Lebensgeschichten inklusiv(e): Das Übungsbuch
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Über dieses E-Book
Dieses Buch soll dir ein Leitfaden sein, mit seinen Übungen diese Welt zu betreten, sie zu erkunden und die Ideen zu finden und zu gestalten. Von sehr kleinen einfachen Übungen, bis hin zu den großen Aufgaben, denen wir Schreiberlinge uns stellen können, findest du eine bunte Auswahl mit Erläuterungen, Beispielen und Tipps. Man schreibt immer auch ein Stück von sich in seine Zeilen. Deine Lebensgeschichten sind also inklusive. Und nun viel Spaß in deinen eigenen Geschichten!
Justus Jupiter Sprengel
Sofie Jürges
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Buchvorschau
Lebensgeschichten inklusiv(e) - Justus Sprengel
Alle Übungsgestaltungen
stammen aus dem Projekt
Lebensgeschichten inklusiv(e),
einem Literatur- und
Kulturprojekt für Menschen mit
und ohne Beeinträchtigungen.
Ein Projekt von
„Webe deine
Gedanken zu einem
bunten Tuch, das
dich erfreut und
andere wärmt."
Prolog
Schreiben ist nur was für Schriftsteller? Denk das nicht. Schreiben ist für jeden da. Egal in welcher Form, egal mit wie vielen Kommas. Schreiben ist ein Gedankenexperiment, das du dir erlaubst. Schreiben ist auch ein wenig Meditation, in der du dir Ruhe und Klarheit verschaffen kannst. Und Schreiben kann das schönste Hobby der Welt sein, wenn man es sich gestattet, es ohne Zwang und Druck zu tun. „Ich schreibe jetzt den Roman, mit dem ich reich und berühmt werde." Das ist einer dieser Sätze und eine Motivation, die dafür sorgt, dass man über die ersten Sätze mit Sicherheit nicht hinauskommt. Die guten, die sinnvollen Dinge des Lebens sollten wir nicht dafür einsetzen, uns Ruhm oder Geld zu verschaffen. Wir sollten sie vor allem für uns nutzen, um uns besser zu fühlen. Und das Schreiben beherbergt oft noch viel mehr Ideen und Fähigkeiten, die wir vorher von uns selbst nicht kannten. Wenn man seine Ideen auf das Papier fließen lässt, öffnen sich manchmal noch ganz andere Welten. Lade jede Idee ein, sie genau anzuschauen und vielleicht Lösungen für Probleme zu finden, die vorher gar nicht möglich schienen. Schreiben ist der Türöffner zu unserer kreativen Welt. Tritt ein und finde heraus wer du bist und was du zu wagen im Stande bist. Trau dich!
Dieses Buch soll dir ein Leitfaden sein, mit seinen Übungen diese Welt zu betreten, sie zu erkunden und die Ideen zu finden und zu gestalten. Von sehr kleinen einfachen Übungen, bis hin zu den großen Aufgaben, denen wir Schreiberlinge uns stellen können, findest du eine bunte Auswahl mit Erläuterungen, Beispielen und Tipps. Man schreibt immer auch ein Stück von sich in seine Zeilen. Deine Lebensgeschichten sind also inklusiv(e) ;) Und nun viel Spaß in deinen eigenen Geschichten!
Justus „Jupiter" Sprengel
Sofie Jürges
Projekt Lebensgeschichten inklusiv(e)
Wir bedanken uns bei allen unseren Co-Autor*innen!
Claudia Bergmann
Hannes Binder
Sabine Buchheister
Claudia Busse
Elke Buttgereit-Kliem
Chat GPT
Beate Crone
Kerstin Ebeling
Martin Endres
Almuth Engel-Marx
Meta Force
Jo Harms
Petra Meyer
Jörg Niemann
Nordysfeder
Pampelmusensaftsachverständiger
Marion Riemer
Christian Riebe
Melanie Robben
Gabi Schwanke
Peter Tenner
Dietmar Voigt
Inhaltsverzeichnis
Eins vorweg…
Level Einsteiger
1 Das Elfchen
2 Der Apfel
3 Die Schreibuhr
4 Der Stichwortfaden
5 Die Sanduhr
6 Der Brief
7 Das Wort-Buffet
8 Aussteigen
9 Der Ton macht die Musik
10 Das Interview
11 Das Bild
Level Hobbyschreiber*in
12 Die Insel
13 Die Farbe
14 Der Wortsalat
15 Aller Anfang ist schwer
16 Die Erinnerung
17 Die Szene
18 Dialog
19 Deine Emojis
20 Die Frage
21 Die Heldenreise
Level Fortgeschritten
22 Die Stadt der Träume
23 Ein Geschenk
24 Zitate
25 Weihnachtsmarkt
26 Das Gedicht
26.1. Reime bilden
26.2. Rhythmus (Metrum)
27 Die guten Vorsätze
28 Die Post-/ Grußkarte
29 Die Wut
30 Mut tut gut
31 Der Schwarze Mantel
32 Das Jetzt
33 Deine Meinung
Level Könner
34 Das Leben
35 Das lyrische Ich
36 Die Figur
37 Ich werde…
38 Oxymoron
39 Die Alliteration
40 Der Erzählkreis
41 Das Clustering
42 Das Ding des Tages
43 Gegenstände
44 Die Nachricht
Bonuslevel Dein Werk
45 Die Kurzgeschichte
46 Der Roman
47 Deine Gedichte
48 Das Essay
49 Das Theaterstück
50 Der Artikel
51 Das Journal
Epilog
Themen zu denen man schreiben kann
Eins vorweg…
In seinen Geschichten zu verweilen kann manchmal auch schmerzhafte Erinnerungen und Erfahrungen hervorbringen. Wenn du dich bereit fühlst, sie dir anzuschauen, bearbeite sie für dich, schreibe sie, wie du willst und lass sie damit los.
Merkst du aber, dass es zu schwierig wird, lass die Übungen sofort liegen und widme dich etwas Schönem. Nichts muss geschrieben werden, wofür die Zeit noch nicht gekommen ist.
Level Einsteiger
Hier findest du viele kleine, meist kurze Übungen, mit denen man seine Finger warm machen kann und seinen Kopf auch. Gleichzeitig bekommst du erste Möglichkeiten Themen und Ideen zu finden, die man später weiter ausarbeiten kann. Und wenn mal etwas nicht auf Anhieb funktioniert, oder du nicht sofort eine Idee hast, lass es liegen und komm später darauf zurück.
1 Das Elfchen
Den Anfang macht das Elfchen. Es ist klein, fein, schnell geschrieben, und doch so unglaublich stark. 11 Wörter, mehr braucht es nicht. Es kann dir Helfen essenziell etwas rauszuarbeiten oder erste Ideen für einen größeren Text zu sammeln.
Nimm dir einen Begriff. Der ist das Thema und bildet schon das erste Wort. Die nächsten Zeilen orientieren sich an dem Begriff.
Erst schreibst du diesen Begriff
Dann zwei Wörter
Dann drei
Dann vier
Zum Schluss noch eins
Ein paar Beispiele:
Minuten
werden Stunden
eine Stunde Gedankenformen
Worte werden zu Geschichten
Schreibwerkstatt
Nordysfeder
Jahreszeiten
Ständig wechselnd
Verschiedene Phasen - schön
Frühling, Sommer, Herbst, Winter
Neubeginn
Sabine Buchheister
Meer
Schäumend
Schäumend, kraftvoll
Schäumend, kraftvoll, gigantisch,
Faszination der aufbäumenden Wellen
Sehnsucht
Gabi Schwanke
Sonne
Sonne scheint
Sonne scheint grell
Sonne scheint grell leuchtend
Wärme
Marion Riemer
Pommes
Knackig heiß
Fett und Salz
Ketchup oder Mayo dazu
Schwimmbad
Jupiter
2 Der Apfel
Das Alltägliche lässt uns oft die schönsten Gedanken haben. Etwas das bei vielen Menschen viele Erinnerungen weckt ist ein Apfel. Simples Obst, aber meist auch mit vielen Erinnerungen verbunden. Wie ist dein Apfel, wie fühlt er sich an, wie schmeckt er?
Stell es dir vor und schreibe deine Gedanken nieder.
Beispiele:
Mein Apfel glänzt in schönem rot
Aufpoliert durch wachs
gehört zur Handelsklasse 1
das war für ihn ein Klacks
gereift ist er im Sonnenlicht
an einem alten Baum
sein Duft die halbe Welt besticht
er ist ein wahrer Traum
kein noch so kleiner Makel
ist an ihm zu sehen
deshalb bin ich ganz verzückt
ihn mir nur anzusehen
zum Essen ist er fast zu schade
drum schieb ich auf seinen Genuss
doch wartet man zu lange Zeit
wird aus ihm nur Apfelmus
Petra Meyer
Äpfel
Als ich Kind war, gehörten Äpfel von August bis in den Winter hinein zum täglichen Speiseplan. In allen Varianten, als Ganzes, als Mus, als Kompott, im Kuchen und in Pfannkuchen. Wir haben sie an Straßenbäumen aufgelesen und gepflückt und gerne auch geklaut in fremden Gärten. Das waren immer die Besten. Ich erinnere mich, dass wir auf einer großen Streuobstwiese jedes Jahr Äpfel und Pflaumen aufsammeln und pflücken durften. Auf jeden Fall war nie Mangel an Äpfeln. Am allerbesten an diesem Obst war, es hat nichts gekostet. Bei zehn Geschwistern der Pluspunkt überhaupt. Als ich erwachsen war, hieß es plötzlich, um die Äpfel von Straßenbäumen zu bekommen, muss man den Baum, bzw. seine Ernte kaufen. Kann ich bis heute nicht verstehen, weil selten jemand die Äpfel abpflückt oder aufliest, und so zentnerweise Obst vergammelt. Irgendwann mussten wir Äpfel im Supermarkt kaufen und dann hieß es, unbedingt abwaschen, weil sie gespritzt sind. Mit was gespritzt? Wir haben unsere ganze Kindheit und Jugend hindurch ungewaschene Äpfel gegessen. Was machen die Menschen, die Zeit und die Welt mit unseren Äpfeln? Jetzt, im fortgeschrittenen Alter, ist es für mich immer ein Aufreger wert, wenn ich Äpfel aus Neuseeland, Chile, usw. in den Regalen finde und sehe, wie die Leute sie tütenweise kaufen, billiger als deutsche Äpfel. Ich für meinen Teil esse nur deutsche Äpfel, aufgelesen oder geklaut. Ganz selten gekauft.
Beate Crone
3 Die Schreibuhr
Nimm dir ein leeres Blatt Papier und einen Stift und schreibe auf, was immer dir gerade in den Sinn kommt. Lege deinen momentanen Gedankenfluss auf das Papier.
Themen oder Rahmen sind dabei fast nicht vorgegeben. Die einzige Begrenzung bildet hier die Uhr.
Wir schreiben 15 Minuten. Am besten stellst du dir einen Wecker oder Timer. In diesen 15 Minuten denke und schreibe Text. Wichtig. Wenn der Wecker klingelt, höre auch wirklich auf. Wenn du merkst, dass 15 Minuten dich nicht auslasten, erhöhe irgendwann die Schreibdauer.
Zwei Beispiele:
Dezember. Ein kalter Monat ist es, und ein dunkler noch dazu. Zwischen dem Ärger und der schlechten Laune und dem gespannten Warten auf hoffentlich schöne Feiertage und eine kleine Pause zum Jahresende springt das Leben hin und her und lässt uns erstmal nicht zur Ruhe kommen. Trotzdem liegt immer etwas in der Luft. Wo das eine endet, muss zwangsweise etwas Neues beginnen. In diesem Fall der Januar. Und so werden die letzten Tage des Dezembers immer zu einer Art leerem Raum, in dem man verschwinden kann und alles undefiniert stehen bleibt. Wie internationale Gewässer, in denen kein konkretes Gesetz mehr vorschreibt, was man zu tun hat. Als Pirat zwischen den Jahren lässt sich die schlechte Laune dann auf jeden Fall besser aushalten.
Jupiter
„Ja, ja, sagte er ganz versonnen und schaute dabei aus dem Fenster. „Die Frau N.
, wiederholte er dann zum bestimmt zehnten Male. „Die Frau N. ist eine sehr begabte Frau. Sie spielt Theater, singt sehr gut und schreibt. Ich weiß gar nicht, was das mit der Arbeit noch soll. Obendrein lebt sie noch in Gifhorn anstatt in Madrid oder in Venedig. Er schwieg und schaute weiter aus dem Fenster. „Neulich,
begann er wieder, „neulich habe ich sie gesehen, da gab sie einem Hund einen Zettel ins Maul. Ich bin dem Hund gefolgt. Er lief durch die gesamte Stadt. Er war nicht schnell. Ich konnte ihm gut folgen. Er war so geschickt, selbst an den größten Kreuzungen mit dem schlimmsten Verkehr, er kam nicht zu schaden. Dann, weit draußen außerhalb der Stadt, hielt er inne. Er erbrach den Zettel und lief fort. Ich nahm den Zettel auf, es war nichts zu lesen, alles verwischt. Dann kam ein Rabe, las den Zettel auf und flog davon.
Jo Harms
„Guten Tag! Ich bin behindert. Ich kann ja auch nichts dafür, aber es ist ja nun mal so… Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit. Leben Sie lange und in Frieden… und entschuldigen Sie bitte meine feuchte Aussprache!"
Martin Endres
4 Der Stichwortfaden
Jede gute Erzählung braucht einen Faden,