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Wahre Kreise schließen sich: Lebensfolgen eines sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche Ein Plädoyer für die Wahrheit
Wahre Kreise schließen sich: Lebensfolgen eines sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche Ein Plädoyer für die Wahrheit
Wahre Kreise schließen sich: Lebensfolgen eines sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche Ein Plädoyer für die Wahrheit
eBook318 Seiten2 Stunden

Wahre Kreise schließen sich: Lebensfolgen eines sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche Ein Plädoyer für die Wahrheit

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Über dieses E-Book

"Wahre Kreise schließen sich"
Lebens-Folgen eines sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche
Ein Plädoyer für die Wahrheit

Erzählt und reflektiert wird die autobiographische Lebensgeschichte von Walther Thür.
Ausgehend vom Jahr 2010, in welchem der Missbrauchsskandal innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland öffentlich wurde, erzählt der Autor seine persönliche Biographie, die von einem sexuellen Missbrauch, ausgeübt durch einen katholischen Priester, in der Kindheit überschattet wurde. Reflektiert werden die Kindheit, Jugend und das Erwachsenenalter des Autors.
Die nachhaltigen Folgen des Missbrauchs, komorbide Begleiterkrankungen als auch die Schwierigkeiten, dem Leben eine sinnvolle Struktur zu geben, werden für den Leser spürbar und sichtbar.
Eingebettet in die vorliegende Biographie sind immer wieder Gedichte und Illustrationen, die der Autor im Laufe der Jahre geschrieben und skizziert hat. Als Protagonisten treten in der erzählenden Biographie auf: Die allgemeine Presse; Tom, der begleitende Schutzengel; Pfarrer U., der Missbrauchstäter und Walther, der Betroffene.
Das Geschriebene möge der Wahrheit Raum geben und andere Betroffene ermutigen, die Wahrheit auszusprechen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum16. März 2022
ISBN9783347519466
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    Buchvorschau

    Wahre Kreise schließen sich - Walther Thür

    Warum dieses Buch ?

    Um es vorweg klarzustellen. Es geht nicht um „Abrechnung, es geht nicht um „Zurückschlagen, es geht nicht um „Vergeltung, vielmehr geht es um „Aussprechen, um ein „Mitteilen der zum großen Teil unausgesprochenen Wahrheit. Sinn und Ziel ist es, dem verehrten Leser neue Sichtweisen zum Tabu-Thema „Sexueller Missbrauch innerhalb der Katholischen Kirche zu eröffnen.

    Ich erzähle ausschließlich meine Geschichte, allerdings doch auch auf eine gewisse Art „stellvertretend" für zahlreiche Missbrauchsopfer innerhalb der katholischen Kirche, denn viele haben keine Stimme mehr; sie sind verstummt und mutlos; sie leiden bis zum heutigen Tag; sie sind gefangen von Drogen und Alkohol, die wohl ältesten Antidepressiva der Welt; sie haben in Ihrer Verzweiflung den Freitod gesucht; sie sind tot.

    „Wahre Kreise schließen sich".

    Der Titel könnte auch lauten: Die Wahrheit holt uns immer wieder ein. Früher oder später. Die Betonung liegt auf „wahr", sprich Wahrheit, und darum soll es in diesem Buch gehen.

    Wenn wir der Wahrheit in unserem Leben, auf dieser Welt, keinen Raum mehr geben, dann stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit unseres Daseins immer wieder neu.

    Es geht nicht darum, Geschehenes „groß oder klein" zu machen, sondern es aussprechen zu dürfen – ohne ein Wenn und Aber – es geht schlichtweg um die Wahrheit.

    Und – wir sind es nachfolgenden Generationen schuldig, allen voran den Kindern schuldig, Mut zu machen, die Wahrheit auszusprechen, der Wahrheit Licht zu geben. Vielleicht wird die Welt dadurch etwas angstfreier und wahrhaftiger.

    Die katholische Kirche hat sogenannte „Leitlinien zur Prävention von sexuellem Missbrauch" erarbeitet.

    Hier geht es um „Leid-Linien", die ein sexueller Missbrauch mit sich bringt.

    Die Biographie, die Vita eines Betroffenen, wird wesentlich geprägt und bestimmt durch ein erfahrenes Trauma, das ist mir mittlerweile nach vielen Jahren und Jahrzehnten klar geworden.

    Freilich liegt das Geschehene, das „Unsägliche, in der Vergangenheit und es gibt keinen „Reset-Knopf. Es ist kein Neustart möglich. Aber es gibt Möglichkeiten, das erlittene Unrecht mit professioneller Unterstützung aufzuarbeiten, zu akzeptieren und eventuell „einzuordnen" in den persönlichen Lebensweg.

    Eine Möglichkeit ist auch das expressive Trauma-Schreiben, das Unsagbare mitteilbar zu machen. Dieser Herausforderung möchte ich mich hiermit stellen.

    Margot Käßmann, Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, bringt es in ihrem Buch „Sorge Dich nicht Seele in gewisser Weise auf den Punkt, wenn sie schreibt: „ Denn das, was wir verdrängen, bedrängt unsere Seele. Wenn wir die schmerzhaften Punkte, Entscheidungen, Entwicklungen, Verstrickungen benennen, sie aussprechen, mit anderen besprechen, nehmen wir ihnen einen Teil ihrer Macht.

    Das Jahr 2010

    Ein wahrer Tsunami bricht über die katholische Kirche in Deutschland ein. Manche sprechen von einem Erdbeben, andere von einem gewaltigen Vulkanausbruch.

    Der Jesuiten-Pater Klaus Mertes, Rektor des Canisius-Kollegs der Jesuiten in Berlin, deckt Missbrauchsfälle auf. Die Lawine kommt ins Rollen, weitere Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs werden öffentlich.

    - Missbrauch im Jesuiten-Kolleg St. Ansgar / Hamburg

    - Missbrauch im Bonner Aloisius- Kolleg

    - Missbrauch im Jesuiten-Kolleg St. Blasien

    - Missbrauch in nahezu allen Bistümern der katholischen Kirche

    - Missbrauch im Benediktinerkloster Ettal

    - Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen

    - und und und….

    Die Medien überschlagen sich mit Missbrauchsfällen und -berichten. Der Trierer Bischof Ackermann wird sogenannter „Sonderbeauftragter für Missbrauchsfälle".

    Der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, entschuldigt sich bei den Missbrauchsopfern.

    Auch ich erhalte am 04.05.2010 ein Schreiben vom Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg, vom seinerzeit zuständigen Domkapitular.

    „Sehr geehrter Herr Thür,

    Sie wurden im Alter von 13 Jahren das Opfer sexueller Übergriffe durch Pfarrer Ullmer in Mannheim Gartenstadt.

    Pfarrer Ullmer hat die Übergriffe Ihnen gegenüber nie geleugnet. Aber erst jetzt wurden sie öffentlich bekannt. Pfarrer Ullmer bereut die Tat zutiefst und bittet Sie noch einmal um Verzeihung.

    Was geschehen ist, kann freilich nicht ungeschehen gemacht werden. Sie leiden bis heute unter der Last der damaligen Ereignisse und tragen schwer an Getanem, Gesagtem und Geschriebenem.

    Ich möchte Ihnen mein persönliches Bedauern aussprechen über das Ihnen im Rahmen der Kirche und der Seelsorge zugefügte Unrecht, durch das Sie so sehr Schaden erlitten haben. Als Beauftragter des Erzbischofs bitte ich Sie um Verzeihung.

    Über ein Zusammentreffen und ein Gespräch mit Ihnen würde ich mich freuen. Das Zustandekommen liegt jedoch ganz in Ihrer Freiheit.

    Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie ein Gespräch mit uns wünschen oder was wir für Sie tun können.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Eugen Maier

    Domkapitular „

    Ich nahm die Einladung zu einem Gespräch an.

    Nahezu zweimal wöchentlich flimmert ein Missbrauchs-Talk über das Fernsehen in deutsche Wohnzimmer. Wochenlang beherrscht das Thema Missbrauch sämtliche Medien, steht ein Tabuthema im Focus der Öffentlichkeit. Immer wieder neue, entsetzliche Nachrichten und Schlagzeilen. Eine aufwühlende Zeit für die Kirche, sicher, aber auch für die Betroffenen und die noch lebenden Täter.

    Die Kirche ist um Ihre Reputation bemüht. Der Image-Schaden ist groß, aber er soll minimiert werden.

    Zwischenfrage: War Jesus Christus eigentlich auf Image aus? Ich glaube „Nein, denn sonst wäre er nicht am Kreuz gestorben; ein absoluter Imageverlust, seine Anhänger und Jünger waren am Boden zerstört. Wie konnte er, der neue Messias, nur so enden". Heute wissen wir als Christen, es war nicht das Ende - es war der Beginn.

    Auch mich persönlich durchschüttelte diese Medienpräsenz und wirbelte mein Gefühlsleben ziemlich durcheinander. Ich war in großer Not.

    Vier Jahrzehnte hatte ich diesen Missbrauchs-Rucksack mit mir geschleppt, vier Jahrzehnte gingen mir immer wieder die Kräfte aus, vier Jahrzehnte habe ich nichts ausgesprochen, es sei denn der Alkohol löste meine Scham und Angst und ich sprach die Vergangenheit an; aber wer glaubte schon einem Betrunkenen, einem aus der Spur Geratenen. Meine Biographie wurde durch den Missbrauch wesentlich geprägt.

    Früher Alkoholkonsum mit nahezu allen Folgen, zum Teil beziehungsunfähig, Depressionen, Suizidgedanken als auch -versuche, Selbstzerstörung, Isolierung und Abkapselung.

    Warum landete mein Fall über eine Presseerklärung des Täters und der Kirche öffentlich in den Medien ohne mich auf irgendeine Weise einzubinden, geschweige denn, mich das vorab wissen zu lassen.

    Die katholische Kirche als auch der Täter gingen in die Offensive, der ich völlig wehrlos ausgeliefert war.

    Wer denn hatte den Täter beim zuständigen Dekan angezeigt?

    Ich war es in jedem Fall nicht, aber der wahre Kreis schloss sich dennoch.

    Ich war der Nestbeschmutzer, der Verräter, der anmaßende „Pharisäer, derjenige, welcher an dem hoch gelobten und beliebten Priester an der Täter-Person" rüttelte und das Denkmal ins Schwanken brachte; so zumindest in den Augen vieler Außenstehender. Der Täter war (und ist) eine von vielen geliebte und hochgeachtete kirchliche Instanz.

    Hier ein kurzer Auszug aus der Presseerklärung (wnoz) vom 20. April 2010:

    Ein großes Foto schmückte den Artikel. Der reuige Sünder und sein zuständiger Dekan. Später warf man mir, der ich von alledem nichts wusste, vor: „Das hat er nicht verdient…"

    Pfarrer Ullmer holt die Vergangenheit ein.

    "Die katholische Kirche im Dekanat Heidelberg-Weinheim kommt nicht zur Ruhe. Nun musste der ehemalige Dekan Ullmer eingestehen, dass er als junger Pfarrer einen 14-jährigen Jungen zweimal unsittlich berührt hat.

    (Anmerkung des Verfassers: Unsittlich berührt? Und im Übrigen, ich war dreizehn Jahre alt!)

    Unter anderem sagte Pfarrer Ullmer: „Ich bereue zutiefst den damaligen Missbrauch. Ich bedauere aber auch, dass ich nun mit schuld bin am Imageschaden meiner Kirche……"

    (Erneut meine Frage: War Jesus Christus eigentlich auf Image aus?)

    Die Seelsorgeeinheit von Pfarrer Ullmer wurde eingeladen, um Trauerarbeit zu leisten.

    Am Mittwoch, den 21. April 2010 erscheint nachfolgender Artikel in den Weinheimer Nachrichten:

    Katholische Kirche: Missbrauch durch den ehemaligen Dekan Ullmer erschüttert die Gemeinden an der Bergstraße.

    „Fassungslosigkeit, Trauer und das Gefühl ein Erdbeben zu erleben - so beschrieben gestern Bergsträßer Katholiken ….ihre Reaktion auf die Nachricht, dass der ehemalige Dekan Ullmer den Missbrauch eines 14-jährigen Jungen (Anm. des Verf.: Ich war 13)

    zugegeben hat. Besonders für die Bachgemeinden…..war es ein regelrechter Schock. Es sei für die meisten einfach `unfassbar`, sagte Pfarrer W., der heute für die Bachgemeinden zuständig ist,…und fügte hinzu: `nicht im Entferntesten hätte ich das gedacht`. Deshalb sehe er jetzt für seine Gemeinden eine Trauerarbeit vor sich. Man müsse damit umgehen lernen, dass ein Mensch, der vielen nahe stand, so etwas getan habe.

    W. betonte, dass er den ehemaligen Weinheimer Dekan als überzeugenden Priester kennengelernt habe, der außerordentlich beliebt gewesen sei. Deshalb gehe es jetzt darum, gemeinsam mit den Gemeinden die nächsten Schritte zu vollziehen. Einerseits wolle man die Wertschätzung für sein Wirken …formulieren, anderseits die Trauer über das, was vor fast 40 Jahren passiert ist……… Wie gestern bekannt wurde, hatte Pfarrer Ullmer allerdings schon während seiner Tätigkeit an der Bergstraße dem damaligen Opfer eine Wohnung in einer Einrichtung seines Dekanats vermittelt (Anmerkung des Verf: Hört sich nach Entschädigung / Wiedergutmachung an…war es aber nicht…ich hatte mich um die ausgeschrieben Hausmeisterstelle ordentlich beworben.) Dekan Dr. J. Dauer wollte sich dazu gestern auf Rücksicht auf das Opfer nicht äußern…"

    (wnoz, 20. April 2010)

    Schön. Wo blieb ich? Auch ich wollte Trauer- bzw. Trauma-Arbeit leisten. Im Spätjahr 2010 machte ich mich eigenständig auf die Suche nach professioneller Hilfe. Ich spürte und wusste, dass ich diese Überschwemmung meiner Gefühle nicht allein bewältigen konnte. Ich hatte Glück, mein persönlicher Schutzengel, Tom, war wohl wieder am Werk und ließ mich nicht allein. Ich lernte Dr. Peter Hofmann kennen, Facharzt für psychosomatische und psychotherapeutische Medizin, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.

    Die Chemie zwischen uns stimmte, ich konnte reden. Im Übrigen, die Kosten trug meine Krankenkasse, die katholische Kirche war hier außen vor.

    Herr Dr. Peter Hofmann begleitete mich bis zum Sommer 2016, dann veränderte er sich aus beruflichen Gründen und wechselte an ein Facharztzentrum in der Nähe von Passau.

    Offen gestanden, er fehlt mir.

    Im Zeitraum von 2010 bis 2018 folgten:

    Eine erste Traumatherapie 2013 in Isny-Neutrauchburg, die ich allerdings bereits nach einer Woche aufgrund eines Sportunfalles abbrechen musste. Diagnose: Trümmerbruch im rechten Oberschenkel. Operation in Wangen, Anschlussheilbehandlung in Bad Rappenau. Seitdem Grad der Behinderung GdB 50 mit Merkmal G (gehbehindert); ein weiteres kleines Trauma ereilte mich somit, aber ich hadere nicht damit.

    Im Sommer 2015 unternahm ich einen zweiten Anlauf bzgl. einer Traumatherapie in Isny im schönen Allgäu.

    Eine weitere 6-wöchige Traumatherapie folgte dann im Sommer 2018.

    Vieles konnte ich mitnehmen. Ich begann, mich selbst zu verstehen, mein Inneres Kind tauchte auf. Ich lernte, meine Gefühle achtsam wahrzunehmen und versuchte, den sexuellen Missbrauch irgendwie zu integrieren in meinen Lebensweg. Aber das alles waren noch Anfänge, ich arbeite weiterhin daran.

    Am 9. September 2018 kehrte ich aus meiner letzten Therapie heim. Ich ging sofort wieder meiner Arbeit nach, wurde ich doch auch als arbeitsfähig entlassen.

    Am Dienstag, den 25. September 2018, wurde bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda eine Missbrauchsstudie zum jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland vorgestellt.

    Titel der Studie:

    Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz.

    2010 bis 2018, ganze acht Jahre also benötigt die katholische Kirche, um diese Studie vorzustellen.

    Die in Auftrag gegebene Studie offenbart Schmerzliches:

    "Im Zeitraum von 1946 bis 2014 gab es in den deutschen Diözesen mindestens 3677 Betroffene von sexuellen Übergriffen. Die Taten werden mindestens 1670 Beschuldigten zur Last gelegt, vor allem Priestern.

    Erstellt wurde die Studie von einem Forschungskonsortium unter der Leitung von Prof. Dr. Dressing, Mannheimer Psychiater und Forensiker am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim".

    Im Jahr 2015 hatte ich Herrn Dressing persönlich angeschrieben und meine Bereitschaft signalisiert, an der damals geplanten Studie teilzunehmen, war und ist es doch auch mein Anliegen, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche weniger zu begünstigen.

    Freilich, es wurden zwischenzeitlich neue Leitlinien zu Prävention von sexuellem Missbrauch erarbeitet, es gab Schulungen für Kleriker und Mitarbeiter, es gab Hotlines, es gab Ansprechpartner für Betroffene. Dennoch ist klar und offensichtlich, dass sich die Kirche schwer tut, sich diesem Thema aufrichtig zu stellen; die nun veröffentlichten Studienergebnisse machten deutlich, dass alle bisherigen Verfahren nicht ausreichten.

    "Kardinäle im Büßerhemd.

    `Erschüttert und erschrocken` sei er über die Ergebnisse der Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx. Kirchliche Amtsträger müssten jetzt verstärkt auf die dunklen Seiten ihres Lebens und des Lebens der ganzen Kirche schauen".

    (WN/OZ, Mittwoch, 26. September 2018)

    Stellvertretend für die vielen Betroffenen, die lebenden als auch die toten, möchte ich aussprechen, was geschieht, wenn sexueller Missbrauch wie ein Dorn in der Lebensbiographie steckt.

    Den vielen Außenstehenden, den meist klaglos Kirchentreuen, der Institution Kirche, den Ahnungslosen, den Kleinrednern, den Ver-Urteilenden der Opfer mögen neue Sichtweisen aufgehen.

    Wie eingangs bereits betont, hier wird aus meiner Sicht nicht abgerechnet mit der Kirche und seinen Tätern. Hier wird nur versucht auszusprechen, was geschah - mit welchen Folgen.

    Das tut mir persönlich gut und befreit auf eine gewisse Weise - (in Fachkreisen spricht man vom expressiven Traumaschreiben) - und ein Kreis, ein Wahrer Kreis schließt sich.

    Wahre Kreise schließen sich / Leidlinien und Lebens-Folgen eines

    sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen

    Kirche. Ein Plädoyer für die Wahrheit

    Auch Jesus hatte seine Lieblingsjünger

    „Und Du musst wissen: Auch Jesus hatte seine Lieblingsjünger."

    Ein Satz, der mich nie mehr so richtig los ließ, der mein Leben lange Jahre, Jahrzehnte, begleitete und immer wieder „auftaucht". Kreise schließen sich. Warum geschieht, was geschieht? Wer lenkt, wer denkt? Wer führt uns? Die meisten Sinnfragen werden ohne endgültige Antwort bleiben, aber oft ist es auch schon wichtig, die Fragen überhaupt zu stellen, sie zu platzieren im Labyrinth des Lebens. Die Grundfragen des Lebens, die uns berühren, uns begleiten und sich auftun, wenn wir wach und achtsam unsere individuellen

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