Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre: Deutsche Ausgabe Band 5
Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre: Deutsche Ausgabe Band 5
Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre: Deutsche Ausgabe Band 5
eBook383 Seiten5 Stunden

Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre: Deutsche Ausgabe Band 5

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Bevor sich unsere westlich geprägte Gedankenwelt so weit öffnen kann, dass sich die Vorstellungen der hinduistischen Lehre erfassen lassen, muss man sich zuerst grundsätzlich vor Augen führen, was unter wahrer Tradition zu verstehen ist. Die vielen Hindernisse und Vorurteile müssen beiseite geräumt werden, die die moderne westliche Denkweise beschränken. Erst nach dieser Vorarbeit kann tatsächlich mit einer "Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre" begonnen werden. Und genau dies tut René Guénon, indem er in Teil 1 der vorliegenden Studie fest verankerte Vorstellungen der westlichen Wissenschaft und Geisteshaltung in Frage stellt und in Teil 2 grundlegende Ausführungen zur traditionellen Lehre und der östlichen Denkweise darlegt. Erst Teil 3 beschäftigt sich dann mit der hinduistischen Lehre im Detail und in Teil 4 geht Guénon zum Abschluss noch auf die erfolglosen Auslegungsversuche dieser Lehre durch die westlich geprägten Orientalisten ein.
Die vorliegende Studie ist daher nicht nur als ein Einstieg in den Hinduismus zu sehen, sondern auch in die traditionelle Lehre allgemein und ihre Wirkungen auf den verschiedenen Ebenen. Durch das Studium der weiteren Veröffentlichungen Guénons kann dieser Einblick vertieft und erweitert werden und dem unvoreingenommenen Leser in vielerlei Hinsicht die Augen öffnen.
In den Bänden "Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre", "Der Mensch und sein Werden nach der Vedanta" und "Studien über den Hinduismus" sind die tiefen Kenntnisse René Guénons über die traditionelle hinduistische Lehre zusammengefasst. Zum besseren Verständnis sollten diese Werke in der vorgegebenen Reihenfolge gelesen werden.
Nach über 20 Jahren der Vorbereitung macht die 14-bändige deutsche Ausgabe die meisten Veröffentlichungen René Guénons erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglicht es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Okt. 2023
ISBN9783758377624
Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre: Deutsche Ausgabe Band 5
Autor

René Guénon

René Guénon (1886-1951) oli ranskalainen metafyysikko, kirjailija ja toimittaja. Hänen ansionaan pidetään traditionalistisen tai perennialistisen koulukunnan metafyysisen perustan luomista 1900-luvun alussa. Hän puhuttelee edelleen tämän päivän lukijaa kirjoituksillaan, joissa käsitellään modernin maailman älyllistä ja henkistä konkurssia. René Guénon syntyi Ranskan Blois'ssa vuonna 1886. Hän varttui tiukan katolisessa ympäristössä ja sai paljolti koulutuksensa jesuiittojen toimesta. Nuorena miehenä hän muutti Pariisiin opiskelemaan matematiikkaa. Hänen energiansa kuitenkin siirtyivät pian akateemisista opinnoista ja vuonna 1905 hän luopui muodollisista korkeakouluopinnoistaan. Guénon uppoutui tiettyihin ranskalaisen okkultismin virtauksiin ja hänestä tuli johtava jäsen useissa salaisissa järjestöissä. Hän liikui vapaamuurarillisissa teosofisissa, spiritualistisissa, ja "gnostilaisissa" yhteisöissä. Guénon perusti myös okkultistisen lehden nimeltä La Gnose. Hän on tehnyt kirjoja henkisestä esoterismista ja vihkimyksestä, symbolismista sekä universaaleista totuuksista, joita ilmenee eri muodoissa maailman eri uskonnollisissa perinteissä. Hän on erityisen arvostettu hindulaisuuden ja taolaisuuden perinteitä valaisevien tutkimustensa kanssa. Guénon hylkäsi erinäiset filosofiset ja historialliset perustat, joille erinäiset okkultistiset liikkeet rakentuivat. Hän näki niiden "väärennöshengellisyyden" olevan vastakkainen perinteisen esoterismin kanssa.

Ähnlich wie Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre

Titel in dieser Serie (14)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Hinduismus für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Einführung in das Studium der hinduistischen Lehre - Ingo Steinke

    TEIL 1: Einleitende Fragen

    1. Ost & West

    Die erste Aufgabe, mit der wir uns in der vorliegenden Studie befassen werden, ist die Festlegung der genauen Art des Gegensatzes, der Ost und West teilt und die Bedeutung zu definieren, die man diesen beiden gegensätzlichen Begriffen beimessen kann. Als eine grobe Annäherung kann schon gesagt werden, dass der Osten für uns hauptsächlich Asien und der Westen hauptsächlich Europa ist. Diese Aussage benötigt aber weitere Erklärungen.

    Wenn wir zum Beispiel von der westlichen oder europäischen Geisteshaltung sprechen und diese beiden Begriffe ohne Unterschied benutzen, meinen wir eigentlich die Geisteshaltung der europäischen Rasse als Ganzes. Wir werden daher alles, was mit dieser Rasse verbunden ist, als europäisch beschreiben, und wir werden diese allgemeine Benennung all jenen Individuen geben, die daraus hervorgegangen sind, in welchem Teil der Welt sie auch wohnen mögen: Daher zählen nach dieser Auffassung auch Amerikaner und Australier zu den Europäern, um nur zwei Beispiel zu nennen. Sie werden also unter dem gleichen Oberbegriff zusammengefasst wie die Menschen, die in Europa leben. Es ist offensichtlich, dass die Tatsache, dass man in eine andere Gegend gezogen ist oder sogar dort geboren wurde, weder die Rasse noch die ihr zugehörige Mentalität ändern kann. Auch wenn der Wechsel der Umgebung mit einiger Wahrscheinlichkeit früher oder später zu einigen Änderungen führen wird, werden diese doch nur von nachrangiger Wirkung sein und die grundsätzlichen Merkmale der Rasse nicht wirklich ändern können, sondern im Gegenteil vielleicht noch eher einige bestimmte davon stärker hervortreten lassen. So lässt es sich auch besser verstehen, dass bestimmte Neigungen, die einen Teil der modernen europäischen Geisteshaltung bilden, im Falle der Amerikaner ins Extreme geraten sind.

    An diesem Punkt drängt sich jedoch eine Frage auf, bei der wir es uns nicht erlauben können, sie gänzlich zu übergehen: Wir haben von einer europäischen Rasse und ihrer eigenen, speziellen Mentalität gesprochen – aber gibt es denn wirklich eine europäische Rasse? Wenn damit eine ursprüngliche Rasse, die ihre Einheit und Homogenität gewahrt hat, gemeint ist, muss diese Frage verneint werden. Niemand wird die Tatsache bezweifeln, dass die heutige europäische Bevölkerung eine Mischung aus Geschlechtern sehr unterschiedlicher Rassen ist und dass es recht ausgeprägte ethnische Unterschiede nicht nur zwischen den Ländern selbst gibt, sondern auch in ihrem Inneren zwischen den unterschiedlichen ethnischen Gruppen. Dennoch ist es richtig zu sagen, dass die Europäer genügend gemeinsame Merkmale besitzen, um sie recht einfach von den anderen Völkern unterscheiden zu können. Diese Einheit, auch wenn sie nur auf erworbenen und nicht ursprünglichen Eigenschaften beruht, ist ausreichend dafür, von einer europäischen Rasse sprechen zu können – mit der Einschränkung, dass diese Rasse in ihrer Natur weniger gefestigt und beständig als eine reine Rasse ist. Daher werden die europäischen Elemente, wenn sie sich mit einer anderen Rasse vermischen, einfacher absorbiert und ihre ethnischen Merkmale werden schneller verschwinden. Dies trifft aber nur im Fall einer echten Vermischung zu. Wenn es sich um ein bloßes Nebeneinanderleben handelt, treten ihre geistigen Merkmale umso schärfer hervor. Und gerade diese geistigen Merkmale kennzeichnen die europäische Einheit als solche: Was auch immer die ursprünglichen Unterschiede in dieser oder jener Hinsicht waren, im Laufe der Geschichte hat sich Stück für Stück eine gemeinsame Geisteshaltung gebildet, die allen Europäern gemein ist. Dies bedeutet nicht, dass die einzeln betrachteten Völker keine eigene, spezielle Mentalität besitzen. Aber die Eigenheiten, die sie voneinander unterscheiden, sind von nachrangiger Bedeutung, wenn sie mit der gemeinsamen Grundlage verglichen werden, vor der sie sich zeigen. Sie verhalten sich kurz gesagt so, wie die Spezies zur gemeinsamen Gattung in Beziehung steht. Überdies wird niemand daran zweifeln, dass eine europäische Zivilisation existiert – und zwar selbst jene nicht, die Bedenken haben, ob es zulässig sei, von einer europäischen Rasse zu sprechen. Allerdings ist eine Zivilisation nichts anderes als das Produkt und der Ausdruck einer bestimmten Mentalität.

    Wir werden an dieser Stelle jedoch nicht versuchen, die kennzeichnenden Merkmale der europäischen Mentalität einfach aufzulisten, da diese sich deutlich genug im weiteren Verlaufe der Untersuchung enthüllen werden. Es sei jedoch angemerkt, dass eine Anzahl an unterschiedlichen Einflüssen zu deren Bildung beigetragen hat, am Überwiegendsten zweifellos der griechische (oder wenn man es bevorzugt, der griechisch-römische). Soweit man philosophische und wissenschaftliche Themen betrachtet, ist der griechische Einfluss überragend, ungeachtet des Auftauchens bestimmter spezieller Tendenzen, die vollkommen modern sind und auf die wir später noch zurückkommen werden. Der römische Einfluss ist mehr im Bereich des Gesellschaftlichen als in dem des Geistes wirksam und hat sich hauptsächlich in der Auffassung des Staates, der Gesetze und der staatlichen Institutionen durchgesetzt. Auf geistiger Ebene haben die Römer nahezu alles von den Griechen entliehen, so dass sich der griechische Einfluss zu großen Teilen auch indirekt bei den Römern bemerkbar gemacht hat. Aus religiöser Sicht muss man besonders den jüdischen Einfluss auf die europäische Geisteshaltung hervorheben, der auf ähnliche Weise auch in einem Teil des Ostens gegenwärtig ist. Hier haben wir es mit einem Element zu tun, dessen Ursprung außerhalb Europas liegt, obwohl ein Teil davon die heutige europäische Geisteshaltung herausgebildet hat.

    Wenn wir uns nun dem Osten zuwenden, können wir nicht auf die gleiche Weise von einer östlichen oder asiatischen Rasse sprechen, noch nicht einmal unter all den Vorbehalten, die wir erwähnt haben als wir die europäische Rasse betrachtet haben. Wir befassen uns hier mit einer ausgedehnteren Gesamtheit, die eine viel größere Bevölkerungsanzahl umfasst und deren ethnische Unterschiede viel ausgeprägter sind. In dieser Gesamtheit können einige mehr oder weniger reine Rassen unterschieden werden, die gut bestimmbare Merkmale aufweisen und die jeweils eine Zivilisation besitzen, die sich von denen der anderen merklich unterscheidet. Man kann jedoch nicht sagen, dass es eine „einzige östlichen Zivilisation gebe, so wie man von einer „einzigen westlichen Zivilisation sprechen kann, da wie bereits gesagt im Osten unterschiedliche Zivilisationen existieren. Wir werden zu jeder dieser Zivilisationen genügend Zeit für spezielle Anmerkungen finden, und in diesem Zusammenhang werden wir dann auch auf eine allgemeine Einteilung des Ostens eingehen. Wenn man aber davon ganz abgesehen sich weniger an die äußere Form, sondern an die innere Bedeutung hält, können genügend gemeinsame Elemente oder besser gesagt Prinzipien gefunden werden, die es möglich machen, von einer östlichen Geisteshaltung zu sprechen, die ein Gegensatz zur westlichen Geisteshaltung darstellt.

    Als wir gerade darauf hingewiesen haben, dass jede dieser östlichen Rassen ihre eigene, charakteristische Zivilisation besitze, war dies nicht vollkommen korrekt. Eigentlich trifft dies nur auf die chinesische Rasse zu, deren Zivilisation in der ethnischen Einheit ihre wahre Grundlage findet. Bei den anderen asiatischen Rassen sind die Prinzipien ihrer Einheit, auf denen sie beruhen, von einer völlig unterschiedlichen Natur, wie wir später noch erklären werden. Andererseits erlauben es gerade diese Prinzipien, dass sie in ihrer Einheit Elemente umfassen, die völlig verschiedenen Rassen angehören. Wir sprechen hier von asiatischen Zivilisationen, da die, an die wir dabei denken, dies durch ihren Ursprung sind, auch wenn sie sich auf andere Gebiete verteilt haben, wie dies hauptsächlich bei der islamischen Zivilisation der Fall ist. Aber wir möchten klar betonen, dass wir abgesehen von den muslimischen Elementen keinesfalls die Menschen, die den Osten von Europa oder die angrenzenden Gebiete bewohnen, als Menschen aus dem Osten betrachten: Man darf einen Menschen aus dem Osten nicht mit einem Levantinen verwechseln, der gerade das Gegenteil zu ihm ist und der, soweit es seine Mentalität betrifft, die meisten Merkmale eines typischen Menschen aus dem Westen aufweist.

    Auf den ersten Blick ist man gezwungenermaßen von dem Ungleichgewicht beeindruckt, das zwischen den beiden Ausprägungen herrscht, die das bilden, was wir „Ost und West" genannt haben. Obwohl sie im Gegensatz zueinanderstehen, gibt es dennoch weder eine Gleichwertigkeit noch gar eine Symmetrie zwischen diesen beiden Begriffen. Der Unterschied ist vergleichbar zu dem, der in geographischer Hinsicht zwischen Asien und Europa besteht, wo Europa nur eine einfache Verlängerung von Asien darstellt. Auf die gleiche Weise lässt sich die Position des Westens in Bezug zum Osten als die eines Zweiges sehen, der aus einem Stamm wächst. Es ist nun unsere Aufgabe, diesen Punkt im Detail zu erklären.

    2. Die Abweichung

    Wenn wir das, was normalerweise als das klassische Altertum angesehen wird, mit den östlichen Zivilisationen vergleichen, wird man zumindest in mancher Hinsicht leicht erkennen, dass dieses mehr mit den östlichen Zivilisationen gemeinsam hatte als es das moderne Europa heute hat. Die Unterschiede zwischen Ost und West scheinen also immer größer zu werden. Diese zunehmende Abweichung voneinander kann in dem Sinne als einseitig verursacht bezeichnet werden, dass es nur der Westen ist, der sich verändert, während der Osten in allgemeiner Hinsicht in etwa so geblieben ist wie in Zeiten, die wir gewohnt sind als altertümlich zu bezeichnen, die aber nichtsdestotrotz vergleichsweise jung sind. Stabilität, vielleicht sogar Unveränderbarkeit, ist eine Qualität, die man im Allgemeinen den östlichen Zivilisationen und besonders der chinesischen Zivilisation zugesteht, aber es ist wohl nicht ganz so einfach, deren Wert übereinstimmend zu beurteilen. Die Europäer sehen seit jener Zeit, als sie damit begonnen haben, an „Fortschritt und „Evolution zu glauben, also seit etwa Anfang des 19. Jahrhunderts, in dem Fehlen von Veränderungen ein Zeichen der Unterlegenheit. Wir für unseren Teil bewerten dies als einen ausgeglichenen Zustand, den der Westen nicht erreicht hat. Diese Stabilität zeigt sich sowohl im Kleinen wie im Großen. Ein auffälliges Beispiel dafür kann man in der Tatsache finden, dass „Mode" mit ihren andauernden Änderungen nur im Westen zu finden ist. Kurz gesagt scheinen insbesondere die Menschen des modernen Westens mit einer schnell änderbaren und inkonstanten Natur ausgestattet zu sein, die nach Bewegung und Anregung verlangt, wogegen die östliche Natur annähernd die gegenteiligen Merkmale aufweist.

    Wenn man diese Abweichung, die wir gerade besprechen, in einem Diagramm darstellen wollte, wäre es falsch, zwei Linien zu zeichnen, die von einer Achse weg in gegensätzlicher Richtung gezogen werden. Der Osten müsste als die Achse selbst dargestellt werden, während der Westen eine Linie wäre, die ausgehend von dieser Achse sich immer weiter und weiter entfernen würde, ähnlich wie der bereits erwähnte Vergleich des aus einem Stamm herauswachsenden Zweiges dies versinnbildlicht hat. Die Verwendung dieser Symbolik ist umso gerechtfertigter als der Westen zumindest vom Beginn der Epoche, die als die historische bezeichnet werden kann, davon gelebt hat, entweder direkt oder indirekt seine Ideen vom Osten zu entleihen, soweit man überhaupt davon ausgehen kann, dass der Westen ein eigenes geistiges Leben hatte. Die griechische Zivilisation war weit davon entfernt, jene Ursprünglichkeit zu besitzen, die ihr von Menschen mit eingeschränkter Vorstellungskraft zugeschrieben wird – Menschen, die auch bereit wären zu behaupten, dass sich die Griechen selbst verleumdet haben, als sie ihre Schuld gegenüber den Ägyptern, Phöniziern, Chaldäern, Persern und sogar gegenüber Indien anerkannt haben. All diese Zivilisationen sind unvergleichlich älter als die der Griechen, was aber einige Leute, die von einer Art „klassischem Vorurteil" geblendet sind, nicht davon abhält, fortwährend die Theorie zu vertreten, dass gerade jene Zivilisationen in der Schuld der Griechen stünden und sich unter deren Einfluss weiterentwickelt hätten, obwohl dies im Gegensatz zu jeglichem Beweis steht. Es ist äußerst schwer, mit solchen Menschen eine Diskussion zu führen, da ihre Ansichten auf tief verwurzelten und vorgefassten Meinungen beruhen. Wir werden aber auf dieses Thema noch später zurückkommen, um es ausführlicher zu behandeln. Trotz allem ist es auch richtig zu sagen, dass die Griechen ein gewisses Maß an Ursprünglichkeit besaßen – wenn auch nicht von der Art, die im Allgemeinen angenommen wird. Diese Ursprünglichkeit beschränkt sich hauptsächlich darauf, Formen zu finden, über die die von anderen Zivilisationen entliehenen Vorstellungen dargestellt werden konnten. Dabei wurden diese Vorstellungen mehr oder weniger gelungen an ihre eigene Mentalität anpasste, die sehr verschieden von der der Menschen aus dem Osten war und die in vieler Hinsicht zu ihr sogar direkt im Gegensatz stand.

    Bevor wir nun weitergehen, möchten wir klarstellen, dass wir kein Verlangen danach haben, die Ursprünglichkeit der hellenischen Zivilisation hinsichtlich für uns als zweitrangig anzusehende Gesichtspunkte zu erörtern, wie zum Beispiel bezüglich der Kunst. Wir bestreiten ihre Ursprünglichkeit aus Sicht des rein metaphysischen Standpunktes, der überdies bei den Griechen um ein Vielfaches eingeschränkter war als bei den Menschen aus dem Osten. Diese Beschränkung, zu der man auch „Verengung der Geistigkeit" sagen könnte, tritt ganz offensichtlich zu tage, wenn wir die Hellenen mit den östlichen Zivilisationen vergleichen, die bis heute überdauert haben und über die wir direkte Erkenntnisse besitzen. Und das Gleiche würde auch bei einem Vergleich mit den untergegangenen Zivilisationen des Ostens zutreffen, nach allem, was über diese bekannt ist und hinsichtlich der Merkmale, die diese mit den anderen östlichen Zivilisationen sowohl des Altertums als auch der Neuzeit gemeinsam haben. Das Studium des Ostens, wie wir ihn heute kennen, wäre tatsächlich eine große Hilfe, um das Altertum besser verstehen zu können, insbesondere hinsichtlich der Qualität der Unveränderbarkeit und Stabilität, auf die wir uns bereits bezogen haben. Auch das Verständnis für die griechische Antike würde dadurch gefördert werden. Hierzu können wir ja nicht auf direkte Zeugnisse zurückgreifen, da es sich auch hier um eine Zivilisation handelt, die erloschen ist. Die Griechen unserer Zeit können kaum für sich beanspruchen, die Vertreter der antiken Hellenen zu sein, von denen sie vielleicht nicht einmal die direkten Nachfahren sind.

    Man sollte nicht vergessen, dass die griechische Gedankenwelt in ihrem Wesen bereits westlich war, und dass sie neben ihren anderen Merkmalen den Ursprung und den Keim der meisten jener Neigungen in sich trug, die sich später bei den modernen Menschen des Westens entwickelt haben. Wir dürfen daher den Vergleich zwischen der griechischen und den östlichen Zivilisationen nicht zu weit führen. Wenn er jedoch im rechten Verhältnis bleibt, kann er eine beträchtliche Hilfe für jene bieten, die ein echtes Verlagen danach verspüren, die Antike zu verstehen und daran Interesse haben, sie unter Zuhilfenahme von möglichst wenigen Mutmaßungen auslegen zu können. Wenn wir nur das berücksichtigen, was mit Sicherheit über den Charakter der griechischen Geisteshaltung bekannt ist, laufen wir letztlich nicht Gefahr, uns in Mutmaßungen zu verlieren. Alle neueren Neigungen, auf die wir in der griechisch-römischen Welt treffen, sind fast ausschließlich von einer einschränkenden und begrenzenden Natur. Daher sind die Vorbehalte, die bei einem Vergleich mit dem Osten entstehen, allein aus der Befürchtung abgeleitet, den Gedanken der Menschen des antiken Westens eine Qualität zuzuschreiben, die sie in Wahrheit niemals besessen haben. Sobald man etwas findet, das diese vom Osten übernommen haben, darf man sich jedoch nicht vorstellen, dass sie dies völlig aufgenommen hätten, noch ist es gerechtfertigt, aus dieser Anleihe zu schließen, dass es sich dabei um die gleichen Gedanken handeln würden. Man kann viele Ähnlichkeiten finden, zu denen es im modernen Westen keine Parallele mehr gibt. Dennoch ist es eine Tatsache, dass sich das Wesen der östlichen Gedankenwelt deutlich vom dem des Westens – selbst von dem der Antike – unterscheidet. Daher wird man, solange man seinen Geist nicht von den westlichen Weltanschauungen befreit – was auch die des Altertums einschließt, – unweigerlich jene Aspekte der östlichen Gedankenwelt übersehen oder falsch beurteilen, die am wichtigsten und charakteristischsten sind. Da es klar ist, dass das „Höhere nicht aus dem „Geringen hervorgegangen sein kann, sollte es nachvollziehbar sein, welcher Kategorie eine Zivilisation angehört, die von anderen ihre wesentlichen Merkmale entliehen hat.

    Zu dem Bild, das wir vorhin benutzt haben, bleibt noch anzumerken, dass sein größtes Defizit wie bei allen schematischen Darstellungen darin liegt, dass es die zugrundeliegenden Themen zu sehr vereinfacht, in dem es die Abweichung als sich kontinuierlich vergrößernd von den Zeiten der Antike bis in die Gegenwart darstellt. Tatsächlich aber gab es Stillstände in dieser Zunahme und sogar Zeiten der Annäherung, als der Westen wieder unter dem direkten Einfluss des Ostens gelangt war: Wir weisen hier hauptsächlich auf die Periode Alexanders des Großen hin sowie zu den Beiträgen, die die Araber während des Mittelalters zur europäischen Gedankenwelt geleistet haben, von denen einige ihre eigenen waren, während sie den Rest aus indischem Wissen abgeleitet hatten. Ihr Einfluss auf die Entwicklung der Mathematik ist bekannt, aber bei weitem nicht auf dieses spezielle Gebiet beschränkt gewesen. Die Abweichung wurde in der Renaissance wieder größer und der Unterschied zur vorangegangenen Periode ist sehr deutlich bemerkbar. In Wahrheit war die sogenannte „Wiedergeburt" in der Renaissance der Tod vieler Dinge vornehmlich auf geistigem Gebiet, aber auch in der Kunst. Für den modernen Menschen ist es schwierig, sich ein Bild von dem Ausmaß zu machen, was in dieser Periode alles verloren ging. Der Versuch, zur klassischen Antike zurückzukehren, führte zu einem Rückgang der Geistigkeit. Dieses Phänomen ist bereits in früherer Zeit bei den Griechen in vergleichbarer Weise aufgetreten, allerdings mit dem großen Unterschied, dass es sich jetzt im Verlauf des Daseins von ein und derselben Rasse zeigte, anstatt wie damals während der Übertragung gewisser Vorstellungen von einem Volk zum anderen. Es scheint fast so, dass die Griechen in dem Moment, als sie die Bühne der Geschichte verließen, sich noch für ihre eigene Unfähigkeit wahres Wissen zu erlangen, rächen wollten, indem sie einem Teil der nachfolgenden Menschheit die Beschränkungen ihres eigenen geistigen Horizonts auferlegten. Als dann noch die Reformation ihre Wirkung in die Renaissance einbrachte, wobei die beiden wahrscheinlich nicht völlig voneinander getrennt zu sehen sind, haben die grundsätzlichen Neigungen der modernen Welt ihre endgültige Gestalt angenommen. Die Französische Revolution, die mit der Zurückweisung jeglicher Tradition gleichzusetzen ist, folgte und hinterließ als logische Konsequenz aus der Weiterentwicklung dieser Neigungen in den unterschiedlichsten Gebieten ihre Spuren. Hier ist allerdings nicht der Platz dafür, diese Fragen im Detail zu betrachten, da dies das Risiko birgt, zu weit vom eigentlichen Thema abzukommen. Es ist hier nicht unsere Absicht, eine Historie der westlichen Geisteshaltung zu schreiben, sondern nur insoweit darauf einzugehen, damit sich aufzeigen lässt, wie sehr sie von der östlichen Geistigkeit abweicht. Bevor wir allerdings diese Frage in Bezug auf die modernen Menschen vollständig beantworten können, müssen wir uns nochmals den Griechen zuwenden und einige Dinge detaillierter betrachten, auf die wir bisher nur kurz hingewiesen haben. Diese weiteren Erläuterungen werden uns eine solide Grundlage verschaffen und Einwänden vorbeugen, die man bereits vorhersehen kann.

    Zum Abschluss möchten wir hinsichtlich der Abweichung zwischen Ost und West nur noch eine Sache anfügen: Wird diese Abweichung unendlich weiter anwachsen? Allem Anschein nach ist diese Annahme berechtigt und in Anbetracht des aktuellen Zustandes der Welt gehört diese Frage zweifellos zu denen, die man offen diskutieren muss. Trotzdem denken wir für unseren Teil, dass so etwas nicht möglich ist und werden für diese Einschätzung am Ende der Untersuchung unsere Gründe darlegen.

    3. Das klassische Vorurteil

    Wir haben bereits angedeutet, was wir unter dem „klassischen Vorurteil verstehen: Es besteht im Wesentlichen in der Neigung, den Ursprung aller Zivilisation den Griechen oder Römern zuschreiben zu wollen. Diese Ansicht lässt sich eigentlich kaum nachvollziehen, außer man stimmt folgender Argumentation zu: Da die westliche Zivilisation kaum weiter als die griechisch-römische Periode zurück reicht und sich von ihr ableitet, wird angenommen, dass dies bei allen anderen Zivilisationen auch so sein muss. Die Menschen aus dem Westen haben Schwierigkeiten zu begreifen, dass es auch völlig andere und viel ältere Zivilisationen neben der ihren gegeben hat und noch gibt. Man könnte auch sagen, dass sie geistig nicht dazu in der Lage sind, die mediterrane Einflusssphäre hinter sich zu lassen. Außerdem bekräftigt die Angewohnheit, von der „Zivilisation als von etwas Absolutem zu sprechen dieses Vorurteil. „Zivilisation in diesem Sinne und als eigenes „Wesen verstanden, ist etwas, das in dieser Form nie existiert hat. Tatsächlich gab und gibt es unterschiedliche „Zivilisationen unter denen die westliche mit ihren speziellen Merkmalen nur eine unter den anderen ist. Was so pompös als „Evolution der Zivilisation bezeichnet wird, ist nicht mehr als die Entwicklung dieser speziellen Zivilisation von ihrem vergleichsweise jungen Ursprung aus gesehen. Diese Entwicklung ist übrigens weit davon entfernt, immer entlang eines geradlinigen und gesamthaften „Fortschritts" zu verlaufen: Die Anmerkungen, die wir gerade bezüglich der sogenannten Renaissance und ihrer Konsequenzen gemacht haben, können als passendes Beispiel für den intellektuellen Rückschritt dienen, der überdies bis heute noch anhält und sich zunehmend weiterentwickelt.

    Für den unparteiischen Beobachter liegt es klar auf der Hand, dass die Griechen zumindest aus geistiger Sichtweise sehr viel vom Osten entliehen haben, wie sie es selbst oft genug eingestanden haben. Wenn die Griechen auch in manchen Dingen nicht immer wahrheitsgetreu waren, so haben sie in diesem Punkt nicht gelogen, da sie keinen Grund gehabt hätten, dies zu tun – ganz im Gegenteil. Wie wir bereits festgestellt haben, lag ihre Ursprünglichkeit eher in der Art und Weise, wie sie die Dinge ausgedrückt haben. Dabei kann man ihnen die Fähigkeit, Dinge auf sich anzupassen, nicht absprechen – aber sie war notwendigerweise auf den Grad ihrer eigenen Verständnisfähigkeit begrenzt. Kurz gesagt war ihre Ursprünglichkeit von rein dialektischer Form. Es gab auch entsprechende Unterschiede in der Art der verwendeten Argumentation, da die Denkweise der Menschen aus dem Osten anders als die der Griechen war. Dies sollte man immer berücksichtigen, wenn wir auf bestimmte Analogien hinweisen, auch wenn sie tatsächlich existieren wie beispielsweise die zwischen dem griechischen Syllogismus und dem, was man auf ähnliche Weise den hinduistischen Syllogismus nennen kann. Man kann nicht einmal sagen, dass sich die griechische Argumentation durch eine außerordentliche Stringenz unterscheidet. Sie erscheint nur den Menschen, die sie selbst ausschließlich verwenden, stringenter als andere Methoden der Argumentation. Diese Illusion ergibt sich allein durch die Tatsache, dass sie auf ein engeres und eingegrenzteres Gebiet beschränkt ist und sich daher leichter definieren lässt. Andererseits ist die Fähigkeit, die am Charakteristischsten für die Griechen ist – wobei sie ihnen aber nicht zum Vorteil reicht – die einer bestimmten dialektischen Feinheit, von der die Dialoge Platons unzählige Beispiele liefern. Man kann darin einen gewissen Gefallen erkennen, jede Frage endlos in allen Aspekten und bis ins kleinste Detail zu untersuchen, um dann letzten Endes zu einem eher unbefriedigenden Abschluss zu kommen. Es scheint also, dass nicht erst die modernen Menschen des Westens an einer „geistigen Kurzsichtigkeit" gelitten hätten.

    Die Griechen sollten trotz allem nicht zu sehr für die Beschränkung der menschlichen Geistigkeit verantwortlich gemacht werden. Einerseits war dies ein unvermeidliches Ergebnis ihrer geistigen Anlage, für die sie nicht verantwortlich gemacht werden können und andererseits brachten sie dennoch auf diesem Wege ein bestimmtes Wissen in die Reichweite eines großen Teiles der Menschheit, der ansonsten der Gefahr ausgesetzt gewesen wären, diesem Wissen völlig fremd zu bleiben. Welche Bedeutung diese Leistung hatte, kann man sehr schnell abschätzen, wenn man vergleicht, was die Menschen aus dem Westen heute zustande bringen, wenn sie die Möglichkeit haben, in direkten Kontakt mit bestimmten östlichen Anschauungen zu kommen. Im Gegensatz zu den Griechen beginnen sie, diese Anschauungen in einer Weise auszulegen, die nur ihrer eigenen, speziellen Geisteshaltung entspricht: Alles, was sie nicht mit ihrer „klassischen", vorgefassten Ausdrucksweise verbinden können, entgeht ihnen völlig und alles, was nur auf irgendeine Weise mit ihr übereinstimmend gemacht werden kann, wird dadurch so entstellt, dass es fast unkenntlich wird.

    Kurz gesagt lässt sich das „griechische Wunder, wie es von seinen enthusiastischen Bewunderern genannt wird, auf etwas von vergleichsweise geringer Bedeutung reduzieren. Wenn man jedoch darin unbedingt einen grundsätzlich neuen Anfang sehen will, so weist dieser Anfang wohl eher die Natur einer Degeneration auf. Er steht für die Individualisierung von Anschauungen, für die Ersetzung der wahrhaft geistigen durch die rationale Geisteshaltung sowie des Wechsels von der metaphysischen zur wissenschaftlichen oder philosophischen Sichtweise. Es sagt überdies wenig aus, ob die Griechen erfolgreicher als andere waren, bestimmte Arten des Wissens in eine praktische Anwendung zu überführen oder ob sie aus ihren Kenntnissen bestimmte Ableitungen machen konnten, die von jenen, die ihnen vorangegangen waren, nicht gemacht wurden. Man kann in dieser Hinsicht sogar sagen, dass sie sich dem Wissen in einer weniger reinen Weise zugewendet haben, da ihre Geisteshaltung es ihnen nur mit einigen Schwierigkeiten und in Ausnahmefällen erlaubte, im Bereich der Prinzipien zu bleiben. Die Auswirkung zeigt sich in der Vorliebe zum „Praktischen im gewöhnlichsten Sinne des Wortes, die eine jener Neigungen ist, die dazu bestimmt war, im Verlauf der westlichen Zivilisation zunehmend betont zu werden, bis sie in der heutigen modernen Zeit offen vorherrschend wurde. Nur über das Mittelalter lässt sich sagen, dass es dieser Tendenz widerstand, da es viel offener für die reine Betrachtungsweise war.

    Man kann ganz allgemein sagen, dass die Menschen aus dem Westen eine sehr geringe Neigung zur Metaphysik haben. Ein Vergleich ihrer Sprachen mit jenen des Ostens wäre schon ausreichend, um diese Aussage zu bekräftigen, was aber natürlich voraussetzt, dass die Philologen wirklich dazu fähig wären, den Geist der Sprachen, die sie untersuchen, zu verstehen. Die Menschen aus dem Osten zeigen eine stark ausgeprägte Neigung, jegliche Form der praktischen Anwendung zu übergehen. Dies lässt sich gut aus der Tatsache ersehen, dass jeder, der vor allem anderen dem Wissen der universalen Prinzipien nachgeht, gegenüber speziellen Wissenschaften nur ein geringes und höchstens vorübergehendes Interesse hervorbringen kann, da diese Wissenschaften auf der Ebene der universalen Prinzipien nur äußerst unwahrscheinlich zu einer großen Zahl an Ideen führen würden. Wenn man mit mathematischer und sogar darüberhinausgehender Sicherheit weiß, dass die Dinge nicht anders sein können als sie sind, schätzt man Experimente gering ein, da das Überprüfen einer bestimmten Tatsache unabhängig von ihrer Natur niemals etwas anderes als die bloße Existenz dieser Tatsache beweisen kann. Das Beobachten von Tatsachen kann gelegentlich ein Beispiel liefern, um eine Theorie zu unterstützen, aber sie kann dadurch niemals beweisen werden. Jeglicher Glaube an das Gegenteil bedeutet, dass man sich einer schweren Selbsttäuschung hingibt. Vor diesem Hintergrund ist es ganz offensichtlich sinnlos, die experimentelle Wissenschaft um ihrer selbst willen zu verfolgen, da sie vom metaphysischen Standpunkt aus gesehen nur einen beiläufigen und bedingten Wert hat, genau wie die Objekte, die sie untersucht. Oftmals wird auch nicht die Möglichkeit gesehen, bestimmte Gesetze aus den Prinzipien selbst abzuleiten, vorausgesetzt der Aufwand dafür wäre zu rechtfertigen. Das eigentliche Ausmaß, das östliches „Wissen von der westlichen „Forschung trennt, wird auf diese Weise erst deutlich erkennbar. Trotz allem ist und bleibt es erstaunlich, dass die Forschung im Westen als ein Ziel in sich selbst angesehen wird und zwar unabhängig von jeglichen Ergebnissen, die diese vielleicht finden wird oder nicht.

    Ein weiterer Punkt sollte nicht übersehen werden, der sich als Folgeerscheinung aus dem bereits Gesagten ergibt: Kaum eine andere Zivilisation als die der Menschen des Ostens hat weniger Neigung dazu gezeigt, dem Kult der Natur nachzueifern, wie er in den griechisch-römischen Zeiten verfolgt wurde. Für sie ist mit der Natur immer die Welt der Erscheinungen verbunden. Die Erscheinungen besitzen zwar eine gewisse ihnen eigene Wirklichkeit, aber diese ist vergänglich und nicht dauerhaft, bedingt und nicht universal. Daher stellt sich den Menschen, die in ihrem Geist Metaphysiker sind, ein „Naturalismus" in welchen Verkleidungen er sich auch immer versteckt, nur als eine Verwirrung dar oder

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1