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Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule: Erscheinungsformen - Entwicklungsmodelle - Implikationen für die Praxis
Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule: Erscheinungsformen - Entwicklungsmodelle - Implikationen für die Praxis
Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule: Erscheinungsformen - Entwicklungsmodelle - Implikationen für die Praxis
eBook627 Seiten5 Stunden

Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule: Erscheinungsformen - Entwicklungsmodelle - Implikationen für die Praxis

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Über dieses E-Book

SchülerInnen mit Lernschwierigkeiten zeigen häufig auch Probleme im Verhalten - und umgekehrt. Für SchülerIinnen und Lehrkräfte sind solche gleichzeitig auftretende Phänomene eine große Herausforderung, die mit Fragen zur gezielten Unterstützung dieser Zielgruppe einhergeht.
Das Buch fokussiert das Phänomen gleichzeitig auftretender Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule mit dem Ziel, Grundlagen- und Handlungswissen zu dem Thema zu vermitteln. Dabei richtet sich das Werk gleichermaßen an interessierte PraktikerInnen, Studierende und Forschende, die sich aus verschiedenen Anlässen mit dem Thema auseinandersetzen wollen. In insgesamt 25 Kapiteln bearbeiten ausgewiesene ExpertIinnen aus der Sonderpädagogik, der Psychologie, der Erziehungswissenschaft und der Bildungsforschung verschiedene Themen, die für das gemeinsame Auftreten von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule relevant sind.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum1. Feb. 2023
ISBN9783170404267
Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule: Erscheinungsformen - Entwicklungsmodelle - Implikationen für die Praxis

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    Buchvorschau

    Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule - Moritz Börnert-Ringleb

    Inhalt

    Cover

    Titelei

    Vorwort

    Teil 1: Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule

    Lernschwierigkeiten

    1 Lernschwierigkeiten als Oberbegriff

    2 Formen von Lernschwierigkeiten

    Lernstörungen und Lernschwächen

    Lernbehinderung

    Sonderpädagogischer Förderbedarf Lernen

    3 Ursachen von Lernschwierigkeiten

    Interne Bedingungen

    Externe Bedingungen

    4 Fazit

    Literatur

    Verhaltensschwierigkeiten

    1 Einleitung

    2 Definitionen und Erscheinungsformen

    3 Begriffe, Definitionen und Klassifikationen

    4 Auswirkungen und Folgen von Verhaltensschwierigkeiten in der Schule

    5 Prävalenz von Verhaltensschwierigkeiten

    6 Erklärungsansätze

    7 Fazit

    Literatur

    Der Zusammenhang von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Kausale Mechanismen in der Komorbidität multifaktorieller Auffälligkeiten

    2 Modelle zur Erklärung kausaler Zusammenhänge multifaktorieller Auffälligkeiten

    3 Fazit und Ausblick

    Literatur

    Teil 2: Erklärungsmodelle und -variablen von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    Genetische und neurologische Risikofaktoren

    1 Lern- und Verhaltensschwierigkeiten als Störungen der neuronalen und mentalen Entwicklung

    Störungsbegriff und diagnostische Kriterien

    Komorbidität

    2 Die genetische und neuronale Ebene des Multiple-Deficit-Modells

    Von der Genetik bis zur Verhaltensmanifestation

    Genetische und Umwelteinflüsse

    Kinder mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    3 Relevanz genetischer und neurologischer Befunde für die pädagogische Praxis

    Literatur

    Selbstregulation im Kontext von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Einleitung

    2 Selbstregulation – Begriffsklärung

    3 Facetten der Selbstregulation

    Kognitive Regulation

    Verhaltensregulation

    Motivationsregulation

    Emotionsregulation

    Selbstreguliertes Lernen

    4 Selbstregulation – Relevanz für die (schulische) Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

    Literatur

    Soziale Kontextfaktoren

    1 Exo- und Makrosystemische Einflussfaktoren

    2 Mesosystemische Einflussfaktoren

    3 Mikrosystemische Einflussfaktoren in Familie und Schule

    4 Implikationen

    Literatur

    Wertschätzung kultureller Vielfalt und Abbau sozialer Ungerechtigkeiten als Schutzfaktoren gegen Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Lern- und Verhaltensschwierigkeiten entlang der Differenzlinien familiäre Zuwanderungsgeschichte und kulturelle/ethnische Zugehörigkeit

    2 Erfahrungen, die mit familiärer Zuwanderungsgeschichte und kulturellen/ethnischen Zugehörigkeiten einhergehen, als Risiko- und Schutzfaktoren

    Risikofaktoren

    Schutzfaktoren

    3 Konkrete Handlungsmöglichkeiten

    4 Fazit

    Literatur

    Unterrichtsqualität

    1 Unterricht und Lernerfolg

    2 Professionelle Kompetenzen von Lehrpersonen

    3 Schul- und Schulklasseneffekte

    Literatur

    Soziale Vergleichsprozesse in der Schule

    1 Die Funktionen sozialer Vergleichsprozesse

    2 Soziale Vergleichsprozesse im Verlauf der Kindheit und Jugend

    3 Schulische Referenzgruppeneffekte beim sozialen Vergleich

    4 Differentielle Effekte sozialer Vergleichsprozesse auf Kinder mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    5 Praktische Implikationen der Forschungsergebnisse zum sozialen Vergleich

    Literatur

    Bullying-Prozesse bei Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Bedeutung sozialer Partizipation/Ausgrenzung für die Entwicklung von Schüler*innen

    2 Soziale Partizipation/Ausgrenzung von Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in Schulen des Gemeinsamen Lernens

    3 Bullying

    4 Bullying in Schulen des Gemeinsamen Lernens

    5 Bullying-Prozesse bei Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    6 Risikofaktoren für Bullying-Prozesse bei Schüler*innen mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    7 Lern- und Verhaltensschwierigkeiten als Ursache sowie Folge von Viktimisierung

    8 Verhaltensschwierigkeiten als Ursache sowie Folge von Viktimisierung

    9 Lernschwierigkeiten als Ursache sowie Folge von Viktimisierung

    10 Fazit und Ausblick

    Literatur

    Internalisierende Schwierigkeiten des Erlebens und Verhaltens – und ihre Auswirkungen als Lernschwierigkeiten

    1 Einleitung

    2 Eine interaktionistische Sicht auf Verhaltensstörungen

    3 Internalisierende Verhaltensschwierigkeiten – Bestimmung und Ausdifferenzierung

    4 Auswirkungen internalisierender Schwierigkeiten auf Lernschwierigkeiten

    Relevante Personvariablen

    Relevante Situationsvariablen

    Interaktionistisch bedeutsame Aspekte

    Aspekte der Perspektive der Beobachter-Wahrnehmung

    5 Fazit

    Literatur

    Mathematikangst bei Schulkindern: Einführung und Wirkmodelle

    1 Einleitung

    2 Begriffsbestimmung

    3 Wirkmodelle der Mathematikangst

    4 Wechselwirkung der Mathematikangst mit Alter und Geschlecht

    5 Auswirkungen der Mathematikangst auf das Lernverhalten

    6 Fazit

    Literatur

    Schulabsentismus (als Ursache von Lernschwierigkeiten)

    1 Grundlagen

    2 Wechselwirkungen zwischen Verhaltens- und Lernschwierigkeiten

    3 Angsterleben und Lernschwierigkeiten in der Schule

    Angst und Lernen

    Angst vor Versagen in der Schule

    Angst durch Aggression, Mobbing/Bullying

    Angstbedingte Schulmeidung

    4 Schulschwänzen und Lernschwierigkeiten in der Schule

    Schulschwänzen und Bildungsrisiken

    Die Bedeutung der Peers

    Schulschwänzen und Schulversagen

    Folgen für das Lernen und die Leistungserbringung

    5 Ausgewählte Handlungsoptionen

    Literatur

    Externalisierende Verhaltensschwierigkeiten als Ursache von Lernschwierigkeiten

    1 Einleitung

    2 Individuelle Faktoren auf Seiten der Schüler*innen

    Selbstregulation und Lernen

    Sozialverhalten und schulische Leistungen

    3 Bedeutung familiärer Faktoren

    4 Faktoren auf Seiten der Lehrperson

    5 Bedeutung interaktionaler Merkmale

    6 Fazit

    Literatur

    Teil 3: Handlungsmöglichkeiten – Kognitive, emotionale und behaviorale Fördermaßnahmen

    Leistungsbewertung und Leistungsattribution

    1 Leistungsbewertungen durch die Lehrkraft

    Bezugsnormen

    Bezugsnormorientierung

    Auswirkung der Bezugsnormorientierung auf Lernende

    2 Leistungsattribution

    3 Fazit

    Literatur

    Selbstregulationsförderung: Gelingensbedingungen und Herausforderungen bei Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Selbstregulation beim Lernen

    Objekt- und Metaebene

    Interaktion von Strategien im Lernprozess

    Herausforderungen bei Strategieerwerb und Strategieeinsatz

    2 Gelingensbedingungen der Förderung von Selbstregulation beim Lernen

    Indirekte Förderung durch konstruktivistische Lernumgebungen

    Direkte Förderung durch Strategieinstruktion

    3 Selbstregulationstrainings bei Lernenden mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    Was macht Selbstregulationsförderung bei Lernenden mit Lern- und Verhaltensschwierigkeiten besonders wirksam?

    Strategieförderung am Beispiel des Self-Regulated Strategy Development (SRSD)

    4 Implikationen

    Implikationen für weitere Forschung

    Implikationen für die Praxis

    Literatur

    Pädagogisches Handeln und schulische Förderung bei internalisierenden Auffälligkeiten

    1 Schulische Bedeutung internalisierender Auffälligkeiten

    2 Reduktion dysfunktionalen Denkens

    3 Vermittlung von Entspannungstechniken

    4 Reduktion von Vermeidungsverhalten

    5 Verhaltensaktivierung in der Schule

    6 Psychoedukation bei internalisierenden Auffälligkeiten

    7 Stärkung von Self-Compassion

    Literatur

    Förderung bei Matheangst

    1 Einleitung

    2 Wie entsteht Matheangst?

    3 Fördermöglichkeiten bei Matheangst

    Pädagogisch-unterrichtliche Maßnahmen

    Physiologische Entspannung und Aufmerksamkeitsfokussierung

    Kognitive Neubewertung

    Expressives Schreiben

    4 Fazit

    Literatur

    Schulische Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen

    1 Einleitung

    2 Rahmenmodelle zur effektiven Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen

    Rahmenmodelle im Überblick

    Anforderungen an effektive schulische Prävention und Intervention

    Zentrales Fundament der Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen in der Schule: positive Beziehungsgestaltung

    3 Strategien zur effektiven Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen

    Sozial-emotionales Lernen

    Weitere Strategien

    4 Die präventive Schule im Netzwerk der Hilfen

    Literatur

    Maßnahmen und Programme zur Prävention und Intervention bei Mobbing und Viktimisierung

    1 Schulbasierte Präventionsansätze

    Fairplayer.Manual

    Wirksamkeit

    2 Schulbasierte Interventionsansätze

    Shared-Concern Methode (SCM)

    Wirksamkeit

    3 Gelingensbedingungen

    4 Prävention und Intervention als gesamtschulischer Ansatz

    Literatur

    Förderung der Achtsamkeit

    1 Einführung

    2 Achtsamkeitsbasierte Verfahren

    Indikation

    3 Achtsamkeitsprogramm für Kinder und Jugendliche (AKJ)

    Sitzungsinhalte

    4 Ausblick

    Literatur

    Operante Methoden zur Förderung von Lern- und Sozialverhalten

    1 Belohnung als Problemlösung?

    2 Kennzeichen operanter Methoden

    Grundlagen des operanten Lernens

    Operante Förderung von Lern- und Sozialverhalten

    Zusammenfassung der Wirkannahmen

    3 Schulpraktische Anwendung – Positive Verhaltensmodifikation (PVM)

    Auswahl des positiven Zielverhaltens

    Zielvereinbarung

    Auswahl der Verstärker

    Einsatz der Verstärker

    Erfolgskontrolle und Evaluation

    4 Zusammenfassung

    Literatur

    Psychoedukation in der Schule

    1 Einleitung

    2 Was ist Psychoedukation?

    3 Bedarf an Psychoedukation bei Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    4 Grundlegende Prinzipien zur Umsetzung von Psychoedukation in der Schule

    Inhalte

    Gestaltung

    Durchführende

    5 Psychoedukative Interventionen in der Schulklasse

    6 Fazit

    Literatur

    Teil 4: Handlungsmöglichkeiten – Settingbasierte Fördermaßnahmen

    Förderung sozialer Integration in der Schule

    1 Soziale Integration

    2 Ebenen sozialer Integrationsförderung

    Sozialverhalten

    Feedback

    Sozialkontakte

    3 Integrierte Maßnahmen zur Förderung sozialer Integration in Schule und Unterricht

    Verhaltensorientierte Maßnahmen

    Feedbackorientierte Maßnahmen

    Kontaktorientierte Maßnahmen

    4 Fazit

    Literatur

    Effektives Classroom Management – Strategien für positive unterrichtliche Entwicklungsbedingungen im Kontext von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    1 Ziele und Verständnis von Classroom Management

    2 Wirksamkeit spezifisch im Kontext von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    3 Prinzipien und grundlegende Strategien

    4 Konkrete Handlungsstrategien

    Das KlasseKinderSpiel

    Lob und Feedback im Kontext des Classroom Management

    6 Konklusion

    Literatur

    Verzeichnisse

    Die Autorinnen und Autoren

    empty

    Die Herausgebenden

    Dr. Moritz Börnert-Ringleb ist Professor für Pädagogik bei Beeinträchtigung des Lernens am Institut für Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover.

    Dr. Gino Casale ist Professor für Methodik und Didaktik in den Förderschwerpunkten Lernen sowie emotionale und soziale Entwicklung am Institut für Bildungsforschung in der School of Education der Bergischen Universität Wuppertal.

    Dr. Moritz Herzog ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Bildungsforschung in der School of Education der Bergischen Universität Wuppertal.

    Dr. Miriam Balt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungsforschung in der School of Education der Bergischen Universität Wuppertal.

    Moritz Börnert-Ringleb, Gino Casale,

    Miriam Balt & Moritz Herzog (Hrsg.)

    Lern- und Verhaltensschwierigkeiten

    in der Schule

    Erscheinungsformen – Entwicklungsmodelle – Implikationen für die Praxis

    Verlag W. Kohlhammer

    Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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    1. Auflage 2023

    Alle Rechte vorbehalten

    © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

    Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart

    Print:

    ISBN 978-3-17-040424-3

    E-Book-Formate:

    pdf: ISBN 978-3-17-040425-0

    epub: ISBN 978-3-17-040426-7

    Vorwort

    Michael Grosche

    Üblicherweise wird das Vorwort zu einem wissenschaftlichen Werk von einem anerkannten Experten mit imposantem Œuvre, einer Meisterin ihres Fachs, einem Ordinarius, einer Koryphäe geschrieben. Ob diese arrivierten Zuschreibungen tatsächlich auf mich zutreffen, mögen andere beurteilen. Die Selbstbewertung fällt jedenfalls ernüchternder aus. Deshalb war ich mehr als überrascht, als ich um dieses Vorwort gebeten wurde, und schlug sogleich Namen von »älteren« und damit zumeist erfahreneren, klügeren oder gar weiseren Kolleg*innen vor. Die Herausgeberin und die Herausgeber teilten mir aber mit, dass sie sich bewusst an mich wendeten. In diesem Sinne betrachte ich es als eine große Ehre, diesem Buch ein Vorwort voranstellen zu dürfen.

    Ich kenne alle vier Herausgeber*innen gut. Gino Casale war mein erster Doktorand und ist inzwischen mein Kollege an der Universität Wuppertal. Moritz Börnert-Ringleb begann zeitgleich zu meinem Erstruf an die Universität Potsdam seine Doktorarbeit im Arbeitsbereich von Jürgen Wilbert – ebenso wie Miriam Balt im Arbeitsbereich von Antje Ehlert. Nach der Promotion wechselte Moritz als Juniorprofessor an die Universität Hannover und stellte dort Miriam als Post Doc ein, die ich ihm aber etwas später für eines meiner Forschungsprojekte abwarb. Das Bewerbungsverfahren von Moritz Herzog am Arbeitsbereich von Gino begleitete ich vom ersten Tag an und wir lehren heute die Parallelvorlesungen im selben Modul. Alle vier Personen teilen die enorme Begeisterung für unser Fach, das große wissenschaftliche Interesse, die penible Akribie in Theorie und (quantitativer) Empirie, die uns als Wissenschaftler*innen auszeichnet, sowie ihren großen Ehrgeiz.

    Das vorliegende Buch bildet für mich den aktuellen Höhepunkt »meiner« persönlichen wissenschaftlichen Trilogie über den Zusammenhang von Lern- und Verhaltensproblemen, die mich auf meinen bisherigen wissenschaftlichen Stationen begleitet hat. Das erste Buch las ich als Student des sonderpädagogischen Lehramts und nutze es in meiner Abschlussarbeit: »Lernbeeinträchtigung und Verhaltensstörung. Konvergenzen in Theorie und Praxis« von Ulrich Schröder, Manfred Wittrock, Sandra Rolus-Borward und Uwe Tänzer (2002). Insbesondere das darin enthaltene Kapitel von Roland Stein diente mir sehr. Das zweite Buch erlebte ich als Doktorand, als ich an der akademischen Feier zum 60. Geburtstag von Gerhard W. Lauth teilnahm. Als Geschenk überreichten ihm Friedrich Linderkamp und Matthias Grünke (2007) das ihm zu Ehren gewidmete Werk »Lern- und Verhaltensstörungen: Genese – Diagnostik – Intervention«. Das dritte Buch erreicht mich nun, einige Jahre später und vielleicht schon in einer Phase des wissenschaftlichen Establishments. Ich halte den Herausgeberband »Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule. Erscheinungsformen, Erklärungsmodelle und Implikationen für die Praxis« von Moritz Börnert-Ringleb, Gino Casale, Miriam Balt und Moritz Herzog (2022) in den Händen.

    Alle drei Bücher hatten und haben dasselbe Ziel: Während die beiden Förderbereiche Lernen und Verhalten meist isoliert betrachtet werden, werden sie in diesen drei Werken gemeinsam analysiert. Dabei ist nicht davon auszugehen, dass die Erkenntnisse aus dem jeweiligen singulären Förderbereich das gemeinsame Auftreten von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten rein additiv angemessen erklären könnten. Vielmehr ergibt sich durch das Zusammenwirken beider Förderbereiche eine neue und ungeahnt hohe Komplexität. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das Unterfangen dieser gleichzeitigen Betrachtung verdient daher größten Respekt!

    Das Ihnen vorliegende und vorläufig letzte Buch »meiner« Trilogie fasst den aktuellen Wissensstand zum gemeinsamen Auftreten beider Förderbereiche zusammen, skizziert Erscheinungsformen und Erklärungsmodelle des gemeinsamen Auftretens und liefert Beschreibungen gezielter Fördermethoden zur Prävention und Intervention. Erklärtes Ziel der Herausgeberin und der Herausgeber ist es, das komplexe, multifaktorielle und transaktionale Bedingungsgefüge von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten besser begreifen zu können und dieses Wissen praktisch nutzbar zu machen.

    Wissenschaft muss die Komplexität der Wirklichkeit reduzieren, um sie untersuchbar zu machen. Diesem Credo folgt auch das vorliegende Buch, in dem die Autor*innen bewusst nicht ganzheitlich vorgehen. Vielmehr greift jedes Kapitel ganz spezifische Aspekte des gemeinsamen Auftretens von Lern- und Verhaltensproblemen auf und bearbeitet diese aus der jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive der Autor*innen.

    Dabei ist es Moritz, Gino, Miriam und Moritz gelungen, die Expertise so vieler Personen in einem gleichzeitig übersichtlichen wie tiefgehenden Buch zu bündeln. Ihr wissenschaftliches Netzwerk, das sie für dieses Buch aktivieren konnten, ist groß und beeindruckend – und umso beeindruckender, als dass die Promotionen aller vier Personen noch gar nicht allzu lange her sind. In diesem Sinne verstehe ich das Buch als neuen Impuls der nachfolgenden wissenschaftlichen Generation, indem sowohl viele altbekannte Namen als Autor*innen wiederzufinden als auch zahlreiche neue Autor*innen kennenzulernen sind. Und nur falls Sie sich fragen, warum ich keinen Beitrag zum Buch beigesteuert habe: Ich hatte damals keine Zeit und musste absagen, wäre aber gerne dabei gewesen.

    Sie als Leserin oder Leser werden eine meist pädagogisch und immer schulisch geprägte Analyse der Begriffe und Konzepte vorfinden. Sie werden differenzierte und tiefgehende Annahmen zum gemeinsamen Auftreten von Lern- und Verhaltensproblemen lesen. Sie werden Fördermöglichkeiten kennenlernen, die zur Prävention und Intervention komorbider Lern- und Verhaltensprobleme sinnvoll erscheinen. Und sie werden ganz sicher – so wie ich – beim Lesen zahlreiche Impulse für Ihre Forschung und Lehre, für Ihr Studium oder für Ihre Praxis entwickeln. In diesem Sinne vertraue ich darauf, dass das vorliegende Buch für Sie inspirierend sein wird.

    Michael Grosche Wuppertal im Herbst 2022

    Teil 1: Lern- und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule

    Lernschwierigkeiten

    Moritz Börnert-Ringleb

    Schulisches Lernen variiert in Erfolg, Form und Inhalt sowohl zwischen Kindern und Jugendlichen als auch im Laufe der Entwicklung eines Kindes. Erfolgreiche Lernprozesse hängen dabei von zahlreichen Faktoren auf unterschiedlichen Einflussebenen ab. Neben internen Bedingungen erfolgreichen Lernens (wie z. B. kognitive Fähigkeiten, Arbeitsgedächtnis, Motivation oder auch emotionale Zustände) kann Lernen ebenfalls durch kontextuelle, externe Einflüsse und Bedingungen (z. B. die Qualität des unterrichtlichen Angebotes) beeinflusst werden. Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Einflussvariablen erscheint es naheliegend, dass sich beim schulischen Lernen auch Formen von Schwierigkeiten manifestieren. Gleichzeitig stellt jedoch das Feld der Lernschwierigkeiten ein in sich äußerst vielfältiges Feld dar, welches in der Praxis und Forschung gelegentlich mit vermeintlich synonymen Begriffen wie z. B. Lernstörungen, Lernbehinderung oder sonderpädagogischer Förderbedarf Lernen gleichgesetzt wird (Mähler, 2020). Bei Betrachtung des Forschungsfeldes wird jedoch deutlich, dass sich das Feld der Lernschwierigkeiten und der angewandten Begriffe in verschiedene Perspektiven unterscheiden lassen kann, welche gleichzeitig mit eigenen Annahmen, diagnostischen Kriterien und Perspektiven für die Förderung einhergehen. Vor diesem Hintergrund sollen in diesem Kapitel diese verschiedenen Perspektiven betrachtet, Überschneidungen aufgezeigt und Differenzlinien erörtert werden.

    1 Lernschwierigkeiten als Oberbegriff

    Vor dem Hintergrund der Vielfalt an Begriffen, die erschwerte schulische Lernprozesse beschreiben, stellt der Begriff der Lernschwierigkeiten einen Oberbegriff für verschiedene Ausprägungsformen dar. Gold (2018) beschreibt Lernschwierigkeiten in Anlehnung an Zielinski (1980) dahingehend, dass Lernschwierigkeiten dann vorliegen, wenn im schulischen Lernen »wichtige individuelle, soziale oder institutionelle Normanforderungen dauerhaft verfehlt werden« (zitiert nach Gold, 2018, S.18). Diese Definition umschließt somit eine ganze Reihe von Szenarien, in welchen Lernschwierigkeiten auftreten können, da sie die Gesamtheit an möglichen Bezugsrahmen in der Beurteilung von schulischen Lernergebnissen umfasst. Eine Differenzierung der Gesamtheit erscheint jedoch insbesondere mit Bezug auf drei zentrale Dimensionen sinnvoll:

    1.

    Der zeitlichen Dimension der Problematik: Fast alle Lernenden haben zu einzelnen Zeitpunkten ihrer schulischen Laufbahn kurzfristige Schwierigkeiten im Lernen. So können beispielsweise temporäre ungünstige motivationale und emotionale Zustände, Verständnisschwierigkeiten oder auch fehlendes Interesse dazu führen, dass Lernprozesse temporär nicht erwartungskonform verlaufen. Gleichzeitig erfordern diese temporären Einschränkungen nicht notwendigerweise besondere Formen von Unterstützung im Sinne zusätzlicher Ressourcen oder Förderung. Weniger Lernende zeigen langandauernde und übergreifende Schwierigkeiten beim Lernen, welche nicht allein durch nur kurzfristig wirkende Variablen erklärt werden können. Solche Formen von Lernschwierigkeiten überdauern im zeitlichen Verlauf und benötigen spezifische Formen der Unterstützung.

    2.

    Der Schwere der Schwierigkeiten: Lernschwierigkeiten unterscheiden sich neben der zeitlichen Umfänglichkeit auch mit Bezug auf die Intensität. Wie schon in der oben angewandten Definition beschrieben, können die Bezugsrahmen für die Beurteilung abweichender Lernprozesse variieren. So können Lernergebnisse zwar noch eine soziale Bezugsnorm erfüllen, dennoch im Kontext individueller Bezugsrahmen als problematisch beschrieben werden (oder vice versa). In diesem Sinne können somit auch interindividuelle als auch intraindividuelle Verständnisse von Lernschwierigkeiten ergeben. Neben der Wahl des Bezugsrahmens erscheint zudem die Bezugsgröße (im Sinne der Diskrepanz gezeigter Leistung und angewandter Norm) variabel.

    3.

    Dem Umfang der Schwierigkeiten: Das Phänomen der Lernschwierigkeiten umfasst sowohl bereichsspezifische als auch bereichsübergreifende Lernschwierigkeiten. Besonders prominent werden Schwierigkeiten beim Lernen beschrieben, die insbesondere den Erwerb der Kulturtechniken (Rechnen, Lesen und Rechtschreiben) betreffen. Diese Schwierigkeiten können sowohl isoliert in einzelnen Kompetenzbereichen als auch in Kombination auftreten. Darüber hinaus können jedoch auch weitere Lernsituationen betroffen sein. So können sich Lernschwierigkeiten auch durch eine übergreifend eingeschränkte Fähigkeit der Regulation des Lernprozesses kennzeichnen

    Die verschiedenen Ausprägungsformen bzw. Begriffsverständnisse von Lernschwierigkeiten können sich entlang dieser zentralen Dimensionen unterschieden. Die begriffliche Kategorisierung von unterschiedlichen Formen von Lernschwierigkeiten ist hierbei zudem abhängig von der entsprechenden Bezugswissenschaft bzw. dem entsprechenden Unterstützungssystem (»Provinienz«; Koßmann, 2019, S. 26). So haben sich im Kontext klinisch-psychologischer bzw. medizinischer Forschung und Praxis insbesondere die Termini unterschiedlicher Lernstörungen etabliert. Mit Bezug auf das System Schule sind hingegen die Begriffe der Lernbehinderung, der Lernbeeinträchtigungen wie auch die Bezeichnung des sonderpädagogischen Förderbedarfs im Förderschwerpunkt Lernen zu finden. Darüber hinaus existieren weitere Begriffe im englischen Sprachraum wie »learning disabilities«.

    2 Formen von Lernschwierigkeiten

    Lernstörungen und Lernschwächen

    Das Begriffsfeld der Lernstörungen ergibt sich insbesondere mit Blick auf eine psychologisch-medizinische Perspektive auf Lernschwierigkeiten. In diesem Sinne entsprechen auch diagnostische Kriterien in den einschlägigen klinisch-diagnostischen Manualen (DSM-V, ICD-10) dieser Perspektive. Nach DSM-V handelt es sich bei Lernstörungen demnach um ein »grundlegendes Störungskonzept [...], das sich in verschiedenen spezifischen Formen im Bereich des Lesens, Rechtschreibens und Rechnens darstellt« (Schulte-Körne, 2014, S. 269). Als wesentliches diagnostisches Kriterium wird bei der Feststellung einer Lernstörung dabei auf eine festgestellte Diskrepanz zwischen gezeigter Leistung und sozialer Norm verwendet. Es handelt sich hierbei somit um eine nicht alters- bzw. klassenstufengerechte Leistung im Erwerb einer bzw. mehrerer Kulturtechniken. Gleichzeitig erscheint das Ausmaß der Diskrepanz zwischen gezeigter Leistung und Norm nicht abschließend spezifiziert und »sollte in einem Bereich [...] von 1 – 2.5 Standardabweichungen« (Schulte-Körne, 2014, S. 270) liegen. In der englischsprachigen Version der DSM-V werden Lernstörungen unter dem Begriff »specific learning disabilities« geführt. Im deutschsprachigen Bereich wird im Kontext der Lernstörungen insbesondere auf die ICD-10 verwiesen, in welcher diese als »umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten« (z. B. Hasselhorn & Schulte-Körne, 2015) beschrieben werden. Im Weiteren werden diese in Rechenstörung, Lese-Rechtschreibstörung sowie eine kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten unterschieden. Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten können somit sowohl isoliert in einzelnen Kompetenzbereichen als auch kombiniert auftreten. Sowohl in DSM-V als auch ICD-10 ist zudem auszuschließen, dass die Schwierigkeiten nicht durch allgemeine Entwicklungsverzögerungen bzw. Intelligenzbeeinträchtigungen zu erklären sind. Fischbach et al. (2013) weisen hier jedoch auf uneinheitliche Definitionen unbeeinträchtigter Intelligenz hin (IQ < 70 bzw. IQ < 85). Trotz deutlicher Überschneidungen der Diagnosekriterien zur DSM-V liegt ein wesentlicher Unterschied in der ICD in der Forderung nach doppelter Diskrepanz. Neben einer Abweichung von sozialer Klassen- und Altersnorm sollte die gezeigte Leistung zudem in Diskrepanz zur erfassten Intelligenz stehen, also geringer sein, als es aufgrund von Alter und Intelligenz zu erwarten wäre. Dieses doppelte Diskrepanzkriterium führt somit zum Ausschluss zahlreicher Szenarien, in denen die Schulleistung nach wie vor deutlich unter der Leistungsnorm liegt. In diesem Zusammenhang werden häufig auch die Begriffe der Lernschwäche (nicht erfüllte Diskrepanz zur Intelligenz) und Lernstörung (erfüllte Diskrepanz zur Intelligenz) unterschieden (Fischbach et al., 2013). In der Prävalenzstudie beschreiben Fischbach et al. (2013) zudem, dass ca. 23 % aller Kinder und Jugendlichen eine Form der Lernschwäche zeigen, von diesen jedoch lediglich 57 % auch eine »Diagnose mit Störungswert« (S. 69) (im Sinne doppelter Diskrepanz) aufweisen. Nicht ohne Grund hinterfragen daher zahlreiche Arbeiten den Nutzen und die Sinnhaftigkeit dieses Kriteriums (z. B. Ehlert et al., 2012; Mähler, 2020). So fasst Mähler (2020) zusammen, dass »die Vorstellung von grundsätzlichen Unterschieden zwischen lernschwachen Kindern mit versus ohne Diskrepanz zur Intelligenz unzutreffend ist« (S. 9).

    Lernbehinderung

    Im Gegensatz zur Lernstörung handelt es sich bei der Lernbehinderung nicht um ein klinisch definiertes Phänomen. Vielmehr verorten Grünke und Grosche (2004) die Wurzeln des Begriffs in einer Neuordnung des Förderschulwesens in Deutschland (s. auch Kanter, 2007). Es handelt sich somit um eine schuladministrative Kategorie, welche sich aus dem Bezugsfeld Schule als Einordnung für Lernende, die sich durch ein »deutliches Zurückbleiben schulischer Leistungen hinter [...] schulischen Normen« (S. 77) charakterisieren lassen, entwickelt hat. An dieser Stelle werden zwar Parallelen zur Lernstörung deutlich, da es sich auch hier somit um normabweichende Schulleistungen handelt. Diese bestehen auch dahingehend, als dass sich auch Lernbehinderungen insbesondere auch im Erwerb der grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Rechnen und Rechtschreiben als Manifestation kognitiv-verbaler und abstrakter Inhalte abbilden und ebenfalls über einen längeren Zeitraum überdauern (mehrere Jahre) (Grünke & Grosche, 2004). Im Gegensatz zu Formen von Lernstörungen müssen die auftretenden Schwierigkeiten jedoch notwendigerweise mehrere Unterrichtsfächer betreffen und scheinen daher am ehesten vergleichbar mit einer kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten. Das Scheitern in verschiedenen Anforderungsbereichen wird dabei auch durch fehlende grundlegende Voraussetzungen für erfolgreiche Lernprozesse erklärt (Heimlich et al., 2016). Der wesentlichste Unterschied zum Feld der Lernstörungen ist jedoch darin zu sehen, dass Lernbehinderungen in Zusammenhang mit Rückständen der allgemeinen Intelligenz stehen. Grünke und Grosche (2014) gehen hier von einem IQ zwischen der ersten und dritten Standardabweichung aus (IQ 55 – 85). Mit Lernbehinderung wird somit eine potenzielle Gruppe von Schülern und Schülerinnen beschrieben, welche zwar ähnliche Schwierigkeiten im schulischen Lernen (im Sinne der Diskrepanz gezeigter Schulleistung zur sozialen Norm) zeigt, gleichzeitig jedoch nicht die Kriterien der Diagnose einer kombinierten Störung schulischer Fertigkeiten (im Sinne der Diskrepanz zur Intelligenz) bzw. zur Lernschwäche (im Sinne eines IQ > 85) erfüllen (Skowronek et al., 2018). Die Feststellung und Kategorisierung einer Lernbehinderung als schulorganisatorische Perspektive wurde mittlerweile durch die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs/Förderschwerpunkt Lernen abgelöst. Gleichzeitig erscheint in diesem Kontext die Kategorie Lernbehinderung nach wie vor implizit synonym verwandt zu werden (Koßmann, 2019).

    Sonderpädagogischer Förderbedarf Lernen

    Genauso wenig wie Lernbehinderung beschreibt sonderpädagogischer Förderbedarf (SPF) im Lernen eine empirische Kategorie, sondern bezieht sich erneut auf eine schuldadministrative Entsprechung, welche mit dem festgestellten Anspruch auf ein sonderpädagogisches Bildungsangebot einhergeht. Generell beschreibt diese »Schülerinnen und Schüler mit erheblichen Schwierigkeiten im schulischen Lernen« die wesentlichen Grundvoraussetzungen zum Lernen aufweisen, »die bei der Begegnung und Auseinandersetzung mit schulischen Lerngegenständen zu einer Irritation bzw. Desorientierung führen können« (Kultusministerkonferenz der Länder, 2019, S. 5). Unter der Prämisse, dass es diesen Kindern und Jugendlichen über einen längeren (nicht näher spezifizierten) Zeitraum, auch unter Umsetzung der verfügbaren grundständigen schulischen Unterstützung, nicht gelingt, die schulischen Mindeststandards zu erreichen, kann, den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder (2019) folgend, dementsprechend ein sonderpädagogischer Förder- bzw. Unterstützungsbedarf angenommen werden. Mehr oder weniger explizit formulierter Zweck ist dabei, eine Passung von unterrichtlichem Angebot und Lernvoraussetzungen des Kindes herzustellen. Darüber hinaus werden je nach Bundesland spezifische Empfehlungen zur Feststellungsdiagnostik angelegt. Übergreifend ist das auslösende Moment für die Beurteilung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs hier jedoch die angewandte Norm der jeweiligen Klassenlehrkraft/Klassenlehrkräfte (im Sinne des Erreichens einer Belastungsgrenze der Lehrkraft). Diese kann sich jedoch nach individuellen Erwartungen, individueller Entwicklung, aber auch sozialer Norm innerhalb einer Klasse unterscheiden (s. auch Koßmann, 2020). Natürliches Ergebnis einer so vielschichtigen und variierenden Betrachtung von nicht erwartungskonformer Lernentwicklung ist eine starke Vielfalt innerhalb der Gruppe von Schülerinnen mit SPF Lernen. Deutlich wird in den KMK-Empfehlungen jedoch, dass die mit Bezug auf Lernbehinderung zentral gesetzte Beeinträchtigung der Intelligenz nicht weiter als zentrale kausale Erklärung eines SPF Lernen erkennbar wird. Darüber hinaus existiert jedoch eine gewisse Unschärfe mit Bezug auf kriteriale Setzungen, welche sich auch in der Umsetzung und verschiedenen Förderquoten in den verschiedenen Bundesländern abbildet (siehe auch Sälzer et al., 2015). Vor dem Hintergrund dieser Unspezifität bleibt lediglich als übergreifendes Merkmal festzuhalten, dass es sich bei der Feststellung eines SPF um eine Feststellung fehlender Passung zwischen individuellem Profil und unterrichtlichem Angebot handelt, welches zu einer nicht erwartungskonformen Lernentwicklung führt. Das Auftreten der Lernschwierigkeit wird hier nicht allein durch das Kind immanente Variablen erklärt, sondern auch aus einem (bislang) unzureichenden bzw. unpassenden unterrichtlichen Angebot.

    3 Ursachen von Lernschwierigkeiten

    Lernschwierigkeiten können vielfältig operationalisiert werden. Die unterschiedlichen Operationalisierungen umfassen dabei in Teilen auch schon Vermutungen zu kausalen Bedingungsfaktoren (z. B. eingeschränkte Intelligenz oder unterrichtlichem Angebot). Die Entwicklung von Lernschwierigkeiten wird in diesem Kontext jedoch selten durch einzelne Variablen erklärt, sondern lässt sich vielmehr im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Bedingungsgefüges erklären (Gold, 2011). In solchen Modellen werden Lernschwierigkeiten als das Produkt unterschiedlicher Einflussfaktoren und -ebenen erklärt, welche insgesamt in interne und externe Bedingungen unterschieden werden können (Kretschmann, 2007). Je nach Perspektive werden dabei einzelne Einflussebenen bzw. -variablen in unterschiedlichem Maße gewichtet.

    Interne Bedingungen

    Die Entstehung von Lernschwierigkeiten wird häufig in Zusammenhang mit internen Lernvoraussetzungen und Variablen gebracht. So nehmen insbesondere kognitive Variablen eine zentrale Rolle ein (Fletcher & Grigorenko, 2017). Grigorenko und Kollegen*innen (2019) fassen in ihrem Beitrag jedoch zusammen, dass Lernschwierigkeiten hier weniger auf globale Einschränkungen kognitiver Fähigkeiten zurückzuführen sind als mit spezifischen Schwierigkeiten in unterschiedlichen kognitiven Prozessen einhergehen. In diesem Kontext werden Variablen wie das Arbeitgedächtnis (z. B. Mähler & Schuchardt, 2012), Verarbeitungsgeschwindigkeit (z. B. Moll et al., 2016), Aufmerksameit , exekutive Funktionen und Selbstregulation (z. B. Toll et al., 2011), (meta)-kognitive Strategienutzung (z. B. Börnert-Ringleb & Wilbert, 2018; Rosenzweig et al., 2011), aber auch spezifische Vorläufer wie phonologische Bewusstheit (Melby-Lervåg et al., 2012; vgl. hier auch INVO-Modell zum erfolgreichen Lernen; Hasselhorn & Gold, 2017) genannt.

    Die Einschränkungen im Lernprozess und im Wissenserwerb werden dabei auch durch neurologischen Variablen erklärt. So fassen Grigorenko et al. (2019) zusammen, dass unterschiedliche strukturelle neurologische Auffälligkeiten (z. B. geringere Aktivität in einzelnen Gehirnarealen) beobachtet werden können, welche in Verbindung mit mehr oder weniger erfolgreichem Lernen stehen.

    Darüber hinaus werden auch Einflussfaktoren beschrieben, welche auf einer genetischen Dispositionsebene zu diskutieren sind. So erscheint das Risiko der Entwicklung von Leseschwierigkeiten vergrößert bei Vorliegen von Lernschwierigkeiten im familiären Umfeld (z. B. von Eltern) (Snowling & Melby-Lervåg, 2016). Gleichzeitig ist die Erklärung solcher Befunde schwierig, da neben genetischen Variablen insbesondere auch sozialisationsbedingte Variablen in Abhängigkeit des Elternhauses variieren. Nichtsdestotrotz werden genetischen Einflüssen (bzw. bestimmten Genen) eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Lernschwierigkeiten zugeschrieben (für eine Überblick siehe Grigorenko et al., 2019; Fletcher & Grigorenko, 2017).

    Neben kognitiven, neurologischen und genetischen Variablen gehen weitere kindbezogene psychosoziale Variablen mit der Genese von Lernschwierigkeiten einher. Diese beeinflussen einerseits den Lernprozess, werden jedoch auch wiederum durch den Verlauf des Lernens beeinflusst. Diese Variablen umfassen Konstrukte wie die Motivation (s. auch Wilbert, 2010), das akademische Selbstkonzept (Schuchardt et al., 2015), aber auch emotionale Schwierigkeiten (Fischbach et al., 2010). Festzuhalten ist somit, dass unterschiedliche Lernvoraussetzungen auf verschiedenen Einflussebene auf Seiten des Kindes mit der Genese von Lernschwierigkeiten einhergehen. Häufig besteht hier doch zudem eine Wechselwirkung mit Variablen aus der Umwelt der Kinder.

    Externe Bedingungen

    Mit Bezug auf die zuvor beschriebenen Befunde zu familiären Häufungen des Auftretens von Formen von Lernschwierigkeiten muss neben internen Bedingungen insbesondere auch auf die Rolle von externen Bedingungen von Lernschwierigkeiten hingewiesen werden. So nehmen Merkmale der Umwelt wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Zahlreiche dieser Einflüsse sind dabei mit dem familiären Hintergrund der Kinder assoziiert. Wocken (2000) beschreibt beispielsweise, dass Eltern von Kindern, welche eine Förderschule Lernen besuchen, selbst niedrigere Schulabschlüsse vorweisen. Zudem berichten sie von geringeren Beschäftigungszeiten als die Eltern Gleichaltriger aus Regelschulen. Es zeigen sich Unterschiede in der materiellen Ausstattung im Elternhaus sowie in der Qualität der Freizeitgestaltung. Werning und Lütje-Klose (2016) beschreiben in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass Förderschüler überwiegend aus armen, sozial benachteiligten Milieus kommen. Die Auswirkungen der sozialen Herkunft auf die Entwicklung von Lernschwierigkeiten können dabei vielfältig sein (siehe hierzu auch die Ausführungen in Werning und Lütje-Klose, 2016).

    Neben Einflüssen auf familiärer Ebene nehmen auch die Sozialbeziehungen zu Gleichaltrigen Einfluss auf die Genese von Lernschwierigkeiten (vgl. Gold, 2011). Sozialbeziehungen zu Gleichaltrigen stellen dabei eine Ressource dar (Gold, 2011). In zahlreichen Studien wurde die soziale Position von Schüler*innen mit Lernschwierigkeiten betrachtet. Hier zeigen sich ambivalente Ergebnisse. Krull und Kollegen (2018) konnten etwa zeigen, dass ein sonderpädagogischer Förderbedarf im Lernen zu einer geringeren sozialen Akzeptanz führt, jedoch kein Einfluss sozialer Akzeptanz/Ausgrenzung auf die Entwicklung von Lernschwierigkeiten besteht. Schwalbe und Kollegen (2021) weisen in diesem Zusammenhang auf die Relevanz von Schulleistung als Norm für den sozialen Status hin. Henke und Kolleg*innen (2017) dokumentierten keinen Unterschied zwischen dem sozialen Status von Kindern mit bzw. ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Gold (2011) weist zudem darauf hin, dass existierende Peerbeziehungen auch in einem negativen Verhältnis zu Schulleistungen stehen können, wenn sich die Norm positiver Schulleistungen in einzelnen sozialen Cliquen verkehrt und als nicht erstrebenswert betrachtet wird.

    Eine wesentliche externe Bedingung der Genese von Lernschwierigkeiten stellt darüber hinaus die Qualität des unterrichtlichen Angebotes dar. So unterscheiden sich zwar durchaus die Lernvoraussetzungen von Kindern mit einem Risiko für Lernschwierigkeiten, jedoch entsteht erst durch eine fehlende Passung zwischen unterrichtlichem Angebot bzw. unterrichtlichen Erwartungen und Voraussetzungen auf Seiten der Lernenden ein unerwünschtes Scheitern im Lernprozess. Die Individualisierung von unterrichtlichem Angebot mit Bezug auf Bedarfe auf Seiten des Lernenden erscheint hier zentral und notwendig. In diesem Zusammenhang spielt

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