schwierigkeiten und Prüfsteine, als Überfälle, Kämpfe und Plünderungen es sind.

Obwohl Marie sich bemüht, kann sie sich nie als große Piratin durchsetzen.

Erst als es darum geht, Frieden zwischen den rivalisierenden Piratengruppen herzustellen, kann Marie ihre Vorzüge zur Geltung bringen.

Unvermutet trifft Marie Käpt'n Lessnya wieder und erlebt gemeinsam mit ihr weitere Abenteuer, die stellenweise ins Phantastische abgleiten.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum10. Juli 2019
ISBN9783748709312
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    Buchvorschau

    Shades of the Caribbean 3 - Als Käpt'n unterwegs - Maria Weinberger

    Zwei Franzosen und zwei Engländer

    "Halt! Kommando zurück! Leinen nicht los" rief ich, und der Matrose, der sie gerade vom Poller losmachen hatte wollen, ließ sie wieder fallen.

    Laufplanke wieder ausfahren, befahl ich, und die Männer gehorchten und stellten die Verbindung zur Pier wieder her.

    Ich ging hinüber und nahm nun die Karten und das Handbuch von Lord Conquer entgegen. Dabei bemühte ich mich, nicht allzu verlegen dreinzuschauen. Ich hatte sie ganz einfach vergessen, vor lauter Aufregung. Ich war mit den besten Karten bestückt worden, und mit Lord Conquers Handbuch, in dem alle Verhaltensvorschriften und Anweisungen detailliert aufgezeichnet waren. Die Navigationsinstrumente hatte ich selbst getragen, die hatte ich auch mit an Bord genommen.

    Aber erst als Lord Conquer mir freundlich lächelnd mit den Karten zugewinkt hatte, war mir aufgefallen, dass er alles, was er netterweise mir auf dem Weg zur Heart of Gold getragen hatte, noch bei sich hatte, und dass ich an Bord der Heart of Gold gegangen war, ohne es von ihm zu übernehmen.

    Mit Karten und Handbuch in den Händen verneigte ich mich noch einmal rasch vor Lord Conquer und ging zurück auf mein Schiff.

    Die Probefahrten waren sehr gut verlaufen, zu meiner vollen Zufriedenheit. Die Heart of Gold war ein gutes Schiff. Sie kam bereits bei leichter Brise in Fahrt, sie hielt ihren Kurs, war schnell und man konnte sie hart am Wind halten, ohne dass sie ausbrach oder stark driftete, was die Chance vergrößerte, einem stärkeren Gegner zu entkommen. Nur ihr genaues Verhalten bei schwerem Sturm oder Orkan hatten wir in Ermangelung des entsprechenden Wetters nicht ergründen können.

    Und nun war die erste - ich will es nicht Feindfahrt nennen - gekommen, aber so etwas in dieser Richtung war es. Die erste Fahrt, die nicht der Erprobung der Fahreigenschaften der Heart of Gold diente, sondern die wirklich Beute einbringen sollte.

    Ich hatte mit Lord Conquer einige Diskussionen gehabt, weil ich sehr deutlich durchblicken hatte lassen, dass ich Mitleid mit den Opfern haben würde, was bedeutete, dass ich weniger auf Überfälle mit Kämpfen, sondern mehr auf unblutige Einnahmen der Ziele und Prisen setzen würde. Allerdings hatte die Sache den Haken, dass schwach oder gar nicht bewaffnete Schiffe erfahrungsgemäß auch keine wertvolle Ladung transportierten. Doch schließlich hatte er nachgegeben und mir erlaubt, meine Taktik frei zu wählen und mich nicht unter Zwang an seine Vorgaben halten zu müssen. Er hatte seufzend, aber doch lächelnd gemeint, dass meine Fahrten mit der Heart of Gold ihm wohl weniger Beute einbringen würden, als seinerzeit er mit seinen Fahrten auf der Nathir gemacht hatte. Aber solange ich ein Mindestmaß an Beute bringen würde, würde er mir freie Hand lassen.

    Was mich natürlich unter Druck setzte. Ganz ohne Kampf würde es nicht abgehen, und ganz ohne Beute durfte ich nicht heimkommen. Aber die Mannschaft, die Lord Conquer zusammengestellt hatte, bestand aus kampferprobten Piraten, die er weiß Gott wo aufgetrieben hatte, und die bereit waren, wirklich zu kämpfen, falls es notwendig sein würde. Im Großen und Ganzen ähnelte die Situation so sehr meinen Fahrten auf der Pearl unter Käpt'n Lessnya, dass ich oft den Eindruck hatte, meine Vergangenheit hat mich wieder mal eingeholt. Nur mit dem Unterschied, dass eben keine Käpt'n Lessnya da war, die Entscheidungen fällte, wenn es darauf ankam, und dass ich nun diejenige war, die die ganze Verantwortung trug.

    Verantwortung bedeutete für mich nicht, so wie so manche andere Menschen es darunter verstehen, dass man Befehle gibt und Aufgaben an andere delegiert, sondern dass man seinen Kopf hinhält und Konsequenzen auf sich nimmt, wenn man eine falsche Entscheidung getroffen hat. Verantwortung zu übernehmen heißt nicht zu befehlen sondern Verantwortung heißt, für seine Handlungen geradezustehen.

    Und so ging ich auf meine erste Fahrt. Mit dabei waren Kasia und Lexy.

    Lexy war ein wenig enttäuscht, dass sie nicht Erster Maat war, aber ich kannte Lexy zu gut von früher, als wir beide unter Käpt'n Lessnya gedient hatten. Sie genoss ihre Arbeit, machte sie korrekt, aber sie nahm sie nie ganz ernst. Sie tat, was sie tat, beziehungsweise was ihre Aufgaben waren, sehr gut und gerne, solange es ihr Spaß machte und Vergnügen bereitete, ließ aber nach, wenn ihre Arbeit aufhörte, ihr Spaß zu machen. So war sie in meinen Augen nicht so sehr als Erster Maat geeignet. Aber ich hatte es nicht über das Herz gebracht, Lexy persönlich abzusagen, sondern hatte Lord Conquer darum gebeten. Das war übrigens gleich das erste Mal als Kapitän gewesen, dass ich eine unangenehme Sache auf wen anderen abgeschoben hatte, es sollte nicht die letzte sein. Zu meinem Glück war Lord Conquer der gleichen Meinung wie ich gewesen und hatte gemeint, dass er es gar nicht zugelassen hätte, falls ich Lexy als Ersten Maat einsetzen hätte wollen, und er übernahm es, Lexy zu erklären, warum sie nicht Erster Maat wurde. Und ich genierte mich wieder mal für meine Charakterschwäche.

    Kasia wollte von Anfang an keine andere Position in der Mannschaft haben, als sie noch seinerzeit bei Käpt'n Lessnya gehabt hatte, und ich fand, dass sie dafür geeignet war.

    Diese erste Fahrt war von mäßigem Erfolg gekrönt, ich brachte ein einziges kleines Handelsschiff auf, das ohne einen einzigen Schuss abgefangen werden konnte. Die Beute war auch entsprechend gering, aber das war mir egal, Hauptsache ich konnte Lord Conquer überhaupt einen Erfolg vorweisen.

    So nach und nach gelang es mir, mich zu etablieren. Begegnungen mit anderen Piraten verliefen relativ glimpflich. Die Heart of Gold war stärker als jedes schnellere und schneller als jedes stärkere Schiff. Eine gut ausgewogene Mischung. In den folgenden Monaten machte ich mir einen gewissen Namen unter den Piraten. Und natürlich auch unter der zivilen Seefahrt. Ich galt dort als besonders netter Pirat. Vielleicht nicht das Günstigste für einen Piraten, aber ich gefiel mir in dieser Rolle. Auch wenn es bedeutete, dass ich nie die große Beute machte, so kam ich doch auch nie ohne Ergebnisse zu Lord Conquer zurück.

    Es bedeutete aber auch, dass ich mehr Selbstvertrauen gewann und in einschlägigen Kneipen oder Wirtshäusern anderen Piratenkapitänen gegenüber ganz anders auftrat, als ich es früher getan hatte. Ich kam mit mehreren Anführern von Piratengruppen ins Gespräch, die ich früher nicht einmal anzuschauen gewagt hätte, und ich konnte, wenn schon nicht Freunde gewinnen, so doch wenigstens ein paar Absprachen machen.

    So lernte ich auch David kennen. Kennenlernen mag etwas übertrieben sein. Er fiel mir in einem Wirtshaus auf, und ein paar andere Piraten erzählten mir über ihn. Ich wechselte mit ihm kein Wort, aber beobachtete ihn genau. David war ein für meine Begriffe mächtiger Pirat, er war Franzose und Anführer einer Gruppe, die er Ohé nannte. Mir war nicht ganz wohl dabei, denn David sah blutrünstig aus, war großsprecherisch und erweckte den Eindruck, dass er gefährlich war. Zudem hatte er eine Gruppe von etwa acht bis zehn Piraten hinter sich. Ich hatte auch seine Schiffe gesehen, er hatte drei, und die gehörten ihm. Und seine Mitglieder hatten selbstverständlich auch noch ihre Schiffe. Ohé war daher ziemlich mächtig, und David war jemand, mit dem man sich besser nicht anlegte.

    Ohé war aber nicht die mächtigste Gruppe, und es gab noch andere Gruppen, doch mehr dazu später.

    Lady Sūrya zeigte sich von meinem Aufstieg zum Kapitän leicht beeindruckt. Und leicht beeindruckt bedeutete bei ihr, dass es etwas Besonderes war, denn normalerweise konnte nichts sie beeindrucken. Sie behandelte mich allerdings deshalb um keinen Deut respektvoller, z.B. so wie sie mit Master Dibujo geredet hatte. Apropos Master Dibujo: Der war übrigens schon lange nicht mehr im Rosa Frosch gewesen. Seit ich ihm kurz im Rosa Frosch begegnet war, wenige Tage nach seinem Besuch bei Sir Estorial, der kurz vor der Schließung des Übungszentrums stattgefunden hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Vom Hörensagen wusste ich, dass er noch in der Stadt war, aber ich hatte den Eindruck, dass Lady Sūryas Beziehung mit ihm langsam auseinanderging. Ich wagte es jedoch nicht, diesbezüglich bei Lady Sūrya nachzufragen.

    Lord Conquer wiederum meinte, ich solle keine Angst vor anderen Piraten haben, ich solle meine Fahrten machen, Beute sammeln, die anderen einfach meiden aber mit aller Härte kämpfen, wenn es unvermeidlich war. So habe er es als Salendara seinerzeit stets gehalten, und er war damit immer gut durchgekommen.

    Beute machen war eine hervorragende Idee, die uns sicherlich sehr reich gemacht hätte, wenn es da nicht auch noch die anderen Piraten sowie ein paar Kriegsschiffe des Gouverneurs gegeben hätte, die mit aller Macht versuchten, uns die Beute streitig zu machen oder gar zu verhindern, dass wir überhaupt welche machten. Rodrigo war leider tot, und mit ihm hatte ich jemanden verloren, der vom Gouverneurspalast aus mich heimlich unterstützt hätte. Ich atmete einmal tief durch. Er war seit mehr als fünf Jahren tot, und ich dachte immer noch an ihn.

    Doch Rodrigo hin oder her, es gab mannigfaltige Bedrohungen auf See für uns. So hielt ich es für wichtig, unsere Beute entweder möglichst rasch zu Lord Conquer zu bringen, oder, wenn dies nicht möglich war, sie auf einer unbewohnten Insel zu verstecken. Ich musste grinsen beim Gedanken daran, dass nun auch ich ein Pirat war, der seinen Schatz irgendwo vergrub. Genauso wie man sich Piraten vorstellte.

    Was einem dabei nicht so deutlich erzählt wurde, war, dass es gar nicht so einfach war, eine geeignete Insel zu finden. Die Karibik ist zwar voll mit Inseln, aber sie sollte nicht zu nahe bei Cartagena liegen, denn dann hätte ich die Beute gleich zu Lord Conquer bringen und mir das Verstecken ersparen können. Weiters musste man die Insel leicht wiederfinden, aber Fremde sollten sie nicht so leicht entdecken können. Ebenso sollte man dann auf der Insel wieder an den Schatz ohne viel Aufwand gelangen, wogegen wer anderer das keinesfalls sollte. Dieser Widerspruch bereitete mir das meiste Kopfzerbrechen.

    Schließlich hatte ich endlich eine Insel gefunden, die meinen Vorstellungen zusagte. Käpt'n Lessnya hätte dazu wahrscheinlich gesagt, dass ich mir viel zu viele Gedanken machte, aber ich wollte es möglichst perfekt haben.

    Damit war meine weitere Vorgehensweise klar: Beute machen, Beute verstecken, mehr Beute machen und wieder verstecken, und schließlich, wenn genug beisammen war, alles auf die Heart of Gold packen und zu Lord Conquer bringen. Um das sicher und verlustfrei durchführen zu können, war es notwendig, viele Kontakte zu anderen Piraten zu haben und stets darüber informiert zu sein, wo die anderen gerade waren, um eine Begegnung mit ihnen meiden zu können.

    Fast immer gelang mir dieses Bravourstück, ich wurde nur zweimal auf all meinen Fahrten zu Lord Conquer, um ihm die Beute zu übergeben, von anderen Piraten aufgebracht und beraubt. Dagegen recht oft überfallen wurde ich auf meinen einzelnen Beutezügen, wenn ich ein Schiff gekapert oder ein Wrack geplündert hatte und die Beute in mein Versteck auf meiner Insel bringen wollte. Aber hier waren die Verluste nie groß, weil ich eben auch nur wenig Beute an Bord hatte.

    Lord Conquer war letztlich doch voll des Lobes über mich; ich brachte ihm mehr Gewinn, als er nach unseren ersten Gesprächen sich ausgerechnet und erwartet hatte.

    Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass das Piratenleben keinesfalls so lustig oder abenteuerlich war, wie so manche auf dem Festland es sich vorstellten. Diese Erfahrung hatte ich bereits vor mehreren Jahrzehnten als Erster Maat bei Käpt'n Lessnya gemacht. Es war eher eine zermürbende, harte Arbeit, oftmals sehr langweilig, und dazu mit dem Risiko behaftet, doch irgendwann einmal erwischt zu werden und Beute, Ehre oder Leben zu verlieren (diese Aufzählung ist eine Steigerung - Leben ist immer das Wichtigste und kommt daher erst nach der Ehre, wenn auch bereits unmittelbar danach).

    Eine weitere Taktik, die Beute unbeschadet zu Lord Conquer zu bringen, war, sich dafür kurzfristig mit einem anderen Piraten zu verbünden, Geleitschutz von ihm zu bekommen und so bessere Deckung vor Angriffen zu haben. Gegen Bezahlung natürlich, also gegen Abgabe eines Teils der Beute.

    Dazu wiederum musste man vorsichtig in den Wirtshäusern Kontakte knüpfen und sorgfältig abwägen, wem man vertrauen konnte und wem nicht.

    Aber so lernte ich Duke Varun kennen. Er war ebenso wie David Anführer einer Piratengruppe, wenn auch einer, die aus nur vier Piraten bestand. Es waren allesamt Franzosen, und er hatte die Gruppe Les Gauloises genannt.

    Duke Varun war jemand, dem man voll vertrauen konnte. Er war aufrichtig, ehrlich und vorwiegend nur dann kriegerisch, wenn es darum ging, seine Gruppe zu schützen. Ein bisschen war er so wie ich, auch er hatte Mitleid mit seinen Opfern und war somit überhaupt nicht blutrünstig. Gerade als ich anfing, ihn gerne zu haben, sagte er, dass er eine Allianz mit David hatte. Eine Allianz zwischen Les Gauloises und Ohé!

    Und, das kommt noch dazu, erklärte Duke Varun, "unsere Allianz hat auch noch einen Nichtangriffspakt mit Bloody Murderers".

    Ich zuckte etwas zusammen. Von Bloody Murderers hatte ich bislang nur den Namen gehört und dass es eine Gruppe sei, die so wie ihr Name war: blutige Mörder.

    Die sind allerdings nicht so freundlich gegenüber anderen Piraten, fuhr Duke Varun unbekümmert fort, "egal ob sie schon längere Zeit hier sind oder neu sind, wie zum Beispiel Falcon oder Sūrya. Wobei Les Gauloises, wie du weißt, noch eine der am wenigsten kriegerischen Gruppen ist. Aber Ohé und Bloody Murderers machen da keine Kompromisse". –

    Verzeih, wenn ich dich unterbreche, sagte ich. Falcon und Sūrya – meinst du die aus Cartagena?Ja.Die kenne ich doch, alle beide erklärte ich. –

    Die beiden sind gerade neu eingestiegen und müssen sich ihre Position unter Piraten erst erkämpfen – du bist übrigens ja auch neu, das sollte man nicht vergessen, meinte Duke Varun mit einem Lächeln. –

    Ich gebe zu bedenken, dass ich im Auftrag von Lord Conquer unterwegs bin, und der ist ein mächtiger Herr. Hinter mir steht einiges an Macht. Ich stehe nicht alleine da warf ich ein. Leider durfte ich nicht sagen, dass Lord Conquer früher als die gefürchtete Piratin Salendara unterwegs gewesen war und den meisten bekannt, beziehungsweise noch in Erinnerung sein dürfte. Wenn die alle wüssten, dass Salendara nicht spurlos verschwunden, sondern nur zu ihrem eigentlichen Ich zurückgekehrt war…

    Das ist einer der Gründe, weshalb du von den meisten hier anerkannt wirst. Und da auch hinter Sūrya und Falcon eine Menge Geld steckt, werden die beiden wahrscheinlich ebenfalls sehr rasch akzeptiert werden. Man wird sehen, wie die Situation sich entwickeln wird, sagte Duke Varun.

    Ich bedankte mich für die Informationen die er mir soeben gegeben hatte und suchte umgehend Lady Sūrya auf.

    Ja, Marie, wenn du mich ein bisschen öfters in der letzten Zeit besucht hättest, anstatt bei Conquer rumzuhängen, wüsstest du davon bereits sagte Lady Sūrya und sah mich ein wenig vorwurfsvoll an. Falcon und ich steigen ebenfalls in das Piratengeschäft ein. Falcon bringt seine Erfahrung mit, und ich finanziere es. Ich erwarte natürlich, dass der Gewinn größer als die Ausgaben sein wird.

    Ihr habt Euch doch von ihm getrennt wandte ich ein. –

    "Das bedeutet aber nicht, dass ich mit ihm keine Geschäfte machen würde. Auch wenn ich ihn nach wie vor menschlich ablehne und er mir zwar ins Haus aber nicht mehr in mein Bett kommt, so kooperiere ich doch mit ihm. In der Adams-Werft habe ich ein Schiff bauen lassen, vorige Woche ist es getauft worden. Auf den Namen wiZard." –

    Sie nahm ein Blatt Papier und eine Feder und schrieb den Namen darauf, wobei das Z größer war, als alle anderen Buchstaben. Lady Sūrya wies auch extra darauf hin, und ich bewunderte die Idee, einen großen Buchstaben in die Wortmitte zu setzen.

    "Das könnte man mit zauBerer übersetzen, meinte ich lächelnd. Und womit fährt Sir Falcon, wenn ich fragen darf?" –

    "Er hat irgendwo ein Schiff aufgetrieben, ich habe ihn nicht danach gefragt, wo und wie. Es ist nicht neu aber gut in Schuss und sehr gut für unser Vorhaben geeignet. Er hat es Esperanza genannt. Sie lachte. Mal sehen, ob er die Esperanza ebenso wie seinerzeit die Desmañada verliert, oder ob er zu alter Größe anwächst." –

    Ich musste daran denken, dass Sir Falcon den Erzählungen nach, die es darüber gab, die Desmañada eigenhändig gegen eine Klippe gesteuert haben sollte. Was an diesen Erzählungen nun stimmte, konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es wollte eigentlich nie jemand Sir Falcon als Lotsen einsetzen, obwohl er mit seinem Fachwissen ansonsten viel beitragen konnte. Auch Käpt'n Lessnya hatte Sir Falcon öfters als Berater mitgenommen, aber als er durch einen versehentlich ausgelösten Kanonenschuss ein Schiff versenkt hatte, das wir bereits gekapert hatten und gerade plündern wollten, hatte sie ihn danach weniger oft mitgenommen.

    Er hat übrigens eine Gruppe gegründet fuhr Lady Sūrya fort, mich aus meinen Gedanken reißend. "Er nennt sie Drachenfalke. Bis jetzt besteht diese Gruppe aus ihm und mir. Wenn du willst, kannst du bei uns beitreten." –

    Mein Herz hüpfte vor Freude über dieses Angebot.

    Lord Conquer hatte mir ja freie Hand für unser Unternehmen gegeben. Ich könnte Lady Sūrya wieder nahe sein, es würde rein beruflich sein (jedenfalls von ihrer Seite her) und sie würde meine Nähe daher nicht ablehnen können. Und Mitglied in einer Gruppe zu sein, war immer besser, als alleine zu sein.

    Einen Moment wog ich ab, ob es vorteilhafter wäre, David um Aufnahme zu bitten, denn Ohé war um vieles mächtiger als Drachenfalke, aber David war mir fremd, Lady Sūrya dagegen liebte ich. Von David konnte ich nicht sagen, wie er reagieren würde. Vielleicht wurde er durch meinen Antrag nur auf mich aufmerksam und würde mich ablehnen, stattdessen als Beute betrachten und mich sogleich überfallen. Bei Lady Sūrya dagegen konnte ich sicher sein, dass ich in Sir Falcons Gruppe Mitglied werden konnte, wenn sie es mir offerierte.

    Ich bedankte mich für dieses Angebot und sagte sofort zu.

    Jetzt fehlt eigentlich nur noch Käpt'n Lessnya, dann wären wir alle wieder beisammen, sagte ich, nachdem der Bund besiegelt war. –

    Die kommt mir keinesfalls dazu, selbst wenn sie auf den Knien bittet, sagte Lady Sūrya trocken. –

    Schade sagte ich. Wobei mir klar war, dass Käpt'n Lessnya niemals Lady Sūrya auf Knien um etwas bitten würde.

    Damit war Drachenfalke aber trotzdem eine ernstzunehmende Gruppe. Lady Sūrya, Sir Falcon und Lord Conquer, vertreten durch mich.

    Mal sehen wie wir uns gegenüber den anderen behaupten würden.

    Meine Vorstellungen wanderten weiter: Selbst wenn ich nun Mitglied bei Drachenfalke war, vielleicht würde es mir gelingen, mit David und Duke Varun in Kontakt zu bleiben, ja vielleicht sogar Freundschaft zwischen unseren Gruppen herstellen zu können. Aber seriös betrachtet blieb eine Freundschaft zwischen Drachenfalke und Ohé vorerst eine Zukunftsvision.

    Mit David kam ich ohnehin nicht ins Gespräch, außerdem muss ich zugeben, dass mir wohler war, wenn ich ihn nicht sah. Aber dafür begegnete ich umso lieber Duke Varun. Vielleicht war wenigstens mit ihm etwas anzufangen.

    Anfangs hatte ich so ziemlich vor jedem Respekt gehabt, und hatte alle gemieden, sei es auf dem Meer mit dem Schiff oder als Person in einem Wirtshaus. Erst die häufigen Begegnungen hatten mir die menschlichen Seiten dieser Piraten näher gebracht. Und hier war es eindeutig für mich, dass ich Duke Varun viel lieber begegnete als David.

    Wen ich immer noch mied wie den Teufel, waren Bloody Murderers. Deren Schiffe waren mächtig (jedenfalls war ich davon überzeugt, nach allem, was man aus der Entfernung sehen und auch von Erzählungen her in Erfahrung bringen konnte), und ich wollte mit ihnen nichts zu tun haben, ich hatte einfach Angst vor ihnen. Wenn ein Schiff, das als zu Bloody Murderers gehörig gekennzeichnet war, gerade ein Wrack plünderte, dann machte ich ihnen niemals die Beute streitig. Ich sah auch bis auf eine einzige Ausnahme niemals jemanden anderen einem Bloody Murderers-Pirat die Beute streitig machen oder ihn angreifen. Und ein paarmal ließ ich sogar alles liegen und stehen und zog schleunigst ab, wenn ein Schiff von Bloody Murderers auf ein Wrack zuhielt, das ich gerade plünderte.

    (Diese eine genannte Ausnahme war, als eine Allianz mit dem eigenartigen Namen Adam, die von irgendwoher gekommen war, einen kurzen aber heftigen Krieg mit Bloody Murderers führte. Die Anführerin von Adam, namens Savvy Regina, kam aus Italien, aber sie hatten gegen Bloody Murderers nur mäßigen Erfolg, um nicht zu sagen kaum eine Chance, und nach kurzer Zeit waren sie weitergezogen. Mir war das ganz recht, denn in der Zeit, in der Bloody Murderers und Adam sich in den Haaren lagen, hatten Lady Sūrya und ich Ruhe).

    Es war mir klar, dass eine Konfrontation mit Bloody Murderers unausweichlich war, aber ich wollte sie trotzdem so lange wie möglich aufschieben.

    Bloody Murderers waren eine derart große Gruppe, dass sie zwei Anführer hatten: einen Pirat namens King Blood, was nicht gerade mein Vertrauen stärkte, und eine Piratin, namens Jennifer. Beide kamen aus dem Anglo-Amerikanischen Raum, aus den englischen Kolonien in Nordamerika; aus der gleichen Gegend also, aus der auch der Vater von Avenger, Lady Sūryas Sohn, gekommen war. (Ich wusste immer noch nicht, wer Avengers Vater war, und so wie es aussah, würde Lady Sūrya es mir auch nie sagen).

    Fast die Hälfte aller Piraten, so sagte man mir, seien Mitglieder von Bloody Murderers. Und durch den Nichtangriffspakt zwischen Bloody Murderers, Ohé und Les Gauloises beherrschten diese drei Gruppen einen großen Teil der Karibik. Andere Gruppen oder Allianzen wurden von ihnen zwar oft geduldet, aber manchmal auch als Beute betrachtet, je nach Lust und Laune.

    Von diesen drei Allianzen machten Les Gauloises noch die wenigsten Schwierigkeiten, doch das glichen Bloody Murderers durch ihre Aggressivität beinahe wieder aus. Ich mied King Blood und Jennifer so gut ich konnte. Auf See machte ich einen großen Bogen um ihre Schiffe, und wenn ich in einem Wirtshaus war und einer der beiden oder beide es betraten, so zog ich meinen Hut ins Gesicht und senkte den Kopf (und nicht nur ich tat das). Nur ja nicht auffallen, war die Devise. Ich dachte gar nicht viel darüber nach, ob ich überhaupt eine lohnende Beute für Bloody Murderers war oder nicht, ich wollte ganz einfach nichts mit ihnen zu tun haben.

    Leider war dies nicht so einfach, wie ich es gerne gehabt hätte. Lady Sūrya war immer schon ein Kämpfertyp gewesen, aber nun zeigte sie mit der wiZard echte Kampfqualitäten. Sie legte sich so ziemlich mit jedem an, mit dem sie nur konnte. Ihr Motto schien zu sein: Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Und wenn dabei die wiZard in einem Kampf beschädigt wurde, selbst wenn es schwer war, so zog sie sich halt nur für einige Zeit zurück, bis die wiZard repariert und wieder flott war, danach stürzte sich Lady Sūrya erneut ins Getümmel.

    Und da ich sehr oft mit ihr zusammen unterwegs war, musste ich wohl oder übel ebenfalls die Kämpfe, auf die sie sich einließ, mitmachen. Und da sie auch schwächere Piraten von Bloody Murderers angriff, war es nur eine Frage der Zeit, bis die gesamte Sippschaft von Bloody Murderers auf uns, beziehungsweise auf unsere Allianz Drachenfalke, aufmerksam werden sollte.

    Sir Falcon dagegen schien mehr seine eigenen Wege zu gehen. Er hatte irgendwo Geld aufgetrieben (nicht von Lady Sūrya, wie sie mir versicherte) und steckte es in die Esperanza, die er so zu einem mächtigen Schiff ausbaute und größere Erfolge erzielte als Lady Sūrya (und größere als ich sowieso). Nichtsdestotrotz wurden King Blood und Jennifer vor allem durch Lady Sūryas Angriffe auf schwächere Piraten von Bloody Murderers oder Ohé auch auf ihn aufmerksam.

    Ich verkroch mich immer so rasch wie möglich, wenn jemand von Bloody Murderers in Sicht war; sehr gerne in die Nähe von Duke Varun, oder jemandem andern von Les Gauloises, wenn dies möglich war, weil ich wusste, dass diese friedlich waren (zu Ohé hatte ich dieses Vertrauen nicht), und ich hoffte, dass die Piraten von Bloody Murderers diese Nähe als Freundschaft zwischen Drachenfalke und Les Gauloises interpretieren und mich nicht angreifen würden. Tatsächlich wurde ich nur selten angegriffen.

    Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass die Kämpfe zwischen Piraten nie auf Zerstörung des gegnerischen Schiffes ausgerichtet waren, sondern stets auf Beute machen. So wurden unsere Schiffe zwar beschädigt, jedoch wurde niemals eines versenkt. Wirklich gefährlich waren lediglich die Schiffe des Gouverneurs, doch hatte der nicht so viele, zudem waren sie plump und langsam, und man konnte ihnen stets entkommen, wenn man wachsam war.

    Lady Sūrya und Sir Falcon hatten ebenso wie ich ihre Inseln, auf denen sie Beute versteckten, die sie nicht sofort nach Cartagena mitnehmen konnten.

    Unsere Inseln sollten uns später noch etliche Kopfzerbrechen bereiten, aber vorerst erwiesen sie sich als gut geeignete Niederlassung.

    Allerdings stieg mit unserer Macht und unserem Vermögen auch das Risiko, von anderen Gruppen überfallen zu werden.

    Da schien sich ja noch einiges zusammenzubrauen…

    Scallywag Shane und Nix Tempestas

    Logbucheintrag, vierundzwanzigster Mai, Anno Domini 1708, Kapitän der Heart of Gold, Maria Amante:

    Position 73° 45' West, 17° 41' Nord.

    Gestrandetes Schiff bei Sonnenaufgang gesichtet, keine Bergungsflotte vorhanden, keine Flagge auf dem Wrack. Nur zwei Seeleute an Bord. Sie gaben an, als Wache zurückgelassen worden zu sein, der Kapitän samt übriger Mannschaft sei mit einem Beiboot Richtung Hispaniola aufgebrochen, um Hilfe zu holen. Das Schiff ist nach Angaben der beiden Seeleute ein britisches, aber das war nicht überprüfbar, der Kapitän hat alle Dokumente mitgenommen. Der Name des Schiffes sei Margaret, der Heimathafen Bullen. Den Namen ihres Kapitäns wollten sie nicht preisgeben.

    Bei der Durchsuchung des Schiffes wurden mehrere Flaggen von verschiedenen Nationen gefunden: Spanien, England, Frankreich, Portugal und Niederlande. Und eine Flagge der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Die Ladung besteht aus etwa 50 Ballen Seide, die beiden Seeleute gaben an, nichts Genaues zu wissen. Sie sagten lediglich, dass das Ziel der Margaret Charles Town in Carolina gewesen sei. Angesichts der verschiedenen im Schiff gefunden Flaggen erscheinen mir die Angaben der beiden Seeleute sehr suspekt.

    (Ich war mir nicht sicher, ob Bullen nun in England oder Holland lag, aber ich wollte mir keine Blöße vor der Mannschaft geben und nahm mir vor, nach meiner Ankunft in Cartagena in Lord Conquers Bibliothek nachzuschlagen.)

    Lord Conquer würde sich freuen. Wir begannen mit der Plünderung. Die beiden an Bord verbliebenen Seeleute leisteten keinen Widerstand. Sie setzten sich an die Reling und sahen uns zu, wie wir die Ladung von der Margaret auf die Heart of Gold brachten. Lexy und Kasia waren inzwischen zu einem Teil unserer Mannschaft geworden, auf den ich nur noch ungerne verzichten wollte. Sie hatten das Umladen der Seideballen gut organisiert. Es ging beachtlich schnell voran.

    Wir hatten etwa die Hälfte der Ladung an Bord gebracht, als ein Schiff von Ohé am Horizont erschien und rasch näher kam. Ich hatte nun die Wahl, sofort Anker zu lichten und raschest von hier zu verschwinden, das hätte aber bedeutet, die gesamte restliche Beute kampflos Ohé zu überlassen. Die Alternative war, abzuwarten und zu versuchen zu verhandeln. Das könnte mich allerdings die gesamte Beute kosten. Alles, was noch im gestrandeten Schiff war und alles, was ich bereits geladen hatte.

    Ich entschloss mich, es zu wagen. Irgendwann musste ich mich ja doch einmal mit Ohé auseinandersetzen, und hier war eine Gelegenheit, es ausnahmsweise nicht mit einer Übermacht zu tun zu haben, sondern mit einem einzelnen Piraten von Ohé. Vielleicht ließ er sich davon beeindrucken, dass ich losen Kontakt zu Duke Varun hatte. Schließlich hatten Ohé und Les Gauloises ein Bündnis.

    Ich befahl, die Entladung der Margaret abzubrechen und hieß alle meine Männer zurück an Bord der Heart of Gold zu kommen. Nur die beiden Seeleute blieben auf der Margaret zurück.

    Mit Herzklopfen sah ich, wie das Schiff näher kam. Es war eindeutig stärker als die Heart of Gold, wenn auch nicht so schnell. Aber den Moment, in dem ich entkommen hätte können, hatte ich nun verpasst.

    Sie ankerten in unserer Nähe und setzten zwei Boote aus. Mir wurde flau im Magen. Das eine Boot, in dem vermutlich der Kommandant war, hielt auf uns zu, das andere Boot steuerte das Wrack an.

    Ihre Kanonen zielten auf uns, und ich hoffte, dass dies nur eine Drohung war, dass wir den Insassen des Bootes, das zu uns herkam, nichts zuleide tun sollten. Ich ließ das Fallreep und mehrere Leinen auswerfen. Das Boot legte an, ein gutaussehender Pirat kam als Erster an Bord und schien über die Ehrenwache, die ich zusammengestellt hatte, erfreut zu sein. Mehrere Männer folgten ihm. In seinem Boot blieben zwei Mann.

    "Ich bin Scallywag Shane, von der Allianz Ohé. Mit wem habe ich es zu tun?" sagte er. –

    Ich nahm allen Mut zusammen und so gelang es mir, nicht unsicher zu klingen.

    "Ich bin Maria Amante, Allianz Drachenfalke. Unterwegs im Auftrag von Lord Conquer. Willkommen an Bord der Heart of Gold" antwortete ich.

    Scallywag Shane schien beeindruckt zu sein; ein Kampf unserer beider Schiffe hätte zudem sein Schiff in jedem Fall sehr in Mitleidenschaft gezogen, und das würde er sicher ebensowenig wollen. Ich war nun überzeugt, dass er nicht ohne Grund angreifen würde, doch ich wollte den Bogen nicht überspannen.

    Womit kann ich Euch dienen fragte ich. –

    Sag Scally zu mir antwortete er, nun etwas freundlicher. – Gerne, nenn mich Marie sagte ich daraufhin, so nennt mich Duke Varun ebenfalls. –

    Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber ich hatte den Eindruck, dass Scallywag sich leicht anspannte, als der Name Duke Varun fiel.

    "Nun, Marie, ich glaube, ich brauche nicht darauf hinzuweisen, dass mein Schiff, die Black Parrot, stärker als deines ist. Und dass Ohé mehr Mitglieder als Drachenfalke hat, meinte er. Aber ich werde euch alle am Leben lassen, wenn du mir einen Teil der Beute überlässt." –

    Darüber müssen wir verhandeln, antwortete ich, darf ich dich einladen, in meine Kajüte zu kommen?

    Es war nun von seiner Seite her ein gewisses Vertrauen gefragt, denn in der Kapitänskajüte war er persönlich deutlich angreifbarer als am offenen Deck, in Sichtweite seiner Mannschaft, die auf der Black Parrot war.

    Nach einer ganz kurzen Nachdenkpause willigte Scallywag ein. Es freute mich, dass er an meiner Ehre nicht zweifelte. Ich wusste, dass ich ihm nichts antun würde, aber er konnte das ja nicht mit Sicherheit voraussehen.

    Nur ein Mann folgte ihm, als wir unter Deck gingen, ein riesiger muskelbepackter schwarzhäutiger Pirat. Das ist Brambo, mein Leibwächter, erklärte Scallywag. Ich verzichtete auf eine persönliche Begleitung in meine Kajüte, denn ich wusste, dass, sobald wir mal drin waren, auch ohne jeden Befehl zwei bis drei Mann vor meiner Tür stehen würden, die niemanden mehr lebend herauslassen würden, falls unsere Gäste mir etwas antun sollten.

    Ich bot Scallywag von meinem besten Rum an, dem er gerne zusprach, nachdem ich vor seinen Augen ein Gläschen geleert hatte.

    Als ich noch ein paar kleine Leckerbissen aus der Kombüse kommen ließ, war die Lage zwischen uns völlig entspannt. Kurz darauf trat ein Pirat von Ohé ein, der Scallywag eine Bestandsaufnahme der Ladung des Wracks überbrachte, die noch dort war.

    "Gut, im Wrack sind 24 Ballen Seide. Wenn du mir noch sechs Ballen gibst, von denen, die du bereits auf die Heart of Gold geschafft hast, dann sind wir quitt." –

    Ich atmete erleichtert auf. Er beanspruchte nicht die gesamte Beute. Einverstanden, sagte ich, hoffentlich nicht zu schnell.

    Scallywag verzog seinen Mund zu einem leichten Lächeln. Das verdankst du weniger deiner Freundschaft mit Duke Varun, sondern mehr der Gastfreundschaft, mit der du mich empfangen hast.

    Ich bin zu allen Gästen freundlich, antwortete ich, solange sie sich meiner Gastfreundschaft würdig erweisen.

    Scallywag zog seine Augenbrauen hoch und lächelte mich offen an, sagte aber darauf nichts.

    Er verließ die Heart of Gold und kehrte zur Black Parrot zurück, um ein paar Boote zu schicken, die die ausgemachten sechs Ballen Seide aufluden und zur Black Parrot brachten. Weitere seiner Boote setzten die Plünderung der Margaret fort, die wir abgebrochen hatten.

    Wir werden uns wieder sehen, rief Scallywag zu uns herüber, als wir Segel setzten. Ich zog meinen Hut als Antwort.

    Erst als wir außer Sichtweite waren, atmete ich endgültig auf. Zwanzig Ballen Seide waren eine akzeptable Beute für mich. Es war sogar etwas mehr als das, was ich Lord Conquer ansonsten meist einbrachte. Hätte ich sofort die Flucht ergriffen, sobald ich die Flagge von Ohé erkannt hatte, hätte ich noch um sechs Ballen mehr. Aber ich hoffte, dass mein Kontakt mit Scallywag Shane langfristig mehr bringen würde. Wenn nicht Beute, so wenigstens die Chance, weniger oft von Ohé angegriffen zu werden. Ich fuhr auf kürzestem Weg nach Cartagena.

    Dort wurde ich von ein paar Männern mit Lastfuhrwerken in Empfang genommen, die Lord Conquer losgeschickt hatte, als die Heart of Gold in Sicht gekommen war; wir löschten die Ladung und brachten alles zu ihm.

    Schau einer an, gerade recht lächelte Lord Conquer. Du bist eine gute Piratin, Marie. – Es ist mir eine Freude, Euch zufriedenzustellen, mein Herr sagte ich.

    Ehrlich, wie ich war, erzählte ich, dass ich Bekanntschaft mit Scallywag Shane gemacht hatte, und dass er mir etwas mehr als die Hälfte der Beute abgenommen hatte.

    Das ist zwar ein gewisses Missgeschick, aber ich kann das verschmerzen, Marie, meinte mein Herr dazu und lächelte mich an. "Mir gefällt es, dass du nicht sofort abgehauen bist, sondern verhandelt hast. Es hat uns zwar ein paar Ballen Seide gekostet, aber ich denke, dieser Scallywag Shane wird dir in Zukunft freundlich gesonnen sein. Jedenfalls hast du die Wahrscheinlichkeit deutlich verringert, dass du in der nächsten Zeit in einen Kampf mit ihm geraten wirst. Und wenn er bei Ohé davon erzählt, dann wirst du auch von weiteren Piraten von Ohé weniger belästigt werden, da du bei ihnen nun als mit ihm befreundet angesehen wirst. Rechne aber damit, dass sie über kurz oder lang weitere Tributzahlungen fordern werden. Doch im Großen und Ganzen wird deine Handlungsweise mehr einbringen als kosten, da die Verluste durch Kämpfe wegfallen werden."

    Lord Conquer blickte zufrieden drein. "Außerdem empfehle ich dir, zu Sūrya zu gehen. Es gibt für dich wichtige Nachrichten, Drachenfalke betreffend", ergänzte er. –

    Danke, mein Herr, das werde ich dann machen, sobald Ihr mich nicht mehr braucht.

    Das geht in Ordnung, Marie, du kannst sofort zu ihr gehen. Wir reden später miteinander weiter, wenn du von ihr zurückkommst.

    Ich machte mich auf den Weg zu Lady Sūrya.

    Ich habe mich von Falcon getrennt, sagte Lady Sūrya. –

    Wie getrennt?, fragte ich, "Ihr wart doch

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